Tagesordnungspunkt

TOP Ö 3: Antrag der FWG-Fraktion vom 31.01.1997: Energiesparen im Landkreis Miltenberg Antrag der ÖDP vom 24.02.1997: Energie- und Anlagenmanagement

BezeichnungInhalt
Sitzung:03.05.2002   SZ-01XQ1AZ 
Beschluss:einstimmig beschlossen
Abstimmung:JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0
DokumenttypBezeichnungAktionen

 

Landrat Schwing gab folgende Anträge zur Kenntnis:

 

Antrag der FWG-Fraktion vom 31.01.1997:

Die Fraktion der Freien Wähler beantragt, daß

1.  die Verwaltung ein Konzept in Anlehnung an das Hamburger Fifty-fifty-Projekt ausarbeitet, welches verändertes Nutzerverhalten finanziell belohnt und dem Landkreis Miltenberg Kosten einspart.

2.  das Anlagen- und Energiemanagement ohne Kapitaleinsatz bei landkreiseigenen Gebäuden geprüft und dann umgesetzt wird.

 

Antrag der ÖDP vom 24.02.1997:

Die Landkreisverwaltung läßt für das Schulzentrum Elsenfeld eine kostenlose Potentialabschätzung für den Energiebereich über eine Fachfirma erstellen. Diese Potentialabschätzung ist Grundlage für eine evtl. Projektierung für ein Anlagen- und Energiemanagement zur Einsparung von Heizenergie, Strom bzw. Abwärmenutzung etc.

 

Landrat Schwing bemerkte dazu, daß er diese Anträge bewußt dem Bauausschuß zur Behandlung vorgelegt habe, weil sich dieser Ausschuß schon seit einigen Jahren intensiv mit dem Thema Energieeinsparung befasse und hierfür schon erhebliche Mittel bereitgestellt habe.

 

Kreisbaumeister Springer führte folgendes aus:

 

Zu Punkt 1 des FWG-Antrages:

 

Im Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach a.Main werde seit 1993 ein Modellprojekt “Nutzerverhalten” praktiziert, das beispielhaft für weitere kreiseigene Schulen sein könnte. Dieses Modell erfordere allerdings von Lehrkräften und Schülern ein grundsätzliches Umdenken und Handeln im Umgang mit energetischen Medien. Durch  reine schulorganisatorische Maßnahmen, die speziell auf ein verändertes Nutzerverhalten abzielen, können ca. 10 % bis 30 % des normalen Energieverbrauchs eingespart und gleichzeitig der Schadstoffausstoß in die Umwelt erheblich reduziert werden. Vom Kreisbauamt können aber nur Anstöße zum Nutzerverhalten gegeben werden.

 

Der FWG-Antrag ziele darauf ab, ein verändertes Nutzerverhalten durch den Landkreis finanziell zu belohnen. Es werde hierbei auf das Hamburger Modell “Fifty-fifty” hingewiesen, wonach die Hälfte der eingesparten Energiekosten in die Schulen zurückfließen und für weitere energetische Aktivitäten genutzt werden.

 

Zu Punkt 2 des FWG-Antrages und zum ÖDP-Antrag:

 

Diese beiden Anträge beziehen sich inhaltsgleich auf eine kostenlose Potentialabschätzung für den Energiebereich über spezialisierte Fach-Ing.Büros. Es werde zunächst festgestellt, daß der Landkreis Miltenberg seit 1991 energetische Untersuchungen in kreiseigenen Gebäuden durchführen lasse und aufgrund eines Bauausschußbeschlusses Realisierungen mit einer Amortisationszeit bis zu maximal fünf Jahren sofort durchführe. Bisher seien folgende Gebäude untersucht und Potentialabschätzungen für den Energiebereich einschließlich deren Realisierung durchgeführt worden:

1991 bis 1992/1993    Schulzentrum Elsenfeld mit Julius-Echter-Gymnasium, Staatl. Realschule, Rudolf-Harbig-Sporthalle und Heizzentrale,

1994 bis 1995             Staatl. Berufsschule Miltenberg,

1994 bis 1995             Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach a.Main,

1995 bis 1996/1997    Staatl. Berufsschule und Staatl. Realschule Obernburg a.Main,

1996 bis 1997             Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg,

1998 sei die Staatl. Realschule mit Sporthalle Miltenberg vorgesehen.

Baubegleitende Untersuchungen werden z.Z. beim Altenheim “Rohe’sche Stiftung” in Kleinwallstadt und bei der Janusz-Korczak-Schule Elsenfeld durchgeführt.

 

Die Energieeinsparungsergebnisse und Realisierungskosten werden für jedes Gebäude ausgewertet, mit den prognostizierten Werten verglichen und dokumentiert. Nach Abschluß der Maßnahmen sei eine permanente Betreuung, fachtechnische Beratung für weiterführende Ersatzinvestitionen nach dem jeweils technischen Stand, Überwachung der Energieverträge mit Versorgungsunternehmen, Erstellung eines jährlichen Energieberichtes mit Dokumentation der Endergebnisse erforderlich.

 

Kreisbaumeister Springer erläuterte sodann anhand der den Bauausschußmitgliedern überreichte “Übersicht der realisierten Gesamteinsparungen 1992 - 1997 - Energiegutachten” die einzelnen Maßnahmen mit entsprechenden Investitionskosten, Energieeinsparungen und Emissionsdaten.

 

Zum FWG- und ÖDP-Antrag “Energiesparen ohne Kapitaleinsatz” bemerkte Kreisbaumeister Springer, daß das Verfahren “Energieeinsparcontracting” seit über 10 Jahren angeboten und damit der Anschein erweckt werde, daß Heizungsanlagen ohne Kapitaleinsatz saniert und Energieeinsparungen erreicht werden können. Die Investition, auch Drittfinanzierung genannt, werde von einem Dritten Investor vorgenommen. Dieser berechne aber monatliche Miet- bzw. Leihgebühren. Da die Konditionen für kommunale Darlehen immer günstiger seien als für private Investoren, liegen die Kapitalkosten beim Contracting oder der Drittfinanzierung immer höher. Ein Vorteil beim Contracting bestehe nur dann, wenn durch Haushaltssperren Rationalisierungsinvestitionen verschoben werden müssen. Den höheren Kapitalkosten stehe dann der eingesparte Verlust durch die Verschiebung gegenüber. Aus haushaltstechnischen Gründen werden Energieeinsparungsmaßnahmen häufig verschoben. Bedingt dadurch treten neben den ökologischen Nachteilen hohe finanzielle Verluste ein. Die Drittfinanzierung in Form eines Mietvertrages ermögliche die schnelle Realisierung von Einsparmaßnahmen und somit eine sofort wirksame Entlastung des Haushaltes.

 

Landrat Schwing bat, zu allen genannten Einsparungen die weiter bereits durchgeführten Maßnahmen wie Vollwärmeschutz, Austausch von Fenstern und Flachdachsanierungen in großem Umfang zu zählen. Was den zweiten Teil des FWG-Antrages und den ÖDP-Antrag betreffe, sei er (Landrat Schwing) der Meinung, daß keine Fachfirma kostenlos arbeite. Außerdem glaube er, daß die Einsparung von Energie bereits Daueraufgabe bei Generalsanierungen und Neubauten von kreiseigenen Gebäuden sei, so daß kein Bedarf für neue Gutachten bestehe.

 

Kreisrat Dr. Fahn erklärte, daß der FWG-Fraktion mit ihrem Antrag keine Kritik an der Arbeit der Verwaltung üben wolle. Man wisse vielmehr, die Bemühungen der Verwaltung in Sachen Energieeinsparung zu würdigen. Leider sei der Landkreis Miltenberg bisher nur projektbezogen vorgegangen. Der FWG-Antrag dagegen ziele auf eine Vernetzung der gesamten kreiseigenen Gebäude mittels Computer ab. Nach Meinung von Kreisrat Dr. Fahn spreche trotz der bereits durchgeführten guten Maßnahmen nichts gegen eine Potentialabschätzung durch eine Fachfirma, was den Landkreis Miltenberg keinen Pfennig kosten würde. Dann läge dem Bauausschuß ein konkretes Ergebnis vor und er könnte darüber beraten, wie künftig weitergearbeitet werde. Eine weitere Möglichkeit wäre, einen Vertreter einer Fachfirma um einen Bericht im Bauausschuß zu bitten.

 

Landrat Schwing betonte, daß die bisherigen Energieeinsparungen nicht allein das Verdienst der Verwaltung seien, sondern in hohem Maße auch das Verdienst des Bauausschusses innerhalb der letzten 10 Jahre. Er bat Kreisrat Dr. Fahn zu bedenken, daß alle das gleiche Ziel hätten, nämlich möglichst wenig finanziellen Mitteln für die benötigte Energie einzusetzen und damit direkt oder indirekt die Umwelt zu schonen. Im Schulzentrum Elsenfeld z.B.  gebe es noch eine gemeinsame Technik. Da der Trend weg von gemeinsamen Heizzentralen gehe, habe der Nordflügel des Landratsamtes Miltenberg schon eine eigene Heizzentrale erhalten. Was das Argument “kostenlos” betreffe, müsse gesagt werden, daß grundsätzlich keine Firma kostenlos tätig werde. Selbstverständlich könne man ein Gutachten für alle kreiseigenen Gebäude erstellen lassen, nur könne man nicht alle Maßnahmen gleichzeitig im Haushalt unterbringen. Der Bauausschuß habe daher beschlossen, projektbezogen vorzugehen.

 

Kreisrat Lüft hielt die Vorgehensweise der letzten Jahre, einzelne Projekte zu prüfen, Schwachpunkte festzustellen und dann zu entscheiden, für den richtigen Weg. Bezüglich des Vorschlages Vernetzung wies er darauf hin, daß die einzelnen Baukörper jeweils einen gewissen Standard und eine unterschiedliche Altersstruktur hätten. Der Bauausschuß sollte daher auch künftig an seiner bisherigen Arbeitsweise festhalten und bei anstehenden Generalsanierungen prüfen, welche Einsparungsmöglichkeiten gegeben seien.

 

Auch Kreisrat Schüßler hielt den eingeschlagenen Weg für richtig. Bezüglich einer zentralen Leittechnik für alle kreiseigenen Gebäude des Landkreises Miltenberg vertrat er die Meinung, daß so etwas Probleme bringen könnte, weil das Potential zu groß sei. Sinnvoller wäre es, das Augenmerk auf die Bereitstellung von KW zu legen.

 

Kreisbaumeister Springer teilte daraufhin mit, daß beim Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg zwei Heizkessel mit je 1.160 kW-Leistung vorhanden seien und nach Erneuerung der Heizzentrale zwei Heizkessel mit je 460 kW-Leistung ausreichen werden.

 

Kreisrat Dr. Fahn sagte, er wolle nicht den vom Bauausschuß eingeschlagenen Weg kritisieren. Selbstverständlich können nicht alle kreiseigenen Gebäude auf einen Schlag saniert werden. Bei dem von ihm vorgelegten Konzept gehe es darum, daß zunächst für alle kreiseigenen Gebäude kostenlos ein Einsparungsvorschlag erarbeitet werde und der Bauausschuß dann entscheiden könne, wie künftig vorgegangen werde. Kreisrat Dr. Fahn schlug vor, daß sich die Verwaltung beim Landkreis Schwandorf erkundige, denn was dort hinsichtlich Energieeinsparung praktiziert werde, werde in vielen Pressemeldungen als mustergültig bezeichnet.

 

Landrat Schwing warnte davor, alles für bare Münze zu nehmen, was andernorts als mustergültig herausgestellt werde. Er habe nichts dagegen, wenn eine Fachfirma um Information des Bauausschusses in einer der nächsten Sitzungen gebeten werde. Grundsätzlich sollte aber die bisherige Vorgehensweise beibehalten werden. Nach Meinung von Landrat Schwing wären damit der zweite Teil des FWG-Antrages und der ÖDP-Antrag erledigt.

 

Bezüglich Fifty-fifty-Modell lobte Landrat Schwing das Projekt des Hermann-Staudinger-Gymnasiums Erlenbach a.Main unter Leitung von Kreisrat Dr. Fahn mit Unterstützung der Landkreisverwaltung. Leider sei dies das einzige Projekt dieser Art im Landkreis Miltenberg. Nach Meinung von Landrat Schwing müßte es pädagogische Möglichkeiten geben, die Schüler so weit zu bringen, daß sie auf möglichst geringen Energieverbrauch achten. Insofern halte er auch von dem Vorschlag, einen finanziellen Anreiz zu bieten, wenig. Vielmehr müßten sich alle Gedanken darüber machen, wie mit Energie sparsamst umgegangen werden könne. Vielleicht könnte dieses Thema einmal mit den Schulleitern und Hausmeistern der landkreiseigenen Schulen besprochen und Energieberater in den Schulen praktische Möglichkeiten aufzeigen.

 

Kreisrat Klüpfel hielt einen finanziellen Anreiz für sinnvoll. Schließlich käme das Geld nicht einzelnen Schülern sondern der gesamten Schule zugute.

 

Kreisrat Dr. Fahn berichtete, daß das Fifty-fifty-Modell bundesweit nachgeahmt und u.a. auch in Großwallstadt realisiert werden soll. Es stimme zwar, daß jeder von sich aus auf Energieeinsparung bedacht sein sollte, aber ohne Anreiz funktioniere es noch nicht. So habe z.B. der Landrat des Landkreises Neustadt a.d. Waldnaab allen Schulen die Heiz- und Stromkosten mitgeteilt und darauf hingewiesen, daß diese Kosten reduziert werden müssen. In Hof wiederum gebe es einen Wettbewerb Energiesparen in Schulen. Als Ergänzung solcher Maßnahmen wären Arbeitsgruppen, in denen sich Lehrkräfte mit dem Thema Energiesparen beschäftigen, denkbar.

 

Landrat Schwing berichtete, daß die Verwaltung auch schon über einen Wettbewerb nachgedacht und ähnliche Dinge praktiziert habe wie der Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab. Wegen der unterschiedlichen Bausubstanzen, wie bereits von Kreisrat Lüft angesprochen, sei die Realisierung der Vorschläge allerdings schwierig gewesen. Sein Vorschlag wäre, zunächst eine Sensibilisierung der Schulen zu erreichen und dann Ideen zu prämieren. Vielleicht könnte die Prämierung an die jährliche Verleihung des Umweltpreises angehängt werden.

 

Kreisrat F.J. Zöller wies darauf hin, daß jede Schule Wünsche habe. Wenn Lehrkräfte, Schüler und Schülermitverwaltung sparsam mit Energien umgehen, könnten die daraufhin eingesparten Mittel für andere gewünschte Beschaffungen verwendet werden.

 

Landrat Schwing teilte mit, daß versucht werde, die Budgetierung umzusetzen. Wenn dies erfolgt sei, sei dieser Vorschlag erledigt, da die Budgetierung für alle Ausgaben gelte.

 

Kreisrat Hein (1. Bürgermeister der Gemeinde Großwallstadt) teilte mit, daß aus Großwallstadt noch kein Ergebnis vorliege. Bevor man an die Umsetzung des geplantes Projektes gehe, müßten erst noch verschiedene Dinge durchgeführt werden. Ein großes Problem sei, daß die Sporthalle an der Schule hänge.

 

Kreisrat Oettinger bezeichnete die Budgetierung als vernünftig und sprach sich dafür aus, den Energiehaushalt um 5 % zu kürzen. Auf Energieeinsparung in Sporthallen zu achten, sei seiner Meinung nach Aufgabe der Hausmeister.

 

Auf Vorschlag von Landrat Schwing erklärte sich der Bauausschuß sodann einstimmig damit einverstanden, daß Mitarbeiter des Kreisbauamtes, der Kämmerei und des Umweltamtes mit Schulleitern, Lehrkräften und Hausmeistern der kreisangehörigen Schulen das Thema Energiesparen erörtern und Vorschläge (auch bezüglich Durchführung eines Wettbewerbs) erarbeiten. Informationshalber soll auch ein Vertreter des Staatl. Schulamtes an diesen Gesprächen teilnehmen.

 

Die Fragen von Kreisrat Faust bezüglich Energieeinsparungen an den kreiseigenen Gebäuden Staatl. Berufsschule und Lehrwerkstätten Obernburg a.Main versprach Kreisbaumeister Springer in der nächsten Bauausschußsitzung zu beantworten.

 

 

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