Tagesordnungspunkt
TOP Ö 3: Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und dem Landratsamt am Beispiel des Veterinäramtes
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 22.07.2014 WT/001/2014 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Frau Boecker-Kessel erklärt, das Veterinäramt ist u.a. für Tierseuchen
zuständig und da durch Lebens- und Futtermittel Tierseuchen übertragen und
verbreitet werden können, werden beim Drittlandhandel mit tierischen Lebens-
und Futtermitteln Veterinärzeugnisse verlangt.
Josera exportiert - außer innerhalb der EU, dafür werden keine Zeugnisse
benötigt – derzeit in 32 Nicht-EU-Länder. Im letzten Jahr zertifizierten das
Veterinäramt 461 Exporte. 2011 waren es 233 Exportzeugnisse, 2012 waren es 378,
2014 bisher 286 Zeugnisse
Der Zeitaufwand pro Abfertigung liegt im Durchschnitt bei ca. 45 min,
d.h.
A) Prüfung der Voraussetzungen im Amt
B) Prüfung vor Ort, reine Nämlichkeitskontrolle
Bei den meisten Zeugnissen handelt es sich um Bescheinigungen, die
zwischen den Wirtschaftsbeteiligten und den zuständigen Veterinären
ausgehandelt werden. Nicht selten sind aber Vorgaben dabei, die nicht
unterschrieben werden können, beispielsweise wenn Erhitzungsvorgaben für
thermisch sensible Rohwaren gemacht werden, oder wenn ganz allgemein die
Freiheit von ansteckenden Tierkrankheiten bescheinigt werden soll.
Einige Zeugnisse sind zwischen den Oberbehörden (Ministerien)
abgestimmt, das bedeutet, dass an diesen Zeugnissen nichts geändert werden
darf. Hier müssen Wege gefunden werden, die teils überzogenen Vorgaben zu
erfüllen, sodass die Zeugnisse unterschrieben und die Exporte stattfinden
können. Insbesondere von der Zollunion werden hierbei künstliche
Handelshemmnisse aufgebaut, die überwunden werden müssen.
Der Zeitaufwand für die Prüfung und Abstimmung eines neuen
Exportzeugnisses ist sehr variabel und beträgt im Schnitt ca. 10 Stunden. Im
Jahr 2012 wurden 9, im Jahr 2013 15 und im Jahr 2014 bisher 13 Zertifikate neu
abgestimmt oder geändert.
Es kommt vor, dass sich die Fachleute der Fa. Josera mit den Fachleuten
vom Veterinäramt zusammensetzen und gemeinsam Lösungen suchen. Hier muss die sehr
gute Zusammenarbeit mit der Fa. Josera gelobt werden. Die Firma, die zuerst die
Lösung hat, hat den Wettbewerbsvorteil.
In Bayern gibt es keinen vergleichbaren Betrieb, mit dem man sich
beraten könnte. Die Regierung von Oberbayern ist lediglich für Futtermittel
ohne Rohstoffe tierischen Ursprungs zuständig. Die Zertifizierungsstelle, die
wegen der hochkomplizierten Russlandexporte am LGL in Erlangen eingerichtet
wurde, ist nur für Lebensmittel zuständig. Das Veterinäramt hat folglich auf
fachlicher Seite kaum kompetente Ansprechpartner. Sowohl Ministerium als auch
Regierung fordern, dass der Behörde von Seiten der Firmen die Zeugnisse
unterschriftsreif vorzulegen sind. Leider ist das nicht möglich. Selbst
zwischen den Ländern abgestimmte Zeugnisse enthalten immer wieder Passagen, die
nicht ohne weiteres unterschrieben werden können.
Im Veterinäramt ist rein rechnerisch eine Halbtageskraft ausschließlich
mit der Fa. Josera beschäftigt.
Für die Fa. Josera ist es von großem Vorteil, dass sie ihren
Betriebssitz nah am Veterinäramt hat, sodass jeder Export noch einzeln
abgefertigt werden kann anstatt eine Sammelabfertigung am Ende des Tages
durchzuführen, was die Standzeiten für LKWs und Container, und somit die Kosten
für die Firma Josera, deutlich erhöhen würde. Auch werden zahlreiche Exporte
außerhalb der Öffnungs- bzw. Servicezeiten des Landratsamtes abgefertigt.
Das Veterinäramt ist natürlich nicht nur mit der Fa. Josera beschäftigt.
Immer wieder kommt es vor, dass ein neues Zeugnis abzustimmen ist und andere
Sachen aber vorrangig erledigt werden müssen, bspw. ein dringender
Tierschutzfall. Dann muss die Fa. Josera temporär vertröstet werden und der
Export muss warten. Nicht schön, aber die Kapazitäten des Veterinäramtes sind
begrenzt.
Dafür, dass das besser wird, versprach Herr Bernreiter, der neue
Vorsitzende des Bayerischen Landkreistages, sich einzusetzen, quasi als
Wirtschaftsförderung direkt an der Basis.
Landrat Scherf dankt für den Vortrag und greift den Ansatz von Landrat
Bernreiter auf, der in seiner Antrittsrede davon gesprochen habe, für eine
ausreichende Personalausstattung der Landratsämter zu sorgen. Antwort seitens
der Staatsregierung sei gewesen, dass es keine Stellenausweitungen gebe, aber
die dreimonatige Wiederbesetzungssperre für die Landratsämter sei gestrichen
worden.
Kreisrat Dr. Kaiser meint, wenn hier ein Sonderfall vorliege bei der
Konstellation Veterinäramt/Josera, dass man sich nicht mit der Aussage der
Staatsregierung zufriedengeben solle. Er rege an, dass man über das
Finanzministerium, evtl. auch unter Einschaltung der örtlichen
Landtagsabgeordneten, bei den dargelegten spezifischen Verhältnissen, eine Ausnahme
anstrebe.
Der Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus nimmt die Ausführungen zur
Kenntnis.