Tagesordnungspunkt
TOP Ö 2: Grundsatzentscheidung zum Abfallkonzept des Landkreises: Empfehlungsbeschluss zur Errichtung weiterer Wertstoffhöfe
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 30.09.2014 ENU/002/2014 |
Beschluss: | mehrheitlich beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Scherf
erklärt, in der letzten Ausschusssitzung vom 14. Juli 2014 habe Herr Schmidt
vom Büro Schmidt & Bechtle sein Konzept für weitere Wertstoffhöfe im Landkreis
Miltenberg vorgestellt, was zwei Varianten enthalten habe. Sinnvoll sei es vor
allem deshalb, weil es darum gehe, mehr Wertstoffe zu sammeln und natürlich
auch um die Bedienungsqualität der Bevölkerung. Auch gehe es darum, den sehr
stark nachgefragten Wertstoffhof in Erlenbach zu entlasten. Er weist die
Ausschussmitglieder auf einen aktualisierten Beschlussvorschlag hin, der sich
aus Rückmeldungen aus den Fraktionen ergeben habe.
Herr Röcklein
führt weiter aus, die Fraktionen des Kreistages haben sich in den letzten
Wochen mit diesem Thema befasst. Er stellt kurz beide Varianten vor. Auch die
Verwaltung habe sich das Konzept noch einmal vorgenommen und sei der
Auffassung, dass die Variante 1 – Wertstoffhof Süd - die Bedürfnisse des
Landkreises und seiner Bürger abdecken könne. Natürlich erfülle es nicht alle
Wünsche, aber hier gehe es doch nicht nur um Wunscherfüllung, sondern man wolle
auch die ökonomischen Belange nicht aus den Augen verlieren. Man gehe davon
aus, dass man mit einem Wertstoffhof Süd und paralleler Entlastung des Wertstoffhofes
Erlenbach unsere Wertstofferfassung steigern können. Dazu werde sicherlich
beitragen, wenn sich die Warteschlangen in Erlenbach verkürzen. Die
Entwicklung, insbesondere die Entlastung von Erlenbach durch die Verlagerung
der Grünabfallannahme und den Wertstoffhof Süd, werden beobachtet. Je nach
Entwicklung könne die Umsetzung auf die Variante 2 mit einem zusätzlichen
Wertstoffhof Nord ausgedehnt werden.
Man beabsichtige
allerdings, im Falle der positiven Grundsatzentscheidung von Umweltausschuss
und Kreistag, darauf zu achten, dass auf jeden Fall genügend Reserveflächen für
künftige Anforderungen zur Verfügung stehen werden. Außerdem werde man, soweit
irgendwie möglich, eine kundenfreundliche Gestaltung der neuen Anlagen
anstreben. Dabei habe man auch die demografische Entwicklung der Bevölkerung im
Blickfeld.
Kreisrat Dr. Fahn
erklärt, wenn man sich offizielle Abfallstatistiken anschaue, könne man sehen,
dass eine Erhöhung der Wertstoffe im Landkreis sinnvoll und notwendig sei. Auch
das Gutachten spreche von einem Handlungsbedarf. Der Süden des Landkreises brauche
einen neuen Wertstoffhof. Guggenberg sei gut, aber liege zu weit abseits. Verschiedene
Gemeinden hätten sich bereit erklärt, einen Standort anzubieten. Man bitte die
Verwaltung hier, sich mit den Bürgermeistern zusammenzusetzen und einen
Vorschlag zu erarbeiten. Im Norden sollte man die Entwicklung noch abwarten,
hier stimme man mit dem Beschlussvorschlag überein. Durch einen
Wertstoffhof-Süd werde es neue Entwicklungen geben. Fazit für die Freien
Wähler: Man unterstütze den Vorschlag der Verwaltung und werde auch zustimmen.
Er sei bürgernah und kostengünstig, die Umwelt entlastet, zu einer Erhöhung der
Wertstoffmengen und zu einer Herabsetzung der Abfallmengen führt und nicht zu
einer Erhöhung der Müllgebühren.
Kreisrat Meyerer fragt
nach den Auswirkungen auf den Südspessart bei Variante 1 und einem Wertstoffhof
im Südwesten. Weiterhin stimme auch die SPD dem Vorschlag der Verwaltung zu.
Allerdings könne man sich auch vorstellen und bitte zu prüfen, ob nicht die
Öffnungszeiten in Erlenbach an Samstagen um eine Stunde verlängert werden
könnten, gerade wegen der prekären Verkehrssituation.
Landrat Scherf bemerkt,
man lasse den Norden nicht warten, Erlenbach sei eine hervorragende Variante
eines Wertstoffhofes. Der nächste Schritt sei im Süden fällig. Wenn die
Verwaltung den Auftrag erhält, nach einem Standort im südlichen Landkreis zu
suchen, werde es vor allem darum gehen, etwas zu schaffen, was sowohl dem
bayerischen Odenwald als auch für den Südspessart erreichbar ist und zentral
liege. In Bezug auf die Öffnungszeiten nehme man den Auftrag gerne mit um nach
Möglichkeiten zu schauen, grundsätzlich bitte er aber darum, einen Schritt nach
dem anderen zu gehen.
Kreisrat Ullmer
erklärt, auch die Neue Mitte habe sich mit diesem Thema auseinander gesetzt und
moniere, dass das Gutachten nicht auf die Privatwirtschaft ausgedehnt und
untersucht gewesen sei. Hier hätte man gerne gehabt, dass man noch einmal die
Privatwirtschaft mit ins Boot nehme. Man hätte flächendeckend untersuchen
können, Möglichkeiten zur Müllanlieferung zu schaffen. Er nennt verschiedene
Firmen als mögliche Standorte (Dorfprozelten: Fa. Mehring; Bürgstadt: Fa.
Weber, Röllfeld und Niedernberg: Fa. Sixt; Großwallstadt: Fa. Remondis;
Mömlingen: Fa. Giegerich, Elsenfeld: Fa. Schuck). Diese Firmen hätten Potential
und man hätte etwas Vernünftiges für die Bürger gestalten können ohne große
Investition und mit einer Testphase von ein bis zwei Jahren. Man erhoffe sich
daraus, die Schaffung der Arbeitsplätze zu forcieren und auch zu festigen, denn
diese Betriebe halten den Landkreis am Untermain hoch und tragen zur Entlastung
des Müllhaushaltes bei. Die Wege würden so noch kürzer werden, den Standort in
Guggenberg könnte man trotzdem erhalten. Der Landkreis müsse ja nicht als
Arbeitgeber fungieren, sondern die Firmen könnten zertifiziert werden durch das
Landratsamt. Der Wille sei ja die Entlastung des Wertstoffhofes in Erlenbach.
Landrat Scherf
warnt davor, als Ziel zu formulieren, die Firmen zu unterstützen. Das sei nicht
Aufgabe der Abfallwirtschaft und der Kommunen. Das höre sich zwar gut an, aber
dafür mache man es nicht und dann müsse man alle Firmen unterstützen. Er warnt
auch davor, dass alles so einfach nicht sei: Man habe die Gebührenerfassung und
hohe Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen. Herrn Ullmers Vorschlag, den er
bereits in der Sitzung am 14.07.2014 gemacht habe, habe man intensiv geprüft
und man halte es nicht sinnvoll dies so zu verfolgen.
Kreisrat Dr.
Steidl erklärt, man teile die Meinung des Gutachtens und seine Fraktion werde
auch für eine weitere Entlastung für Variante 1 stimmen. Klar sei, dass jeder
zukünftige Wertstoffhof zusätzlichen Komfort bringe und Bürger, die in der Nähe
wohnen, haben kürzere Wege. Man habe auch kürzere Wartezeiten. Man sammele aber
auch eine größere Menge an Wertstoffen. Dies sollte man objektiv erfassen.
Natürlich sei dies immer mit Kosten verbunden. Dass es nicht sofort zu einer
Müllgebührenerhöhung führe, hänge natürlich damit zusammen, dass man Spielraum
habe. In Sachen Standort halte man Bürgstadt für sinnvoll, weil dort auch der
Südspessart kürzere Anfahrtswege habe und der Entlastungseffekt für Erlenbach
gegeben sei.
Kreisrat Dotzel
weist darauf hin, dass es noch nicht klar sei, ob am Ende die Wertstoffmenge
gesteigert werden könne. Er setze eher auf Bürgerservice und die Entlastung von
Erlenbach. Er habe auch den Ausführungen von Herrn Röcklein entnommen, dass man
noch nicht genau wisse, wie hoch am Ende die Anfahrtszahlen in Erlenbach
zurückgehen werden durch den Grünabfallsammelplatz. Man gehe von ca. 25 %
Entlastung aus, die erreicht werden könnten. Daher sei es richtig, zunächst auf
einen weiteren zweiten Wertstoffhof im Norden zu verzichten. Er halte den
Standort Bürgstadt auch für richtig, um den unteren Bereich des Landkreises zu
erfassen. Wenn die 25 % in Erlenbach tatsächlich erreicht würden, könnte man
auf einen weiteren Hof möglicherweise verzichten, denn die Anfahrtswege seien
optimal.
Landrat Scherf
dankt ihm für die Unterstützung. Wichtig sei ja, dass man nicht grundsätzlich
auf einen weiteren Hof im Norden verzichte, sondern erst einmal im Süden baue
und sich die Entwicklung ansehe. Aber nicht nur Bürgstadt, sondern auch
Gemeinden wie Großheubach, Kleinheubach oder Miltenberg könnten in Frage kommen.
Herr Röcklein fügt
hinzu, man habe bereits Maßnahmen eingeleitet, um Mischmengen aufzugreifen.
Auch habe man die Erfassung von Elektrokleingeräten eingeleitet und stelle im
Oktober 16 weitere Container auf. Man wolle außerdem mit der
Hartkunststofferfassung beginnen, einziges Handicap war der bisher fehlende
Platz für einen Container. In Erlenbach habe man durch die Verlegung des
Grüngutes Platz freigeschaufelt, in Guggenberg fehle es noch. Und man habe auch
für die im Müll enthaltenen Textilien Maßnahmen eingeleitet, wobei hier nicht
alles wiederverwertbar sei.
Auf Frage von
Kreisrat Dr. Steidl zur Optimierung der Abläufe antwortet er, man habe diesen
Teil des Gutachtens zurückgestellt, weil man gerade den Grünabfall ausgelagert
habe, daher könne man zu diesem Zeitpunkt noch nichts verlässlich aussagen.
Aber man greife es wieder auf.
Er weist auch
darauf hin, dass der Beschluss etwas zu Guggenberg enthält: Auch dort wolle man
etwas investieren und vier weitere Containerstandplätze bauen.
Kreisrat Dr. Fahn
erklärt, auch die Freien Wähler würden Bürgstadt als Standort favorisieren. Auch
sei für sie eine Steigerung der Wertstoffe ebenfalls ein Ziel, nicht nur
Entlastung und Bürgerservice.
Der Ausschuss für
Energie, Natur- und Umweltschutz fasst bei einer Gegenstimme mehrheitlich den
folgenden
B e s c h l u s s :
Der Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz empfiehlt dem Kreistag einen Beschluss zum Abfallwirtschaftskonzept zu fassen:
Das Bringsystem wird verstärkt. Dazu errichtet der Landkreis vorgezogen einen Wertstoffhof für Abfälle aus Haushalten und für die Annahme von haushaltsüblichen Mengen entsprechend der Variante 1 des Gutachters Schmidt & Bechtle im Raum Miltenberg.
Die beiden bestehenden Wertstoffhöfe Erlenbach und Guggenberg sollen als Schwerpunkt-Wertstoffhöfe, auch für die Abfälle aus anderen Herkunftsbereichen als private Haushalte und für die nicht regelmäßig in den privaten Haushalten anfallenden Abfälle, wie Erdaushub und Bauschutt, dienen.
Der Wertstoffhof Guggenberg wird auf der Grundlage der Entwurfsplanung des Ing.-Büros Eilbacher mit einem Annahmebereich für schwere Abfälle ausgebaut.
Die Umsetzung der Variante 2 des Gutachtens Schmidt & Bechtle mit einem weiteren Wertstoffhof im Nordteil des Landkreises wird zurückgestellt.
Die Verwaltung wird beauftragt die Entlastung des Wertstoffhofes Erlenbach durch Verlegung der Grünabfallannahme und Neubau des Wertstoffhofes Süd sowie Ausbau des Wertstoffhofes Guggenberg zu beobachten und dem Umweltausschuss zu gegebener Zeit einen Bericht vorzulegen.
Der Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz und die Landkreisverwaltung werden mit der Umsetzung beauftragt.
Vorbehaltlich des Beschlusses des Kreistages wird die Landkreisverwaltung vom Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz mit der Standortsuche, der Erstellung einer Entwurfsplanung und einer ersten Kostenberechnung beauftragt.
Die erforderlichen Finanzmittel sind in den Müllhaushalten 2015 und 2016 einzuplanen.