Tagesordnungspunkt
TOP Ö 10: Haushaltsentwurf 2010 für das Sachgebiet Kinder, Jugend und Familie
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 26.11.2009 JHA/003/2009 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat
Schwing führte folgendes aus:
Zwei
Dinge beeinflussen den Haushaltsentwurf 2010:
- Die Auswirkungen der Weltwirtschafts- und
Finanzkrise auf die öffentlichen Einnahmen und
- der Demographische Wandel und die Auswirkungen auf
die Kinder- und Jugendhilfe
Während
ersteres eine strenge Sparpolitik anmahne, werden durch den zweiten Punkt
zahlreiche Aktivitäten notwendig, die nicht umsonst zu haben seien.
So
sei der Ansatz, der im Vergleich zum Vorjahr um rd. 200.000,00 € gesunken sei,
real wegen der Verrechnung mit dem Sozialhilfeetat aber in etwa gleich
geblieben sei, ein guter Ausgleich in dem soeben skizzierten Spannungsfeld.
Dies zeige sich vor allem im Vergleich mit den Jugendämtern in Unterfranken,
wonach die Ansätze um bis zu 10 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen seien.
Aber auch aus der Oberpfalz und vor allem aus Niederbayern seien Steigerungen
im kollegialen Austausch bekannt geworden, die bis zu 28 % betragen.
Der
Grund liege sicherlich darin, dass im Landkreis Miltenberg in den letzten
Jahren neben Haushaltsdisziplin immer Wert auf eine kontinuierliche Entwicklung
gelegt worden sei. Die ambulante Hilfe sei ausgebaut worden, ohne dies auf
Kosten von notwendigen Heimunterbringungen zu realisieren. Der starke Anstieg
von Inobhutnahmen und Heimunterbringungen, wie dies von anderen Jugendämtern
berichtet werde, finde in Miltenberg derzeit nicht statt. Jugendhilfe habe im
Landkreis Miltenberg ein gutes Fundament, was sich nicht nur in finanzieller
Hinsicht, sondern auch bei der Anwendung von professionellen Standards und
einer äußerst geringen Personalfluktuation zeige.
Trotz
Wirtschaftskrise werden nach wie vor präventive und niedrig schwellige Angebote
nicht vernachlässigt, sondern ausgebaut. So sei der Anteil der Kosten für die
ambulante und präventive Jugendarbeit von 1,99 % auf 3,14 % gestiegen. Dies
zeige, dass die Verantwortung für die Jugendarbeit und die Prävention ernst genommen
und auch umgesetzt werde.
Der
Ausbau der ambulanten Jugendhilfe von 7,12 % im Jahr 2007 auf 13,97 % im Ansatz
2010 zeige deutlich, dass frühzeitig niedrig schwellige Hilfen angeboten
werden, um schlimmeres zu verhindern. Gleichzeitig werden aber auch stationäre
Hilfen, die notwendig sowie aus fachlichen Gründen unverzichtbar und geeignet
seien, gewährt. Der Anteil hierfür sei mit knapp 50 % nahezu konstant
geblieben, was vor allem im Hinblick auf den bayernweiten Anstieg als großer
Erfolg zu werten sei.
Der
Einbruch im Bereich der Tagesbetreuung hingegen sei nur von kosmetischer Natur,
da sie die Einsparungen in voller Höhe im Sozialhilfeetat für die Förderung
nach § 16 SGB II niederschlagen und nur eine komplette Umsetzung der
rechtlichen Vorgaben darstellen.
Jugendamtsleiter Winkler teilte mit, dass das Sachgebiet
Kinder, Jugend und Familie im Jahr 2009 voraussichtlich bei Ausgaben von
6,046.954,00 €, Einnahmen von 1,006.945,00 € und einem Zuschussbedarf von ca. 5,040.000,00 €
abschließen werde. Für das Jahr 2010
werden die Ausgaben mit 6,320.300,00 € und die Einnahmen mit 997.640,00 €
veranschlagt. Das ergebe einen geplanten Zuschussbedarf von 5,322.660,00 € und
bedeute im Vergleich zum voraussichtlichen Rechnungsergebnis 2009 eine
Steigerung um 5,61 % oder 282.660,00 €; zum Ansatz von 2009 eine
Ausgabensenkung von 3,63 % oder 200.750,00 €.
Der Haushaltsentwurf 2010 sei auf der Grundlage der
Ist-Zahlen vom
1. Verringerung der Kostenübernahme für
Elternbeiträge zur Kindertagesbetreuung (Ansatz um 125.000,00 € unter dem
Ansatz 2009). Die Reduzierung im Jugendhilfeetat resultiere aus der exakten
Anwendung des SGB II, wonach die Kinderbetreuungskosten nach § 16 a (Kommunale
Eingliederungsleistungen), die für die Eingliederung des erwerbsfähigen
Hilfebedürftigen in das Erwerbsleben erforderlich seien, nicht der Jugendhilfe
zuzurechnen seien. Im Sozialhilfeetat seien hier 250.000,00 € veranschlagt, so
dass dem Landkreis Miltenberg durch die vermehrte Inanspruchnahme von
Kinderbetreuung, vor allem durch die zusätzliche Betreuung von Kindern unter
drei Jahren, insgesamt veranschlagte Mehrkosten von 125.000,00 € entstehen
werden.
2. Die veranschlagte Kostenerstattung für einen
verlorenen Verwaltungsgerichtsprozesses habe um 150.000,00 € nach unten
korrigiert werden können und sei im Jahr 2009 nicht zur Auszahlung gekommen.
Weitere Einzelheiten, insbesondere die Veränderungen
in den jeweiligen Haushaltsstellen, können dem vorliegenden Entwurf entnommen
werden.
Auf Befragen von Frau Harres-Nowag, warum die Kosten
für Elternschulungen bei der Jugendarbeit verbucht seien, erklärte
Jugendamtsleiter Winkler, dass man auf Vorgabe des Freistaates Bayern auf
Doppik umgestiegen sei. Es gebe einen Musteraktenplan, der verbindlich sei,
d.h. bezüglich der Zuordnungen könne nichts verändert werden. Das sei der Grund
dafür, dass Elternbildung unter sonstige Hilfen falle.
Landrat Schwing bemerkte, dass der Musteraktenplan
nicht nur für den Landkreis Miltenberg, sondern für alle Landkreise und
kreisfreien Städte Bayerns gelte. Bei den Städten gebe es allerdings eine
andere Konstellation.
Kreisrat Scherf erklärte, dass er der
Bedarfsfeststellung für Jugendsozialarbeit an den Förderschulen des Landkreises
Miltenberg sowie den Hauptschulen von Großwallstadt und Kleinwallstadt
zugestimmt habe, weil er dies für wichtig halte. Jetzt gehe es um die Frage,
wie Jugendsozialarbeit an den Schulen im Landkreis Miltenberg finanziert werde.
Alle schätzen die Arbeit des Jugendamtes. Koordinierende Kinderschutzstelle,
Familiengerichtshilfe, Personalerhöhung usw. seien notwendig. Erfreulich sei
auch die Reduzierung der Heimunterbringungen mit präventiven Maßnahmen. Seiner Meinung gehöre
auch Jugendsozialarbeit zur Prävention, die Argumente dafür habe er bereits
vorgebracht. Als Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen im Jugendhilfeausschuss
lehne er den vorliegenden Haushaltsplan 2010 ab, da sich der Landkreis
Miltenberg offensichtlich aus der Jugendsozialarbeit herausstehle.
Landrat Schwing sagte, er nehme dies zur Kenntnis,
bedauere aber die Entscheidung von Kreisrat Scherf. Der vorliegende
Haushaltsplan enthalte viele positive Ansätze. Leider hätten die Mitglieder der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen oftmals das Problem, nicht über ihren Schatten springen
zu können.
Kreisrätin Tulke schloss sich der Entscheidung von
Kreisrat Scherf an und sagte, ihr Problem sei auch die Jugendsozialarbeit. Sie
könne die von Landrat Schwing geäußerten Argumente zwar nachvollziehen, sei
aber trotzdem der Meinung, dass der Landkreis Miltenberg die Kosten dafür
übernehmen sollte. Demnächst werden alle Schulen im Landkreis Miltenberg die
notwendige Jugendsozialarbeit beantragen, folgen werden die Grundschulen. Sie
fragte, inwieweit sich der Landrat dafür einsetzen könne, dass der Freistaat
Bayern für Jugendsozialarbeit zur Kasse gebeten werde. Insgesamt gesehen halte
sie die Arbeit des Jugendamtes für super gut. Mit dem, was bisher auf den Weg
gebracht worden sei, sei man auf einem guten Weg. Wenn sie den vorliegenden
Haushaltsplan 2010 ablehne, bitte sie, das nicht als Schmälerung der Arbeit des
Jugendamtes anzusehen.
Landrat Schwing erklärte, dass davon ausgegangen
werden könne, dass er als Vizepräsident des Bayerischen Landkreistages dafür
kämpfe, dass Jugendsozialarbeit vom Freistaat Bayern finanziert werde. Leider
habe sich der Bayerische Landkreistag mit seiner Forderung bisher nicht
durchsetzen können. Alle Landkreistag-Mitglieder seien so vernünftig und hätten
gesagt, man wolle Schüler und Eltern nicht warten lassen, bis eine
diesbezügliche Regelung getroffen werde. Der Freistaat Bayern habe ein Programm
aufgelegt, wonach 1.000 Stellen für rd. 2.200 Schulen gefördert werden sollen.
Damit werden nicht einmal 50 % der Schulen erreicht werden. Der Bayerische
Landkreistag werde sich weiterhin für die Finanzierung durch den Freistaat Bayern einsetzen, aber dies werde man so
schnell nicht erreichen. Es sei bedauerlich, dass Kreisrat Scherf und
Kreisrätin Tulke den vorliegenden Haushaltsplan 2010 mit dem Volumen von über 6
Mio. € wegen einiger 10.000,00 € ablehnen wollen.
Herr Prof. Dr. Adams teilte mit, dass er in mehreren
Jugendhilfeausschüssen vertreten und parteilich nicht gebunden sei. Er sehe die
Aufgabe des Jugendhilfeausschusses darin, dem Jugendamt den Rücken zu stärken.
Nachdem der vorliegende Haushaltsplan 2010 eine Steigerung enthalte, wäre es
gut, wenn ihm die Jugendhilfeausschuss-Mitglieder mit großer Mehrheit zustimmen
würden. Das wäre auch eine Frage des Vertrauens gegenüber dem Jugendamt.
Kreisrat Scherf bemerkte, dass er ein engagierter
Kämpfer für das Jugendamt sei. Wenn er den vorliegenden Haushaltsplan 2010
ablehne, geschehe dies keinesfalls aus Misstrauen gegenüber dem Jugendamt. Das
Jugendamt Miltenberg sei eines der besten Jugendämter Bayerns. Alle können
stolz auf das Jugendamt und die Jugendhilfe sein. Als Kreisrat habe er aber
auch das Recht, den Haushaltsplan
abzulehnen.
Der Jugendhilfeausschuss fasste sodann bei drei
Gegenstimmen folgenden
B e s c h l u s s :
Der
Haushaltsansatz 2010 für das Sachgebiet: Kinder, Jugend und Familie mit einem
Volumen
- bei den
Ausgaben von 6,320.300,00
€
- bei den Einnahmen
von 997.640,00
€
- und einem
Zuschussbedarf von 5,322.660,00
€
wird angenommen und dem Kreistag zur Zustimmung
empfohlen.