Tagesordnungspunkt
TOP Ö 2: Jahresabschluss der Sparkasse Miltenberg-Obernburg zum 31.12.2010
Bezeichnung | Inhalt |
---|---|
Sitzung: | 25.07.2011 KT/003/2011 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|
Landrat Schwing begrüßte den Vorstand der Sparkasse
Miltenberg-Obernburg, Herrn Thomas Feußner sowie Herrn Philipp Ehni, Leiter des
Vorstandssekretariates.
Vorstandsvorsitzender Feußner erstattete sodann anhand
der anliegenden Präsentation den Bericht zum Jahresabschluss der Sparkasse
Miltenberg-Obernburg.
Landrat Schwing dankte ihm für die Präsentation der
Zahlen und die Erläuterungen. Das Jahr sei ereignisreich gewesen, aber auch
erfolgreich, wie die Geschäftszahlen belegen. Auch die Ergebnisse der
Kundenbefragung habe man gerne gesehen, hier habe man in einer schwierigen Zeit
deutlich zugelegt. Dies spreche für das Image und die Qualität der Sparkasse. Er
dankte ihm und seinen Kollegen und bat um Weitergabe des Dankes an alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Auch Kreisrat Scherf dankte für den Vortrag. Wenn es
der Sparkasse gut gehe, gehe es dem Landkreis gut und somit auch den
Bürgerinnen und Bürgern. Er dankte speziell für die klaren Aussagen zu den
Folgen des Bayern LB-Debakels. In Bezug auf den Anlagenschutz der Kunden teile
er die Vorbehalte gegen Vor- und Massenverurteilung von Bankangestellten,
natürlich gebe es negative Erfahrungen. Er fragte, wie man hier
kundenfreundlicher und praxisorientierter gestalten könnte. Weiterhin fragte
er, ob vor Ort etwas zu befürchten sei, sollte es zu einer Zahlungsunfähigkeit
in den USA kommen. Bezüglich des Frauenanteils fragte er, ob es bestimmte
Programme zur Erhöhung des Anteils gebe.
Vorstandsvorsitzender Feußner beantwortete seine
Fragen. Bei der Anlegerschutzverordnung bestehe das Grundproblem, dass es ein
Verfahren für alle gebe, nur für die Berufsgruppe der freien Vermittler und
Strukturvertriebe nicht. Diese seien den Anlegerschutzverordnungen nicht
unterlegen. Das zweite große Thema sei nach Ansicht der Sparkasse die
Bevormundung der Kunden. Man könne Kunden nicht ‚gesund beraten’. Die Missionierungsgedanken
in den Verfahren können einfach nicht erfüllt werden. Dies an Haftungsfragen
und persönlicher Haftung der Berater festzumachen, halte er für ein schwieriges
Konzept. Man habe hier Vorsorge getroffen, in dem die Sparkasse ihren Beratern
keinerlei Provisionen mehr zahle (Ausnahme: Immobilienmakler). So komme es zu
einer bedürfnisorientierten Beratung.
In Bezug auf eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der USA
wolle er sich nicht vorstellen, was dann passiere. Man sei froh, dass man
einigermaßen heil über den letzten Donnerstag gekommen sei, mit dem vorerst
letzten Rettungspaket für Griechenland. Er halte auch die griechische Lösung
für falsch. Man sei klar Verfechter des Haircut, also des Forderungsverzichtes.
Die Gläubiger, die in den Büchern griechische Anleihen haben, hätten auch über
Jahre hinweg überproportionale Zinsen erhalten und müssten dafür jetzt den
Forderungsverzicht in Kauf nehmen. Zum Einen sei dies die Commerzbank, zum
Anderen die KfW. Hinzu kämen die Milliardenbeträge der Versicherer, und damit
sei die Altersversorgung von Millionen von Menschen in Deutschland betroffen.
Zum Thema Frauenförderung berichtete er, die Sparkasse
habe ein Führungskräftenachwuchsprogramm, das High-Potentials-Programm. Hier
nehme man jährlich neue Leute hinzu, auch wenn es kein reines
Frauenförderprogramm sei, hätten hier momentan die Damen die Oberhand. Darüber
freue man sich sehr.
Kreisrat Zöller hinterfragte den Umfang der Anleihen
aus Finanzkrisen.
Vorstandsvorsitzender Feußner antwortete, man habe
momentan in den Büchern eigene Kapitalanlagen von rund 750 Mio. Euro, die man
täglich manage. Bei den PIGS-Staaten (Portugal, Italien; Irland, Griechenland
und Spanien) habe man insgesamt 11 Mio. Euro: in Italien 7 Mio., in Spanien 3
Mio., in Griechenland 0 Euro und in Island/Irland ca. 1 Mio Euro. Dies seien
nicht unbedingt Staatsanleihen, sondern Aktien von Versorgern und ähnliches mit
einem vernünftigen Risiko.
Kreisrat Scholz erklärte, die gute Entwicklung spreche
für ein gutes Management der Sparkasse. Er hinterfragte die erwähnten
gestrichenen Provisionen und den Rückgang des Geldgeschäftes. Weiterhin fragte
er nach dem Grund der Verdoppelung des Bestandes an Aktien auf 200 Mio. und
nach einem möglichen Fortlaufen des Sponsorings der Sparkassen-Arena Elsenfeld.
Vorstandsvorsitzender Feußner antwortete, man habe
Provisionen nicht gestrichen, sondern das Verfahren geändert. Es gebe keine
Provisionen mehr auf Einzelabschlüsse und Produktverkäufe, sondern es gebe
Tantiemen oder variable Vergütungsanteile für Zielerreichungen. Im Vordergrund
stehe die Kundenzufriedenheit, um auch den Verkaufsdruck zu verringern. Man
habe aus variablen Gehältern mehr Fix-Gehälter gemacht, um aus monetären
Steuerungen herauszukommen. Mit all den durchaus enthaltenen Problemen sei die
Richtung absolut richtig.
Beim Kreditgeschäft gebe es unterschiedliche
Richtungen. Zum Einen habe man im Privatkreditgeschäft die Anteile gehalten, im
Firmenkundengeschäft habe man sie nur teilweise gehalten, was an hohen Tilgungen
liege, zum Anderen liege dies aber auch an Margenpolitik. Unter bestimmten
Margen nehme man gewisse Geschäfte nicht mit. Man glaube, dass die
Margenpolitik der Sparkasse wettbewerbsfähig sei, insbesondere für andere
Wettbewerber. Dies sei eine bewusste Managemententscheidung.
Bei der von Kreisrat Scholz genannten Zahl handele es
sich bei 200 Mio. nicht nur um Aktien, sondern auch um Fondsanteile. Dies sei
der Spezialfonds, darin seien ca. 185-190 Mio. Euro Renten- und
festverzinsliche Papiere und ca. 10-12 Mio. Aktienanteile, dies sei eine
Fondshülle.
Die Sparkassen-Arena laufe seines Wissens nach bis
2016 mit Optionsrecht, im Jahr 2016 werde man mit dem Kreiskämmerer verhandeln.
Kreisrat Weber dankte auch für die FDP-Fraktion für
den Bericht. Er fragte in Bezug auf die Energiewende und der Chance der
regionalen Wertschöpfung nach einer möglichen Beteiligung der Bürger,
vielleicht mittels eines Fonds.
Vorstandsvorsitzender Feußner erklärte, dies sei
bereits seit zwei Jahren ein großes Thema. Man habe bereits verschiedene Messen
und Ausstellungen besucht und habe Sonderkreditprogramme u. a. mit der KfW
beworben. Neben dem wichtigen Thema der Nachhaltigkeit biete dies natürlich
auch Geschäftsmöglichkeiten. Viele Neugeschäfte kämen aus den Investitionen in
Solaranlagen und ähnlichem. Man wolle Energiesparkasse sein.
Kreisrat Ritter stellte die erwartete Frage nach einer
möglichen Fusion mit Aschaffenburg in Zukunft, vielleicht trotz des guten
Ergebnisses.
Vorstandsvorsitzender Feußner bemerkte, es gebe keine
weiteren Fusionsverhandlungen, dies habe man bereits im letzten Jahr
diskutiert. Man sei stark genug, alleine zu bestehen. Dies sei auch für die
Mitarbeiter klar. Die Diskussion sei momentan vom Tisch.
Landrat Schwing fügte hinzu, man habe hier sehr
intensiv beraten, vorbereitet und die Zukunft analysiert. Man habe sich
einmütig für die Stand-Alone-Lösung entschieden.
Kreisrat Dr. Linduschka dankte im Namen der Liberalen
für das schöne Ergebnis und die guten Unterlagen. Zur Ertragslage stellte er
Fragen zum Verhältnis der Personalaufwendungen (9% unter dem letzten Jahr) zum Personal
(1% unter dem letzten Jahr) sowie zum Rückgang des Steueraufwandes.
Vorstandsvorsitzender Feußner erwähnte das
Bilanzrechtmodernisierungsgesetz. Der Rückgang der Personalkosten liege zum
Einen am Abbau der Stückzahl und zum Anderen an den Zuführungen zu
Pensionsrückstellungen (die vorher bei den Personalaufwendungen enthalten
gewesen seien, heute bei den neutralen Aufwendungen und somit nicht mehr in den
Personalkosten). Es handele sich somit um Strukturunterschiede. Trotzdem habe
man deutliche Reduzierungen.
Die Steueraufwendungen hängen originär an der echten
Vertragslage und Bilanzgewinnen und werden kompensiert mit Abschreibungen, daher
habe man im letzten Jahr weniger Abschreibungen und nun habe man die
Landesbank, stille Einlagen und Kreditgeschäft abgeschrieben.
Nach Rückfrage von Kreisrat Dr. Steidl zu den Kosten
der SMS-TAN antwortete Vorstandsvorsitzender Feußner, ein SMS-TAN koste 10
Cent.
Kreisrat Reinhard dankte für die Neueröffnung der
Filiale Niedernberg, auch im Namen von anderen Bürgermeistern, wo in den
letzten Jahren investiert worden sei. Dies sei ein Zeichen für die
Standortbekenntnis und Standorttreue der Sparkasse.
Kreisrat Stappel dankte im Namen des Mittelstandes für
die nun herrschende Sicherheit in Bezug auf eine Fusion.
Kreisrat Schötterl dankte Vorstandsvorsitzender
Feußner im Namen der Freien Wähler, die strategische Neuausrichtung habe
gegriffen, die gute Position konnte gehalten werden und man habe sich somit
fusionsautark gehalten. Er halte dies für den richtigen Weg und hoffe, dass es
so bleibe. Er fragte, ob mit Einschnitten im Personalbereich oder Filialnetz zu
rechnen seien, um diese Situation halten zu können oder ob er im Bereich des
Landesbank-Problematik Risiken sehe.
Vorstandsvorsitzender Feußner antwortete, dies sei
eine schwierige Frage. Man müsse schauen, was aus Brüssel komme, dies sei
übergeordnetes Thema. Momentan müsse die Eigenkapitalausstattung der
Kreditinstitute weiter erhöht werden, dies mache auch Sinn. Allerdings koste
dies Substanz, auch wenn die Bank stark genug sei. Dazu sei aber auch ein
kräftiges und deutliches Umsteuern notwendig gewesen.
Die neuen Eigenkapitalregeln werden ab 2018 gelten und
bis dahin haben die Banken Zeit, dies aufzubauen. Dies sei ein vernünftiger
Zeit- und Stufenplan. Für die Sparkasse bedeute dies aber ein Spagat, da man
zweistellige Millionenbeträge sammeln müsse. Auf diesem Weg müssten die Kunden
mitgehen. Das Geschäftsmodell stehe immer wieder auf dem Prüfstand. Die größte
Geschäftsstelle sei die Homepage mit 140.000 Klicks monatlich. Wenn sich dies
steigern sollte, werde es massive Auswirkungen auf das Geschäftsstellennetz
haben. Dies sei einfach so, die Welt ändere sich. Man müsse sich mit ändern,
denn man befinde sich in einem knallharten Wettbewerb. Daher wolle er nicht
versprechen, dass sich für die nächsten acht Jahre im Geschäftsstellennetz
nichts ändere, aber man habe es nicht vor.
Man habe viel investiert und momentan befinde man sich
im Durchschnitt der bayerischen Sparkassen. Die Frage sei, ob der Kunde bereit
sei, für die Nähe und den Service der Sparkasse mehr zu zahlen. Man habe weder
ein Personal- noch ein Geschäftsstellenabbauprogramm.
Kreisrat Dr. Kaiser dankte für die klaren Aussagen zu
den Risiken der Landesbank. Zum Risikobericht Seite 34 fragte er nach der
genauen Verteilung der 24 Mio. Euro an Beteiligungen. Die stille Beteiligung
der Bayern LB sei noch mit 23 Mio. enthalten, ob es hier eventuell sogar
Zuschreibungen gebe und er fragte nach Vorkehrungen zur Entwicklung der
Gewährträgerhaftung.
Vorstandsvorsitzender Feußner erklärte die Aufteilung:
VKB 16 Mio. Euro, Sparkassenverband Bayern 9 Mio. Euro, LBB 6,5 Mio. Euro. Die
stille Beteiligung bei der Bayerischen Landesbank betrage 25 Mio. Euro, die
unverzinst seien. Diese seien teilweise abgeschrieben worden, mussten aber
jetzt wieder zugeschrieben werden. 2013 sollten diese bedient werden. Die
Auflage drohe, dies in Grundkapital umzuwandeln.
Die Gewährträgerhaftung mit 330 Mio. Euro halte er für
eine rein theoretische Betrachtung, da die Bayerische Landesbank inzwischen vom
Bayerischen Staat mit Eigenkapital von über 10 Mrd. Euro ausgestattet worden
sei.
Landrat Schwing dankte Vorstandsvorsitzender Feußner
für die Beantwortungen der Fragen und wies in Bezug auf die zeitintensive
Diskussion hin, dass Vorstandsvorsitzender Feußner wie im letzten Jahr auch den
Fraktionen bereits vormittags zur Verfügung stand.