Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2010 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 25.03.2010 KT/008/2010 |
Beschluss: | mehrheitlich beschlossen |
Abstimmung: | Nein: 4 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat
Schwing führte zum Haushalt 2010 Folgendes aus:
Meine
lieben Kolleginnen und Kollegen,
die
Ökonomie bildet die Grundlage allen politischen Handelns hat der frühere
amerikanische Präsident Bill Clinton einmal festgestellt. Deshalb ist der
Haushaltsplan 2010 mehr als ein Zahlenwerk. Er ist die Basis dafür, was wir
tun. Er formuliert, wie wir uns die Zukunft vorstellen, er enthält unsere
politischen Ziele. Bevor ich mich dem Jahr 2010 zuwende, möchte ich noch einmal
kurz zurückblicken. Bei den letzt jährigen Haushaltsberatungen, die auch schon
von den Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt waren,
habe ich meine Vorstellungen so beschrieben:
Haushaltssituation
2009
„Wir
versuchen, die „Quadratur des Kreises“. Mittelfristig soll die Verschuldung
unter die Schwelle von 40 Mio. Euro sinken. Gleichzeitig werden die hohen
Investitionen beibehalten. Wir profitieren zusätzlich vom Konjunkturprogramm II
des Bundes. Daneben wird weiterhin das Ziel einer stabilen Kreisumlage
verfolgt. Damit schaffen wir Spielräume für die nächste Generation und verbessern
unsere Infrastruktur vor allem bei Bildung und Soziales. Als Nebeneffekt, der
nicht zu unterschätzen ist, sichern wir Arbeitsplätze.“
Diese
Ziele konnten wir im abgelaufenen Jahr auch weitestgehend umsetzen. Die
Verschuldung ist auf 46, 3 Millionen Euro trotz einer hohen Investitionsquote
gesunken. Damit haben wir in den vergangenen drei Jahren einen Schuldenabbau
von fast 10 Millionen Euro verwirklicht. Damit konnten wir Freiräume für die
kommenden Jahre schaffen. Ohne dabei aus dem Auge zu lassen, dass dieser Schuldenstand
immer noch zu hoch ist.
So
gesehen erscheint der Haushalt 2010 unproblematisch, wenn man sich bei der
Bewertung auch nur auf dieses Jahr bezieht.
Aber
die Finanzprognosen sind, und das wissen Sie auch alle, eher düster als ermutigend.
Die Folgen der globalen Krise werden wir nachhaltig zu spüren bekommen. Deshalb
haben wir bereits bei dem an und für sich unspektakulären Haushalt 2010
begonnen gegenzusteuern.
Wir
haben dabei die Ausgaben- wie die Einnahmeseite berücksichtigt. Dazu gehören
natürlich zu allererst unsere Umlagezahler. Es hat sich ausgezahlt, dass wir
bereits 2008 und 2009 den Kreisumlagesatz trotz intensiver Wünsche nicht
senkten. Damit können wir auch in diesem Jahr den Hebesatz unverändert bestehen
lassen.
Mir
ist bewusst, dass die Kreisumlage für unsere Kommunen einer der größten
Ausgabepositionen darstellt. Aber wir haben „kommunalfreundlich“ kalkuliert.
Und bei aller Diskussion um die Kreisumlage sollte eines nie außer acht
gelassen werden: Alle Maßnahmen des Landkreises, die mit diesen Geldern
finanziert werden, kommen allen Bürgerinnen und Bürgern und damit auch den
Gemeinden wieder zugute.
Dieser
„interkommunale Finanzausgleich“ trägt damit insgesamt zur Stärkung unserer
Kommunen und des Landkreises bei. Es lohnt sich deshalb nicht, über die Höhe
des Umlagesatzes zu streiten, sondern gemeinsam darauf zu achten und dafür zu
arbeiten, dass wir gemeinsam die richtigen Angebote und Maßnahmen für unsere
Bürgerinnen und Bürger anbieten bzw. ergreifen.
Ich
möchte an dieser Stelle erinnern an unser Symposium 2020 - Zukunftsperspektiven
Landkreis Miltenberg vom Oktober des vergangenen Jahres. Wir werden im Juli in
einer gemeinsamen Klausurtagung mit den Bürgermeistern weiter an dieser Aufgabe
und der richtigen Rollenverteilung arbeiten.
Im Etat wurden auch Ausgabenkürzungen vorgenommen. Die
Ausgaben im Bauunterhalt wurden um 300.000 Euro vermindert. Ferner wurde die
Generalsanierung der Main-Limes-Realschule in Obernburg verschoben. Insgesamt
handelt sich bei den Investitionen um eine Summe von 2 Millionen Euro.
Zu verkraften haben wir auch Mehrausgaben, besonders
im Sozialbereich. Die Erhöhung im Haushalt „Sozialhilfe/Grundsicherung für
Arbeitssuchende“ ist vor allem auf den Hartz IV-Bereich zurückzuführen. Hier
wird in 2010 noch einmal mit einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen und damit
der Ausgaben gerade für den kommunalen Bereich gerechnet. In Orientierung an
der Prognose der Bundesagentur musste der Bruttoausgabenansatz um 18,1 % (1,3
Mio. €) erhöht werden.
Ob und in welchem Umfang auch im Jahr 2011 noch einmal
eine Erhöhung veranschlagt werden muss, hängt maßgeblich auch davon ab, welche
Konsequenzen der Bundesgesetzgeber nun aus dem Urteil des
Bundesverfassungsgerichts vom
Ein klares Signal senden wir auch mit der Beibehaltung
des Ansatzes von 200.000 Euro für die Miltenberger Arbeit. Ich bedauere die
verhängte Haushaltssperre aus Berlin und die damit verbundenen Folgen. Ich
hoffe, dass es der ARGE gelingt, ein entsprechendes Nachfolgeprojekt zu
starten, welches wir dann mit unterstützen können.
Zum
Ausgleich des Haushaltes werden 3, 1 Millionen Euro liquide Mittel, d.h. der
Rücklage entnommen. Der Haushalt 2010 ist damit schon vom Leitsatz geprägt:
„Wir erfüllen nur die Pflicht und nicht die Kür.“
Bürgerschaftliches
Engagement
Und
im Rahmen dieser Pflicht setzen wir auch wichtige Eckpfeiler für die Zukunft.
Dazu gehört auch die Einrichtung des Koordinierungszentrums Bürgerschaftliches
Engagement. Denn zur Erfüllung aller gesellschaftlich wichtigen Aufgaben und
Funktionen und zum Erhalt unserer hohen Lebensqualität wird es ohne das Ehrenamt
nicht gehen. Ich verweise hierzu u. a. auf den SPD-Oberbürgermeister der Stadt
Nürnberg Ulrich Maly, der dies am Dienstagabend bei einer Veranstaltung des
Bayerischen Rundfunks öffentlich unterstrich.
Im Landkreis Miltenberg gibt es in den verschiedensten
Bereichen und unterschiedlichsten Formen ein sehr intensives und breitgefächertes
ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement innerhalb und außerhalb von
Verbänden, Vereinen und Gruppen. Dennoch gibt es auch jetzt bereits schon
teilweise erhebliche Probleme bei der Besetzung von Vorstandsämtern, bei der
Gewinnung von Trainern und Betreuern und/oder der Rekrutierung von Neumitgliedern,
und zwar nicht nur im sozialen, kulturellen, musischen und sportlichen Bereich,
sondern auch im Bereich Umwelt, Rettungsdienst und Feuerwehr.
Dieses wird sich in den nächsten Jahren und
Jahrzehnten aufgrund der demographischen und wirtschaftlichen Veränderungen in
unserem Landkreis mit einem Bevölkerungsrückgang zwischen 3 und 6 % und
weitreichenden Veränderungen in der Berufs- und Arbeitswelt noch weiter
fortsetzen und auch bei uns Vereine und Gruppen in ihrer Arbeit und in ihrem
Wirken, aber auch in ihrem Bestand und in ihrer Existenz ernsthaft gefährden.
Das
vom Landkreis geplante und vom Freistaat Bayern für drei Jahre geförderte
Koordinierungszentrum Bürgerschaftliches Engagement soll dieser Entwicklung
entgegenwirken und hier Abhilfe schaffen.
Das geplante Koordinierungszentrum ist eine sinnvolle,
überaus wichtige und vor allem auch äußerst nützliche Investition in die
Gegenwart und vor allem auch in die Zukunft unseres Landkreises.
Die jährlichen Gesamtkosten in Höhe von 57.000 Euro –
abzüglich der jährlichen Förderung des Freistaates Bayern in Höhe von 12.000
Euro für die ersten drei Jahre – werden sich mehr als rechnen und schnell
amortisieren.
Der ausgeführte Nutzen und die genannte monetäre
Wertschöpfung rechtfertigen aus meiner Sicht unseren finanziellen Einsatz und unser
diesbezügliches Engagement voll und ganz.
Techniker für Gebäudewirtschaft
Zur wirtschaftlichen Verwaltung zählt auch ein
optimiertes Gebäudemanagement. Auch hier streben wir Neuerungen an. Aber ich
kann alle beruhigen, die möglicherweise eine Stellenmehrung befürchten. Wir
werden diese Stelle des Technikers für Gebäudewirtschaft erst dann besetzen,
wenn wir ein schlüssiges Konzept haben und, das ist entscheidend: Eine
vergleichbare Stelle im Hause frei wird oder nicht nach besetzt wird. Heute
wird aber, und da möchte ich Sie beruhigen, darüber keine Entscheidung
getroffen.
Düstere
Prognosen für Zukunft
Die
nächsten Jahre werden auch für uns im Landkreis sehr schwierig werden. Die
Dimension wird 2011 viel größer werden als in den Krisenjahren 2003 – 2005. In
diesem Zeitraum (also über drei Jahre) sank die Umlagekraft der kreisfreien
Städte und Landkreise in Bayern um 793 Millionen Euro. Alleine 2011 wird die
Umlagekraft um 985 Millionen zurückgehen, davon entfallen auf die Landkreise
494 Millionen Euro. Was bedeutet dies für den Landkreis Miltenberg? 2011 wird
die Umlagekraft um 2,5 Millionen Euro und 2012 sogar um 12 Millionen Euro
zurückgehen.
Wir
gehen 2011 von einer Erhöhung der Bezirksumlage aus. Wir rechnen mit einem
weiteren Rückgang der Schlüsselzuweisung von ca. 1 Million Euro und einer
Steigerung der Hartz IV Leistungen um rund 800.000 Euro. Also reden wir hier
schon von Veränderungen in Höhe von ca. 2,8 Millionen Euro. Dies sind zunächst
nur Schätzungen, die aber mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten werden.
„Die
Finanzausstattung muss deshalb winterfest gemacht werden.“ Dieser Forderung vom
Präsidenten des Deutschen Landkreistages Landrat Hans Jörg Duppre´ kann ich
mich nur anschließen. Ich appelliere deshalb mit Blick auf die bevorstehende
Gemeindefinanzkommission die kommunale Finanzausstattung systematisch und
konjunkturunabhängig zu stärken.
Konkret
bedeutet dies, dass es unbedingt zu Entlastungen kommen muss. In den
Kreishaushalten sind inzwischen mittlerweile 70 bis 80 % der Ausgaben für soziale
Leistungen gebunden. „Das nimmt uns die Luft zum Atmen“. Rund zwei Drittel
aller Sozialausgaben in Deutschland tragen Landkreise und höhere Kommunalverbände
– bei uns die Bezirke, 30 % die kreisfreien Städte und nur knapp 5 % die
kreisangehörigen Gemeinden.
Es
muss daher verhindert werden, dass die Sozialausgaben der örtlichen und
überörtlichen Träger wie in den zurück liegenden Jahren um jährlich 250 – 300
Millionen Euro steigen. Der Freistaat Bayern ist aufgerufen, über den Bundesrat
dem Bund Einsparvorschläge zu unterbreiten, um bereits jetzt notwendige
Veränderungen bei der Eingliederungshilfe, der Pflege, der Jugendhilfe und der
Grundsicherung im Alter bzw. bei Erwerbsunfähigkeit zu diskutieren. Die
Rechtsbestimmungen des sozialen Leistungsrechts müssen auf die finanzielle
Leistungsfähigkeit der Kommunen Rücksicht nehmen. Es muss sichergestellt sein,
dass wirklich nur „Bedürftige einen Leistungsanspruch“ haben.
Neuorganisation
SGB II
Spannend
wird in diesem Zusammenhang auch die Frage der SGB II Neuorganisation. Am
vergangenen Wochenende hat sich eine interfraktionelle Arbeitsgruppe von Bund
und Ländern in zentralen Fragen zur Neuorganisation geeinigt. Gestern ist diese
zwischen den einzelnen Parteien auch abgestimmt und abgesegnet worden. Die Zahl
der Optionskommunen soll von 69 auf 110 erhöht werden. Anstelle der geplanten
Bundesaufsicht ist ein einheitliches Zielvereinbarungs- und Kontrollsystem vorgesehen.
Das
Wir
werden zu einem späteren Zeitpunkt auch entscheiden müssen, ob wir uns für eine
Option bewerben möchten. Ein Antrag müsste erst zum Ende des Jahres gestellt werden.
Wegfall
GVFG-Mittel
Weitere
Belastungen durch die Föderalismusreform bzw. durch Einsparungen des Bundes und
der Länder wird es durch den Wegfall der GVFG - Mittel (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz)
geben. Im Zuge der Föderalismusreform ist das GVFG zum
Was
bedeutet dies nun? Förderprojekte laufen in der Regel über mehrere Jahre.
Bereits jetzt sind Mittel in den Haushaltsprogrammen über 2013 gebunden und
eingeplant. Die Kommunen und auch der Landkreis brauchen Planungssicherheit.
Eine Alternativfinanzierung muss unbedingt gewährleistet werden. Denn sonst
sind negative Auswirkungen für uns im ländlichen Raum unabweisbar. Auch der
Öffentliche Personennahverkehr wäre hiervon betroffen.
Fazit
Wir
stehen an einem Scheideweg. Ein „Weiter so“ kann es nicht geben. Wir müssen
unsere noch vorhandenen Spielräume intelligent nutzen, um in wirtschaftlich
enger werdenden Zeiten weiter handlungsfähig zu bleiben. Ausgabendisziplin und
der Wille zur Sparsamkeit von allen sind jetzt gefragt und sind das Gebot der
Stunde. Dazu sind wir alle aufgefordert. Norbert Blüm, der langjährige
Bundesminister für Arbeit und Soziales hat dies einmal schön formuliert: “Alle
wollen den Gürtel enger schnallen, aber jeder fummelt am Gürtel des Nachbarn
herum.“ Fangen wir also bei uns damit an.
Der Dank an den Kämmerer Kurt Straub folgt jetzt.
Er hat das Zahlenwerk nicht nur wieder professionell aufbereitet, sondern stand
allen Fraktionen und Gruppierungen, auch für ausführliche Beratungen, zur
Verfügung, so dass heute jede und jeder guten Gewissens seinem Zahlenwerk
zustimmen kann.
Die
Mitglieder des Kreisausschusses hat er offensichtlich größtenteils überzeugt.
Mit einer Gegenstimme haben sie dem Kreistag empfohlen, den Haushalt 2010 zu
verabschieden. Genau darum bitte ich Sie jetzt auch.
Kreisrat Andre, Fraktionsvorsitzender der CSU, führte
Folgendes aus:
Liebe
Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Landrat,
dass die diesjährigen
Haushaltsberatungen verhältnismäßig ruhig und in relativ großer Einmütigkeit
über die Bühne gegangen sind, verdanken wir wohl der Tatsache, dass der
Haushalt 2010 der letzte in einer Reihe von finanziell guten Jahren sein wird.
Oder anders ausgedrückt: Es kommen schwere Zeiten auf uns zu. Schon jetzt
wissen wir, dass sich 2011 unsere Umlagekraft wegen des Rückgangs bei den Schlüsselzuweisungen
der Gemeinden um 1,5 Mio. und bei der Gewerbesteuer um 2,7 Mio. verringern
wird. Richtig düster wird es 2012, wenn wir zu einem weiteren Rückgang der
Gewerbesteuer ein Minus von mehr als 10 Mio. bei der Einkommensteuer zu
verkraften haben. Falls sich bis dahin Leistungen bei der Sozialhilfe, bei
Hartz IV und der Grundsicherung sowie die Bezirksumlage weiter nach oben
entwickeln, muss man sich schon jetzt große Sorgen machen.
In dieser Situation ist es beruhigend,
einen guten Steuermann an Bord zu wissen. Unser Dank gilt deshalb unserem
Kämmerer Kurt Straub, der ein Werk zusammengestellt hat, in dem sich unter den
gegebenen Umständen die große Mehrheit dieses Hauses wiederfinden kann und das
schon die nächsten Jahre ins Blickfeld rückt. Ihm ist es auch gelungen, bei
seiner mit Geduld und umfassender Fachkenntnis absolvierte Erläuterungstour im
Vorfeld der Haushaltsberatungen das Bewusstsein für die schwierige Finanzlage
zu schärfen. Zu danken haben wir auch unserem Landrat Roland Schwing und allen
Bediensteten des Landkreises - ob in diesem Haus oder an anderen Stellen -,
weil sie auch 2009 wieder wirklich gute Arbeit
geleistet und Dienstleistungen für unsere Bürger von hoher Qualität
erbracht haben.
Im Vergleich zu dem, was auf uns
zukommt, ist der Haushalt 2010 also relativ unproblematisch. Dies verdanken wir
einer unerwartet hohen Steigerung der Umlagekraft um 4,3%, was uns bei
gleichbleibendem Hebesatz eine Mehreinnahme von 1,877 Mio. bei der Kreisumlage
beschert. Da diese aber bei weitem nicht ausreichen, um die zu erwartenden
Mehraufwendungen vor allem bei der Bezirksumlage und im Teilhaushalt Gesundheit
und Soziales und die Wenigererträge in den Bereichen Schlüsselzuweisungen und
Gebühren auszugleichen, ergibt sich im Finanzplan ein Fehlbetrag von 3,124 Mio.
Dieser kann über die liquiden Mittel, d.h. durch eine Verminderung der
Rücklagen gedeckt werden, so dass an eine Erhöhung der Kreisumlage nicht
gedacht werden musste, um die wir bei einer Senkung im letzten Jahr nicht
herumgekommen wären. In gewisser Weise ernten wir nun die Früchte der
Haushaltspolitik der letzten Jahre. Mit dieser Methode werden wir aber nicht
über die nächsten Jahre kommen, weil die restlichen Rücklagen von etwa 4,5 Mio.
schneller aufgebraucht sein werden, als uns lieb ist.
Auch in einer anderen Hinsicht erweist
sich nun die Haushaltspolitik der letzten Jahre als klug und vorausschauend.
Die hohen Investitionen vor allem im Bereich der Schulen konnten mit Blick auf
die Finanzlage der Gemeinden nur durch Erhöhung des Schuldenstandes finanziert
werden. Als dieser Schuldenberg 2006 die Höhe von 55,2 Mio. und damit 54,46 % des
Gesamthaushalts erreicht hatte, wurde spät, aber nicht zu spät umgesteuert. Es
ist anzuerkennen, dass dieser Kreistag - beginnend im Jahr 2007 - sich in den
vergangenen Jahren ernsthaft um das Ziel des Schuldenabbaus bemüht hat. Es gab
keine Netto- Neuverschuldung und damit keinen weiterer Anstieg der Schuldenlast
mehr. Ende 2009 war der Schuldenstand auf 46,3 Mio., das sind 42 % des
Gesamthaushalts, gesunken. Dass es 2010 noch einmal möglich sein wird, mit dem
Stopp, ja Abbau der Schulden weiter Ernst zu machen, wird uns für die kommenden
Jahre etwas mehr Luft verschaffen.
Auch können wir in diesem Jahr noch
einmal kräftig investieren, nämlich 12,394 Mio. Dabei sind die Schwerpunkte in
diesem Haushalt richtig gesetzt: 8,7 Mio. der Investitionen im Hochbaubereich
betreffen Schulen; sie unterstreichen unseren Grundsatz, dass optimale Bildung
die beste Zukunftsinvestition ist. Die Realschule Obernburg erhält 1,15 Mio.
und die Berufsschule Obernburg 1,95 Mio.; der größte Brocken von 5,5 Mio. dient
zur Finanzierung des vierten Bauabschnitts des Schulzentrums Elsenfeld.
Auch wenn es weh tut: Ich halte es für
richtig, dass das Schulzentrum Elsenfeld zügig zu Ende finanziert und gebaut
wird, damit wir den Kopf und den Geldbeutel frei bekommen, um die anderen
drängenden Investitionen im Schulbereich angehen zu können: Ich erinnere an den
Sanierungsbedarf der Gymnasien Erlenbach und Miltenberg und der Realschule und
Berufsschule Obernburg. Hier geht es bei den Schulgebäuden um eine Summe mehr als 50 Mio.; dazu kommen
über 10 Mio. Kosten für Sporthallen. Mit ca.13 Mio. steht auch die Berufsschule
Miltenberg an, wo vordringlich das Kompetenzzentrum für das Friseurhandwerk in
der Region 1 untergebracht und ausgestattet werden muss. All dies wird uns auch
ohne die Belastung mit Elsenfeld viel Finanzierungs-Sorgen bereiten. Ein
totaler Stopp ist aber nicht möglich. Er würde ein Scheitern unserer
langjährigen Investitionsstrategie in Bildung bedeuten.
Die
prekäre Finanzsituation sollte uns auch nicht dazu verleiten, andere
Zukunftsstrategien zu vernachlässigen. Das erfolgreiche Symposion
„Zukunftsstrategie für den Landkreis Miltenberg“ im Oktober 2009 hat
Handlungsvorschläge erarbeitet, wie der Wirtschaftsstandort Miltenberg
Landkreis Miltenberg nachhaltig gestärkt werden kann, damit er wettbewerbsfähig
bleibt. Alles, was zur Umsetzung getan werden kann, darf dem Rotstift nicht zum
Opfer fallen. Ähnliches gilt für das umfassendste Projekt, das 2009
abgeschlossen worden ist, das Seniorenpolitische Gesamtkonzept für den
Landkreis Miltenberg. Wenn dieses im Mai beschlossen wird, woran niemand
zweifelt, sollten in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Prioritäten und
Schwerpunkte gesetzt und mit deren Umsetzung begonnen werden.
In
diesem Zusammenhang ist auch die Koordinierungsstelle für bürgerschaftliches
Engagement von großer Bedeutung. Jeder, der sich intensiv mit der Materie
beschäftigt, und einige aus unserer Fraktion haben das besonders in den Jahren
2007 und 2008 getan, wird zu dem Ergebnis kommen, dass angesichts des
demografischen Wandels und der
strukturellen Veränderungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt eine solche
neutrale und unabhängige Informations-, Beratungs- und Servicestelle zu einer
qualitativen und quantitativen Verbesserung notwendig ist, übrigens unabhängig
von einer möglichen Förderung. Im Landkreis Miltenberg gibt es
erfreulicherweise in verschiedensten Bereichen und unterschiedlichsten
Formen ein sehr intensives und breit
gefächertes ehrenamtliches Engagement in verschiedensten
Organisationsstrukturen. Dieses gilt es für die Zukunft nicht nur zu erhalten,
sondern zu fördern und fortzuentwickeln. Auch muss auf gleichwertige
Lebensverhältnissen in allen Landkreisteilen
hingewirkt werden.
Lassen
wir diese im März 2009 beschlossene Stelle ihre Arbeit aufnehmen, die bei der
Diskussion letztes Jahr von allen für richtig und wichtig angesehen wurde; dann
können wir ihre Wirksamkeit und Nachhaltigkeit beurteilen. Sie jetzt schon als
„völlig überflüssig“ zu bezeichnen und als „Popanz“ für parteipolitische
Polemik aufzubauen, ist in dieser wichtigen Angelegenheit kontraproduktiv. Dass
wir nun auch noch eine Förderung als Modellprojekt erhalten, ist nicht Ursache
für die Einrichtung, sondern Ansporn und Verpflichtung etwas daraus zu machen.
Uns
freut es natürlich, dass der Landkreis Miltenberg nun endlich nach einem Jahr
den Zuschlag für die Förderung erhalten hat - trotz des Fahnschen
Theaterdonners und der „Bluff-Debatte“.
Normalerweise
wird es in Haushaltssachen als positiv angesehen, wenn vorgesehene Gelder nicht
ausgegeben werden müssen. In diesem Jahr ist es aber nicht so. Mit einer
gewissen Hilflosigkeit mussten wir registrieren,
dass das erst 2008 begonnene Projekt Miltenberger Arbeit (MIA), das sich erfolgreich im Bereich der
Vermittlung von Langzeitarbeitslosen betätigte, ab sofort wegen der Kürzung der
Mittel im Bereich der Bundesanstalt eingestellt wird. Der Landkreis hat dieses
Projekt 2008 mit 160.000 Euro und 2009 mit 200.000 Euro gefördert. Auch dieses
Jahr war ein Betrag in gleicher Höhe vorgesehen.
Die
Einstellung der MIA überschattete auch die Eröffnung eines neuen Projektes der
ARGE in Zusammenarbeit mit der GbF : Das Netzwerk AmigA kümmert sich um ein
anderes Segment bei den Langzeitarbeitslosen, es geht um die
„Arbeitsmarktintegration für Alleinerziehende“. Da die Finanzierung dieses Mal
zu 64% aus dem EU-Sozialfonds kommt, ist wohl sichergestellt, dass in den
nächsten drei Jahren alle 300 in Frage kommenden Personen ihre
Integrationsfähigkeit verbessern können. Ein kleiner Lichtblick, schließlich
erhalten nur 69 Einrichtungen in Deutschland und nur 5 in Bayern diese
Förderung.
Liebe
Kolleginnen und Kollegen,
damit
wir gut über die kommenden schwierigen Jahre kommen, bedarf es vieler
intensiver Überlegungen, mit denen wir aber nicht bis ins nächste Jahr warten
sollten. Die CSU-Fraktion wird sich unmittelbar nach der
Haushaltsverabschiedung mit der Frage beschäftigen, welche Entlastungen für die
kommenden Haushalte ohne Rücklagen bei steigenden Ausgaben und bei sinkenden
Einnahmen möglich sind.
Zum
einen sind Anstrengungen zu unternehmen, die Ausgaben zu verringern.
Sparsamkeit muss bei allen Beteiligten, bei Verwaltung und Politik, oberstes
Gebot sein. Zu einer strikten oder - wie Frau Dreher geschrieben hat –
„eisernen“ Ausgabendisziplin muss eine Selbstbeschränkung der politischen
Gremien hinzukommen. Alles, was die Ausschüsse beschließen, muss mit Blick auf
und unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit gesehen werden. Und was die
wachsenden Kosten im Sozialbereich betrifft: Hier sind wir alle, also alle
politischen Gruppierungen, aufgerufen, die zur Verfügung stehenden politischen
Kanäle zu nutzen, um Entlastungen für die Kommunen zu erreichen. In diesem
Zusammenhang ist sicher auch die Rolle und die Haushaltslage des Bezirks zu
diskutieren.
Erleichterungen
für die Haushalte könnten auch Streckung, Verschiebung und Streichung von
Baumaßnahmen bringen. Dies geht jedoch nur eine begrenzte Zeit. Zu alte und
nicht gepflegte Gebäude und Straßen melden sich von selbst und oft zur Unzeit.
Auch
kann man Bauprojekte nicht willkürlich in spätere Jahre schieben, wie das
Beispiel Schulzentrum Elsenfeld zeigt; das wäre mit großen Problemen und vielen
Mehrkosten verbunden. Denn auch ewige Baustellen und Provisorien kosten Geld.
Andrerseits kann man aber bei der Priorisierung der Bauprojekte darauf achten,
dass im Schulbereich Maßnahmen vorgezogen werden, die die Bildungschancen und
nicht nur die äußeren Verhältnisse verbessern. Die Einrichtung des
Kompetenzzentrums für Friseure in Miltenberg ist eine solche Maßnahme.
Erst
wenn alle diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind, können wir an eine
Netto-Neuverschuldung denken. Dabei erweist es sich von Vorteil, dass wir – wie
dargestellt – in den letzten Jahren den Schuldenstand zurückgefahren haben.
Dieses Instrument ist aber auch nicht in beliebiger Höhe und schon gar nicht
über einen längeren Zeitraum anwendbar, wollen wir unsere Handlungsfähigkeit
nicht völlig verlieren.
Wir
werden zwar wie in der Vergangenheit alles tun, um die Gemeinden nicht über
Gebühr zu strapazieren, aber ich fürchte, wir werden in den nächsten Jahren
nicht ganz um eine Erhöhung der Kreisumlage herumkommen.
Freuen
wir uns also, dass wir dieses Jahr noch ungeschoren davonkommen, und stimmen
wir alle dem Haushalt 2010 zu. Die CSU-Kreistagsfraktion wird dies tun.
Kreisrat
Dr. Schüren, Vorsitzender der SPD-Fraktion, sagte Folgendes:
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, meine sehr geehrten
Damen und Herren,
die
Finanzkrise, die manche Investmentbanker bereits ad acta gelegt haben, weil die
Gewinne wieder kräftig sprudeln, ist bei den Kommunen mit voller Wucht noch gar
nicht angekommen. Der Arbeitskreis Steuerschätzung hat im November 2009 die zu erwartenden
Gesamteinnahmen des Bundes für 2010 auf
512 Mrd. Euro beziffert, wovon 67 Mrd.
auf die Kommunen entfallen. Das sind 10 Mrd. weniger als diesen 2008 zur Verfügung
standen. Tendenz: sinkend. Die für die Kommunen wichtigste Steuer, die
Gewerbesteuer, an die so mancher
politische Desperado allzu gern die Axt ansetzen würde, hatte 2009 mit einem Rückgang um 18,1 % auf 33,6 Mrd. Euro
einen dramatischen Einbruch zu verzeichnen.
Auch
wenn diese Entwicklung im Kreis Miltenberg bisher nicht so drastisch
durchgeschlagen hat, bedeutet der Rückgang der Gewerbesteuer um 6,2 % im Kreis doch ein erhebliches Problem für die Kommunen wie auch für unseren
Kreishaushalt, zumal eine Umkehr der Entwicklung in 2010 nicht zu erwarten ist.
Lassen
Sie mich ausnahmsweise einmal Petra Roth, die Präsidentin des Deutschen
Städtetages, zitieren:
“Es
muss verhindert werden, dass Kommunen finanziell zusammenbrechen und ihren Bürgern
immer weniger und schlechtere Leistungen anbieten können.“
Dies
geht auf Dauer aber nur, wenn der Verteilschlüssel der Steuereinnahmen, der
bisher 43 % dem Bund und nur 13% den Kommunen zuweist, deutlich zugunsten der
Kommunen geändert wird.
An
dieser Stelle wären einige Ausführungen zu den ausgeleierten
Steuersenkungs-Mantras des liberalen Koalitionspartners in Berlin angebracht,
aber ich hoffe, die politische Vernebelung und das Klienteldenken innerhalb der
FDP werden sich auflösen, wenn Wahlprogramm endlich auf Wirklichkeit trifft und
die Partei ihren Fortbestand als ernstzunehmende politische Kraft wirklich
will.
Wer
im Ernst heute Steuersenkungen fordert oder gar die Abschaffung der
Gewerbesteuer, der muss klar sagen, dass er gewillt ist, der Autonomie der
Kommunen den Totenschein auszustellen, insbesondere den Kommunen, deren
finanzielle Handlungsspielräume ohnehin von Jahr zu Jahr schmäler werden, sei
es infolge Bundes- oder Landesgesetzgebung.
Keine
Angst, ich werde hier keine Bundestagsrede halten, aber ich möchte schon darauf
hinweisen, dass entscheidende Wegmarken kommunaler Finanzwirtschaft nicht in den Kommunen, sondern in den
übergeordneten Ebenen von der EU über den
Bund bis hinab zu den Ländern gesetzt werden. Dies ins Bewusstsein zu
rufen, scheint mir heute wichtiger als die allseits bekannten Eckdaten des
vorgelegten Kreishaushaltes nachzubeten.
Sehr
geehrter Herr Straub,
namens
meiner Fraktion danke ich Ihnen auch in diesem Jahr herzlich für Ihre
kompetente, offene und hilfsbereite Art, mit der Sie uns durch den doppischen
Haushalt 2010 geführt haben. Wir konnten bei dieser Gelegenheit einen Einblick
in die Planungen und Überlegungen der Verwaltung nehmen und Sie konnten auch bereits erfahren, was wir
unterstützen und an welcher Stelle wir „nein“ sagen werden.
Besonders
erfreut hat es mich natürlich, dass mit der Einführung der Doppik endlich die
sinnleeren Tabellen und Grafiken aus den
Erläuterungen verschwunden sind, die
ohnehin keinen anderen Zweck hatten, als den Bürgermeistern – wenn auch
mit untauglichen Daten – zu zeigen, dass
der Kreis eine Menge Finanzpower in ihre Gemeinden pumpt.
Kreisumlage
und künftige Schuldenpolitik
Anders
als in den vergangenen Jahren hat es im Vorfeld dieser Haushaltsberatungen keine Turbulenzen gegeben, weil an der
sensiblen Schraube der Kreisumlage nicht gedreht werden musste, übrigens mit Ausnahme von Schweinfurt in keinem
unterfränkischen Landkreis.
Mit
44 % Kreisumlage liegen wir in Unterfranken im guten Mittelfeld. Ob dies so bleiben
wird, ist sehr fraglich. Da nun einmal der Kreis der Kostgänger der Gemeinden
ist, wird die Höhe der Kreisumlage
künftig sicher wieder eine große Rolle spielen.
Mir
ist als Kreisrat wie auch als ehemaliger Gemeinderat klar, dass der Kreis auch
eine Fürsorgepflicht hat, wenn er seine Finanzmittel über die Kreisumlage
decken muss.
Den
letzten beißen bekanntlich die Hunde, aber ich glaube sagen zu können, dass der
Kreis in den letzten Jahren die Interessen der Gemeinden immer im Blick gehabt
hat, anders als der Bezirk, Herr Präsident Dotzel.
Da
die Quadratur des Kreises – nicht die des Landkreises – bekanntlich nicht
möglich ist, hat künftige Investitionspolitik finanziell nur folgende
Möglichkeiten:
- Sprudelnde
Einnahmen, mit denen man Projekte finanzieren kann
2.
Erhöhung
der Nettokreditaufnahme, was wir alle nicht wollen (Gott sei Dank Beschlusslage
des Kreises)
3.
Erhöhung
der Kreisumlage, was die Kommunen nicht wollen werden
4.
Verzicht
auf kostenträchtige Maßnahmen in der Zukunft bei gleichzeitig kontinuierlicher
Rückführung der Schulden des Landkreises.
Meine
Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
immer
wieder stelle ich fest, dass von Schuldenabbau die Rede ist, von Einsparungen
und Kürzungen freiwilliger Leistungen, aber dann, wenn es ans Eingemachte geht,
drückt man sich vor unpopulären Entscheidungen oder bedient das eigene Klientel
oder das, was man dafür hält.
Das
ist leider Realität auf allen politischen Ebenen.
Für
die SPD-Fraktion möchte ich heute unmissverständlich klarstellen, dass wir als
oberste Priorität die Konsolidierung des Haushaltes, die Verminderung der
Schulden und damit also auch den Verzicht auf manche vielleicht notwendige oder
künftig wünschenswerte Investition nicht nur fordern, sondern auch mittragen
werden.
Heute
könnten wir damit beginnen, indem wir – ich komme jetzt dazu - gestellte
Anträge so nicht unterstützen oder
beschließen.
Flugsportclub
Mainbullau
Mit
der Feststellung „Die Zeit ist reif“ beantragte der Flugsportclub Miltenberg
einen Investitionskostenszuschuss von 60.000 Euro, das sind 33% der
Gesamtkosten, für den Ausbau der Start- und Landebahn. Was ich vorhin allgemein
gesagt habe, hier wird es konkret.
Wir
konnten und werden diesem Antrag nicht zustimmen, da die inhaltliche Begründung,
es handele sich um eine wichtige Maßnahme zur Stärkung des heimischen
Mittelstandes, nicht evident ist.
Abgesehen
davon, dass es sich hier um eine freiwillige Leistung des Landkreises handelt,
sei darauf hingewiesen, dass wir in unmittelbarer Nähe einen Flugplatz haben,
der den Anforderungen eines mittelständischen Geschäftsfliegers mindestens
genauso, wenn nicht wesentlich besser, entspricht als Mainbullau:
Großostheim-Ringheim.
Generalsanierung
des Karl-Ernst-Gymnasiums Amorbach
Ebenso
mussten wir den auch haushaltsrechtlich
problematischen Antrag der Stadt Amorbach
ablehnen.
Er
lief nämlich darauf hinaus, ein Bauvorhaben finanziell zu fördern mittels
freiwillig gezahlter Gastschulbeiträge des Landkreises (Bis 2004
waren dies 725 Euro je Schüler und Jahr, seit dem Kreistagsbeschluss
2004, noch 110 Euro), um damit einen
Teil der Investitionskosten von 5 Millionen zu refinanzieren.
Dies
ist angesichts der Haushaltslage des Kreises sowie der Beschlusslage von
2004 nicht darstellbar.
Im
Gegenteil, man muss sich künftig darüber unterhalten, ob nicht auch die an die
Stadt Amorbach freiwillig gezahlten 110 Euro ebenso wie die freiwilligen
Leistungen an die Maria- Ward-Schule in Aschaffenburg ersatzlos zu streichen
sind.
Ehrenamtsstelle
„Koordinationszentrum Bürgerschaftliches Engagement“
Ich
erspare es mir und Ihnen, meine Damen und Herren, hier für die SPD ausdrücklich
die Bedeutung herauszustellen, die wir dem Ehrenamt beimessen. Jeder weiß, dass
ein Gemeinwesen ohne ehrenamtliche Tätigkeit
in wesentlichen Bereichen nicht
funktioniert.
Es
reizt mich aber sehr, einige Bemerkungen
zu verlieren über zeitnahe Verwaltungsabläufe in diesem Haus wie über
die Auffassungsgabe des Kollegen Dr. Fahn oder den markigen Einsatz des
Kollegen Rüth. Ich versage mir dieses Vergnügen schweren Herzens, da ich der
subtilen Argumentation der beiden Kollegen nicht vorgreifen möchte. Ich bin
sehr gespannt drauf.
Fakt
ist, dass wir von Anfang an nicht davon überzeugt waren, dass für das erstrebte
Ziel, die Stärkung des Ehrenamtes, die Schaffung einer teuren Planstelle
(Fachhochschulabschluss) vonnöten sein muss.
Konkrete
Maßnahmen zur Anerkennung ehrenamtlich geleisteter Arbeit werden insbesondere
vor Ort in den Kommunen erbracht, eine Koordination, soweit überhaupt erforderlich, kann auch über bereits
bestehende Sachgebiete im Landratsamt oder über Einrichtungen in freier
Trägerschaft erfolgen.
Keinen
Grund gibt es unserer Meinung nach dafür, auf Dauer eine teure zusätzliche
Stelle zu schaffen und im Büro des Landrates anzusiedeln.
Wir
müssen angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen endlich von der falschen
Grundhaltung wegkommen, dass man alles einrichten und schaffen muss, wenn oder
weil es dafür Zuschüsse gibt. Wir erhalten zwar für 3 Jahre jährlich 12.000
Euro, aber was ist das schon, wenn der Kreis dafür eine hochdotierte Planstelle (57.000 Euro jährlich!) auf Dauer
schaffen muss!?
Hier
wird kein Beitrag geleistet zur Stärkung und Förderung des Ehrenamtes,
sondern nur zur bürokratischen Verwaltung,
euphemistisch auch „Vernetzung“ genannt.
Gebäudemanager
– facility management
Mit
gelindem Erstaunen haben wir zur Kenntnis genommen, dass im Stellenplan, den
wir heute mitbeschließen sollen, eine neue Stelle der Vergütungsgruppe 10 im Bereich Hochbau
geschaffen werden soll. Vorerst sind dafür 40.000 Euro in den Haushalt
eingestellt, die aber keineswegs die Kosten einer 10er- Stelle decken werden. Wann
wurde über die Notwendigkeit einer solchen Stelle in den Gremien diskutiert? Wo
finde ich eine präzise Stellenbeschreibung?
Wichtige
Fragen, die in den Fachgremien – z.B. Bauausschuss - intensiv diskutiert werden
müssen, bevor über eine Erweiterung des
Stellenplans abgestimmt werden kann.
Die
Überlegung, den wertvollen Immobilienbestand des Landkreises professionell
betreuen und warten zu lassen, ist ja vernünftig. Aber wir sind der Ansicht,
dass eine solche Stelle nicht „on top“ geschaffen werden darf, sondern nur
kostenneutral durch Einsparungen an anderen Stellen des Personalhaushaltes.
Auch hier gilt: Ein klares “Nein“ der SPD-Fraktion.
Schluss
Lassen
Sie mich zum Schluss noch einen Dank aussprechen. Ein Dank, der zwar nur zwei
Sachgebiete der Landkreisverwaltung benennt, den ich jedoch auf alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes
beziehen möchte.
Zunächst
geht mein Dank an alle Beschäftigten der KFZ - Zulassungsstelle. Sie hatten,
bedingt durch die Abwrackprämie, einen stark erhöhten Arbeitsaufwand und haben
2009 schließlich mit einem Ergebnis
fast 1,1 Millionen Euro auch den größten Batzen zum Gebührenaufkommen
von 2,7 Mio. beigesteuert.
Mein
zweiter Dank gilt den Beschäftigten im Kulturreferat. Sie haben zu den
Nettoeinnahmen des Landkreises zwar nichts beigetragen, dafür aber den Ruf des
Landkreises als Kulturlandkreis über diesen selbst weit hinausgetragen. Ich
hatte in den letzten Monaten Gelegenheit, mich über die kulturellen Aktivitäten
in anderen bayerischen Landkreisen zu informieren. Mit Abstand gehört unser
Landkreis in punkto Kulturarbeit zu den aktiven, kreativen und sehr
erfolgreichen. Dies soll so bleiben. Ich will aber nicht verschweigen, dass
auch im Kulturhaushalt finanzielle Disziplin geübt werden muss und dass infolge
dessen sicher manche wünschenswerten, prestigeträchtigen und gewiss auch
sinnvollen Projekte und Aktivitäten nicht mehr so stattfinden können, wie dies
in den vergangenen Jahren der Fall war.
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
wie
aus meinen Ausführungen ersichtlich geworden ist, werden wir, wenn auch mit
erheblichen Bedenken, dem Haushalt zustimmen, weil wir uns der Verantwortung
für diesen Landkreis nicht entziehen
wollen.
Aber
ich darf ihnen jetzt bereits ankündigen, dass wir künftige Haushalte, die einer
Mehrung der Schuldenlast oder einer unbilligen Belastung der Kommunen das Wort
reden, nicht zustimmen werden!
Ich
danke Ihnen für Ihr geduldiges, wenn auch sicher nicht immer zustimmendes
Zuhören.
Kreisrat Dr. Fahn, Fraktionsvorsitzender der Freien
Wähler, führte Folgendes aus:
Herr Landrat, meine Damen und
Herren.
Haushalt 2010 – Die
Ruhe vor dem Sturm
Eigentlich könnte es
heute eine sehr kurze Haushaltsdebatte werden, denn die Kreisumlage bleibt ja
konstant und diese 44% sind im bayernweiten Vergleich ein sehr guter Wert, mit
dem die Kommunen leben können. Daher waren auch die Haushaltsgespräche mit Kurt
Straub, den die Freien Wähler traditionsgemäß immer mit der FDP führen auch
dieses Jahr relativ unproblematisch. Wie auch in den vergangenen Jahren
bedanken wir uns bei Kurt Straub für seine Erläuterungen. Wenn da aber nicht
die weltweite Wirtschaftskrise wäre, die etwas zeitlich versetzt auch die
Kommunen erheblich betrifft. Dennoch sollte ein Landkreis jetzt nicht die Augen
schließen und seinen Gestaltungsspielraum ad acta legen. Vor diesem Hintergrund
war es auch sinnvoll und gut, zumindest noch einmal kurz auf einige Anträge,
die im Kreisausschuss diskutiert wurden, einzugehen:
Thema Nummer 1:
Investitionszuschuss zur Erneuerung der Start – und Landbahn am Flugplatz Mainbullau
Die Freien Wähler
wollen nicht, dass der Kreistag den Ruf bekommt, eine bestimmte Klientelpolitik
zu betreiben. Der Satz „Förderung der regionalen Wirtschaft „ klingt zwar gut,
aber es darf keine unzulässige
Subventionierung von privaten Firmen werden Die Freien Wähler wiederholen ihren
Vorschlag, sich in diesem Fall an die Förderpauschalen für Vereinssportstätten
zu orientieren und dies mit 6000 € pro Jahr zu fördern, denn 78% der
Flugbewegungen führen Privatleute durch.
Thema Nummer 2:
Koordinierungsstelle „Bürgerliches Engagement“- Eine halbe Stelle genügt
Die Förderung des
bürgerlichen Engagements ist grundsätzlich positiv zu bewerten, weil es einen
sehr hohen gesellschaftlichen Wert hat. Eine Untersuchung der
Stiftungshochschule München im Auftrag des Sozialministeriums kam 2008 zu dem
Ergebnis, dass im Schnitt ein Einsatz
von 1 € für bürgerliches Engagement einen Nutzen von 7,24 € bringt. Und wir
sind im Landkreis Miltenberg sehr gut aufgestellt. Die Beratungsstelle für
Senioren und pflegende Angehörige erhält
für drei Projekte Bundeszuschüsse und ist eines von 30
Leuchtturmprojekten in Deutschland und darf sich dann „Freiwilligen Zentrum“
nennen. Und jetzt kommt noch die Koordinierungsstelle für Bürgerliches
Engagement hinzu. Hier erhielt der Landkreis Miltenberg erst am 30.November die
Bewerbungsunterlagen und hatte bis dahin nicht einmal offiziell sein Interesse
bekundet. Wenn dann ein örtlicher CSU-Landtagspolitiker bereits am 16.4.2009 in der Presse verkünden
lässt: „Ministerin begrüßt neue Fachstelle“, dann ist eine solche
Vorgehensweise unseriös. Aber gut: Jetzt haben wir die Stelle. Sie kann nach
Auskunft des Sozialministeriums sofort eingerichtet werden. Es ist richtig,
dass der Landkreis eine Vollzeitstelle beantragt hat. Der Kreisausschuss hat am
26.2.2009 aber mit Stimmenmehrheit beschlossen: „ Zur Vorbereitung einer hauptamtlichen
Fachstelle zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements im Landkreis
Miltenberg erfolgt im Stellenplan eine Ausweisung. Die Stelle wird nur dann besetzt,
wenn sie bezuschusst wird“. Ob es eine Vollzeitstelle oder auch weniger ist,
wurde beschlussmäßig nicht erfasst.
Wie ist die aktuelle
Situation? „ Das Sozialministerium fördert in den nächsten 3 Jahre jeweils
12000 € pro Jahr (für Sach- und Personalkosten) und der Landkreis muss mind.
die gleiche Summe dazu beisteuern. Nicht mehr und nicht weniger. Mit anderen
Worten: Der Zuschuss bleibt auf jeden Fall erhalten, auch wenn es nur eine
halbe Stelle ist. Ab dem vierte Jahr muss dann der Landkreis die volle Summe
bezahlen, dies sind 57000 € pro Jahr. Dies ist zu viel und wurde auch nach
unserer Auffassung so nicht beschlossen.
Wir sagen ganz klar:
In Zeiten der knappen Kassen ist eine solche Ausweitung der freiwilligen
Leistungen unverantwortlich. Eine halbe Stelle genügt völlig, zumal da wir noch
zusätzlich ein Art „Freiwilligen-Zentrum “ haben.
Thema 3:
Jugendsozialarbeit an Schulen
Den Antrag der CSU im
Kreisausschuss, dies per Geschäftsordnungsantrag von der Tagesordnung abzusetzen,
bezeichnen wir als „unterirdische Vorgehensweise“. Denn es waren doch vor allem
CSU- Bürgermeister und sogar der Vorsitzende des Kreisverbandes des Bayer.
Gemeindetages, die diesen Antrag einbrachten. Dieses Thema ist viel zu wichtig
und es darf nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Die Position der
Freien Wähler ist klar und eindeutig: Die Jugendsozialarbeit ist grundsätzlich
in Zukunft beim Kultusministerium anzusiedeln und auch entsprechend zu
finanzieren. Bildung ist eine Aufgabe des Staates und nicht der Kommunen. Im
Protokoll des Jugendhilfeausschuss ist zu lesen, dass Landrat Schwing auch in
seiner Funktion als Vizepräsident des Bayer. Landtags dafür kämpfe. Dies ist zu
begrüßen. Ich werde allerdings in einem halben Jahr nachfragen, was aus ihrem
Kampf geworden ist.
Die Beteiligung des
Landkreises an den Kosten ist nur dann zu akzeptieren, wenn alle Gemeinden die
Möglichkeit hatten, entsprechende Anträge zu stellen und wenn dazu dann ein
Gesamtkonzept erstellt wird. Wir Freien Wähler halten die Jugendsozialarbeit
als eine wichtige pädagogische Aufgabe, aber es müssen alle Kommunen vorher
eingebunden werden. Daher wundert es uns schon, warum dieses Thema nicht vorher
im Bayer. Gemeindetag und im Jugendhilfeausschuss ausführlich beraten wurde. So
kam es zu zwei „Schnellschüssen aus der Hüfte“, die absolut unnötig waren.
Thema 4:
Unterstützung der Kinderklinik in Aschaffenburg
Die Kinderklinik in
Aschaffenburg betreut auch Kinder aus dem Landkreis Miltenberg: Nahezu 30 % der
in Aschaffenburg eingelieferten Kinder stammen aus dem Landkreis Miltenberg
(2009 waren dies 2000 von insgesamt 6081 stationären Fällen; dazu wurden noch
180 Kinder aus dem Landkreis Miltenberg ambulant behandelt. Der Förderverein
möchte dazu beitragen, dass die Kinder dort spielerisch die Zeit angenehmer
verbringen können. Der Förderverein schafft zum Beispiel Spielgeräte an, die
nicht zur Standardausrüstung der Klinik gehören. Ich möchte betonen: Die
Kinderklinik Aschaffenburg ist auch für die Kinder des Landkreises Miltenberg
zuständig und daher müssen wir uns stärker als bisher engagieren. Die Freien
Wähler werden dies auf jeden Fall tun.
Thema 5:
Suchtprävention
Das exzessive
Rauschtrinken bzw. Komasaufen hat in Bayern stark zugenommen und das
Einstiegsalter der Jugendlichen ist gesunken. In Bayern und damit im Landkreis
Miltenberg gibt es einen Handlungsbedarf. Der Freistaat Bayern fördert
verschiedene Projekte wie „HaLT“ oder „Elterntalk“, die es in anderen
Landkreisen wie Main-Spessart, Schweinfurt oder Würzburg bereits gibt. Leider
wurden diese Anträge von CSU und SPD abgelehnt. Eines ist aber klar, wir müssen
unsere Anstrengungen in der Suchtprävention erhöhen. Da die
Suchtpräventionsstelle im Landratsamt sich hier nicht engagieren will, müssen
wir eben einen anderen Träger im Landkreis finden, die diese Angebote des
Freistaates auch entsprechend umsetzt.
Thema 6:
Seniorenpolitisches Gesamtkonzept
Dieses zukunftweisende
Konzept wird erst in der nächsten Kreistagssitzung verabschiedet .Im Zuge der
bevorstehenden finanziellen Engpässe warten wir gespannt auf die Aussagen im
nächsten Jahr. Vielleicht wird dann argumentiert, diese freiwillige Leistung
könne man jetzt nicht mehr umsetzen. Wenn das so sein sollte, dann war die
ganze konstruktive und zeitaufwendige Arbeit des Expertengremiums und der
vielen Sachverständigen und umsonst und auch die über 40000 €, die allein für
das entsprechende Büro gezahlt werden musste.
Ein Wort noch zum
Verhalten der SPD. Die SPD hat mit den Worten von Dr. Ulrich Schüren
angekündigt, alle Anträge, egal wie sie lauten und wie viel sie kosten,
abzulehnen. Wir halten diese Vorgehensweise für falsch, weil sie die
Gestaltungsmöglichkeiten der Politik massiv einengt. Zum Beispiel lehnte die
SPD auch eine Live-Übertragung von Kreistagssitzungen im Internet ab. Dies
sehen sogar einige Kreisräte der CSU anders. In einer Demokratie benötigen wir
eine Meinungsvielfalt und auch damit auch eine Medienvielfalt. Eine
Live-Übertragung von Kreistagssitzungen wäre auch ein Beitrag zur Stärkung der
politischen Bildung. Warum will die SPD dies nicht? Wir verstehen dies nicht!
Blick in der Zukunft
Der Blick auf die nächsten
Jahre muss bereits jetzt beginnen und darf nicht erst in den Herbst/Winter
verlagert werden.
Die Kommunen in
Bayern und damit auch der Landkreis Miltenberg müssen in den nächsten Jahren um
ihre finanzielle Mindestausstattung kämpfen. Wir müssen in Bayern mit der
Hypothek des Desasters um die Bayerische Landesbank leben. 14 Mrd. € wurden in
den Sand gesetzt. In Kürze wird ein Untersuchungsausschuss 2mal die Woche und
voraussichtlich 1 - 2 Jahre tagen. Wenn auch schon die Sparkasse Miltenberg-Obernburg
deshalb 6 Mio. € abschreiben muss, dann merkt jeder, dass dieses Millionengrab
auch im Landkreis Miltenberg seine tiefe Spuren hinterlassen hat!
Werfen wir einen
Blick auf die aktuelle finanzwirtschaftliche Situation
1.
Gewerbesteuer bitte als Einnahmequelle für die Kommunen
beibehalten
Die im
Koalitionsvertrag stehende Neuordnung der Kommunalfinanzen und der Ersatz der
Gewerbesteuer durch einen höheren kommunalen Anteil der Umsatzsteuer klingen
zwar gut, sind es aber nicht. Denn nur die Gewerbesteuer knüpft an den
Betriebssitz einer Firma an und die Einkommenssteuer an den Wohnsitz des
Firmeninhabers. Wenn also ein Firmeninhaber aus dem Landkreis Miltenberg
außerdem des Landkreises wohnt, gehen die Kommunen im Landkreis Miltenberg leer
aus. Ein Zuschlag zur Einkommenssteuer stellt somit keinen Ersatz für die
Gewerbesteuer dar.
2.
Durch die Wirtschaftskrise werden die Steuereinnahmen
immer geringer – das sind schlechte Vorboten für 2011
1999 betrugen die
gesamten Steuereinnahmen der bayerischen Kommunen 9 Mrd. €, 2003 waren es 8,3
Mrd.€ und 2008 13,1 Mrd. €. 2009 sind die Einnahmen schon auf 11,9 Mrd. €
zurückgegangen (Anteil der Gewerbesteuer: 43%). Dies wird sich massiv auf den
Haushalt 2011 auswirken.
Zu diesen 1, 16 Mrd.
€ weniger Steuereinnahmen kommen noch weitere Steuerausfälle durch Beschlüsse
der Bundesregierung (u. a. Senkung des Einkommenssteuersatz,
Wachstumsbeschleunigungsgesetz) hinzu, so dass sich der Ausfall an
Steuereinnahmen für Städte und Gemeinden auf rund 2,2 Mr. € summiert und dies
alles wird uns 2011 und 2012 treffen.
Wenn man weiß, dass
gleichzeitig die Sozialausgaben der bayerischen Kommunen jährlich um 250- 300
Mio. e ansteigen, dann erkennt man die kritische Lage. Ich stimme der Kitzinger
Landrätin Tamara Bischof ausdrücklich zu, die in ihrer Haushaltsrede im
Bezirkstag dazu sagte: „Nein, meine Damen und Herren, so kann solide,
verantwortliche Haushaltspolitik zwischen Bund, Ländern und Kommunen nicht
funktionieren und kann von uns als kommunale Mandatsträger so auch nicht
akzeptiert werden“. Wir vertreten hier und heute die Interessen des Landkreises
und müssen hier Flagge zeigen.
Der Bayer. Landtag
hat viele Rettungsschirme für die notleidenden Banken aufgespannt. Wo bleibt
der Rettungsschirm für die Kommunen? Inzwischen wurden alle Bürgermeister in
Bayern angeschrieben und um Unterstützung gebeten.
Was passiert mit der
Kreisumlage 2011?
Bereits jetzt wird
von verschiedenen Fachleuten ein Anstieg der Kreisumlage 2011 und 2012 vorhergesagt.
Die Größenordnungen schwanken zwischen 3 und 5%!
Hier sagen die Freien
Wähler STOPP. Wir müssen erst alle Möglichkeiten ausloten, um dies zu
verhindern!
Alternative 1: Der
Freistaat ist gefordert
·
Wir
brauchen eine Anhebung des Kommunalanteils am Allgemeinen Steuerverbund von
derzeit 12 schrittweise auf 15% verbunden mit einer kräftigen Erhöhung der
Schlüsselzuweisungen. Nur so können wir dem Anstieg der Sozialausgaben wirksam begegnen
·
Die
Erstattungsquote für die Schülerbeförderung muss ab 2011 wieder von 60% auf 80%
steigen. Es kann nicht sein, dass das Kultusministerium permanent Schulreformen
wie z. B. die Mittelschule plant, die mit einem erheblichen Schülertourismus
verbunden sind und dann die Kommunen bei der Erstattung der Kosten für die
Schülerbeförderung alleine lässt. Dies ist unsolidarisch und widerspricht dem
Grundgedanken des Konnexitätsprinzips!
·
Jugendsozialarbeit
an Schule ist wichtig und notwendig, aber diese Kosten muss der Freistaat
übernehmen; das KM ist für Personalkosten zuständig. Wir im Landkreis
Miltenberg können diese pädagogischen Kräfte finanziell nur dann verkraften,
wenn der Freistaat die Kosten übernimmt.
·
Des
Weiteren muss der Sozialhilfeausgleich aufgestockt werden. Hier geht es um eine
Erhöhung der Ausgleichsmittel nach Art. 15 FAG,weil durch Erhöhung der
Fallzahlen und steigende Entgelte als Folge des Tarifvertrages Öffentlicher
Dienst dies zu mind. 110 Mio. € Mehrausgaben der Bezirke führt. Die
Sozialausgaben entwickeln eine ungeheure Sprengkraft, weil der Landkreis dafür
aufkommen, obwohl der Bund dafür verantwortlich ist und es ein
Konnexitätsprinzip auf Bundesebene leider nicht gibt (Stichwort:
Grundsicherung!)
Alternative 2: Der
Bezirk ist gefordert – Eine Erhöhung der Bezirksumlage soll möglichst vermieden
werden.
Bereits 2010
herrschte Unverständnis, dass der Bezirk Unterfranken seine Umlage um 0,6%
erhöht hat. Und das obwohl der Bezirk fast schuldenfrei ist. Die Pro-Kopf
Verschuldung beträgt 0,95 Cent, die Pro-Kopf-Verschuldung des Landkreises
dagegen 357 €. In den früheren Jahren hat der Bezirk nahezu alle Investitionen
über die Bezirksumlage decken können ,d.h. alle Ausgaben im Verwaltungs- und
Vermögenshaushalt konnten durch die Bezirksumlage gedeckt werden. So etwas kann
sich kein Landkreis oder keine der Kommunen in Unterfranken leisten. Hier es
muss es beim Bezirk eine Trendwende geben. Ab 20111 müssen alle größeren
Investitionen (ab 1 Mio. €) auf jeden Fall langfristig finanziert werden und nicht mehr wie bisher
durch Griff in die Zuführungen aus dem Verwaltungshaushalt. Ansonsten belastet
der Bezirk die Landkreise und Städte in Unterfranken in unverantwortlicher
Weise. Ich stimme meinem Kreistagskollegen H. Spinnler uneingeschränkt zu, der
eine solidarische Aktion aller unterfränkischen Landkreise fordert, um den
Bezirk endlich zum Einlenken zu bringen.
Alternative 3: Was
können wir im Landkreis tun?
Ich erinnere an die
Diskussion im letzten Jahr, als eine Senkung der Kreisumlage möglich gewesen war.
Nach langer Diskussion hatte sich dann die Kreistagsfraktion darauf geeinigt,
einer unveränderten Kreisumlage von 44,0% zuzustimmen. Aufgrund der 20006 –
2008 sehr guten Wirtschaftslage und damit hoher Steuereinnahmen gelang es dem
Landkreis Miltenberg, seine Schulden von 55,2 Mio. € (2006) auf 46,3 Mio.
€ (2009) abzubauen. Für die Freien
Wähler war es daher wichtig, darauf hinzuwirken, dass die Kreisumlage auch den
folgenden Jahren auf einem konstanten Niveau bleibt. Dies wurde jetzt für das
Jahr 2010 erreicht, was die Freien Wähler auch als Erfolg ihrer Vorgehensweise
betrachten. Die Freien Wähler fordern, diese Linie auch in den nächsten Jahren
konsequent zu verfolgen. Auch wenn die Gewerbesteuereinnahmen derzeit
zurückgehen, muss man für die folgenden Jahre alle Möglichkeiten ausloten, um
die drohende Erhöhung der Kreisumlage in den Jahren 2011 und 2012 doch noch zu
vermeiden oder eine Erhöhung möglichst gering ausfallen zu lassen. Wir sollten
eine Erhöhung der Kreisumlage 2011 und 2012 nicht als gottgegeben hinnehmen,
sondern alles zu versuchen, um hier im Interesse der Kommunen zu handeln.
Dazu gehören:
·
Streckung
aller Investitionen vor allem im Baubereich
·
Durchforstung
des Haushalts nach Sparpotentialen
·
Erniedrigung
der Ausgleichsrücklage
Bezüglich der
zeitlichen Vorgehensweise sollten die Gemeinden rechtzeitig in die Diskussion
mit eingebunden werden und auch eigenständige Vorschläge machen, wie man die
Finanzkrise im Landkreis lösen kann. Diese Diskussion sollten wir schon im
Sommer und spätestens im Herbst führen. Denn wir wissen ja heute schon, dass
finanzielle Engpässe kommen. Und es sollten auch Gespräche zwischen dem
Bezirksverband des Bayer. Gemeindetages (ich werde Josef Mend darauf
ansprechen) und dem Bezirk geführt werden, um eine einvernehmliche Lösung, die
nicht auf dem Rücken der Landkreise ausgetragen werden kann, zu erreichen.
Sinnvoll wäre auch eine interfraktionelle Arbeitsgruppe hier im Landkreis
Miltenberg, die nach Lösungen sucht, die die Kommunen nicht zu stark belastet.
Nun komme ich zum
Schluss:
Wir danken Kurt
Straub und seinen Mitarbeitern und für die umfangreiche Vorarbeiten in den
letzten Wochen. Wir wünschen Ihnen Herr Landrat alles Gute in den nächsten
Wochen .Die Freien Wähler stimmen dem Haushalt 2010 zu.
Kreisrat Scherf, Fraktionsvorsitzender von Die
Grünen/Bündnis 90, dankte zunächst der Verwaltung sowie Kreiskämmerer Straub
und seinen Vorrednern und führte Folgendes aus:
Sehr geehrter Herr Landrat Schwing, sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Vertreterinnen und
Vertreter der Verwaltung, was ist uns Grünen denn überhaupt wichtig?
- Nr. 1 Bildung
o
ist mehr als die sehr geldintensiven Baumaßnahmen;
o
gleich bedeutend sind Maßnahmen wie
§
Bildungsangebote in unserer Berufsschule für Schüler/innen, die
noch nicht in den Beruf integriert wurden (zu viele unserer Jugendlichen müssen
noch immer auf BaWÜ / Hessen ausweichen)
§
auch Girls`Day oder Neue Wege für Jungs gehören dazu sowie
Angebote an Frauen (und Männer) zur Vereinbarung von Beruf/Familie – an dieser
Stelle Dank an Frau Seidel für die gute Arbeit.
§
Auch Maßnahmen der Jugendhilfe für Unterstützung suchende Familien
– wir denken an die neue, von Frau Neppl besetzte Stelle, oder die JaS sind
wichtige Bausteine
·
sie sichern Teilhabe benachteiligter junger Menschen und derer
Familien an Gesellschaft & Beruf
·
Dieses niedrigschwellige Angebots haben wir Grünen positiv mit gestaltet
und wirken in Zukunft weiter mit,
o
z.B. bei einer Verbesserung der Kooperation von Schule und
Jugendhilfe und dem Ausbau der Jugendsozialarbeit
·
Großen Dank unserer Fraktion an Herrn Winkler und sein Team
§
Bildung: Das sind auch:
·
Angebote für von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen in
der ARGE
·
Abwicklung der MIA 31.3. ist:
Für sie ist es eine menschliche Katastrophe – und eine Ohrfeige
für das Engagement des Landkreises Miltenberg
·
wobei ich verstehe, dass sich Kreis-CSU mit Landrat Schwing und
Vorsitzendem Rüth nicht stärker zu Wort melden, denn:
·
Für den Erhalt der Fördermittel für die Integration von
Langzeitarbeitslosen gab es einen Antrag der Grünen im Bundestag:
·
Namentlich haben alle MDB von CSU und FDP diesen Antrag abgelehnt
– es war also eine bewusste Entscheidung von CSU und FDP, diese Unterstützung
einzustampfen
·
(es soll sich in Zukunft dem die Zunge spalten, der noch einmal
über den Arbeitsunwillen von Hartz-IV-Empfängern herzieht!)
·
(Blick zur SPD) Liebe Kolleg/innen von der SPD – auch ihre
Abgeordneten haben mitgestimmt, die MIA abzuwickeln – Muss ich die
Sozialdemokratie noch verstehen? Ich tue es nicht, die Menschen im Land auch
nicht!
-Nr. 2 Klimaschutz und
Energiewende:
o
Wie Odenwaldkreis & viele bayerische Landkreis müssen wir
ernst machen mit dem Ziel:
o
„100% regenerative Energieversorgung und Wertschöpfung in der
Region“
o
mit Spannung erwarten wir, ob die Region Bayer. Untermain die
erhofften Zuschüsse vom Umweltministerium für eine Studie zur Umsetzung der
Energiewende erhält;
o
hier dürfen wir nicht zu viel Zeit verlieren à nicht Geduld der
Kreisräte zählt à Klima / Energieversorgung der Zukunft
verkraften keine Geduld
- Nr. 3: Gleichstellungsarbeit
o
= Schaffen von Chancengerechtigkeit, auch für Jugendliche
o
Durchführung von Girls` Day und Neue Wege für Jungs, Einsatz für
Frauen betroffen von Benachteiligung und Gewalt und Impulse für bessere Chancen
von Frauen und auch Männern mit Familie;
o
die Argumentation gegen eine Ausweitung der Stelle durch die
blockierend-konservative Mehrheit in diesem Haus ist ein Hohn angesichts der
Ehrenamtsstelle (mit zeitlich begrenzter minimaler Förderung)
o
½-Stelle Gleichstellung hat größeren & gewachsenen
Aufgabenkatalog als die aus dem Boden gestampfte Ehrenamtsstelle;
- Nr. 4 – Verkehrspolitik:
o
Symbolisch steht unser Ziel: Unser Müll weg von unseren Straßen
auf die Schiene:
o
Im Zuge der Demographie – immer mehr ältere Menschen – müssen wir
den ÖPNV gerade für die Älteren verbessern –
o
Alten Menschen müssen wir Mobilität ermöglichen – gerade in den
Dörfern – Busse, die die Ortskerne mit den Wohngebieten verbinden für eine
Gesellschaft, die immer älter wird
o
andernfalls leiden die Menschen und die kleinen Orte bluten aus;
- Nr. 5 Kinder- und Jugendförderung
o
Investitionen in Köpfe – ich nenne Jugendhilfe - sind wichtiger
als in Teer und Beton; deshalb sind Reduzierungen im Bauunterhalt und
Verschieben von Investitionen und stabiler Jugendhilfehaushalt gut
Diese Top 5 der Grünen für eine gut gestaltete Zukunft müssen
finanziert werden!
Wenn es um die drohende finanzielle Schieflage der Kommunen geht,
müssen die Wurzeln des Übels benannt werden!
Nicht lange will ich über das unsägliche
Wachstumsbeschleunigungsgesetz – es klingt nach „Brandbeschleuniger“ – und ist
einer - für den finanziellen Ruin unserer Kommunen
- Kritik am Vergleich?
- Zitat von CDU-Mitglied Norbert Lammert,
der die Wirkung von Steuersenkungen zu Lasten der Kommunen erkannt hat
Größter
Sprengstoff für Kreishaushalt ist der Anstieg der ALG-II-Bezieher und der
deshalb steigenden Unterkunftskosten.
Verstehen
Sie es,
o
dass CSU &
FDP im dritten Jahr in Folge den Bundesanteil an den Kosten der Unterkunft
absenkt,
o
von
durchschnittlich 31,8% in 2007 auf 23,6% in 2010?
o
Die neuerliche
Absenkung bewirkt: Kommunalen Ausgaben steigen 2010 um 17 Prozent, während der
Bund seine Ausgaben einfriert.
o
Dies verursacht
die enorme Steigerung bei Grundsicherung & Hartz IV auf über 8 Mio €
Zuschussbedarf im Gegensatz zum relativ stabilen Ansatz bei Jugendhilfe
Verstehen Sie, dass
o
Kreisrat Wolfgang
Zöller mit seiner Stimme eine Anhebung des Bundesanteils verhindert hat? Hier
lamentieren CSU-Mandatsträger/innen, in Berlin wird am Finanzgrab der Kommunen
geschaufelt.
o
Gleiche Prozedere
wie bei MIA.
o
Kollege
Reinhard dazu: „Das ist grotesk!“ Aber Sie hier tragen als Mitglieder von CSU
und FDP Verantwortung für diese Politik – Berlin ist kein Raumschiff, es ist
ihre Reg!!!
o
und
diese ist kommunenfeindlich, unsozial und zerstörerisch. Steuersenkungen
streben Sie an zu Lasten eines funktionsfähigen Staats und zu Lasten der
Schwachen!
- Zu rotgrünen Zeiten haben Sie uns in die Pflicht
genommen. Stehen auch Sie zu Ihrer Verantwortung als Mitglied einer Partei, als
Mitglied Ihrer Partei!
-
Ähnliches
Trauerspiel bei der JaS: Schulsozialarbeit
ist Aufgabe des Freistaates!
Wenn jedoch der Landtag (CSU-Mehrheit) ein
Gesetz schafft, dass sich Freistaat und Landkreis diese Aufgabe teilen, dann
ist dem so! (Stellungnahme des Bayer. Sozialministeriums vom 25.11.2009 ist
eine „ministerielle Watsch`n“ für die Rechtsauffassung unseres Landkreises)
Ich
empfehle:
o
Lesen Sie:
Bekanntmachung des Bayer. Staatsministeriums für Arbeit & Sozialordnung,
Familie & Frauen vom 4.7.2003
o
Den örtlichen
Trägern der öffentlichen Jugendhilfe (= Landkreis) obliegt die Verantwortung
für die Erfüllung der Aufgaben nach dem Achten Buch SGB à JaS ist eine objektiv-rechtliche Verpflichtung des Landkreises;
o
Dem Kreistag
hätte es gut zu Gesicht gestanden, über die Umsetzung dieser Vorschrift
sachlich zu diskutieren.
§
Lieber
Fraktionsvorsitzender/SPD, Dr. Ulrich Schüren, der Sie wie die CSU/NM für einen
Abbruch der Diskussion im Ausschuss gestimmt haben:
·
Im JHA ist die
SPD wie ein mutiger Tiger gesprungen, vergangenen Do landete Sie in Ihrer
Person, Herr Dr. Schüren, wie ein Schmusekätzchen auf dem Schoß des LR.
·
Und, ach, die
Finanzen: Ein Bild für Männer hilft auf die Sprünge:
·
Wer das Geld für die jährlichen Inspektionen
seines geliebten flotten Cabrios spart, erleidet irgendwann einen Totalschaden.
·
Spaß beiseite:
Wir haben eine ethisch-christliche Verantwortung für die jungen Menschen und
wir haben eine gesellschaftlich-volkswirtschaftliche Verantwortung
§
Wir empfehlen,
denken Sie an die Folgekosten, wenn es uns nicht gelingt, diesen jungen
Menschen einen Platz in unserer Gesellschaft zu verschaffen;
§
Das Abwürgen der
Diskussion ist schlechter Stil. Schwierige Aufgaben können wir nicht
totschweigen.
·
Deshalb, lieber
Kollege Reinhard, Sie hatten die Aufgabe übernommen den GO-Antrag auf
Diskussionsende zu stellen.
·
Seien Sie doch
einfach ehrlich und geben zu, dass ihre Fraktion uneinig ist, der Antrag stammt
von Berninger & Dotzel
·
Uneinigkeit
wollen Sie verbergen und unterbinden daher lieber demokrat. Diskussion.
·
Jetzt verstehen
wir (FDP, FW, Grüne), weshalb Sie gegen eine Übertragung der Sitzungen im
Internet sind.
·
Dann könnten dies
alle sehen, einen Irrsinn, für dessen Dimension die Möglichkeiten des
Main-Echos nicht ausreichen. Aber Transparenz meiden Sie wie der Teufel das
Weihwasser (Herr Bieber, Sie nehme ich von meiner Kritik aus)
·
aber der Rest der
CSU hat Angst vor Offenheit und Transparenz – das verstehe ich sogar –
·
aber weshalb sie
bei diesem Unterfangen von der SPD unterstützt werden, verstehen vielleicht sie
besser als ich. Ich kapiere es nicht.
è
Eine kurze
Randbemerkung zu Finanzierung von JaS und einem angesichts dieser
Herausforderung blassen Kämmerers.
o
Das ließe sich
finanzieren, wenn unsere Staatsregierung das Geld nicht verzockt hätte, mit
ihrer Möchte-Gern-Welt-Landesbank und einem Verlust von geschätzt 10 Mrd. €.
o
Was sozial
möglich ist, sehen wir in Kärnten, denn für unsere CSU-Granden reicht ein
kleines österreichisches Bundesland und ein Rechtspopulist namens Haider, um
mal eben 3,7 Milliarden € zu verlieren.
Herr
Landrat, Sie hatten bereits in der vergangenen Woche das richtige Gespür und
erwarten auch heute von meiner Fraktion keine Zustimmung für den Haushalt,
nachdem über JaS nicht einmal eine sachliche Diskussion von der Mehrheit aus CSU/NM
und Sr. Schüren zugelassen wurde.
Ich
danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Kreisrat Stappel, Vorsitzender der Fraktion der Neuen
Mitte, sprach Folgendes:
Sehr
geehrter Herr Landrat Schwing, werter Herr Kreiskämmerer Straub, meine Damen
und Herren der Verwaltung, verehrte Kolleginnen und Kollegen des Kreistages, anwesende
Gäste!
Zunächst
bedanke ich mich, dass ich auch heute wieder meine Gedanken zum Kreishaushalt
vortragen darf.
Wenn
ich nun von der Vergangenheit unserer Kreispolitik ausgehe und dabei die
Vielseitigkeit unserer politischen Maßnahmen sowie Beschlüsse etwas begutachte,
ist doch die alljährliche Beratung und Besprechung des Kreishaushaltes mit
abschließender Abstimmung über dieses Riesenzahlenwerk der absolute sowie auch
wichtigste Höhepunkt aller politischen Kreisveranstaltungen.
Und
wenn ich meinen Vorredner bei Ihren Ausführungen richtig gefolgt bin, dann war
so manche Beurteilung und Kritik auch angebracht, doch sollten wir bei allem Wenn
und Aber auch bedenken, das letzte Wort bei jeder wichtigen Entscheidung
treffen wir.
Doch
entscheiden heißt auch die Verantwortung übernehmen.
Deshalb
haben auch wir von der „Neuen Mitte“, meine Kollegen Bruno Fischer, Hubert
Klimmer und meine Wenigkeit, den Kreishaushalt 2010 gemeinsam überarbeitet,
sorgsam geprüft, beraten und besprochen.
Wir
haben dabei auch einige der in diesem Haushalt angeführten Schwerpunkte wie die
größeren Baumaßnahmen und deren Investitionen, die wirtschaftlichen
Einrichtungen sowie aber auch die großen sozialen Belastungen einer wirklich
kritischen sowie intensiven Hinterfragung und Beurteilung unterzogen. Es wurden
ja schon einige Punkte zitiert und angesprochen.
Hier
möchte ich mich zunächst bei dem Hauptverantwortlichen und Verfasser dieses
Riesen-, Fakten- und Zahlenwerkes Herrn Kreiskämmerer Straub, auch im Namen
meiner beiden Kollegen Fischer und Klimmer, für die gute sowie sehr übersichtliche
Maßarbeit bedanken.
Lieber
Herr Straub, ein ganz besonderes Dankeschön entbiete ich Ihnen für die
angenehme Einweisung und persönliche Beratung, welche bei uns zu einem größeren
Verständnis beigetragen hat.
Nun,
der uns vorliegende Haushalt 2010 ist, wie das Ganze aussieht, nach unserer
Auffassung sehr ausgewogen, wie schon erwähnt übersichtlich, ich möchte sagen
vertretbar.
Doch
ob er in dieser Anlageform auch verkraftbar ist, das wird sich am Ende des
laufenden Wirtschaftsjahres zeigen. Leicht wird es auf keinen Fall werden,
dessen sind wir der wirtschaftlichen Lage entsprechend sicher! Allein die
Übersicht der zu erwartenden Steuer- und Umlagekraft in 2010 zeigt beim Gewerbesteueraufkommen
ein Minus von 2,2 Millionen Euro auf, das sind 6,2 % weniger als im Jahr 2009. Hier
ist klar und deutlich zu erkennen, dass dieses sehr wichtige hauptsächlich von
der Marktwirtschaft ausgehende Steueraufkommen momentan rückläufig ist.
Unsere
Vermutung liegt hier sehr nah, dass auch im kommenden Jahr 2011 keine
erkennbare Verbesserung zu erwarten ist, im Gegenteil, die von
Wirtschaftsfachleuten verkündete Prognose mahnt zur Vorsicht, da bis jetzt noch
kein spürbarer Erholungsprozess unserer sozialen Marktwirtschaft zu erkennen
ist.
Da
wir aus diesem laufenden Haushalt schon über 3 Millionen aufbringen müssen und
ein Teil davon aus der Rücklage zum Ausgleich entnommen werden muss, sollte uns
bei künftigen Maßnahmen und deren Investitionen zum Nachdenken bewegen, denn
zusätzliche oder neue Schulden sollen in der Zukunft nicht angedacht oder
eingeplant werden.
Hier
möchte ich auch lobend erwähnen, dass der Schuldenstand von 49,4 Mio. auf 46,3
Mio. zurückgeführt wurde. Das sind über 3 Mio. Euro mit denen man sich sehen
lassen kann. Also hat sich meine oft bei den Haushaltsreden vorgetragene
Forderung des Schuldenabbaus gelohnt.
Erfreulich
ist für uns auch, dass die derzeitige Kreisumlage von 44,0 % nicht erhöht
wurde. Ob uns dies auch beim Haushalt 2011 gelingt, stelle ich in Frage - schön
wäre es!
Was
die Bezirksumlageerhöhung von 0,6 % betrifft und dem Kreis fast 1,3 Mio.
Mehrbelastung bringt, hat uns nicht gerade erfreut, denn man hätte hier auch
der wirtschaftlich schwierigen Lage entsprechend etwas loyaler und toleranter
bei der Beitragsforderung entscheiden können. Denn 0,3 % hätten bestimmt auch
gereicht. Wir können hier wohl nichts mehr daran ändern, doch lehnen wir
trotzdem diese zu hohe Forderung ab.
Was
die Zuschussbeträge für unsere Sozialleistungen und Harz IV in der Höhe von 8,9
Mio. betrifft, wird der Aufwand von Jahr zu Jahr größer. Angesichts dieser
Zahlen gehen wir sehr armen Zeiten entgegen.
Und
wenn in diesem Haushalt erneut 1,5 Millionen mehr untergebracht werden müssen,
dann frage ich mich jetzt schon was im nächsten Jahr auf uns zukommt, wenn die
Zahl der sozialschwachen Schichten immer mehr und größer wird.
Die
Kosten der Sanierungsmaßnahmen unserer Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen
tragen wir im Interesse und in der Verantwortung für unsere Schüler und Jugendlichen
voll und ganz mit, damit alle eine moderne und zeitgemäße Ausbildung erhalten.
Hier
möchte ich mich im Namen vom Handwerk und Mittelstand für die Sanierung unserer
Berufsschulen bedanken!
Was
den Gebührenrückgang in 2009 mit 361.000,00 Euro betrifft, waren wir aus der
Sicht von 2008 schon etwas geschockt. Wobei man sich hier doch die Frage
stellen muss, wenn der Aufwand an Leistung weitaus weniger ist, müssten doch
auch Personalkosten abgebaut werden können. Und wenn ich schon von den
Personalkosten spreche und die Ergebnisse von
13.757.456 Mio. in 2008, sowie 14,1 Mio. in 2009 mit dem eingestellten
Ansatz von 2010 von 14,9 Mio. vergleiche, dann kann auf keinen Fall die Rede
von Kosteneinsparungen sein, im Gegenteil, auch hier erhöhen sich die Kosten um
jährlich durchschnittlich 400.000,00 € bis 450.000,00 €. Das sind Beträge und
Summen über die man nachdenken muss! Denn überall versucht man Lohn- und
Gehaltskosten etwas abzubauen und was machen wir? Hier fordern wir einstimmig
und eindeutig den Abbau von Personal- und Verwaltungskosten, denn wir haben
dafür in diesem unserem Hause alle Voraussetzung im Bereich der Elektronik, der
Technik, sowie der Technologie geschaffen.
Wenn
hier vor Ort unternehmerisches Denken, Handeln und richtig entscheiden erfolgreich
eingesetzt wird, dann kann sich diese wirklich sehr hohe Kosten-Situation nur
zu einem besseren, ja positiven Ergebnis ändern! Ja wir müssen hierzu die
Weichen nur richtig stellen.
Wir
wollen ja sparen und das können wir nur, wenn wir einmal endlich damit anfangen!
Auch
im kulturellen Bereich müssen wir in der Zukunft bei den Kosten sowie sonstigen
Ausgaben den Gürtel etwas enger schließen und versuchen einiges einzusparen.
Wenn
wir davon ausgehen, dass uns 2012 schon 3 Mio. im Haushalt fehlen, dann müssen
wir auch dementsprechend handeln und das schon ab „Heute“.
Meine
Damen und Herren, es gäbe zum Haushalt 2010 von uns, der „Neuen Mitte“, noch
viele Punkte zu erörtern und anzusprechen, doch ich möchte es aus Zeitgründen
und im Interesse der nach mir sprechenden Kollegen dabei belassen.
Was
für mich und meine Kollegen sehr interessant wäre von Ihnen, werter Herr Dr.
Schüren, einmal die Stellen und Adressen der sprudelnden Quellen zu erfahren.
Nun
Herr Landrat Schwing, meine werten Kolleginnen und Kollegen des Kreistages, abschließend
stellten wir gemeinsam in der Fraktion nach der Überprüfung des Haushaltes 2010
fest, dass insgesamt gesehen, entsprechend der eingetragenen Maßnahmen, Fakten
und Zahlen in unserem Landkreis Miltenberg, auch in diesem Jahr wieder viel
bewegt und auch geleistet wird.
Die
Infrastruktur allgemein, die Bildung, die soziale Fürsorge und Betreuung, Sport
und Kultur, sowie vieles andere mehr, alles hat in unserem Landkreis einen
hohen Stellenwert und kostet natürlich auch viel Geld.
Es
ist sehr interessant hier von jeder Haushaltsrede zu erfahren, wo und wie man
um Zuschüsse kämpft; wo sie herkommen und wie sie erwirtschaftet werden - davon
spricht keiner!
So
wie sich das Jahr 2010 bisher wirtschaftlich zeigt, wird ein schneller
wirtschaftlicher Aufschwung wahrscheinlich ausbleiben, obwohl wir alle hoffen,
dass es wieder aufwärts geht. Kommt der Aufschwung aber nicht, dann werden wir
natürlich dann auch eine Schwächung der Steuerkraft in vielen Bereichen
feststellen. Dies führt natürlich aus unserer Sicht dazu, dass wir in Zukunft
bei allen Planungen, egal welcher Maßnahmen und Investitionen, etwas kürzer
treten, sowie Maß halten müssen. Was wir in der Zukunft finanziell auf einmal
nicht schaffen, muss eben zurückgestellt oder gestreckt werden.
Es
müssen alle anstehenden Punkte sehr gewissenhaft durchdacht und geplant werden.
Denn wir werden von der „Neuen Mitte“ nach wie vor fordern, dass auch weiterhin
die Schulden abgebaut werden müssen.
Herr
Landrat, meine Kolleginnen und Kollegen des Kreistages, wir reden sehr oft
davon, dass wir der nachfolgenden Generation keinen zu hohen Schuldenberg
hinterlassen wollen und das ist auch richtig so! Doch wollen wir dies auch in
die Tat umsetzen, dann müssen wir alle dementsprechend danach handeln und entscheiden.
Das heißt für mich bei gewissen Forderungen und Anträgen Maß zu halten.
Was
wohl nicht zur Haushaltsrede gehört, ist die sehr bedenkliche Situation unseres
oder des Krankenhauses in Erlenbach! Die Patienten beschweren sich wegen sehr
mangelhafter und schwacher Betreuung! Medizinisch ist fast alles auf einem
guten Stand, aber von der Betreuung her sind die Patienten schlecht versorgt. Der
Personalschlüssel muss geändert werden! Ich bitte Sie - Herr Landrat - darum,
Ihren Einfluss wahr zu nehmen!
Herr
Landrat, meine Damen und Herren, alles in allem gesehen dürfte der Haushalt
2010, und wir hoffen doch ohne größere Überraschungen sowie Schwierigkeiten,
realisierbar und umsetzbar sein. Die Neue Mitte steht deshalb voll inhaltlich
hinter diesem uns vorliegenden Haushalt 2010 und stimmt demselben geschlossen
zu.
Zum
Schluss bedanke ich mich, auch im Namen meiner Fraktionskollegen Bruno Fischer
und Hubert Klimmer, bei Ihnen Herr Landrat Schwing, Herrn Kreiskämmerer Straub,
Herrn Verwaltungsdirektor Fieger, bei allen verantwortlichen Abteilungsleiterinnen
und Abteilungsleitern, bei der stellvertretenden Landrätin Frau Claudia Kappes
sowie den beiden Landrats-Stellvertretern Jürgen Reinhard und Edwin Lieb für
die stets gute Zusammenarbeit!
Ihnen
meine werten Kolleginnen und Kollegen danke ich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!
Landrat Schwing wies darauf hin, dass man bereits auf
dem von Kreisrat Stappel angedeuteten Wege sei. Anhand der Unterlagen könne man
feststellen, dass von 2009 auf 2010 bei den Beamten drei Stellen abgebaut
worden seien. Die Steigerung der Personalkosten sei ausschließlich
tarifbedingt.
Kreisrat Dr. Linduschka, Vorsitzender der FDP-Fraktion,
sagte Folgendes:
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen,
„eiserne
Ausgabendisziplin“ heißt das Motto dieser Haushaltsberatungen, heißt aber vor allem
das Motto für die nächsten Jahre, falls nicht alle Zeichen täuschen – und das
tun sie sicher nicht. Gleich vorweg: Es wird schwieriger, Grund für Jeremiaden
aber gibt es gleichwohl nicht. Der wichtigste Grund: Im Kreis haben wir alle in
den letzten vier Jahren die Schulden um mehr als 9 Millionen Euro
zurückgefahren, immerhin um etwa 20 Prozent – ganz sicher für viele andere, vor
allem für übergeordnete Ebenen in unserem subsidiären System, ein Vorbild, an
dem die sich orientieren könnten.
Normalerweise
sind ja Haushaltsberatungen die – scheinbar – große Stunde der Opposition. Nun
aber ist ein Kreistag kein „normales“ Parlament, und so ist auch diese Stunde
keine Stunde der Abrechnung. Im Gegenteil: Die Verwaltung – Kämmerer Straub an
der Spitze – hat wieder einmal ihre Hausaufgaben sorgfältig erledigt – unseren
Dank dafür. Deshalb hier nur ein paar Worte mit Blick in die Zukunft, denn in
der Gegenwart ist das unserer Ansicht nach Notwendige und Machbare im
Haushaltsentwurf niedergelegt. Für die nächsten Jahre haben wir alle eine große
Aufgabe: all unsere Möglichkeiten – und mögen sie noch so klein sein –
innerhalb unserer Parteien dafür einzusetzen, dass die jeweils höhere Ebene –
der Bezirk, das Land und der Bund – unter „Subsidiaritätsprinzip“ und unter
„Konnexität“ nicht nur schöne Etiketten zu sehen, sondern Handlungsmaximen, an
die man sich halten soll und muss. Das heißt für den Bezirk, viel sparsamer mit
dem Geld umzugehen, das er nicht selbst erwirtschaftet, sondern durch die
Bezirksumlage einsammelt. Allen Bezirksräten sollte klar sein, dass sie mit
ihrem Verhalten auch einen Beitrag dazu leisten, ihre eigene Existenz als
Institution in den nächsten Jahren zu sichern. Wenn die Haltung des großzügigen
Onkels weiterhin so ungebremst auf Kosten der Steuerzahler ausgelebt wird, muss
ganz ernsthaft darüber nachgedacht werden, ob man alle Verwandten noch in der
Familie dulden will.
Und
ganz wichtig: Land und vor allem Bund müssen dafür sorgen, dass nicht nach wie
vor ungebremst Gesetze beschlossen, die Lasten für deren Umsetzung jedoch mit
lockerer Hand nach unten weitergereicht werden. Zentraler Aspekt: die
Sozialausgaben. Bei uns steigt beispielsweise der ohnehin schon sehr hohe
Zuschussbetrag für Sozialhilfeleistungen mit Hartz IV und Grundsicherung von
2009 auf 2010 um stolze 23 Prozent – und ein Ende der Spirale ist derzeit nicht
absehbar. Das kann keine Dauerlösung sein, wenn man weiß, dass dem Kreis nur
eine einzige Chance bleibt, diese Kostenlawine zu meistern: der ungebremste
Griff in die kommunalen Kassen – und das bei so mancher Gemeindekasse, bei der
dieser Griff ins Leere geht. Die Ankündigung, die Kreisumlage nicht zu erhöhen
und in den nächsten Jahren die Steigerung so gering wie nur irgend möglich zu
halten, zeigt, dass der Kreistag Miltenberg das Subsidiaritätsprinzip wirklich
ernst nimmt.
Nur
zur Klarstellung für die, die nicht täglich mit kommunalen Finanzen zu tun
haben: Wir reden zwar hier im Kreistag über einen Haushalt mehr als 110
Millionen Euro, realistisch entscheiden aber können wir über weniger als 20
Prozent dieser Summe – und selbst da liegen noch mehr als drei Viertel in der
Praxis durch unaufschiebbare Investitionen, durch obligatorische Abgaben usw.
fest. Für Außenstehende mag es ein bisschen seltsam erscheinen, dass wir uns
oft über Beträge von 2 oder 3 000 Euro in Ausschüssen oder auch im Plenum die
Köpfe heiß reden, Ausgaben von mehreren Millionen aber einfach abnicken. Das
hat weniger damit zu tun, dass uns bei
so großen Summen die Spucke wegbleibt, als damit, dass wir realistisch einen
relativ engen Entscheidungsspielraum besitzen, was die Ausgabenstruktur
betrifft. Und selbst bei den Investitionen, im Landkreis Miltenberg seit Jahren
so etwas wie das Sahnestück der Kreishaushalte, sind wir natürlich nicht völlig
frei in unseren Entscheidungen: Es gibt Investitionen, die sind nicht nur
unverzichtbar, sondern oft sogar unaufschiebbar: So manche Investition in den Schulbau
und auch Ausgaben für den Straßenbau zählen dazu, wenn wir nicht in den
nächsten Jahren eine weitaus größere Rechnung für entstandene Schäden aufgetischt
bekommen wollen. Fazit: Es ist also keine leere Floskel: Eiserne
Ausgabendisziplin ist tatsächlich angesagt – und wir als FDP verzichten deshalb
auch ganz bewusst auf ausgabenträchtige Ausgaben, mit einer Ausnahme: Wir
glauben, dass Übertragungen von Kommunalpolitik im Internet das Verständnis der
Bürgerinnen und Bürger für Entscheidungen und Sachzwänge so erhöhen könnte,
dass vielleicht sogar Bezirk, Land und Bund Subsidiarität tatsächlich ernster
nehmen und nicht nur in Sonntagsreden beschwören. Dann wäre das eine
Investition, die in der Zukunft reiche Früchte trüge – schade, dass die knappe Mehrheit die Behandlung des
Antrags abgelehnt hat. Die Ausgaben allein können nicht der Grund dafür sein,
denn wenn sie etwas will, ist auch die CSU nicht gerade konsequent: zwei neue
Stellen – eine für die Koordination des Ehrenamtes und eine für Gebäudemanagement
sind nicht gerade vorbildliche Sparmaßnahmen – und wir werden in den nächsten
Monaten sehr kritisch prüfen, ob sich diese Ausgaben wirklich lohnen – Zweifel
scheinen uns auf jeden Fall angebracht.
Ansonsten:
Noch einmal unseren Dank für den sorgfältig erstellten Haushausentwurf, dem wir
als FDP einheitlich zustimmen.
Kreisrat Frey, Fraktionssprecher der Kreistagsgruppe
ÖDP/BLU, führte Folgendes aus:
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen, verehrte Anwesenden,
ich werde Sie nicht mit einer langen Haushaltsrede
belästigen, ich gedenke es wesentlich kürzer zu machen. Ich denke, wir reden
hier über unseren Kreishaushalt und wir haben heute schon gehört, wie andere
Gebietskörperschaften in die Pflicht genommen worden sind, um bei den
Einsparungen mitzuhelfen und unsere Ausgaben zu beschränken. Das ist alles gut
gemeint, nur haben wir leider keinen Einfluss darauf.
Das Einzige, worauf wir Einfluss haben, ist das
bescheidene Finanzvolumen, über das wir letzten Endes entscheiden. Da setzt
auch meine Kritik an. Ich bin im Gegensatz zu meinen Vorrednern der Meinung,
dass das Sparpotential, das der Landkreis Miltenberg in seinem Haushalt hätte,
nicht vollständig genutzt worden ist. Und das gefällt uns nicht, Herrn Scholz
und mir. Ich weiß, dass es bitter ist. Auch bei den Personalkosten muss man
deutlich über Einsparmöglichkeiten reden, auch wenn sie nur durch
Tarifsteigerungen begründet sind. Die Lohnkosten sind ein ganz übler Posten,
der uns in Zukunft sehr stark belasten wird. Ich denke, da muss man offen
darüber reden, wo können wir noch mehr einsparen.
Ich sehe auch ein Einsparpotential in den Bauausgaben,
da muss man noch mehr verschieben und Investitionen hinten anstellen. Ich weiß,
dass es weh tut. Ich weiß aber auch, dass ein Ende mit Schrecken vielleicht
besser ist als ein Schrecken ohne Ende. Ich bin der Meinung, wir müssen noch
mehr in diesem Haushalt sparen und wir müssen die Verschuldung noch mehr
zurückschrauben.
Herr Straub, Sie haben uns den Haushalt sehr gut und
sehr deutlich erklärt. Vielen Dank dafür. Aber ich hatte auch auf Grund Ihrer
Erklärungen den Eindruck, wir haben das Sparpotential nicht wirklich
ausgeschöpft. Nichtsdestotrotz ist es Ihnen gelungen, auch in diesem Jahr
wieder Überschüsse zu erzeugen. Die Gemeinden schultern letztlich die
Überschüsse. Es ist richtig, wir stehen hier als Kreispolitiker zunächst einmal
in der Pflicht des Kreises, aber wir sind alle auch Bürger von Gemeinden und
wir sind alle auch Bürger, die die Steuern zahlen müssen. Da sage ich als
Bürger, bezahle ich die Schulden und Haushalte meiner Gemeinde, meines Kreises,
des Landes und des Bundes. Letzten Endes heißt das, die Bürger sind diejenigen,
die für alles bezahlen. Und vor diesem Hintergrund glaube ich, wird in allen
Gebietskörperschaften, aber auch in unserem Kreis, zu wenig auf eine wirklich
eiserne Haushaltsdisziplin geachtet. Und in Folge dessen halte ich diesen
Haushalt nicht für solidarisch, in diesem Fall mit den Gemeinden, die die
Hauptlast dieses Haushaltes tragen müssen. Eine Umlagesenkung hätte stattfinden
können. Der Diskussion über eine Umlageerhöhung in der Zukunft kann ich nicht
zustimmen. Und weil ich glaube, dass das Sparpotential nicht wirklich
ausgenutzt worden ist, werde ich diesem Haushalt auch nicht zustimmen.
Vielen Dank.
Kreisrat Dotzel
führte Folgendes aus:
Sehr geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und
Kollegen,
ich möchte, nachdem fast alle Gruppierungen den Bezirk
genannt haben, etwas zur Entwicklung sagen, ohne es zu sehr auszudehnen. Der
Bezirk befindet sich mit dem Problem Soziale Sicherung in einer Kostenklemme.
Die Kostenspirale setzt dort an, wo die Gesetzgebung anfängt. Ich darf darauf
hinweisen, dass durch Inklusion neue Entwicklungen vorhanden sind, wofür die
Kosten noch nicht absehbar sind.
In Bayern sollen die Pflegeheimstandards auf 85 %
Einzelzimmerunterbringung in Pflegeheimen angehoben werden. Dies wird
finanziert durch die Pflegesätze, die vom Bezirk kommen. Zum Weiteren gibt es
die Eingliederungshilfe. Hier wurde das persönliche Budget eingeführt. Alles
das sind Kosten, die sich nicht wegdiskutieren lassen. Die Personalkostensteigerung
in allen Bereichen auf Grund der Fallzahlen und der demographischen Entwicklung
lässt sich ebenfalls nicht wegdiskutieren.
Der Bezirk hatte Schwierigkeiten, seinen Haushalt 2010
aufzustellen, hat es aber geschafft. Insgesamt sind 15 Mio. Euro für die
Soziale Sicherung neu zu investieren. Davon 9 Mio. zusätzlich für die Erhöhung
de Bezirksumlage. Alle Bauinvestitionen 2010 werden über Kreditaufnahme
finanziert (5 Mio.), damit werden die Kommunen entlastet.
Die Kreisumlage erhöht sich vom Jahr 2009 auf 2010 um
1,9 Mio. Euro. Der Bezirk schöpft über die Bezirksumlage 1,38 Mio. Euro. Der
Landkreis Miltenberg behält auf jeden Fall 600.000 Euro bei sich.
Schlüsselzuweisungen gibt es nicht.
Ich bin kein sozialer Träumer, aber ich bin Realist
und Mensch, und die Würde des Menschen ist unantastbar.
In der Tat ist es so, das von oben nach unten Geld
fehlt. Der Bund schöpft z. B. 5 Mrd. Euro über den Finanzausgleich von Bayern
ab.
Zum Weiteren haben wir die Steuerschätzung im Mai 2010
noch vor uns. 100 Mrd. Euro müssen finanziert sein, damit die EU-Richtlinien erfüllt
werden. Das heißt, der Bund muss eisern sparen und das bedeutet schmerzhafte
Einschnitte in den nächsten Jahren.
Ich möchte noch einmal deutlich mache, jede Ebene hat
ihre Aufgaben zu leisten. Das Geld, was der Landkreis ausgibt, gibt er für die
Kreisbürger aus. Das Geld, das der Bezirk ausgibt, gibt er auch zum Teil für
die Landkreisbürger aus. Das Geld fließt zurück, so muss man da sehen, nur
gemeinsam sind wir stark.
Vielen Dank!
Landrat Schwing erläuterte, man löse die Probleme in
der Zukunft nur, wenn alle politischen Ebenen zusammen halten. Der Bezirk wird
noch mehr in die Verschuldung gehen müssen. In der letzten Woche habe er ein
Gespräch mit dem Ministerpräsidenten gehabt. Auch dort sei die Finanzfrage eine
wichtige gewesen. Die Sozialkosten seien in den letzten Jahren dermaßen
explodiert, die Kostensteigerungen seien exorbitant und nicht mehr verkraftbar.
Man müsse über Standards reden und wem man die Beteiligung zumuten könne.
Bisher sei man aber über den Bundesrat zum Bundestag noch nicht durchgedrungen.
Dies müsse jetzt erfolgen, da das Problem nicht mehr zu schultern sei. Das
jährliche Betteln beim Freistaat Bayern könne nicht mehr sein, eine Regelung
sei notwendig.
Der
Kreistag fasste sodann auf Empfehlung des Kreisausschusses vom 18.03.2010 bei
vier Gegenstimmen mehrheitlich folgende Beschlüsse:
1. Das von der Landkreisverwaltung vorgelegte Investitionsprogramm
wird angenommen (Art. 64 Abs. 2 LKrO).
2. Der
Finanzplan, der von der Verwaltung der Entwicklung angepasst bzw.
fortgeschrieben ist, wird angenommen (Art. 64 LKrO).
3. Dem
Stellenplan für die Verwaltung als Bestandteil des Haushaltsplans wird
zugestimmt (Art. 58 Abs. 2 LKrO).
4. Die
Landkreisverwaltung (Landrat und Kämmerer) wird ermächtigt, die in § 2 Abs. 1
der Haushaltssatzung aufgeführten Kredite in Höhe von 2.800.000,- € im
Haushaltsjahr 2010 bei der Bank mit dem günstigsten Zinssatz aufzunehmen.
5. Der
Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2010 wird gemäß Art. 57 ff der LKrO
zugestimmt.