Hegegemeinschaften sind auf einem guten Weg

Die Hegegemeinschaften sind auf einem guten Weg bei der Erfüllung der Rehwild-Abschusszahlen, allerdings sollte bei der Erlegung der Böcke auf eine bessere Altersstruktur geachtet werden, ebenso auf mehr Sorgfalt beim Ausfüllen der Streckenlisten. So lautete kurzgefasst der Tenor bei der Hegeschau des Südlandkreises am Freitag, 30. Mai, im Gasthaus „Zum Hirschen“ in Riedern.
Nach der Eröffnung durch die Jagdhornbläser der Jägervereinigung Spessart-Aschaffenburg hieß der Vorsitzende der BJV-Kreisgruppe, Ralph Keller, im vollen Saal des Gasthauses zahlreiche Gäste aus Politik, Landkreisverwaltung und Jägerschaft willkommen, ehe stellvertretender Landrat Bernd Schötterl die Hegeschau eröffnete. Diese sei eine Plattform, um allen an der Jagd Beteiligten sowie Interessierten die Ergebnisse der Jagd vorzustellen und sich über die Situation der Jagd zu informieren. Wie es der Jagd gehe, sei im mit 58 Prozent Waldfläche waldreichsten Landkreis Bayerns ein wichtiges Thema der Kreisentwicklung und im öffentlichen Interesse. In Zeiten des Klimawandels brauche es eine zukunftsgerichtete Jagd, sagte Schötterl, der hierfür den Austausch auf Augenhöhe und die Entwicklung gemeinsamer Lösungen anmahnte. Ein gesunder, widerstandsfähiger Wald sei ein wertvolles Gut der ganzen Gesellschaft, sagte er. „Der Odenwald ist ein Schatz, den es zu schützen gilt“, machte Schötterl klar und bescheinigte der Jägerschaft, hierfür einen großen Beitrag zu leisten. Mit Blick auf die Streckenlisten könne man mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein, befand der amtierende Landrat. Die Ergebnisse der letzten Planungsperiode hätten gezeigt, dass die Bemühungen Früchte getragen hätten. Nach dem aktuellen Forstlichen Gutachten 2024 seien sieben von acht Hegegemeinschaften als tragbar eingestuft worden, auch die einzige als rot eingestufte Hegegemeinschaft sei auf einem sehr guten Weg. Dass die von Schötterl gelobte Kooperation von Landratsamt und Jägerschaft auch von Seiten der BJV-Kreisgruppe so eingeschätzt wird, bestätigte Ralph Keller mit der Zusage, die gute Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen.
BJV-Bezirksvorsitzender Enno Piening ging in seinem Grußwort auf die Novellierung des Bayerischen Jagdgesetzes ein, die derzeit in München diskutiert wird. Die Art und Weise, wie dies von den Beteiligten gehandhabt wird, gefiel Piening aber nicht. Der BJV habe seine Forderungen niedergeschrieben und darin strukturelle Vorschläge unterbreitet, sagte er und hoffte, dass am Ende eine Novellierung steht, die allen Beteiligten gerecht wird. Landtagsabgeordneter Martin Stock sprach sich dagegen aus, Wald und Wild gegeneinander auszuspielen und bezeichnete die Jägerschaft als „wahre Hüter des Waldes.“
Dass der Wald vor großen Herausforderungen angesichts des Klimawandels steht, machte der Abteilungsleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Paul Bauer, klar. Anhand der Klimadaten zeigte er, dass die Tendenz zum weiteren Temperaturanstieg geht, bei Niederschlagsmengen sei die Tendenz aktuell noch nicht so schlimm. Er hoffte nach einem extrem niederschlagsarmen Frühjahr auf einen verregneten Sommer, um das bislang aufgelaufene Niederschlagsdefizit zumindest zu verringern. Der Klimawandel werde von Schädlingen und Krankheiten begleitet, die Bäume wie Fichte, Eiche und Ahorn massiv bedrängen. Zum Forstlichen Gutachten, das als Grundlage der Abschussplanung dient, erklärte er, dass neben der Verjüngungsinventur weitere Kriterien in die Bewertung einflössen – etwa der Vergleich der Baumartenzusammensetzung auch in unterschiedlichen Höhenlagen, Schutzmaßnahmen gegen Schalenwild sowie regionale Unterschiede. Im Landkreis Miltenberg sei die Verbissbelastung in sieben von acht Hegegemeinschaften tragbar, so Bauer, der der Jägerschaft zum Abschluss für ihre Bemühungen dankte. Ralph Keller bat die Bürgermeister daraufhin, in den Gemeindewäldern Wasserrückhaltebecken anzulegen, damit das Wild auch in Trockenzeiten genügend Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Jagdberater Horst Feyrer hatte die Streckenlisten der letzten drei Jahre ausgewertet. Beim Rehwild kam er für den im Frühjahr 2025 abgeschlossenen Drei-Jahres-Zeitraum auf einen Erfüllungsgrad beim Abschuss von 97 Prozent. 6.729 Tiere wurden erlegt, 6.928 hätten es sein sollen. Beim Blick auf die ausgestellten Trophäen zeigte er auf, dass er sich eine bessere Altersstruktur bei den Böcken wünscht. Er ging auch auf die Erfüllungsquoten in den Hegegemeinschaften (HG) ein.
Während beim Schwarzwild im Jagdjahr 2023/2024 2.574 Stück in den Listen erfasst wurden, waren es im abgelaufenen Jahr 2.480 Stück. Aufgefallen war Feyrer, dass vor allem die Zahl der Frischlinge stark rückläufig war: Bei den männlichen waren es 462 (2023/2024: 542), bei den weiblichen 472 (530). Dieser Anteil sei viel zu niedrig, sagte er und bat die Jägerschaft darum, mehr Frischlinge zu erlegen. Darüber hinaus gelte es, bei der Bejagung dem Wild den nötigen Respekt entgegenzubringen und waidgerecht zu jagen.
Im Rotwildbezirk Spessart seien von 124 geforderten Abschüssen gerade einmal 67 erfolgt, im Odenwald sei es etwas besser: Von geforderten 107 wurden 80 geschafft. Außerhalb des Rotwildgebiets Spessart seien im letzten Jagdjahr 20 Stück erlegt worden. Beim Muffelwild berichtete Feyrer von einem Soll von 53 Tieren, erlegt wurden 36. Erfreulich sei, dass im Bereich des Niederwilds unter anderem 403 Füchse erlegt wurden (286 im Vorjahr), 107 Nilgänse (39) und 253 Waschbären (204). Bei den Wildunfällen gebe es wenige Auffälligkeiten: Reh- und Rotwild sei 202-mal überfahren worden, 33-mal habe es Schwarzwild erwischt und 15 Waschbären hätten Unfälle mit Autos ebenfalls nicht überlebt.
Am Ende mahnte BJV-Vorsitzender Keller eine bessere Führung der Streckenlisten an. Beim Durchschauen habe er bereits nach wenigen Minuten viele fachliche Fehler entdeckt, unter anderem bei der Einstufung von Frischlingen und Überläufern, kritisierte er.
Die nach München gemeldeten Streckenlisten spiegelten die Realität überhaupt nicht wider, befand er. Eine Anregung richtete er an die Untere Jagdbehörde: Man solle die Bejagung von Gänsen vom Wasser aus ermöglichen, wenn die Motoren der Boote abgestellt sind, bat er.
Amtierender Landrat Bernd Schötterl freute sich am Ende über eine sehr interessante Hegeschau in angenehmer Atmosphäre. Er mahnte einen weiterhin guten fachlichen Austausch an und forderte dazu auf, dabei auch menschlich miteinander umzugehen.