Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Kreismülldeponie Guggenberg, Bericht zum Sickerwasserproblem
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 06.12.2010 NU/008/2010 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Regierungsamtsrat Röcklein erläuterte den Sachverhalt:
Mit großen Erwartungen und viel Optimismus haben wir
im August den sogenannten Sandfilter in unserer
Deponiesickerwasserreinigungsanlage mit dem Filtermaterial Bayoxide HC E 33 gefüllt.
Die ersten Wochen haben wir damit auch wunderbare Ablaufwerte erreicht, das Arsen
wurde nahezu zu 100 Prozent adsorbiert und zurückgehalten.
Ab Ende September verschlechterten sich die
Ablaufwerte und im Laufe des Oktobers mussten wir mehrfach in Fehlcharge
schalten. Seit 25. Oktober können wir kein gereinigtes Sickerwasser mehr in die
Erf ableiten, da der Grenzwert für Arsen überschritten ist.
Die letzten acht Wochen waren von zahlreichen
Aktivitäten, Laboruntersuchungen, Versuchen, Diskussionen mit unseren Beratern
Herrn Prof. Weigand und der Fa. MionTec begleitet und am 18.11.2010 haben wir
die gesamte Problematik in einer „Arsenkonferenz“ mit den Beteiligten auch
unter Beteiligung von Herrn Koch vom Labor der Mainsite erörtert.
Derzeitiger Kenntnisstand ist:
Das Sickerwasser enthält eine unbekannte Anzahl von
Stoffen, von denen nur rund 50 regelmäßig untersucht und überwacht werden.
Darunter sind auch völlig ungefährliche Stoffe wie bspw. Eisen.
Und Eisen scheint eines der Probleme zu sein. Relativ
hohe Eisenwerte im Deponiesickerwasser beeinflussen das Filtermaterial
Bayoxide, das ja auch aus einem speziellen Eisenmaterial besteht und setzen die
Poren dieses Filtermaterials zu. Die Wirkung wird offensichtlich noch durch Bakterienbewuchs
verstärkt.
Im Ergebnis hat das Filtermaterial Bayoxide damit
einen Teil seiner Wirkung verloren und die Arsenadsorption reicht nicht mehr
zur Einhaltung unseres Ablaufgrenzwertes aus. Eine Teilleistung erbringt der
Filter aber weiterhin. So wurde in der 46. Kalenderwoche der Arsenwert durch
die Anlage von 0,67 mg/l auf 0,13 mg/l Arsen reduziert.
Die Fachleute sind sich einig, dass Bayoxide
grundsätzlich geeignet ist, aber dessen Wirkung durch Störstoffe und Bakterien
aus unserem Sickerwasser und unserer Anlage deutlich reduziert wird.
Nun haben langwierige und auch vielfältige
Untersuchungen begonnen, die das Ziel haben, diese unerwünschten Einflüsse
herauszufinden und auszumerzen.
Es ist uns leider bisher trotz vielfältiger
Unterstützung durch externe Fachleute und die Fachbehörden des Freistaates
Bayern, sowie enormen Einsatz finanzieller Mittel nicht gelungen das Arsenproblem
aus dem Arsenschotter zuverlässig in Griff zu bekommen.
In Griff haben wir die Situation beim
Oberflächenwasser. Dort können wir den vereinbarten Zielwert von 0,3 mg/l Arsen
auch weiterhin problemlos einhalten.
Einen Teilstrom des Oberflächenwassers haben wir vom
08.09.2010 bis 18.11.2010 mittels einer angemieteten Pilotanlage auch unter
Einsatz von Bayoxide behandelt und dabei zahlreiche Messwerte erhalten und
Erfahrungen gesammelt.
Diese Informationen werden derzeit durch MionTec
ausgewertet.
Auf den ersten Blick scheinen uns hier die
mineralischen Feinanteile im Oberflächenwasser Probleme zu bereiten, das diese
trotz eines Vorfilters den Bayoxidefilter zugesetzt haben.
Aber auch hier gibt es Ideen die zu einer weiteren Verbesserung
führen können.
Wir können Ihnen versichern, dass wir alles tun was
den Fachleuten, den Fachbehörden und uns an Maßnahmen einfällt um das
Arsenproblem unter Kontrolle zu behalten und schädliche Umwelteinwirkungen zu
verhindern und bitten dazu auch um Ihre Unterstützung.
Kreisrat Dotzel bemerkte, das Problem Arsen sei allen
bekannt. Man habe nun enorme Kosten bei der Sickerwasserbehandlung und –
reinigung. Er schlage daher vor, den Schotter auszubauen, den Landkreis
Miltenberg im Zuge einer Ersatzvornahme die Kosten ermitteln zu lassen und
damit auf Dauer das Problem lösen und sich dann eben mit dem Verantwortlichen
um die Kosten zu streiten. Er sei dafür, eine kurzfristige Entscheidung
herbeizuführen, um Kosten zu sparen.
Landrat Schwing bestätigte, dass dies vernünftig und
sinnvoll klinge, dies aber nicht die Lösung des Problems sei. Man müsse zuerst
die rechtliche Situation klären, da sei man dabei. Das
Beweissicherungsverfahren laufe noch. Solange man hier keine Klarheit habe,
könne man so etwas nicht tun, da dies bedeute, der Landkreis Miltenberg müsse
bei den Kosten in Vorleistung treten und laufe später dem Geld hinterher. Er
bat daher auf die rechtliche Klärung zu warten. Das Gutachten müsse zuerst
ausgewertet werden. Noch in dieser Woche habe man ein Gespräch mit dem eigenen
Anwalt bezüglich der weiteren Vorgehensweise.
Kreisrat Dotzel bat in diesem Zusammenhang um
kurzfristige Information und um Behandlung in der nächsten Sitzung.
Landrat Schwing erklärte, dieses Thema sei auf jeder
Tagesordnung der Sitzungen dieses Gremiums.
Kreisrat Eppig stimmte Kreisrat Dotzel zu und fragte,
was auf Dauer die günstigste Lösung sei.
Landrat Schwing wies darauf hin, dass diese Dinge neben
der rechtlichen Geschichte im Landratsamt parallel bearbeitet werden. Das
Wichtigste sei natürlich der sichergestellte Umweltschutz. Man habe daher
zuerst einmal darauf gesetzt, die Arsenwerte unter die Grenzwerte zu bringen,
dies sei auch gelungen. Parallel habe man rechtliche Schritte eingeleitet und
nun überlege man natürlich mit den Fachleuten, welcher Weg der sinnvollste ist.
Er bitte allerdings auch um Verständnis, dass dies alles Zeit brauche und man
teilweise von anderen Experten abhängig sei. Die Sache sei allerdings in guten
Händen und es werde alles getan was möglich sei.
Kreisrat Dr. Linduschka fragte nach der Entwicklung
der Arsenbelastung und einer eventuellen Reduzierung der Werte.
Regierungsamtsrat Röcklein zeigte anhand der Grafik,
dass es leider keinerlei Veränderungen gebe. Der Gutachter gehe davon aus, dass
das Arsen im Schotter 8-30 Jahre auftrete.
Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz nahm den
Bericht der Landkreisverwaltung zur Kenntnis und unterstützt die Bemühungen der
Landkreisverwaltung zur Einhaltung des Arsengrenzwertes für die
Deponiesickerwasserreinigungsanlage.