Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Vorstellung der neuen Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, Frau Heidrun Zeug

BezeichnungInhalt
Sitzung:14.11.2016   BKS/002/2016 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Landrat Scherf geht auf die Lehrerversorgung ein, die vermehrt Thema in der Presse gewesen sei. Er habe sich, nachdem Schulen, Fraktionen und Bürgermeister ihn angesprochen hätten, über Staatsminister Bausback an die Staatsregierung gewandt und vergangene Woche ein Antwortschreiben bekommen. Staatsminister Bausback versichert Landrat Scherf in diesem Schreiben, dass er sich persönlich an den Kabinettskollegen Dr. Spaenle gewandt habe. Die Regierung von Unterfranken habe sich darum gekümmert, dass im Schuljahr 2016/2017 die Schulen umfänglich mit Personal versorgt worden seien. Es werde auch detailliert auf die Situation der Einstellungen eingegangen. Alle Prüflinge und Wartelistenbewerber hätten ein Einstellungsangebot erhalten. Oberbayern benötige mehr Lehrkräfte als die übrigen Regierungsbezirke. Das Kultusministerium weist darauf hin, dass in den vergangenen 24 Jahren der Anteil der Schüler/innen an den Grund- und Mittelschulen in Oberbayern von 29% auf knapp 35% gestiegen sei, während der Anteil der unterfränkischen Schüler/innen von 11,9% auf 9,8% gesunken sei. Sämtliche 195 Bewerber für das Lehramt an Grund- und Mittelschulen in Unterfranken ein Anstellungsangebot bekommen hätten, davon allerdings 128 mit Verwendung im Regierungsbezirk Oberbayern. Herr Bausback endet damit, dass er zuversichtlich sei, dass zumindest für das Schuljahr 2016/2017 eine ausreichende Lehrerversorgung am Bayerischen Untermain gegeben sei. Wenn er in dieser Sache noch in irgendeiner Weise unterstützend tätig sein könne, solle Landrat Scherf es ihn wissen lassen.

 

Landrat Scherf würde sich mit dem Einverständnis des Gremiums noch einmal in diesem Jahr an den Staatsminister wenden. Dieses Jahr seien die Stellen besetzt und die Stundenversorgung sei rechnerisch sichergestellt. Insgesamt habe man aber aufgrund der geographischen Lage Bayerischer Untermain die sehr schwierige Situation, dass zu Schuljahresbeginn bis zu 1/4 aller Lehrer/innen ausgetauscht würden, was für ein kontinuierliches Arbeiten sehr schwierig sei. Landrat Scherf würde gerne die Aussage des Ministers aufgreifen, dass für dieses Schuljahr die Versorgung gesichert sei. Im Hinblick aber auf die kommenden Jahre rechtfertige dieses strukturelle Defizit einen besonderen Blick des Staatsministeriums für Bildung, Unterricht und Kultus.

 

Kreisrat Schmid betont, dass es grundsätzlich nicht um die statistisch korrekte Lehrerversorgung im Landkreis Miltenberg. Seit Jahren bemühe man sich, und er könne sich nicht erklären, warum die besondere Problematik am Bayerischen Untermain nicht bei der Politik ankomme. Es gehe um die Fluktuation, um die mangelnde Konstanz in diesem Bereich und um die überproportional hohe Versorgung mit Angestellten- und Zeitarbeitsverträgen, die nur auf ein Jahr befristet seien. Dies sei der gravierende Unterschied, warum man hier in der Region von den gleichwertigen Lebensbedingungen in Bayern entfernt sei. Dies habe enorme Auswirkungen in der Zukunft auf die Führungspositionen.

 

Kreisrat Dr. Linduschka fügt hinzu, dass wenn man sich die Situation anschaue, sei es auch in vielen Fällen mit der Versorgung alles andere als gut bestellt. In der Grund-, und Mittelschule in Elsenfeld kämen relativ kurzfristig und ohne großes Vorwarnen zusätzliche Kinder aus dem Bereich Asyl und Flüchtlinge dazu. Diese werden in Klassen gesetzt, die zum Teil schon 27 oder 28 Kinder groß seien. Alleine vom Platz her sei das Volumen bereits längst ausgereizt, und dann kämen noch Kinder hinzu. Er möchte eine Lanze für die Kolleg/innen der Grund- und Mittelschule brechen. Es sei eine tolle Leistung, wie diese ohne Klagen alles auf sich nähmen. In Elsenfeld seien in der Grundschule Klassen mit zwölf verschiedenen Sprachen. Innerhalb weniger Tage kämen noch einige Kinder hinzu, die gerne aufgenommen würden, die aber nicht lesen und schreiben könnten. Diese Problematik solle man auch im Auge behalten.

 

Landrat Scherf sagt, dass die Wirtschaftsstruktur des Landkreises mit dem hohen Fachkräftebedarf, mit zu berücksichtigen sei. Man habe in den Übergangsklassen schon bemerkt, dass die Kinder, die nicht Deutsch könnten, nicht nur Flüchtlingskinder seien, sondern auch viele Kinder aus Familien seien, die als Fachkräfte hier im Landkreis sesshaft würden.

 

Kreisrätin Passow sagt, dass die Fluktuation daher komme, dass die Lehrer, die in Würzburg ausgebildet würden und z.B. im Landkreis Haßberge beheimatet gewesen wären, dort auch wieder zurückwollen. Die Lehrer würden nicht abgezogen, sondern sie würden sich oftmals wegbewerben. Dies könne man nicht verhindern.

 

Landrat Scherf sagt, dass Kreisrätin Passow damit das strukturelle Problem abspreche, dass aus Oberbayern Lehrkräfte nach Unterfranken wollten, und weil der Lehrerbedarf in Unterfranken, in einem signifikanten Ausmaß fast nur am Bayerischen Untermain, bestehe, bekomme man dann Lehrkräfte aus dem Landkreis Haßberge oder aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, die dann rein statistisch gesehen Rückkehrer nach Unterfranken seien, aber wiederum auch Lehrkräfte, die nicht an den Bayerischen Untermain wirklich wollen, sondern dahin zurück. Daher habe man für die Region wieder die Problematik, dass man junge Lehrkräfte verliere, weil sie, statt das Angebot in Oberbayern anzunehmen, weil sie dann beim Land Hessen, in Rheinlandpfalz oder Baden-Württemberg, eine verbeamtete Lehrerstelle annehmen. Dies falle dann auch wieder in den Bereich von Statistik. Dies falle in der gesamtbayerischen Statistik nicht auf. Wenn man aber die Situation am Bayerischen Untermain betrachte, dann habe man hier eben einen großen Aderlass an jungen Lehrkräften.

 

Kreisrat Schmid ergänzt, dass im Landkreis Miltenberg jedes Jahr mindestens die Zahl der jungen Leute ausgebildet würde, die man auch jedes Jahr neu einstellen dürfte, weil sie benötigt würden. Im vorletzten Schuljahr habe man zum ersten Mal alle jungen Leute behalten dürfen, die hier bleiben wollten. Dies sei ein Signal und eine Botschaft gewesen, wo alle davon ausgegangen seien, dass es jetzt verstanden worden sei und der richtige Weg beschritten werde. Dieses Jahr sei es allerdings wieder gnadenlos zurückgefahren worden. Er habe keine Erklärung dafür, Obwohl die Region die Leute aufgrund von Pensionierungen und überproportional vielen Angestelltenverträgen brauche.

 

Kreisrat Stappel möchte wissen, ob die Problematik der fehlenden Lehrkräfte in erster Linie den Landkreis Miltenberg, oder auch Stadt und Landkreis Aschaffenburg betreffe.

 

Landrat Scherf erwidert, dass es ein Problem des Bayerischen Untermains sei. Die Bitte an Staatsminister Bausback sei eine gemeinsame Initiative mit Bürgermeisterin Euler aus Aschaffenburg gewesen.

 

Landrat Scherf sichert zu, die inhaltlichen Rückmeldungen der Mitglieder des Ausschusses in ein Antwortschreiben an Staatsminister Bausback aufzunehmen und um weitere Unterstützung zu bitten.

 

Landrat Scherf sagt, dass man im Landkreis Miltenberg eine besondere Situation habe. Neben der Situation, dass man viele Flüchtlinge und Flüchtlingskinder im Landkreis habe, die die Sprache lernen müssten, die Bildungsangebote bräuchten, habe man aufgrund der Wirtschaftsstruktur des Landkreises auch immer sehr viele EU-Ausländer. Es gebe eine sehr große, fast nicht mehr überschaubare Anzahl von Bildungsangeboten für Zuwanderer. Dies rufe nach Koordinierung. Deswegen freue er sich, die neue Bildungskoordination für Neuzugewanderte, Frau Zeug, vorzustellen.

 

 

Frau Zeug stellt sich vor.

 

Zur Person:

 

Seit 10.10.2016 hat Frau Heidrun Zeug die Position Bildungskoordination für Neuzugewanderte im Landratsamt Miltenberg inne.

 

Frau Zeug hat Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe. Sie arbeitete für Programme der Welthungerhilfe und Weltbank in Afrika und Indien. Ehrenamtlich berät sie seit einem Jahr höherqualifizierte Geflüchtete zu Studium und Anerkennung akademischer Qualifikationen in der Region. Frau Zeug leitete zuletzt das „Academic Welcome Program for highly qualified refugees“ der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.

 

Aufgaben:

 

1.    Förderung des Zugangs zu Bildung und beruflicher Integration für Geflüchtete;

2.    Identifizierung bestehender Bildungshintergründe und -bedarfe für Neuzugewanderte;

3.    Herstellung von Transparenz über Bildungs- und Beratungsangebote vor Ort;

4.    Vernetzung zwischen den Bildungsakteuren in der Region und

5.    Weiterentwicklung bestehender Bildungsangebote für Neuzugewanderte.

 

 

Kontaktdaten:

Heidrun Zeug, heidrun.zeug@lra-mil.de

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