Tagesordnungspunkt

TOP Ö 8: Bekanntgabe einer Eilentscheidung: Zustimmung des Landkreises zur Teilnahme des JBG am Pilotprogramm "Mittelstufe Plus"

BezeichnungInhalt
Sitzung:29.04.2015   BKS/001/2015 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Landrat Scherf erläutert, am 09.02.2015 sei im Kreistag beschlossen worden, dass der Landkreis Miltenberg der Bewerbung des JEG im Pilotprogramm G8plus seine Zustimmung erteile. Einige Tage später sei ein Schreiben des Schulleiters Herrn Fertig vom JBG in Miltenberg eingetroffen mit der Willensbekundung, sich ebenfalls um die Teilnahme am Pilotprogramm Mittelstufe Plus zu bewerben. Er habe diesem Antrag mit einer Eilentscheidung zugestimmt, nachdem sie das beim JEG sehr positiv gefunden hätten und er davon ausgegangen sei, die Zustimmung des Ausschusses zu haben, dies auch dem JBG zu ermöglichen. Beide Gymnasien seien auch berücksichtigt worden bei den 47 Schulen und Gymnasien bayernweit. Momentan schaue es so aus, dass in Miltenberg am JBG ab September 2015 voraussichtlich 1 Klasse G8 alt eingerichtet werde und zwei Klassen G8plus. Am JEG in Elsenfeld solle voraussichtlich eine traditionelle G8-Klasse eingerichtet werden und drei Klassen nach G8plus. Dies sei das momentane Konzept der Schulleitungen bezüglich der Klassenbildung.

 

Kreisrätin Wolf-Pleßmann berichtet, viele Eltern wollten dieses Modell haben, um ihren Kindern ein Jahr mehr Zeit zum Lernen zu geben.

 

Landrat Scherf berichtet von der Meldung der Schulleitungen, für viele Schüler sei acht Jahre am Gymnasium gut, wiederum sei es für viele Schüler auch gut, ein zusätzliches Jahr zum Lernen zu bekommen. Jetzt müssen Erfahrungen gesammelt werden.

 

Kreisrat Dr. Steidl stellt fest, das Handwerk bemängelte immer, dass viel zu viele Kinder Abitur machten. Man müsse die jungen Leute überzeugen, dass man auch in der Realschule oder mit einem Mittelschulabschluss durchaus seinen Weg gehen könne. Er gibt zu bedenken, ob es der richtige Weg sei, dem allem immer nachzugeben.

 

Landrat Scherf antwortet, diese Aussage ginge an den Fakten im Landkreis Miltenberg vorbei. Sie hätten im Landkreis Miltenberg im bayernweiten Vergleich die niedrigsten Zugangsquoten zum Gymnasium. Die Schulleitungen der Gymnasien teilen mit, es sei eher das Problem, sie hätten sehr viele Kinder, die von den Grundschulen von Fachleuten die Eignung für das Gymnasium bekämen, aber die Eltern trauten sich nicht. Wir hätten im Landkreis Miltenberg somit keinen übertriebenen Elterndruck Richtung Gymnasium. Eher seien sie an dem Punkt, dass Eltern ermutigt werden müssten, ihr Kind sei für das Gymnasium geeignet. Dies sei auch der Grund, dass sie zwei Gymnasien im Landkreis Miltenberg hätten, die an diesem Modellversuch teilnehmen wollten.

Landrat Scherf bestätigt, sie müssten für das Handwerk werben und dass der Realschul-, aber auch der Mittelschulabschluss sehr gute berufliche Perspektiven biete. Dieser Bereich werde im Landkreis Miltenberg bereits bearbeitet. Seit Jahren sei dieses Thema aktuell.

 

Kreisrat Dr. Linduschka erklärt, dass es in Bayern eine sehr schlechte Bildungspolitik, vor allem im Gymnasialbereich, gäbe. Die Anforderungen würden immer gewechselt.

„Das Heil liegt nur im Abitur“ schlage im Moment schwer zu. Selbst schwache Leute hätten den Eindruck, sie seien absolut für das Studium geeignet. Diese machten dann nicht mehr im Handwerk weiter, wo sie eine echte Chance hätten, sondern machten ein Studium weiter, wo sie evtl. in dritter Reihe landeten.

 

Landrat Scherf erwidert, dass es auch ihr Streben sei, mit dem Prozess der Bildungsregion und verschiedenen Arbeitsgruppen bestimmte Projekte zu starten, um diese Situation zu ändern. Wir müssten sich unterhalten, wie sie diese bestimmten Projekte dann auch umsetzten.

 

Kreisrätin Passow teilt mit, dass mittlerweile mehr Realschüler und Hauptschüler auf weiterbildende Schulen gingen, vielleicht auch, weil die Noten nicht so seien, dass sie sich auf dem Ausbildungsmarkt bewerben könnten. Viele müssten dann feststellen, dass es ist ihnen doch zu theoretisch sei. Es sei aber eine Chance für die Region, wenn man die Bildungsangebote erweitere. Die Trennung zwischen Studium und dualer Bildung sei auch nicht mehr so starr. Man müsse den Landkreis attraktiv behalten, um die jungen Leute nach der Ausbildung hier zu behalten.

 

Landrat Scherf teilt dazu mit, dass von der Steuergruppe der Bildungsregion die erste Sitzung stattgefunden habe und er sei überrascht gewesen, wie konkret die Projektideen seien und genau in die Richtung gehen, die hier besprochen werde. Das Entscheidende sei nur, wer es umsetze.

 

Kreisrat Stappel erklärt, dass im Handwerk mittlerweile keiner so richtig wisse, wie er dran sei, weil es immer einen Schritt vor und einen Schritt zurückginge. Das Handwerk benötige jetzt in der Phase der Hochkonjunktur junge Leute, die auch geistig etwas brächten. Im Handwerk werde nach wie vor am meisten ausgebildet. Früher seien alle guten Hauptschüler genommen worden. Es hätte keinen Gedanken und keinen Grund gegeben, Realschüler oder Gymnasiasten einzustellen. Heute stünden sie vor der Tatsache, nicht mehr die Lehrlinge in der Vielzahl sowie auch mit dem Kenntnisstand von früher zu bekommen, was sie aber dringend bräuchten. Sie müssten so denken, was wir jetzt ausbilden, ist die Zukunft im Handwerk. Das eine Problem sei, dass so viele Schüler entlassen würden, die die theoretische Prüfung im Handwerk überhaupt nicht mehr bestünden. Da suche dann das Handwerk einen Weg, sie eventuell als Facharbeiter einzugliedern, dann allerdings nur als Fachkräfte ohne Gesellenprüfung. Auf der anderen Seite brauche das Handwerk auch Führungskräfte, also auch die guten und die besten von der Mittel- und von der Realschule. Das sei die Zukunft im Handwerk.

 

Landrat Scherf teilt mit, Gespräche fortzusetzen.

 

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.

© 2011 Landratsamt Miltenberg | Brückenstr. 2 | 63897 Miltenberg | Tel: 09371 501-0
Fernwartung