Tagesordnungspunkt
TOP Ö 7: Breitbandversorgung im Landkreis Miltenberg - Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen, Sachstandsbericht und Beschluss über weiteres Vorgehen
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 18.03.2013 KT/001/2013 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Herr Rüth erläuterte den Sachstand zur
Breitbandversorgung im Landkreis Miltenberg:
Im Dezember 2012
ist ein neues Förderprogramm zum Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen in
Gewerbe- und Kumulationsgebieten in Kraft getreten. Das Bayerische
Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie will
den Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen mit Bandbreiten von mindestens 50
Mbit/s in ganz Bayern vorantreiben. Nach dem erfolgreichen Ausbau der
Breitbandgrundversorgung im Rahmen des Ende 2011 ausgelaufenen ersten
Förderprogramms soll nun mit dem neuen Förderprogramm der Sprung in das
digitale Zeitalter mit hohen und sehr hohen Bandbreiten geschafft werden.
Die Europäische
Kommission hat für das neue bayerische Förderprogramm ein Beihilfevolumen von 2
Mrd. Euro genehmigt. Dieser Betrag umfasst den gesamten Subventionswert
bestehend aus staatlichen Zuschüssen und kommunaler Kofinanzierung. Bis zum
Jahr 2014 stehen im bayerischen Haushalt bis zu 500 Mio. Euro an staatlichen
Fördermitteln zur Verfügung. Auch für die folgenden Jahre ist für eine
ausreichende finanzielle Ausstattung des Programms gesorgt. Dieses läuft bis
Ende 2017.
Ziel des neuen
Förderprogramms ist der Aufbau hochleistungsfähiger Breitbandnetze in von jeder
Gemeinde festgelegten Erschließungsgebieten mit Übertragungsraten von
mindestens 50 Mbit/s im Downstream und mindestens 2 Mbit/s im Upstream. An
Erschließungsgebieten kommen Gewerbe- und Kumulationsgebiete in Betracht. Mit
dem neuen Programm sollen die in diesen Gebieten angesiedelten Unternehmen in
ihrer Wettbewerbsfähigkeit gestärkt und die Attraktivität dieser Räume als Wirtschaftsstandorte
gesteigert werden.
Am
Das Bayerische
Breitbandzentrum sowie die Regierung von Unterfranken haben ausdrücklich darauf
hingewiesen und empfohlen, bei der Umsetzung dieses neuen Förderprogramms den
Landkreisen eine koordinierende und federführende Rolle einzuräumen. Wir
beabsichtigen, mit den Kommunen am 8. April im Rahmen einer zusätzlichen Bürgermeisterdienstbesprechung
über die Thematik zu sprechen. Es erscheint auf jeden Fall sinnvoll, die
vorhandene Machbarkeitsstudie zu überarbeiten und um den mittlerweile
durchgeführten Breitbandausbau zu ergänzen und zu aktualisieren. Weiterhin soll
der durch die Telekom geplante kostenlose Breitbandausbau für verschiedene
Kommunen ebenfalls mit berücksichtigt
werden.
Wir wollen heute
zunächst darüber informieren, aber bitten doch auch schon um die grundsätzliche
Zustimmung dafür, dass sich der Landkreis Miltenberg neben einer
koordinierenden Rolle zur schnellen Vorgehensweise auch finanziell engagiert.
Denn eine gute Infrastruktur im Bereich des Breitbandausbaus ist eine
wesentliche Standortvoraussetzung. Das Planungsbüro IK-T aus Regensburg wird
ein Kostenangebot für die Fortschreibung der Machbarkeitsstudie erstellen.
Der Landkreis
Miltenberg hat bisher bereits für die Machbarkeitsstudie und daraus
anschließende Beratungs- und Planungsleistungen rund 100.000 € investiert, die
damit den Kommunen selbst nicht in Rechnung gestellt werden mussten. Wir haben
dies aus der Überzeugung getan, dass wir
uns innerhalb der kommunalen Familie gemeinsam stärken und ergänzen sollten.
Kreisrat Dr. Fahn
bemerkte, die Breitbandversorgung gehöre für seine Fraktion zur
Grundversorgung, auf die jeder Bürger ein Recht habe. Landrat Schwing habe bei
einem Besuch von Ministerpräsident Seehofer gesagt, wenn es nicht gelinge,
Breitband in jedes Dorf zu bringen, könne man nicht von gleichwertigen
Lebensbedingungen sprechen. Er stelle fest, dass hier noch viel zu tun sei. Es
gebe beispielsweise auch eine Umfrage des CSU-Bezirksverbandes Unterfranken aus
Dezember 2012, hier seien 221 von 325 Gemeinden befragt worden, und 71 % der
beteiligten Gemeinden hätten zu niedrige Übertragungsraten. Insgesamt könne man
sagen, dass der Landkreis noch unterversorgt sei. Die 50 Mbit/s-Versorgung sei
noch Zukunftsmusik. Maximal 3,4 % der Bevölkerung im Landkreis Miltenberg habe
diese. Natürlich seien die Großstädte viel besser versorgt und hier sehe man
auch wieder, dass der ländliche Raum benachteiligt sei. Er stellte den
Ergänzungsantrag, dass der Beschluss um folgenden Satz ergänzt werde:
„Gleichzeitig fordert der Kreistag den Bayerischen Landtag auf, die
finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, damit bis Ende 2014 die
Breitbandversorgung mit mind. 50 Mbit/s flächendeckend im Landkreis Miltenberg
verwirklicht wird“.
Landrat Schwing erklärte,
er halte dies für unrealistisch. Der Freistaat Bayern habe ein Programm
aufgelegt, was jeweils von der EU notifiziert werden müsse. So einfach sei es
also nicht. Man wisse, wie lang es dauere, wenn man ein neues Programm
beantrage.
Herr Rüth fügte
hinzu, die Breitbandversorgung sei originäre Aufgabe des Bundes. Bayern
schließe hier eine Lücke und man habe hier einen Vorteil. Das Förderprogramm
ziele in erster Linie auf Kumulationsgebiete mit mindestens fünf Unternehmen.
Die Richtlinien ließen aber viel Kreativität zu, die man nutzen müsse. Auf
Rückfrage von Kreisrat Eppig zur richtigen Formulierung (50 Mbit/s bis DSL 100)
antwortete Herr Rüth, nach dem Ausbau müssten alle im Erschließungsgebiet eine
Übertragungsrate von mind. 30 Mbit/s (Untergrenze) haben, davon profitieren
auch die Privathaushalt, kommunale Einrichtungen, Schule, Behörden etc. in diesem
Gebiet. Dies sei die große Chance.
Kreisrat Frey erklärte,
er glaube, die Breitbandversorgung heute sei ungefähr so wichtig wie die
Telefonnetzverkabelung vor vierzig Jahren. Damals sei es noch Aufgabe der
Bundespost gewesen. Nachdem man vor etlichen Jahren die Post erfolgreich
privatisiert habe, bleibe diese Aufgabe nun bei der öffentlichen Hand hängen.
500 Mio. Euro für ganz Bayern sei eigentlich ein Tropfen auf den heißen Stein,
wenn man auf dem flachen Land eine ordentliche Übertragungsrate haben wolle.
Die Nutznießer dieser Aktion seien eigentlich die Aktionäre der Telekom. Es
nütze aber nichts, er halte es für wichtig und werde dies mittragen.
Kreisrätin Weitz
erklärte, es gebe hier noch jede Menge Nachholbedarf und ihre Fraktion sei sich
einig, dass es eine wichtige Infrastrukturmaßnahme sei, um die
Zukunftsfähigkeit des Landkreises zu stärken, daher stimme man dem
Beschlussvorschlag zu.
Kreisrat Oettinger
richtete an Kreisrat Frey, es sei die rot-grüne Bundesregierung gewesen, die
1990 für 100 Mrd. DM die Telekom in die Privatwirtschaft entlassen habe. Das
flache Land sei der Verlierer. Dieses Förderprogramm mit 500 Mio. Euro gebe es
einzigartig hier und nirgendwo werden die Kommunen derart unterstützt wie in
Bayern. Die Kompliziertheit dieses Programms habe man der EU zu verdanken. Man
sei auf dem besten Weg, was fehle sei das Geld.
Kreisrat Spinnler
wies auf Seite 6 der Zeitschrift des Bayerischen Landkreistages, in der
eindeutig stehe, dass die EU-Kommission Ende November die vom bayerischen
Wirtschaftsministerium angemeldete Förderrichtlinie zum Ausbau von
Breitbandhochgeschwindigkeitsnetzen bereits genehmigt habe. Das Geld sei somit
zur Verfügung gestellt. Es stehe weiterhin dort, dass der Fördersatz bei Räumen
mit besonderem Handlungsbedarf (wie der Landkreis Miltenberg) 80 % der
zuwendungsfähigen Kosten betrage, zudem gebe es für die restlichen 20 %
Sonderkredite über die KfW. Man sollte als Landkreis darum kümmern, dass man
nicht abgehängt werde.
Landrat Schwing
erklärte, Kreisrat Spinnler habe jetzt wiederholt auf den Passus des besonderen
Förderbedarfs hingewiesen. Dies sei vorgesehen im neuen LEP, welches bis heute
nicht beschlossen sei und auch vor Sommer nicht beschlossen werde. Es handele
sich bisher nur um Vorschläge.
Kreisrat Michael Berninger
fügte hinzu, der Landkreis kümmere sich und habe es auch schon getan. Letztendlich
habe er einen Teil der Aufgaben den Gemeinden abgenommen. Daher sei man auch
froh, dass der Kreis hier wieder handele, auch wenn es so konstruiert sei, dass
die Gemeinden die Anträge stellen müssen. Er bat daher um Abstimmung und am 8.
April werde man gemeinsam mit den Gemeinden eine Lösung finden.
Landrat Schwing
dankte ihm für den Hinweis, dass der Landkreis bisher gar nicht in Erscheinung
treten durfte.
Kreisrat Dotzel
bemerkte zu dem Ergänzungsantrag von Kreisrat Dr. Fahn, dass dieser ins Leere
gehen werde. Drei Schritte seien nämlich notwendig, um zu einer besseren
Versorgung zu kommen: 1. Man brauche eine Antragstellung durch die Kommunen; 2.
bei Förderung brauche man einen Betreiber und 3. brauche man dann einen Nutzer.
Kreisrat Dr. Fahn
erklärte, er erhalte seinen Antrag aufrecht.
Herr Rüth bemerkte
noch, man müsse hier kreativ vorangehen und das Beste herausholen. Die Zeit
wandele sich und 50 MBit/s seien ein realistischer Wunschstandard.
Der
Kreistag lehnte bei 32 Kontra- und 22 Pro-Stimmen den Ergänzungsantrag
mehrheitlich ab.
Der Kreistag fasste einstimmig den
Beschluss:
Die bisherige Vorgehensweise der
Landkreisverwaltung wird zustimmend zur Kenntnis genommen. Die
Landkreisverwaltung wird ermächtigt, die Landkreiskommunen beim Ausbau von
Hochgeschwindigkeitsnetzen im Rahmen des neuen Förderprogrammes koordinierend
zu unterstützen. Der Landkreis Miltenberg ist
bereit, die Kosten für die Fortschreibung der vorhandenen
Machbarkeitsstudie für die 32 Landkreiskommunen zu übernehmen.