Tagesordnungspunkt

TOP Ö 1: Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsbeauftragten

BezeichnungInhalt
Sitzung:15.05.2017   KT/002/2017 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Kreistags nehmen die Ausführungen von Frau Farrenkopf zur Kenntnis.


Frau Farrenkopf gibt anhand beiliegender Präsentation einen Überblick über ihre Beteiligung an Arbeitskreisen und Gremien, zu Veranstaltungen und Projekten, Frauen und Politik, Beratungen, Intern und eine Vorschau.

 

 

Auf Nachfrage von Kreisrat Dr. Fahn sagt Frau Farrenkopf, dass das Frauenhaus in Aschaffenburg weiterhin Absagen erteilen müsse, weil es voll belegt sei. Die Frauen würden zwar nicht im Stich gelassen, aber auf Dauer müsse dieses Problem gelöst werden.

Zur weiteren Frage von Kreisrat Dr. Fahn erklärt Frau Farrenkopf, dass sie Altersarmut von Frauen auch thematisiere. Sie habe dieses Jahr im März bereits einen Rentenvortrag für Frauen organisiert. Allerdings sei es so, dass insgesamt ein Bewusstsein für dieses Thema geschaffen werden müsse.

 

Kreisrätin Münzel sagt, dass Frau Farrenkopfs Bericht zeige, dass die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten umfangreich und vielfältig sei. Sie möchte zwei Themen ansprechen. Zum einen die Sprache und zum anderen junge Frauen und das politische Interesse.

Sie habe im Kreistag schon des Öfteren gesagt, dass Sprache keine Marginalie sei, sondern dass Sprache sehr wichtig sei. Sprache bilde Wirklichkeit ab und beeinflusse die Wirklichkeit. Wenn man jemanden nicht benenne, dann verschweige man ihn oder sie und mache diese Person und deren Leistungen oder Potentiale unsichtbar. Dies geschehe auch, wenn in der Sprache nur die männliche Form verwendet werde, deshalb lege sie extrem viel Wert darauf, dass entweder die Sprache geschlechtsneutral ist oder dass die männliche und die weibliche Form benutzt werde, egal, wieviel Zeit das brauche. Im Kopf entstünden ganz andere Bilder, wenn man z.B. sage, der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin. Was die Sprache anbelangt, so gebe es im Landratsamt sehr große Fortschritte. Sie möchte von Frau Farrenkopf wissen, ob es Richtlinien für die einzelnen Abteilungen gebe, die aussagen, wie formuliert werden solle oder müsse. Weiterhin möchte sie wissen, ob es jemanden gebe, der die Texte redigiere.

Zum Thema junge Frauen und Kommunalpolitik bemerkt Kreisrätin Münzel, dass ein Mentorinnenprogramm sicher hilfreich sei, aber ein Tandem könne eigentlich nur der Anfang sein. Sie möchte wissen, wie die jungen Frauen von diesem Programm hätten erfahren können. Kreisrätin Münzel findet es gut, wenn Frau Farrenkopf mit dem Jugendzentrum in Miltenberg junge Frauen einlade. Dabei wäre ihr wichtig, dass nicht nur Miltenberger junge Frauen angesprochen würden, sondern dass alle junge Frauen eingeladen würden. Es solle eine Veranstaltungsform gewählt werden, das den jungen Frauen die Möglichkeit gebe, deutlich zu machen, was sie unter Politik verstehen würden, was junge Frauen daran hindere, sich politisch zu betätigen, was getan werden müsste, was der Kreistag oder der Landkreis verändern könne, damit es nicht nur eine einmalige Angelegenheit sei, sondern dass etwas entstehe, wo man kontinuierlich daran arbeiten könne.

 

Frau Farrenkopf antwortet, dass sie eine E-Mail an alle Kolleginnen und Kollegen des Landratsamtes geschickt habe, um auf die geschlechtergerechte Sprache hinzuweisen. Dabei habe sie einen Link zu einer Internetseite hinzugefügt, wo neutrale Formulierungen zu finden seien. Es würde im Amt darauf geachtet werden, richtig zu formulieren.

Zur Erreichbarkeit von jungen Frauen erklärt Frau Farrenkopf, dass es schwierig sei, da facebook mittlerweile out sei. Darüber werde sie sich mit Frau Fuchs vom Jugendtreff Miltenberg  beim nächsten Treffen Gedanken machen. Es solle auf keinen Fall eine einmalige Sache sein, sondern der Wunsch sei ganz klar, dies langfristig aufzubauen.

 

Kreisrat Dr. Linduschka hat zu den Aussagen von Kreisrätin Münzel zur Sprache einen anderen Schwerpunkt. Man müsse sehen, was dringende Probleme seien und mit welchen Kanonen man auf Spätzinnen und Spatzen schieße. Er halte Sprache für wahnsinnig wichtig, aber das Kernproblem bei der Sprache seien mit Sicherheit andere Bereiche. Es gehe zum Beispiel darum, wie man Frauen, die nach Deutschland kämen, in der Flüchtlingsbewegung seit Jahrzehnten im türkischen Bereich, dazu bekomme, Deutsch zu sprechen, um überhaupt die Möglichkeit zu bekommen, sich zu integrieren. Er wolle nicht das eine gegen das andere ausspielen. Wenn man ein Problem jetzt so ins Zentrum stelle und ihm so eine Bedeutung gebe, dann mache man seiner Ansicht nach die anderen und echten Probleme kleiner. Dies findet er schade.

Er möchte von Frau Farrenkopf wissen, wie sie den Umzug von der Praxis und der Wirkung her empfinde. Ihm gehe es dabei auch um die psychologische Wirkung.

 

Frau Farrenkopf antwortet, dass der Umzug Vor- und Nachteile habe. Von internen Kolleginnen habe sie allerdings die Rückmeldung erhalten, dass sie es jetzt leichter fänden, zu ihr zu kommen, weil es nicht so offensichtlich sei als direkt im Amt.

 

Landrat Scherf erwähnt, dass sich das Landratsamt mit Frau Farrenkopf sehr intensiv mit der Aktivierung von Frauen aus anderen Kulturkreisen beschäftigt habe. Man habe die Integrationskurse so ausgestaltet, damit man direkten Zugang zu den Frauen erhalte, um zum einen Beratungsangebote und zum anderen die Aktivierung, zu den eigenen Rechten zu stehen, den Frauen nahebringen könne. In diesem Bereich sei das Landratsamt aktiv. Es gebe sehr positive Beispiele bürgerschaftlichen Engagements im Landkreis, wo sich Leute sehr intensiv darum kümmern, dass Frauen, die eventuell schon in der zweiten Generation hier seien, in die Mitte der gesellschaftlichen Teilhabe zu holen. Da sei die Vernetzung z.B. mit dem Verein Frauen für Frauen seitens der Gleichstellungsstelle ein sehr wichtiger Arbeitsbereich.

 

Frau Farrenkopf ergänzt, dass es voraussichtlich Anfang November gemeinsam mit der Beauftragten für Chancengleichheit in Aschaffenburg, Frau Brunner, eine Veranstaltung geben werde für Frauen mit Fluchthintergrund, um ihnen den deutschen Arbeitsmarkt näher zu bringen.

 

Kreisrätin Frey möchte wissen, was mit den Frauen passiere, die im Frauenhaus abgewiesen würden. Sie fragt, ob diese Frauen zurückgeschickt würden, nachdem sie endlich den Mut gefunden hätten, sich zu befreien. Weiterhin erkundigt sie sich, ob das Frauenhaus mit der Polizei zusammenarbeite und ob man unter Umständen erwirken könne, dass der gewalttätige Teil die Wohnung verlasse.

 

Frau Farrenkopf gibt zur Antwort, dass man sich darum kümmere, die Frauen weiter zu vermitteln, auch in andere Bundesländern. Man wolle die Frauen nicht alleine lassen, aber trotz allem sei es ein Problem. Manchmal sei es nicht damit getan, dass der gewalttätigen Partner die Wohnung verlasse. Es gebe oft Familienstrukturen, je nach kulturellem Hintergrund der Frau, die es schwierig machen. Wenn man den Mann aus der Wohnung hole, stehe dann beispielsweise noch ein Bruder oder ein Vater und Onkel dahinter.

 

Landrat Scherf ergänzt, dass man für solche Maßnahmen eine rechtliche Grundlage benötige. Die könne das Frauenhaus und die Gleichstellungsbeauftragte nicht herstellen. Deshalb habe das Frauenhaus die Aufgabe, akut zu helfen. Momentan gebe es eine bayernweite Bedarfsermittlungsstudie, wo man auf Regionsebene mit den Kolleginnen und Kollegen aus Stadt und Landkreis Aschaffenburg die Situation analysiere.

 

Kreisrätin Weitz berichtet von ihrer Erfahrung, dass Veranstaltungen der Gleichstellungsbeauftragten immer sehr begeistern seien, weil die Frauen unter sich seien und es dadurch viel leichter sei, miteinander zu kommunizieren als in einem großen öffentlichen Raum, wo man oft als Frau auch das Wort abgeschnitten bekomme.

Zum Thema Migrantinnen sagt Kreisrätin Weitz, dass es viele örtliche Initiativen gebe. Der Verein „Frauen für Frauen“ veranstalte Sprechkurse, wo Migrantinnen lernen, sich auszudrücken und miteinander zu reden. Dann gebe es eine beispielhafte Initiative in Kleinwallstadt, das sogenannte „Nähcafé“. Dort würden sich Flüchtlingsfrauen mit einheimischen Frauen treffen, um zusammen zu nähen und miteinander Deutsch zu sprechen. Beeindruckend sei bei dieser Initiative, dass die Frauen lernten, zu nähen und haben dadurch die Chance, auf dem Arbeitsmarkt einen Platz zu bekommen. Dies sei ein tolles Beispiel.

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