Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Beteiligung des Landkreises Miltenberg am Zentrum für wissenschaftliche Services und Transfer (ZEWIS)
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 11.10.2010 KT/011/2010 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Verwaltungsoberamtsrat
Rüth erläuterte den Sachverhalt:
Bereits
in der Sitzung des Kreistages am 17. Mai 2010 haben wir erstmals über die
geplante Einrichtung von ZEWIS auf dem Gelände des Industriecenter Obernburg
kurz informiert. Die Hochschule Aschaffenburg hat unter Führung von
Vizepräsident Stark das Projekt ZEWIS entwickelt. Anders als Universitäten
verfügen Hochschulen über keinen akademischen Mittelbau und keine
angeschlossenen Institute, die Service und Technologietransfer übernehmen
könnten. Ziel von ZEWIS ist es, die Hochschule Aschaffenburg in die Lage zu
versetzen, eine neue Qualitätsstufe bei der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
zu erreichen. An der Entwicklung des ZEWIS -Projektes waren insgesamt 17
Professoren beteiligt.
Für
den regulären Betrieb von ZEWIS, der zunächst auf fünf Jahre ausgelegt wird,
sind nach Berechnungen der Hochschule rund 10 Millionen Euro notwendig. Wegen
den noch fehlenden haushaltsrechtlichen Voraussetzungen gibt es dafür noch
keine Förderzusage. Die Hochschule will aber noch in diesem Jahr mit dem Aufbau
ihres Technologietransfer-Zentrums beginnen. Für ein Vorlaufprojekt sind
Fördermittel von ca. 550.000 Euro in Aussicht gestellt, der Förderantrag steht
kurz vor der Genehmigung. Im Rahmen des Vorlaufprojektes werden zunächst Themen
aus den Schwerpunkten Materials (Biosensorik,
Biologische Mikrosysteme, Prüftechnik), Lasermaterialbearbeitung,
Bearbeitung von Mikrosystemen und Energieeffizienz bearbeitet.
Am
Seitens
des Wirtschaftsministeriums ist es wichtig, dass der Wirtschaftsraum vor Ort
eine solche Forschungseinrichtung nachhaltig unterstützt. Die Mainsite-Services
GmbH stellt die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung. Damit kann die bereits
vorhandene Forschungsinfrastruktur mitgenutzt werden. ZEWIS kann nicht nur ein
Innovationsmotor für die ganze Region werden, sondern wird auch eine stärkere
Verankerung der Hochschule im Landkreis Miltenberg bewirken. Wir haben mit
dieser Einrichtung einen kompetenten akademischen Ansprechpartner für
Innovation und betriebliche Fragestellungen vor Ort. Dies verbessert auch die
Verfügbarkeit an akademisch ausgebildetem Nachwuchs für die Unternehmen in der
Region.
Der
Landkreis Miltenberg unterstützt deshalb dieses Projekt auch mit einer
jährlichen Beteiligung an den Betriebskosten von 20.000 Euro.
Landrat Schwing begrüßte Prof. Dr. Stark von der
Hochschule Aschaffenburg und bat um kurze und präzise Fragen, da dieser im
Anschluss einen weiteren Termin wahrnehmen musste.
Prof.
Dr. Stark erläuterte sodann den Sachstand anhand der anliegenden Präsentation.
Kreisrat Rüth dankte Prof. Dr. Stark für seine
Leistung und die großartige Chance für die Wirtschaft am bayerischen Untermain
und die Verzahnung zwischen Hochschule, Wirtschaft und Mittelstand. Er bat
darum, auch in der Zukunft nicht locker zu lassen.
Kreisrat Dr. Steidl fragte, ob es sich bei dem größten
Anteil der 1.000 m² wirklich um Forschungseinrichtung handele.
Prof. Dr. Stark bestätigte dies und ergänzte, ca.
400.000 € werden in apparative Grundausstattung investiert.
Kreisrat Scholz fragte in Bezug auf Energieeffizienzthemen,
ob es Kooperationspartner in der Region gebe.
Prof. Dr. Stark bestätige dies ebenfalls und nannte explizit
das BMZ in Karlstein, in Bezug auf Elektromobiliät bezog er sich auf lokale
Hersteller und Energieeffizienz beziehe sich beispielsweise auf Firmen, die
sich der Beförderung mit elektrischen Maschinen befassen, die dies besonders
energieeffizient ausführen.
Kreisrat Maurer stellte die Frage, ob auch Studenten
in der Einrichtung tätig sein werden, oder eher wissenschaftliche Mitarbeiter
und Verwaltungsleute.
Prof. Dr. Stark bemerkte, ein wesentlicher Punkt für
das Zentrum sei das Masterprogramm. Im Vergleich zu anderen Hochschulen habe
man unterschiedliche Master, hier werde in einem dreisemestrigen Aufbaustudium
der Master gemacht, mehr als die Hälfte der Kreditpunkte werde über ein Projekt
erreicht.
Kreisrat Dotzel fragte Prof. Dr. Stark nach seiner
Zuversicht, ob sich das Zentrum nach der Anschubfinanzierung über fünf Jahre in
Höhe von 10 Mio. Euro zuverlässig selbst finanziere.
Prof. Dr. Stark antwortete, es sei natürlich kein
Selbstläufer. Zunächst habe man sechs Startfelder definiert und dann müsse man
zunächst Zielzahlen festlegen. An Einnahmen zähle jeder Euro, dies bedeute, es
müssten nicht zwingend Industrieeuro sein. Alles außerhalb des regulären
Hochschuletats werde als Einnahme verrechnet. Insbesondere habe man als
Hochschule natürlich das Ziel, von der Quote staatlicher Förderprogramme
herunterzukommen. Er gehe nicht davon aus, dass die staatliche Finanzierung
sich über fünf Jahre halte. Nach drei Jahren sei daher eine Bestandsaufnahme
angedacht, um die Ressourcen und Selbstfinanzierung zu überprüfen.
Landrat Schwing dankte Prof. Dr. Stark für seinen
Bericht und betonte die gemeinsame Chance, eine solch wichtige und bedeutende
Forschungseinrichtung im ICO in die Region bayerischer Untermain zu bringen.
Dafür lohne sich der monatelange Aufwand. Man könne sich nur gegenseitig viel
Erfolg wünschen.
Prof. Dr. Stark dankte ebenfalls und hoffe auf eine
verantwortungsvolle Entscheidung.
Kreisrat Michael Berninger stellte fest,
Entscheidungen wirkten auf Papier oft klein, trotzdem handele es sich um
weitreichende politische Weichenstellung, auch wenn der Betrag relativ klein
sei. Man entscheide über eine enorme Chance für die Zukunft. Zum Einen habe man
erstmals ein wissenschaftliches Forschungsprojekt im Landkreis, zum Anderen
biete es die Chance, den „Schullandkreis“ langfristig weiterzuentwickeln,
vielleicht auch zu einem „Hochschullandkreis“. Dies sei eine weitreichende
Vision, aber irgendwann fange es mit einem kleinen Schritt an. Weiterhin habe
man bei uns bereits eine sehr gute Zusammenarbeit zwischen den Firmen im
Mittelstand im Landkreis, die den Großteil der Arbeitsplätze zur Verfügung
stellen. Gerade diese Firmen stünden hinter diesem Projekt und drängen auf die
Umsetzung dieses Projektes und möchten ihren Beitrag dazu leisten. Insofern
handele es sich um einen verhältnismäßig geringen Beitrag für die
Zukunftsgestaltung. Für die Standortgemeinden Elsenfeld und Erlenbach handele
es sich um eine wichtige Entscheidung. Daher werde auch er im Stadtrat darüber
debattieren lassen, ob man nicht auch dies Projekt auf die eine oder andere
Weise unterstützen könne, da er es für weitreichend und zukunftsträchtig halte.
Natürlich müsse das Projekt auch von der Kommunalpolitik gewollt sein. Er habe
am Morgen in der CSU-Fraktion feststellen können, dass man das gemeinsam und
voll mittrage.
Kreisrat Dr. Fahn stimmte Kreisrat Berninger zu, auch
er halte das Projekt für eine tolle Sache, die auf jeden Fall unterstützungswürdig
sei. Auch in seiner Fraktion sei man einstimmig dafür. Bayern bestehe nicht nur
aus Südbayern und gerade der nördliche Raum werde oft von München
vernachlässigt. Er sei der Meinung, wenn der Bayerische Ministerpräsident quasi
die Zusage bereits gegeben habe, müsse dies auch umgesetzt werden. Dies sollte
im bayerischen Haushalt machbar sein, wenn man von gleichen Lebensbedingungen
in Bayern ausgehe. Weiterhin frage er sich, welche Beiträge von Landkreis oder
Stadt Aschaffenburg vorgesehen seien.
Landrat Schwing beantwortete, es sei von Anfang an
klar gewesen, dass ein deutlicher Beitrag der Region erwartet werde. Der größte
Beitrag komme von Seiten der Industrie durch die zinslose Überlassung der Räume
für fünf Jahre. Daher seien 20.000 € pro Jahr leistbar und er habe dies in
Aussicht gestellt, um den Zuschlag zu erhalten. Jetzt sei die richtige Zeit für
solch ein wichtiges Projekt für die Region und die Zukunft und eine einmalige
und erstmalige Chance. Alle sollten an einem Strang ziehen. Es sei eine tolle
Erfahrung, wie die mittelständische Wirtschaft hinter der Hochschule stehe. Man
habe die Chance, damit zur Hochschule der Region zu werden. Man solle kein
Wasser in den Wein gießen, sondern positiv nach vorne denken und lenken.
Kreisrat Scholz sprach für die ödp und sagte die
Unterstützung zu. Die Vorgehensweise und vorherige Zusage durch Landrat Schwing
sei völlig in Ordnung gewesen. Manchmal müsse man schnell reagieren. Es handele
sich um die erste Forschungseinrichtung im Landkreis, dies solle man sich
leisten.
Landrat Schwing verwies auf die Vorlage und die
Sitzung vom 17.05.2010, so dass jeder seit einem halben Jahr davon Kenntnis
haben müsse.
Kreisrat Dr. Linduschka gab bekannt, es gebe keinen
Zweifel daran, dass die Chancen für dieses Projekt hervorragend seien. Es müsse
allerdings möglich sein, in einem Gremium wie dem Kreistag über so etwas
sachlich zu reden und ein solches Vorhaben zu besprechen. Er halte daher die
Verfahrensweise nicht für richtig. Er habe von der Zusage aus der Zeitung
erfahren. Als Kreisrat hätte er gerne darüber mitbeschlossen, auch wenn er
natürlich zugestimmt hätte. Daher gehe es ihm um die Verfahrensweise.
Landrat Schwing wies erneut auf die letzten
Kreistagssitzungen und die Besprechungen der Fraktionsvorsitzenden hin, auch
hier sei das Thema vertieft worden. Bereits am 17.05.2010 habe er bekannt
gegeben, dass eine Beteiligung geplant sei. Auch am Ende der Ferien in der Fraktionssitzung
habe man dies besprochen. Er habe vor Ort ausdrücklich gesagt, dass der
Kreistag noch beschließen müsse, er habe der Presse nie den Beschluss, sondern
nur die Aussicht darauf mitgeteilt.
Für Kreisrat Dr. Kaiser sei die Verfahrensweise ebenfalls
wichtig, diese gehöre zur Achtung eines Gremiums. Zum Thema sagte er, natürlich
werde man der Vorlage gern zustimmen. Ein Appell sei daher gar nicht notwendig,
dies sei eine Selbstverständlichkeit. Es handele sich um eine wichtige Chance
für den Landkreis, die man nur dadurch bekommen habe, dass zu Beginn der
Gründung der Hochschule die vorgesehenen Anwenderzentren eingerichtet worden
seien. Natürlich solle Prof. Dr. Stark Anerkennung für sein Engagement
erfahren. Die Stadt Aschaffenburg habe damals bei Gründung der Hochschule von
der Bundesvermögensverwaltung die Grundstücke gekauft für 10 Mio. DM und habe
diese dem Freistaat Bayern zur Verfügung gestellt. Insofern leiste man im
Vergleich zum Gesamtvolumen einen relativ kleinen Beitrag. Wichtig sei die
Umsetzung. Er äußerte die Bitte an den Landrat und die CSU-Fraktion, nicht nur
Appelle an Gemeinsamkeit zu stellen, sondern auch gemeinsam zu handeln. Dies
sei ein gemeinsames Projekt und nicht das Projekt einer bestimmten Partei. Leider
habe die SPD keinen Abgeordneten mehr im Landtag. Alle politischen Kräfte in
der Region sollten dies unterstützen, auch nach außen, nur das verspreche
Erfolg.
Landrat Schwing antwortete, auch er habe in dieser Art
bei der internen Besprechung im ICO so argumentiert. Vielfach sei getan worden,
als sei alles in trockenen Tüchern, aber man habe noch einen weiten Weg vor
sich. Die Entscheidung fiele erst im Landtag und dazu benötige man die
Landtagsabgeordneten. Man müsse gemeinsam an einem Strand und in die gleiche
Richtung ziehen. Es gebe genug Beispiele in der Region, bei denen man
erfolgreich gewesen sei, als alle für die Region gekämpft haben und zusammen
gehalten haben. Er habe immer für ein gemeinsames Auftreten geworben.
Kreisrat Dotzel bemerkte, er gehöre nun seit 1984 dem
Kreistag an, aber dies sei eine der weitreichendsten Entscheidungen in 26
Jahren. Man habe noch nie die Chance gehabt, in den Landkreis Miltenberg eine
neue Forschungseinrichtung zu bekommen, die mit der Hochschule Aschaffenburg
gekoppelt sei. Wenn man die Chance nicht nutze, sei man selbst schuld. Aber es
liege ja eine Übereinstimmung vor. Daher hoffe er, dass alle gemeinsam diese
Verantwortung wahrnehmen. Man bilde schulisch sehr gute junge Leute aus und
viele wichtige gute Personen gingen dem Landkreis verloren, weil sie keinen
Arbeitsplatz finden. Daher hoffe er über diese Einrichtung auf die Entstehung
einer neuen Situation. Man müsse gemeinsam anpacken.
Kreisrat Dr. Steidl bemerkte, mit dem Ziel gleicher
Lebensbedingungen im Freistaat Bayern halte er die Argumentation für etwas
gefährlich, da bei uns die Lebensbedingungen und Lebensqualität bereits
überdurchschnittlich hoch seien. Natürlich gebe es in München mehr staatliche
Forschungseinrichtungen als bei uns. Die CSU-Fraktion werde sich mit aller
Kraft dafür einsetzen, dass diese Forschungseinrichtung zu uns komme.
Kreisrat Stappel bekundete, die Aufklärung über dieses
Projekt sei erfolgt und niemand könne behaupten, er habe nichts davon gewusst.
Er bemerkte, dass diese Einrichtung nicht nur in unserer Region, sondern für
unsere Region wichtig und ein Schritt nach vorne sei. Man habe nichts davon,
wenn man die Schulen auf den neuesten Stand stelle und saniere, und nun hier
etwas versäume, was zur Weiterbildung enorm wichtig sei für Landkreis und
Region. Auch im Namen des Handwerks und des Mittelstandes betonte er dies.
Kreisrätin Weitz bezog sich auf die
Fraktionssprechersitzung Ende August, wo sie Kreisrat Dr. Schüren vertreten
habe. Dort habe Landrat Schwing erwähnt, einen Förderverein zu gründen, um das
Projekt zum Laufen zu bekommen. Daher frage sie nach, ob sich hier schon etwas
getan habe.
Landrat Schwing bestätigte, dies sei eine
ursprüngliche Idee gewesen, in erster Linie an die Wirtschaft gerichtet. Man
habe dies auch an die IHK weitergeben. Entschieden sei allerdings noch nichts
und es seien auch noch keine Fäden gezogen worden. Allerdings habe er seit dem
Gespräch bei der ICO das Gefühl, es laufe in eine etwas andere Richtung. Dort
haben die mittelständischen Unternehmen mitgeteilt, mit Zuschüssen habe man
Probleme, aber man könne sich vorstellen, Projekte mit ZEWIS und Hochschule zu
machen, die dann so ausgerichtet würden, dass die Hochschule etwas verdiene. So
könne die Wirtschaft einen Beitrag zur Erhaltung von ZEWIS leisten. Er wolle
den Förderverein nicht ausschließen, glaube aber nicht mehr an diese
Entwicklung. Die Idee bestehe aber nach wie vor. Es sei allerdings noch zu früh
für die Gründung eines Fördervereines.
Kreisrat Dr. Kaiser bemerkte, man sei sich in der
Sache vollkommen einig, er zitiere aber aus zwei Artikeln des Main-Echos vom
01.08.2009 und 30.09.2009, dies sei der Stil, den er vorher moniert habe. Er
hoffe in Zukunft darauf, dass man gemeinsam an einem Strang ziehe.
Landrat Schwing stellte klar, dass Kreisrat Dr. Kaiser
mit dem Zitat bewiesen habe, dass er recht habe. Zu dem Termin in der ICO sei eingeladen
worden und er sei dort genauso Gast wie jeder andere auch gewesen.
Kreisrat Rüth bestätigte den Landrat in seinen
Ausführungen.
Auf die Rückfrage von Kreisrat Dr. Fahn auf die
Zurverfügungstellung von Bundesmitteln antwortete Kreisrat Zöller, in Absprache
mit dem Forschungsministerium werde ein Antrag im normalen Rahmen überprüft,
sofern ein Antrag vorliege.
Der Kreistag fasste einstimmig den
B
e s c h l u s s :
Der
Landkreis Miltenberg beteiligt sich ab dem Jahr 2010 für fünf Jahre mit einem
jährlichen Beitrag von 20.000 Euro an dem neu errichteten Zentrum für
Wissenschaftliche Services und Transfer auf dem Gelände des Industriecenter
Obernburg.
Landrat
Schwing schlug vor, die Beteiligung über die ZENTEXC GmbH laufen zu lassen.