Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Kreismülldeponie Guggenberg, Bericht zum Sickerwasserproblem

BezeichnungInhalt
Sitzung:10.05.2011   NU/001/2011 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

 

Regierungsamtsrat Röcklein gab folgenden Sachstandsbericht:

 

Unser Arsenproblem auf der Kreismülldeponie Guggenberg haben wir derzeit im Griff.

 

Deponiesickerwasser DK-II-Deponie

Mit der vorübergehenden Erlaubnis der Wasserbehörden, das ansonsten gereinigte Sickerwasser mit einem Arsenwert von 0,3 mg/l abzuleiten, ist es uns gelungen, die riesigen Wassermengen der Wintermonate zu bewältigen. Dabei mussten wir den Arsengrenzwert nicht voll ausnutzen. Aber aufgrund der in unseren Bescheiden festgelegten Kombination von Wassermenge, Konzentration und Fracht war die Situation nur so noch beherrschbar.

Wir weisen noch einmal ausdrücklich daraufhin, dass der Grenzwert von 0,3 mg/l auch bei anderen Anlagen üblich ist und insbesondere auch der Herkunftssteinbruch unseres Schotters nur diesen Grenzwert einhalten muss.

 

Wir haben am 14.01.2011 in unseren beiden Pufferbecken auf der Deponie Guggenberg einen Wasserstand von 10.897 cbm gemessen. Dieser Wert lag 26 Prozent über dem genehmigten Wert und 6 Prozent oder 680 cbm unter dem Überlauf der Becken.

Inzwischen konnten wir diesen Wert auf 5.389 cbm am 27.04.2011 herunterfahren.

Am 24.03.2011 konnten wir wieder auf den mit neuem Filtermaterial befüllten Bayoxidefilter umschalten und fahren seitdem gesichert unter dem alten Grenzwert von 0,1 mg/l. Wir hoffen, dass dieses Mal die Standzeit des Filtermaterials deutlich über den ungünstigen Ergebnissen vom Spätsommer 2010 liegt und tun alles, um dies auch zu erreichen.

Parallel erproben wir in einer kleinen Versuchsanlage ein zweites Filtermaterial.

 

Veränderungen bei der Arsenbelastung des Sickerwassers aus dem neuen Abschnitt der DK-II-Deponie sind nicht festzustellen. Das Sickerwasser aus diesem Bereich ist immer noch sehr hoch belastet.

 

Wasser aus der DK-0-Deponie

Auch dieses Wasser weist unveränderte Belastungen mit Arsen auf.

Die Belastung ist allerdings deutlich niedriger als aus der DK-II-Deponie. Der gerichtlich bestellte Sachverständige führt dies auf die hier nicht verwendete Folie zurück.

Eine von der Arbeitsgemeinschaft Deponie Guggenberg durchgeführte Beprobung der unmittelbar vom arsenbelasteten Wasser kontaktierten geologischen Barriere ergab allerdings keine erhöhten Werte.

Dieses Wasser kann derzeit gemeinsam mit dem sonstigen Oberflächenwasser über unsere Absetzbecken ohne weitere Behandlung dem Wildbach zugeführt werden.

 

Wasser aus der Nordböschung

Hier ist eine Beprobung aufgrund der Gegebenheiten nicht regelmäßig möglich. Hier wurden bisher die höchsten Konzentrationswerte gemessen.

Allerdings handelt es sich hierbei um eine verhältnismäßig kleine Fläche. Eine gesonderte Ableitung ist derzeit technisch nicht machbar. Eine Behandlung übersteigt unsere derzeitigen Kapazitäten.

Dieses Wasser kann bisher gemeinsam mit unserem weiteren Oberflächenwasser über unsere Absetzbecken dem Wildbach zugeleitet werden.

 

Am festgesetzten Messpunkt, am Beginn des Wildbaches oberhalb von Guggenberg, konnten wir bisher immer den Zielwert von 0,3 mg/l Arsen einhalten.

 

 

Wir wissen inzwischen viel mehr über Arsen. Das Schwermetall Arsen ist im Buntsandstein des Odenwalds und des Spessarts nur in geringen Konzentrationen vorhanden. Aber auch in unseren Gegenden gibt es Orte früherer vulkanischer Tätigkeit wie Sailauf, aber auch den Katzenbuckel im Odenwald, die höheren Arsengehalt aufweisen.

Im Freisinger und im Dachauer Moos ist Arsen sowohl im Boden als auch im Grundwasser ein Problem. Auch in der Günzburger Gegend gibt es natürliche höhere Arsenvorkommen. Und der Schwarzwald weist teilweise hohe Arsenkonzentrationen auf.

 

Durch Zufall haben wir von einem Projekt im Schwarzwald erfahren, mit welchem dort anfallende arsenhaltige Gesteinsmengen behandelt und damit wieder als Baustoff eingesetzt werden können.

Wir haben bereits an das hierfür verantwortliche Ingenieurbüro in Mannheim einen Auftrag für entsprechende Versuche mit unserem arsenhaltigen Schotter in Guggenberg erteilt. Dieses Büro ist sehr optimistisch und will mit Beregnen oder Besprühen des Schotters mit einer Speziallösung das Arsen unlösbar binden.

 

Das Projekt wird von unserer Seite von Herrn Professor Weigand fachlich begleitet.

 

Dies ist für uns umso wichtiger da unser Gegner im Baumangelverfahren seine im Januar erklärte grundsätzliche Bereitschaft zum Austausch des Schotters in der DK-0-Deponie inzwischen wieder zurückgezogen hat. Für die DK-II-Deponie und die Nordböschung macht uns das Gutachten des gerichtlich bestellten Sachverständigen wenig Hoffnung, dass wir den Austausch des Schotters erreichen können.

Wir müssen also alle Erkenntnisse gewinnen und alle Möglichkeiten ausloten, die uns notfalls eine kostengünstige Lösung des Schotterproblems ermöglichen und erleichtern.

Dazu zählt auch die Behandlung des Schotters insitu, also vor Ort.

 

Wir haben daher auch ein weiteres Forschungsprojekt mit der Fachhochschule Gießen auf den weg gebracht. Dies soll uns offene Fragen beantworten und Hilfestellung bei künftigen Entscheidungen geben.

 

Unterstützt werden wir derzeit auch durch einen Praktikanten der Fachhochschule Gießen, der für fünf Monate seinen Wohnsitz in Guggenberg aufgeschlagen hat. Erste interessante Erkenntnisse,  beispielsweise zur Rücklösung des Arsens aus dem Schlamm der Pufferbecken, haben wir dieser Maßnahme zu verdanken.

Auch hier müssen wir Klarheit haben, denn das erste Pufferbecken steht im nächsten Jahr zur turnusgemäßen Reinigung und Überprüfung an.

 

Es tut sich viel, aber es ist auch noch viel zu tun und eine schnelle Lösung können wir auch heute nicht aufzeigen.

Aber Sie und insbesondere auch die Bürger von Eichenbühl können sicher sein, dass schädliche Umweltauswirkungen bisher nicht aufgetreten sind und von uns auch in Zukunft verhindert werden.

 

 

Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz nahm die Ausführungen zur Kenntnis.

 

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