Tagesordnungspunkt
TOP Ö 7: Aktuelles aus der Abfallwirtschaft (Mülltonnenwechsel, Pflegefallregelung, Arbeitsaufnahme REMONDIS)
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 07.05.2009 NU/001/2009 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing teilt mit, dass er die Gelegenheit
heute nutzen müsse und wolle, um zu den Großaktionen der kommunalen
Abfallwirtschaft der letzten Monate einiges zu berichten, was er in aller
Öffentlichkeit tun wolle.
Immer wieder sei in Leserbriefen, Telefongesprächen,
E-Mails und Briefen der Vorwurf erhoben worden, dass der Landkreis die Müllabfuhr
und die Tonnenbeschaffung gar nicht hätte ausschreiben müssen. Jeder
Kommunalpolitiker wisse, dass die öffentliche Hand zur regelmäßigen
Ausschreibung aller Leistungen verpflichtet sei. Im Bereich der Müllabfuhr
müssten derartige Leistungen sogar europaweit ausgeschrieben werden. Diese
Ausschreibungen würden auch der Überprüfung der Wirtschaftlichkeit dienen und
helfen, die Abfallgebühren im Rahmen zu halten. Das Ergebnis derartiger
öffentlicher Ausschreibungen lasse sich naturgemäß nicht vorhersagen und die
Landkreisverwaltung habe es bereits bei der letzten Ausschreibung vor sechs
Jahren sehr bedauert, dass damals die einheimische Firma Reinhardt aus
Obernburg von der Firma SITA aus dem Auftrag „geboxt“ worden sei. Nun ginge es
bei dieser Ausschreibung der Fa. SITA ähnlich.
Jegliche Kritik an der Vorgehensweise des Landkreises
müsste daher zurückweisen werden. Die Landkreisverwaltung begrüße es
ausdrücklich, dass die Firma REMONDIS für ihre Leistungserbringung zu rund 75 %
auf ehemalige SITA-Mitarbeiter zurückgegriffen habe. Man bedauere es, wenn der
eine oder andere SITA-Mitarbeiter keinen Arbeitsplatz gefunden habe oder
finanzielle Einbußen hinnehmen müsse. Aber der Landkreis sei keine Gewerkschaft
und könne daher keine Tarifverhandlungen für die Müllwerker führen. Die
Bezahlung erfolge vertragsgemäß entsprechend den Vorgaben des Tarifvertrages
des Bundesverbandes der deutschen Entsorgungswirtschaft. Nur der
Vollständigkeit halber wolle man erwähnen, dass auch der kommunale
Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Miltenberg zwei ehemalige
SITA-Mitarbeiter eingestellt habe.
Mülltonnenwechsel:
Der Mülltonnentausch sei gut vorbereitet gewesen und
trotz der schlechten herbstlichen Jahreszeit besser gelaufen als erwartet. Die
Anzahl der echten Beanstandungen hätte bei rund 1.000 Fällen gelegen, was bei
90.000 Müllgefäßen ein gutes Prozent bedeute. Diese Fehler seien überwiegend
unvermeidbar und zum Beispiel auf falsche oder überholte Adressangaben
zurückzuführen. Im einen oder anderen Fall hätten sich auch Mitbürgerinnen und
Mitbürger die Mülltonnen ihrer Nachbarinnen und Nachbarn zusätzlich angeeignet
bzw. diese sichergestellt. Diese Fälle hätten inzwischen bis auf ganz wenige
Ausnahmen aufgeklärt und bereinigt werden können. Während der Verteilung hätten
graue 60-l-Mülltonnen und blaue 240-l-Papiertonnen sowie blaue
1100-l-Umleerbehälter nachbestellt werden müssen. Trotz vorsichtiger
Kalkulation habe die „Tauschwut“ der Mitbürgerinnen und Mitbürger zu kleineren
Restmüll- und größeren Papiergefäßen überrascht. In den letzten Aprilwochen
hätte die Landkreisverwaltung noch rund 160 „EDV-Leichen“ aufklären und
beseitigen können. Damit stehe das Projekt mit seiner endgültigen Abrechnung
vor dem Abschluss. Ausgezahlt habe man wie bisher an OTTO inklusive der Nachbestellungen
eine Summe von 2,5 Millionen €. Das ursprüngliche Auftragsvolumen habe sich auf
2,48 Millionen € belaufen. Anstelle der nachgelieferten kleineren
Restmülltonnen und größeren Papiertonnen habe man jetzt größere Bestände an
größeren Restmülltonnen und kleineren Papiertonnen auf Lager.
Zur vielfach kritisierten Qualität der neuen
Müllgefäße wolle er auf die Vorstellung und die Aussagen des Geschäftsführers
des Hauses OTTO vor diesem Gremium verweisen. Der Landkreis habe Müllgefäße
gekauft, die den heutigen Anforderungen und DIN-Normen entsprächen. Sicher
seien diese nicht mit Müllgefäßen vergleichbar, die aus dem Jahr 1995 stammten.
Aber bei welchen Produkten hat sich in diesen vielen Jahren nichts verändert?
Zum Stand 01.05.2009 habe der Landkreis 90.887
Zweiradgefäße und 849 Vierradgefäße bei den Kundinnen und Kunden im Landkreis
stehen.
Pflegefallregelung
Die geplante und auch vom Umweltausschuss mitgetragene
Neuregelung der Pflegefallunterstützung sei sehr lehrreich für ihn, viele
Kreisrätinnen und Kreisräte und die Landkreisverwaltung gewesen. Hier habe sich
deutlich gezeigt, dass freiwillige Leistungen nahezu nicht mehr abgeschafft
werden könnten. Der Widerstand der betroffenen rund 800 Fälle, bei 40.000
Haushalten im Landkreis, sei enorm gewesen. Er wolle nicht verschweigen, dass
einiges davon bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihm auch unter die
Gürtellinie gegangen sei. Derartig teilweise unverschämte E-Mails und
Beschimpfungen hätten sie bisher bei keinem Projekt einstecken müssen. Es
habe Zeiten gegeben, bei denen die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter weder ein noch aus gewusst hätten und die Nerven der
Betroffenen gelitten hätten.
Der Anstand und das gute Benehmen vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger hörten
offensichtlich dort auf, wo es um einen finanziellen Vorteil für den eigenen
Geldbeutel gehe.
Die Landkreisverwaltung habe schnell reagiert, die
Pflegefallregelung überarbeitet und inzwischen 705 Pflegefälle nach den neuen
Beschlüssen mit zusätzlichem Restmüllvolumen ausgestattet. Durch diese
Überprüfung habe sich die Zahl der Pflegefälle immerhin um rund 100 reduziert.
Dies seien die Fälle, die bisher den Vorteil der größeren Tonne auch nach
Wegfall der Berechtigung weitergenutzt hätten. Dies sei immerhin ein Erfolg. Durch
die Umstrukturierung der Pflegefallunterstützung habe man zusätzliche kleine
Restmülltonne benötigt. Diese seien in den vorgenannten Zahlen enthalten. Er wolle
nicht verschweigen, dass die Landkreisverwaltung auch in einigen wenigen Fällen
Vorwürfe über die Abschaffung des Windelsacksystems für Pflegefälle erhalten
habe. In einer Handvoll Fälle sei die zusätzliche Pflegetonne verweigert
worden, da diese den Pflegefall nach außen offensichtlich gemacht hätte.
Jeder kenne den alten Spruch: „ Allen Menschen recht
getan ist eine Kunst die niemand kann.“
Arbeitsaufnahme REMONDIS
Die Arbeitsaufnahme des neuen Entsorgers REMONDIS sei
aufgrund der anhaltenden Winterwitterung in den ersten beiden Januarwochen
nicht sehr glücklich verlaufen für die Firma, aber auch für die
Landkreisverwaltung. Die Kinderkrankheiten der nagelneuen Sammelfahrzeuge mit
ihrer aufwendigen Technik und Elektronik bei 17 Grad minus im harten Einsatz zu
testen, sei eigentlich von niemandem geplant gewesen. Viele Mitbürgerinnen und
Mitbürger hätten Verständnis gezeigt. Aber es habe beispielsweise auch den Fall
eines Mitbürgers gegeben, der sich beklagt habe, dass REMONDIS morgens im 07:00
Uhr bei 15 Grad minus mit laufendem Fahrzeugmotor vor seinem Haus versucht
habe, einen Schaden an der Schüttung zu beheben. Dieser habe sich
offensichtlich durch das Motorengeräusch und die Arbeiten gestört gefühlt. Arbeiten an der Hydraulik ohne Motor gingen
einfach nicht. Unter diesen Umständen sei es um die Müllwerker schlechter
bestellt gewesen, als um den Zuschauer und Beschwerdeführer in seinem warmen
Haus. Auch wolle er nicht verschweigen, dass die Umstellung der Abfuhrtouren
durch REMONDIS, teilweise auch noch verbunden mit den Feiertagsverschiebungen
der ersten Tage, zu vielen Beschwerdefällen geführt habe. Probleme habe es auch
mit der Umsetzung der neuen getrennten Umleerbehältertouren gegeben. Viele
bewährte Fahrzeugbesatzungen hätten ihre neuen Sammeltouren erst kennen lernen
müssen, was bei derart winterlicher Witterung nicht einfach gewesen sei. Auch
die Befahrbarkeit einiger gemeindlicher Straßen mit schweren Müllfahrzeugen
habe Wünsche offen gelassen. Inzwischen könne man melden, dass REMONDIS die
ersten 100 Tage überstanden habe. Nahezu alles habe sich eingespielt und
beruhigt. Die Müllabfuhr im Landkreis funktioniere wieder in gewohnter Weise. Nahezu
alles funktioniere, denn ein kleines Problem habe man noch zu lösen: Laut Abfallwirtschaftssatzung müssten Müllgefäße
und auch Umleerbehälter an der nächsten befahrbaren öffentlichen Straße
bereitgestellt werden.
Hier hätten die Fa. SITA und früher die Fa. Reinhardt einen kostenlosen
Service, insbesondere für Umleerbehälter, neben der Abfallwirtschaftssatzung
aufgebaut. Vielfach hätten die Fahrzeuge die Umleerbehälter im Hof der
Unternehmen und Einrichtungen angefahren. Eine „Bereitstellung“ sei nicht
erfolgt. REMONDIS sehe dies anders und
orientiere sich an den Satzungsbestimmungen des Landkreises. Auch das Risiko
und die Haftungsfragen beim Befahren privater Hofflächen oder Betriebshöfe
seien nicht von der Hand zu weisen. Hinzu kämen technische Probleme. So sei der
Hof des Landratsamtes mit den neuen Müllsammelfahrzeugen nicht zu befahren.
REMONDIS habe bereits in der ersten Woche einen Schaden in einem privaten Hof
verursacht. In den allermeisten Fällen habe die Landkreisverwaltung inzwischen
für beide Seiten zufrieden stellende Lösungen gefunden. Aber ein Rest
verursache noch Kopfzerbrechen und Mühe. Man werde in dieser Frage am Ball
bleiben.
Alles in allem habe die Abfallwirtschaft die
Herausforderungen Mülltonnenwechsel und Unternehmerwechsel, gewürzt mit einigen
Randproblemen wie der Pflegfallgeschichte, sehr gut bewältigt und auch REMONDIS
habe es trotz widriger Umstände geschafft, die Müllabfuhr im Landkreis neu
aufzubauen und in geordnete Bahnen zu lenken.
Kreisrätin Almritter sagt, sie würde es unterstützen, als
Kommunalpolitikerin an Vorgaben gebunden zu sein. Allerdings sei sozial nicht
leicht zu verarbeiten, dass die ehemaligen Mitarbeiter der Fa. SITA zu
schlechteren Konditionen arbeiteten. Die Bürgerinnen und Bürger, die für
bessere Konditionen plädierten, wären die ersten, die angreifen würden, wenn die
Müllgebühren als Folge besserer Konditionen stiegen.
Landrat Schwing weist darauf hin, dass es keine Alternative
und rechtlich keine andere Möglichkeiten gegeben habe.
Kreisrat Dotzel betont, man habe Grund zur
Zufriedenheit. Er schließt sich der Äußerung des Landrats Schwing, dass es keine
Alternative gegeben habe, an. Der Auftrag sei an den günstigsten Anbieter gegangen;
den Wechsel der Mülltonnen habe der Landkreis nicht beeinflussen können.
Landrat Schwing habe recht, deutlich zu machen, wie schwierig es sei,
Vergünstigungen zurückzunehmen. Unterm Strich könne die Entscheidung
mitgetragen werden.
Er weist darauf hin, dass auf dem Grundstück der Fa.
Betonwerk Schmitt GmbH in Wörth a. Main teilweise beschädigte Mülltonnen
herumlägen. Auf die Frage, ob der Landkreis die Mülltonnen über die Firma, die
diese ausgewechselt habe, beseitigen lassen könnte, antwortet Landrat Schwing,
dass die Zuständigkeit beim Grundstückseigentümer liege, aber der Hinweis
dankend angenommen und weitergegeben werde.
Die Ausschussmitglieder des Natur- und
Umweltschutzausschusses nehmen von den Ausführungen Kenntnis.