Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Integriertes Energie- und Klimakonzept Bayerischer Untermain: Vorstellung und Sachstand durch B.A.U.M. Consult
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 05.12.2011 NU/004/2011 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing erläuterte, man sei mit diesem Konzept
und der darin enthaltenen Potentialanalyse als Landkreis bereits früh dran
gewesen, bereits in 2008 habe man begonnen, sich mit Stadt und Landkreis
Aschaffenburg darauf zu verständigen, einen Antrag an den Bund für die
Förderung einer solchen Studie zu stellen. Nach monatelangem Hin und Her sei
dies auf Eis gelegt worden, da der Bund sein Förderprogramm habe auslaufen
lassen. Im Jahr darauf sollte aber ein modifiziertes Förderprogramm aufgestellt
werden, und so habe man dies wieder beantragt und dann sei es auf den Weg
gebracht worden. Man sei hier weit vor Fukushima unterwegs gewesen. Zum
damaligen Zeitpunkt habe sich keiner von uns vorstellen können, dass so etwas
überhaupt passiere und man damit den Atomausstieg wage und die Energiewende
einleite.
Mit diesem vorliegenden Energie- und Klimakonzept sei
man nach seinen Informationen einmalig in allen bayerischen Regionen. Er
beruhigte auch alle, alle Empfehlungen seien nur Empfehlungen, die Beschlüsse
dazu können ausnahmslos nur in den kommunalen Gremien gefasst werden. Dies
gelte auch für die Kollegen von Stadt und Landkreis Aschaffenburg.
Bei der ganzen Problematik aber wolle er auf eines
hinweisen, man sei als Landkreis Miltenberg oder als Region Bayerischer
Untermain eine sehr starke und produktionslastige Region mit entsprechendem
Energiebedarf. Dies sei unsere wirtschaftliche Basis und Grundlage. Jeder
wisse, die Energiewende sei beschlossen und unumkehrbar. Sie sei zum Erfolg
verdammt, ein Zurück könne es nicht mehr geben. Aber jeder wisse, dies werde
viele Milliarden kosten. Hier müsse man darauf achten, dass unsere
wirtschaftliche Basis nicht weg breche.
Abschließend stellte er fest, als Motto sollte man
wählen „Nachhaltigkeit geht vor Schnelligkeit“. Es sei gelungen, dies in beiden
Papieren des Bayerischen Landkreistages und des Deutschen Landkreistages
unterzubringen. Es habe keinen Sinn, nun vorzupreschen, sondern man müsse dies
mit einem Konzept und einem Ziel entsprechend umsetzen.
Noch vor Weihnachten habe er die Fraktionsvorsitzenden
eingeladen, unter anderem um den Fahrplan zu besprechen, wie es im ersten
Quartal mit dem Gutachten weitergehe und entsprechende Termine festzulegen.
Regierungsrätin
Thomasen erläuterte:
Im
Kreisausschuss wurde zuletzt in der Sitzung am
18.07.2011 von B.A.U.M Consult ein Zwischenbericht zum Energie- und
Klimakonzept Bayerischer Untermain gegeben.
Die
2. Runde der Themenforen unter Teilnahme zahlreicher regionaler Akteure zu den
Themen „Rund ums Haus“ und „Regionale Energieerzeugung und -versorgung“ fanden am
28.07.2011 in Aschaffenburg und Miltenberg statt. Hierzu waren auch die
Kreistagsfraktionen und Bürgermeister zur Mitwirkung eingeladen. Der 2.
Workshop „Energiemanagement in Betrieben“ kam aus terminlichen Gründen erst am
24.10.2011 in der IHK Aschaffenburg zustande. Die Ergebnisse des
Beteiligungsprozesses wurden in das Konzept eingearbeitet.
Die
Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Aschaffenburg hat am
22.09.2011 den Bericht zum Stand der Erarbeitung eines Integrierten Energie-
und Klimakonzepts Bayerischer Untermain zustimmend zur Kenntnis genommen.
Am
14.09.2011 fand ein Fachgespräch zwischen Vertretern von B.A.U.M. Consult,
Vertretern der drei Gebietskörperschaften, Herrn Norbert Biller (Staatliches
Bauamt) sowie Herrn Betz (Nahverkehrsbeauftragter) statt. Die Ergebnisse und
Maßnahmenvorschläge wurden von B.A.U.M. Consult in das Konzept eingearbeitet.
Mit
der Vorstellung des Integrierten Energie- und Klimakonzeptes durch B.A.U.M
Consult in der öffentlichen Veranstaltung am 25.11.2011 im Martinushaus
Aschaffenburg endet der regionale öffentliche Beteiligungsprozess im Rahmen des
geförderten Projekts.
Das
Büro B.A.U.M Consult GmbH informiert in der Umweltausschuss-Sitzung dessen
Mitglieder über die Ergebnisse der regionalen Potenzialerhebungen sowie
regionale Potenzialprognosen und erläutert die daraus abgeleiteten
Handlungsempfehlungen und Vorschläge für Leitziele.
Am
01.12.2011 wird das Konzept im Umweltausschuss des Landkreises Aschaffenburg
und am 05.12.2011 im Stadtrat der Stadt Aschaffenburg vorgestellt. Ende
Dezember 2011 wird das beauftragte Büro B.A.U.M. Consult den Endbericht
inklusive der Maßnahmenvorschläge den Gebietskörperschaften vorlegen.
Die
kreisangehörigen Gemeinden und Fraktionen erhalten vor einer abschließenden Festlegung
der Landkreisgremien zur Umsetzung des Regionalen Energie- und
Klimaschutzkonzepts Gelegenheit, sich zu den Zielsetzungen und
Umsetzungsmöglichkeiten zu äußern.
Hierzu wird diesen der Endbericht nach dessen Vorliegen weitergeleitet. Der
Kreisverband des Bayerischen Gemeindetags wurde bereits hierüber informiert und
gebeten die Zusammenfassung der gemeindlichen Gesamtsicht zu übernehmen.
Zur
Vorbereitung der organisatorischen Strukturen und der Umsetzung des Energie-
und Klimaschutzkonzepts wurde hausintern bereits ein Arbeitskreis
„Energiewende“ gebildet, um alle Fachabteilungen frühzeitig einzubinden.
Der
Landkreis Miltenberg hat sich bisher bereits schwerpunktmäßig intensiv den
eigenen Liegenschaften gewidmet. Hierzu wurde bereits 2009/2010 ein eigenes
Konzept erstellt, an dessen Ende ein Energiebericht für die kreiseigenen
Gebäude steht. Mit seiner Hilfe wird das Klimaschutzmanagement aktuell weiter
vorangetrieben. Mit dem Energiebericht gibt es also bereits für jedes
Landkreisgebäude eine aussagekräftige Dokumentation, die zeigt, wie die Gebäude
klimaschutzfreundlicher gestaltet werden können und Energie gespart werden
kann. Die hierfür notwendigen Haushaltsmittel werden in den kommenden Jahren
stufenweise im Haushaltsplan veranschlagt. Es wurde außerdem eine eigene
Fachkraft für Gebäudewirtschaft eingestellt, die auch für Energiefragen in den
Landkreisgebäuden zuständig ist (Herr Breunig, Kreisbauamt).
Ergebnisse
und Potenzialprognosen sind im Rahmen des Projekts veröffentlicht und ständig
einsehbar unter: www.bayerischer-untermain.de.
Landrat Schwing ergänzte, er habe keine Anträge auf
die Tagesordnung gesetzt, dies habe er auch bereits angekündigt, sondern erst
dann, wenn der Endbericht vorliege. Auch heute sei keine inhaltliche Diskussion
vorgesehen. Verständnisfragen könnten natürlich gestellt werden.
Michael Wedler, B.A.U.M Consult GmbH, erläuterte das
Konzept anhand beiliegender Präsentation.
Kreisrat Reinhard dankte Michael Wedler für den
Vortrag und erklärte, der Anstoß der Potentialanalyse sei wichtig, denn in der
Gesamtbetrachtung sei das die Grundlage für die weitere Arbeit und die
Entscheidungen. So wisse man, wo man Schwerpunkte setzen müsse. Er fragte nach
der genauen Anzahl der Windkrafträder, dem Potential Strom durch Windkraft und
ob hier eine Speicherung berücksichtigt sei und sich der Landkreis selbst
versorgen könne und weiterhin, ob zur CO2-Reduzierung auch ein
höherer Bioanbau berücksichtigt sei. In Bezug auf die Neuplanung der Staustufe
Obernau stellte er fest, dort sei momentan nicht vorgesehen, das Kraftwerk zu
ändern. Diese Entscheidung sei aus Kostengründung vor ca. einem Jahr getroffen
worden. Nun sei aber die Energiewende dazwischen gekommen und es gehe ja auch
um Optimierung von Wasserkraft, daher fragte er, ob dies hier berücksichtigt
worden sei.
Michael Wedler antwortete, man habe die Zahl der
Windkraftanlagen vorsichtig nach unten korrigiert (ähnlich allerdings auch beim
Thema Photovoltaik). In der Windstandortdiskussion sei viel Dynamik, hier seien
sicherlich verschiedenste Gutachten möglich, die zwischen 50 und 70 Anlagen
bescheinigen könnten. Aus seiner Sicht sei ohnehin Einzelfallbetrachtung
notwendig und für die Strategie unerheblich. Die Flächensicherung mit
regionalen Betreibern und Trägern sei wichtig. Dinge könnten sich aufgrund
einfacher Abstandsregelungen sehr schnell ändern. Die Hauptbotschaft bleibe in
der Gesamtregion, eine Vollversorgung mit dem Thema Windrad werde nicht möglich
sein, wenn dann auch nur beim Strom.
Bei den verschiedenen Projekten, gerade im Bereich
Energieerzeugung, gebe es sicherlich auch welche, die sich mit der Frage der
Flexibilisierung auseinandersetzen. Man werde Windstrom nur bilanziell bei
einer Vollversorgung einrechnen können. Die Regierung und die Stadtwerke haben
sich Gedanken gemacht, wie könnte vielleicht ein Standort mit hoher Wärmesenke
mit flexiblen Gaswertkraftwerken arbeiten, wo man die konventionelle
Energieversorgung mit in das Bundeskonzert einbringen könne. Hier könnte die
Region mit ihren starken Wärmesenken einige Standorte anbieten und praktisch
das Gegenspiel zu den anderen Angeboten schaffen. Dazu gebe es auch
Speicherprojekte, z. B Methanspeicherung von Wind oder Druckluftspeicher. Dies
seien aber eher langfristige Projekte.
Die Biomasse reiche nicht, um irgendeinen der Sektoren
vollständig zu decken, habe man den Biotreibstoff bereits nicht als regionale
Quelle abgezogen, sondern festgestellt, dass die vorhandene Biomasse erst
einmal in die Strom- und Wärmeerzeugung komme. Es würde sowieso nicht
ausreichen, der eingesetzte Biotreibstoff sei dann eher importiert. Man habe aber
keine Biodiesel- oder Ethanolproduktion vorgeschlagen. Man könne einen
Treibstoff einsetzen, auch Gas, wenn die Infrastrukturen stimmen. Maßnahmen wie
die Verdichtung des Ergastanknetzes könne man vor Ort vornehmen. Die
Bereitstellung von Energieträgern habe man nicht aus der Region gesehen.
Bei der Wasserkraftertüchtigung habe man Obernau bisher
nicht kalkuliert, da bisher die Aussage der Wasserwirtschaftsämter gewesen sei,
man werde hier keine großen Sprünge machen können, da das Potential so gering
sei. Strategisch sei dies aber nicht relevant. Für Obernau könne er nicht
einschätzen, ob sich etwas ändere, man habe dort erst einmal kein Wachstum
prognostiziert.
Kreisrat Dr. Fahn dankte Michael Wedler ebenfalls für
die Präsentation. Er fragte, ob es möglich sei, in Bezug auf die Windräder
Szenarien zu entwickeln.
Zu den Zielen auf Seite 28 der Präsentation nannte er
den Strom mit 50% bis 2030 - hier bat er um Korrektur, Bayern habe sich dies
bereits für 2020 als Ziel gesetzt. Dies sei auch in der Energiekommission des
Landtages so festgelegt.
Daraus ergebe sich für ihn auch die Frage, inwieweit
es möglich sei, für die Region dies ebenfalls als Ziel bis 2020 formulieren
könne. Er glaube, um voran zu kommen, müsse man die Ziele bis 2020 betrachten.
Bis 2030 sei es noch ein langer Weg. Vielleicht würde es dann schneller gehen.
Zum Bereich Verkehr habe es leider kein Forum gegeben,
obwohl es viele Bürgeranregungen gegeben habe. Es gab ein Fachgespräch am
14.09.2011 mit Herrn Betz, aber leider sei die Westfrankenbahn nicht anwesend
gewesen. In einem Forum hätte man vielleicht mehr einbringen können.
Er sei in verschiedenen Foren dabei gewesen, man habe
Vorschläge entwickelt und es habe Protokolle der Foren gegeben. Im Protokoll
vom 28.07.2011 gehe es um die Entstehung eines Lenkungskreises zur Umsetzung
des Konzeptes. Er frage sich, warum dies in der Form nun nicht mehr auftauche.
Im Sinne einer transparenten Bürgerbeteiligung sei ihm dies wichtig, auch wegen
der zentralen Rolle der Kommunen bei der Umsetzung.
Michael Wedler antwortete, er beziehe sich auf die
jeweiligen Energiekonzepte der Bundesregierung des Landes Bayern und des
Bayerischen Untermains aus 2011 und für ihn habe dies dann auch seine
Gültigkeit. Weitere politische Beschlüsse könne man gerne aufnehmen. Zum
Szenario Wind führte er aus, selbst bei einer Verdoppelung des Windpotentials
ändere sich an der Botschaft nichts. Die Region werde trotzdem Schwierigkeiten
mit einer Vollversorgung haben. Dies hänge nicht mit den Standorten zusammen,
sondern mit dem überdurchschnittlich hohen Stromverbrauch. Man werde also auch
mit einer Verdoppelung eine Versorgungslücke haben. Damit ändere sich aus
seiner Sicht auch nichts an der Strategie. Die Anzahl sei zweitrangig.
Vielleicht sei er in der Einschätzung etwas konservativ, da die Standorte auch noch
nicht in Sachen Nutzungskonkurrenzen abgewogen seien.
Zur Einbindung weiterer Player (Folie Seite 48) sei er
der Meinung, es sei Aufgabe der Politik, die Umsetzungsstrukturen aufzulegen
und auch miteinander zu entscheiden, wer dabei sein werde und wer nicht.
Kreisrätin Münzel erwähnte den Leitsatz der
Auftaktveranstaltung, sie habe dies dort als Visionen und langfristige Ziele
verstanden. Für die Grünen sei natürlich die 100%ige Deckung des Energiebedarfs
durch erneuerbare Energien wichtig. Interessant finde sie die Aussage, dass für
den Landkreis Miltenberg im Bereich Strom eigentlich hier schon 100% möglich
wären. Dies sei ja immer als Illusion abgetan worden. Dies lasse sie hoffen,
dass es doch in der Zukunft Entwicklungen gebe, die uns doch nahe an 100%
führen könnten. Sie fragte, was ihn daran gehindert habe, 100% als Vision in
die Leitsätze zu schreiben. Das Land Hessen wolle beispielsweise auch bis 2050
in den Bereichen Wärme, Verkehr und Strom ihren Bedarf durch erneuerbare Energien
decken.
Zur Folie Nr. 47 der Präsentation bemerkte sie, die
Koordination werde entscheidend für die Umsetzung sein. Die ZENTEC spiele in
der Präsentation eine entscheidende Rolle in der Koordination. Wenn man sich
aber die Gesellschafter anschaue, dies seien aber die Landkreise, die Stadt
Aschaffenburg, die Sparkassen; Raiffeisenbanken, IHK, Handwerkskammer und die
Gemeinde Großwallstadt. Das Wichtige aber seien die Akteure der Energiewende,
z. B. die Kommunen, vor allen Dingen die Natur- und Umweltverbände und Land-
und Forstwirtschaft. Daher frage sie, warum diese hier nicht an der
entscheidenden Stelle berücksichtigt seien. Sicher habe die Energiewende viel
mit Wirtschaft zu tun, aber auch nicht ausschließlich.
Sicher werde das Konzept nun in den politischen
Gremien beraten. Sie befürchte aber doch, dass die Aussage eines Gutachters
schwer wiege.
Landrat Schwing antwortete in Bezug auf die ZENTEC,
diese müsse und solle eine wesentliche Rolle spielen. Überall werden
Einrichtungen gegründet, der Landkreis Miltenberg habe bereits eine. Hier könne
man wichtige Synergien nutzen. Die Befürchtung, es werde sehr wirtschaftslastig
werden, werde nicht der Fall sein, das Gegenteil sei der Fall. Man müsse
beachten, wer die ZENTEC präge und wer sie bezahle. Dies seien die drei
kommunalen Gebietskörperschaften. Diese decken den ungedeckten Bedarf dort ab
und man zahle gewaltige Summen, projekt- und gebietsbezogen. Die ZENTEC bestehe
nicht nur aus den dort hauptamtlich Angestellten. Die einzelnen Maßnahmen
werden ja wiederum durch Gremien gelenkt. Somit entscheiden die drei kommunalen
Gebietskörperschaften und die Gremien. Diesen Teil müsse man gemeinsam
erledigen und gemeinsam konzentrieren.
Michael Wedler erklärte, er habe die 100% aus seiner
Erfahrung nicht als Vision aufgenommen. Er mache jedes Jahr mehrere solcher
Energiekonzepte und er kenne noch ganz andere Regionen, für die 100% noch zu
wenig seien. Er habe schon in den 90er Jahren Energiekonzepte konzipiert, die
auch 100% erreicht haben. Die 100%-Marke sei auch eine psychologische. Jede Region
sollte ihre Möglichkeiten nutzen, auch herausgefordert werden, entsprechend
ihrer Leistungsfähigkeit an die Grenzen zu gehen. Er sei auf jeden Fall nicht
interessensgeleitet, falls dies den Eindruck erwecke. Er schaue sich dies schon
an und kenne auch andere Bilanzen. Manche könnten sich diese Ziele als
Selbstmotivation setzen, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten.
In einen Zeithorizont bis 2050 könne man zudem alles
Mögliche hinein schreiben, das sei allerdings dann schon sehr „ins Blaue“
gesprochen. Kreisrat Dr. Fahn sei 2030 schon zu weit. Für uns sei der Planungshorizont 2030 deshalb
der richtige, weil es dort im Bereich Photovoltaik noch einen enormen
Entwicklungsrahmen habe.
Für eine 100%-Vision sehe er die starken
Energieverbräuche der Region und die bereits ausgeschöpften Biomassepotentiale.
Diese seien nicht für solche Ziele geeignet. Aus seiner Sicht frustrieren solch
hohen Ziele auch. Ein Etappenziel löse dann mehr Motivation aus.
Er sei aber auch mit einem völlig ergebnisoffenen
Prozess angetreten und man sei auch in der Organisationsgruppe der ZENTEC nicht mit Vorgaben konfrontiert
worden.
Kreisrat Dr. Steidl erwähnte, das Konzept lebe ja
größtenteils davon, dass Hausbesitzer und private Investoren mitmachen. Er gehe
von der Annahme aus, dass die staatlichen Förderungen auch im jetzigen Niveau
bleiben und fragte, ob von kommunaler Seite auch Zuschüsse eingeplant seien
oder ob sich das auf Beratung, Vorbildfunktion und Koordinierung beschränke.
Weiterhin fragte er nach der Umlegung der Investitionskosten über die
Energieeinspeisung in einer Steigerung der Stromkosten in Prozent bis 2030.
Kreisrat Schumacher stellte fest, Sonne und Wind
stehen nicht immer zur Verfügung, daher spiele die Speicherung eine wichtige
Rolle in der Zukunft, aber auch die Umwandlung von Energien. Er fragte, ob dies
im Konzept enthalten sei, z. B. die Umwandlung von Wind- und Sonnenenergie in
Wasserstoff.
Kreisrat Dr. Fahn fragte noch einmal nach, ob Herr
Wedler es nicht für sinnvoll halte, Zwischenziele für 2020 festzuhalten.
Weiterhin fragte er, ob er mit ihm der Meinung sei, dass der Verkehr eine
Schlüsselrolle bei der CO²-Verminderung einnehme bei immerhin 30% der
CO²-Emmission. Er halte es für wichtig, in der Region zu schauen, was könne man
im Bereich Verkehr tun, um die CO²-Emmission zu senken, und dies noch stärker
in der politischen Diskussion zu betonen.
Michael Wedler antwortete zu den Investitionen, der
Umbau der Energieversorgung in Deutschland koste zwischen 500 bis 1.000 Mrd.
Euro bis 2030. Das bedeute umgelegt auf die jährliche Belastung eines
2,5-Personen-Haushaltes 50 Euro pro Jahr. Wie sich dies Umlege, sei eine
politische Frage.
In der Region gebe es verschiedene Ausbaubedarfe, und
die dicksten Brocken seien die Sanierungskosten im Gebäudebestand (ca. 3 Mrd.
Euro über 20 Jahre). Die wirksamste Form sei Energie, die man nicht mehr
ausgebe, und damit eingesparte Kaufkraft. Und diese könne man auch ohne
Komfortverlust einsparen. Es gebe auch wenig Alternativen. Bei Niedrigenergiehäusern
habe man auch keine Möglichkeit, große Wärmenetze auf Geothermie, Biomasse oder
ähnliches viele Dinge zu erschließen, daher komme man im Wärmemaß aufgrund
logistischer Probleme auch gar nicht unbedingt weiter. Es gehe in der
Gesamtdiskussion eigentlich nichts über die Energieeinsparung im Wärmebereich. Hier
könne man sich kaum entziehen. Das Energiekonzept Bayern habe auch angekündigt,
zusätzliche Förderungen einzustellen. Er gehe davon aus, dass die
Rahmenbedingungen sich ändern werden, z. B. durch Steuererleichterungen, um die
Anreize zu schaffen.
Auch ohne Energiekonzept erreiche man mit aktueller
ENEV etc. eine Energieeinsparung von 3% jährlich. Wenn man in den nächsten 20
Jahren mit 40-50% Einsparungen rechne, dann entspreche dies ungefähr dieser
Quote. Die Ansätze seien somit nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Vor Ort müsse man sich Gedanken machen über
Regelenergie und über Speicherung - Speicherung sei sowieso die teuerste
Option, die ganz hinten anstehe. Er beschäftige sich im Bereich der
Bundespolitik sowieso mit der Frage, wie man die Fluktuation abmildern könne.
Man habe aber im Bereich der regionalen Energieversorgung langfristige
Projekte, hier gehe es darum, dass man sich vor Ort Gedanken gemacht habe.
Weiterhin könne man natürlich Zwischenziele einsetzen,
man habe dies der Umsetzung überlassen. Letztlich laufen aber einige Sachen
linear, man könnte hier jährlich eine Quote darlegen. Aber vielleicht laufe die
Welle im Bereich Wind und Photovoltaik auch zeitversetzt.
Das Thema Verkehr habe auf jeden Fall einen großen
Anteil am Energieverbrauch der Region. Den Aktivitätsschwerpunkt habe man in
diesem Bereich nicht hoch gesetzt, weil in der Region in Bezug auf Verkehr
viele Dinge einfach nicht zu bewegen seien. Aber eine ÖPNV-Verdoppelung sei schon
ein extrem ambitioniertes Ziel. Er habe in seiner Erfahrung noch keine Region gesehen,
die sich dies zutraue. Insofern sind zum Thema Verkehr im Konzept die richtigen
Ansätze vermerkt. Das Thema Mobilität sei ein grundsätzliches größeres als dass
man es mal eben mit einem Klimakonzept abhandeln könnte. Der Energieaspekt der
Mobilität sei nur ein Aspekt. Aber insgesamt gebühre dies langfristig eigener
Überlegungen.
Landrat Schwing bemerkte zum Schluss noch, zum Thema
Windkraft müsse den Anwesenden klar sein, dass die überwiegende Mehrzahl der
Windkraftanlagen, die in der Region gebaut werden, im Landkreis Miltenberg
stehen werden. Daher habe die Staatsregierung auch empfohlen, mit Einzelanlagen
nicht zu einer Verspargelung zu kommen, sondern Windparks zu erreichen. Aber
dafür brauche man dann auch die entsprechende Infrastruktur. Als
Leitungsführungen unter Umständen vielleicht mitten durch Wald und Naturpark,
man benötige Transportwege etc. Dies müsse man alles wissen und dies müsse alles
im Genehmigungsverfahren auch berücksichtigt werden. Man habe ja die einzigen
Anlagen am bayerischen Untermain bereits im Kreis stehen, fünf Anlagen laufen
bereits seit Jahren schon. Darüber sei noch gar nicht geredet worden. Weiterhin
habe man eine ganze Reihe an Interessenten. Aber man müsse Natur- und
Landschaftsschutz beachten.
Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz fasste
einstimmig den
B
e s c h l u s s :
- Der
Bericht von B.A.U.M. Consult wird zur Kenntnis genommen.
- Die
Fraktionen und Kommunen erhalten das schriftliche Energie- und
Klimakonzept Bayerischer Untermain nach dessen Vorliegen.
- Die
Ergebnisse werden in den zuständigen Landkreisgremien im neuen Jahr
beraten.