Tagesordnungspunkt

TOP Ö 3: Geschäftsbericht 2016 ZENTEC GmbH Großwallstadt von Geschäftsführer Dr. Gerald Heimann

BezeichnungInhalt
Sitzung:19.12.2016   KT/006/2016 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Kreistags nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Dr. Heimann, Geschäftsführer ZENTEC GmbH, berichtet über das Geschäftsjahr 2016 anhand beiliegender Präsentation.

 

Landrat Scherf sagt, dass bei der ZENTEC eine fantastische Arbeit geleistet werde. Er sei sehr froh, dass er zum Beispiel bei dem Vortrag zur Digitalisierung in der Industrie 4.0 persönlich anwesend sein konnte, denn dieser Vortrag mit Kärcher sei fachlich mit weitem Abstand der beste Vortrag gewesen, den er zu diesem Thema gehört habe. Die Nachfrage zu diesem Vortrag sei sehr groß gewesen. Dies sei ein Qualitätsmerkmal dafür, dass ZENTEC von den Unternehmern im Landkreis wahrgenommen werde. Landrat Scherf ist beruhigt, dass man im Landkreis Miltenberg dieses Angebot habe und die Unternehmen im Landkreis sich auf dieses Thema einstellten, egal ob es um die Digitalisierung oder das automatisierte Fahren gehe. Er bedankt sich bei Herrn Dr. Heimann.

 

Kreisrat Maurer bedankt sich für die Leistung von Dr. Heimann. Er bewundert, dass man aus höheren Feldern den Trend der Zeit recht frühzeitig erkannt und daran gearbeitet habe. Ihn interessiere die Einschätzung von Herrn Dr. Heimann, welche Chance auf Partizipierung der Landkreis Miltenberg bei der Komponentenförderung habe, da es eine ganz andere technische Ausrüstung der Automobile geben werde. Er möchte wissen, ob man die Chance auf Mitarbeiter habe, die in der automatisierten Produktion arbeiteten und damit auch für Kaufkraft und Arbeitsplätze sorgen.

 

Kreisrat Reinhard dankt Herrn Dr. Heimann für die erfolgreiche Arbeit. Man sehe, dass die Projekte sehr eng miteinander verwoben seien, und wenn man die die Erfolgsbilanz lese, dass Projekte andere Projekte nach sich zögen. Er möchte wissen, ob es immobilientechnisch Planungen bei der ZENTEC gebe.

 

Dr. Heimann antwortet auf Kreisrat Maurers Nachfrage, dass die Frage alle bewegen würde, was mit der Region passieren werde, wenn auf einmal Amazon weitergehen würde und auch Dienstleistungen im industriellen Bereich verkaufe. Damit verlöre man seine Alleinstellung, würde eigentlich nur noch zum „Blechbieger“ und das Wissen über veredelte Dienstleistungen würden dann andere machen. Er tröste sich damit, dass diese Region eine Unmasse an Nischen besetze. Man sollte sich nicht irre machen lassen und schauen, welche Chancen auch entstünden. Viele Betriebe werden sich umstellen hin zu neuen Dienstleistungen. Es seien bereits viele Ansätze da. Er glaubt, die Region sei sehr stark, aber sie muss sich mit dem Thema intensiv beschäftigen und dafür sorgen, dass die Betriebe in Austausch miteinander kämen.

 

Zu Kreisrat Reinhard erklärt Herr Dr. Heimann, dass das Thema Digitalisierung die ZENTEC massiv betroffen gemacht habe und man nach Lösungen gesucht habe, um die Kundenbindung im Haus zu erhöhen. Man habe ein großes Spektrum aufgemacht von Geschenke-Notfallversorgung über ein Car-Sharing-Modell, über Frühstücksservice und Mieterveranstaltungen. Man hätte die Hoffnung gemacht, das Haus im Rahmen eines Programms des Freistaates Bayern –Digitale Gründerzentren- auf Zack zu bringen. Das habe leider nicht geklappt, aber momentan würden die Möglichkeiten eruiert, das über die Mieten abzuwickeln. Dieses Thema rücke immer näher.

 

Kreisrat Dr. Fahn dankt Herrn Dr. Heimann für die gute Arbeit. Er möchte zur Teststrecke des automatisierten Fahrens wissen, wann, wie und wie lange das Ganze ablaufe.

 

Herr Dr. Heimann erklärt, dass man verschiedene Entwicklungsstufen beim automatisierten Fahren unterscheide. Die höchste Stufe, Level 5, heiße, dass das Auto komplett autonom fahre und man gar nichts mehr tun müsse. Die Stufe, die gerade vorbereitet werde, ist die sogenannte Stufe der Hochautomation, d.h. der Fahrer habe die Möglichkeit, dass er eine fahrfremde Möglichkeit vornehmen könne wie z.B. E-Mails zu lesen oder Filme zu schauen. Dies seien erlaubte Nebentätigkeiten. Man dürfe sich nicht auf die Rückbank setzen und ein Nickerchen machen, weil diese Technologie noch nicht so weit sei, dass sie ein komplett autonomes Fahren ermögliche. Das Auto müsse ungefähr 10 bis 12 Sekunden nach vorne rechnen können, ob der Fahrzustand stabil und sicher sei. Dann müsse das Auto sagen können, dass es nicht mehr Bescheid wisse, und dann müsse der Fahrer in der Lage sein, sein Tablet oder seinen Film zur Seite zu legen und die Fahraufgabe zurück zu übernehmen. Heißt, er müsse nicht mehr aktiv überwachen, aber in der Lage sein, das Auto zurück zu nehmen. Das menschliche Hirn schaffe ungefähr drei Sekunden für die Zukunft, das Auto müsse 12 Sekunden in die Zukunft schaffen. Dies funktioniere allerdings nur, wenn man die Autos dazu bringe, miteinander zu kommunizieren, entweder direkt oder wie bei Ko-HAF über einen Datenserver. Alle Autos würden mit diesem Datenserver kommunizieren, gleichen die Informationen, die sie sehen, ab mit dem, was in dem Server vorliege, und wenn dann diese Informationen übereinstimmten, dann könne man sagen, alles klar, ich kann automatisch fahren. Die Firma Tesla habe schon gezeigt, was passiere, wenn man diese Stufen überspringt. Diese tödlichen Unfälle, die Tesla produziert habe und die erstaunlicherweise niemanden groß aufgeregt hätten, die lägen darin begründet, dass die Systeme noch nicht ausgereift seien. Man sehe es auch daran, dass das Auto von Tesla, obwohl es das Dach abgerissen habe, munter weiterfahre. Er müsse daher die deutsche Ingenieurskunst loben, die sage, man wolle diese System enorm genau absichern und prüfen, erst dann kämen sie in den Markt.

 

Kreisrat Dr. Kaiser sagt, dass Landrat Scherf sicherlich zu Recht festgestellt habe, dass der Geschäftsbericht der ZENTEC wieder einmal zu einem Erfolgsbericht geworden sei. ZENTEC habe wichtige Impulse gesetzt, die Initiative ergriffen für die hiesige Region und die Veranstaltungen seien immer interessant. Er dankt Herrn Dr. Heimann für seine Arbeit und hoffe, dass durch die Bündelung der Initiativen im ZENTEC ein Bündelungseffekt eintrete. Er möchte von Herrn Dr. Heimann die Ursachen wissen, warum sich die Zahl der Gründer in überschaubaren Grenzen halte und welche Planungen vorgesehen seien, um daran etwas zu ändern.

 

Herr Dr. Heimann antwortet, dass die Situation bundesweit ähnlich sei. In Bezug auf die Hochschule Aschaffenburg gesehen, sei es aus seiner Kenntnis und aus Sicht der Professoren so, dass von 3000 Studierenden rund 60% Betriebswirtschaft und Recht studierten. Das seien nicht die klassischen Bereiche, aus denen Gründungen entstehen. Dies sei eher ein Effekt bei technischen Universitäten und großen Universitäten. Weiterhin müsse man sich die Größenverhältnisse vor Augen halten, die Aschaffenburg zur TU Darmstadt oder Uni Mainz, Erlangen und München hätten. Auch würden die Studenten aus der Hochschule Aschaffenburg sehr schnell von der Wirtschaft aufgesaugt. Deswegen plädiere er immer dafür, dass das ZENTEC seine Vorträge auch in der Hochschule und der ZeWiS halte, damit sich wenigstens die Möglichkeit einer Selbständigkeit im Kopf festsetze.

 

Kreisrat Schüßler spricht die Aktion „Kids for Kitz“ an. Er habe zurzeit in der Gemeinde einen Einsatz zur Vermeidung von Mähtod von Rehkitzen. Vor einem Jahr habe man mit einem Mitarbeiter der ZENTEC über den Oktokopter gesprochen. Er möchte wissen, ob die Entwicklung dahingehend weitergegangen sei.

 

Herr Dr Heimann erklärt, dass momentan das Projekt „Wildretter.2“ in Arbeit sei, wo es um die Umsetzung gehe. In der Tat hätten sich diese Systeme als ausgesprochen tauglich erwiesen, allerdings scheitere man bei dem momentanen Projekt an einer EU-Vorgabe, das einen der Industriepartner ausschließe. Er hoffe, dass man dahingehend in den nächsten Jahren ein Stück weiterkomme, sonst müsse man noch einmal einen neuen Paten suchen.

 

Kreisrat Dotzel bemerkt, dass es auf der A9 Versuche gebe, eine Teststrecke einzurichten für Bayern. Dort solle auch das ein oder andere Fahrzeug autonom gefahren werden. Er möchte wissen, ob es einen Zusammenhang mit dem Bundesverkehrsministerium seitens der ZENTEC gebe, weil es Bundesmittel bekomme und ob Erfahrungen, die man im Großraum Frankfurt Rhein-Main gesammelt habe, dem Thema zugutekämen.

 

Herr Dr. Heimann erklärt, dass die Bundesministerien für Wirtschaft und Verkehr schon von der Farbe des Leiters sehr unterschiedlich seien. Es habe viele Jahre an gemeinsamen Programmen gegeben. Diese Kooperation habe ihr Ende gefunden. Dies liege unter anderem darin, dass im Koalitionsvertrag 2013 festgelegt gewesen sei, dass die Zuständigkeit für Verkehr für Forschungsfragen ins BMVI wechselt, aber der Organisationserlass der Bundesregierung das nicht wiedergegeben habe. Die grundsätzliche Situation war also die, dass Bundesminister Dobrindt sich darauf berufen konnte, dass die SPD ihm versprochen habe, dass er das Thema bekomme, und dass Bundesminister Gabriel sich darauf beziehen konnte, dass Kanzlerin Merkel ihm versprochen habe, dass er das Thema behalte. Dies habe dazu geführt, dass man eine wahnsinnige und sehr kostenintensive Verzögerung bei dem Start dieses Projektes hatte. Letztendlich sei das Projekt nur nach Freigabe durch den sogenannten „Runden Tisch – Automatisiertes Fahren“, das der BMVI eingerichtet hatte, gestartet worden. Das BMVI hat diesem Projekt zugestimmt und auch der Tatsache zugestimmt, dass der BWI für ein Testfeld in Hessen Gelder ausgebe. Er habe dabei aber nicht dafür gesorgt, dass dieses Testfeld, was in Frankfurt das erste war in Deutschland, sondern dass es auf der A9 ein zweites gebe. Das sei sozusagen eine parallele Aktivität, die sehr schnell vom BMVI auf die Beine gestellt worden sei mit einem Budget von 25 Mio Euro, und wo tatsächlich Arbeiten ähnlich gemacht werden sollen wie im Ko-HAF-Projekt. Dr. Heimann sagt, Ko-HAF sei der erste gewesen mit Abstimmung des BMWI.

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