Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Beschluss: Beteiligung an den Elternbriefen des Bayerischen Landesjugendamtes
Bezeichnung | Inhalt |
---|---|
Sitzung: | 30.11.2011 JHA/002/2011 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|
Jugendamtsleiter Winkler erklärte, auch anhand
beiliegender Präsentation:
Egal,
ob schulische Probleme, Jugendkriminalität, Gewalt oder unangemessenes
Verhalten von Kindern und Jugendlichen thematisiert werden: Fast immer kommt
der Hinweis, man müsse im Elternhaus anfangen, die Probleme zu bekämpfen.
Der
Ansatz im Elternhaus ist vielfältig. Ein wichtiger und wirksamer Ansatz im
Rahmen der Elternbildung sind Elternbriefe, die in gedruckter Form fortlaufend
entsprechend des Alters des Kindes per Post zugestellt werden. Elternbriefe
haben einen positiven und nachhaltigen Effekt auf das Erziehungsverhalten,
erfahren eine große Akzeptanz besonders in bildungsfernen Schichten und haben
gerade bei gefährdeten Familien eine besondere präventive Wirkung. Die bisher
verfügbaren „Peter-Pelikan-Briefe“ waren in die Jahre gekommen und wurden seit
Jahren nicht mehr durch das Jugendamt verteilt. Das Landesjugendamt hat deshalb
beschlossen, Elternbriefe in Anlehnung an den Internetauftritt: „Eltern im
Netz“ neu aufzulegen, sich an den geänderten Erziehungszielen und einem
aktualisierten Familienbild zu orientieren und einen Zentralversand zu
organisieren. Die neu aufgelegten Briefe haben ein zeitgemäßes pädagogisches
Erziehungsbild, verfügen über ein ansprechendes und modernes Design und
begleiten die Eltern bis zur Volljährigkeit.
Das
Bayerische Landesjugendamt bietet den Jugendämtern an, die neu aufgelegten
Elternbriefe zentral drucken und „just in time“ versenden zu lassen. So kann
sichergestellt werden, dass die Eltern Informationen genau dann erhalten, wenn
sich ihr Kind in der entsprechenden Lebensphase befindet. Ermöglicht wird
dieses Angebot durch eine Änderung in der Meldedatenverordnung, die im Mai 2012
in Kraft treten soll und die Weitergabe der Geburtsdaten von Neugeborenen sowie
von Kindern bei Umzügen ermöglicht. Diese Daten dürfen dann zweckbestimmt für
die Zusendung von Informationen genutzt werden.
Der
Versand von Elternbriefen an alle im Landkreis lebenden Kinder würde bei
durchschnittlich 1.000 Geburten jährlich knapp 22.000 € kosten. Dazu müsste
aber erst eine entsprechende Adressendatei aufgebaut werden.
Es wird vorgeschlagen, zunächst in 2012 mit den
jeweils neugeborenen Kindern zu beginnen, um die Belieferung bis 2015 zum
dritten Lebensjahr fortzusetzen. Dann soll evaluiert werden, ob die
Informationen ankommen und eine Fortsetzung zumindest bis zum sechsten
Lebensjahr erfolgen soll. Ebenfalls sollte dann geprüft werden, ob ggf. der
Versand für ältere Kinder und Jugendliche nach dem Anmelde- oder Bestellsystem
eingerichtet werden soll.
Finanzielle
Auswirkungen:
Für den Landkreis Miltenberg entstehen mit diesem
Beschluss Kosten im Bereich der Elternbildung in Höhe von: 2012: 960 €, 2013:
4.700€, 2014: 6.580 €.
Landrat Schwing ergänzte, man könne nicht immer zu
klagen und feststellen, dass die Eltern das Wichtigste in der Erziehung seien,
sondern müssten auch aktiv etwas tun. Natürlich koste dies Geld, aber es sei
einen Versuch wert und er unterstütze den Beschluss, beschränkt auf ein paar
Jahre, um dann zu analysieren.
Kreisrätin Tulke erklärte, sie habe grundsätzlich
nichts gegen die Einführung dieser Elternbriefe, halte es aber wichtig, diese
in der Sprache kurz und griffig zu halten und aufgrund des hohen
Migrantenanteil an eine mögliche Übersetzung zu denken.
Jugendamtsleiter Winkler antwortete, es sei
festgestellt worden, dass sich auch bei Migranten Lösungen finden, z. B.
Verwandte und Bekannte, die übersetzen könnten. Daher wird es sicher nicht ganz
versanden, die Chance sei da.
Ansonsten sei die Überlegung einer Übersetzung schon
vorhanden, aber dies werde nicht reichen. Es nütze nichts, wenn man deutsche
Erziehungsstile ins Türkische übersetzt in der Hoffnung, dass dies dann helfe.
Man werde es anders formulieren müssen.
Hier gebe es bereits Arbeitsgruppen, die auf diese
Sachen eingehen. Nach seinem Wissen nach ist geplant, mit Russisch zu beginnen,
da man dort davon ausgehe, dass die Religions- und Kulturunterschiede die
geringsten seien. Man sei sich bewusst, dass man die Briefe anders aufbauen und
formulieren müsse, wenn man islamische Familien erreichen wolle.
Der Jugendhilfeausschuss fasste einstimmig den
Beschluss:
Der Landkreis Miltenberg beteiligt sich ab 2012
zunächst bis zum Jahr 2015 an dem Versand der Elternbriefe des Bayerischen
Landesjugendamtes, beginnend mit den Neugeborenen Kindern und Fortführung bis
zum 3. Lebensjahr.