Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Bewerbung um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2016
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 20.10.2008 KA/043/2008 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Verwaltungsoberamtsrat Rüth gab folgende Informationen
bekannt:
Im Rahmen der Aufstellung des Regionalen
Entwicklungskonzeptes (REK) für die Bewerbung um das Förderprogramm Leader in
ELER wurden zahlreiche Projektideen zur Stärkung der Region sowie zum Ausbau
der übergemeindlichen Zusammenarbeit entwickelt. Ein wichtiges und
identitätsstiftendes Alleinstellungsmerkmal für unsere Region ist der Main.
Eine abgestimmte Aufwertung der Mainvorländer als Naherholungs- und
Verweilflächen mit besonderem Charme birgt deshalb große Potentiale, sowohl in
Bezug auf den Tourismus als auch für die Bewohner unserer Region.
Das Büro Böhringer i.F präsentierte am 29. September
im Landratsamt Miltenberg die Idee für die Bewerbung des Landkreises Miltenberg
gemeinsam mit verschiedenen Kommunen um die Ausrichtung der Landesgartenschau
im Jahre 2016. Die anwesenden Bürgermeister aus Bürgstadt, Miltenberg,
Großheubach, Kleinheubach, Klingenberg, Obernburg, Erlenbach a.Main und
Stadtprozelten waren von diesem Vorschlag begeistert. Alle Teilnehmer verständigten sich darauf,
eine gemeinsame Bewerbung einzureichen, da durch eine Landesgartenschau
nachhaltige Impulse und Entwicklungen für den Tourismus, die Wirtschaft, die
Infrastruktur und die Stadtentwicklung der Kommunen zu erwarten sind.
Die erforderliche Bewerbung muss bis 31. Januar 2009
bei der Gesellschaft zur Förderung der Bayerischen Landesgartenschauen in
München eingereicht werden. Die Kosten für die Bewerbung betragen 80.000 €
(Angebot des Büros Böhringer i.F.). Aufgrund des engen Zeitkorridors
verständigten sich die anwesenden Bürgermeister im Landkreis Miltenberg
vorbehaltlich der Zustimmung der kommunalen Gremien auf folgende
Vorgehensweise:
- Das Büro Böhringer i.F. wird beauftragt, ein
Bewerbungskonzept für die Landes-gartenschau 2016 zu erstellen.
- Die dafür entstehenden Kosten von 80.000 €
(brutto) werden vom Landkreis Miltenberg vorfinanziert.
- Der Landkreis
Miltenberg übernimmt 50 % dieser Kosten (= 40.000 €), 50 % der
Kosten werden durch die beteiligten
Kommunen nach einem noch festzulegenden
Verteilerschlüssel getragen.
Landrat Schwing begrüßte hierzu Herrn Böhringer vom
Büro Böhringer i.F., der sodann mittels Powerpointpräsentation einen Einblick
zur Idee für die Bewerbung um die Ausrichtung der Landesgartenschau im Jahre
2016 gab. Er hob hervor, dass man das Wasser zum zentralen Thema machen wolle
und das Mainviereck als Kernstück in den Mittelpunkt gerückt werden solle.
Landrat Schwing ergänzte, dass man das Konzept bereits
mit einigen Bürgermeistern am 26.09.2008 besprochen habe. Da die Bewerbung am
31.Januar 2009 eingereicht sein müsse, befinde man sich in zeitlicher
Bedrängnis. Man habe den Beschlussvorschlag, der nun vorliege, gemeinsam
erarbeitet und hoffe auf Zustimmung. Wichtig sei, dass das „Mainknie“ mit den
Ortschaften Miltenberg, Bürgstadt, Großheubach und Kleinheubach mit dabei sei.
Bekäme man den Zuschlag nicht, wäre das Geld dennoch gut angelegt, alleine
durch die angefertigten Planungen und Skizzen, die sich auch außerhalb einer
Landesgartenschau umsetzen ließen.
Kreisrätin Münzel führte aus, dass man der
Landesgartenschau kritisch gegenüber stehe. Erst vor kurzem habe man eines der
schönsten Mainvorländer, nämlich das in Bürgstadt zerstört. Der Lärm sei ein
Faktor, der Erholungssuchende nicht erfreue. Im Landkreis Miltenberg habe der
Straßenbau Vorrang; eine Landesgartenschau könne dies nicht beschönigen. Man
befürchte, dass eine Landesgartenschau die letzten wenigen Natur belassenen
Gebiete zerstöre. Sie wolle wissen, wie viel Künstliches angelegt werden solle.
Weiterhin wolle sie wissen, wer die Kosten der Anlagen bzw. die Folgekosten
trage und ob man die Westfrankenbahn zur Beförderung der Besucher mit
einbeziehe.
Landrat Schwing wies darauf hin, dass es jetzt darum
ginge, eine mögliche Bewerbung für die Landesgartenschau vorzubereiten und man
zu einem späteren Zeitpunkt über Details beraten könne.
Kreisrätin Münzel gab zu bedenken, dass eine Zustimmung zur Bewerbung bedeute, dass
der „Zug nicht mehr aufgehalten werden könne.“ Man solle dem Büro Böhringer
Eckdaten nennen, worauf im Landkreis Wert gelegt werde.
Landrat Schwing führte als positives Beispiel die
Landesgartenschau in Bingen an, welche mit ihrer Flusslandschaft vergleichbar
sei. Die Erwartungen hinsichtlich der Besucherzahlen seien dort gesprengt
worden. Man lege Wert auf die Beteiligung der vier genannten Ortschaften, was
aber nicht bedeute, dass andere sich nicht beteiligen können. Als Landkreis
verstehe man sich als Impuls- und Ideengeber, was aus der LEADER in
ELER-Diskussion entstanden sei. Wenn man den Zuschlag erhalte, würde eine Betreibergesellschaft
gegründet und dann entschieden werden, wie sich der Landkreis beteilige.
Herr Böhringer erklärte, dass er Landschaftsarchitekt
und Städtebauer sei und das oberste Gebot bei seinen Überlegungen immer die
Nachhaltigkeit für nachfolgende Generationen sei. Er habe bereits mehrfach
Gartenschauen betreut; im Vergleich finde man im Landkreis Miltenberg
Einzigartiges vor. Es ginge darum, für die beteiligten Ortschaften integrierte
Stadtentwicklung zu betreiben. Ein Zuschlag würde das Tor öffnen für regionales
Marketing; ohne Zuschlag habe man für die beteiligten Gemeinden einen
wertvollen Baustein, um im Sinne der integrierten Entwicklung etwas zu tun. Die
Inanspruchnahme von z. B. Städteförderung, Dorferneuerung, etc. sei miterfasst.
Man wisse, dass es um einen stark beanspruchten Raum gehe. Zum Thema „Wie
gelangt der Besucher vor Ort“ gebe es auch die Möglichkeiten, mit der Bahn, dem
Fahrrad oder auf dem Wasserwege zu reisen. Zu den Kosten könne er sagen, dass
man davon ausgehe, dass die beteiligten Kommunen größtes Interesse daran haben,
die Stadtentwicklungs- oder Landschaftsplanungsmaßnahmen zu realisieren und
somit Förderungen erhalten. Eine Landesgartenschau koste ca. 10 – 15 Mio. € je nach
Größe und Detail. Ein Teil der Kosten
des Durchführungshaushaltes in Höhe von ca. 5 – 6 Mio. € lasse sich lt.
Statistik zwischen 70 und 90 % über
Eintrittsgelder refinanzieren lassen. Dem nicht beitragsgedeckten Restaufkommen
stehe ein großer Marketingeffekt gegenüber, der bis zu 8 Jahren
Wiederholungsbesucher einbringe.
Kreisrat Reinhard sprach sich für die Bewerbung aus
und regte an, auch das Seegebiet Großwallstadt/Niedernberg mit einzubeziehen,
da er in diesem Bereich gute Entwicklungschancen sehe.
Kreisrat Stappel betonte, dass die Landesgartenschau
eine Bereicherung für die Region bedeuten würde und er sich nicht vorstellen
könne, dass sehr viel Natur zerstört werde. Er weise den Vorwurf zurück, dass
die Natur durch zu viel Straßenbau zerstört worden sei, da schließlich jeder
mit dem Auto fahren wolle. Der Marketingeffekt für die hiesige Region wäre von
unschätzbarem Wert und auch die Wirtschaft würde angekurbelt. Die Fraktion Neue
Mitte spreche sich für eine Bewerbung aus.
Kreisrat Dr. Linduschka teilte mit, dass ihn Herrn
Böhringers Ausführungen überzeugt haben. Man solle sich klar darüber sein, dass
das, was man jetzt mache unter dem Signum „Bewerbung für die Landesgartenschau“
zu sehen sei. Ein Scheitern bei der Bewerbung wäre zwar bedauerlich, aber keine
Katastrophe, denn das Gesamtkonzept sei nicht strikt auf die Gartenschau
bezogen. Die 80.000,- € seien gut angelegt im Hinblick darauf, dass die
Gesamtentwicklung gut voran gebracht würde.
Kreisrat Dr. Schüren schloss sich den Aussagen seines
Vorredners an. Er stellte fest, dass es sich um eine Bewerbung handele und man
wie dargestellt zwei Möglichkeiten habe. Es ginge nicht um die Kreisräte,
sondern um die Gemeinderäte und Bürgermeister, welche die Aufgabe zu schultern
haben. Nicht nur die vier erwähnten Bürgermeister, sondern auch die Gemeinde-
oder Stadträte, die noch hinzukommen, sollen sich bewusst sein, dass sie
langfristig von diesem Projekt profitieren, die Kosten aber auch hoch sein
können. Die Entscheidung auf kommunaler Ebene halte er für sehr wichtig und es
müsse klar sein, dass der entsprechende finanzielle Rahmen zur Verfügung
gestellt werden müsse. Auch die SPD-Fraktion stimme für die Bewerbung.
Landrat Schwing betonte, dass gerade die
städtebauliche Komponente für ihn das Wichtigste sei. Auch die Gemeinden
außerhalb des „Mainknies“ habe man angeschrieben und gebeten, entsprechende
Gemeinderatsbeschlüsse zu fassen, was teilweise bereits geschehen sei.
Kreisrat Andre erwähnte, dass der Begriff
„Gartenschau“ nicht mehr zeitgemäß sei. Wer sich in den letzten Jahren
Landesgartenschauen angesehen habe, der habe v. a. im Hinblick auf das Thema
„Industriekultur“ beobachten können, mit welcher Sensibilität gerade im Osten
Deutschlands, alte Industrieanlagen
wieder zum Leben erweckt worden seien. Für ihn sei der Tourismus nicht das
Primäre, sondern der Raum, in welchem die Menschen gerne leben, könne sich
weiterentwickeln.
Kreisrat Luxem sagte, es sei bezüglich des Konzepts
schwierig, im Jahr 2008 zu sagen, wohin die Tendenz 2016 gehe. Jedoch sei eine
Schau, gleich unter welchem Oberbegriff, über mehrere Kommunen
funktionsträchtig. Auf die Frage, wann der ernsthafte Einstieg beginne, was
vorher getan werden müsse und wer die Mitbewerber seien, antwortete Herr
Böhringer, dass er mit 10 – 12 Bewerbern bayernweit rechne, darunter
Aschaffenburg und Würzburg. Was den Einstieg betreffe könne er sagen, dass man
bis Weihnachten gemeinsam mit den interessierten Kommunen am Konzept arbeiten
werde. Man wolle, dass zu diesem Thema das Bewusstsein in der Bevölkerung
steige, was nur über einen ständigen Austausch funktioniere. Das Konzept für
2016 werde sich Stück für Stück konkretisieren, viele Planungsschritte müssten
noch getan werden, auch unter
Bürgerbeteiligung. Man wolle den Gemeinden aufzeigen, was z. B. in der
Bauleitplanung getan werden könne. Ab nächstem Jahr werde man konkrete
vorbereitende Schritte tun können.
Kreisrat Dr. Kaiser sprach sich für das
zukunftsträchtige Konzept aus. Die Bewerbung mehrerer Kommunen sei ein Novum,
dass den Landkreis voranbringe. Weiterhin sei die Lage des Rhein-Main-Gebietes
hervorragend. Das Konzept reihe sich in Projekte wie z. B. LEADER in ELER gut
ein. Zum Oberbegriff wolle er vorschlagen,
„Landesgartenschau“ in
„Revitalisierung der Flusslandschaften – Neuentwicklung der Flusslandschaften“
umzubenennen.
Kreisrat Schötterl betonte, dass es wichtig sei zu
wissen, welche Belastungen auf den Landkreis zukommen. Er bat darum, dass die
Gemeinden, die nicht beteiligt sein werden und keinen direkten Nutzen haben, so
wenig wie möglich an den Umlagen beteiligt werden. Ansonsten stimme er dem
Antrag zu.
Landrat Schwing führte dazu aus, dass es wenige
Gemeinden geben werde, die nicht beteiligt sein werden, sei es z. B. über den
Tourismus, über den Einzelhandel, etc. Dann, wenn man den Zuschlag bekomme,
müsse entschieden werden, ob man sich an einer Betreibergesellschaft beteiligen
wolle. Abschließend merkte er an, dass nur der, der Mut habe, sich
weiterentwickeln könne.
Der Kreisausschuss fasste sodann bei einer Gegenstimme
folgenden Beschluss:
Der Landkreis Miltenberg sowie voraussichtlich
die Kommunen Stadtprozelten, Bürgstadt, Miltenberg, Großheubach, Kleinheubach,
Klingenberg, Wörth a. Main, Erlenbach a. Main, Obernburg und Elsenfeld bewerben
sich für die Landesgartenschau 2016.
Mit der Erstellung des Bewerbungskonzeptes
wird das Büro Böhringer i.F. aus Bad Alexendersbad beauftragt gemäß dem
vorliegenden Kostenangebot mit einem Betrag von 80.000 €.
Der Landkreis Miltenberg übernimmt 50 %
dieser Kosten (40.000 €). 50 % der Kosten werden durch die beteiligten Kommunen
nach einem noch festzulegenden Verteilerschlüssel getragen.