Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Integriertes Energie- und Klimakonzept Bayerischer Untermain: Präsentation der Kerninhalte - Beschluss über Leitsätze und Leitlinien, Verschiedene Anträge zum "Integrierten Energie- und Klimakonzept"
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 26.03.2012 KT/001/2012 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing führte aus:
Das
System der Energieversorgung in Deutschland befindet sich nach den Ereignissen
von Fukushima im Umbruch. Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie hat die
Bedeutung der erneuerbaren Energien zugenommen und dessen Funktion wird
sicherlich noch mehr an Bedeutung gewinnen. Die Gestaltung der Energiewende
vollzieht sich auf vielen Ebenen und wird auch die kommunale Familie im
Landkreis Miltenberg (Gemeinden und Landkreis) die nächsten Jahrzehnte
beschäftigen:
Wir
stehen nun am Beginn einer großen Aufgabe mit einer Vielzahl an
Herausforderungen:
-
Wir sind
aufgefordert, Weichenstellungen vorzunehmen, welche die Richtung für die nächsten
zwei bis drei Jahrzehnte im Themenfeld Energieversorgung vorgeben.
-
Wir sind alle
aufgefordert, die neue Aufgabe anzunehmen und sie gemeinsam zu bewältigen.
-
Wir müssen uns
auf den Weg begeben und die Energiewende „Schritt für Schritt“ umsetzen.
Welche Bedeutung dieses Thema hat, zeigt auch die Fülle an Anträgen, welche zu
dieser Sitzung von den Fraktionen eingereicht wurden. Für mich sind folgende
Rahmenbedingungen entscheidend:
1.
Gemeinsame
Vorgehensweise:
Wir
haben uns in der Region Bayerischer Untermain schon vor Fukushima gemeinsam
dazu entschlossen, das integrierte Energie- und Klimakonzept zu erstellen. Die
gemeinsame Vorgehensweise hat sich bewährt und wird sich weiter bewähren, auch
wenn damit ein nicht unerheblicher Abstimmungsbedarf gegeben ist.
Aber
das Thema Energiewende kann nur dann wirkungsvoll angegangen werden, wenn wir
dies nicht zu kleinteilig sondern gemeinsam in unserer Region als ganzheitliches
Projekt angehen.
Das
integrierte Energie- und Klimakonzept wurde entwickelt mit einer intensiven
Bürgerbeteiligung und Einbindung aller relevanten Interessensverbände. Dies war
ein guter Weg, um damit die unterschiedlichen Interessenslagen berücksichtigen
zu können. Dies soll auch ein Kennzeichen des weiteren Weges sein.
Mir
ist es wichtig, möglichst alle mit auf den Weg zu nehmen um gemeinsam diese
Energiewende zu verwirklichen. Denn ein Miteinander ist besser als ein
Gegeneinander und Konsens ist besser als Konflikt. Das bedeutet allerdings auch
die Bereitschaft zu Kompromissen.
2.
Rolle des
Landkreises
Dem
ländlichen Raum wird beim Umbau der Energieversorgung eine besondere Rolle
zukommen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien findet überwiegend in der Fläche
statt. Gleiches gilt für den im Rahmen der Energiewende unumgänglichen Bau
neuer Speicheranlagen und Übertragungsleitungen sowie die erforderlichen
Anpassungen der Verteilernetze an eine zunehmend dezentralisierte
Energieversorgung. Ob die Energiewende zu einem Erfolgsmodell wird,
entscheidet sich daher, vor allem im kreisangehörigen Raum.
Wenn
es nicht gelingt, die Landkreise, die Gemeinden mit ihrer Bevölkerung von der
Notwendigkeit eines Umbaus des Energiesystems zu überzeugen und Akzeptanz für
erneuerbare Energien ebenso wie für die Errichtung neuer Energieleitungen und
Speicheranlagen zu schaffen, wird die Energiewende scheitern. Ich erlaube mir
den Hinweis auf die derzeit in einigen Gemeinden laufenden Klageverfahren gegen
die vorgesehene 110-KV-Leitung. Anspruch und Wirklichkeit müssen immer
wieder sorgsam abgewogen werden.
3.
Welche Rolle kann der Landkreis Miltenberg einnehmen?
Der
Landkreis ist nur ein „Mitspieler“ bei der Energiewende. Aufgefordert sind die bereits erwähnten Gemeinden,
aufgefordert sind die gesellschaftlichen Gruppen, aufgefordert ist vor allen
Dingen auch die Wirtschaft und aufgefordert sind die Bürger. Doch für all diese
Gruppen und Gruppierungen können die Landkreise und daher der Landkreis
Miltenberg keine verbindlichen Vorgaben treffen. Hierfür sind gesetzliche
Regelungen notwendig. Dazu hat der Landkreis Miltenberg keine Befugnis. Der
Landkreis kann Impulse geben, er kann Anreize schaffen, er kann hinsichtlich
der Energieeffizienz seiner Liegenschaften Vorbild sein.
4.
Energie zu akzeptablen Preisen
Unverzichtbare
Voraussetzungen für den Erfolg der Energiewende ist eine gerechte und ausgeglichene
Verteilung der Vor - und Nachteile. Dazu bedarf es eines eindeutigen Bekenntnisses
zur Sicherheit, Nachhaltigkeit und gleichen Preisen der Energieversorgung im
ländlichen Raum.
Ich
bekenne mich an dieser Stelle ausdrücklich zum Wirtschaftsstandort Landkreis
Miltenberg mit seinem hohen Industrialisierungsgrad. Über 50 Prozent der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse sind im produzierenden
Gewerbe angesiedelt.
Das
bedeutet aber auch, dass wir einen hohen Energiebedarf auch in
Zukunft haben werden, der zu decken ist. Wenn wir bundesweit im
Durchschnitt liegen ist das für unsere Verhältnisse relativ gut. Daneben haben
wir in Deutschland und weltweit eine arbeitsteilige Struktur. D. h. jeder produziert
das was er am Besten kann. Dies gilt auch für die Energie.
Dies
bedeutet, dass wir auch zukünftig auf Energiezufuhr von außen angewiesen sind,
z.B. die großen Strommengen aus Windkraft von der Nord- und Ostsee müssen in
den Süden der Bundesrepublik (Bayern, Baden-Württemberg und Hessen)
transportiert werden. Augenblicklich geschieht das über das polnische Netz.
Unsere
mittelständischen Unternehmen können nur dann überleben und weiterhin ihrem Standort
im Landkreis Miltenberg treu bleiben, wenn sie eine zuverlässige
Energieversorgung zu akzeptablen Preisen haben. Die Bedeutung der
Energieversorgung als Standortfaktor wird gerade für Unternehmensentscheidungen
deutlich zunehmen. Wir dürfen nicht außer Acht lassen: Wir brauchen für
unsere Menschen Arbeitsplätze vor Ort, diese dürfen nicht aufs Spiel
gesetzt werden (s. Ausführungen beim
WIPO zu den Strompreisen).
5.
Schutz vor Natur und Umwelt
Der
für die Energiewende notwendige dynamische Ausbau der erneuerbaren Energien
geht mit erheblichen Herausforderungen einher. Es zeichnet sich ab, dass der
Bau neuer Windkraft – und Biogasanlagen nicht grenzenlos verwirklicht werden
kann. Der Bau neuer Windkraftanlagen kann das Erscheinungsbild der wachsenden
Natur- und Kulturlandschaften beeinträchtigen und durch Lärm- und
Lichtimmissionen das Wohlbefinden von Menschen und den Lebensraum von Tieren
negativ beeinflussen.
Der
bisher weitgehend ungesteuerte Ausbau von Biogasanlagen hat deutschlandweit in
einzelnen Regionen bereits eine kritische Konzentration überschritten. Der
Anbau von Energiepflanzen kann nicht nur unerwünschte Monokulturen (Mais) zur
Folge haben, sondern vor allem, wenn er in industriellem Maßstab erfolgt, auf
Grund der Flächenkonkurrenz auch die Grundlagen einer gewachsenen bäuerlichen
Landwirtschaft zerstören. Hier ist ein insgesamt behutsames und sorgsames
Vorgehen notwendig.
Wir
haben aus meiner Sicht die große Chance, den langen Weg der Energiewende mit
einem guten Start zu beginnen. Mein Ziel ist es, dass wir diesen Weg möglichst
ohne Umwege erreichen. Dazu ist eine schrittweise Vorgehensweise notwendig. Denn
die Energiewende ist kein Projekt, sondern ich verstehe die Energiewende als
einen langfristigen und lang andauernden Prozess. Dabei geht
Nachhaltigkeit vor Schnelligkeit. Das seit Fukushima stark gewachsene
Interesse besonders an Anlagen zur Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen
darf nicht vergessen lassen, dass es unser gemeinsames zentrales Anliegen sein
muss, die Bemühungen zur Energieeinsparung und zur Steigerung der Energieeffizienz
ebenfalls massiv voranzutreiben.
Denn
nur in dem „Dreiklang Energie sparen – Energieeffizienz steigern- Einsatz
erneuerbarer Energien“ kann die Energiewende gelingen (Zitat Regierungspräsident
Dr. Paul Beinhofer vom 23. März in Rottendorf)
Für
diesen Prozess haben wir als Ausgangsposition das integrierte Energie- und
Klimakonzept erarbeitet. Dieses ist eine sehr ergiebige Datengrundlage und ein
Richtungsgeber für den Weg der Energiewende.
Wir
sollten uns in einem zweiten Schritt darauf verständigen, realistische und
machbare Ziele zu erreichen. Das Energie- und Klimakonzept enthält hierzu klare
Aussagen in den Leitlinien und Leitsätzen. Diesen sollten wir unsere Zustimmung
geben. In einem dritten Schritt ist es notwendig, zu überlegen, welche
Strukturen, welche Ressourcen werden benötigt, um diesen Weg zu beschreiten.
In
der Sitzung des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz am vergangenen
Donnerstag haben wir einen guten Weg gefunden. Ich danke ausdrücklich für die
sachliche und konstruktive Diskussion. Meine Bitte ist es, dass die einstimmig
beschlossenen Empfehlungsbeschlüsse vom Kreistag bestätigt werden. Denn wir
möchten mit dem „Prozess der Energiewende“ beginnen. Aber zunächst wird Ihnen
Herr Wedler nochmals einige „Kernaussagen“ des integrierten Energie –und
Klimakonzeptes präsentieren.
Herr Michael Wedler erläuterte kurz anhand der
beiliegenden Präsentation die Kerninhalte des Konzepts.
Landrat
Schwing gab den Fraktionen die Möglichkeit zur Stellungnahme:
Kreisrat
Andre erklärte, er sei über die Ziele der Energiewende sehr erfreut und er
hoffe, dass diese eintreffen werden. Der CSU-Fraktion komme es darauf an, dass
bei dieser Jahrhundertaufgabe alle mitwirken. Es sei ein Glücksumstand, dass
das Gutachten vor Fukushima beauftragt worden sei. Man habe somit eine
Grundlage, die andere nicht haben. Das Gutachten müsse als Arbeitsgrundlage für
die Region anerkannt und die organisatorischen Voraussetzungen müssen
geschaffen werden. Eine Energieagentur solle bei der ZENTEC eingerichtet
werden, für die Fraktion sei dies keine Frage. Nach wie vor seien Kreistag und
der Umweltausschuss die demokratischen Kontrollorgane. Daher habe man keine
Bedenken.
Er
dankte der Verwaltung, bei der Vielzahl der Anträge beschlussfähige Papiere
entwickelt zu haben, und er sprach dem Umweltausschuss ein Kompliment aus, bei
dieser umstrittenen Materie einstimmig zu beschließen. Er bat den Kreistag um
Zustimmung.
Kreisrat
Dr. Schüren stimmte in den wesentlichen Punkten Kreisrat Andre zu. Es sei eine
Jahrhundertaufgabe weit über das Jahr 2050 hinaus. Diese sei nur dann mit Kraft
zu stemmen, wenn man alle politische Kraft bündele und sich einig sei. Natürlich
sei Konsens in der Grundfrage notwendig. Aber auf dem Wege dorthin gebe es notwendige
Diskussionen, welchen Weg man gehe, auch wenn man dasselbe Ziel anstrebe.
Natürlich sei man davon überzeugt, dass die ZENTEC die geeignete
Dachkonstruktion sei. Aber er gab zu bedenken, dass Aschaffenburg Stadt und
Land dies anders sehen. Das mache eine Aufarbeitung notwendig.
Natürlich
funktioniere dies nur, wenn man auf der einen Seite Fachleute in Form von einem
qualifizierten Energiemanager habe, der bei Dr. Heimann angesiedelt sei, aber
genauso wichtig sei, dass die Politik immer das letzte Wort haben müsse. Nicht,
weil man so wichtig sei, sondern weil dies ein Projekt sei, was jeden einzelnen
Bürger betreffe. Das funktioniere nur mit einleuchtenden Beschlüssen, die auch
jeder normale Bürger verstehe.
Die
SPD-Fraktion sei außerdem der Meinung, dass der RMV weiter ausgebaut werden
müsse. Er wisse, dass hier juristische und föderalistische Hürden zu überwinden
seien. Man sei wirtschaftlich Teil des Rhein-Main-Gebietes und dies müsse
ausgebaut werden. Man stelle sich eine Bahnparallele zur B 469 vor. Dann könne
man den Restmüll endlich auf der Schiene nach Schweinfurt transportieren.
Er
freue sich wirklich sehr und sei davon überzeugt, dass man heute einstimmig das
Konzept verabschiede. Und er freue sich darauf, dies gemeinsam umzusetzen und
trotz bestimmter Differenzen das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Kreisrat
Dr. Fahn sagte, das vorgelegte Konzept gebe die Richtung vor. Seine Fraktion
begrüße dies auch aus wirtschaftspolitischen Gründen, denn die erneuerbaren
Energien schaffen auch viele Arbeitsplätze. Die Freien Wähler würden auf
energieautarke Kommunen und die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe
setzen. Laut Energieforum fallen 1 Mio. Euro Energiekosten im Jahr an,
allerdings blieben nur 40% in der Region, dies müsse man durch das Konzept
spürbar erhöhen. Die Region müsse wettbewerbsfähig bleiben. Irgendwann einmal sei
man auch energieautonom. Aber dies gehe nur im europäischen Verbund.
Er
lobte das Gutachten, es sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Drei Felder könnten seiner Meinung nach noch verbessert werden: der Verkehr,
die Elektromobilität und die Diskussion der 100%-Versorgung. Er dankte für die
100%-Szenarien und meinte, diese seien nur momentan utopisch. Energie einsparen
sei außerdem die größte Energiequelle zur Zukunft. Er meine auch, die
100%-Versorgung werde irgendwann kommen. Man sollte dies als Vision und Ziel
stehen lassen. Die Optimierung der Leitsätze halte er für notwendig. Er wünsche
sich eine stärkere Einbeziehung der Öffentlichkeit und der Bildungseinrichtungen.
Die Energiewende finde im Kopf statt.
Für
die Freien Wähler sei also wichtig, dass die Energiewende von unten nach oben
umgesetzt werde, den Kommunen eine Schlüsselstellung zukomme und sie aktiv
mitwirken. Man begrüße einen einheitlichen Flächennutzungsplan für die
Windkraft.
Der
Landkreis habe nicht nur Wirtschaft, sondern auch eine intakte Natur und
Umwelt, die man erhalten müsse. Es dürften keine Gegensätze aufgestellt werden.
B.A.U.M. Consult habe hervorragende Arbeit geleistet und ein vorbildliches
Konzept erstellt, dafür danke er noch einmal. Man habe die Energiewende ein
Jahr diskutiert, nun werde es Zeit sie voranzubringen. Die Freien Wähler seien
dabei.
Kreisrätin
Münzel erklärte, die Energiewende weg von Atomkraft hin zu erneuerbaren
Energien sei eines der zentralen Anliegen ihrer Partei. Die heutigen Beschlüsse
seien nicht so wie gewünscht. Die Vorstellung von 100% Versorgung aus
erneuerbaren Energien bleibe ein Ziel, was man weiter verfolgen werde. Auch mit
der geplanten Energieagentur könne man leben. Man brauche nun eine rasche
Präzisierung der Aufgaben der Energieagentur, eine rasche Einigung über die
Besetzung des Beirates und eine rasche Einstellung des entsprechenden
Personals. Man müsse aber auch die eigenen Beschlüsse auf allen Ebenen und in
allen Netzwerken ernst nehmen. Beispielsweise sei der Verkehr in den ersten
Diskussionen noch nicht vorgekommen. Auch die Schiene sei für die Wirtschaft
eine wichtige Verkehrsader. Wenn der Anteil an ÖPNV verdoppelt werden solle,
müsse auch auf der Schiene etwas getan werden.
Die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen trage die heutigen Beschlüsse, die auch für sie Kompromisse
seien, mit und werde an der Umsetzung konstruktiv mitarbeiten.
Kreisrat
Stappel erklärte, aus Sicht der Neuen Mitte und des Mittelstandes sei die
Energiewende notwendig und werde mitgetragen. Für die Planungen sei viel
Augenmaß, Sachverstand und Kompetenz notwendig. Schließlich sei dies eine
bedeutende und enorm wichtige Wende in der Stromversorgung. Vor allen Dingen
müsse darauf geachtet werden, dass sich der finanzielle Aufwand für jede Art
der erneuerbaren Energien auch lohne. Die Neue Mitte unterstütze in jedem Fall
alle brauchbaren Maßnahmen. Er halte dies für den richtigen Weg in die Zukunft
der nächsten Jahre.
Kreisrat
Wendland fasste die Position der FDP-Fraktion zusammen, man habe zu Beginn der
Analyse gewünscht, dass diese ergebnisoffen die Potentiale im Landkreis
aufnimmt, und dies sei gelungen. Dies habe sicher an den sinnvollen Abwägungen
gelegen (z. B. der Nutzwert von Windrädern). Die Analyse zeige, dass der Ausbau
der Biomasse im Landkreis Miltenberg fast gänzlich ausgereizt sei. Er sei bei
der Vision dabei, sollte sich in den nächsten Jahren durch Fortschritt von
Forschung und Technik neue Potentiale ergeben. Die FDP-Fraktion werde dem
Konzept zustimmen.
Kreisrat
Frey fügte hinzu, er sei froh über das Konzept und begrüße den angestrebten
Prozess. Man müsse gemeinsam an einem Strang ziehen. Er glaube, dass Veränderungen
in der Energieversorgung für die Wirtschaft zunächst einmal mehr Chancen als
Risiken bergen. Natürlich werde es gewaltige Umstrukturierungen mit sich
bringen, aber im Saldo glaube er, es gebe mehr Gewinner als Verlierer.
Kopfzerbrechen machen ihm lediglich die gesetzlichen Rahmenbedingungen, hier müsse
noch viel gemacht werden und diese zu Gunsten der Investoren geändert werden.
Dies liege aber außerdem der Möglichkeiten des Kreises.
Sicher
müsse man Interessen abwägen, aber durchaus auch die Interessen der Enkel mit
berücksichtigen. Weiterhin solle man Synergie- und Einspareffekte nutzen, hier
habe man noch jede Menge Handlungsspielraum in der Zukunft. Mit einer
Geschwindigkeitsbegrenzung im Straßennetz könne man Energie einsparen, man
hätte eine höhere Sicherheit, eine erhöhte Leistungsfähigkeit, eine Steigerung
der Lebensqualität und würde Baukosten einsparen.
Es
gebe viel Fachwissen und Ideen, die man nun realisieren könnte, daher bat er um
Reduzierung von Bürokratie auf ein Minimum.
Kreisrat
Berninger sprach als Vorsitzendes des Kreisverbandes des Bayer. Gemeindetages
zu diesem Thema. Er führte aus, dies sei ein historischer Tag für den Landkreis
Miltenberg, und dieser betreffe vor allem auch die Gemeinden. Vieles werde sich
dort entscheiden. Auch der Kreisverband habe beraten und beschlossen. Man habe
sechs Punkte festgelegt: Die erfolgreiche Gestaltung der Energiezukunft sehe
der Bayer. Gemeindetag im Landkreis Miltenberg als eine Kernaufgabe der
nächsten Jahrzehnte und die Mitglieder erklären ihre Bereitschaft, die
notwendigen Aufgabenstellungen konstruktiv anzugehen bzw. zu begleiten.
Weiterhin müsse die Planungshoheit und das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden
von allen Entscheidungsträgern beachtet werden. Die Gemeinden erklärten hierzu
ihre Bereitschaft, die Aufgaben dazu in interkommunaler Zusammenarbeit zu
lösen. Das Gutachten werde als Arbeitsgrundlage in den Gemeinden genutzt. Die
Zielformulierungen des Gutachtens für die Region Bayerischer Untermain bleiben
den beiden Kreistagen bzw. dem Stadtrat Aschaffenburg überlassen. Die Gemeinden
wollen sich in die Zieldefinition nicht einmischen. Der Gemeindetag bietet
seine Mitwirkung bei der Gründung einer regionalen und zeitlich begrenzten
Energieagentur an und geht davon aus, in einem zu installierenden Energiebeirat
mitwirken zu können, sei aber natürlich auf die Entscheidung des Gremiums
angewiesen. Letztendlich bitte der Gemeindetag seine Mitgliedsgemeinden,
jeweils Energienutzungspläne zu erstellen und gemeindebezogene Ziele zu definieren.
Der
Bayer. Gemeindetag nehme die Aufgabe an und freue sich darauf und sehe viele
Chancen. Sicher werde es im Detail nicht einfach, aber hier werde sich zeigen,
in wieweit interkommunale Zusammenarbeit
funktionieren könne.
Auf
Rückfrage von Kreisrat Weber zu B.A.U.M. Consult GmbH antwortete Herr Wedler,
es bestehe ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dieser und dem
Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.).
Rund 700 Firmen seien hier Mitglied und aus diesem Verein seien drei Consulting
GmbHs ausgegliedert worden. Diese beschäftigen sich operativ mit der Beratung
von Unternehmen und der öffentlichen Hand. All dies gehöre zur sogenannten
B.A.U.M.-Group.
Auf
weitere Rückfrage von Kreisrat Weber zu den Räumlichkeiten der ZENTEC und deren
Vermieter (GmbH oder GbR) antwortete Dr. Heimann, er gehe davon aus, dass dies
die GmbH übernehme.
Landrat
Schwing fügte hinzu, dies sei noch nicht geklärt, da man noch nicht so weit
sei, auch in Abstimmung mit den Kollegen in Aschaffenburg. Er hoffe hier auf
die nächste Sitzung.
Kreisrätin
Weitz äußerte in Bezug auf private Investoren zur Finanzierung von
regenerativen Energien eine Warnung vor abgesaugter Wertschöpfung. Man sollte
darauf achten, dass sich private Investoren in der Region befinden.
Landrat
Schwing stimmte ihr natürlich zu, man müsse aber sehen, ob man die gewaltigen
Summen auch in der Region leisten könne. Auch Kreisrat Frey stimmte Kreisrätin Weitz
zu.
Der
Kreistag des Landkreises Miltenberg beschließt einstimmig auf Empfehlung des
Ausschusses für Natur- und Umweltschutz:
- Der Abschlussbericht über das „Integrierte
Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bayerischer Untermain“ wird
zustimmend zur Kenntnis genommen und die Umsetzung bezüglich der für den
Landkreis Miltenberg relevanten Zielsetzungen und Handlungsfelder
beschlossen. Der Landkreis Miltenberg stimmt den in dem Gutachten von
B.A.U.M. Consult enthaltenen Leitsätzen und Leitlinien zu und erkennt
diese an.
- Zur Umsetzung des Integrierten Energie- und
Klimakonzeptes wird ein geeignetes Klimaschutz-Controlling im Landkreis
Miltenberg aufgebaut.
- Der Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen vom
14.11.2011 auf Aufnahme des Verkehrs in den Leitsatz des Gutachtens hat
sich erledigt.
- Der Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012,
die Leitsätze des „Integrierten Energie- und Klimakonzepts“ um den Zusatz
„Der Landkreis Miltenberg bzw. der Bayer. Untermain orientieren sich im Rahmen
der Umsetzung ihres Klimaschutzkonzepts an den Zielen der Bundesregierung
und der Bayer. Staatsregierung“ zu ergänzen, hat sich erledigt.