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TOP Ö 3: Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis Miltenberg“ im Rahmen der Initaitive „Fair & regional – einfach genial“ - Umsetzung des Beschlusses des Kreistags vom 17.12.2015

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Sitzung:25.07.2016   KT/004/2016 
DokumenttypBezeichnungAktionen

Der Kreistag nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Dr. Jung, LAG Main4Eck, stellt die Auszeichnung „Fairtrad – Landkreis Miltenberg“ anhand beiliegender Präsentation vor.

 

Auf Antrag vom 18.11.2015 der sechs Kreistagsfraktionen von Bündnis 90 / Die Grünen, FDP, Freie Wähler, Neue Mitte, ÖDP und SPD habe der Kreistag am 17.12.2015 die Bewerbung des Landkreises Miltenberg um die Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis Miltenberg“ beschlossen.

 

„Der Kreistag beschließt, dass der Landkreis Miltenberg den Titel „Fair-Trade-Landkreis“ anstrebt und die erforderlichen Schritte einleiten wird, und integriert dieses Projekt in die Bildung eines bewussten Konsumverhaltens unter besonderer Berücksichtigung regionaler Wertschöpfungsketten in Kooperation mit der LAG Main4Eck und dem Regionalmanagement der Initiative Bayerischer Untermain.“

 

Ziel dieses Antrags sei es, mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel anzustreben. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent/innen und Arbeiter/innen, insbesondere in den Ländern des Südens, leiste der Faire Handel auch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in diesen Gebieten. Nur wenn es gelinge, dass Menschen überall auf der Erde in Frieden von ihrer Arbeit leben könnten und eine soziale Grundsicherung hätten, könne die große Anzahl von Flüchtenden bereits zu normalen Zeiten vermieden und die weltweiten Probleme gemeinsam angegangen werden. Ein Weg dazu sei die Förderung des Handels mit Fairtrade Produkten durch die Aktivitäten, die mit der Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis Miltenberg“ verbunden seien. Die Auszeichnung „Fairtrade – Landkreis“ werde von TransFair Deutschland e.V. mit Sitz in Köln zunächst für zwei Jahre vergeben. Ergänzt worden sei der Antrag an den Kreistag um die Berücksichtigung regionaler Wertschöpfung.

 

Die Kriterien für die Auszeichnung als Fairtrade-Landkreis seien:

 

Kriterium 1: Kreistagsbeschluss

Der Kreistag verabschiedet einen Kreistagsbeschluss zur Unterstützung des Fairen Handels. Bei allen öffentlichen Sitzungen wird fair gehandelter Kaffee und ein weiteres Produkt ausgeschenkt.

Kriterium 2: Steuerungsgruppe

Eine Steuerungsgruppe wird gebildet. Diese Gruppe besteht aus mindestens drei Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Kriterium 3: Fairtrade-Produkte im Sortiment (Einzelhandel und Gastronomiebetriebe)

In den lokalen Einzelhandelsgeschäften und bei Floristen sowie in Cafés und Restaurants werden mindestens zwei Produkte aus Fairem Handel angeboten. Richtwert ist hier die Einwohnerzahl. Bei unserer Einwohnerzahl sind dies 23 Geschäfte und 12 Gastronomiebetriebe.

Kriterium 4: Zivilgesellschaft

Fairtrade in öffentlichen Einrichtungen: Produkte aus Fairem Handel werden in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen verwendet. Für unseren Landkreis werden 1 Schule, 1 Verein und 1 Kirchengemeinde benötigt.

Kriterium 5: Medien - Öffentlichkeit

Die lokalen Medien berichten über die Aktivitäten zum Thema Fairtrade in unserem Landkreis. Für unseren Landkreis sind dies 4 Artikel pro Jahr, wobei auch Online – Berichte gelten.

 

 

 

Was hat sich seit Beschlussfassung im Kreistag getan?

 

  1. Umsetzung des Beschlusses „Fair-Trade-Landkreis“

Zur Umsetzung des Antrags wurde eine Steuerungsgruppe gebildet; folgende Personen wirken in der Steuerungsgruppe seit Herbst 2015 mit:

-       Herr Hubert Eckert - Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes und Mitarbeiter beim Bauermarkt

-       Herr Lukas Hartmann (Kilianeum Miltenberg) - als Vertreter kirchlicher Verbände und Kontakt zur kirchlichen Jugendarbeit

-       Frau Petra Münzel - Vertreterin der Politik

-       Herr Robert Faust - Vertreter des Eine-Welt-Ladens Mömlingen

-       Frau Annette Dekant, Vertreterin des Weltladens Miltenberg

-       Herr Jürgen Jung - LAG Main4Eck und Vertreter des Eine-Welt-Ladens Kleinwallstadt

-       Herr Karl-Heinz Paulus (Kreistagsmitglied, Energieforum Miltenberg)

-       Frau Annette Karl (Stadtumbaumanagement Miltenberg)

 

Dank der engagierten Arbeit der Fair-Trade-Steuerungsgruppe Miltenberg konnten die Kriterien erfüllt werden. Man könne die Bewerbung mit 43 Einzelhandelsgeschäften (18 selbständige Einzelhändler, 25 Filialen; min. 23), 15 Gastronomiebetrieben (min. 12), 5 Kirchengemeinden, 6 Schulen und 9 Vereinen/Verbänden (min je 1) einreichen. Parallel laufen noch weitere Gespräche mit möglichen weiteren fairen Teilnehmer/innen – diese sollen natürlich auch erfolgreich weiterlaufen; man habe einen Prozess erfolgreich angestoßen, der hoffentlich noch lange nicht zu Ende ist.

 

  1. Regionalinitiative „Aus der Region“

Ergänzt wurde die Initiative Fair-Trade-Landkreis wie vom Kreistag angeregt um eine regionale Komponente. Hier hat sich die Wiederbelebung des Siegels „Aus der Region“ entwickelt, federführend ist hier neben einer Steuerungsgruppe bestehend aus Kreisrat Harald Blankart, Kreisrat Karlheinz Paulus, LAG-Manager Dr. Jürgen Jung sowie aus dem Landratsamt Susanne Seidel, UB-Leiterin 1 und Landrat Jens Marco Scherf, der Regionalmanager der Initiative Bayerischer Untermain, Markus Seibel.

 

Es wurde ergänzend zum landkreiseigenen Fair-Trade-Siegel ein aktualisiertes Miltenberger Regional-Siegel entwickelt.

 

  1. Siegel

In den Steuerungsgruppen wurden mit der Graphik-Abteilung des Landratsamtes zwei Siegel entwickelt:

  • Fair-Trade-Landkreis Miltenberg oder Aus der Region / Miltenberg

 

  1. Auftaktveranstaltung

Die Verleihung des Fair-Trade-Siegels findet am Donnerstag, 22. September 2016, im Foyer des Landratsamtes statt. Das Siegel wird vergeben durch TransFair Deutschland e.V. mit Sitz in Köln zunächst für zwei Jahre. Ergänzend zum Fair-Trade-Siegel wird an diesem Tag im Rahmen der Initiative „Fair & regional – einfach genial“ das Miltenberger Regional-Siegel „Aus der Region“ präsentiert.

 

  1. Aufruf zur Beteiligung

Die Kontaktadresse für Interessenten für das Fairtrade- und/oder Regionalsiegel ist die Geschäftsstelle der LAG Main4Eck, erreichbar unter: info@main4eck.de

 

  1. Information auf der Homepage des Landratsamtes

Die Initiative „Fair & regional – einfach genial“ wird eine Unterseite auf der Website des Landkreises bekommen (Rubrik Wirtschaft, Bauen & Verkehr). Daneben soll das Logo Fairtrade Landkreis Miltenberg auf der Startseite in die Sidebar gepackt und verlinkt werden.

Eine Subdomain soll eingerichtet werden und auf die Fairtrade-Seite verlinken: www.fair-regional.landkreis-miltenberg.de

 

 

Kreisrat Dr. Fahn findet die Initiative eine sehr gute Sache. Es wäre wichtig, dass Bürger verstärkt die fair gehandelten Waren kaufen. In Deutschland würden derzeit 13 Euro dafür ausgegeben, in der Schweiz beispielsweise 57 Euro oder in Frankreich 33 Euro. Weiterhin sei wichtig, dass Gemeinden verstärkt an dem Projekt mitmachen sollten. Am Beispiel Mömlingen sehe man, welche positiven Auswirkungen so ein Ratsbeschluss habe. Der Eine-Welt-Laden in Mömlingen habe ein Umsatzplus von 18,2% erzielt.

 

Dr. Jung antwortet, dass weitere Kommunen auf dem Weg seien, sich als Fairtrade-Kommune zu bewerben. Kleinwallstadt, Erlenbach und Miltenberg gingen gerade vorneweg. Amorbach habe er als Beispiel bereits angeführt, dass das Projekt als Initiative auch auf Kommen übergreifen könne, die bisher in dem Bereich noch nicht so aktiv gewesen sei. Die Schwerpunkte seien immer die Gemeinden, wo traditionell schon ein Eine-Welt-Laden existierte. Es sei wichtig, das Ganze auszuweiten.

 

Kreisrat Blankart freut sich außerordentlich, dass seine Idee aufgegriffen worden sei und jetzt neben dem fairen Handel auch die Bedeutung der regionalen Produkte der regionalen Erzeuger mitbeworben werden würden. Es sei ganz wichtig in Anbetracht der schlechten Agrarpreise, dass man versuche, jede kleine Möglichkeit aufzugreifen, um hier in Zukunft ordentliche Preise auch für die regionalen Erzeuger zu bekommen. Das Einzigartige sei, dass man der erste Landkreis in Bayern sei, der diese beiden Siegel Regionalität und Fairer Handel kombiniere. Dafür werde man sicherlich eine Auszeichnung bekommen.

 

Landrat Scherf dankt Kreisrat Blankart für die Anregung. Es zeigt, wenn man einander zuhöre und Kritik nicht als etwas Negatives, sondern etwas Konstruktives verstehe, dass daraus neue gute Dinge entstünden. Jetzt müsse man in die Umsetzung viel Energie legen, denn es sei ein schwerer, steiniger Weg.

 

Kreisrat Paulus appelliert an die Kommunen, dieses Thema weiterzutragen, denn Fairer Handel ist aus seiner Sicht aktive Flüchtlingspolitik. Man komme darauf, dass die Flüchtlingsströme jenseits der Sahara anfangen, auch deshalb, weil man dort keine fairen Preise bezahle. Deswegen müsse man anfangen, das eigene Handeln zu überdenken und das in den Kommunen vervielfältigen.

 

Landrat Scherf sagt abschließend, dass es nicht mit einer Auszeichnung getan sei, sondern dass es ein dauerhafter Prozess sei. Man brauche Menschen, die sich vor Ort engagieren und man müsse auf sich selbst schauen.

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