Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Nachtragshaushaltsplan 2016 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 20.10.2016 KT/005/2016 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Der Kreistag beschließt einstimmig:
1.
Das von der Landkreisverwaltung angepasste
Investitionsprogramm wird genehmigt
(Art. 64 Abs. 2 LKrO).
Der Kreistag beschließt einstimmig:
2.
Der geänderte Finanzplan wird angenommen (Art. 64
LKrO).
Der Kreistag beschließt einstimmig:
3.
Der Stellenplan für die Verwaltung wird genehmigt
(Art. 58 Abs. 2 LKrO).
Der Kreistag beschließt einstimmig:
4.
Die Nachtragshaushaltssatzung für das Haushaltsjahr
2016 wird erlassen
(Art. 62 i.V.m. Art. 57 ff. der LKrO).
Landrat
Scherf nimmt Stellung zum Nachtragshaushalt 2016:
„Werte Kolleginnen
und Kollegen,
am 1. Februar 2016
hatten wir über den Kreishaushalt 2016 zu entscheiden.
In mehrerlei
Hinsicht ein außerordentlicher Haushalt:
- Nach einem einjährigen Krisenmanagement im
Jahr 2015 mit der Aufnahme von wöchentlich anfänglich 20, in der Spitze
bis zu 80 Flüchtlinge pro Woche mit der Einrichtung von über 60
dezentralen Unterkünften und einer zunächst übergangsweisen, dann
provisorischen Erstaufnahme,
die sich derzeit im Standby-Modus befindet, haben
wir mit dem Haushalt 2016 für eine ordnungsgemäße Bewältigung dieser großen
Aufgabe sichergestellt!
- Dies gelang dank der gestiegenen Umlagekraft
und der Schlüsselzuweisungen sogar mit einem um einen Prozentpunkt
abgesenkten Kreisumlagehebesatz!
- Mit einem Überschuss von nur 650.000 Euro im
Ergebnishaushalt wurde gleichzeitig der Rahmen geschaffen für eine
Investition im Bildungsbereich in Rekordhöhe von 10,8 Millionen Euro im
Kontext von Gesamtinvestitionen in Höhe von 16,8 Mio. €.
- Auch eine Besonderheit: die 3 großen
Investitionen im Bildungsbereich (in MLR, HSG & JBG) wurden nur
ermöglicht dank der Ermächtigung für eine Netto-Neuverschuldung in Höhe
von 2,5 Millionen Euro, eine Ermächtigung für einen Schuldenstand bis zu
30 Mio. Euro
– der Kreistag war der Meinung, dies sei
verantwortbar angesichts einer Rekordverschuldung im vergangenen Jahrzehnt in
Höhe von 55 Millionen Euro und der möglichen Alternativen
des Verschiebens oder
der Mehr-Belastung unserer 32 Städte &
Gemeinden.
Dies war
kalkulierbar.
Bei der
Bewältigung der Folgen der Flüchtlingssituation hatten wir nur die Möglichkeit,
entweder einen soliden Rahmen zu schaffen
oder auf „gut Glück“ im dunklen Tunnel ohne Licht einfach die Augen zu
schließen.
Aber genau deshalb
hatte ich am 1. Februar bereits in meiner Haushaltsrede unmissverständlich
verdeutlicht:
„Wir werden aber – sollte sich die Lage dramatisch
verändern – zum Guten oder Bösen – natürlich im Laufe des Jahres reagieren! Das
ist selbstverständlich. Dazu stehe ich!“
Im Laufe der
Haushalts-Debatte konkretisierte Kreisrat Dr. Heinz Kaiser diesen Ansatz, in
dem er einen Nachtragshaushalt als Handlungsmöglichkeit einbrachte.
Seriös und solide
kann man sich natürlich nicht zu Beginn eines Haushaltsjahres auf einen
Nachtragshaushalt festlegen. Sonst könnte man ja gleich entsprechend planen.
Nun stehen wir
heute hier am 20. Oktober 2016 im Kreistag – und es hat sich seit dem 1. Februar
2016 viel ereignet:
„Es ist noch kein Jahr her, dass die
Flüchtlingsbewegung nach Deutschland ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht
hatte. Zehntausende am Münchner Bahnhof, Hunderte in den Turnhallen der
Landkreise. WO sonst als im Freistaat Bayern mit seiner soliden Verwaltung,
tatkräftig Handelnden in Politik und Gesellschaft und vor allem mit vielen
Ehrenamtlichen hätte dieser Ansturm der Flüchtlinge organisatorisch und
menschlich so bewältigt werden können?
Seit Mitte Juni liegt eine Regelung auf dem Tisch,
die etwas Druck von den Kommunen nimmt. Die Unterbringungskosten für anerkannte
Flüchtlinge beim Jobcenter werden für 3 Jahre komplett vom Bund übernommen. In
diesem Jahr werden 400 Millionen Euro nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt.
Das ist nur fair, werte Kreisrätinnen und Kreisräte.“
Soweit die Analyse
der Lage durch unseren Präsidenten des Bayerischen Landkreistags, Christian
Bernreiter.
Die Lage hat sich
verändert, Landrat und Verwaltung halten nun Wort und wir bilanzieren zum Ende
des 3. Quartals folgendermaßen:
Punkt 1: Die
Schulen
Unser Kämmerer
Steffen Krämer war bei der Aufstellung des Haushalts 2016 aufgrund einer
Mitteilung der Regierung von Unterfranken davon ausgegangen, dass die
Anschubfinanzierungen für die Generalsanierungen der Gymnasien Erlenbach und
Miltenberg frühestens 2016 erfolgen werden. Unser Kämmerer musste deshalb, um
den Grundsätzen einer soliden Haushaltsführung gerecht zu werden, so hat er es
von Kurt Straub gelernt, mit jeweils 100.000 Euro planen. Überraschend flatterte
dann im Juni der erste Bewilligungsbescheid mit einer Zahlung von zwei
Millionen Euro für das HSG und 1,1 Millionen Euro für das JBG ins Haus. Statt
geplanter 400.000 Euro für die Realschule Obernburg wurden 500.000 Euro
überwiesen.
Für den Finanzhaushalt
bedeutet dies, dass die geplante Kreditaufnahme um 3 Millionen Euro gemindert
werden kann und nur noch 2,2 Millionen Euro beträgt.
Unser
Landtagsabgeordneter Berthold Rüth hat bereits auf sein Engagement in dieser Sache
hingewiesen. Herzlichen Dank dafür, dass die von der Reg. v. UF zugesagten
Zuschüsse bereits in 2016 geflossen sind statt erst in 2017.
Dies hat einen
positiven Nebeneffekt: Eine Nettoneuverschuldung ist in diesem Haushalt nicht
mehr notwendig. Für die Kreisumlage ist der Finanzhaushalt aber nicht
unmittelbar relevant, diese Zusatzeinnahmen haben keinen Einfluss auf die
aktuelle Kreisumlage, aber natürlich auf die Kreditaufnahme im Finanzhaushalt.
Wir brauchen den
Einsatz unserer Abgeordneten aber auch in Zukunft. Im kommunalen Finanzausgleich
2017 erreichte die Kommunale Familie, dass der Orientierungswert für Kommunen
mit durchschnittlicher Finanzlage bei der Förderung von Schulen &
Kindertageseinrichtungen um 10%-Punkte angehoben wird.
Es wäre fair, wenn
diese Änderung auf laufende Projekte übertragen wird, ich denke, hier können
unsere Abgeordnete im Jahr 2017 noch etwas für ihren Landkreis erreichen, und
wir können uns auf den Einsatz unserer Abgeordneten verlassen.
Punkt 2: Die
Flüchtlingssituation
Während der
Haushaltsberatungen Anfang 2016 waren dem Landkreis durchschnittlich zwischen
70 und 80 Flüchtlinge zugeteilt worden. Bereits im November war der Umzug der
kurzfristig im Rahmen des Notfallplans in Miltenberg installierten Erstaufnahme
mit großem Einsatz unserer Verwaltung und einer Hundertschaft ehrenamtlich
tätiger Kräfte in ein längerfristiges Provisorium nach Kleinheubach notwendig.
Meine direkte
Fürsprache beim Regierungspräsidenten und sein Einsatz in München haben schon
im September 2015 relativ schnell zu einer Entscheidung geführt, dass die
Kosten hierfür vom Freistaat Bayern erstattet werden. Hierfür Danke!
Aufgrund der
großen Anforderungen an verschiedene Bereiche des Hauses hat der Kreistag zudem
14,5 neue Stellen für Asyl mit der Zusage der Verwaltung, diese rein
bedarfsorientiert zu besetzen, ermöglicht. Auch hierfür Danke!
Hier zeigte sich
das besonnene und auf Sparsamkeit bedachte Handeln der Verwaltung: Es wurden
diese Möglichkeiten nur defensiv & bedarfsorientiert umgesetzt, weshalb 8,5
Stellen unbesetzt blieben! Mein Dank geht an unseren UB 2 Personal &
Organisation in Verantwortung von Gerhard Rüth für die Besonnenheit und auch an
die betroffenen Sachbereiche besonders Sozialamt, Jugendamt und Ausländeramt,
die immer wieder Verständnis für die Zurückhaltung bei der Schaffung neuer
Stellen aufbringen mussten.
Dies ist Grundsatz
in ihrem Landratsamt: Sachgerecht und wirtschaftlich handeln.
Was heißt das? Wir
setzen sinnvolle Standards: Aus unserem Haus hören Sie kein Lamento über die
Jugendhilfestandards und dass jeder unbegleitete Flüchtling über 18 in der
Jugendhilfe verbleibe. Wir prüfen jeden Einzelfall individuell und entscheiden
dann. Ein weiteres Beispiel für die gute Arbeit meines Hauses: Wir handeln
angemessen und wirtschaftlich!
Aber nicht nur
unser Handeln hat die Situation verändert. Im Laufe des Frühjahres hat sich die
Flüchtlingssituation deutlich entspannt – zurzeit werden dem Landkreis pro
Woche Flüchtlinge in nur noch einstelliger Zahl zugewiesen.
In der Folge
konnte die Erstaufnahme geschlossen werden und im Stand-By-Betrieb verharren,
was unsere Verwaltung enorm entlastet. Auch sind die Anerkennungen der
Flüchtlinge nach einem deutlichen Anstieg zuletzt wieder ins Stocken geraten.
Das alles hat zur Folge, dass der Zuschussbedarf für Leistungen des Jobcenters
voraussichtlich um 1,9 Millionen Euro unterschritten wird.
Positiv ins
Gewicht fällt auch, dass im Jobcenter weniger Bedarfsgemeinschaften als im vergangenen
Jahr im Leistungsbezug sind – etwas, was wir im Januar 2016 nie zu hoffen gewagt
hätten: Zugänge konnten durch Abgänge kompensiert werden, diverse Projekte wie
z.B. „Soziale Teilhabe“ brachten eine größere Zahl von Arbeitslosen zurück in
Arbeit.
Die Folge ist,
dass im September 2016 weniger Bedarfsgemeinschaften beim Jobcenter gemeldet
sind als vor Jahresfrist: Auch dies ist Ausdruck des nachhaltigen Wirtschaftens
und des Sparwillens von Landratsamt & Jobcenter.
Wie erwähnt, so
wurden im Jobcenter 1,9 Mio. gespart und da nur 6 der 14,5 eingeplanten Stellen
besetzt werden mussten, fallen im Personalbereich insgesamt zum heutigen Stand
voraussichtlich Einsparungen von 600.000 Euro an.
Da aufgrund der
deutlich geringeren Ausgaben im Bereich Asyl keine Kassenkredite in Anspruch
genommen werden mussten, führt dies in Kombination mit geringeren Zinsen durch
Absenkung der Kreditaufnahme ebenfalls zu geringeren Zinsaufwendungen.
Punkt 3: Die
Haushaltsabwicklung
Hier gibt es
Änderungen, sich im Laufe des Jahres ergaben; die nicht kalkulierbaren Mehreinnahmen
sind:
Erhöhte
Investitionspauschale: + 238.007
Euro
Belastungsausgleich
Hartz IV: + 256.120 Euro
Zuweisungen
Schülerbeförderung: + 172.654 Euro
Unter dem Strich
verbleibt eine Verbesserung des Ergebnishaushalts nach dem heutigen Stand im
gesamten Haushaltsjahr in Höhe von 3,4
Millionen Euro.
Deshalb schlagen
wir Ihnen, dem Kreistag einen Nachtragshaushalt mit einer Reduzierung der
Kreisumlage um weitere drei Prozentpunkte vor – entsprechend 3,674 Millionen
Euro.
Der Landkreis wäre
zu diesem Nachtragshaushalt gesetzlich nicht verpflichtet, vielmehr wollen wir
freiwillig den Gemeinden das Geld zur Verfügung geben, welches in diesem Haushaltsjahr
nicht gebraucht wird.
Dieses Geld gehört
nicht auf die hohe Kante, sondern unmittelbar zurück an unsere 32 Städte und
Gemeinden. Aber zur Klarheit:
1.
Wir reden weder über das Geld der Landkreise noch
der Gemeinden, dies ist das Geld der Bürger*innen sowie der
Gewerbesteuerzahlenden. Mit diesem verantwortungsvoll umzugehen sind wir alle
aufgefordert. Wir tun dies im Landratsamt, und ich gehe davon aus, dass dies
andernorts ebenfalls so ist.
2.
Wir
reagieren kurzfristig, in diesem Fall in Form einer Erstattung. Der Klarheit halber
gehört die Wahrheit ausgesprochen. Dies kann auch umgekehrt geschehen, entweder
bei der Aufstellung des Haushalts oder im Laufe eines Haushaltsjahres.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren,
Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit, bitte Sie alle um Zustimmung zu dem vorgeschlagenen
Nachtragshaushalt und
erwarte mit
Interesse Ihre Wortbeiträge.“
Kreisrat Reinhard äußert sich zum Nachtragshaushalt
wie folgt:
„Sehr geehrter Herr Landrat, werte Kolleginnen und Kollegen!
Der Kreistag wird gleich einvernehmlich dem Nachtragshaushalt zustimmen.
Inhaltlich wurde er eben dargestellt.
Wir dürfen festhalten, es ist das Ergebnis eines zähen Ringens.
Die CSU Fraktion hatte dem Haushalt 2016 nur zugestimmt, wenn über einen
Kassensturz und einen Nachtragshaushalt das zu viel abgerechnete Geld den
Gemeinden rückwirkend erstattet wird.
Das haben wir eingefordert und das passiert heute.
Wenn gleich über das Jahr gesehen diese Erwartungen von Ihnen oft zurück
gewiesen wurden. „Das geht nicht, das sei ein zu großer Verwaltungsaufwand, das
überschüssige Geld kann auch in das nächste Jahr mit übernommen werden!“ Oder
wie Sie es gestern im Blickpunkt MIL darstellten: der Landkreis habe hierzu
keine Verpflichtung!
Nein, das Geld gehört den Gemeinden!
Dann die eigenen Lobeshymnen!
Die Einhaltung von Versprechen ist nichts Besonderes! Und das sollte
eine Selbstverständlichkeit sein und das erwarten wir auch vom Landrat Scherf.
Die Senkung ist überfällig!
Wir haben Rekordeinnahmen, wir haben trotz Senkung immer noch eine
Rekordkreisumlage in Höhe von 47,8 Mio. €. Die Spielräume und die Rücklagen
sind dicke da. Wir hatten auch schon vorher die Möglichkeit zu senken. Die
Ergebnisse zeigen es.
Lieber Kollege Weber:
Sie haben sich am Montag über mich beschwert, ich würde dauernd am
Landrat herum mosern.
Nein - Der Landrat hat nur auf den Druck reagiert!
Und Herr Weber, ihre Aussage – die Gemeinden bekommen ein Geschenk vom
Landkreis! Das ist ein Witz! Das ist geliehenes Geld, was zinsfrei zur
Verfügung gestellt wurde. Ja, die CSU nimmt mit verhaltener Genugtuung den
heutigen Nachtragshaushalt zur Kenntnis.
Unter dem Strich bleibt nun immer noch ein Plus von knapp 400 T€.
Herr Landrat, ich würde gerne heute mit ihnen eine Wette machen!
Eine Wette, dass das Ergebnis 2016 trotz Senkung wieder besser werden
wird!!!
Herr Scherf, eine gute Flasche Wein?
Die Wirtschaft brummt immer noch; die Steuereinnahmen bleiben weiter auf
Rekordniveau;
Die Schlüsselzuweisungen werden weiter steigen;
Der Bund wird seine Beteiligung an den Kosten für Unterkunft (KdU)
massiv erhöhen;
Die Bezirksumlage bleibt wahrscheinlich stabil, vielleicht können wir
sogar auch auf eine Senkung hoffen;
Jedenfalls bleibt so viel übrig, dass es auf alle Fälle dafür
reicht, den Sommerrausch nicht platzen lassen zu müssen.
Herr Landrat, bei diesem Thema sitzen Sie auch auf den falschen Gaul!
Ich bin mir ganz sicher, dass kein einziger Sponsor dabei ist, der bei
kulturellen Veranstaltungen finanziell mithilft und das deswegen macht, weil er
von ihnen eine Baugenehmigung braucht! Das ist für mich eine Unterstellung.
Auch bin ich mir sicher, dass kein einziger Verwaltungsmitarbeiter im
Landratsamt der für Genehmigungen zuständig ist, diesen Zusammenhang überhaupt
in irgendeiner Art zusammen bringt, so wie Sie es getan haben. Das ist schon
starker Tobak von Ihnen.
Sponsoring und Kulturarbeit das ist kein Problem, und wir sind
froh, dass es Unternehmer gibt die das unterstützen – ich hoffe auch noch
weiterhin.
Die von ihnen im Alleingang verursachte Verunsicherung muss beseitigt
werden.
Wir verlangen von Ihnen ein klares Bekenntnis zum Sommerrausch!
Die ehemalige Kulturreferentin Gabi Schmitt, mit dem großen Stab an
ehrenamtlichen Helfern, hat eine immense Aufbauarbeit geleistet. Der
Sommerrausch ist über die vielen Jahre zu der herauszuragenden, überregional
bekannten Kulturveranstaltung geworden.
Das Thema muss schnellstens in die Gremien, wir haben da
Gesprächsbedarf. Aber für heute erwarten wir ein klares JA von Ihnen, dass für
2017 die Veranstaltung federführend vom Landratsamt durchgezogen wird.
Es müssen doch Verträge und Vereinbarungen geschlossen werden und
Planungen schon längst laufen. Eine weitere Verzögerungstaktik und Unsicherheit
ist ganz schädlich.
Der Sommerrausch muss bleiben!“
Landrat Scherf erwidert, dass er bereits ausführlich dargelegt habe,
unter welchen Bedingungen der Sommerrausch 2017 weiterlaufen werde.
Kreisrat Thomas Zöller nimmt Stellung zum
Nachtragshaushalt wie folgt:
„Sehr geehrter
Herr Landrat Scherf,
sehr geehrter Herr
Kämmerer Krämer,
werte
Kreistagsmitglieder,
sehr geehrte
Besucherinnen und Besucher auf der Empore,
ich werde mich
kurz fassen, da der Tagesordnungspunkt viel zu erfreulich ist, um ihn unnötig
in die Länge zu ziehen.
Als wohl
einzigartig sehen die Fraktionsmitglieder der Freien Wähler diesen Nachtragshaushalt
mit dem Ziel der 3 % Umlagen Senkung, welches eine Auszahlung per Verrechnung
im Dezember an die Mitgliedskommunen mit sich bringt!
Frage an die
Kreistagsmitglieder - Wer hat schon mal einen solchen Nachtragshaushalt mit
Senkung der Umlage gemacht? (Es folgte absolute Stille im Saal)
Also
niemand! So ist dieses kommunalfreundliche Verhalten unseres Landkreises
Miltenberg gegenüber seiner Mitgliedsgemeinden in dieser Form etwas ganz
Besonderes in Bayern!
Ich stelle fest,
dass von „Kreistagsregierungsseite“ Wort gehalten wurde. Wir haben den Haushalt
2016 sicher und vernünftig aufgestellt und die Zusage im Herbst mit einem evtl.
Nachtragshaushalt Bilanz zu ziehen, eingehalten. Ja hätten wir bei der
Aufstellung des Haushaltes gleich um 3 % Punkte gesenkt, wäre sicher jeder
zufrieden gewesen! Jetzt haben wir sogar um insgesamt 4 % Punkte gesenkt!
Warum? Wohl kaum
zu erwarten waren die geänderten Flüchtlingszahlen, zum einen in der
Personenzahl und damit auch im veränderten Kostenrahmen durch die nicht
besetzten Stellen. Wobei in der heutigen Zeit unglaubliches Leid auf der Welt
herrscht und wir sehr gut daran tun, mit weiteren Flüchtlingsbewegungen in
großer Zahl in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu rechnen und darauf gut
vorbereitet zu
sein.
Wir tuen ebenfalls
gut daran, uns weiterhin um die entsprechende Integrationsmaßnahmen zu kümmern,
wie z.B. die Ausbildungsinitiative junger Flüchtlinge. Die Vorstellung im
Kreisausschuss hat alle Fraktionen beeindruckt! Auch im Jobcenter sind unsere
Integrationsbemühungen durch das Projekt „Soziale Teilhabe“ Grundlage dafür,
dass 1. Menschen geholfen wird und 2. wir nun Kosten sparen!
Wohl einzigartig
ist unser Schulbauprogramm mit drei Kreisschulsanierungen, welche parallel
laufen und das auch noch im Kostenrahmen – ein großes Lob an Kreisbauamt und
Bauausschuss! Ebenso ein großes Dankeschön an den Freistaat Bayern, der uns
schon in diesem Jahr die Fördergelder überwies, welche erst 2017 zu
erwarten waren.
Dazu laufen
wichtige Projekte wie Bildungsregion und Gesundheitsregion, ein Radwegekonzept
wird erstellt, die Jugendhilfeplanung wird neu gestartet, dazu ein
Organisationsgutachten, welches jeden Stein bzw. jeden Bleistift im Landratsamt
umdreht!
Ebenso einzigartig
ist unser Weg bei der Bildungsregion und Gesundheitsregion plus. Wenn hier alle
Akteure im Landkreis gut UND gerne auch in Zukunft noch besser miteinander kooperieren,
erreichen wir auch etwas, z.B. einen neuen Kinderarzt im Landkreis Miltenberg
oder eine bessere Bindung junger Menschen an unseren Landkreis!
Die Fraktion der
Freien Wähler sagt danke an unseren LR und Kämmerer für das sparsame und
erfolgreiche Wirtschaften im Jahre 2016 UND, dass sie uns an dieser bisher
einzigartigen und unter CSU Regierung noch nie da gewesenen Veranstaltung -
Nachtragshaushalt zur Entlastung unserer Kommunen im Landkreis Miltenberg -
teilhaben lassen, dies freut mich besonders als Bürgermeister.
Nach heutigem
Beschluss ist der Landkreis Miltenberg mit einem Umlagehebesatz von nur 39 %
Punkten ohne Nettoneuverschuldung, einer der oder sogar der
kommunalfreundlichste Landkreis in ganz Bayern, auch das freut die Freien
Wähler als Anwalt der bayerischen Kommunen.
Die
Kreistagsfraktion der Freien Wähler stimmt dem Nachtragshaushalt zu!
Herzlichen Dank
und ein weiter so im Namen der Freien Wähler Kreistagsfraktion!“
Kreisrat Weber nimmt Stellung zum Nachtragshaushalt
wie folgt:
„Sehr geehrter
Herr Landrat,
werte Kolleginnen
und Kollegen,
es kann einen
erschrecken, wenn man meint, der Vorredner hätte abgeschrieben.
Damit es nicht
vergessen wird, möchte ich unserem Kämmerer, Herrn Krämer, herzlichen Dank
sagen. Sie haben dieses Mal zwei Mal im Jahr den Haushalt erstellen müssen,
zumindest ergänzend. Das ist doch eine enorme Arbeit, und Sie machen das immer
hervorragend. Deswegen ganz speziell von der SPD-Fraktion einen herzlichen Dank
dafür.
Einmalig ist
dieses Mal auch der Vorgang – ein Nachtragshaushalt mit Senkung ist mir nicht
bekannt, und ich hätte exakt die gleiche Frage gestellt, ob jemand hier im Raum
so etwas bekannt ist. Und das gleich um 3%, was eben diesen 3,6 Mio. Euro
entspricht.
Die nächste
Parallele: Wenn man bedenkt, dass man den Haushalt ja schon um 1% gesenkt hat,
kommen wir auf 4% - die größte Senkung, die es je im Kreis gegeben hat. Und das
ist mehr als das Wahlgeschenk, das 2014 gemacht wurde, wo man von 46% auf 43%
senkte. Wir müssen uns vorstellen, wo wir 2002 waren. Da waren wir bei 41,3%
und haben uns dann bis zum Jahr 2014 auf 46% hochgearbeitet. Gerade die letzten
drei Jahre zuvor waren wir permanent bei 46%, womit die Gemeinden belastet
wurden. Das war, wie bekannt, unter der Zeit von Roland Schwing und der Führung
der CSU.
Ich muss
feststellen, auch das was Kreisrat Kaiser gesagt hat, hier scheint, unser
Kollege Reinhard hat wohl Kreide gefressen. Aber hier ist der Unterschied
festzustellen, wenn ich die Presseartikel von der CSU sehe, da wird schon
kräftig auf den Landrat eingeschlagen; es wird hingestellt, dass diese Senkung
längst überflüssig war. Wenn ich dann den Kollegen Reinhard hier im Kreistag
erlebe als Fraktionsvorsitzenden, dann muss ich feststellen, es ist nicht so
wild. Er ist nicht so kämpferisch. Ich denke, und da merken wir eigentlich den
Wahlkampfmodus, in den die CSU gefallen ist, und zwar ihre Abgeordneten Hofmann
und Rüth, die wohl Felle davonschwimmen sehen und meinen, jetzt schon den
Wahlkampf eröffnen zu müssen, und dazu den Kollegen Reinhard und die Fraktion
hier im Kreis benutzen wollen und mit Aktionen, wo wir uns jetzt gerade in den
letzten Tagen gefetzt haben, immer auf sich aufmerksam machen zu müssen. Ich
denke, der Bürger erkennt das, und das fällt eher negativ auf sie zurück.
Aber jetzt wieder
zu unserem einmaligen Vorgang. Herr Krämer, ich glaube, wir dürften momentan
auf Platz 1 in Bayern liegen. Wo ist da noch eine Forderung überfällig? Wir
sind Nummer 1, wir sind spitze, wir sind der Landkreis, der wirklich auffällt.
Das fällt auch in München auf, dass wir die geringste Kreisumlage haben.
Kreisrat Reinhard
hat vorhin gesagt, selbstverständlich müssen wir das senken. Wir sind einer von
71 Landkreisen. Dass die Flüchtlinge zurückgehen, dass es mehr Zuschüsse gab,
das hat es in den anderen 70 Landkreisen auch gegeben. Wo ist bei denen die
Selbstverständlichkeit, dass auch diese, überwiegend von der CSU geführten
Landkreise, das Geld zurückgeben?
Man muss sich auch
einmal die Frage stellen, warum muss der Landkreis das Geld zurückgeben? Allein
bei diesem Millionen-Schulbauprogramm, das wir haben. Wir könnten das Geld
verwenden, um weiter zu investieren, um Schulden abzubauen, um es dann später
nicht von den Gemeinden zu holen oder es könnte als Polster des Kämmerers
verwandt werden, wie wir das aus der Vergangenheit kennen. Wobei wir jetzt
einen Kämmerer haben mit weniger Speckröllchen, d.h. er muss mit weniger
Rücklagenbildung auskommen. Birgt es nicht die Gefahr, wenn man den Satz so
tief nach unten setzt, dass man ihn doch relativ schnell vielleicht wieder
erhöhen muss? Und dann unter dem Geschrei der CSU. Ich sehe es als großes
Entgegenkommen des Landrats und des Kämmerers, und das noch rückwirkend zum
01.01.2016, dass diese Senkung durchgeführt wurde.
Es ist in der Tat
so, dass es nur noch 10 Wochen bis zum neuen Jahr sind. Es wäre ein tolles
Versprechen und ein feiner Zug gewesen zu sagen, wir versprechen jetzt schon,
dass wir zum nächsten Haushalt 2017 die Kreisumlage um 3% senken. Damit hätten
wir, Sie hätten es dann natürlich gesagt, das Geld von diesem Jahr eingesteckt.
Aber es wäre ohne weiteres möglich, und es hätte sich gut angehört. Deswegen
möchte ich noch einmal darauf hinwirken, wir sind bayernweit mit 30% ganz
unten. Wenn wir erhöhen müssen, dann genau, was der Landrat gesagt hat, schon
im Haushalt im Frühjahr, und das Versprechen, den Gemeinden nicht mehr
abzunehmen, wie der Landkreis unbedingt braucht. Und es dann hinterher, evtl.
auch durch einen Nachtrag, an die Kommunen, an die Bürger zurückzugeben. Das
Versprechen ist gehalten. Vielen Dank, Herr Landrat.“
Kreisrätin Münzel nimmt wie folgt Stellung zum
Nachtragshaushalt:
„Sehr geehrter
Herr Landrat,
Kolleginnen und
Kollegen,
was wir heute –
und ich gehe davon aus einstimmig – beschließen werden, ist ein außergewöhnlicher
und bemerkenswerter Vorgang.
Wir werden die
Kreisumlage nachträglich um 3 Prozent senken und Landrat Scherf löst das ein,
was er in der Haushaltsdebatte am 01.02.2016 versprochen hat.
Eine nachträgliche
Senkung der Kreisumlage hat es - solange ich im Kreistag bin – und das ist
schon ziemlich lange – noch nicht gegeben.
Es ist ein starkes
Signal an die Gemeinden und an die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises:
Das Geld, das der
Landkreis nicht braucht, wird ihnen zurückgegeben.
Mit diesem
Beschluss tun wir aber nicht nur etwas Gutes für die Gemeinden, sondern auch
für die Demokratie.
Wir handeln
verlässlich: Das, was wir versprochen haben, das halten wir auch.
Dieser Beschluss
kann dazu beitragen, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die
Politikerinnen und Politiker und die Demokratie zu stärken.
Dieser Beschluss
ist bis jetzt auch einmalig in Bayern.
Obwohl alle
anderen Gebietskörperschaften ebenfalls Überschüsse in Millionenhöhe haben,
gibt es bisher keinen einzigen Landrat, der dies seinem Kreistag vorschlägt.
Da gibt es doch an
unserem Landrat nichts zu mäkeln.
Wir haben den
Haushalt in einer schwierigen Zeit aufgestellt. Landrat Scherf wies bereits
darauf hin: Wir nahmen in der Spitze bis zu 80 Flüchtende wöchentlich in
unserem Landkreis auf und die weitere Entwicklung war nicht absehbar.
Mit großer
Geschlossenheit und Besonnenheit und einem hohen Maß an Verantwortungsbewusstsein
haben wir in dieser Zeit über alle Fraktionen hinweg im Kreistag gehandelt, die
schwierige Situation gemeistert und unseren Haushalt einstimmig verabschiedet.
Und eben mit
dieser Geschlossenheit senken wir jetzt auch nachträglich die Kreisumlage.
Auch der
Fraktionsvorsitzende der CSU, Jürgen Reinhard, zeigte sich im Kreisausschuss
hoch zufrieden und die Kritik, die die CSU in ihrem Zeitungsartikel äußerte,
muss man wohl unter parteipolitischem Geplänkel abhaken.
Jürgen Reinhard
äußerte sich in einem Main – Echo Bericht folgendermaßen:
„ Die CSU sieht
das Einlenken des Landrats als Reaktion auf die steten Bemühungen der
CSU-Kreistagsfraktion und der Bürgermeister an, nur das Geld von den Gemeinden
zu holen, was für die Erfüllung der Landkreisaufgaben erforderlich ist.“
In seiner Rede
wiederholte er: „Wir haben Druck gemacht.“
Ja, Sie haben das
in der Diskussion eingefordert.
Ist es aber allein
der Verdienst der CSU?
Nein.
Wie heißt es so
schön: Der Erfolg hat viele Väter und Mütter.
Es waren nicht nur
Sie, die die Forderung nach Rückzahlung aufstellten, sondern auch die SPD mit
Dr. Heinz Kaiser, der mit Nachdruck die Idee des Nachtragshaushaltes
einbrachte.
Und Landrat Scherf
sagte damals in seiner Haushaltsrede - noch bevor die Diskussion darüber begann
- ebenfalls unmissverständlich:
„Wir werden aber –
sollte sich die Lage dramatisch verändern – zum Guten oder Bösen – natürlich im
Laufe des Jahres reagieren! Das ist selbstverständlich. Dazu stehe ich!“
Was wir aber auch
an diesem Beispiel sehen können:
Es herrscht auch
ein anderes politisches Klima, in dem Vorschläge nicht allein deshalb abgeschmettert
oder nicht realisiert werden, weil sie von Ihnen kommen.
Freuen Sie sich,
dass dies so ist, dass Sie jetzt endlich Dinge realisieren können, bei denen
Sie bei Landrat Schwing jahrzehntelang keine Chance hatten, auf Granit gebissen
haben.
So waren Ihnen
doch die hohen Rücklagen in Zeiten Schwings schon damals ein Dorn im Auge – sie
hatten aber keine Chance, dies zu verändern.
Mit Ihrem Anliegen,
die Rücklagen abzuschmelzen und die Kommunen zu schonen, haben Sie bei Landrat
Scherf eine viel größere Chance als sie bei Landrat Schwing je hatten.
Da können Sie doch
richtig froh sein, dass der Landkreis nicht von der CSU „regiert“ wird und der
Landrat nicht der CSU angehört.
Sinngemäß haben
Sie, Herr Reinhard, gesagt, dass trotz Senkung die absolute Kreisumlage mit
47,8 Millionen Euro immer noch auf Rekordniveau sei.
Das hätten Sie
schon 2013 sagen können.
2013 lag die
Kreisumlage in absoluten Zahlen bei 47,2 Millionen Euro. Vergleicht man das
Jahr 2016 mit dem letzten Schwingjahr, so entsprechen die 47,8 Millionen Euro
einer Steigerung von 1,18 %.
Und da ist noch
nicht die Inflationsrate berücksichtigt.
Und 2013 wurde die
Kreisumlage nicht nachträglich gesenkt.
Lassen Sie mich
noch ein Wort zum Sommerrausch sagen.
Es ist eine
interessante Aussage des Fraktionsvorsitzenden der CSU, Jürgen Reinhard: „Der
Sommerrausch muss bleiben.“
Sonst ist er ja
eher ein Sparbrötchen, wirft dem Landrat vor, es gebe keine Sparbemühungen. Ich
bin gespannt auf die Diskussion und ob er unter allen Umständen an seiner Aussage
festhält: Koste es was es wolle.“
Kreisrat Oettinger nimmt zum Nachtragshaushalt
Stellung wie folgt:
„Auch die Fraktion
der Neuen Mitte möchte danken. Nicht in erster Linie dem Landrat und dem
Kreiskämmerer, sondern denjenigen, die verantwortlich sind für die gigantische
Umlagekraftsteigerung von einmal 73 Mio auf 122 Mio. Euro. Das ist der Handel,
das ist das Handwerk, das ist der Mittelstand und ganz besonders die Damen und
Herren Arbeitnehmer in diesen Gewerben. Diese sind verantwortlich, sonst
niemand. Wir behindern oft genug deren Tätigkeiten durch unsinnige
Bauvorschriften, durch kleinliche Auslegung von weiteren Vorschriften. Viele
von denen wünschen sich, dass wir einmal ein Jahr in Urlaub gehen – bezahlt
natürlich, weil es dann keine neuen Gesetze gibt. Denen möchte ich ausdrücklich
danken.
Ich möchte mit
einem zweiten Märchen aufräumen. Als wenn die Prozentzahl der Kreisumlage etwas
mit der Höhe der Kreisumlage zu tun hätte. Im Jahr 2004 hatten wir 45,5%
Kreisumlage, der Kreis hat eingenommen 31 Mio Euro, jetzt haben wir 39%, der
Kreis hat eingenommen 47 Mio Euro. Wenn andere Landräte uns bewundern, dann
frage ich immer nach der Höhe, nach der tatsächlichen Höhe der Kreisumlage.
Trotz dem, dass wir gesenkt haben, hat sich die Kreisumlage gegenüber dem
Vorjahr immer noch um 550.000,00 Euro erhöht. Und wenn ein Landrat freiwillig
3%-Punkte anbietet, dann stellen sich bei einem Dorfbürgermeister generell die
Nackenhaare.
Ich möchte Herrn
Krämer trotzdem danken. Er hat das meiste von Kurt Straub gelernt, vor allen
Dingen, das „auf dem Geld sitzen“. Ich habe noch nie einen Haushalt erlebt, der
nicht besser abgeschlossen hat als in seiner Vorlage. Das zeichnet einen guten
Kämmerer aus. Ich bewundere Herrn Landrat, Ihre Entscheidung, Herrn Krämer als
Nachfolger bestimmt zu haben, er ist ein wahrer Nachfolger. Deswegen bedauern
wir es auch nicht. Der Kämmerer hat nach wie vor für das Jahr 2016 genügend
freie Mittel. Die Kommunen können das Geld sehr gut brauchen. Es kommt den
Bürgerinnen und Bürgern zu Gute und letztendlich denjenigen, die es über ihre
Steuern bereits abgeführt haben. Und es gibt ein altes Sprichwort: „Wenn der
Staat etwas einnimmt und es wieder ausschüttet, dann hat er klebrige Finger.“
Es bleibt immer hängen, und das gilt leider auch für die Kommunen und für die
Landkreise, für all diejenigen, die Steuern oder Abgaben erheben.
Wir haben dem
Haushalt ohne Bedenken zugestimmt, weil wir im Vertrauen miteinander gearbeitet
haben, partnerschaftlich, so wie sich das gehört. Wir haben auch an die Zusage
geglaubt, Kassensturz nach den Ferien zu machen, um dann entsprechend zu
handeln. Die Situation ist noch lange nicht bereinigt, meine Damen und Herren.
Wir vergessen nur allzu schnell, weil wir das Schlechte gern verdrängen. In der
Türkei sitzen 2 Mio Flüchtlinge, ohne die Flüchtlinge, die vor den Grenzen
unserer osteuropäischen Nachbarn ausharren oder in Nordafrika. Sind wir
dankbar, dass es so gekommen ist, und wir dieses Geld wieder zurückbekommen und
hoffen, dass diese Situation nicht wieder eskaliert, und wir wieder ins Blaue
hinein riesige Ausgaben erwarten. Es kann kommen, und ich bin nicht
zuversichtlich, dass wir so davonkommen. Deshalb sollten wir alle
zusammenarbeiten. Wir haben genug eigene Sorgen und sollten uns um die
Angelegenheiten kümmern, so wie uns der Wähler sowohl in den Kreistag als auch
in die Kommunale Politik geschickt hat.
Herzlichen Dank.
Die Neue Mitte stimmt dem Nachtragshaushalt zu.“
Kreisrat Dr. Linduschka nimmt zum Nachtragshaushalt
Stellung wie folgt:
„Sehr geehrter
Herr Landrat,
liebe Kolleginnen
und Kollegen,
wie erwartet, hat
Herr Oettinger die frischeste Rede ohne Wiederholung gehalten. Ich versuche,
mir ein kleines Beispiel daran zu nehmen.
Ein Hinweis zu
Beginn: Wir steigern die Rücklage auf 3,6 Mio Euro, das sind nicht nur die 3,4
Mio Euro, die wir gespart haben, durch mehr Geld und durch weniger Ausgaben,
sondern das sind 200.000,00 Euro mehr. Das ist ein fairer Schritt zu sagen, wir
senken um 3% die Kreisumlage inkl. Dieser 200.000,00 Euro aus dem Stand des
Landkreises.
Tatsächlich
könnten wir mit dieser Maßnahme auch ein Vorbild für Bayern sein. Ich hoffe,
dass vom heutigen Tag über die Presse auch ein bisschen Wirkung ausgeht. Wenn
andere Landkreise und Kreistage sehen, was bei uns weitergegeben wird, dann
habe ich die starke Hoffnung, dass eine Bewegung ausbricht, bayernweit bis tief
nach Nieder- und Oberbayern hinein, dass vielleicht andere Kreistagskolleginnen
und –kollegen sagen, warum läuft es bei uns nicht genauso. Denn vieles liegt an
den Segnungen des Kreistags, das muss man fairerweise sagen. Die Zahlungsmoral
des Freistaates Bayern den Kommunen, den Landkreisen gegenüber, war heuer sehr
positiv, auch den anderen gegenüber. Auch das muss der Fairness halber gesagt
werden. Das muss sich auch vor Ort auswirken.
Eine Aussage von
Kreisrat Oettinger kann ich nicht nachvollziehen: Sie setzen nur auf absolute
Zahlen, nicht auf Prozentzahlen. Das ist natürlich deswegen eine
Milchmädchenrechnung, weil diese Einnahmen des Kreises auch ein bisschen damit
zusammenhängen, was die Gemeinden einnehmen. So ganz unabhängig davon ist es
nicht, d.h. ich kann nicht einfach mit absoluten Zahlen arbeiten und die
Prozentzahlen weglassen. Natürlich sind die Prozentzahlen aussagekräftig.
Bei meinen Reden
habe ich öfter darauf hingewiesen, dass für mich die Kreisumlage nicht das
Allheilmittel für die Gemeinden ist, nicht als Gießkannenprinzip. Wir senken
jetzt um 3%, das bedeutet für eine wirklich notleidende Stadt wie Amorbach gut
100.000,00 Euro. Das bedeutet parallel für Ortschaften, die nicht am Bettelstab
gehen, glücklicherweise wie Großwallstadt und Niedernberg, die doppelte Summe.
Das bedeutet für eine Stadt wie Miltenberg das Dreifache. Selbst dieses
einfache Beispiel kann bereits zeigen, dass die Kreisumlage nicht das
Allheilmittel ist. Denn wir finanzieren mit dem Geld über die Gemeinden
natürlich Aufgaben für alle Gemeinden. Dies müsse man auch einmal bedenken.
Zum Sommerrausch:
Herr Reinhard, ich denke, Ihr Blick auf den Sommerrausch ist zu eng. Wir müssen
über Kultur im Landkreis reden, nicht über einzelne Maßnahmen mit großem
Ausmaß. Und da muss ich Ihnen eines sagen, da wird in Zukunft und ich weiß,
dass wir da mit Herrn Oettinger völlig einig sind, da wird in Zukunft mehr an
Ausgaben auf uns zukommen, auch z.B. dadurch, dass wir den Kulturetat endlich
mal auf vernünftige und angemessene Höhe heben und nicht über Großereignisse
reden. Bei uns ist programmiert, dass engagierte Kulturreferenten, das begann
bei Frau Schmidt, die es über Jahre und Jahrzehnte mitmachen musste, und geht
jetzt bei Frau Fleischmann weiter, dass die jetzt schon wissen, egal, was sie
tun, sie werden am Ende des Jahres, wenn sie vernünftige Arbeit leisten, mit
einem deutlichen Defizit dastehen und so tun müssen, als müssten sie jetzt ein
schlechtes Gewissen haben. Das kann nicht das Ergebnis sein. Wir müssen etwas
für Kultur tun, wir müssen etwas fürs Kunstnetz tun, damit es auf sicheren
Füßen steht, und das wird in Zukunft auch unsere Aufgabe sein.“
Landrat Scherf
dankt für die Stellungnahmen. Er habe zwischendurch keine Kommentierungen
abgegeben. Er möchte kurz zu dieser einen Bemerkung festhalten, unter ihm müsse
sich keine Kulturreferentin, weder Frau Schmidt noch Frau Fleischmann, dafür
rechtfertigen, wenn sie aufgrund guter kultureller Arbeit bei den Ansätzen
Schwierigkeiten hatte. Gerade bei der Kultur setze man auf Qualität.
Er bedanke sich
auch für den Appell zur Zusammenarbeit aller. Dies sei ein hohes Gut. Das merke
man, weil es nicht immer gelinge.
Er freue sich,
dass auch noch einmal deutlich hervorgehoben worden sei, dass man nicht über
das Geld des Landkreises, nicht über das Geld des Freistaates Bayern, nicht über
das Geld der Gemeinden, sondern über das Geld der Bürgerinnen/Bürger und der
Gewerbesteuer Zahlenden rede.
Zu der Aussage,
dass Herr Krämer den Haushalt so geplant habe, dass er am Ende wieder ein
bisschen drüber sei: „Das ist seine Aufgabe“, so Landrat Scherf. Wenn man mit
einem Plus von 400.000,00 Euro plane, dann werde von ihm erwartet, dass es
zumindest einen Euro drüber liege, dass der Haushalt insgesamt passe. Nur dann
bekomme er die Flasche Wein, die ihm zustehe, und er möchte die Mitglieder des
Kreistags sehen, wenn man darunter liege, was dann los wäre. Aber der Kreistag
würde sehen, auch in den vergangenen Jahren, dass man schaue, nicht zu viel
Luft reinzunehmen.
Die letzte
Anmerkung, zu dem, was ihm teilweise vorgeworden worden sei, dass er nur sein
Wort halte. Er habe deutlich gesagt, dass man zum Ende des III. Quartals Bilanz
ziehen werde. Dies habe er gehalten. Er habe zwischendurch, egal wie hartnäckig
bei ihm nachgefragt worden sei, sich nicht an Spekulationen –Nachtragshaushalt
ja oder nein- beteiligt und habe jedes Mal gesagt, bitte abwarten. Er habe
keine falschen Erwartungen geweckt und möchte von daher sagen, er schaue sich
immer zuerst die Fakten an. Und erst, wenn die Fakten vorhanden seien, in
diesem Fall seien es die Zahlen zum Ende des III. Quartals, dann könne man
abwägen, und dann könne eine Entscheidung getroffen werden. Dies gelte nicht
nur für eine solide Haushaltspolitik, für solides Wirtschaften, dies gelte auch
für viele andere Themen. Auch für Themen, die heute genannt worden seien.
Zuerst solide, belastbare Fakten ansehen, dann abwägen und dann würde
gemeinsame eine Entscheidung getroffen werden.
Dies gelte auch
für das Herzensthema von Herrn Reinhard. Am 14. November 2016 habe man die
Ausschusssitzung Bildung, Kultur und Soziales, dort würden die Fakten angesehen
und geschaut, welche Handlungsmöglichkeiten vorhanden seien, und dann würden
alle miteinander entscheiden. Sein dringender Appell sei, bitte etwas mehr
Besonnenheit anstatt von Hektik und Aktionismus bei der Bearbeitung politischer
Themen und Aufgaben.
Kreisrat Dr.
Kaiser möchte auf die Frage der Kreisräte Zöller und Weber antworten, ob sich
jemand an eine Kreisumlagensenkung durch einen Nachtragshaushalt erinnere. Er
glaube, er sei am längsten hier, er sei bereits unter Karl Oberle im Kreistag
gewesen. In diesen 40 Jahren sei das ein einmaliger Vorgang. Es sei zum ersten
Mal ein Nachtragshaushalt eingebracht worden mit einer Kreisumlagensenkung.
Dies sei in der Tat etwas völlig Neues.
Es sei gesagt
worden, es seien immer noch Rekordeinnahmen bei der Kreisumlage da. Er möchte
aber darauf hinweisen, dass man nicht nur Rekordeinnahmen bei der Kreisumlage
habe, sondern man habe auch Rekordinvestitionen. Dies müsse man sagen, wenn man
2004 und 2016 miteinander vergleiche.
Dass Kreisrat
Reinhard sage, der Sommerrausch müsse bleiben, dafür habe er als politische
Forderung vollstes Verständnis. Allerdings unterstütze er die Aussage von
Kreisrätin Münzel, dass sie auf die Sparvorschläge der CSU-Fraktion warte. Von
Seiten der CSU habe er noch keinen einzigen Sparvorschlag gehört. Wenn seitens
der Verwaltung ein Sparvorschlag kommt, der so aussieht wie die Diskussion zum
Sommerrausch, dann sei Feuer auf dem Dach. Dies sei ein Widerspruch, der
aufzuklären gelte. Die CSU müsse einmal sagen, wo sie sparen wolle.
Es sei erfreulich,
dass die Zusage des Landrats eingehalten worden sei.
Kreisrätin Passow
spricht Kreisrat Dr. Kaiser an, dass man die ganze Zeit über den Sommerrausch
spreche. Wie es Kreisrat Dr. Linduschka bereits gesagt habe, es sei ein Thema
der Kulturförderung. Es sei in keinster Weise in der Ausschusssitzung vom
vergangenen November darüber gesprochen worden, dass der Sommerrausch in dieser
Form verändert werden solle. Da müsse sie ganz ehrlich sagen, dass sie sich
frage, warum sie eigentlich nachmittags in einem Ausschuss sitze, wenn dann
hinterher gesagt werden würde, es sei alles besprochen worden. Dies stimme
nicht. Der Sommerrausch sei auch das falsche Thema, um da einen Schlagabtausch
daraus zu machen.
Landrat Scherf
erwidert, dass Kreisrätin Passow keine falschen Dinge in Umlauf bringen solle.
Gerade bei diesem sehr sensiblen Thema müsse man sauber rangehen. Er habe in
der Ausschusssitzung die Ergebnisse des Workshops vorgestellt.
Er erklärt
nochmals zum Thema Sommerrausch, dass man momentan gemeinsam an Varianten für
2018 arbeite. Es würden noch Gespräche stattfinden, deren Ergebnisse in der
Ausschusssitzung am 14.11. vorgelegt würden. Es gehe um eine Weiterentwicklung.
Kreisrat Reinhard
sagt, dass Landrat Scherf gerne über Weiterentwicklungen und Veränderungen
reden könne. Für 2017 sei das alles zu spät. Es wäre wichtig, dass 2017 der Landkreis
dies entsprechend in seiner Regie noch einmal durchführt. Alles andere könne
man in Ruhe mit den Akteuren vor Ort entscheiden und auch überlegen.
Landrat Scherf
antwortet, er habe in seiner Haushaltsrede über die vielen Maßnahmen des
sparsamen Wirtschaftens im Landratsamt gesprochen, und Kreisrat Reinhard
behauptet, es gebe keine. Genauso habe Landrat Scherf vorhin dargelegt, dass
man mit den Akteuren darüber spreche, für 2018 konzeptionelle Veränderungen zu
besprechen. Wenn man hier auf einem Weg sei, der gut laufe, dann werde man
natürlich 2017 auch weitermachen. Aber man müsse sich eben auf den Weg begeben,
für 2018 eine dauerhaft belastbare Konzeption zu finden. In welcher Form man
das 2017 bewältigen könne, darüber werde man sich auch noch weiter unterhalten.
Da freue sich Landrat Scherf auf das klare Bekenntnis der CSU, denn dann würden
auch Varianten vorgelegt werden, wie es 2017 möglich sei.
Kreisrat Eppig
stellt den Antrag zur Geschäftsordnung auf Abstimmung.