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TOP Ö 1: Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald ist im neu gegründeten globalen Geopark-Netzwerk der UNESCO

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Sitzung:14.12.2015   KA/006/2015 
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Landrat Scherf trägt zur Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald Folgendes vor.

Die UNESCO-Generalversammlung hat eine wegweisende Entscheidung getroffen: Zum ersten Mal seit rund 40 Jahren wird wieder eine neue weltweite Flächenkategorie geschaffen: Das UNESCO-Geopark-Programm – und der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald ist mit dabei.

Seit mehr als 10 Jahren bieten die Globalen Geoparks auf hohem Niveau  außergewöhnliche Einblicke in unsere Erdgeschichte, Natur und Kultur und haben hierzu eine Vielzahl von Angeboten zur Umweltbildung und zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Region geschaffen. Das Besondere daran ist die Entwicklung aller Aktivitäten zusammen mit den Menschen vor Ort, die ihre Kompetenzen einbringen können und so gemeinsam eine regionale Identität schaffen.

Der "Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald" erstreckt sich über Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Er reicht von der UNESCO-Welterbestätte Grube Messel bei Darmstadt im Norden, dem Rheintal im Westen über den Odenwald (Zittenfeldener Quelle, Geotop des Jahres 2015) bis nach Heidelberg und das Neckartal im Süden. Unter dem Motto "Zwischen Granit und Sandstein" macht der Geo-Naturpark über 500 Millionen Jahre wechselvoller Erdgeschichte greifbar. Zum flachen Oberrheingraben bildet der hoch aufragende, sanfthügelige Odenwald, der sich vor etwa 340 Millionen Jahren aus Tiefengesteinen des Erdaltertums gebildet hat, einen scharfen Kontrast. Weitere Informationen unter www.geo-naturpark.net.

Nun hat die UNESCO beschlossen, das Erfolgsmodell der Globalen Geoparks in einen Programmstatus zu überführen. Damit werden die derzeit weltweit 120 Geopark-Regionen in ihrer Wertigkeit den UNESCO-Welterbestätten und UNESCO-Biospärenreservaten gleichgestellt. Einen derartigen Programmstatus hat die UNESCO erst zweimalig verliehen: Die Welterbestätten wurden im Jahr 1972 ins Leben gerufen, die Biospärenreservate folgten wenig später im Jahr 1976.

Im Rahmen der Debatte wurde ausdrücklich betont, dass die Einrichtung dieses Programms angesichts der globalen Situation als hoffnungsvolles Signal für die Staatengemeinschaft betrachtet wird.

 

Der von der UNESCO eingerichtete Programmstatus ist die höchste Auszeichnung für den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, die die Weltgemeinschaft zu vergeben hat. Für die Mitglieds-kommunen und die Menschen in der Region ist dies eine Bestätigung für die geleistete Arbeit und zugleich eine Aufforderung für die gemeinsame Weiterentwicklung des Geoparks, der auch künftig auf hohem Niveau regelmäßig international überprüft wird. 

Große Erwartungen hegen auch die Landräte Christian Engelhardt (Bergstraße), Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis), Frank Matiaske (Odenwaldkreis), Jens Marco Scherf  (Miltenberg), Stefan Dallinger (Rhein-Neckar), Klaus-Peter Schellhaas (Darmstadt-Dieburg), Thomas Will (Groß Gerau) sowie die Oberbürgermeister Heidelbergs (Dr. Eckart Würzner) und Darmstadts (Jochen Partsch): Für die Geopark-Region birgt die Auszeichnung ein enormes Potenzial im Hinblick auf den nachhaltigen Tourismus, die öffentliche Präsenz und die Regionalentwicklung. Landschaft erleben, außerge­wöhnliche Einblicke in unsere Erdgeschichte, Natur und Kultur nehmen, regionale Identität entwickeln und damit sowohl Bewohnern wie auch Besuchern neue Perspektiven zu eröffnen – das sind Kernaufgaben, die es gemeinsam weiter auszugestalten gilt.

Zu den sechs UNESCO-Geoparks in Deutschland gehören neben dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald:

Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen

Der zu Teilen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gelegene Geopark umfasst den Harz mit seinen unmittelbar angrenzenden Vorländern und das weiter nördlich davon gelegene "Braun-schweiger Land". Dort, zwischen dem Harz und dem Flechtinger Höhenzug, befindet sich eine besondere geologische Struktur mit Salzstöcken sowie Eisenerz- und Braunkohlenlagerstätten. Der Harz mit seinen Vorländern bietet Sedimente, Gesteine vulkanischen Ursprungs und Karstland-schaften. Besondere Bedeutung hat die über 1.000 Jahre zurückreichende Bergbaugeschichte. Als "klassische Quadratmeile der Geologie" international bekannt ist eine Gegend am Nordharzrand, die mit ihrer Aufrichtungszone Einblicke in die Sedimentablagerung vor 65 bis 250 Millionen Jahren gewährt.

Geopark Muskauer Faltenbogen

Aus der Luft gesehen, liegt der Muskauer Faltenbogen wie ein großes Hufeisen im Länderdreieck Brandenburg – Sachsen – Polen. Mitten hindurch fließt die Neiße. Der Faltenbogen entstand vor 350.000 Jahren, als Mitteleuropa bis zur Linie Hamburg – Berlin – Krakau unter einer 3.000 Meter mächtigen Eisdecke lag, wie heute Grönland. In der Gegend von Bad Muskau stach ein 20 Kilometer breiter Gletscher hervor, stauchte den Untergrund und türmte die Erdmassen vor sich auf. Das Ergebnis ist der Muskauer Faltenbogen. Durch die Stauchung gelangten Gesteine und Minerale an die Oberfläche. Deshalb entwickelte sich hier zwischen 1840 und 1970 eine Rohstoff gewinnende und verarbeitende Industrie. Heute ist der Faltenbogen ein waldreicher Naturraum mit bedeutender ökologischer Vielfalt.

Geopark Schwäbische Alb

Die Schwäbische Alb ist Teil des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes und wird begrenzt vom Schwarzwald im Südwesten, dem Neckar im Norden, dem Rieskrater im Osten und der Donau im Süden. Erdgeschichtliche Abschnitte wie das Aalenium und das Pliensbachium sind nach Orten der Schwäbischen Alb benannt. Die weltweit bekannte Untergliederung des Erdalters Jura wurde hier entwickelt. Auf der Alb findet man weltberühmte Fossilienfundstätten wie Holzmaden, Dotternhausen und Nusplingen. Die Karstlandschaft bietet Dolinen, Karstquellen wie den Blautopf und viele Höhlen. Als höhlenreichste Landschaft Deutschlands bot die Alb Menschen und Tieren bereits in der Eiszeit besondere Lebensräume miteinzigartigen Eiszeitfunden wie den Löwenmenschen.

Natur- und Geopark TERRA.vita

Der Geopark TERRA.vita erstreckt sich über Teile des Teutoburger Waldes, das Osnabrücker Bergland und das Wiehengebirge, die nordwestlichsten Ausläufer der deutschen Mittelgebirge, und über die eiszeitlich geprägte Moränenlandschaft der Ankumer Höhen. Der Park grenzt direkt an das Münsterland und die Norddeutsche Tiefebene. Trotz starker Einwirkung durch den Menschen ist die Landschaftscharakteristik als Resultat von geologischen und klimatischen Prozessen gut erkennbar. In der Saale-Eiszeit vor circa 150.000 Jahren hatten sich die Gletscher von Norden bis zu diesen Gebirgszügen ausgedehnt. Wälder nehmen einen großen Teil der Fläche des Geoparks ein. Der Geopark TERRA.vita gibt Einblick in 300 Millionen Jahre Erdgeschichte.

Natur- und Geopark Vulkaneifel

Der Geopark Vulkaneifel im rheinischen Schiefergebirge rund um die Städte Daun, Hillesheim, Manderscheid und Gerolstein ist vor allem für seine Maare bekannt. Maare sind  vulkanische Krater, die entstehen, wenn aufsteigendes Magma mit Grundwasser in Kontakt gelangt und schlagartig große Mengen Wasserdampf erzeugt werden, das umgebende Gestein durch Schockwellen zerrüttet und nach oben ausgeworfen wird. Anschließend bildet sich ein trichterförmiger Einbruchkrater. Im Geopark finden sich rund 350 große und kleine Vulkane, zwölf davon sind noch heute mit Wasser gefüllt. Verantwortlich waren mehrere vulkanische Phasen, als mit dem Ulmener Maar Deutschlands jüngster Vulkan ausbrach. Die Erde unter der Vulkaneifel ist noch in Bewegung.

 

 

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