Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Interessensbekundung der ARGE Landkreis Miltenberg zur "Bürgerarbeit" - Unterstützung des Antrages und finanzielle Unterstützung des Projektes
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 17.05.2010 KT/009/2010 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing begrüßte Herrn Opolka, Geschäftsführer
der ARGE Landkreis Miltenberg. Er wies darauf hin, dass die „Miltenberger
Arbeit“ (MIA) zum Zeitpunkt der letzten Kreistagssitzung eingestellt wurde und
sich der Landkreis Miltenberg bereits bereiterklärt hatte, ein eventuelles
neues Projekt selbstverständlich zu unterstützen und zu helfen.
Herr Opolka, Geschäftsführer der ARGE Landkreis
Miltenberg, erläuterte folgenden Sachverhalt und die Interessensbekundung zur
„Bürgerarbeit“ anhand anliegender Präsentation:
Mit
Bekanntmachung vom 19. April 2010 startete das BMAS ein
Interessensbekundungsverfahren zur Durchführung von Modellprojekten zur
Erprobung von „Bürgerarbeit“. Diese Ausschreibung richtete sich an alle bundesdeutschen
Grundsicherungsstellen. 33.000 Bürgerarbeitsstellen sollen bundesweit
geschaffen werden, dafür stehen 1,3 Mrd. € aus Bundes- und Bundes-ESF-Mitteln
zur Verfügung. Mit der Bürgerarbeit sollen gemeinnützige zusätzliche Arbeiten
erledigt werden Der Bürgerarbeiter arbeitet wöchentlich 30 Std. (Stellen werden
auch in Teilzeit angeboten) und erhält einen Std. Lohn in Höhe von 7,50 €. Die
Förderperiode umfasst einen Zeitraum von drei Jahren (2011-2013). Zuschüsse zum
Arbeitsentgelt und zum Sozialversicherungsaufwand werden in Höhe von mtl. 1.080
€ gezahlt, so dass der Eigenaufwand für einen Arbeitgeber, der einen
Bürgerarbeiter beschäftigt, maximal bei 100 € mtl. liegt. Während diese
Zuschussgelder zusätzlich zur Verfügung gestellt werden, und den
Eingliederungstitel der ARGE nicht belasten, verlangt das BMAS eine Vorschaltmaßnahme
(Juli 2010 bis Dezember 2010), in der mindestens 500 Kunden der Grundsicherungsträger
intensiv aktiviert werden, ebenso ein die Bürgerarbeit begleitendes Coaching
mit dem dauerhaften Bemühen, die Bürgerarbeiter in den ersten Arbeitsmarkt zu
integrieren.
Da
die ARGE Landkreis Miltenberg bereits sehr gute Erfahrungen mit der „Miltenberger
Arbeit (MIA)“ sammeln konnte, in der die Grundgedanken der jetzt einzuführenden
Bürgerarbeit bereits verankert waren, möchte sich die ARGE gerne an dem
Interessensbekundungsverfahren beteiligen, um auch den Kunden der MIA nach dem
schmerzlichen Aus dieses gut angenommenen Projektes eine Alternative zu bieten.
Der
Interessensbekundung der ARGE Landkreis Miltenberg liegt ein in den letzten
Tagen ausgearbeitetes Konzept zugrunde, das im zweiten Halbjahr 2010 eine
Aktivierung von 600 Kunden mit komplexen Profillagen und Förderprofillagen
vorsieht. In einem Team mit einem Projektleiter und sechs Coaches erfolgt für
diese 600 Kunden nochmals ein intensives Profiling/Standortbestimmung. Danach
folgen durch dieses Team parallel Vermittlungsbemühungen auf dem ersten
Arbeitsmarkt (bis hin zur assistierten Vermittlung) und Qualifizierungen
(sowohl beruflich als auch persönlichkeitsorientiert). 120 der 600 Kunden
sollen bis zum Jahresende in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden, die
anderen sollen zumindest Integrationsfortschritte machen und 60 münden
letztendlich ab Januar 2011 in die Bürgerarbeit. Diese groß angelegte
Aktivierungsphase finanziert die ARGE komplett aus dem Eingliederungstitel
2010. Dies wurde dadurch möglich, dass die Haushaltssperre vor einigen Tagen
aufgehoben wurde und diese notwendigen Gelder nun zur Verfügung stehen.
Ab
2011 wird das Projektteam auf eine halbe Projektleiterstelle und zwei Coaches
reduziert. Dieses Team hat dann die Aufgabe, die 60 Bürgerarbeiter und die 120
in den ersten Arbeitsmarkt Integrierten nachgehend und berufsbegleitend zu
coachen, um die Nachhaltigkeit der Integrationen zu gewährleisten. Auch soll
das Team versuchen, die Bürgerarbeiter in reguläre Beschäftigungen auf dem
ersten Arbeitsmarkt unterzubringen, und die Bürgerarbeitsplätze wieder mit
„Nachrückern“ zu besetzen.
Dieses nachgehende Coaching ist – wie die vor
geschaltete Aktivierungsphase - nicht Bestandteil der zusätzlichen Förderung
und muss aus dem Haushalt der ARGE bezahlt werden. Die Kosten belaufen sich
(inkl. Sachkosten) voraussichtlich auf 130.000 bis 150.000 € jährlich. Nachdem
damit zu rechnen ist, dass ab 2011 die Verwaltungskosten in der ARGE durch die
Neuorganisation SGB II ansteigen werden, und das Gesamtbudget für die
Grundsicherungsträger wegen der Sparmaßnahmen der Bundesregierung geringer ausfallen
wird, wäre es zu begrüßen, wenn sich der Landkreis an den laufenden Kosten des
begleitenden Coachings in den Jahren 2011, 2012 und 2013 mit jeweils 50.000 €
beteiligen könnte. Diese Bereitschaft wäre sicherlich auch ein weiterer
Pluspunkt im Auswahlverfahren der bundesweit eingereichten
Interessensbekundungskonzepte. Bei der Umsetzung des Konzeptes könnte der Kreis
im Gegenzug einen sicherlich sechsstelligen Betrag jährlich an KdU einsparen,
da ein Großteil der 60 Bürgerarbeiter aus dem Leistungsbezug herausfallen
würde. Außerdem stellte der Landkreis 2010 einen Betrag in Höhe von 200.000 €
für die MIA bereit, der nur zu 50.000 € abgerufen wurde.
Landrat Schwing dankte Herrn Opolka und fügte hinzu,
dass gerade die ARGE Landkreis Miltenberg aus der Vergangenheit als innovativ
und schnell bekannt sei, wenn es darum gehe, neue Projekte zu akquirieren. Er
erwähnte vorhergehende Projekte und die gute Vorarbeit. Man brauche viel Glück
und Überzeugungskraft für den Zuschlag, er glaube aber an gute Chancen.
Außerdem sei die Unterstützung des Landkreises Miltenberg ein Signal an die
Entscheidungsträger der Vergabe.
Kreisrat Ritter fügte hinzu, dass er sich dieses
Programm ebenso hervorragend im Sportbereich vorstellen könne. Hier gebe es
eine permanente Not speziell bei der Sportplatzbearbeitung und den Arbeiten in
den Turnhallen.
Kreisrat Andre dankte ebenfalls Herrn Opolka für seine
Ausführungen, man sei gewohnt, dass die ARGE Landkreis Miltenberg nicht nur gut
vermittele, sondern auch sehr kreativ im Suchen nach Möglichkeiten für die
schwierigen Fälle sei. Das Ende der MIA habe alle sehr bestürzt. Die ARGE
Landkreis Miltenberg habe aber bereits einen Tag vor der Haushaltsberatung
AmigA ins Leben gerufen. Er danke daher für den schwierigen, aber notwendigen
Job. Daher sei eine Beteiligung des Landkreises Miltenberg notwendig. Er wünsche
viel Glück und Erfolg für die Genehmigung und die Umsetzung.
Kreisrat Dr. Schüren erwähnte seine Haushaltsrede, in
der er bereits die Zeit des Sparens nannte. Aber hier handele es sich um eine
Form des sehr intelligenten Sparens, da es um eine wichtige sozialpolitische
Maßnahme ginge, die zwar zunächst einmal Geld koste, aber dann mit hoher
Wahrscheinlichkeit nicht nur das Geld einspiele, sondern eventuell noch
zusätzliche Mittel frei mache. Der entscheidende Aspekt sei, dass man mit
dieser Maßnahme dazu beitrage, dass Menschen ohne Arbeit wieder in Arbeit
kommen. Auch mit einer Sparanstrengung ließe sich so ein wichtiges Ziel
verbinden. Daher werde die Fraktion der SPD diese Maßnahme selbstverständlich
mit vollster Zustimmung unterstützen.
Kreisrat Scholz unterstützte ebenso für die Fraktion
der ödp den Antrag, erst recht nach den Sorgen zum Ende der MIA. Es gehe um die
Menschen, die in Not seien, daher sei das Projekt sehr wichtig. Allerdings
stellte er die Fragen, ob die Zahlen (120 Kunden) realistisch seien, wie die
Zahlen- und Erfahrungswerte der MIA gewesen seien und ob die personellen
Ressourcen für 600 Kunden ausreichend seien.
Kreisrat Scherf lobte die schnelle Reaktion, in acht
Arbeitstagen ein solches Projekt auszuarbeiten. An der Bildung und Integration
von Menschen dürfe nicht gespart werden. Da die MIA bereits erfolgreich war,
hoffe er natürlich auf eine Förderung dieses Konzeptes.
Kreisrat Schötterl schloss sich ebenfalls den Vorrednern
an und sprach für die Fraktionen der Freien Wähler und der FDP die gemeinsame
Zustimmung aus. Es handele sich um eine Rendite in sozialer und
finanzpolitischer Hinsicht.
Kreisrat Stappel stimmte zu, dass es sich um ein gutes
Konzept handele und die Fraktion Neue Mitte dies befürworten werde. Wenn man
allerdings von Unterstützung spreche, müsse man beachten, dass dies nur mit
einer ebenfalls steigenden Wirtschaft funktionieren könne. Man könne nur
Arbeitsplätze schaffen, wenn die Wirtschaft welche brauche. Das Konzept sage
aus, dass jeder, der in diesem Programm integriert werde, auch eine Chance auf
einen Arbeitsplatz erhalte.
Herr Opolka bedankte sich für die Unterstützung und
beantwortete die angefallenen Fragen. Auf Kreisrat Ritters Anfrage erwiderte
er, dass der Sportbereich natürlich mit eingebunden werden könne, allerdings könne
nicht der Großteil der 60 Bürgerarbeitsplätze auch im Sportbereich angesiedelt
werden. Es gebe sicherlich viele Bürgermeister, die Bürgerarbeitsplätze
schaffen wollen. Weiterhin beantwortete er die Fragen von Kreisrat Scholz. Der
Arbeitsmarkt im Landkreis Miltenberg sei momentan sehr gut und dies stimme
optimistisch. Er belegte dies mit Zahlen: Im letzten Jahr wurden bis zum Monat
April 216 Personen in Arbeit integriert; in diesem Jahr seien dies bereits 307
Personen. Im April 2010 seien 107 Personen in den Arbeitsmarkt gebracht worden.
Daher werden die angestrebten 120 Personen durch intensive Betreuung ebenfalls
möglich sein. Die Betreuung dieser Personen durch sechs Vermittler sei
ausreichend (Schlüssel 1:100), und wird intensiv möglich sein. Im Projekt sei
es möglich, die Kunden mindestens einmal im Monat zu sehen und ein intensives
Gespräch zu führen und sich Zeit zu nehmen.
Sodann
fasste der Kreistag einstimmig folgenden
B
e s c h l u s s :
Sollte die ARGE Landkreis Miltenberg für die
Bürgerarbeit Bayerischer Untermain ausgewählt werden, beteiligt sich der
Landkreis Miltenberg mit einer Co-Finanzierung in den Jahren 2011 bis 2013 mit
jährlich 50.000 €, insgesamt 150.000 €.