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TOP Ö 6: Beschluss: Bedarfsanerkennung für Jugendsozialarbeit an der Herigoyen- Grundschule Sulzbach am Main

BezeichnungInhalt
Sitzung:10.11.2016   JHA/003/2016 
Beschluss:einstimmig beschlossen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses fassen den einstimmigen

 

B e s c h l u s s:

 

Der Jugendhilfeausschuss bestätigt den Bedarf für Jugendsozialarbeit an der Herigoyen- Grundschule Sulzbach am Main.


Herr Adams trägt vor, dass der Markt Sulzbach am Main als Schulaufwandsträger der Herigoyen-Grundschule Sulzbach am Main beabsichtigt, ab dem 01.01.2017 Jugendsozialarbeit in Trägerschaft des Sachgebiets Kinder, Jugend und Familie an der Herigoyen-Grundschule Sulzbach am Main anzubieten.

Mit einem Anteil von 23,4 % an Schülern mit Migrationshintergrund im Schuljahr 2015 / 2016 ist die Stelle entsprechend dem staatlichen Förderprogramm „Jugendsozialarbeit an Schulen - JaS“ förderfähig.

 

Die Schule erfüllt die Förderbedingungen des JHA-Beschlusses „Förderung von Jugendsozialarbeit an Grundschulen durch den Landkreis“ vom 02.05.2013 für eine Förderung durch den Landkreis:

 

1.    Eine Förderfähigkeit durch das staatliche Förderprogramm liegt vor.

2.    Eine stabile Schülerzahl über 120 Schüler in den nächsten 5 Jahren ist gegeben.

3.    Die Schule verfügt über ein qualifiziertes und verlässliches Betreuungs- und Förderangebot Mo. – Do. bis mindestens 15:30 Uhr.

4.    Als besondere Belastungsfaktoren werden genannt:

 

Die Zahl an Kindern aus Asylbewerber- und Flüchtlingsfamilien, die sowohl sprachlich, kulturell und gesellschaftlich Bedarf an Hilfe zur Integration haben, ist gestiegen. Dies verursacht häufig erhebliche Anpassungsprobleme, spezifische Lernschwierigkeiten und Probleme im sozial-emotionalen Bereich. Hier soll die Jugendsozialarbeit mit Einzelhilfe, sozialer Gruppenarbeit und Vernetzung ansetzen.

 

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Schüler mit auffälligem Verhalten wie erhöhte Gewaltbereitschaft, fehlende Impulskontrolle, Distanzlosigkeit, Rückzugsverhalten, oppositionelles Verhalten oder psychosoziale Defizite. In einigen Fällen waren die Eltern nicht bereit, Hilfe anzunehmen. Konflikte zwischen Eltern und Schule waren die Folge. In solchen Fällen hätte eine JaS-Fachkraft sowohl als Vermittler zwischen Eltern und Schule fungieren als auch mit betroffenen Schülern sozialpädagogisch arbeiten können.

 

Die Schule argumentiert, dass ein möglichst frühzeitiges Eingreifen in Form von Hilfe und Unterstützung verhindern könnte, dass sich problematisches Veralten etabliert.

 

Seitens des Sachgebiets Kinder, Jugend und Familie wird aufgrund der Erfahrungen aus dem Allgemeinen Sozialen Dienst sowie Anfragen bei der Jugendsozialarbeit der Herigoyen-Mittelschule der Bedarf gesehen.

 

Alle benötigten Antragsunterlagen wurden gemeinsam mit dem Sachgebiet Kinder, Jugend und Familie erarbeitet und liegen vor.

 

Es wird empfohlen, den Bedarf zu bestätigen und damit den Start der Jugendsozialarbeit an der Herigoyen-Grundschule Sulzbach am Main zu ermöglichen.

 

Für den Landkreis Miltenberg entstehen durch diesen Beschluss Kosten in Höhe von ca. 10.000,- € / Jahr.

 

 

Kreisrat Stappel möchte wissen, wie viele Schulen im Landkreis noch einen Anteil von über 20% an Schülern mit Migrationshintergrund hätten.

 

Herr Adams antwortet, dass es aktuell fünf Schulen mit einem Anteil von über 20% gebe, die allerdings bereits Jugendsozialarbeit an Schulen hätten.

Sulzbach, Kleinwallstadt und Kleinheubach seien noch förderfähig.

 

Kreisrat Stich fragt nach dem Stand der politischen Diskussion, dass solche Sozialarbeiter eigentlich vom Kultusministerium bezahlt werden sollten.

 

Landrat Scherf erklärt, dass die eine politische Diskussion sei, dass der Freistaat Bayern komplett dafür zahlen solle, weil es sich um Schulsozialarbeit handele. Hier handele es sich aber um Jugendsozialarbeit an Schulen, damit sei es ein Angebot der Jugendhilfe. Er persönlich befürworte Jugendsozialarbeit an Schulen, weil der Ansatz der Jugendhilfe ein anderer sei als der pädagogische Ansatz der Schule. Als in Faulbach unter seiner Schulleitung die Jugendsozialarbeit an Schulen eingeführt worden sei, habe es ganz spannende Reibungsprozesse gegeben, weil es eine unterschiedliche Herangehensweise sei zwischen Schule und Jugendhilfe. Es solle gerne im Landtag darüber debattiert werden, und wenn die Jugendsozialarbeit an Schulen einmal zu 100% vom Freistaat Bayern gefördert werde, würden das alle gerne annehmen. Konzeptionell sei er ein fachlicher Freund der Jugendsozialarbeit an Schulen. Die große Vernetzung der Jugendsozialarbeit an Schulen steigere die Bildungsarbeit an den Kindern.

 

Kreisrat Stich regt an, Jugendsozialarbeit an Schulen auf Realschulen und Gymnasien auszuweiten.

 

Landrat Scherf antwortet, dass dies im Rahmen der Bildungsregion bereits erwähnt worden sei. Daraufhin sollten sich die Schulen bei Interesse fachlich damit auseinandersetzen. Bislang habe es allerdings keine Rückmeldung gegeben.

 

Herr Prof. Dr. Adams erklärt, dass das Thema JaS auch im Jugendhilfeausschuss der Stadt Würzburg besprochen worden sei. JaS sei ein Bindeglied zwischen Erziehung und Unterricht sei, und deshalb ein Bindeglied zwischen dem Sozialministerium und dem Kulturministerium. Es sei kein Geheimnis, dass es ausgegrenzt sei aus dem Kulturministerium, was ein typisch bayerischer Weg sei, der letztendlich auch historisch sich aus der unzureichenden Zusammenarbeit dieser beiden Ministerien erkläre, die zwar schon etwas besser sei, aber den Ausgangspunkt könne man Feindschaft nennen. Hier sei etwas zusammen zu führen, und so käme man zu der alten Diskussion, wie erzieherisch Schule sein soll. Das hänge auch mit der Unterstützung der Eltern zusammen. Als Jugendhilfe, allein vom Namen her, als auch häufiger Hilfe zur Erziehung, und zwar Hilfe für die Eltern zur Erziehung, erzieherischer aufgestellt. Und Schule habe mehr Bildungsideen, im Gymnasium noch am weitesten weg von Erziehung. Je höher der Schultyp, umso weniger sei der Lehrer ausgebildet, auch erzieherische Aufgaben wahrzunehmen. Da habe man eine wichtige Aufgabe, dies in Bayern zusammen zu führen. Es wäre wunderbar, wenn beide Ministerien Jugendsozialarbeit oder Schulsozialarbeit finanzieren würden, weil das die Verbindung deutlich mache. Man habe sich in Würzburg darauf verständigt, dass man noch einmal über die Landtagsabgeordneten initiativ werde, um darauf hinzuweisen. Die Hoffnung sei nicht riesig, aber die Stadt Würzburg stehe schon auf dem Standpunkt, dass sie Aufgaben des Freistaates refinanziere. Ihm sei in dem Zusammenhang wichtig, dass man diese Auseinandersetzung zwischen zwei Ministerien nicht auf dem Rücken der Schüler austrage. Es gebe nichts Schlimmeres, als zu sagen, jetzt mache man es nicht, weil die anderen zuständig seien. Er glaube, es sei richtig, dass der Landkreis Miltenberg die Jugendsozialarbeit an Schulen unterstütze und ausbaue, weil es eine ganz wichtige Hilfe an unseren Schulen sei. Wenn jemand aus dem Schuldienst, wie Herr Landrat Scherf, sage, dass er es prima finde, dass man hier Jugendsozialarbeit von Jugendhilfe an der Schule haben. Das zeige, dass die Ideen an der Basis der Schulen angekommen seien, d.h. die Schulen wollten eine solche Zusammenarbeit. Dies müsse man nach oben transportieren, dass auch die Ministerien dies endlich verstehen würden. Dann könne etwas Fruchtbares darauf werden. Er ist der Meinung, dass man daran arbeiten solle, dass es zusammenwachse, und dass man solche Jugendsozialarbeit an Schulen deutlich unterstütze.

 

Landrat Scherf führt aus, dass man die Jugendsozialarbeit an Schulen im Landkreis Miltenberg an einem beachtlichen Anteil der Grundschulen habe. Man habe die Förderschulen damit ausgestattet, die 15 Mittelschulen, die Montessori-Schule, und auch jetzt die Berufsschulen in Miltenberg, Obernburg, und die Johannes-de-la-Salle-Berufsschule in Aschaffenburg.

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