Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Main-Limes-Entdeckerzentrum Obernburg: Vorstellung des Nutzungskonzepts und des Kostenrahmens, Beschlussfassung
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 23.10.2008 KT/045/2008 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Vor Eintritt in die Tagesordnung gratulierte Landrat
Schwing Kreisrat Dotzel zur Wiederwahl zum Bezirkstagspräsidenten und wünschte
weitere gute Zusammenarbeit. Weiterhin zu gratulieren seien die gewählten
Landtagsabgeordneten, Kreisrat Dr. Fahn und Kreisrat Rüth, welche ihre
Teilnahme an der heutigen Kreistagssitzung entschuldigt haben.
Kreisrätin Almritter wies darauf hin, dass die
SPD-Fraktion am Morgen einen Antrag zu den Tagesordnungspunkten 2 und 3
beschlossen habe. Landrat Schwing erklärte, dass man nur eilbedürftige Anträge,
deren Inhalt bekannt sei, nach vorheriger Abstimmung des Kreistages behandeln
dürfe.
Kreisrätin Almritter verlas sodann den Antrag der
SPD-Fraktion vom 21.10.2008:
Die Verwaltung möge prüfen, zu welchen Gebühren und
bis zu welchem Datum eine Einführung der Abrechnung der Müllgebühren
entsprechend dem System im Main-Tauber-Kreis – Basisgebühr für die graue Tonne
in Kombination mit einer zusätzlichen Müllmarke für die Leerung – im Landkreis
Miltenberg möglich ist.
Aufgrund der beschlossenen Abschaffung der 90-l-Tonne
im Landkreis Miltenberg entsteht ein großer Nachteil für Familien mit 5 und 6
Personen, da diese nun gezwungen sind, eine 120-l-Tonne zu nehmen. Sie sind
gezwungen, eine Tonnengröße zu finanzieren, die sie eigentlich nicht benötigen.
Gerade dies widerspricht – neben der Familienunfreundlichkeit – auch dem Grundsatz
und gesetzlichen Auftrag der Müllvermeidung. Nach dem Kombi-Prinzip, wie es
auch im benachbarten Landkreis Main-Tauber praktiziert wird, würde man beiden
Aspekten gerecht. Zum einen ließen sich die Basiskosten für das Müllbehältnis
noch weiter zurücksetzen, so dass auch diese Familien, unabhängig von der
Gefäßgröße von einer Gebührenreduktion profitieren könnten und zum anderen
spornt das Prinzip zur Müllvermeidung an, da man zusätzliche Ausgaben sparen
kann, wenn die Mülltonne weniger häufig geleert werden muss.
Landrat Schwing betonte, dass der Antrag sehr spät
eingereicht und seit Oktober 2007 die Problematik in verschiedenen Sitzungen
bereits behandelt worden sei. Auch unter Zustimmung der SPD-Fraktion seien
Beschlüsse gefasst worden. Die Ausschreibung könne man nachträglich nicht ohne
hohe Kosten ändern; deshalb schlage er vor, das Anliegen der SPD-Fraktion in
die Diskussion bei den Tagesordnungspunkten 2 und 3 mit einzubringen.
Der Kreistag sprach sich sodann einstimmig für die von
Landrat Schwing vorgeschlagene Vorgehensweise aus.
Auf die Anmerkung von Kreisrat Frey, dass die ödp am
13.10.2008 ebenfalls einen Antrag zu diesem Thema gestellt habe, wies Landrat
Schwing darauf hin, dass man bereits schriftlich geantwortet habe.
Verwaltungsdirektor Fieger gab zum Ausgang der Klage
des Kreisrates Meyerer wegen Wahlanfechtung bekannt, dass das
Verwaltungsgericht am 15.10.2008 mündlich verhandelt und entschieden habe mit
dem Ergebnis, dass die Klage abgewiesen wurde; ein schriftliches Urteil liege
noch nicht vor. Das Urteil habe zur Folge, dass sich nichts ändert und der
Wahlausschuss nach geltendem Recht und Gesetz richtig gehandelt habe. Der
Kläger wolle in Berufung gehen, sofern diese zugelassen werde. Man werde erneut
über den Verlauf berichten.
Zu Tagesordnungspunkt 1 teilte Landrat Schwing mit,
dass der Bildungsausschuss mit Stimmenmehrheit einen Empfehlungsbeschluss
gefasst habe. Aus seiner Sicht habe man es mit einem UNESCO-Weltkulturerbe zu
tun, einem begehrten Prädikat, welches ergänzt werde durch Ausgrabungen und
Funde, die überregional bedeutsam seien. Zwischenzeitlich gebe es in Bayern
einen Limes-Museen-Entwicklungsplan, der neben Weißenburg ein zweites
überregionales Zentralmuseum in Obernburg vorsehe. Seit Monaten bemühe man sich
unter Einbindung des Landratsamtes, vertreten durch Kreisbaumeisterin Schulz
und Verwaltungsdirektor Fieger, ein Main-Limes-Entdeckerzentrum in Obernburg zu
errichten. Das Grundstück des ehemaligen Polizeigebäudes habe man bewusst als
möglichen Standort zurückgehalten. Es handele sich um ein gewaltiges Projekt,
welches eine schwierige Finanzierung mit sich bringe und man viele Mitstreiter
brauche. Frau Kircher von der Förderstelle der Regierung Unterfranken habe
treffend geäußert: „Nur die Gemeinden, die mutig voran gehen, erreichen ein
Ziel.“ Bei diesem Projekt handele es sich um ein Leuchtturmprojekt und er freue
sich, dass man heute einen der ersten Schritte zur Realisierung machen könne.
Er begrüße zu diesem Thema Herrn Erfurth, 1. Vorsitzender des Förderkreises
Römermuseum Obernburg a. Main e.V., der am Vormittag die Fragen der Fraktionen
beantwortet habe.
Verwaltungsdirektor Fieger gab sodann folgende
Informationen bekannt:
Vorgeschichte:
Die
im Jahr 2000 in Obernburg entdeckte Benefiziarierstation führte 2005 zur
Aufnahme der Stadt Obernburg in das UNESCO-Welterbe „Obergermanisch-Raetischer
Limes“. Der Limes-Museen-Entwicklungsplan der UNESCO sieht – ausgehend von der
herausragenden Bedeutung des Fundes – ein überregionales Zentralmuseum für den
Standort vor, auf dem die Römer in den Jahren 83/85 n. Chr. ein ca. drei Hektar
großes Kohortenkastell errichteten. Wie die Saalburg, Aalen und Weißenburg soll
Obernburg damit auf der obersten Ebene für museale UNESCO-Einrichtungen der
Limesstraße rangieren. Neben Weißenburg soll Obernburg das zweite bayerische
Zentralmuseum zum Thema Obergermanisch-Rätischer Limes und römisches Erbe
werden.
Eine
von der Stadt Obernburg in Auftrag gegebene und im Dezember 2006 vorgelegte
Machbarkeitsstudie benannte differenzierte Bedingungen, erste Konzeptansätze
und Voraussetzungen für ein nachhaltig erfolgreiches Museumsprojekt.
Zusammenfassend kam sie zu einer positiven Bewertung für den Bau eines
publikumsattraktiven und wissenschaftlich fundierten Römermuseums in Obernburg.
Am
25. Januar 2007 wurde diese Studie dem Stadtrat vorgestellt. Nach ausführlicher
Beratung fasste der Stadtrat mehrheitlich den grundsätzlichen Beschluss, den
Neubau eines Römermuseums mit Nachdruck und unter Berücksichtigung einer Reihe
von Grundsätzen und Voraussetzungen zu verwirklichen.
Seit
Februar 2007 erarbeitete eine vom Stadtrat eingesetzte Projektgruppe unter
Mitarbeit der Regierung von Unterfranken, des Bezirks Unterfranken, der
staatlichen Archäologie, der Stelle für nichtstaatliche Museen und der
Landkreisverwaltung (Kreisbaumeisterin Margrit Schulz, Verwaltungsdirektor
Dietmar Fieger) ein vorläufiges Leitbild sowie ein Konzept über Nutzung,
Finanzierung und Trägerschaft, um dieses den Beschlussorganen der möglichen
Träger-Mitglieder vorzulegen.
Parallel
zu der Arbeit der Projektgruppe fanden zahlreiche Ereignisse und
Veranstaltungen zur Imagestärkung der Römerstandorts Obernburg und des
Mainlimes statt, deren vorläufige Höhepunkte das Römerfest im September 2007 in
Obernburg und von April bis September 2008 die Ausstellung „Welterbe Limes –
Roms Grenze am Main“ in München waren.
Im
März 2008 erwarb die Stadt Obernburg das Anwesen Kreßstraße 2 in Obernburg, um
dieses Grundstück (entsprechend der Machbarkeitsstudie) als möglichen Standort
für einen Museumsneubau vorzuhalten. Der Landkreis selbst ist Eigentümer des
benachbarten Grundstücks, auf dem sich die ehemalige Polizeiinspektion
Obernburg befindet. Da auch dieses Grundstück für die Realisierung des Projekts
benötigt würde, hat der Landkreis bislang auf eine anderweitige Verwertung
verzichtet. Der Wert des Landkreisgrundstücks beträgt laut amtlichem Gutachten
370.000 €.
Vom
Freistaat Bayern liegt die – mittlerweile mit Schreiben von Staatsminister Dr.
Goppel vom 28.08.2008 wiederholte – Zusage vor, von den „inzwischen
überschlägig immerhin schon auf 9 Mio. Euro veranschlagten Investitionskosten
einen Anteil in Höhe von 20 % aus dem Kulturfonds Bayern vorbehaltlich der
Sicherung der Gesamtfinanzierung und der Zustimmung von Ministerrat und Landtag
zur Verfügung zu stellen.“
Auf
Empfehlung der Projektgruppe hat die Stadt Obernburg im August 2008 das Büro
Landherr aus München damit beauftragt, eine Vorentwurfsstudie zu erstellen, um
die Realisierbarkeit des Main-Limes Entdeckerzentrums auf dem Gelände Ecke
Kreßstraße / Römerstraße in Obernburg zu prüfen und den Kostenrahmen für die
Realisierung zu ermitteln.
Vorstellung
der Vorentwurfsstudie:
Die
Vorstellung der Vorentwurfsstudie mit Plänen, Raum- und Flächenprogramm und
Kostenrahmen nach DIN 276 erfolgt durch Herrn Architekten Walter Landherr.
Aufwendungen
für Betrieb und Instandhaltung:
Die
Aufwendungen für den Betrieb und die Instandhaltung des Museums sowie weitere
operative Aufwendungen betragen nach den Schätzungen der Machbarkeitsstudie vom
Januar 2007 640.000 € pro Jahr. Abzüglich der geschätzten Erträge in Höhe von
400.000 € würde ein jährliches Defizit von 240.000 € verbleiben.
Rechtsform
des Trägers:
Nach
dem Vorbild des Kelten-Römermuseums in Manching spricht als Rechtsform für die
Investition und den Betrieb im Augenblick Vieles für einen Zweckverband. Zu
diskutierende Alternativen wären die Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder
auch der eingetragene Verein. Bevor hierzu eine endgültige Aussage getroffen
werden kann, müssen noch weitere Überprüfungen auch unter Berücksichtigung der
steuerlichen Gesichtspunkte vorgenommen werden.
Weitere
Schritte:
Weitere
Schritte wären die Vorstellung des Projekts im Bezirkstag sowie – vorbehaltlich
der Beschlussfassung durch die zuständigen Organe - die Auslobung eines
Architekten-wettbewerbs, die Festlegung der Rechtsform für Investition und
Betrieb und die Gründung einer Trägerorganisation. Die Regierung von
Unterfranken hat eine finanzielle Förderung des Wettbewerbs im Rahmen der
Städtebauförderung bereits zugesagt.
Kreisrat
M. Berninger wies darauf hin, dass viele Details des Projektes hinterfragt
werden müssen. Für ihn stelle sich die Frage, für welche Region das Projekt ein
Leuchtturmprojekt darstelle und wer davon profitiere. Es ginge nicht nur darum
zu entscheiden, ob sich der Landkreis finanziell daran beteilige, sondern
erstrangig darum, dass man geerbt habe. Dies sei eine Chance, die sich einer
Region nur selten biete. Ein Erbe anzutreten heiße, eine Verpflichtung, aber
auch eine Chance anzunehmen. Die CSU-Fraktion sei der Meinung, dass man diese
Chance nutzen und das Projekt unterstützen solle.
Kreisrat
Dr. Schüren führte aus, dass man ein Erbe auch ausschlagen könne, die
SPD-Fraktion jedoch von Anfang an bereit gewesen sei, sich für dieses Projekt
einzusetzen. Es handele sich um ein einzigartiges Projekt, welches nicht nur
über die Stadt Obernburg, sondern auch über den Landkreis Miltenberg und über
den Bezirk Unterfranken hinausrage und die Chance beinhalte, etwas auf Dauer
für den Landkreis und künftige Generationen in Gang zu setzen. Er wisse, dass
das Projekt noch scheitern könne, aber die Entscheidung, dass der Landkreis
sich zunächst mit 1 Mio. € beteilige, unbedingt getroffen werden solle. Die Stadt
Obernburg sei seiner Ansicht nach nicht mit dem nötigen Antrieb bei der Sache;
als Grundstücksbesitzer müsste man eigentlich das größte Interesse haben, als
Motor tätig zu sein, dann erst werde auch der Bezirk motiviert. Das Projekt werde nur dann realisierbar sein,
wenn der Freistaat sich bereit erkläre, den Zuschussanteil auf 40 – 45 % zu
erhöhen. Die SPD-Fraktion sei in diesem Fall und bei entsprechender Beteiligung
des Bezirks, gerne bereit, in weiteren Runden über die 1 Mio. € zu beraten. Was
in der jetzigen Situation notwendig sei, sei ein klares, eindeutiges Signal aus
Obernburg.
Kreisrat
Scholz stellte klar, dass auch die ödp stolz auf das Weltkulturerbe sei. Er
finde es schade, dass alles was dem Kreistag vorgelegt werde, hinterfragt
werden müsse. Bevor man eine Entscheidung fälle müsse die Finanzierung
gesichert sein. Ziel des Kreistags und des Landrats sei eine Verringerung der
Schulden. Mit der angestrebten Unterstützung des Projektes verschenke man das
Geld der Bürger und Gemeinden. Das Geld solle bei den Menschen vor Ort bleiben,
wie beispielsweise in der Jugendhilfe und nicht bei Projekten. Die
Besucherzahlen von 200/Tag seien illusorisch, wenn man sehe, dass das Römische
Schifffahrtsmuseum in Mainz jährlich 40 000 Besucher habe. Damit die Einnahmen
kostendeckend seien, brauche man 130 000 Besucher pro Jahr. Wer garantiere,
dass keiner der Beteiligten aussteige, wenn er es sich nicht mehr leisten
könne. Er stelle sich die Frage, ob die Finanzierung in diesem Tempo die
Kernaufgabe des Landkreises und ob die Finanzierung dauerhaft gesichert sei. Auch
um Unfrieden unter den Kommunen zu vermeiden, lehne die ödp den Antrag ab; für
eine abgespeckte, kostendeckende Version sei man jederzeit offen.
Kreisrat
Stappel sagte, dass die Fraktion der Neuen Mitte nicht gegen das
Main-Limes-Entdeckerzentrum Obernburg sei und man die Idee und den Standort gut
finde; doch wenn man das Zahlenwerk begutachte, frage man sich, wo die nötigen
Gelder herkommen sollen. In einer Zeit wo die Weltwirtschaft und die Bilanzen
auf dem Kopf stehen und keiner wisse wie es weitergehe, sei das Risiko zu einer
positiven Entscheidung für die Fraktion der Neuen Mitte sehr groß und aus
unternehmerischer Sicht beinahe unverantwortlich. Deshalb wolle man erst einen
sicheren Finanzplan abwarten.
Kreisrat
Dr. Linduschka meinte, man könne ihm weder vorwerfen, keine Liebe noch
Interesse für die Kultur zu haben, noch dass er zur Geschichte kein Verhältnis
habe. Er könne die Euphorie des Kreisrats Dr. Schüren nicht teilen und er lasse
sich nicht von dem Etikett „Weltkulturerbe“ im Hinblick auf die Finanzen
beeinflussen. Die FDP-Fraktion habe die Zahlen geprüft und Vergleichsmuseen zur
Beratung herangezogen mit dem Ergebnis, dass man nicht mit 65 000 Besucher
rechne, da dies nur mit Eventcharakter betonenden, populistischen Maßnahmen
erreichbar wäre und dagegen der wissenschaftliche Ansatz des Museums stehe. Gut
finden würde man ein Museum in normaler Größenordnung mit einer
wissenschaftlichen Kraft. Den Riesensprung von sehr engagierten Amateuren hin
zu einem überdimensionierten Museum sei man nicht bereit zu machen; das Risiko
sei zu groß.
Kreisrätin
Weitz führte aus, dass sie als Obernburgerin nicht nur für ihre Heimatstadt,
sondern auch für die Region spreche, für die der Bau dieses Projektes eine
große Chance bedeute. Die heutige Entscheidung sei keine Entscheidung über die
1 Mio. € und die Kostenbeteiligung am Defizit,
sondern eine Absichtserklärung des Landkreises, etwas in die Gänge zu
bringen. Die richtigen Daten und Fakten werden sich im Laufe der Zeit noch
genauestens herauskristallisieren. Etliche Chancen, Geldquellen zu erschließen,
seien vorhanden. Es werde ein wissenschaftlich fundiertes Konzept dahinter
stehen, aber auch ein sehr starkes Erlebnis, was gerade für Kinder und
Jugendliche besonders wichtig sei, um sie mit der Historie in Verbindung zu
bringen und Interesse zu wecken. Die Begeisterung, die bereits dahinter stehe,
solle sich noch weiter ausbreiten. Der Förderkreis Römermuseum habe bereits mit
dem Event „Römerschiff“ bewiesen, wie viele Menschen angesprochen werden
können. Mit Willen und Mut lasse sich ein Erfolgskonzept erarbeiten. Bei allem
Verständnis für die Sorge um die Finanzierung plädiere sie für den Mut, ein wichtiges
Konzept für die Regionalentwicklung voranzutreiben; denn wer die Vergangenheit
missachte, könne auch keine Zukunft
entwickeln.
Landrat
Schwing betonte, dass man ein starkes Signal aussenden müsse und das Projekt nur mit Unterstützung durch weitere
Investoren schultern könne. Wenn keine Zustimmung gegeben werde, könne auch vom
Bezirk keine Unterstützung erwartet werden. Seinen Appell richte er an alle,
die dagegen seien. „Die Türe sei zu“ noch bevor man ausgelotet habe, ob es
funktioniere.
Kreisrat
Reinhard wies darauf hin, dass es sich hier um eine einzigartige Angelegenheit
handele, was der Grund dafür sei, dass der Landkreis sich beteiligen sollte.
Zur Konkretisierung des Beschlussvorschlages habe er Änderungswünsche zu Punkt
2: Der Landkreis Miltenberg beteiligt sich am Defizit der Einrichtung …
und unter einem weiteren Punkt 4 solle ergänzt werden, dass der Beschluss gefasst
werde unter dem Vorbehalt der Gesamtfinanzierung auf der Grundlage des vorgestellten
Konzeptes.
Kreisrat
Ritter sagte er sei der Meinung, dass die Kleinstadt Obernburg im Gegensatz zu
einer Großstadt finanziell nicht in der
Lage sei, ein solch großes Projekt zu schultern. Der Landesgartenschau habe er
zugestimmt, da er der Meinung sei, dass hier genügend Besucher angezogen
werden; das Projekt in Obernburg bitte er zurückzustellen.
Kreisrätin
Becker teilte mit, dass die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zustimmen werde.
Kommunalpolitiker müssen Visionen haben – wo wäre die Welt heute ohne
Visionäre? Die Bedenkenträger FDP und Neue Mitte sollen ihrem Herzen einen Ruck
geben. Bei ordentlichem Marketing und einer gewissen Anlaufzeit seien 200
Besucher/Tag realisierbar. Landrat Schwing stehe hinter dem Projekt, somit
werde es auch gelingen.
Kreisrat
Dr. Steidl wies darauf hin, dass man sich mit der Absichtserklärung bewusst
sein müsse, dass der Startschuss für die Investitionskosten von 1. Mio € zu
diesem Projekt gegeben werde. Bedenken, was die Besucherzahlen anbelange, haben
alle. Da eine Weiterentwicklung des Konzeptes zu erwarten sei, plädiere man für
die Unterstützung durch Zustimmung zum Beschlussvorschlag.
Kreisrat
Schötterl führte aus, dass im Ausschuss
Bildung, Kultur und Soziales für das Main-Limes-Entdeckerzentrum gestimmt worden
sei und die Freien Wähler sich eine endgültige Entscheidung bis zum heutigen
Tage vorbehalten haben. Man habe sich mehrheitlich dazu entschlossen, der
Beschlussvorlage nicht zuzustimmen. Bei
der Entscheidungsfindung habe sich nicht die Frage gestellt, ob es sich bei diesem
Projekt um eine kulturell lohnenswerte Investition handele oder ob Kultur
überhaupt Geld kosten dürfe. In Frage stellen ließe sich das spezielle,
räumlich begrenzte Engagement des Landkreises. Man sei der Überzeugung, dass
die in der Machbarkeitsstudie dargestellten, hochgesteckten Ziele kaum
erreichbar seien. Sollten die
errechneten Besucherzahlen nicht erreicht werden, werde der prognostizierte Verlust aus den
Betriebskosten im Vergleich zu den Einnahmen noch erhöht, was zur Folge habe,
dass die finanzielle Unterstützung des Landkreises nicht mehr ausreiche und
erhöht werden müsste. Auch wenn es sich nach Aussagen des Herrn Landrates um
ein Leuchtturmprojekt handele, so könne man dies den Bürgermeistern, welche
kaum davon profitieren würden und mit der Kreisumlage für das Projekt gerade
stehen müssten, schwer vermitteln. Wenn man zustimme, werden auch andere
Gemeinden auf eine Hilfe des Landkreises hoffen.
Landrat
Schwing sagte dazu, wenn man nach dieser Argumentation gehen würde, kein Museum
mehr gebaut werden dürfte. Es gebe immer Bereiche und Gruppierungen, die nicht
positiv betroffen seien, wobei er der Überzeugung sei, dass bei diesem Projekt
viele Gemeinden im Landkreis einen Nutzen davon haben, sei es z. B. der Einzelhandel oder der Tourismus.
Kreisrat
Fischer brachte vor, dass sich die Stadt Obernburg den Unterhalt eines solchen
Projektes nicht leisten könne und man langsam tun solle. Nach dem Motto
„aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ solle man sich erst einmal den wichtigen
Dingen zuwenden.
Kreisrat
Dotzel meinte, wenn man diese Chance in den nächsten 2 Jahren nicht nutze, sei
sie vorbei. Eine Vision habe man damals auch gehabt als sich die beiden Städte
Miltenberg und Wörth für den
Hochwasserschutz entschieden haben. Wenn der Landkreis Miltenberg kein Signal
aussende, werde beim Bezirk keine Entscheidung getroffen und beim Freistaat
Bayern keine Verbesserung erreicht. Wenn man das Tourismuskonzept erfolgreich
umsetzen wolle, brauche man ein solches Projekt. Man gebe im Landkreis viel Geld
für Schulen aus – Kultur gehöre zur Bildung. Als ländliche Region müsse man
versuchen, attraktiv zu bleiben, sonst laufe die Jugend davon. Er plädiere für
das Projekt.
Kreisrat
und Bürgermeister der Stadt Obernburg W. Berninger wies darauf hin, dass man
von einem Weltkulturerbe der Menschheit spreche und man sich vor Augen halten
solle, welche Möglichkeiten man dadurch habe. Erbe verpflichte, was bedeute,
dass Kosten anfallen. Auf Grundlage der Machbarkeitsstudie und mit vereinten
Kräften habe man durchaus eine gute Chance, das Projekt umzusetzen. Dass es
sich um kein reines Obernburger Projekt handele, sondern um ein Projekt für die
Region, sei zu betonen; schließlich werden alle Gemeinden am Main-Limes im
Museum präsentiert. Er plädiere für den Mut und für eine Zustimmung.
Kreisrat
Andre schloss sich seinem Vorredner an. Entscheidend sei, dass man auf die
Einmaligkeit hinweise.
Kreisrat
Simon vertrat ebenfalls die Meinung, dass das Main-Limes-Entdeckerzentrum ein
Leuchtturmprojekt sei. Man erziele dadurch ein großes Potential an
touristischer und kultureller Wertschöpfung für den gesamten Landkreis. 2005
seien die Stadt Obernburg und der Main-Limes in das UNESCO-Welterbe aufgenommen
worden. Dieses Ereignis sei noch frisch in Erinnerung und somit noch gut
umsetzbar. In anderen Regionen seien solche Projekte schon mit großem
touristischem Erfolg verwirklicht worden, wie z. B. in Weißenburg. Man habe
jetzt die einmalige Chance, die spürbare Aufbruchstimmung durch das neue
Tourismuskonzept, durch LEADER in ELER, durch die hochwertigen kulturellen
Attraktionen, wie z. B. das Römerschiff, zu nutzen. Der finanzielle Aufwand für
das Projekt sei unbestreitbar sehr hoch.
Kreisrat
Lieb merkte an, dass alle zustimmen würden, wenn nicht über Geldbeträge
entschieden werden müsste. Die kulturelle Komponente stehe außer Frage. Für ihn
stelle sich die Frage, warum sich der Freistaat nicht mit 40 % beteilige und
warum Summen in den Raum gestellt werden, obwohl noch keine genauen Zahlen
vorliegen. Warum könne nicht erst ein Grundsatzbeschluss gefasst und dann eine
Abstimmung mit allen Beteiligten vorgenommen werden?
Landrat
Schwing wies darauf hin, dass die Abstimmung mit den anderen Beteiligten in den
vergangenen Monaten bereits intensiv erfolgt sei.
Kreisrat
Scholz erinnerte daran, dass man den Bürgern gegenüber Verantwortung zeigen
müsse. Er bitte um Überarbeitung des Konzeptes in abgespeckter, kostendeckender
Version.
Kreisrat
Dr. Schüren stellte sodann einen Antrag zur Geschäftsordnung und bat um namentliche
Abstimmung.
Der
Kreistag stimmte sodann mit Mehrheit für eine namentliche Abstimmung.
Landrat
Schwing brachte vor, dass man nicht schätze, was man habe. Er respektiere jede
Entscheidung. Die Politik der letzten Jahre sei geprägt von Mut, Weitblick und
Visionen. Das Ziel der Kostendeckung sei sehr ambitioniert, dessen sei er sich
bewusst. Das Main-Limes-Entdeckerzentrum verglichen mit dem Geopark, für
den man rund 20 000,- € pro Jahr zahle,
werde positivere Effekte erzielen. Ein großartiges Projekt bekomme man nicht
umsonst. Er wolle an die Brücke in Niedernberg-Sulzbach erinnern, für die man
erst einen Standort gesucht habe und dann die Finanzierung angegangen sei.
Diese Vorgehensweise habe sich bewährt. Er wünsche sich ein starkes Signal, nur
dann könne man die anderen Partner für das Projekt gewinnen.
Kreisrat
Scholz formulierte sodann seinen Änderungsantrag, der beinhalten solle, dass
eine abgespeckte, kostendeckende Version erarbeitet werde.
Der
Kreistag lehnte sodann mit Mehrheit den von Kreisrat Scholz gestellten Antrag
ab.
Kreisrat
Dotzel führte aus, dass ihn der direkte Bezug zum Bezirk mit nur noch 3
Bezirksräten der Region 1 im
Beschlussvorschlag störe, da der Beschluss dann ungültig sein könnte.
Landrat
Schwing betonte, dass das Projekt nicht durchführbar sei, wenn sich der Bezirk
nicht beteilige. Regionalpolitisch betrachtet habe man in der Region 1 praktisch
keine Einrichtung, an der sich der Bezirk beteiligt habe. Er bitte darum, den
Beschlussvorschlag mit Bezugnahme auf den Bezirk Unterfranken so zu belassen.
Es
erfolgte nun die von Kreisrat Dr. Schüren angeregte namentliche Abstimmung:
Frau Gabriele Almritter |
Ja |
Herr Dietmar Andre |
Ja |
Frau Marion Becker |
Ja |
Herr Karlheinz Bein |
Ja |
Herr Michael Berninger |
Ja |
Herr Walter Berninger |
Ja |
Herr Joachim Bieber |
Ja |
Frau Sonja
Dolzer-Lausberger |
Nein |
Herr Erwin Dotzel |
Ja |
Frau Ellen Eberth |
Ja |
Frau Emma Fichtl |
Ja |
Herr Bruno Fischer |
Nein |
Frau Rita Follner |
Ja |
Herr Ulrich Frey |
Nein |
Herr Boris Großkinsky |
Nein |
Herr Michael Günther |
Ja |
Frau Christina Haaf |
Nein |
Frau Birgit Hotz |
Nein |
Frau Claudia Kappes |
Ja |
Herr Hubert Klimmer |
Nein |
Herr Thomas Köhler |
Ja |
Frau Hannelore Kreuzer |
Ja |
Herr Erich Kuhn |
Ja |
Herr Edwin Lieb |
Nein |
Herr Dr. Heinz
Linduschka |
Nein |
Herr Matthias Luxem |
Ja |
Herr Peter Maurer |
Nein |
Herr Thorsten Meyerer |
Ja |
Frau Petra Münzel |
Ja |
Herr Karl-Joachim
Oberle |
Ja |
Herr Günther Oettinger |
Ja |
Herr Jürgen Reinhard |
Ja |
Herr Ludwig Ritter |
Nein |
Herr Jens Marco Scherf |
Ja |
Herr Otto Schmedding |
Ja |
Herr Peter Schmitt |
Ja |
Herr Steffen Scholz |
Nein |
Herr Bernd Schötterl |
Nein |
Frau Monika Schuck |
Ja |
Herr Dr. Ulrich Schüren |
Ja |
Herr Manfred Schüßler |
Ja |
Frau Juanita Schwaab |
Ja |
Herr Reinhard Simon |
Ja |
Herr Hermann Spinnler |
Nein |
Herr Erich Stappel |
Nein |
Herr Dr. Christian
Steidl |
Ja |
Herr Bernhard Stolz |
Ja |
Frau Anne Tulke |
Ja |
Herr Dr. Rainer Vorberg |
Ja |
Herr Roland Weber |
Ja |
Frau Ruth Weitz |
Ja |
Herr René Wendland |
Nein |
Herr Wolfgang Zöller |
Ja |
Herr Landrat Schwing |
Ja |
Der
Kreistag fasste mit Mehrheit der Stimmen folgenden Beschluss:
„Auf
der Grundlage der Anerkennung des „Obergermanisch-Raetischen Limes“ als
UNESCO-Welterbe der Menschheit sowie ausgehend von der herausragenden und
überregionalen Bedeutung der in Obernburg a. Main entdeckten römischen
Benefiziarier-station fasst der Kreistag Miltenberg die folgenden Beschlüsse:
1.
Der Landkreis Miltenberg beteiligt sich an den Investitionskosten für das
Projekt „Main-Limes Entdeckerzentrum Obernburg“ mit einem Betrag in Höhe von 1
Million €. In diesem Betrag ist der Wert des Grundstücks „ehemalige
Polizeiinspektion“ in Höhe von 370.000 Euro enthalten, das der Landkreis als
Einlage in eine noch zu gründende Trägerorganisation einbringen würde.
2.
Der Landkreis Miltenberg beteiligt sich am Defizit der Einrichtung mit einem
Anteil in Höhe von 25 %, maximal jedoch 60.000 Euro pro Jahr, sofern sich auch
der Bezirk Unterfranken in gleicher Höhe beteiligt.
3.
Der Landkreis Miltenberg wird Mitglied einer noch zu gründenden
Trägerorganisation, sofern auch der Bezirk Unterfranken, die Stadt Obernburg
und der Förderverein Römermuseum Mitglieder dieser Organisation werden.“
4. Der
Beschluss wird gefasst unter dem
Vorbehalt der gesicherten Gesamtfinanzierung auf der Grundlage der
vorgestellten Planung.