Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Durchführung Benchmarking in der Abfallwirtschaft: Antrag der FW-Fraktion vom 03.11.08
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 16.12.2008 NU/038/2008 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing merkte eingangs an, dass er den Antrag
vom 03.11.2008, in welchem die Freien
Wähler die Durchführung eines „Benchmarkings“ für die kommunale Abfallwirtschaft
im Landkreis Miltenberg fordern, für problematisch und schwierig halte, da man
Äpfel nicht mit Birnen vergleichen könne.
Ein Benchmarking erfordere einen Vergleich mit anderen
Abfallwirtschaftsbetrieben. Dazu müssen zum Zwecke der Vergleichbarkeit nicht
nur die offensichtlichen Tatsachen – Satzungen, Gebühren, sondern die gesamten
Betriebsdaten mit allen Leistungen offen gelegt werden. Eigentlich sollten es
vergleichbare Betriebe, wie dies in Miltenberg der Fall sei, also Regiebetriebe
sein. Allerdings sei dies in der Abfallwirtschaft bereits seit Jahren eine
aussterbende Art. Damit dürfte es schon einmal sehr schwer fallen,
vergleichbare Betriebe überhaupt zu
finden. Aufgrund der negativen Schlagzeilen der letzten Wochen über
Gebührenvergleiche in der Abfallwirtschaft (Main Echo, IHK Hessen) werde man
momentan keine vergleichbaren oder nicht vergleichbaren Betriebe finden, die
sich an einem derartigen Projekt beteiligen und dafür auch noch Zeit und Geld
aufwenden. Im Bayerischen Innovationsring sei Benchmarking für die kommunalen
Abfallwirtschaftsbetriebe bereits des Öfteren Thema gewesen. Aufgrund der nicht
vergleichbaren Leistungen und örtlichen Gegebenheiten in den einzelnen
Gebietskörperschaften sei bisher jedoch auf ein derartiges Projekt verzichtet
worden. Man werde im Bayerischen Innovationsring einen neuen Antrag einbringen
und dann an einem derartigen Projekt teilnehmen. Bereits seit Jahren sei die
Kommunale Abfallwirtschaft im Landkreis Miltenberg bemüht, durch
Ausschreibungen und auch Änderung interner Strukturen Geld einzusparen und
wirtschaftlicher zu werden. Das eine oder andere Mal sei dies allerdings durch
neue Gesetze und Verordnungen, manchmal allerdings auch durch Beschlüsse der
Landkreisgremien unterlaufen worden. Zurzeit sehe man daher weder Chancen noch
Möglichkeiten, ein Benchmarking durchzuführen. Im Übrigen dürfe man auf die
verschiedenen Berichte von Herrn Buchbinder im Zusammenhang mit der neuen
Gebührenkalkulation 2008 hinweisen. Diese liegen den Mitgliedern dieses
Ausschusses alle vor und enthalten zahlreich Details zu den Kosten und der
Wirtschaftlichkeit der Abfallwirtschaft im Landkreis Miltenberg:
-
Stellungnahme zur
Konzeption der Abfallsammlung im Landkreis Miltenberg (September 2007)
-
EU-weite
Ausschreibung von Leistungen der Abfallsammlung für den Landkreis Miltenberg
Pflichtenheft (September 2007)
-
Stellungnahme zur
zukünftigen Konzeption des Abfallgebührensystems im Landkreis Miltenberg (Juni
2008)
-
Empfehlung zur
zukünftigen Konzeption des Abfallgebührensystems im Landkreis Miltenberg (Juni
2008)
-
Neuberechnung der
Abfallgebühren für den Landkreis Miltenberg (September 2008).
Kreisrat
Dr. Fahn sagte dazu, dass der Vorschlag ein Fortschritt sei. Der Antrag der
Freien Wähler sei aufgrund verschiedener Kritikpunkte am Gebührensystem gestellt
worden. Benchmarking erhalte einen immer größer werdenden Stellenwert. Er bat darum, das Thema ergebnisoffen zu
diskutieren. Er hoffe, dass es Möglichkeiten zur Optimierung des Gebühren- und
Abfallsystems gebe und Kostensenkungspotentiale erkannt werden. Auch
hinsichtlich der regionalen Besonderheiten wünsche er sich mehr Klarheit, so
könne er z. B. nicht nachvollziehen, warum die Müllmenge im Landkreis
Aschaffenburg derart gering sei.
Landrat
Schwing antwortete, dass im Bayerischen Innovationsring immer offen diskutiert
werde, zumal Fachleute der 21 beteiligten Landkreise, von denen jeder Pro und
Contra einbringe, an den Sitzungen teilnehmen. Sicherlich sei das System noch
zu optimieren; man arbeite fortlaufend daran.
Kreisrat
Dr. Steidl bemerkte, dass auch die CSU-Fraktion einen objektiven Vergleich
zwischen den komplizierten Müllsystemen gut fände. Die Kosten für ein Gutachten
dürfe man nicht außer Acht lassen, von Vorteil wäre hier die Beteiligung
mehrerer Landkreise.
Landrat
Schwing wies darauf hin, dass kein Gutachten durchgeführt werden würde, sondern
eine Projektgruppe aus dem Bayerischen Innovationsring alles selbst erarbeiten
müsste, was sehr arbeitsintensiv wäre und über Monate dauern würde.
Kreisrat
Dr. Fahn ergänzte hierzu, dass es Institute gebe wie z.B. das Institut für
Umweltökonomie in Mainz, die hier ihre Unterstützung geben könnten.
Regierungsamtmann Röcklein sagte hierzu, dass das genannte Institut aufgrund
des mangelnden Interesses seitens der Landkreise auf diesem Gebiet nicht mehr
tätig sei.
Auf
die Frage, wann das Thema im Bayerischen Innovationsring behandelt werde,
antwortete Landrat Schwing, dass dies sicherlich innerhalb eines Jahres
geschehe und man im Ausschuss darüber berichten werde.
Kreisrat Eck merkte an, dass man mit mehr Selbstbewusstsein zum eigenen Müllbeseitigungskonzept stehen solle. Bei 71 Landkreisen in Bayern hätte es im Falle von vielen Differenzen doch schon früher die Absicht zur Durchführung eines Benchmarkings gegeben. Er spreche sich für den Beschlussvorschlag aus, sei aber skeptisch, dass es zur Durchführung eines Benchmarkings komme.
Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz fasste
sodann einstimmig folgenden Beschluss:
Der Landkreis wird sich beim Bayerischen
Innovationsring für die Durchführung eines Benchmarkings für die Abfallwirtschaft
einsetzen und dann daran teilnehmen.