Tagesordnungspunkt
TOP Ö 10: Beschluss: Haushaltsplan 2014 für das Kreisjugendamt Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 18.11.2013 JHA/002/2013 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing beginnt mit den folgenden Ausführungen zum Haushalt:
„Manchmal müsse man eben Geld ausgeben, um zu
sparen“
Diese paradox klingende Aussage umschreibe zielgenau die Entwicklung
der Jugendhilfe im Landkreis Miltenberg in den vergangenen Jahren und finde
seine konsequente Fortsetzung in dem Haushaltsentwurf für das Jahr 2014. Bevor
Herr Winkler anschließend den vorliegenden Entwurf im Einzelnen erläutere,
möchte er das Augenmerk auf einige signifikante Punkte lenken. Zunächst sei es
erst einmal wichtig zu wissen, was man mit dem ausgegebenen Geld erreichen wolle.
Das erste Ziel war, die
Struktur- und Prozessqualität im Jugendamt zu verbessern.
So wurde eine zweite Führungsebene mit drei Sachbereichsleitungen
aufgebaut. Dies war zum einen notwendig geworden, um bei dem Anstieg von 34
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 2002 auf 64 in 2013 eine angemessene
und qualitativ gute Personalführung sicherzustellen, zum anderen um durch einen
engen Austausch, durch kurze Entscheidungswege, durch Zeit für die notwendige
Kommunikation sowohl fachlich versiert und zeitnah handeln als auch langfristig
planen zu können. Mit Herrn Wolfgang Leiblein als stellvertretendem
Sachgebiets- und Sachbereichsleiter für die Jugendhilfeverwaltung, mit Frau
Judith Appel als Sachbereichsleitung für die Sozialen Dienste und mit Herrn Stefan
Adams als Sachbereichsleitung für die Jugendarbeit – Jugendsoziarbeit sei man
sehr gut aufgestellt und er möchte allen dreien sowie deren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern für die gute und harmonische Zusammenarbeit bei der Umsetzung
der Ziele der Jugendhilfe danken. Das für unser Personal ausgegebene Geld ist
zweifelsohne gut angelegt!
Das zweite Ziel war und ist, die Jugendhilfe weg vom notwendigen
Reparaturbetrieb zu einem präventiven und von frühen, niedrigschwelligen Hilfen
gekennzeichneten Angebot weiterzuentwickeln.
Das Ziel ist nicht neu: Vor 12 Jahren wurde im
Landkreis begonnen, neben den stationären Angeboten die teilstationären
Angebote, also die heilpädagogischen Tagesstätten, sowie die ambulanten Hilfen
auszubauen. Dies zeigte Wirkung, indem die Heimkosten nicht wie in anderen
Jugendämtern kräftig anstiegen, sondern nur noch moderat wuchsen.
In den letzten Jahren wurde der nächste Schritt
vollzogen: Es wurden Investitionen in frühzeitige, sozialraumorientierte und
niedrigschwellige Angebote getätigt, um positive Entwicklungsmöglichkeiten für
Kinder zu stärken, präventive Angebote auszubauen, aber auch um frühe Hilfen
sowohl im Sinne von in einer „frühen Lebensphase“ als auch im Sinne von
„frühzeitig“ bei den ersten Anzeichen von Bedürfnislagen oder Gefährdungen
sicherzustellen.
An erster Stelle sind hier natürlich die Gemeinden und
die freien Träger zu erwähnen, die gigantisches beim Auf- und Ausbau der
Krippenbetreuung, den KiTas und der Hortbetreuung geleistet haben und wir
inzwischen im Landkreis Betreuungsmöglichkeiten für weit mehr als 50 % der ein-
bis zweijährigen Kinder anbieten können.
Einen wichtigen Beitrag habe man aber auch selbst
geleistet: So sind die Aufwendungen in der Jugendsozialarbeit von 20.403 € in
2010 auf geplante 707.000 € in 2014 gestiegen (+ ca. 3500 %). Hierin sind
bereits die Personalkosten enthalten, die sonst im Jugendhilfeetat nicht zum
Ansatz kommen. Man habe damit ein flächendeckendes Netz an Jugendsozialarbeit
an der Förder- und Mittelschulen geschaffen und statten Grundschulen mit
besonderen Bedürfnislagen mit dem gängig als „JaS“ bezeichneten Angebot aus.
Ein Angebot, um das man uns nicht nur in Bayern beneidet und das seine positive
Wirkung sowohl im schulischen als auch im jugendhilferelevanten Bereich zeigt.
Ganz abgesehen von den positiven Auswirkungen auch für die Eltern, Kinder und
Jugendlichen.
Auch in einem weiteren Bereich habe man kräftig
zugelegt: Die Aufwendungen für Elternbildung u. ä. sind von 1.739 € in 2010 auf
geplante 54.000 € (+ 3100 %) im Ansatz 2014 gestiegen. Man stimme nicht in das
übliche Klagelied mit ein, dass viele Kinder und Jugendliche vom Elternhaus zu
wenig mitbekämen. Wir gehen in die Offensive und bieten allen Eltern und
Familien Informationen und Hilfestellungen an, durch zeitlich genau getaktete
Elternbriefe, durch individuell erarbeitete Seminare und Bildungsangebote, aber
auch durch die Kostenübernahme bei Bedarf für die Teilnahme an Kursen anderer
Bildungsträger. Die vielbeschworene Bildungsoffensive darf nicht an den Eltern
vorbei gehen.
Zuletzt sei noch auf die Aufwendungen für die
ambulante Eingliederungshilfe, vor allem für die Schulbegleiter, hingewiesen.
Diese sind von 91.200 € in 2010 auf den Ansatz von 230.000 € für 2014 gestiegen
(+ 252 %). Hiermit leisten wir einen gewichtigen Beitrag zur Verwirklichung von
inklusiver Beschulung für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche, weißen
aber auch darauf hin, dass sich auch innerhalb der Ausstattung der Schulen
einiges noch nachgelegt werden muss, um dieses Grundrecht zu verwirklichen.
Soviel zu dem ausgegebenen Geld. Jetzt sei er nur noch
den Nachweis für das Sparen schuldig, den er an zwei Beispielen verdeutlichen wolle:
So sind die Heimkosten im Rahmen der Hilfe zur
Erziehung von 2010 zum Ansatz 2014 um 823.052 € von 2.433.052 € auf 1.610.000 €
gesunken. Außerdem ist es gelungen, bei der Jugendsozialarbeit an Schule
weitere Partner mit ins Boot zu holen, (den Freistaat Bayern, die Gemeinden als
Schulaufwandsträger) so dass z. B. bei der Jugendsozialarbeit von den
veranschlagten Kosten von 707.000 € nur 278.500 € aus Kreismittel aufzubringen
sind.
Und das Ergebnis: Auch wenn der Ausbau der o. g.
Maßnahmen mit entsprechenden Mehrkosten fortgesetzt wird, konnte der Ansatz im
Vergleich zum Vorjahresansatz um 510.880 €, das entspricht 8,29 % gesenkt
werden. Die Einzelheiten zum Entwurf liefere Herr Winkler.
Herr Winkler erläutert:
Im Jahr 2013 wird das Sachgebiet Kinder,
Jugend und Familie bei Ausgaben von voraussichtlich 6.423.098 € und Einnahmen
von voraussichtlich 1.306.857 € mit einem Zuschussbedarf von ca. 5.116.241 €
abschließen.
Für das Jahr 2014 werden Ausgaben von 6.984.700
€ und Einnahmen von 1.332.350 € veranschlagt.
Das ergibt einen geplanten Zuschussbedarf von
5.652.350 € und bedeutet im Vergleich zum voraussichtlichen Rechnungsergebnis
2013 eine Steigerung um 10,48 % oder 536.109 €; zum Ansatz von 2013 jedoch eine
Zuschussminderung von 8,29 % oder 510.880 €.
Der Haushaltsentwurf wurde auf Grundlage der
Ist-Zahlen vom 31.08.2013, hochgerechnet auf das voraussichtliche
Jahresergebnis 2013, erstellt. Weiter wurden aktuelle Entwicklungen und
geplante Veränderungen mit berücksichtigt.
Weitere Einzelheiten, insbesondere die
Veränderungen in den jeweiligen Haushaltsstellen, entnehmen Sie bitte dem
beigefügten Entwurf sowie den Erläuterungen in der Jugendhilfeausschusssitzung.
Landrat Schwing fügt hinzu, eine äußerst
positive Entwicklung im laufenden Jahr und ein positiver Ausblick auf das
kommende Jahr.
Kreisrat Scherf erklärt, der
Jugendhilfeausschuss sei ein besonderer Ausschuss aufgrund der Nähe zu den
Kindern und Familien. Er freue sich, wenn man den Konsens habe, weg vom
Jugendamt als Reparaturbetrieb, hin zu niedrigschwelliger Hilfe und Herr
Winkler absolut glaubwürdig sagen könne, im Mittelpunkt stehe der Mensch. Er
sei auch wichtig zu sagen, dass das Jugendamt nicht nur für eine kleine
Minderheit im Landkreis arbeite. Jede Familienmutter und jeder Familienvater
profitiere davon. Es sei daher sehr wertvoll und das Jugendamt leiste eine
phantastische Arbeit. Aber es warten auch noch enorme Herausforderungen auf
uns: Inklusion, Freizeitangebote, der Weg in den Beruf. Man habe also auch in
den nächsten Jahren viel anzupacken. Mit dem vorliegenden Haushalt sei man aber
auf einem guten Weg.
Landrat Schwing fügt hinzu, man dürfe den
Blick auf das ganze Haus nicht verlieren, wenn ein Sachgebiet von vielen
praktisch innerhalb von wenigen Jahren seine Mitarbeiterzahl verdoppele.
Natürlich sei auch in anderen Bereichen im Haus der Bedarf da. Dies sei nicht
immer einfach. Der Weg sei erfolgreich gewesen, wenn man auch einen neuen Weg
beschritten habe.
Herr Keller schließt sich Kreisrat Scherf an
und verdeutlicht, im Vergleich zu anderen Jugendämtern sei der Landkreis
Miltenberg immer voran.
Der Jugendhilfeausschuss fasst einstimmig den
Beschluss:
Der Haushaltsansatz 2014 für das Sachgebiet:
Kinder, Jugend und Familie (Jugendamt) mit einem Volumen bei den Ausgaben von
6.984.700 € sowie mit Einnahmen von 1.332.350 €, d. h. einem Zuschussbedarf für
2014 in Höhe von 5.652.350 €, wird angenommen und dem Kreistag zur Zustimmung
empfohlen.