Tagesordnungspunkt

TOP Ö 5: Antrag der Fraktion ÖDP: Sachstandsbericht über die aktuelle Waldsituation und die Arbeit des Jagdbeirats

BezeichnungInhalt
Sitzung:02.05.2017   ENU/001/2017 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Bevor Kreisrat Frey seinen Antrag erklärt, weist Landrat Scherf darauf hin, dass es sich bei der  Waldsituation inklusive Abschussplanung durch die Verantwortlichen um eine rein staatliche Aufgabe handele. Der Kreistag und die Gremien des Kreistages seien hierfür nicht zuständig. Aufgrund der Bedeutung des Waldes und der Möglichkeit, Transparenz zu schaffen, wie zum einen die Waldsituation aussehe und in diesem Zusammenhang die Arbeit des Jagdbeirates erkläre, habe er sich dazu entschieden, hier im Ausschuss darüber zu informieren.

 

 

Kreisrat Frey, ödp, sagt, dass Auslöser für den Antrag ein Referat des Herrn Adamek gewesen sei, wo Herr Adamek sehr klar aufgezeigt habe, wo die Probleme im Wald liegen können, wenn das Gleichgewicht im Wald in Unordnung gerate. Ihm sei klar geworden, als Stadtrat und als Träger eines politischen Amtes im Kreis, dass der Wald nicht nur Sache privater Leute sei, die geschädigt würden, sondern dass der Wald ein Gut für alle sei. Der Waldumbau, der in Zukunft erforderlich sein werde im Zuge des Klimawandels, sei eine Aufgabe, die eine gemeinsame Aufgabe sein müsse und die von langer Hand geplant werden und funktionieren müsse, wenn man für die Nachfahren einen vernünftigen Wald hinterlassen wolle. Diese Aufgabe zu stemmen, sei schon schwer genug. Allerdings vor dem Hintergrund, dass in einigen Waldgebieten die Verbissschäden so hoch seien, habe ihn dazu bewogen, die Initiative zu ergreifen und Sorge dafür zu tragen, dass diese Problematik auch in der Öffentlichkeit mehr bewusst gemacht werde. Jeder kenne die Situation, wie schön es sei, wenn man einmal ein Reh oder Wildschwein sieht. Wenn man die Situation allerdings genauer betrachte, merke man, dass es ein zweischneidiges Vergnügen sei. Um den Blick in der Öffentlichkeit zu schärfen, nicht nur für die Schönheit, sondern auch für die Probleme, die damit einhergehen, auf die Schäden, die entstünden, die immens seien, und eben auch auf die Frage der Zukunftsfähigkeit der Wälder vor dem Hintergrund Klimawandel und Waldumbau. Dies sei eine Frage des öffentlichen Interesses. Der Landkreis Miltenberg sei ein sehr reichhaltiger Landkreis und nachdem man hier sehr an Tourismus und Tourismusstrukturen interessiert sei und der Wald auch einen Wirtschaftsfaktor darstelle, sei es für den Landkreis wichtig, grob Bescheid zu wissen.

 

Frau Groll, Sachgebietsleiterin SG 42 Naturschutz, Jagd- und Fischereiwesen, stellt anhand beiliegender Präsentation die Arbeit der Unteren Jagdbehörde vor.

 

Herr Adamek vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Karlstadt, zuständig für den Bereich südlicher und östlicher Landkreis Miltenberg, stellt anhand beiliegender Präsentation die Bedeutung, das Vorgehen und die Ergebnisse des Forstlichen Gutachtens 2015 vor.

 

Kreisrat Frey gewinnt bei dem Vortrag von Herrn Adamek den Eindruck, dass alles auf dem besten Weg sei. Aber Herr Adamek habe auch dazu gesagt, dass bei 15-20% Verbiss bei einem Laubbaum bedeute, dass wenn der acht Jahre braucht, um aus der kritischen Größe herauszuwachsen, keiner mehr durchkomme. Entgegen der Bestimmungen entstehe von der forstwirtschaftlichen Betrachtung her der Eindruck, dass Wild vor Wald gehe. Die privaten Waldbesitzer bekämen in der Regel in unserer Region im Odenwald keine Laubbaumaufforstungen ohne Zaun mehr durch, weil die Verbisse immer zu hoch seien.

 

Herr Adamek merkt an, dass man dazu Waldbegänge gehabt habe, um die Situation vor Ort zu zeigen. Eindeutig sei, das Jagdrecht liege beim Grundeigentümer. Letztendlich entscheide der Grundeigentümer darüber, er müsse nur sein Recht wahrnehmen, und er müsse es auch durchsetzen können. Dies sei der schwierigste Part im Ganzen, weil er selber nicht auf die Jagd gehe. Der Freistaat Bayern habe sich deshalb entschlossen, seine Jagd durch eigenes Personal ausüben zu lassen, um dem zu entgehen. Im öffentlichen Wald habe man die Aufgabe, die Jagd vorbildlich auszuüben. Das heißt, die Kommunen stünden in einer besonderen Verantwortung, um die Situation nicht entgleiten zu lassen. Sowohl von der Jagdbehörde als auch von der Forstbehörde würden diese unterstützt. Es seien alle eingeladen, an den Demonstrationsveranstaltungen bei der Einleitung des nächsten Vegetationsgutachtens im nächsten Jahr teilzunehmen. Die Aufnahmen selbst können begleitet werden sowohl von den Eigentümern als auch von den Jagdpächtern. Die Vorstellung der Gutachten sei öffentlich, sowohl in den Hegegemeinschaften als auch in den Kommunen. Es gebe vielfältige Möglichkeiten, sich zu informieren und es gebe auch die Möglichkeit, sich sowohl bei der Jagdbehörde oder bei der Forstbehörde wegen der Umsetzung zu informieren und eine Richtschnur einzuholen.

 

Die Erfahrung der letzten neun Jahre zeige, dass man bei der Jagd immer ein bisschen ab und zu geben müsse, so Herr Zöller, stv. Landrat. Er findet es schön, einmal ein Rotwild oder einen Hirsch zu sehen. Jetzt habe man feststellen müssen, dass es zu viel werde, also müsse man wieder dagegenwirken. Man müsse immer ein gewisses Mittelmaß finden. 

 

Landrat Scherf fordert dazu auf, an den Hegeschauen teilzunehmen und mit allen Beteiligten zu kommunizieren und zu verdeutlichen, was notwendig sei.

 

Kreisrat Dotzel sagt, dass die Verantwortung eindeutig beim Eigentümer der Grundstücke liege, beim Wald oder auch beim Feld. Er könne feststellen, dass es immer unterschiedliche Ansätze gebe. Die Kommunen müssten dafür sorgen, dass es auf ihrer Gemarkung funktioniere. Deswegen liege die Verantwortung auch bei den Bürgermeistern. In seiner Zeit als Bürgermeister habe man 1990-1992 alle Zäune abgebaut, weil man nicht nur Inseln schaffen wollte. Gleichzeitig habe man den Abschuss deutlich erhöht. Dies habe sich am Ende bewährt.

 

Frau Groll fügt hinzu, dass sich das Bewusstsein der privaten Waldbesitzer, dass es Probleme gebe und dass Handlungsbedarf und auch Handlungsmöglichkeiten da seien, noch entwickeln müsse. Dies versuche man, indem man öffentliche Veranstaltungen anbiete und darauf hinweise. Man sage immer wieder, wenn ein Problem auftrete, sich einzubringen. Ganz konkret habe man im letzten Jahr die Erfahrung gemacht, dass dort, wo sich die Jagdgenossen selber kundig gemacht hätten und ins Gespräch mit ihren Jägern gegangen seien, habe man einen deutlich höheren Wirkungsgrad als wenn die Jagdbehörde mit ihrem System der Abschussplanung versuche, einzugreifen. Der direkte Austausch sei der wirkungsvollste Weg.

 

Kreisrat Frey weist darauf hin, dass ein statistischer Wert keine Aussage über einen speziellen Teilbereich treffe. Viele Landwirte hätten jedes Jahr mehrere Tausend Euro Schäden zu verkraften, und keiner bekäme Geld zur Kompensation, weil wenn die Jagdgenossenschaften, die der Zusammenschluss der privaten Waldbesitzer sind, auf der Kompensation durch den Pächter bestehen würde, wie es das Gesetz möglich mache, dann bekäme man keine Pächter mehr. Vor dem Hintergrund zu hören, dass man selbst dafür verantwortlich sei, wenn man Schäden habe, das empfinde er als ziemlich grob. Die Politik werde den Problemen nicht gerecht.

 

Landrat Scherf versteht die Problematik. Er bittet allerdings, bei den Aussagen klar und konkret zu bleiben. Man habe Zahlen, die die acht Hegegemeinschaften betreffen plus detaillierte Aussagen auch innerhalb des Hegerings. Landrat Scherf fordert, die politische Ebene zu verlassen. Man habe detailliert aufgezeigt, wie die Abschussplanung zustande komme. Daher könne man nicht sagen, dass man sich von der Politik verraten fühle. Es sei nicht die Politik und auch nicht die Behörde, die die Abschussplanung festlege. Die Zahlen kämen zustande durch Mitwirkung des Revierinhabers, des Jagdvorstandes und der Hegegemeinschaft. Erst wenn die Verantwortlichen vor Ort sich geeinigt hätten, würde es von der Behörde abgesegnet. Die Beteiligten vor Ort müssten ihr Recht wahrnehmen und deutlich sagen, was ihr Interesse sei.

 

Kreisrat Blankart appelliert, dass die vorgeschlagenen Abschüsse auch durchgeführt würden. Weiterhin sollte man fordern, dass die Abschüsse erhöht werden, bis man einen Zustand erreicht habe, dass der Wald ohne Zäune wieder wachsen könne. Dies müsse aller Ziel sein.

 

Frau Groll erklärt, dass es für Schwarzwild keine Abschussplanung gebe, weil es sehr dringend sei, dass erlegt werden solle, was gehe. Die Jagdgenossenschaften bekämen immer mehr Schwierigkeiten, Jäger zu finden, die die Abschussmengen erfüllen wollten.

 

Landrat Scherf ergänzt, dass es im Vorjagdjahr einen Rekord beim Schwarzwildabschuss gegeben habe. Die Aussage seitens der Unteren Jagdbehörde sei gewesen, dass man auf diesem Niveau weitermachen solle. Der darauffolgende Rückgang sei der Buchen- und Eichelmast geschuldet.

 

Landrat Scherf verweist auf die Arbeit der Unteren Jagdbehörde. Im Jagdbeirat seien alle Betroffenen vertreten. Er wiederholt die Einladung zu den öffentlichen Hegeschauen, wo jeder seine Interessen vertreten könne.

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