Tagesordnungspunkt

TOP Ö 3: Sachstandsbericht: Integration von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund

BezeichnungInhalt
Sitzung:10.12.2009   KA/005/2009 
DokumenttypBezeichnungAktionen

 

Oberregierungsrat Rosel wies darauf hin, dass er in der Kreisausschusssitzung am 20.10.2008 einen Sachstandbericht zur Integration von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund gegeben habe. Damals sei vereinbart worden, dass Ende 2009 erneut über die Integrationsaktivitäten des Landratsamtes Miltenberg berichtet werde.

 

Oberregierungsrat Rosel gab sodann folgenden Bericht:

 

Nach wie vor ist die Integration von Personen mit Migrationshintergrund ein Thema, das auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen bearbeitet wird. Es gibt eine unübersehbare Vielzahl von Standpunkten zum richtigen Umgang mit diesem Thema. Je nach politischer Couleur fallen die Antworten unterschiedlich aus.

 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes Miltenberg versuchen, dieses Thema unabhängig von politischen Tagesthemen zu behandeln. Ziel ist es, in dem Aufgabenspektrum des Landratsamtes die Fragen der Integration dort zu behandeln, wo wir aufgrund der Zuständigkeit auch etwas bewirken können. Es macht wenig Sinn zu versuchen, Aufgaben Anderer, etwa der Gemeinden oder der Wohlfahrtsverbände mit zu erledigen oder übernehmen zu wollen. Es wurde deshalb nach Vorarbeiten der Projektgruppe „Integration“ Anfang 2009 ein hausinternes Integrationsforum ins Leben gerufen. In einem ersten Schritt haben wir uns damit hausweit vernetzt, da es im Landratsamt Miltenberg viele Stellen gibt, die auf die eine oder andere Weise mit dem Thema Integration befasst sind. Dadurch haben wir einen Überblick über die an verschiedenen Stellen geleistete Integrationsarbeit erhalten.

 

An dieser Stelle soll geschildert werden, mit welchen Themen sich das Integrationsforum bereits befasst hat. Sicher wurden die Kreistagsmitglieder schon in verschiedenen Gremien über einige hier genannte Themen unterrichtetet. Dies genau zeigt aber auch, wie vielfältig die Fragen der Integration sind. Die folgende Übersicht ist sicher nicht vollständig, zeigt aber die wesentlichen Bereiche.

 

1.  Die Arbeit des Integrationsforums

 

Das hausinterne Integrationsforum besteht derzeit aus acht Mitgliedern. Vertreten sind folgende Bereiche des Landratsamtes Miltenberg:

     - Gesundheitsamt (Herr Dr. Hortig),

     - Sachgebiet Kinder, Jugend und Familie mit den Sozialpädagogischen Fachdiensten

       (Herr Wachtler) und der Kommunalen und Präventiven Jugendarbeit (Herr Platz),

     - Ausländer- und Personenstandswesen (Herr Strobel),

     - Gleichstellungsstelle (Frau Seidel),

     - Vertreter der ARGE Landkreis Miltenberg (Herr Henn-Mücke).

Bei Bedarf werden weitere Stellen des Hauses zu den Sitzungen eingeladen, etwa Frau Schmidt vom Bereich Kunst und Kultur oder Herr Rüth, Leiter des Büros des Landrats.

 

Im Jahr 2009 fanden sechs Sitzungen statt. Hier kurz die wichtigsten Themen:

 

Ein  Thema war der Umgang der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kundinnen und Kunden mit Migrationshintergrund. Auf Anregung des Gremiums fand am 29.03.2009 ein "Interkulturelles Training" als Ein-Tages-Inhouse-Seminar mit 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Referentin war Frau Gülseren Demirel. Ziel des Seminars war es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dahingehend zu sensibilisieren, dass jeder Mensch einen eigenen kulturellen Hintergrund hat. So kann etwa ein- und dieselbe Geste je nach Herkunft eine andere Bedeutung haben. So ist es z.B. in verschiedenen Kulturkreisen nicht üblich, dass ein Mann einer Frau die Hand gibt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können durch das Training mehr Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen von Migrantinnen und Migranten aufbringen und so in der täglichen Arbeit Konflikte vermeiden. Es ist angedacht, dieses Thema auch im nächsten Jahr nochmals zu vertiefen.

 

Das von der Stadt Aschaffenburg 2008 entworfene Integrationsleitbild wurde von Herrn Theißen vom Büro des Oberbürgermeisters vorgestellt. Es soll noch darüber diskutiert werden, inwieweit die Ideen dieses auf eine Stadt und deren Aufgaben abzielenden Leitbildes auch Ansätze für den Landkreis Miltenberg bieten kann.

 

Im Juli 2009 stellte sich der Verein A.F.K.A. (Afrika Freundeskreis-Aschaffenburg e.V.) vor. Der Verein hat derzeit ca. 60 bis 70 Mitglieder, darunter auch einige aus dem  Landkreis Miltenberg. Der Verein will selbst aktiv die Integration mitgestalten. Die Mitgliedschaft ist offen, also nicht auf Personen mit afrikanischem Migrationshintergrund beschränkt. Eine Zusammenarbeit mit dem Verein wurde vereinbart. Da der Verein das Afrika-Karibik-Festival vom 13.08.2009 bis 16.08.2009 in Aschaffenburg mitgestaltete, wurde besprochen, dass der Landkreis Miltenberg einen Vertreter zu der dort am 16.08.2009 stattgefundenen Podiumsdiskussion zu Fragen der Integration entsendet. Der Termin wurde von der Gleichstellungsbeauftragten Frau Seidel wahrgenommen.

 

Weiter wurde mit dem Verein vereinbart, die Ausstellung „Stop mutilation“ von Terres des femmes e.V. im Foyer des Landratsamtes Miltenberg zu zeigen. Leider konnte noch kein konkreten Termin vereinbart werden, da entweder das Foyer ausgebucht oder die Ausstellung vergeben war.

 

2.  Weitere Integrationsaktivitäten des Landratsamtes Miltenberg im Kurzüberblick

 

     a)  Schulbereich - Landkreisangelegenheiten

Beim Erwerb und der Prämierung von Facharbeiten 2009 wurden auch Arbeiten mit Bezug zur Integration berücksichtigt.

          Sina Heßler: „Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund“

          Michael Schott: „Aktuelle Situation Erlenbachs hinsichtlich ihres Ausländeranteils“:

 

An der Staatl. Berufsschule Miltenberg-Obernburg wurde wieder eine Metallklasse eingerichtet. Diese richtet sich an leistungsschwächere Jugendliche mit Sprachdefiziten, denen der Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung nicht gelungen ist. Insbesondere erfolgt dabei die Sprachförderung im Umfang von je vier Stunden pro Woche.

 

Am Herrmann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach wurde der Bereitstellung von Unterrichtsräumen für den Griechischen Elternverein für Griechisch-Unterricht zugestimmt. Dies ist eine Ausnahme von dem Grundsatz, dass schulische Einrichtungen nicht privaten Vereinen zur Verfügung gestellt werden. Die Ausnahme erfolgte ausdrücklich wegen des integrativen Hintergrunds.

 

b)  Die Gleichstellungsbeauftragte Frau Seidel hat immer wieder Aufgaben mit integrativem Hintergrund. So fanden statt:

- Beratungen ausländischer Frauen im Bereich häusliche Gewalt und Kindesumgang.

          - Ein Infomorgen für junge türkische Frauen mit Beratungsmöglichkeiten und Informationen zu geringfügiger Beschäftigung, Wiedereinstieg, ALG II etc. in Zusammenarbeit mit Frau Kreisrätin Tulke und der AWO.

 

      c) Sachgebiet Kinder, Jugend und Familie

Auf unsere Initiative hin stehen über das Bayerische Rote Kreuz zwei türkischstämmige und türkischsprachige Sozialpädagoginnen, davon eine mit einer familientherapeutischen Zusatzausbildung, zur Verfügung. Somit kann ein Zugang zu familiären Problemen gefunden werden, auch wenn kulturelle und sprachliche Barrieren dies sonst erschweren.

 

Auch werden im Schuljahr 2009/2010 wieder 33 Vorkurse Deutsch für Kinder mit Migrationshintergrund angeboten, für die ein Deutsch-Förderbedarf besteht.

 

Weiter wurde vom 23.03.2009 bis 03.04.2009 die Schwerpunktreihe „Integration“ durchgeführt. Im Mittelpunkt dieser Reihe stand die Ausstellung „anders? – cool!“ in der Babarossa-Hauptschule Erlenbach. Es gab zwei Aufführungen des Figurentheaters „Die Blinklichter“, in Sulzbach a.Main und Erlenbach a.Main mit einem türkischen Märchen. Am 24.03.2009 und 25.03.2009 fanden zwei Autorenlesungen mit Nevfel Cumart, deutschsprachiger Lyriker türkischer Abstammung, in Erlenbach a.Main und Leidersbach statt. Auch wurde ein interkulturelles Training für Schulen angeboten.

 

     d)  Sachgebiet Ausländer- und Personenstandswesen

Hinzuweisen ist auf die Einbürgerungsfeiern, die vom Landratsamt Miltenberg durchgeführt werden. Im Jahr 2009 wurden drei Einbürgerungsfeiern abgehalten, bei denen 131 Personen eingebürgert wurden. Diese finden in einem würdevollen Rahmen im großen Sitzungssaal statt. Neben Reden des Landrats und eines Vertreters der Kommunen sprach jeweils auch ein Einbürgerungsbewerber. Die Veranstaltungen werden musikalisch umrahmt, zum Schluss gab es einen Stehempfang. Man kann stolz darauf sei, dass der Landkreis Miltenberg der einzige Landkreis in Bayern und wohl auch bundesweit ist, in dem die Einbürgerungen tatsächlich bei einer Feier mit Urkundsüberreichung durchgeführt werden. Anderorts wird nur eine Willkommensfeier abgehalten, die eigentliche Einbürgerung findet dabei nicht statt.

 

     e)  Kunst und Kultur

Im Bereich Kultur gibt es  Aktivitäten mit Kindern mit Migrationshintergrund. Gerade im Bereich Kunst mehren sich die Beiträge von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Zu nennen ist hier der Jugendkulturpreis, die Führungen für Schulklassen bei Ausstellungen in der Kochsmühle Obernburg a.Main sowie die Projekte des Kunstnetzes mit den Schulen.

 

f)   Veranstaltung „Symposium 2020 - Zukunftsperspektiven für den Landkreis Miltenberg“

am 23.10.2009 im Bürgerzentrum in Elsenfeld: Im Rahmen dieser Veranstaltung befasste sich ein Workshop mit den beruflichen Perspektiven durch Bildung. Es ging um Arbeitsmarktchancen für Jugendliche und jugendliche Migranten. Dabei wurde besonders die Notwendigkeit der Sprachförderung betont. Es wurde empfohlen, möglichst früh mit der Sprachförderung zu beginnen und entsprechende Angebote zu erarbeiten.

 

Fragen der Integration werden uns sicher noch viele Jahre beschäftigen. Es wird gehofft, dass es im Landkreis Miltenberg auch weiterhin gelingt, ein friedliches und gewinnbringendes Zusammenleben der Kulturen zu ermöglichen.

 

Landrat Schwing dankte Oberregierungsrat Rosel und bat, den Dank auch seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu überbringen. Im Landratsamt Miltenberg gebe es keine Abteilung, in der Integration nicht eine Rolle spiele. Mit der Integrationsarbeit sei man zwar noch nicht am Ende, aber auf einem guten Weg. Man sei dankbar für jede und jeden, der hier mitarbeiten wolle oder Ideen einbringen könne.

 

Kreisrat Scherf dankte namens der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und für den Bericht und die bisher geleistete Integrationsarbeit. Von den Aktivitäten sei er überrascht und wolle an die Idee von Kreisrätin Münzel auf Beteiligung an der Interkulturellen Woche erinnern. Er halte es für wichtig, der deutschen Bevölkerung zu verdeutlichen, dass es ohne Migranten künftig nicht gehen werde. Und die dritte Generation der heute hier lebenden Migrantinnen und Migranten sollte durch Vorbilder aufgezeigt werden, welche Perspektiven sie im Landkreis Miltenberg haben.

 

Landrat Schwing sagte dazu, alle guten Ideen werden gerne entgegengenommen. Er wünsche sich künftig noch mehr Beteiligung als bisher. Außerdem sollte an der jährlichen Berichterstattung im Kreisausschuss über die Integrationsarbeit festgehalten werden.

 

Kreisrat Andre bemerkte, dass es vorbildlich wäre, wenn künftig mehr Kreisausschussmitglieder als bisher an den Einbürgerungsfeiern teilnehmen würden. Diese Einbürgerungsfeiern seien stilvoll und eine gute Sache.

 

Kreisrat Ritter erklärte, dass Integration schon im kleinsten Bereich erfolgen müsse. Im Sport sei dies bereits umgesetzt. Problem sei hier allerdings, dass Migranten eigene Sportvereine gründen und keine Sportstätten zur Verfügung hätten. In diesen Fällen sollte Unterstützung angeboten werden.

 

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