Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Westfrankenbahn: Sachstandsbericht
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 12.12.2011 KA/005/2011 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Herr Hutterer, Westfrankenbahn, erläuterte Projekte
mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft anhand beiliegender Präsentation.
Landrat Schwing bedankte sich und ergänzte, dies seien
sehr gute Nachrichten für den Schienenverkehr in dieser Region. Auch wenn man
die nächsten zwei Jahre eine Baustelle haben werde, sei dies ein Zeichen dafür,
dass sich etwas tue und es voran gehe. Mit dem Neubau des Stellwerkes
Miltenberg sei die Stadt damit rechtzeitig zum Jubiläum das Drehkreuz für die
Westfrankenbahn.
Herr Hutterer bestätigte diese Aussage.
Auf Rückfrage von Kreisrat Scherf zu der Bedeutung der
Maßnahme Klingenberg (Seite 4 der Präsentation), erläuterte Herr Hutterer, wenn
man diese Maßnahme durchführe und damit Fahrtzeit einspare, könne man eventuell
einen weiteren RE-Halt in Wörth einrichten. Letztendlich entscheide dies aber
die Bayerische Eisenbahngesellschaft, die so etwas bestelle.
Zum Modell des Übergangs in Klingenberg mit dem
Außenbahnsteig fragte Kreisrat Scherf, ob dies dann nicht andere Kommunen auch
wünschen könnte und die Maßnahme kopierbar sei. Weiterhin fragte er nach den zu
erwartenden Beschleunigungen und Fahrtzeitgewinnen und wie der Sachstand des
Projektes „Freundliche Bahnhöfe“ sei. Des Weiteren fragte er nach den Veränderungen
oder Verbesserungen durch die Änderungen im Konzept 2013, speziell bei den
Veränderungen der Abfahrten in Aschaffenburg.
Herr Hutterer antwortete, das Modell der Bahnübergänge
sei nicht immer kopierbar, dies müsse klar gesagt werden. Letztendlich
entscheide und genehmige hier das Eisenbahnbundesamt. Besonders gerne sehe dieses
solche zusätzlichen Übergänge nicht. Das Eisenbahnkreuzungsgesetz sei extra
geschaffen worden, mit dem man solche Situationen abschaffen möchte, um das
Gefahrenpotential zu minimieren und auch Züge nicht auszubremsen. Man könne
dies also nicht pauschal sagen. In Klingenberg mache es mit dem zweiten
Bahnsteig durchaus Sinn.
Zum Fahrtzeitgewinn erläuterte er, auf der Strecke
Miltenberg-Aschaffenburg fahre man nicht oder nur unwesentlich schneller. Man
könnte nur den Betrieb schneller abwickeln, dies sei der eigentliche Gewinn,
damit verkürze man die Fahrtzeiten. Bei allen vorgestellten Maßnahmen sei die
Modernisierung der Signaltechnik ein ganz wichtiger Aspekt. Ein gleichzeitig
Ein- und Abfahren von Zügen ist dadurch möglich, daraus resultiere nicht nur
mehr Luft im Fahrplan, sondern auch mehr Fahrplanstabilität. Er warne immer
davor, alle Einsparungen in den Fahrplan zu packen, da man sonst kaum
Möglichkeiten habe, mögliche Verspätungen wieder einzufahren. Umfragen zufolge
sei der erste Wunsch des Reisenden nicht das schnelle Fahren, sondern das
sichere Erreichen der Anschlüsse. Darauf lege man den größten Wert.
Zum Projekt „Freundliche Bahnhöfe“ sei die
Westfrankenbahn nur beteiligt, hier sei einiges im Gange. Er nannte Frau Kappes
mit Stadtprozelten hier als absolute Vorreiterin. Auch in Wörth, Miltenberg,
Kleinwallstadt und Elsenfeld gebe es einen Masterplan. Im nächsten Jahr gebe es
auch einen Aktionstag „Freundliche Bahnhöfe“. Einzelheiten könne er leider
nicht sagen.
Kreisrat Dr. Schüren erklärte, das Gremium sei für
eine Stärkung der Maintalbahn. Ihn interessiere es aber besonders, da er die
Maintalbahn und insbesondere den ÖPNV
als ganz wesentlichen Baustein im Jahrhundertprojekt Energiewende sehe. Daher
sei dies alles sehr zu begrüßen.
Weiterhin fragte er nach einem möglichen Zeitfenster
zur Ankoppelung an den RMV-Verbund.
Nahverkehrsbeauftragter Betz antwortete, dieses
Problem müsse man von zwei Seiten betrachten: Die tarifliche Seite, bei der die
Bürger des Landkreises Miltenberg wie RMV-Kunden behandelt werden. Der Kunde
könne beispielsweise im Bus in Mechenhard einsteigen und sich eine Fahrkarte
nach Frankfurt kaufen, die durchgehend gültig sei, und er könne damit auch alle
Verkehrsmittel benutzen (ausgenommen ICE). Tariflich sei diese Integration also
geschaffen, als wäre man Vollmitglied im RMV.
Das andere Thema seien die durchgehenden Züge bis in
den Rhein-Main-Bereich. Hier sei es so, dass man aus heutiger Sicht erst einmal
die Hürde habe, dass die Maintalbahn dieselbetrieben sei, während die
Hauptstellen elektrisch seien. Zukunftsthema wäre also die Elektrisierung
Aschaffenburg-Miltenberg mit der Möglichkeit einer Kopplung. Dies sei
Zukunftsthema, dies müsse man langfristig betrachten und sei letztlich eine
Kosten/Nutzen-Rechnung.
Herr Hutterer ergänzte, man habe jetzt schon die
Möglichkeit, mit dem Westfrankenbahnzug frühmorgens bis nach Hanau
durchzufahren. Dieser Zug sei auch sehr stark frequentiert. Aber dieser Zug
werde von der Westfrankenbahn auf eigene Kosten gefahren. Man habe dafür keine
Bestellung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Man erhalte für diesen Zug
auch keine Fahrgelderlöse. Bisher sei die BEG auch nicht bereit, diesen Zug zu
bezahlen. Man habe auch das Problem, dass die Strecke Aschaffenburg-Frankfurt
extrem frequentiert sei und man kaum einen Korridor bekomme, in den man noch
hereinpasse. Dieser eine Zug fahre in Einzeltraktion und sei total überfüllt,
normalerweise müsste man in Doppeltraktion fahren, aber dies koste noch viel
mehr. Mehr könne man derzeit nicht tun.
Kreisrat Dr. Fahn fragte nach der Möglichkeit des
zweigleisigen Ausbaus z. B. in Erlenbach oder Sulzbach. Weiterhin fragte er
nach dem Mülltransport nach Schweinfurt. Der Vertrag werde ja 2013 auslaufen und insofern frage er, wie
Herr Hutterer die Rahmenbedingungen gegenüber der letzten Ausschreibung sehe.
Zur Ausschreibung 2016, wo alle hoffen, dass die
Westfrankenbahn Anbieter bleibe, fragte er nach möglichen Billiganbietern und
ob das billigste Angebot gewählt werde oder zusätzliche Leistungen verlangt
werden könnte.
Herr Hutterer erklärte, dass eine komplette
Zweigleisigkeit von Miltenberg nach Aschaffenburg illusorisch sei. Aber man
müsse die Kapazitäten auf dieser Strecke ausweiten, man benötige zweigleisige
Überholungsabschnitte. Man habe auch gewisse Vorstellungen, die natürlich
abhängig von anderen tangierenden Planungen seien. In Sulzbach könne man
beispielsweise teilweise zweigleisig ausbauen im Zuge der Ortsumgehung, der
Bahnhof müsse dann verschoben werden in Richtung Süden.
Zum Mülltransport äußerte er, die Westfrankenbahn
engagiere sich im Güterverkehr, sei aber beim Aufbau durch den
Konjunktureinbruch vor zwei Jahren ausgebremst worden. Man habe kurz davor
gestanden, mit dem Partner Schenker-Rail eine Kooperationsvereinbarung zu
unterschreiben. Dann sei aber der Güterverkehr auf der Schiene um gut 30 %
eingebrochen, so dass Schenker-Rail von dieser Vereinbarung Abstand genommen
habe. Nun habe sich Schenker-Rail erholt und mittlerweile auch einen neuen
Vorstand. Man sei also dabei, die Verhandlungen neu zu führen, denn man brauche
einen Partner für den Fernbereich.
Noch dazu habe man wahnsinnige Personalprobleme,
nämlich kaum noch Lokführer. Man bilde nun eigene Lokführer selbst aus und betreibe
auch Personalaquise. Ohne Personal gehe leider nichts. Man habe zwar viele
Bewerbungen, aber die Bewerber müssten erst einmal durch einen
Gesundheitscheck, und da verliere man mehr als 50%. An der Lok scheitere es
nicht, diese sei bereits angeschafft, stehe in Aschaffenburg und werde
vermietet.
Nahverkehrsbeauftragter Betz erklärte zu einer
möglichen Ausschreibung, bei der am 30.11.2011 stattgefundenen Sitzung der ARGE
ÖPNV habe ein Vertreter der BEG dort die Aussage getätigt, dass die BEG nicht
verpflichtet sei, das billigste, sondern das wirtschaftlichste Angebot zu
nehmen. Auch das wirtschaftlichste Angebot sei allerdings von
Qualitätskriterien abhängig.
Kreisrat Dr. Kaiser fragte, für wann die Ausschreibung
geplant sei und ob die Koordination zwischen Bayern und Baden-Württemberg
funktioniere. Weiterhin fragte er in Bezug auf das Verkehrsmodell des
Staatlichen Bauamtes, was Herr Biller bereits dem Gremium vorgestellt habe,
inwieweit der ÖPNV dort mit einbezogen werden.
Herr Hutterer antwortete, in Bayern bestehe die klare
Absicht, das Ausschreibungsverfahren in 2012/2013 zu beginnen mit dem Ziel der
Neuvergabe zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016. Der Beginn des Verfahrens
müsse immer deutlich vor der Übergabe erfolgen. Der neue
Verkehrsdurchführungsvertrag 3 werde derzeit mit der BEG verhandelt. In der
Laufzeit dieses Vertrages werden alle Leistungen neu ausgeschrieben. Er stimmte
Kreisrat Dr. Kaiser zu, dies müsste im Einklang mit Baden-Württemberg
passieren, da man länderübergreifende Verkehre habe. Baden-Württemberg habe
sich bisher allerdings bedeckt gehalten aufgrund des Themas Stuttgart 21, was
das Verkehrsministerium stark beschäftigt habe. Man hoffe nun auf ein klares
Commitment in 2012, wie und wann eine Ausschreibung in Baden-Württemberg
vorgesehen sei. Man müsse sich mit auf einen gemeinsamen Termin einigen. Für
Bayern sei es durchaus möglich, nach hinten zu verschieben.
Kreisrat Dr. Linduschka fügte in Bezug auf die
Ausschreibung hinzu, der BEG-Vertreter habe am 30.11.2011 auch klar gemacht,
die wirtschaftliche Situation werde immer schwieriger, der Spielrahmen werde
immer enger und die einzige Stellschraube sei tatsächlich die Ausschreibung. Er
denke daher, es komme bei der Ausschreibung auf die Mitgestaltung durch
Voraussetzungen an, so dass ein Billigangebot möglichst verhindert werden
könne.
Landrat Schwing erklärte, der Landkreis Miltenberg sei
an der Ausschreibung gar nicht beteiligt und nicht entscheidend. Die BEG allein
schreibe aus. Man könne nur politischen Flankenschutz geben und auf das
wirtschaftlichste Angebot hoffen. Die Qualitätskomponente werde hoffentlich zum
Ausdruck kommen.
Nahverkehrsbeauftragter Betz erklärte zum Verkehrsmodell,
das im Vorentwurf bereits vorgestellt wurde, dass man nochmals Kontakt
aufgenommen und Gespräche geführt habe. Das Modell sei mittlerweile
überarbeitet worden, es sei beispielsweise mit einer Preiskomponente versehen
worden. Das Ergebnis sei gewesen, dass in Abhängigkeit von den Treibstoffkosten
sich die Nachfrage beispielsweise auf der Maintalbahn bis auf die doppelte
Nachfrage bewegen könnte, je nachdem, wie sich die Treibstoffkosten entwickeln.
Langfristig werden diese Kosten deutlich steigen und die Kosten für
individuelle Mobilität deutlich stärker erhöhen werden als die im öffentlichen
Verkehr. Die Tendenz sei also gegeben, dass letztendlich der Preis für
Mobilität nachfragesteigernd im ÖPNV wirken wird.
Oberregierungsrat Rosel ergänzte, das Verkehrsmodell
spiegele die ÖPNV-Zahlen realistisch wider. Es gebe viele Verkehrsrelationen,
die der ÖPNV so nicht bedienen könne. Die Zahlen seien aber mittlerweile
korrekt enthalten und sie seien auch wichtig, auch wolle man sie weiter
steigern.
Landrat Schwing erklärte, an Kreisrat Dr. Kaiser
gewandt, dass das korrigierte Verkehrsmodell noch einmal durch Herrn Biller
vorgestellt worden sei.
Herr Hutterer gab Herrn Betz recht, die Nachfrage im
ÖPNV werde ebenfalls wie die Kosten deutlich steigen. Man müsse sich die Frage
stellen, wie man künftig so viele Leute befördern könne. Mit dem momentan zur
Verfügung stehenden Material sei dies definitiv nicht möglich. Man sei jetzt
schon an der Kapazitätsgrenze. Man habe bereits jetzt überlastete Züge, und
größere Züge in diesem Segment gebe es nicht. Man könne auch nicht
Dreifachtraktion befahren, dafür seien die Bahnsteige nicht ausgelegt.
Eventuell mache der Einsatz von Doppelstockwagen Sinn. Man müsse die weiteren
Entwicklungen auf diesem Markt beobachten.
Landrat Schwing bedankte sich bei Herrn Hutterer und
Herrn Betz.
Die Mitglieder des Kreisausschusses nahmen die
Ausführungen zur Kenntnis.