Tagesordnungspunkt
TOP Ö 2: Teilnahme am Wettbewerb „Staatlich anerkannte Öko-Modellregion“
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 13.10.2014 KA/003/2014 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Frau Kluin erläutert, der Wettbewerb
"Staatlich anerkannte Öko-Modellregionen" soll die Produktion
heimischer Bio-Lebensmittel und das Bewusstsein für regionale Identität
voranbringen. Er ist ein zentraler Bestandteil der Initiative BioRegio 2020 der
Bayerischen Staatsregierung.
Interessierte Gemeinden sind aufgerufen,
gemeinsam innovative Maßnahmenvorschläge zur Steigerung der Erzeugung und des
Absatzes von heimischen Öko-Lebensmitteln zu erarbeiten - angefangen von der
Erzeugung und Verarbeitung bis hin zur Vermarktung und
Gemeinschaftsverpflegung.
Auch die Information und Bewusstseinsbildung
in der Bevölkerung über die Vorteile des ökologischen Landbaus und seinen
Beitrag für eine nachhaltige Regionalentwicklung sollten Bestandteil eines
stimmigen Bewerbungskonzepts sein. Entsprechend der Ziele von BioRegio 2020
wird diese Entwicklung als hervorragende Chance für die Stärkung der
bäuerlichen Landwirtschaft und der ländlichen Räume in Bayern gesehen.
Als „staatlich anerkannte Öko-Modellregion“
erhalten Gemeindeverbünde die Chance, zukunftsfähige Ideen und Maßnahmenvorschläge
zur Entwicklung des ökologischen Landbaus in ihren Kommunen umzusetzen. In den
Öko-Modellregionen werden Ziele und Maßnahmenvorschläge zur Förderung des
Ökologischen Landbaus in der Region sowie des Einsatzes heimischer
Öko-Lebensmittel hinsichtlich der vier vorgegebenen Bereiche erarbeitet:
- Landwirtschaftliche
Erzeugung einschließlich Gartenbau, Imkerei und Teichwirtschaft
- Verarbeitung
- Vermarktung,
Gastronomie, Hotellerie, Gemeinschaftsverpflegung
- Information und
Bewusstseinsbildung
Die Maßnahmenvorschläge sollen hierbei so
konzipiert sein, dass sich Verknüpfungspunkte mit Themen einer nachhaltigen
Regionalentwicklung ergeben:
- Kulturlandschaftsentwicklung
und Landschaftspflege
- Ressourcenschutz
(Boden, Wasser, Arten und Biotope, Klima)
- Energiemanagement
- Innenentwicklung
- Agrarstrukturentwicklung
und Flächenmanagement
- Touristische
Entwicklung
- Soziale /
solidarische / kooperative Landwirtschaft
- Förderung
heimischer Eiweißpflanzen
Hierbei ist immer insbesondere auch die Rolle
der Gemeinden zu beschreiben.
Voraussetzung für die Teilnahme am Wettbewerb
ist die Erarbeitung eines Bewerbungskonzepts. Dieses soll Angaben enthalten zur
aktuellen Situation des ökologischen Landbaus und der ökologischen
Lebensmittelwirtschaft, zu Stärken und Schwächen sowie Zielen und
Maßnahmenvorschlägen der jeweiligen Region.
Bei einer Ernennung zur Ökomodellregion wird
das zuständige Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) eine Projektmanagerin/einen
Projektmanager für mindestens zwei Jahre bis zu 75 % bezuschussen. 25 % der
Kosten sind vom jeweiligen Gemeindeverbund (in diesem Fall der Landkreis
Miltenberg) selbst zu tragen.
Förderfähig ist ein Werkvertrag mit einem
externen Dienstleister oder eine Personalstelle. Bei einer Personalstelle können
ausschließlich Personalkosten gefördert werden. Zudem ist die Personalstelle
nur dann förderfähig, wenn die Stelle außerhalb der öffentlichen Verwaltung die
Funktion des Projektmanagements wahrnimmt.
Aufgabe der Projektmanagerin/des
Projektmanager ist es, die Umsetzung des interkommunalen Bewerbungskonzepts der
Öko-Modellregion voranzubringen u.a. durch die Erschließung entsprechender
Fördermöglichkeiten zur Realisierung der Maßnahmenvorschläge (z.B. Leader,
Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE), Dorferneuerung, VuVRegio) oder durch
Netzwerkarbeit.
Es wird empfohlen eine Ganztagesstelle
einzurichten bzw. Leistungen im Umfang einer Ganztagesstelle zu vergeben.
Mindestvoraussetzung ist die Einrichtung bzw. Vergabe einer halben Stelle.
Kreisrat Reinhard erwähnt, das Thema sei
wichtig und sicherlich interessant zu verfolgen. Er meine aber, es gebe so
viele verschiedene Organisationen, die sich bereits damit beschäftigen. Er tue
sich schwer damit, hier eine Person einzustellen, auch wenn dies zu Anfang
gefördert werde, eher müsse man einen Koordinator finden.
Frau Kluin antwortet, es sei richtig, dass es
viele Akteure auf diesem Markt gebe, diese wissen allerdings nichts
voneinander. Es gehe darum, diese zusammenzubringen.
Frau Seidel ergänzt, die Stelle werde zu 75%
gefördert und sei natürlich befristet. Netzwerkarbeit sei wichtig.
Kreisrat Dr. Linduschka stimmt Kreisrat
Reinhard zu. Er sei derselben Ansicht und vorsichtig bei der Schaffung einer
neuen Stelle, die als Ganztagsstelle empfohlen werde. Seiner Ansicht nach müsse
erst einmal geklärt werden, wieviel Interesse und konkreten Bedarf es gebe. In
der Beschreibung seien viele schwammige Formulierungen enthalten. Daher werden
er und die FDP hier nicht zustimmen, trotz Bezuschussung. Dazu seien noch mehr
Informationen und Beratungen notwendig.
Die Formulierung der Ausschreibung sei nichts
von uns, erklärt Frau Kluin. Mehr Informationen habe sie auch vom Ministerium
nicht erhalten.
Landrat Scherf fügt hinzu, unser
Regionalmanager Markus Seibel sei ausgelastet, die Stärkung der regionalen
Identität schaffe dieser nicht.
Kreisrat Oettinger merkt an, Zuschüsse
bedeuten Ausgaben von Staatsgeldern, also Steuermitteln, selbst wenn man 75%
bekomme. Auch da sollte man vorsichtig sein. Zudem sei mit den Kommunen noch
nicht gesprochen worden. Langsam werde man auch überhäuft mit Programmen. Er
fragt, ob es eine Erhebung für den Landkreis Miltenberg gebe, wer überhaupt
dafür in Frage käme unter den Vermarktern und Produzenten. Die Bürgermeister
seien hier äußerst skeptisch. Auch der Zeitrahmen sei eng gestrickt. Ihm fehle
auch momentan die Vorstellungskraft, was das Ganze geben solle.
Landrat Scherf erklärt, er verstehe die
Skepsis, aber die Landwirtschaft habe ein Interesse, dies habe er beim
Stammtisch des Bauernverbandes mitgenommen. Man habe in Bayern aber eine
relativ klein strukturierte Landwirtschaft und im Landkreis Miltenberg
besonders kleine Betriebe.
Kreisrat Schmitt berichtet, in der letzten
ILE-Lenkungsgruppe der Odenwald-Allianz habe man sehr intensiv und konstruktiv
darüber diskutiert, ob die Odenwald-Allianz einen Allianzmanager-Posten
benötige. Er als Allianzsprecher sei der Überzeugung, dass eine sogenannte
„Kümmererstelle“ notwendig sei, da auch jede Menge Arbeit auf uns zukomme. Man
habe bei einer Gegenstimme beschlossen, dass ein Allianzmanager eingestellt
werden solle und zur Ausschreibung gebracht werde. Die Stelle sei laut Herrn
Kraus für zunächst drei Jahre befristet im Förderprogramm, sie könne für weitere
zwei Jahre verlängert werden. Er fragt, ob dies hier identisch wäre. Weiterhin
halte er es aber auch für wichtig, wie Kreisrat Oettinger schon sagte, im
Bayerischen Gemeindetag intensiv darüber zu sprechen.
Frau Kluin antwortet, die Stelle sei zunächst
auf mind. zwei Jahre befristet. Eventuell könnte es eine Verlängerung geben.
Auf Rückfrage von Kreisrat Fieger zur Rolle
der Gemeinden antwortet Frau Kluin, dies müsse man mit den Kommunen besprechen.
Sie habe ein Konzept einer bereits anerkannten Öko-Modellregion und da sehe die
Beteiligung der Kommunen beispielsweise so aus, dass man die gemeindlichen
Liegenschaften energetisch saniert und damit einen Beitrag zum Ressourcenschutz
leistet.
Landrat Scherf fügt hinzu, für diese konkrete
Frage müsse man sich mit dem Bayerischen Gemeindetag zusammensetzen und über
Möglichkeiten der Ausgestaltung sprechen. Den Arbeitsauftrag nehme man gerne
auf. Er schläft vor, in den nächsten Wochen diese Arbeit aufzunehmen und mit
den Bürgermeistern zu sprechen und erst dann mit einem Beschluss wieder in den
Kreisausschuss zu kommen. Man würde also heute keinen Beschluss fassen, dieser
sei mit Arbeitsauftrag zurückgestellt.
Kreisrätin Münzel erklärt, aus grüner Sicht
wäre eine Öko-Modellregion natürlich schon toll. Wobei klar sei, es gehe hier
um Ökologie, nicht um die Region. Daher sei die Frage von Kreisrat Oettinger
schon richtig, wie viele Betriebe gebe es eigentlich bei uns. Sie erwarte aber
auch, wenn der Landkreis Miltenberg Öko-Modellregion sei, dass sich dann der
eine oder andere Betrieb noch auf den Weg mache und umstelle. Trotzdem sei sie
froh, dass heute noch kein konkreter Beschluss gefasst werde, da auch für sie
noch einiges unklar sei. Es stelle sich heraus, dass die Kommunen die zentrale
Bedeutung haben und sich auf den Weg machen. Welche Rolle aber habe der
Landkreis?
Es gehe um Ökoprodukte AUS der Region,
verdeutlicht Landrat Scherf. Man wolle auch den kleinen Betrieben Unterstützung
leisten.
Aus Karlstadt habe sie die Informationen
bekommen, erklärt Frau Kluin, dass es 67 produzierende und verarbeitende
Betriebe mit Biosiegel im Landkreis gebe. Mit dieser Zahle habe sie persönlich
nicht gerechnet, darüber hinaus gebe es auch noch Betriebe, die sich nicht
haben zertifizieren lassen, da das natürlich auch teuer ist, sich aber trotzdem
diesem Standard unterwerfen und nach biologischem Anbau vorgehen.
In Bezug auf die Rolle von Kommunen habe sie
erfahren, die Kommunen können die Entscheidung treffen, aber es dann auch
abgeben an die LAG, da alle Mitglied seien, um den Prozess zu leiten und
voranzubringen. Der Kreisausschuss heute sei nur das erste Gremium, um die
Information weiterzugeben.
Kreisrat Kaiser meint, grundsätzlich sei ja
deutlich geworden, dass es sinnvoll sein könne, auch bei der Zahl der Betriebe.
Er schlage vor, den Beschluss erst nach dem Arbeitsauftrag zu fassen und heute
noch den Weg offenhalten.
Kreisrat Luxem erklärt, der Kreistag brauche
auch nicht immer unbedingt Empfehlungsbeschlüsse aus dem Ausschuss. Persönlich
für ihn sei nicht die Öko-Modellregion wichtig, sondern die Synergieeffekte,
die unter dem Strich herauskommen. Er sei aber auch derselben Meinung wie
Kreisrat Oettinger, nicht alles, was vom Ministerium komme, bringe unbedingt
auch Heil.
Kreisrat Schötterl ist der Meinung, dass der
Bedarf sicherlich vorhanden sei, die Frage sei nur, ob es auch so viele
Produzenten gebe, die den Bedarf vor Ort dann auch decken könnten. Auf ist seine
Frage, ob eine Bewerbung abhängig von der Schaffung der Stelle sei.
Kreisrat Fieger bemerkt, die totale Euphorie
und Begeisterung für dieses Projekt habe er bisher nicht herausgehört. Dies
komme sicherlich auch daher, dass der Sachverhalt nicht klar sei und die
Profilschärfe fehle. Grundsätzlich sei das Projekt positiv im Hinblick auf
unsere Landwirte. Weiterhin fragt er, ob die Liste der 67 Ökobetriebe
öffentlich sei.
Landrat Scherf antwortet, ob die Liste
öffentlich sei, werde man klären. Er merkt an, vor ca. einem Jahr habe man den
Grundsatzbeschluss zur Bildungsregion gefasst. Dabei gebe es keine Förderung
und man habe das Problem, dies im Haus mit den personellen Ressourcen einen
ähnlich komplexen Prozess zu bewältigen. Bei der Öko-Modellregion werde noch
eine ¾-Stelle vom Ministerium gefördert. Diese Gewissenhaftigkeit bei der
Umsetzung wünsche er sich nicht nur bei der Frage nach Personalausgaben und
Personalstellen, sondern auch bei Beschlüssen wie der Bildungsregion
beispielsweise, die enorme Konsequenzen für die Verwaltung bedeuten. Er schätze
die intensive Diskussion, aber man komme mit der Thematik zurück.
Der Kreisausschuss nimmt dies zustimmend zur
Kenntnis.