Tagesordnungspunkt
TOP Ö 2: Jahresabschluss der Sparkasse Miltenberg-Obernburg zum 31.12.2009
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 26.07.2010 KT/010/2010 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing begrüßte den Vorsitzenden der
Sparkasse Miltenberg-Obernburg, Herrn Thomas Feußner sowie Herrn Philipp Ehni.
Vorstandsvorsitzender Feußner erstattete sodann anhand
der anliegenden Präsentation den Bericht zum Jahresabschluss der Sparkasse
Miltenberg-Obernburg.
Landrat Schwing dankte ihm, seinen Vorstandskollegen
und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin der Sparkasse. Jeder habe seinen
Beitrag und Mosaikstein zu diesem guten Ergebnis beigetragen. Es sei ein
schwieriges Jahr für alle gewesen, aber ein gutes Jahr für die Sparkasse. Als
Vertreter des Gewährträgers sei wichtig, dass die Restrukturierung der
Sparkasse vorankomme. Gerade in schwierigen Zeiten seien dies hervorragende
Fortschritte.
Kreisrat Scholz gratulierte zu dem vorliegenden guten
Ergebnis, gerade in einem Jahr, in dem es die Bankenbranche nicht leicht gehabt
habe. Somit habe sich die Sparkasse als stabiler Partner für alle Beteiligten
gezeigt. Er stellte die Frage, ob es provisionsähnliche Gehaltsanteile noch
gebe oder abgeschafft worden seien und erkundigte sich, ob sich die Sparkasse
im Falle von Banküberfällen um die Betroffenen kümmere. Weiterhin interessiere
es ihn, aus welchem Grund die Abschreibungen gestiegen seien und wie noch das
Engagement der Sparkasse in Bezug auf PIGS-Anleihen aussehe. Er danke natürlich
für die gute Arbeit und die Stabilität.
Vorstandsvorsitzender Feußner beantwortete seine
Fragen. Früher habe es direkte Provisionen bei Abschluss von Bausparverträgen
und Versicherungen gegeben. Dies gebe es nicht mehr. Allerdings gebe es
variable Gehaltsanteile, sogenannte Tantieme. Diese werde gezahlt auf
unterschiedliche Leistungskriterien, je nach Mitarbeiter und Aufgabenspektrum.
Beispielsweise komme auch Kundenzufriedenheit hinzu. Auf abgeschlossene
Produkte zahle man allerdings nicht mehr.
In Bezug auf Banküberfälle habe man
Krisenreaktionsteams, die betroffene Mitarbeiter sofort betreuen. Dies sei ein
schwieriges Thema, man versuche natürlich gegenzusteuern. Man habe neben den
Mitarbeitern auch spezielle Psychologen, die Behandlungen vornehmen.
Das Thema Landesbank sei in der Gewinn- und Verlustrechnung
verarbeitet. Die Zahlen der Abschreibungen kämen in erster Linie hieraus, es
sei nicht so sehr das Kreditgeschäft mit Firmenkunden, hier bewege man sich in
kleinerem Rahmen. Die stillen Beteiligungen der Landesbank seien
handelsrechtlich abgeschrieben worden, da man momentan keine Erträge generiere.
Im Kreditgeschäft gebe es daher kein Problem.
Bezüglich der PIGS-Anleihen habe man Anleihebestände
von insgesamt ca. 4 Mio. €. Auch hier sei man sauber.
Kreisrat Scherf dankte ebenfalls für den Bericht. Er
erwähnte positiv die Belebung im Baugeschäft durch energetische Sanierungen. Weiterhin
dankte er für das soziale Engagement der Sparkasse. Auf die Zahl von 64 %
Frauenanteil bei der Sparkasse fragte Kreisrat Scherf, wie hoch der
Frauenanteil in verantwortlichen Positionen (z. B. Filialleitungen) sei.
Missfallen wolle er äußern in Bezug auf Filialschließungen und dadurch dem
Absterben der Ortskerne. Seines Erachtens solle eine öffentlich-rechtliche Bank
hier unterstützen. Als Beispiel nannte er Kleinheubach und nannte es
„McDonaldisierung“ der Gesellschaft.
Vorstandsvorsitzender Feußner beantworte seine Frage
zum Frauenanteil. 75 % der Auszubildenden seien Frauen. Weiterhin habe man eine
hohe Teilzeitquote. Man bemühe sich um familiengerechte Programme. Bei den
Führungskräften habe man momentan drei männliche Vorstände, neun männliche
Bereichsdirektoren, insgesamt 16 Filialleitungen, davon sieben Frauen. Man
hätte hier gerne mehr. In diesen Positionen erwarte man allerdings mehr als
eine 38-Stunden-Woche und ein sehr hohes Engagement.
Das Thema Stilllegungen sowie Absterben von Ortskernen
sei eine anstrengende Diskussion, Am Ende des Tages habe man einen Trend zu
ziehen, und man könne sich auch als öffentlich-rechtliches Geldinstitut nicht
den Trends entziehen. Man folge den Kunden. Auch in Niedernberg gehe man
beispielsweise in die neue Ortsmitte. Es müsse an der einen oder anderen Stelle
den bedauerlichen Fortgang aus Zentren geben, die nicht mehr das pulsierende
Leben darstellen. Als Wirtschaftsunternehmen müsse man sich der Realität
stellen.
Kreisrat Dr. Linduschka lobte den offenen und
ehrlichen Umgang mit den Informationen, dies sei fair und gut. Weiterhin finde man
den Leitgedanken der FDP-Fraktion wieder. Die Wirtschaft müsse sich an
Sachgesichtspunkten orientieren und daher auch unpopuläre Entscheidungen
treffen, die öffentlich negativ erscheinen. Dies liege im Interesse aller und
es werde im Interesse der Öffentlichkeit gewirtschaftet. Er bedankte sich für
den Mut und das Durchhaltevermögen und wünsche sich auch in Zukunft einen so
offensiven Umgang.
Kreisrat Weber befragte Vorstandsvorsitzenden Feußner
nach einer möglichen Fusion mit Aschaffenburg und dem aktuellen Sachstand,
schließlich gebe es gute Gründe für Fusionen.
Vorstandsvorsitzender Feußner teilte dazu mit, auch am
bayerischen Untermain müsse man sich natürlich Gedanken über sinnvolle
Strukturen und die Zukunftsfähigkeit machen. Dies habe man getan, dieses Thema
sei auch nicht nur im Kreistag aktuell, sondern auch bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Sparkasse. Daher sei der Verwaltungsrat im letzten Jahr um
eine Entscheidung gebeten worden, da Klarheit gewünscht gewesen sei. Er stellte
klar, es habe keine Fusionsverhandlungen, sondern lediglich ein Sondierungsgespräch
im Herbst gegeben. Die Ergebnisse dieses Gespräches seien in der Weihnachtszeit
im Verwaltungsrat besprochen worden. Klar sei hier gesagt worden, dass aus
Sicht der Sparkasse Miltenberg-Obernburg eine Fusion aktuell keinen Sinn mache.
Beide Partner seien stark, die Sparkasse Aschaffenburg sei zwar größer als
Miltenberg-Obernburg, aber nicht besser oder stärker. Wenn solle es eine
„Liebesheirat“ und keine „Musshochzeit“ sein. Das starke Unternehmen Sparkasse
Miltenberg-Obernburg werde daher für die Zukunft erst einmal „stand-alone“
bleiben. Sicher sei es möglich, dass diese Thematik in einigen Jahren wieder
aktuell werde. Man sei im Moment froh, dass diese Entscheidung so klar und
eindeutig gefallen sei.
Landrat Schwing bekräftige, es handele sich
keinesfalls um eine langweilige Frage. Die Frage entscheide allerdings der
Gewährträger. Die Frage sei immer aktuell. Eine Fusion sei generell nur mit
Aschaffenburg sinnvoll. Man müsse dies allerdings in einem größeren
Zusammenhang sehen. Man habe sich in einer zweitägigen Klausur bereits mit dem
Thema beschäftigt, wo die Zukunft aussehe und wie man die Ziele und Ideen des
Landkreises Miltenberg am besten verwirklichen könne. Daher gebe es nur zwei
Möglichkeiten, die Fusion mit Aschaffenburg oder die „stand-alone“-Lösung.
Beide Sparkassen seien im Moment stark genug und eine Fusion sei daher nicht
nötig. In einigen Jahren könne man hierüber eine erneute Debatte führen.
Kreisrat Dr. Kaiser stimmte vollinhaltlich Kreisrat
Dr. Linduschka zu. Er wolle Vorstandsvorsitzenden Feußner und seinen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das höchste Lob aussprechen, in Franken als
„Passt scho´“ bekannt.
Auch wenn es bisher wohl keine sogenannte Kreditklemme
gebe – bei einem Vortrag der Nassauischen Sparkasse vor einiger Zeit habe er die
Gelegenheit gehabt, einen Vortrag des Mediators der Bundesregierung, Herrn Hans
Joachim Metternich, zu hören. Dessen zentrale These sei gewesen, die
Kreditklemme komme erst, und zwar mit dem Konjunkturaufschwung. Daher stelle er
die Frage, ob die Sparkasse darauf gerüstet sei, dass auch verstärkten
Anforderungen von Unternehmen Rechnung getragen werden könne. Weiterhin habe er
dieser Tage in der Süddeutschen Zeitung eine kleine Notiz des Verbandes der
Maschinen- und Anlagebauer lesen können, die aussage, man habe trotz Wachstum
der Aufträge noch einige Sorgen und die größte Sorge sei die Sicherung der
Liquidität.
Die Sanierung der Landesbank betreffe stark auch den
Landkreis Miltenberg in Bezug auf den vorgesehenen und von der EU
vorgeschriebenen Verkauf von Tochtergesellschaften der Bayerischen Landesbank,
z. B. frühere gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften, daher stelle er die
Frage, ob diesbezüglich Pläne für den Notfall vorliegen und ob Möglichkeiten
bestehen, dass Kommunen einsteigen würden.
Bezüglich einer vorliegenden schriftlichen Anfrage der
Gruppierung ödp/BLU richtete Kreisrat Dr. Kaiser seine Frage an Kreisrat
Scholz, ob die Frage zurückgezogen worden sei oder noch beantwortet werde.
Landrat Schwing wies direkt darauf hin, dass weder der
Vorstandsvorsitzende Feußner noch er selbst Fragen zu Einzelengagements
beantworten dürfen. Außerdem habe dies mit der Bilanz nichts zu tun.
In Bezug auf den Verkauf von Gesellschaften habe man
keine neuen Informationen. Die Anzahl der Wohnung sei so hoch, ein Einstieg von
Landkreis oder Kommunen sei daher undenkbar.
Vorstandsvorsitzender Feußner ergänzte die Ausführung
mit der Behandlung der Frage, ob Sparkassen hier einsteigen könnten. Aus Sicht
der Sparkasse sei dies unmöglich, da die Sparkasse weder das Kerngeschäft noch
die Kompetenz dafür habe, Wohnung aufzukaufen. Dies betreffe alle Sparkassen.
Diese wirtschaftspolitische Herausforderung sei keine Aufgabe einer
Sparkassenorganisation.
In Bezug auf die Ausführungen zum Kreditmediator teile
er nicht ganz die Einschätzungen von Kreisrat Dr. Kaiser. Aus Sicht der
Verbandsebene (sowohl die Sparkassenverbände als auch die
Genossenschaftsverbände) entfalte dies kaum eine Wirksamkeit. Den praktischen
Mehrwert halte er für sehr gering. Im Übrigen sei dies auch ein Thema in
Spitzenverbänden von Handwerk, IHK, etc.
Weiterhin gebe es das Problem der Prozyklizität von Basel
II, werden Bilanzen schlechter, werde das Rating schlechter, und so werde es
teurer für die Kunden, Kredite zu bekommen. Dies sei ein Auswuchs von
politischen Entscheidungen, die man nicht beeinflussen könne. Damit werde es
nicht unbedingt leichter.
Da das Thema der Maschinen- und Anlagenbauer in der
Region eine Bedeutung habe, habe man sich natürlich auch hiermit beschäftigt.
Die genannten Sorgen betreffen allerdings eher die größeren Verbände, mit den
kleineren habe man aus Sicht der Sparkasse keine Probleme. Im Zuge von
Gegensteuerungsmaßnahmen und Stresstests könne er versichern, dass in unserer
Region, auch wenn die Bilanzen noch ein Stück weit schlechter werden sollten,
in der Größenordnung keine Probleme haben werden. In den größeren Sektionen
werde es Probleme geben, was auch am großen Anteil der Landesbank an Volumina in
der Finanzierung liege. Dies werde eine mittlere Sparkasse nicht auffangen
können. Man rede hier von Kreditvolumina jenseits von 100 Mio. €.
Er wiederhole die klare Aussage nochmals, man stehe
bereit für die kommenden Kreditthemen, man werde hoffentlich
Liquiditätsfinanzierung bekommen. Das Kerngeschäft liege im Verkauf von
Krediten. Bei allen Problemen mit Basel II sehe man für unsere Region kein
Problem.
Kreisrat Stappel dankte im Namen der Fraktion Neue
Mitte Vorstandsvorsitzenden Feußner für seine offiziell und korrekt
vorgetragenen Ausführungen. Das positive Ergebnis dieses Geschäftsberichtes
bringe etwas Sicherheit in die Region. Die Fehler der Landesbank seien leider
auf die Hausbanken übertragen worden. Wenn man als Sparkasse etwas für die
Öffentlichkeit tun wolle, könne man nur öffentlich und ehrlich zu den Kunden
sein.
Er sei weiterhin beruhigt, dass das Thema Fusion für
die nächsten Jahre vom Tisch sei. Auch ein kleines Unternehmen könne sehr
erfolgreich arbeiten. Er sprach nochmals seinen Dank an das ganze Gremium der
Sparkasse. Die Aussagen zum Kreditvolumen hätten ihn beruhigt. Er sei sicher,
dies werde durch die aufsteigende Wirtschaft in Anspruch genommen. Er bedankte
sich für die gute Zusammenarbeit und wünschte viel Erfolg.
Kreisrat Dr. Fahn dankte im Namen der Freien Wähler
für den Bericht und bestätigte uneingeschränkt das Lob des Kreisrates Dr.
Linduschka. Er finde die Lösung in Sachen Fusion gut und richtig. Durch die
gute Geschäftspolitik der Sparkasse Miltenberg-Obernburg sei die
„stand-alone“-Lösung gut für die nächsten Jahre.
Kreisrat Frey ging noch einmal auf die Frage von
Kreisrat Dr. Kaiser in Bezug auf den vorliegenden Antrag der ödp/BLU ein.
Diesbezüglich sei man nun überzeugt, dass es nicht sinnvoll sei, diesen
Themenkomplex am heutigen Tage und in diesem Gremium zu erläutern.
Kreisrat Andre dankte ebenfalls und ergänzte, da er
sich fast allen Wortmeldungen anschließen könne, stelle er fest, dass man am heutigen
Tage eine Allparteien-Koalition in Bezug auf die Sparkasse habe.