Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Information: Entwicklungspsychologische Beratung
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 03.07.2012 JHA/001/2012 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Frau
Kallen erläuterte die entwicklungspsychologische Beratung:
Die
Entwicklungspsychologische Beratung (EPB) ist ein Angebot nach § 16 SGB VIII
der Allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie. Sie ist ein
niedrigschwelliges, video-gestütztes Beratungskonzept für Eltern mit Babys und
Kleinkindern in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Diese Form der
frühen Hilfe wird seit 2012 durch Frau Claudia Kallen in der Koordinierenden
Kinderschutzstelle (KoKi) des Sachgebietes Kinder, Jugend und Familie angeboten.
Das
Angebot richtet sich an Eltern im Landkreis Miltenberg,
- die
unsicher im Umgang mit dem Baby oder Kleinkind sind,
- deren
Lebenssituation Risiken für eine positive Entwicklung des Babys birgt,
- die sich
erschöpft und belastet fühlen – durch das Kind, aber auch durch persönliche
Lebensumstände
- und die
sich Unterstützung wünschen in der Beziehungsentwicklung zu ihrem Baby.
Bisher
erfolgten die Zugänge durch Vermittlung der AJH an die EPB-Beraterin und durch
das Offene Beratungsangebot an der Elternschule in Erlenbach.
Durch
unsere KoKi können maximal zwei Familien entwicklungspsychologisch begleitet
werden.
Pro
Beratungsprozess sind im Durchschnitt 6 Kontakte mit einem Zeitaufwand von insgesamt
ca. 12 Stunden vorgesehen. Die Anzahl der Kontakte und der zeitliche Aufwand
sind abhängig von der jeweiligen Problematik der Familie und dem
Interventionsbedarf (präventiv), können deshalb stark variieren.
Die
Kontakte finden in der Regel bei den Familien zu Hause statt. Beim Erstkontakt
erfolgt ein ausführliches Anamnesegespräch.
Ziele
der EPB sind insbesondere:
- Förderung
der frühen Eltern-Kind-Beziehung
- Stärkung
des elterlichen Selbstwertgefühls
- Unterstützung
beim Aufbau einer verlässlichen Eltern-Kind-Bindung
- Prävention
von Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten
- Stärkung
bzw. Verbesserung der elterlichen Feinfühligkeit
- Mit dem
Beratungsangebot sollen Warnzeichen für mögliche später auftretende
Probleme schon frühzeitig erkannt werden.
Für die EPB
entstehen den Eltern keine Kosten.
Kreisrat Scherf erklärte, der Begriff der „Bindung“
zwischen Eltern und Kind sei sehr wichtig, es gebe Untersuchungen dazu, dass
nur 50-60% der Kleinkinder in Deutschland eine stabile Bindung zu ihren Eltern
oder einer anderen Bezugsperson haben. Dabei hänge von dieser ersten Bindung so
viel ab. Von daher sei dieses Angebot sehr wichtig, was auch publik gemacht
werden müsse.
Landrat Schwing antwortete, es sei natürlich
schwierig, hier große Massen abzudecken. Aber man habe bereits ein breites Präventivangebot,
das Jugendamt personell ausgeweitet und schon viel Geld in die Hand genommen.
Aber man müsse bedenken: Die Familien müssen wollen. Gegen den Willen sei
nichts zu machen. Daher müsse man Vertrauen aufbauen und Hilfe bieten. Ein
gutes Image erleichterte den Zugang zu den Familien.
Frau Appel fügte hinzu, die KoKi sei wirklich nah am
Thema „Bindung“; man hatte im vergangenen Jahr Frau Prof. Dr. Grossmann,
renommierte Bindungsforscherin, zu einem Fachvortrag für die Netzwerkpartner
hier. Die Schwierigkeit sei, dass die Netzwerkpartner zeitlich gebunden seien
und wenig Zeit für Netzwerkarbeit sei. Sie hoffe, die Kooperationspartner mit
solchen Angeboten in Zukunft noch besser zu erreichen.
Frau Kallen ergänzte, dass ein entsprechender Flyer in
Arbeit sei.
Der
Jugendhilfeausschuss nahm die Ausführungen zur Kenntnis.