Tagesordnungspunkt

TOP Ö 1: Jahresabschluss der Sparkasse Miltenberg-Obernburg zum 31.12.2015

BezeichnungInhalt
Sitzung:25.07.2016   KT/004/2016 
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Kreistages nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Für Landrat Scherf stelle sich nicht die Frage, dass Nullzinspolitik, Regulatorik, Digitalisierung drei riesige Herausforderungen seien, denen sich die Sparkassen derzeit in allen Regionen Deutschlands stellen müssen. Die Sparkassen seien in einer schwierigen Umbruchsituation, dies fordere vom Vorstand immer wieder schwierige Entscheidungen ab und verlange ein hohes Maß an strategischem Denken, Einsatz und Geschick. So habe es der zuständige Bayerische Staatsminister des Innern, für Bau & Verkehr, Joachim Herrmann anlässlich der Verbandsversammlung des Sparkassenverbands am 8. Juni 2016 in Landshut festgestellt.

Stark mache die Sparkassen v.a. ihre öffentlich-rechtliche Verfasstheit, der öffentliche Auftrag, die regionale Verwurzelung, die kommunale Verankerung und das Vertrauen der Bevölkerung.

Mit diesen 5 Säulen im Rücken begrüßt er herzlich im Kreistag den Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Miltenberg – Obernburg, Herrn Thomas Feußner, der traditionell den Jahresbericht den Kreisrätinnen und Kreisräte vorstellen werde sowie anschließend für Fragen zur Verfügung stehen werde und damit die zitierten fünf Säulen dokumentiere.

 

Herr Feußner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Miltenberg-Obernburg stellt den Jahresabschluss der Sparkasse Miltenberg-Obernburg zum 31.12.2015 anhand beiliegender Präsentation vor.

 

Kreisrat Stappel dankt für die konkreten erfolgreichen Zahlen und für die gute Arbeit. Es gebe allerdings auch Dinge, die belasten, und über die man nicht hinwegsehen könne. Das Positive sei 73% Anteil an der Kreditvergabe, die das Handwerk und der Mittelstand getätigt hätten. Das sei eine sehr erfreulich Zahl, die auf die wirtschaftliche Hochkonjunktur zurückzuführen sei, die durch die Investitionsfreudigkeit vieler Menschen im Landkreis ausgelöst worden sei. Er möchte auch die negativen Dinge ansprechen. Es gebe Probleme in vielen Bereichen wie durch die Schließung der Filialen, durch die Entfernung einiger Automaten und durch bargeldloses Zahlen, das geplant, aber noch nicht in Gange sei. In all diesen Sparten und Bereichen habe er nichts dagegen, wenn es erfolgreich ablaufe. Aber alles in allem frage er sich bei diesen Themen, wo der Kunde und der Mensch bleibe. Es sei für ihn die wichtigste Frage. Er sitze nicht nur als Kreisrat hier, um die mittelständischen Unternehmen zu vertreten und deren Meinung zu äußern, sondern auch, um ältere Menschen zu vertreten, die ihm ans Herz gelegt hätten, wie es mit der Sparkasse weitergehe, da es ein Leben lang deren Hausbank gewesen sei. Sie wollten wissen, wo die Beratung bleibe, dass sie nicht mit Computern umgehen könnten oder die Zahlungsweise über den Computer abklären könnten. Kreisrat Stappel möchte wissen, ob es hier Möglichkeiten für die Zukunft gebe, wo man Menschen, die vielleicht noch gehen oder Auto fahren könnten, berücksichtigen könne. Es gehe auch um jüngere Kunden. Es sei nicht immer das Optimale, bargeldlos zu zahlen. Die Sparkasse sei für ihn als Hausbank natürlich an vorderster Front, aber er müsse trotzdem daran erinnern, dass die Sparkasse auch die Verpflichtung habe, nicht nur das meiste Geld zu verdienen, sondern dem Bürger zur Seite zu stehen und ihn in dieser Phase nicht zu vergessen. Kreisrat Stappel äußert die Bitte, dass die Bürgerinnen und Bürger auch noch einen persönlichen Ansprech- und Vertrauenspartner in der Sparkasse hätten.

 

Herr Feußner erwidert, dass beide, Herr Stappel und er, ein Unternehmen hätten, was in dieser Welt klarkommen müsse. Die Sparkasse habe einen schmalen Grat, der schwierig sei. Er gelinge meistens, die Kunden würden nicht weglaufen, sondern im Gegenteil, die Sparkasse mache zurzeit ein gutes Geschäft. Aber man brauche beides, Nähe und stationären Vertrieb und Berater, die den Menschen in die Augen schauten, sonst könne man sie nicht bezahlen. Man lebe davon, dass die Kunden der Sparkasse vertrauten, kämen und mit ihnen Geschäfte machten. Deshalb sei ihnen die Kontinuität sehr wichtig. Er glaube, dass jeder, der zur Sparkasse komme, auch einen Ansprechpartner bekomme und dass er einen vernünftigen Berater in allen Filialen des Geschäftsgebietes bekomme. Man habe die Kunden namentlich zugeordnet und er sei der Meinung, dass dies gut funktioniere. Man müsse als Sparkasse in der neuen, virtuellen Welt unterwegs sein und man müsse Online-banking bieten. Über die Hälfte der Sparkassen-Kunden hätten Online-Konten, heißt, die Kunden wollten beides. Man müsse sich auf diesem schmalen Grat bewegen und in die Zukunft gehen. Dies versuche die Sparkasse und er ist der Meinung, dass es in fünf oder zehn Jahren immer noch eine Sparkasse gebe, die vor Ort sei und die vom Vertrauen der Menschen lebe. Allerdings werde vieles von dem, was online passiere, nicht mehr in der Filiale sein. Die großen und wichtigen Themen des Lebens wie Haus bauen oder Altersvorsorge werde weiterhin vor Ort sein. Die Marktanteile von den mittelständischen Kunden kämen nicht daher, dass die Sparkasse schlecht arbeite, sondern für mehr als die Hälfte aller Firmen im Landkreis sei die Sparkasse die Hausbank. Die Sparkasse versuche auch in schweren Zeiten, den Unternehmen und Firmen zu helfen, weil jedes Unternehmen mit zehn Personen, die nicht mehr da seien, fünf der Mitarbeiter ihr Konto auch bei der Sparkasse hätten, was bedeute, dass man ein ganz hohes Eigeninteresse daran habe, dass es der Region, den Menschen und den Firmen gut gehe. Er verspreche, dass das Thema Menschlichkeit und Nähe immer ein großer Teil des Geschäftsprinzips sein werde. Die Sparkasse sei eine stationäre Bank und wolle es auch immer bleiben.

 

Kreisrat Dr. Kaiser dankt Herrn Feußner für seine Ausführungen. Er denkt, dass die Botschaft bei dem Kreistag angekommen sei. Die Sparkasse Miltenberg-Obernburg habe sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie die Politik der EZB oder auch die Regulatorik wacker geschlagen und insgesamt den öffentlichen Auftrag erfüllt. Dafür sage die SPD-Fraktion herzlichen Dank an Herrn Feußner, den Vorstand, Aufsichtsrat, Verwaltungsrat und an die Belegschaft der Sparkasse. Man könne ein positives Renommee ziehen.

Eine Rahmenbedingung in dem Kranz der schwierigen Voraussetzungen sei, dass sich die Sparkasse in Miltenberg-Obernburg in der Vergangenheit überproportional im Vergleich zu anderen Sparkassen bei der Landesbank engagiert habe. Man kenne die Problematik der Landesbank und die Verluste der letzten Jahre. Auch in diesem Geschäftsbericht in der Gewinn- und Verlustrechnung seien unter Punkt 15 Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Beteiligungen, sprich Landesbanksparkasse, Anteile an verbundenen Unternehmen, sprich S-Finanzgruppe, und wie Anlagevermögen behandelte Wertpapiere aufgeführt. Immerhin seien hier Abschreibungen von beachtlichen 6,5 Millionen enthalten. Davon seien 1,4 Millionen in den Erläuterungen erklärt, nämlich die Abschreibungen auf die Landesbausparkasse, die auch auf die Niedrigzinspolitik zurückzuführen seien. Aber 5 Millionen stünden noch im Raum. Wenn er die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre anschaue, dann summierten sich die Abschreibungen unter diesem Punkt auf einen beachtlichen zweistelligen Millionenbetrag. Kreisrat Dr. Kaiser möchte wissen, ob weitere Belastungen für die Sparkasse Miltenberg-Obernburg aus der Beteiligung an der Landesbank und anderen zu erwarten seien. Über den Sparkassen- und Giroverband halte man die Anteile an der Landesbank. Im Geschäftsjahr 2011 seien es noch 7% gewesen von ursprünglichen 50%. Vielleicht habe sich der Anteil mittlerweile wieder erhöht. Dazu könne Herr Feußner vielleicht etwas sagen. Erfreulich sei, dass die Frist der Gewährträgerhaftung, die 2005 durch die Europäische Union erlassen worden sei, nun langsam auslaufe und dass man von 90 Milliarden Gewährträgerhaftung im Jahr 2009 auf mittlerweile unter 1 Milliarde gekommen sei. Kreisrat Dr. Kaiser wiederholt die Frage, welche Risiken und Belastungen noch zu erwarten seien.

Zum Thema Geldinfrastruktur im Landkreis merkt Kreisrat Dr. Kaiser an, dass Herr Feußner mit Recht erwähnt habe, dass die Sparkasse nicht gewinngetrieben und kapitalmarktgetrieben sei. Dies gelte sicherlich auch für die Genossenschaftsbanken. Seine Anregung sei, ob es am Rande des Kartellrechts nicht möglich sei, dass sich hier im Landkreis die beiden Institute, die zusammen fast 100% Marktanteil hätten, sich bei der Geldinfrastruktur abstimmen könnten.

Zum erhaltenen „Gemeinsamen Positionspapier zum deutschen Umsetzungsgesetz der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie“ merkt Kreisrat Dr. Kaiser an, dass hier durch die Regulatorik ältere Mitbürger bei der künftigen Kreditgewährung herausfallen. Dies sehe er als Problem an und er habe eine Stellungnahme von der SPD-Bundestagsfraktion bei dem Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel angefordert. Die SPD-Bundestragsfraktion relativiere das Ganze, sage aber gleichzeitig, sie wolle sich nach der Sommerpause im Finanzausschuss und Wohnungsbauausschuss mit der Thematik beschäftigen.

Kreisrat Dr. Kaiser wünscht sich, dass der an diesem Tag angekündigte Stresstest der EZB und der BaFin für kleinere Institute, insbesondere für die Sparkassen, bei dem Kreistag keine Sorgen auslösen müsse. So wie es Herr Feußner dargestellt habe, müsse man sich darüber keine Sorgen machen.

 

Herr Feußner antwortet, dass er nicht seriös beantworten könne, was noch an Unheil aus den Beteiligungen auf die Sparkasse Miltenberg-Obernburg zukäme. Man habe Beteiligungen in zweistelliger Millionenhöhe in der Bilanz. Das seien die Landesbausparkasse, die Versicherungskammer Bayern, die BayernLB, die Deutsche Leasing usw. Das seien große zweistellige Millionenbeträge, und es hänge davon ab, wie sich die Unternehmenswerte dieser beteiligten Institute entwickelten. Es gebe welche, da habe man einen sehr guten Eindruck, die hätten sich wunderbar entwickelt, z.B. Versicherungskammer Bayern. Man habe allerdings auch Sorgenkinder wie z.B. die Landesbausparkasse. Wie es weitergehe und welche Abschreibungen in Zukunft drohen, kann er seriös nicht beantworten. Er könne aber sagen, dass man in der Vergangenheit zweistellige Millionenbeträge in diesen Beteiligungsportfolio abgeschrieben hätte, und man im Moment alle Abschreibungsmöglichkeiten genutzt hätte, d.h. man hätte alles soweit runtergeschrieben, wie es nur ginge. All diese Belastungen seien in dieser aktuellen Bilanz komplett verarbeitet. Die angesprochenen 6,5 Mio. Euro unter Punkt 15 stimmten. Es sei in der Tat so, das seien 1,4 Mio. Euro LBS, 400.000 € Berlin, dann blieben noch knapp 5 Mio. Euro übrig. Das seien Wertpapiere aus dem Eigenanlagendepot. Nichts destotrotz habe die Sparkasse Miltenberg-Obernburg für Beteiligungen viel Geld nach München geschickt und abgeschrieben. Zur Beteiligungsquote stimmt er Kreisrat Dr. Kaiser zu. Man komme vor der Finanzmarktkrise von der Quote Bayern LB, also Freistaat und Sparkassen, von 50 zu 50. Dann habe es die Krise gegeben, in der der Freistaat eingestiegen sei. Dann seien die Quoten verbessert worden. Sie seien runter und jetzt wieder mit Rückzahlungen hochgeführt worden, so dass man im Moment eine Beteiligungsquote von 75 zu 25 habe.

Zum Thema Geldautomaten und Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken antwortet Herr Feußner, dass man im Hintergrund, im Vorfeld und auch schon vor vielen Jahren Gespräche geführt und eine Zusammenarbeit ausgelotet habe. Leider sei dies nicht möglich gewesen.

Einlagensicherung und Wohnimmobilienkreditrichtlinie sei ein schwieriges Regulierungsthema. Es gehe darum, dass der Gesetzgeber gesagt habe, dass die Banken viel mehr auf die Einnahmesituation der Kunden schauen müssten und nicht so sehr auf die Substanz. Weiterhin müssten die Banken schauen, welche Einnahmesituation sich über die Jahre verteile und insbesondere für ältere Leute, die Substanz hätten, werde es sehr schwierig. Dies führe dazu, dass in den Sparkassen und Banken mit dieser Wohnimmobilienkreditrichtlinie jetzt auch Kredite abgelehnt werden würden, auch hier in der Region, die man früher gemacht hätte. Man könne an dieser Gesetzgebung nicht vorbei, weil man am Ende des Tages dafür haftbar gemacht werden könne. Es solle im Herbst eine Novellierungswelle kommen. Es habe auf jeden Fall praktische Auswirkungen. Es sei ein gutes oder schlechtes Beispiel dafür, was Regulierung momentan im Moment in der Branche und mit der Kundschaft am Ende des Tages mache.

Zum Stresstest merkt Herr Feußner an, dass es ausgefeilte Risikomonitoringsysteme gebe. Die Kreistagsmitglieder, die im Verwaltungsrat der Sparkasse sitzen würden, wüssten, dass die Sparkasse eine sogenannte grüne Sparkasse sei, d.h. alle Ampeln seien bei der Sparkasse im Moment auf grün.

 

Landrat Scherf ist sehr interessant daran, was die Bundestagsabgeordneten zur Umsetzung der EU-Rahmenkreditrichtlinie sagten. Offensichtlich sei es hier wieder so, dass die EU Möglichkeiten gegeben habe, dies auf nationaler Ebene flexibel umzusetzen. Bei der nationalen Umsetzung sei es allerdings strenger umgesetzt worden, als es von Brüssel gedacht gewesen sei. In Österreich hätte man die Probleme nicht, wenn es um Wohneigentum ginge.

 

Kreisrat Reinhard dankt Herrn Feußner für die Ausführungen. 2,7 Mio. seien ein ordentliches Ergebnis.Er möchte zu den Negativzinsen wissen, wie lange es die Sparkasse rausziehen könne, ohne dass sie an die Kunden weitergegeben werden würden.Die Reaktion der Presse zu den Sparkassenfilialschließungen sei sehr verhalten gewesen. Er möchte die Erfahrungen wissen, die die Sparkasse mit den Kunden gemacht habe.

 

Herr Feußner antwortet, dass die Banken die Politik der EZB in ihren Bilanzen nicht aufhalten werden können. Wenn die EZB den Leitzins vorgebe, könne die Sparkasse in den Bilanzen all diese Dinge nicht abbremsen. Was es im Privatkundengeschäft für weitere Auswirkungen habe, möchte er sich gar nicht vorstellen. Die Frage sei, ob irgendjemand anfange. Die Sparkasse Miltenberg-Obernburg werde nicht damit anfangen, solange man nicht von anderen dazu gezwungen werde, im Privatkundengeschäft die Negativzinsen weiterzugeben. Man höre bei einem Zinssatz von 0 jetzt auf. Im Firmenkunden-, institutionellen und im Kommunalgeschäft werde die Sparkasse diese Linie allerdings nicht durchhalten können. Dies liege daran, dass andere Bankengruppen schon Zusatzentscheidungen getroffen hätten, auch die Zentralbanken zum Beispiel. Die Landesbanken bei den Sparkassen würden der Sparkasse Miltenberg-Obernburg diesen Negativzins weitergeben, auch eine DZ-Bank bei den Genossen würde diesen Negativzins an die Primärinstitute weitergeben. Deshalb müsse die Sparkasse Miltenberg-Obernburg jetzt aufpassen. Großbanken hätten bei ihren Firmenkunden den Negativzins schon angepackt und jetzt gebe es Ausweichbewegungen, und das Firmenkundengeschäft würde mit Liquidität vollgeschaufelt werden, die man nicht mehr runterbekomme. Insofern werde die Sparkasse Miltenberg-Obernburg im zweiten Halbjahr 2016 im Firmenkundengeschäft in größeren Abschnitten auch das Thema Negativzinsen einführen.

Die Reaktionen zu den Filialschließungen seien verhalten gewesen. Dies liege zum einen daran, dass die Presse dazu lerne. 2009 sei man noch relativ alleine, weil man ein sehr überdimensioniertes Geschäftsstellennetz gehabt hätte. Jetzt habe es die Sparkasse runtergefahren und sei 2016 da, wo alle anderen Banken es auch getan hätten. Es gebe in der Region eine kleine Genossenschaftsbank, die eine Hauptstelle und fünf Geschäftsstellen gehabt hätte. Alle fünf Geschäftsstellen seien auf einmal geschlossen worden. Geschäftsstellenschließungen gebe es in Aschaffenburg, in Tauberbischofsheim, in Würzburg und überall. Insofern ist das, was die Sparkasse tue, nicht eine Ausnahme, sondern leider ein Stück weit Normalität. Insoweit habe sich das mediale Echo auch in Grenzen gehalten, aber noch viel mehr. Es werde sehr fein controlled, d.h. die Sparkasse schaue sich Wanderungsbewegungen an, ob man Kunden verliere usw. Man habe an der einen oder anderen Stelle auch Verluste, aber insgesamt zeigten die Zahlen, dass man eindeutig im Plus sei und man an der Stelle wegen diesem Thema keine maßgeblichen Kundenverluste habe. Die Kundenreaktion halte sich in ganz engen Grenzen.

 

Kreisrätin Münzel bedankt sich vor allen Dingen für die nachdenklichen und kritischen Worte, was die Zukunft der Sparkasse anbelange. Die Niedrigzinsphase und die regulatorischen Bestimmungen lägen leider nicht in der eigenen Hand. Das findet sie äußerst unbefriedigend, wenn man abhängig von den Entscheidungen anderer sei. Da seien letztendlich andere gefordert. Was man allerdings ein bisschen in der Hand gehabt habe, das sei das Online-Banking. Sie sieht das Online-Banking etwas kritischer. Zu sagen, man reagiere hier auf die Kundenwünsche, sei nur zum Teil wahr, weil die Sparkasse natürlich das Online-Banking auch in der Vergangenheit gefördert habe und jetzt auch fördere, indem es die geringsten Gebühren koste. Die Sparkasse habe hier auch gezielt durch die Gebührengestaltung die Kundinnen und Kunden zum Online-Banking geführt. Wenn von 60.000 Konten 31.000 Online-Konten seien, dann würden trotzdem noch viele normale Konten übrig bleiben. Die Kunden, die ihre Konten traditionell führten, die würden aus ihrer Sicht ein bisschen schlecht behandelt. Der Blick sei auf dieses Online-Banking gerichtet, aber dass immerhin die Hälfte der Kunden ganz traditionelle Konten habe, das komme ihr bei all den Überlegungen etwas zu kurz.

Es ist so, dass die ältere Bevölkerung an den traditionellen Konten hänge. Wenn die demographische Entwicklung so weitergehen würde, habe man mehr ältere als jüngere Bevölkerung. Deshalb wieder der Blick auf die Filialen: Auch wenn sie wisse, wie schwierig das ganze Geschäft sei, möchte sie heute wieder für die Filialen sprechen. Herr Feußner sage, die Sparkasse genieße großes Vertrauen in der Bevölkerung, und er merke selbst, dass die Leute an ihrer Sparkasse hängen, was natürlich auch etwas mit Tradition zu tun habe. Vielleicht seien die Sparkassenkundinnen und –kunden etwas traditioneller aufgestellt. Der Kreistag wisse, dass die Sparkasse wichtig für die Region sei, aber ob es jetzt den normalen Kundinnen und Kunden so im Kopf sei, wisse sie nicht. Das heiße, wenn die Filialen noch weiter ausgedünnt würden, verlöre man ganz wichtige Anker, und sie sehe schwarz für die Sparkasse. Deshalb plädiert Kreisrätin Münzel noch einmal, dass die Sparkasse Miltenberg-Obernburg auch an die 30.000 traditionellen Konten und an die demographische Entwicklung denken solle und bittet darum, keine Filialschließungen mehr vorzunehmen.

 

Herr Feußner antwortet, dass das Online-Banking deshalb so günstig sei, weil es anders abgewickelt werden könne, und daher auch die Preisgestaltung komme. Man könne bei der Sparkasse jede Überweisung und jede Rechnung schreiben lassen und sich helfen lassen, aber das koste natürlich Geld. Natürlich dürfe man den Kern und Charakter als Sparkasse nicht verlieren, deshalb habe er erwähnt, dass sowohl stationärer Vertrieb und Nähe als auch Online-Banking wichtig seien. Wenn die Sparkasse gewinnmaximierend unterwegs wäre, wären bedeutend weniger Filialen im Landkreis. Für die Sparkasse seien diese Filialen wichtig, und der Kern werde bleiben. Er möchte noch einen anderen Aspekt bringen. Er sehe sich immer in Bezug auf Demographie und Seniorität mit einem Bild konfrontiert, dass die Großmutter oder Großvater mit den Online-Dingen nicht umgehen könne. Das sei vorbei, denn ältere Menschen hätten sehr wohl Zugang zu den modernen Medien. Die Demographie wachse auch weiter. Ein 70-jähriger werde in zehn Jahren ein völlig anderes Verhältnis zur modernen Technik haben als heute. Die Menschen würden sich mitverändern.

 

Kreisrat Dr. Fahn dankt Herrn Feußner für den Bericht. Die Stichpunkte der Sparkasse „Nah, fair, kompetent“ findet er sehr gut. Durch diese Stichpunkte könne sich die Sparkasse selbst überprüfen und hinterfragen.

Kreisrat Dr. Fahn sagt, die primäre Einnahmequelle der Bank sei der Zinsüberschuss, der immer geringer werde. Er möchte wissen, welche Auswirkungen das habe und wie die Sparkasse dagegen steuern wolle.

Im Bericht stehe, dass die Sparkasse 475 Mitarbeiter habe, und dass die Personalkapazität angepasst werden müsse. Man plane mit einem rückläufigen Personalbestand unter Nutzung der natürlichen Fluktuation. Kreisrat Dr. Fahn möchte wissen, ob die Sparkasse hierzu ein langfristiges Konzept für den Personalabbau habe, der notwendig sei, unter Einbeziehung des Betriebsrates.

 

Herr Feußner erwidert, dass der Zinsüberschuss von 80 20 ausmache, von dem, was bei der Sparkasse reinlaufe. Die Sparkasse drehe sowohl an der Kostenschraube als auch an der Erlösseite. Die Erlösseite seien bei der Sparkasse Provisionen und Zinsen. Provisionen seien z.B. Wertpapiergeschäfte und Immobiliengeschäfte. Hier kämen die Steigerungsraten her, die man versuche, aufzufangen, was zum Teile gelinge. Die zweite Seite sei die Kostenreduzierung. Die Kosten bei der Sparkasse seien zu 2/3 Personalkosten und 1/3 Sachkosten. Deshalb würden beide Dinge angepackt. Man habe gute Erfolge in den letzten Jahren verzeichnet. Mit dem Personalrat sei man immer im Gespräch. Man habe einen sozialverträglichen Personalabbau eingeläutet. Man sei auf einem guten Weg, und die Mitarbeiterschaft habe eine hohe Eigenverantwortung, die auch gelebt werde.

 

Kreisrat Dr. Linduschka fragt nach, warum es kein Risiko sein solle, wenn das Kreditvolumen ganz stark steige, hier im Geschäftsbericht 200 Mio. Euro, und die Gefahr der Zinsen, vor allem bei längerfristigen Kreditvergaben, doch auch vorhanden sei. Er möchte wissen, ob die Sparkasse das Mittel gefunden habe, um längerfristige Kreditvergaben problemlos und gefahrlos für die Sparkassen zu machen.

 

Herr Feußner antwortet, dass die Zahl von 200 Mio. Euro das Neugeschäft sei, d.h. dass der Kreditbestand der Sparkasse nicht um 200 Mio. Euro angestiegen sei, sondern es würden die Tilgungen dagegen laufen, weil viele Firmen es sich leisten könnten und jetzt teure Kredite zurückzahlen, so dass die Sparkasse im Bestand um 5% gewachsen sei, das seien 60 Mio. Euro. Natürlich sei es in der Tat so, dass wenn der Kreditbestand jetzt steige, würden auch die Risiken steigen. Jeder Sparer, der zur Sparkasse komme, möchte ein variables Geschäft, weil die Zinsen momentan so niedrig seien. Auf der anderen Seite komme der Häuslebauer oder der Firmeninhaber und hätte gerne einen Kredit, der so lange wie möglich läuft, weil die Zinsen so niedrig seien. Die Sparkasse nenne das Zinssatzänderungsrisiken, die im Moment schon erheblich seien. Genau deshalb werde ein erhebliches Eigenkapital benötigt, und die Aufsicht schaue auch genau hin, welche Hebel die Sparkasse fahre. Es sei eine Banksteuerung und die Sparkasse versuche, ganz gewisse Grenzen nicht zu überschreiten, damit man die Gefahr mit dem eigenen Geld abfedern könne. Dies sei im Moment eines der größten Themen und Risiken überhaupt, die in den Bilanzen seien, was nämlich passiere, wenn es ansteige, und ob man es dann noch halten könne. Die Sparkasse sei im Moment von den Kennzahlen so aufgestellt, dass sie es sehr gut halten könne. Je mehr dieser Hebel ausgefahren werde, umso mehr Erträge habe man. Aber dies sei die alte Bankierskunst zwischen Risiko und Ertrag.

 

Kreisrätin Ballmann möchte wissen, wie sich die Altersstruktur der Kunden, insbesondere der Neukunden zusammensetze.Weiterhin möchte Sie den Anteil von Privat- und Firmenkunden erfahren.

 

Herr Feußner antwortet, dass die Altersstruktur wie im Landkreis selbst sei. ZAHLEN WERDEN NACHGELIEFERT.

Der Anteil von Privat- zu Firmenkunden liege bei 90 zu 10. Die Volumina seien hälftig. Bei den Erträgen sei es auch ungefähr hälftig. Man habe allerdings viel mehr Mitarbeiter im Privatkundengeschäft.

 

Kreisrat Dotzel sagt, man habe im Moment schwierige Zeiten im Banken- bzw. Sparkassengeschäft. Er wolle darauf hinweisen, dass es das Wichtigste sei, dass die Menschen mit Geld versorgt würden.  Es gebe Geldautomaten in vielen Gemeinden, die keine Zweigstelle mehr hätten. Man müsse seines Erachtens darüber nachdenken, dass man in solchen Zeiten enger zusammenrücke und dass man Vorbehalte beiseitelasse. Man solle vielleicht ohne Gebühren eine Insellösung schaffen, damit alle Menschen bei den im Landkreis verfügbaren Geldautomaten abheben könnten, ohne dass sie dafür Gebühren bezahlen müssten. Dies sollte im Verwaltungsrat diskutiert werden.

 

Herr Feußer verweist auf die Landkreiskarte mit den abgebildeten Geldautomaten. Man habe insgesamt 28 Standorte im Landkreis, wo Sparkassenkunden Geld abheben könnten. Geld abheben sei für die Sparkasse keine Dienstleistung, die man preisfrei darstellen könne, d.h. man brauche für die Dienstleistung eine Bepreisung. Deshalb sei für die Sparkasse sowohl die Standortpolitik als auch die Preispolitik, wie sie im Moment sei, richtig. Die Zeiten, in denen eine Sparkasse oder auch eine Raiffeisenbank eine Dienstleistung umsonst bieten könne, seien für lange Zeit vorbei.

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