Tagesordnungspunkt
TOP Ö 3: Vorstellung Herr Steinbart, Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 14.11.2016 BKS/002/2016 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Für die Umsetzung der Handlungsempfehlungen
aus der Bewerbung zur Bildungsregion sei im Landratsamt sei auch Herr Steinbart
zuständig.
Herr Steinbart stellt sich und den Inhalt
seiner Aufgaben vor.
Zur Person:
Tim Steinbart hat am 01.06.2016 die Aufgabe
„Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring“ übernommen. Die anfallenden
Personalkosten werden für drei Jahre zu 50% vom Bund gefördert.
Er ist seit einem Jahr im Landkreis, wo er bis
Juni 2016 die Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete des Landkreises
Miltenberg geleitet hat. Er erwarb sein Diplom in Soziologie an der Universität
Bamberg.
Kontakt:
Telefon: 09371 501-431
Email: tim.steinbart@lra-mil.de
Drei übergeordnete Ziele des
Bildungsmanagements seien Bildungsgerechtigkeit, Transparenz und Effizienz des
Bildungssystems.
Konkret könne zu den Aufgaben gehören, eine
Bestandsaufnahme zu machen. Häufig gebe es keinen Überblick, was es an
Bildungsangeboten gebe. Er strebe an, Bildungszuständigkeiten und Aktivitäten
zusammenzuführen, zu bündeln und relevante Schlüsselakteure zusammenzubringen.
In der Hauptsache gehe es darum, strukturierte Informationen bereit zu stellen
und gegebenenfalls mit Kooperationspartnern neue Bildungsangebote zu
entwickeln.
Mit dem Bildungsbegriff sei gemeint, von der
Wiege bis zu Bahre, also von der frühkindlichen Bildung, die in der Krippe
losgehe, bis in den Bereich Erwachsenenbildung sowie auch der Bereich, der eher
informell funktioniere, außerhalb der stark institutionalisierten Bildungsbereiche
wie in Schulen.
Im Bereich Bildungsmonitoring gehe es darum,
kontinuierlich und methodisch abgesichert Informationen über das Bildungssystem
bereit zu stellen. Diese Informationen erhalte man durch die Fragestellung, wer
erreicht werde, in welchem Umfang und mit welchen Verläufen und mit welchen
Ergebnissen. Es solle die Funktion haben, letztlich Diagnosen zu stellen, wo
Probleme, Handlungsfelder und Optimierungsbedarfe seien. Man könne als Folge
erkennen, in welchen Bereichen man schon besonders gut aufgestellt sei.
Letztlich seien die Bereiche Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring
komplementär.
Weiterhin solle ein Effekt sein, dass
Bildungsdiskussionen und –diskurse eine objektive Grundlage erhalten würden,
weil einfach aufgrund von Zahlen die Diskussionen optimiert werden könnten.
Kreisrat Dr. Linduschka findet die
Darstellung sehr abstrakt. Er sei bisher der naiven Ansicht gewesen, dass
Bildungspolitik eine zentrale Aufgabe des Freistaates Bayern sei. Dort würden
nicht nur die Zuständigkeiten liegen, sondern dort würden auch die
Möglichkeiten liegen, etwas zu verändern. Er würde gerne konkret von Herrn
Steinbart wissen, was er als Bildungskoordinator speziell im Landkreis Miltenberg
tun könne und solle, was der Freistaat nicht tun würde. Er möchte wissen, wo
die Lücken seien, die der Freistaat nicht fülle, und auch Lücken, die nicht
Aufgabe des Freistaates Bayern seien, sie zu füllen. Nach 40 Jahren
Unterrichtstätigkeit habe Kreisrat Dr. Linduschka immer den Eindruck gehabt,
dass fast alles im Bereich Bildung vom Freistaat Bayern vorgeschrieben werde.
Er fragt, wo noch Freiräume seien, um auf Ebene des Landkreises etwas zu tun,
was man mit Herrn Steinbart als Bildungskoordinator sinnvoll füllen könne.
Landrat Scherf erwidert, dass er nicht von
Freiräumen, sondern von Lücken sprechen würde, die sich auftun. Eher könne man
kritisch nachfragen, warum der Freistaat Bayern dem Landkreis den Auftrag gebe,
Bildungsregion zu werden. Man solle sich um etwas kümmern, wofür der Landkreis
nicht zuständig sei. Eine Lücke sei, wenn man sich beim Übergang von Schule ins
Berufs- oder Arbeitsleben anschaue, wer verloren gehe. Man habe z.B. die
Absichtserklärung mit dem Papier „Jugend stärken“, wo Jobcenter,
Arbeitsagentur, Schulamt, Sozialamt, Jugendamt mit an einem Tisch sitzen
würden, weil man wisse, dass es dort eine Problematik gebe. Rein von dem
Bildungssystem her sei es so, dass wenn jemand nicht vom Bildungssystem
erreicht werde, der gehe in eine Arbeitslosenklasse, die sogenannte JoA-Klasse.
Selbst wenn die jungen Leute dann nicht in die Berufsschule gingen, sei es im
Endeffekt egal, denn sie seien damit raus aus der Statistik. Hier könne die
Arbeit von Herrn Steinbart helfen, genau zu definieren, wo die Verluste seien.
Bei Menschen, die langzeitarbeitslos seien, sei es auch eine Frage der Bildung.
Da organisiere der Staat auch relativ wenig. Dort habe man die Möglichkeit eher
positiv gesehen, dass das Jobcenter viel mehr Möglichkeiten und Freiräume zur
kreativen Gestaltung habe als doch die sehr starren Vorgaben der Agentur für
Arbeit.
Kreisrat Schwab findet die Beschreibung auch
sehr abstrakt. Es gebe Übergangsbereiche vielleicht von Schule in Beruf, wo er
sich vielleicht etwas vorstellen könne, aber dieser Bereich sei eigentlich auch
schon besetzt. Kreisrat Schwab könne nicht nachvollziehen, welche Tätigkeiten
Herr Steinbart aufgreifen wolle.
Landrat Scherf konkretisiert, dass es darum
gehe, gemeinsam mit Landkreis und Stadt Aschaffenburg eine dynamische Plattform
über Bildungsangebote in der Region Bayerischer Untermain zu schaffen. Man
müsse bei der Vielfalt der Wege, die es in Bayern gebe, wissen, wo der Weg sei.
Zum anderen werde für die nächsten Jahre im Landkreis Miltenberg ein großer
Schwerpunkt sein, zu ermitteln, wo uns junge Leute „verloren“ gehen. Man habe dahingehend
mit der Jugendsozialarbeit an Schulen begonnen. Gerade auf dem Weg von der
Schule in die berufliche Ausbildung gingen die jungen Leute verloren. Hier
könne es dem Landkreis helfen, wenn man ganz genau die Bildungsbiographie
verfolgen und erfassen könne, um an diesen Teil der jungen Menschen heran zu
kommen.
Kreisrätin Passow möchte wissen, wie viele
Auszubildende im Landkreis Miltenberg ihre Lehre abbrechen und wie es praktisch
ablaufen solle, wenn jemand ohne einen Ausbildungsvertrag von der Schule
abgehe. Sie möchte wissen, wie die rechtliche Handhabe sei, dass man mit diesen
Personen überhaupt in Kontakt trete. Es seien Daten, die weitergegeben werden.
Zudem habe sie von Lehrern erfahren, dass selbst nach mehrmaliger Bitte die
Eltern kaum zu den Gesprächen kämen.
Landrat Scherf antwortet, dass im Landkreis
Miltenberg, ebenso wie bayernweit, jede fünfte berufliche Ausbildung
abgebrochen werde.
Weiterhin erwidert er, dass man genau aus
dem Grund, um diese Fragen beantworten zu können, das Bündnis „Jugend stärken“
habe, um Lösungsansätze zu suchen.
Kreisrat Stappel möchte wissen, was die neue
Arbeit von Herrn Steinbart verändern solle. Man habe den Arbeitskreis Schule/Wirtschaft,
der unerbittlich und gnadenlos arbeite. Man habe erst letzte Woche wieder eine
lange Tagung des Handwerks gehabt, wo es nur um Ausbildung und Schulabgänger
gegangen sei. Die Agentur für Arbeit habe die Berufsberatung, von der Industrie-
und Handelskammer sowie von der Handwerkskammer Angebote für die Ausbildung und
der Information zur Ausbildung, zur Weiterbildung usw. Die freie Wirtschaft
biete Messen an, Informationsmessen, alles für die Zukunftsperspektiven von
jungen Menschen. Die Wirtschaftssenioren würden jedes Jahr eine offizielle
Messe nur für junge Menschen machen. Er frage sich, was dieses neue Angebot,
was jetzt von Landkreisseite zusätzlich komme, für Schulabgänger, die nicht
verloren gehen sollen, verändere.
Landrat Scherf erwidert, obwohl es viele
Bemühungen und Initiativen gebe, habe man dennoch 20% Abbrüche der beruflichen
Ausbildung und 5-6% Jugendliche ohne Schulabschluss. Genau deswegen sei das
Bündnis „Jugend stärken“ auf Initiative von Jobcenter und Agentur für Arbeit
entstanden. Beide hätten gesagt, dass man vernetzen müsse. Man müsse gemeinsam
an einen Tisch. Die IHK, die HWK, das Schulamt, der Bayerische Gemeindetag
sowie das Jugend- und Sozialamt seien dabei, weil man trotz dieser Vielzahl von
Angeboten einen bestimmten Anteil junger Menschen habe, die man nicht packen
könne. Deswegen sei Herr Steinbart als Dienstleister da. Er nehme klar den
Auftrag mit, dass die Mitglieder des Gremiums nicht an Schaubildern,
Statistiken und Grafiken interessiert seien, sondern dass sie an harten Fakten
und konkreten Ergebnissen interessiert seien.
Kreisrat Eppig sehe auch keine Lücke Er
könne es nicht nachvollziehen, was diese neue Stelle bringen solle, wenn bei
Studienabbrechern die Zahl steige. Ansonsten kämen alle Mittelschüler unter.
Der Staat komme seinen Aufgaben nach. Die Stelle sei für ihn überflüssig.
Landrat Scherf bittet Kreisrat Eppig, sich
mit dem Jobcenter und der Agentur für Arbeit zu unterhalten, denn die würden
aus der Praxis heraus sagen, dass hier definitiv eine Lücke bestehe.
Statistisch gesehen komme jeder unter, daher habe man so eine geringe Jugendarbeitslosigkeit.
Aber man solle sich bitte vergegenwärtigen, dass jemand, der die Arbeitslosenklasse
besuche, statistisch auch untergebracht sei. Dieser junge Mensch müsse drei
Monate die Berufsschule besucht haben, und danach sei er raus aus der
Statistik.
Kreisrat Dr. Kaiser plädiert dafür, dass die
Absolventen der vier Gymnasien des Landkreises auch nicht verloren gehen
sollen. Es sei schon einmal ein Modell dazu entwickelt worden. Man müsse
versuchen, bei diesen jungen Leuten, die aufgrund der Ausbildung an Universitäten
und Fachhochschulen den Landkreis verlassen, die Bindungen an den Landkreis und
auch an das öffentliche Leben und die Wirtschaft aufrecht zu erhalten, damit
diese später zurückkommen. Dies sei ein wichtiger Punkt, den Herr Steinbart
übernehmen könne.
Landrat Scherf erwidert, dass Kreisrat Dr.
Kaiser den Aufgabenbereich anspreche, den man aus der Arbeit der Bildungsregion
mit über 60 Handlungsempfehlungen habe. Eine dieser über 60
Handlungsempfehlungen sei das von Kreisrat Dr. Kaiser angesprochene Projekt der
Berufsorientierung an Gymnasien und auch an Realschulen mit dem Ziel der
Stärkung der Identifikation mit dem Landkreis und des Bewusstseins für die
beruflichen Möglichkeiten. Er spreche einen wichtigen Knackpunkt beim Thema
Bildungsregion an. Was seien diese über 60 Hinweise und Projektempfehlungen
wert, wenn niemand die Initiative ergreife, diese umzusetzen. Bei der
Bildungsregion ginge es nicht darum, ein schönes knapp 100-seitiges
Konzeptpapier zu entwerfen, auf dem Landkreis Miltenberg stehe. Das
Entscheidende komme danach. Er sei für den Bayerischen Landkreistag im Beirat
für Bildung, wo massive Kritik an der bayerischen Staatsregierung geübt worden
sei. Die Kritik sei gewesen, dass es sich die bayer. Regierung billig und
einfach machen würde, indem sie den Landkreisen sage, dass sie Bildungsregion
machen sollen, dass sie 12 Monate lang fünf Arbeitskreise machen sollen, dass
sie schöne Projekte machen sollen und gute Handlungsempfehlungen erarbeiten
sollen. Danach gebe es ein schönes Papier, der Staatsminister mache ein Foto
mit dem Landrat, und dann passiere nichts mehr. Es seien frustrierende Berichte
dort im Bildungsbeirat von Elternvertretern, die dort mitgearbeitet hätten, die
gesagt hätten, danach passiere nichts. Damals habe Landrat Scherf bereits
gesagt, dass der Knackpunkt danach komme. Die Handlungsempfehlungen müssten
umgesetzt werden, und zum Umsetzen gehöre eine Person, die das initiativ mache
und diese Projekte in die Hand nehme. Dies sei eine von mehreren Aufgaben, die
Herr Steinbart habe. Es sei Landrat Scherf ein großes Anliegen, dass die
Absolventen aus dem Landkreis wissen, wenn sie studiert hätten, dass es hier im
Landkreis Miltenberg aufgrund seiner starken industriellen Prägung mit vielen
mittelständischen Unternehmen sehr große Gestaltungsmöglichkeiten gebe.
Kreisrat Lieb sagt, er habe mehrere Jahre
das Projekt „Sozialpaten“ bei der Caritas geleitet. Da sei u.a. die Idee
entstanden, weil viele Jugendliche dabei seien, die nach dem Ende ihrer
Schulzeit keiner beruflichen Tätigkeit nachgegangen seien, diese in den Beruf
zu vermitteln. Es sei natürlich schwer, jemanden in den Beruf zu vermitteln,
wenn die entsprechende Bildung oder Bildungsabschluss fehle. So habe Herr Adams
damals mit seinen Jugendsozialarbeitern an Schulen einen gemeinsam Abend
zusammen mit Kreisrat Lieb gemacht. Daraus sei letztendlich in Zusammenarbeit
mit dem Jobcenter das Projekt „Schülerpaten“ entstanden. Die Schülerpaten
hätten aber auch keinen Auftrag, das Defizit dieser Jugendlichen aufzufangen.
Man könne nicht bilden. Man könne versuchen, einen Job zu vermitteln. Wenn
allerdings in einem Job die entsprechende Bildung fehle, dann könne man mit dem
Jugendlichen in zwanzig Jahren nichts anfangen. Dann werde er irgendwo auf der
Straße landen. Für ihn sei es wichtig, gerade in diesem Potential diese
Menschen aufzufangen und ihnen eine Bildung, egal welcher Art, zu vermitteln.
Er findet es gut, dass es eine Koordinationsstelle gebe, wo solche Menschen
aufgefangen werden könnten und eine Bildung unterstützend angeboten bekommen.
Kreisrat Dr. Linduschka fragt, ob die Stelle
ein Alleinstellungsmerkmal und Vorreiter am Bayerischen Untermain sei.
Frau Seidel erwidert, dass es bei der Stadt
Aschaffenburg diese Stelle auch gebe, die in das Bildungsbüro integriert sei,
der Landkreis Aschaffenburg habe diese Stelle allerdings nicht.
Bayernweit sei der Landkreis Miltenberg kein
Vorreiter, am Bayerischen Untermain ihres Wissens schon.
Landrat Scherf ergänzt, dass damit, dass
sich ein Landkreis um Bildung kümmere, betrete man Neuland. Es habe damit
angefangen, dass der Freistaat Bayern gesagt habe, dass die Landkreise und
kreisfreien Städte Bildungsregion werden sollten. Jetzt habe man die Problematik,
was alle wussten, dass man als Landkreis in einen gewissen Zugzwang begeben
habe, dass man gesagt habe, man wolle Bildungsregion werden, weil man zwölf
Monate lang ehrenamtliche und in Bildung engagierte Menschen in Arbeitskreise
getrieben habe, die Projekte und Handlungsempfehlungen entwickelt haben, und
nun müssten diese entweder umgesetzt werden oder es tue sich nichts. Man habe
einen Bedarf, und der Ausschuss habe heute ein klares Signal gegeben, in
welcher Art und Weise er vom Landratsamt Arbeit erwarte, nämlich dass sie
praktisch, handfest und spürbar erlebbar sei.
Kreisrat Stappel sagt, dass Bildungsregion
ein positives Aushängeschild für den Landkreis Miltenberg sei, und er das
unterstütze. Die wichtigste Aufgabe von Herrn Steinbart sei, dass er sich mit
den Kreisen zusammensetze, die alle dasselbe Ziel hätten. Dies sei vor allen Dingen
der Arbeitskreis Schule/Wirtschaft, der jahrzehntelang um junge Menschen ringe,
die in der Schul- und Ausbildung ihr Ziel erreichen sollen. Er müsse sich mit
den Kammern in Verbindung setzen und vor allem mit der freien Wirtschaft. Man
habe hier eine starke Wirtschaft. Vernetzung und Information seien die Dinge,
um Herrn Steinbart zum Erfolg zu führen und dem Landkreis zu helfen, die
Probleme besser und schneller zu lösen.
Landrat Scherf erwidert, dass der gesamte
Adressatenkreis, den Kreisrat Stappel angesprochen habe, sich in der
Steuerungsgruppe für das Bündnis „Jugend stärken“ wiederfinde.
Kreisrätin Fecher müsste wissen, ob die
Stadt Aschaffenburg bereits Erfahrungswerte hätte, oder ob es dort auch ein
Neustart sei.
Frau Seidel antwortet, dass die Stadt
Aschaffenburg nur kurz vor dem Landkreis Miltenberg eingeführt worden sei.
Herr Steinbart ergänzt, dass das
Bildungsbüro dort schon länger existiere. Im Rahmen dieser Bundesförderung
seien jetzt in diesem Jahr zwei neue Kolleginnen hinzugekommen, die von den
Aufgaben her Frau Zeug und ihm entsprächen. Kürzlich habe sich erst die Organisation
verändert, so dass es jetzt einen Fachbereichsleiter für Ehrenamt, Bildung und
Integration gebe. Für den Bildungsbereich seien noch drei Hauptamtliche
zugeordnet.
Landrat Scherf ergänzt, dass die Schulabsolventenbefragung
ein Projekt sei, das in der Bildungsregion vorgeschlagen worden sei. Im
Landkreis Miltenberg werde man im Juni/Juli auch an die Vorabschlussklassen
herangehen.
Kreisrätin Passow appelliert als Vertreterin
der betrieblichen Praxis an die beiden neuen Bildungskoordinatoren, dass nicht
jeder eine betriebliche Ausbildung erfolgreich absolvieren werde. Man müsse
sehr genau auswählen, welcher Beruf angestrebt werde. Sie möchte davor warnen,
nur den Erfolg darin zu sehen, Leute in Berufsausbildung zu vermitteln und die
Betriebe dann mit den Leuten alleine zu lassen. Im Gegensatz zum Studium, das
als sehr hochwertig eingeschätzt werde, denken viele, eine betriebliche
Ausbildung schaffe jeder. Die Abschlüsse, die hier gemacht würden, würden
international sehr hoch angesetzt wie z.B. Bachelor. Es müsse nicht jeder eine
betriebliche Ausbildung absolvieren. Dies sei zwar schön, aber es ginge nicht
um Bildung per se, sondern dass man einen Beruf ergreife, der einen in seinem
Fortkommen fördere und damit man seinen Lebensunterhalt verdienen könne. Es
werde allerdings auch Menschen geben, die mit einer zweijährigen oder
verkürzten Ausbildung oder mit einer praktischen Anlernung oder einem Praktikum
z.B. in eine Produktionstätigkeit gehen. Deswegen sagt Kreisrätin Passow
zusammenfassend, dass sie glaube, dass die Arbeit der Bildungskoordinatoren
nicht nur daran gemessen werden solle, wie viele Leute eine Ausbildung machen,
sondern wie viele eine sinnvolle Anstellung fänden, mit der sie ihren
Lebensunterhalt verdienen können. Und das müsse nicht unbedingt eine betriebliche
Ausbildung sein.
Landrat Scherf widerspricht dem Eindruck,
dass Frau Zeug und Herr Steinbart die Berufsberatung ersetzen und die Arbeit
der Arbeitsagentur übernehmen würden. Dies würde alles den Profis überlassen,
deswegen sei bei der Steuerungsgruppe für „Jugend stärken“ die Arbeitsagentur
und das Jobcenter mit dabei. Es gehe dem Landratsamt nie nur um möglichst hohe
Zahlen. Dies habe man auch bei der Ausbildungsinitiative Asyl bewiesen, wo ganz
bewusst auf die Bremse gedrückt worden sei, dass nicht möglichst viele
Flüchtlinge in ein Ausbildungsverhältnis vermittelt werden sollten, sondern
langsam mit einer Projektphase gestartet sei, um die Flüchtlinge und die
Betriebe zu beraten und zu unterstützen. In ganz Bayern fände man keinen
Landkreis mit genau diesem Modell. Dies sei einzigartig. Genau in dieser
Richtung arbeite man auch in der Steuerungsgruppe „Jugend stärken“.
Die Möglichkeit der Werkeausbildung oder
verkürzten Ausbildung sei eine Möglichkeit. Er warne allerdings davor, zu
einfach zu sagen, wenn eine Ausbildung zu schwer sei, dann soll der- oder
diejenige eben eine ungelernte Tätigkeit ausüben. Das seien dann die Menschen,
die zuerst ihre Arbeit verlieren würden. Wer in jungen Jahren keine Ausbildung
habe, in welcher Form auch immer, der lande, wenn man sich die Statistiken der
Langzeitarbeitslosen anschaue, am schnellsten bei den Sozialsystemen.
Kreisrätin Passow stimmt zu, dass Ungelernte
am ehesten arbeitslos und am schnellsten entlassen werden würden. Wenn man sich
die Grafik von der IHK anschaue, dann sehe man, dass die Angebot- und
Nachfragelücke bei Akademikern am wenigsten auseinanderklaffe, wobei bei
Fachkräften ein hoher Wechselbedarf sei. Bei den Ungelernten bestehe momentan
noch mehr Angebot als Nachfrage, dies werde sich aber im Zuge der Demographie
auch ändern. Ihr Appell sei, dass in der Praxis geschaut werden müsse, wer für
welche Ausbildung geeignet sei, da die betriebliche Ausbildung oft sehr
anspruchsvoll sei, und nicht jeder dazu geeignet sei.
Landrat Scherf fasst zusammen, dass die
Kernaussage des Ausschusses deutlich angekommen sei, dass praktisches Umsetzen
und konkrete Ergebnisse, die greifbar seien, gewünscht seien.