Tagesordnungspunkt
TOP Ö 2: Sachstandsbericht - Integration von BürgerInnen mit Migrationshintergrund
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 20.10.2008 KA/043/2008 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Oberregierungsrat Rosel gab folgenden
Sachstandsbericht bekannt:
Die Integration von Personen mit Migrationshintergrund
ist auf allen politischen Ebenen ein Top Thema der letzten Jahre. Dabei ist
vieles umstritten, gerade das Ob und Wie der Integration ist Gegenstand eines
andauernden gesellschaftlichen Diskurses. Integrationsbemühungen gibt es auf
allen politschen Ebenen. So werden etwa in gesetzlichen Regelungen
Integrationsaspekte geregelt, etwa bei den Integrationskursen oder im
Einbürgerungsverfahren. Auch wird der Dialog der Kulturen angestoßen, etwa über
die Islamkonferenz. Bei uns in Bayern kann folgender Überblick gegeben werden.
1. Die Bayerische Staatsregierung hat mit dem
Bayerischen Integrationsforum im Herbst 2004 den Startschuss für eine
Forcierung der Integrationsbemühungen in Bayern gegeben. Regelmäßig werden
Veranstaltungen durchgeführt, die sich mit der Thematik der Integration
befassen (z.B. Integration in der Schule).
2. Die Regierung von Unterfranken hat im Jahr 2005 das
Unterfränkische Integrationsforum geschaffen. Mitglieder auf freiwilliger Basis
sind die Städte, Landkreise, Sozialverbände und Vertreter von Gruppen mit
Migrationshintergrund in Unterfranken. Das Landratsamt Miltenberg ist
vertreten. Es finden regelmäßig Sitzungen des Forums zu aktuellen Themen statt.
Im November findet eine Veranstaltung in der Frankenhalle in Erlenbach
statt. Weiter führt die Regierung eine
Informationsbörse, in welche alle Integrationsprojekte in Unterfranken
eingetragen werden können. Ziel der Regierungsarbeit ist die Vernetzung der
Integrationsprojekte in Unterfranken.
3. Das Landratsamt Miltenberg ist vielfältig mit der
Thematik Integration befasst. Das Thema
beschäftigt viele Sachgebiete im Haus. Das Landratsamt ist oft aufgrund gesetzlicher, aber auch
freiwilliger Basis mit
Integrationsaufgaben befasst. Dem Landratsamt sind die verschieden
Integrationsprojekte anderer Träger im
Landkreis bekannt. Eine Vernetzung findet
bei vielen Einzelprojekten statt, die gemeinsam mit Gemeinden,
Sozialverbänden oder Anderen (etwa Kreisjugendring) durchgeführt werden. Unsere
Mitarbeiter, gerade auch des Jugendamtes, sind oft in integrationsspezifische
Projekte eingebunden.
Oftmals haben Migranten auch die gleichen Probleme wie
Deutsche, brauchen aber besondere Hilfe. So
etwa bei Gleichstellungsfragen, wie auch bei der Problematik Gewalt in
der Familie, mit denen unsere
Gleichstellungsbeauftragte befasst ist. Gerade im sozialen Bereich und bei der
Jugendhilfe ist die Arbeit oft mit Integrationsthemen verbunden.
Beispielhaft einzelne Projekte:
(1) Kunst und Kultur
- etwa
Aktionen mit ausl. Künstlern; aktuell auch bei den diesjährigen
unterfränkischen Kultur-
tagen im
Landkreis
-internat.
Chorwettbewerb
(2) Ausländeramt
-
Einbürgerung mit Einbürgerungsfeier
-
Integrationskurse
(3) Jugendamt/Jugendarbeit
- Integrative Projekte (mit Kommunen), etwa Aktion
„Fit und Bunt“ (Fußballturniere, Sportcamp
Interkulturelles Lernen); Projekt MultiAction (mit Kreisjugendring),
Internationales Spielfest
- Vorkurse Deutsch
Für Kinder, die im Vorfeld der Einschulung mangelhafte
Deutschkenntnisse vorweisen, finden voraussichtlich im Kindergarten/Schuljahr
2007/2008 23 Vorkurse mit 202 Kindern statt (letztes Jahr 197 Kinder
in 24 Kursen). Damit ist der Landkreis Miltenberg mit Abstand an erster Stelle
in Unterfranken. Schule und Kindergärten erfüllen hier ihre Pflicht vorbildlich
und tragen entscheidend zu einer gelungenen sprachlichen Integration bei.
-
Muttersprachliche Sozialpädagoginnen
Durch Verhandlungen mit dem BRK ist es gelungen, zwei
türkischsprachige Sozialpädagoginnen auf der Basis von Fachleistungsstunden in
der ambulanten Jugend einsetzen zu können. So können auf Grund des sprachlichen
und kulturellen Hintergrundes die Familien besser erreicht, zielgerichteter
einbezogen und gefördert werden.
(4) Projektgruppe Integration von Personen mit
Migrationshintergrund
Die
Gruppe hat eine Bestandaufnahme der bisher im Landratsamt wie im Landkreis
gemachten Integrationsmaßnahmen gemacht. Ziel ist es die Integrationsarbeit im
Landratsamt weiter zu optimieren.
4. Weitere mit Migrationsarbeit im Landkreis befasste
Stellen
a. In den Gemeinden findet eine Vielzahl von Projekten
statt, z. Teil mit Unterstützung unseres Jugendamtes. Beispielhaft:
- Elsenfeld: Soziale Stadt, Quartierstreff, Arbeitskreise
- Erlenbach: vielfältige Angebote im Jugendbereich,
Kulturfest, Mitternachtsfußball
b. Die Sozialverbände leisten ebenfalls
Migrationsarbeit, z.T. in Zusammenarbeit mit Landratsamt. Beispielhaft:
- Beratungsstelle des BRK (Migrationserstberatung etc..,
kulturspezifische Altenpflege)
- Flüchtlingsberatung Caritas
c. In den Schulen laufen vielfältige Projekte.
Beispielhaft:
- Mama lernt Deutsch in der Mozart Volksschule in
Elsenfeld
d. Private Initiativen. Beispielhaft:
- Private Deutschkurse
durch den ehm. Bürgermeister Zenger in Laudenbach
5.
Zukünftiger Umgang mit dem Thema Integration von Personen mit
Migrationshintergrund durch das Landratsamt
In
mehreren Sitzungen hat sich im Jahr 2007/2008 eine Projektgruppe aus
Mitarbeitern des Landratsamtes mit der Frage beschäftigt, wie mit der Thematik
im Landkreis umgegangen wird. Die Gruppe hat eine Bestandsaufnahme der im
Landkreis Miltenberg stattfindenden Arbeit gemacht (siehe oben 3). Darauf
aufbauend wurde die Frage erörtert, mit welcher Struktur sinnvoll auf die neuen
Herausforderungen dieses Themas reagiert werden kann. Im Ergebnis wurde
beschlossen, ein Integrationsforum als internes Gremium des Landratsamtes
einzusetzen. Dieses besteht aus Mitarbeitern der Bereiche des Hauses, die mit
Integrationsarbeit befasst sind. Das Gremium stellt auch die Verbindung mit dem
Integrationsforum der Regierung von Unterfranken dar und wird den Kontakt mit
den unter Ziffer 4. genannten Stellen herstellen. Durch diese Vernetzung sollen
die vielen bereits stattfindenden Integrationsarbeiten besser erfasst und
betreut werden. Auch können hier weitere Projekte diskutiert und angestoßen
werden. Die erste Sitzung dieser Gruppe soll noch dieses Jahr stattfinden.
Kreisrätin
Münzel fügte an, dass der Antrag der Bündnis 90/Die Grünen „Der Kreistag
möge beschließen: Im Landkreis Miltenberg wird eine Strategie und Konzeption
zur Integration von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund
erarbeitet. Integration wird dabei als Querschnittsaufgabe verankert“ bereits
am 01.12.2007 gestellt worden sei. Sie führte aus, dass es sehr viele
Einzelprojekte im Landkreis gebe und sie nun sehe, dass man sich intern mit der
Gründung des Integrationsforums Gedanken gemacht habe, was die Zukunft tragen
könne. Dieses Gremium arbeite sozusagen im Landratsamt und stelle die
Vernetzung zur Regierung dar. Jedoch stecke im gestellten Antrag mehr: Man habe
vorgeschlagen, eine Strategie und eine Konzeption gemeinsam mit den Beteiligten
für den gesamten Landkreis zu erstellen. Sie schlage eine Konzepterarbeitung
vor, an der sich die AbteilungsleiterInnen des Landratsamtes, der Landrat, die
Vertretungen der Kreistagsfraktionen, Migrationsexperten und
Migrationsexpertinnen aus Vereinen und Verbänden und anderen
Nicht-Regierungsorganisationen sowie interessierte Einzelpersonen beteiligen.
Die Stadt Aschaffenburg verfahre nach der vorgeschlagenen Vorgehensweise der Bertelsmann
Stiftung. Wichtig sei es, Migranten und Migrantinnen dazuzuholen, um deren
Meinung mit einzubeziehen. Es sei zu wenig zu sagen, man habe im Landratsamt
eine Gruppe, die intern arbeite. Es müsse zusammen mit der Bevölkerung
gearbeitet werden, was einen langen Prozess bedeute. Um Erfolge erzielen zu
können, müsse man Betroffene zu Beteiligten machen.
Kreisrat
Dr. Linduschka sagte, der Vorteil der Politik vor Ort sei, dass man mit den
Beteiligten rede. Bei allen Projekten vor Ort, wie z. B. in Erlenbach und in
Elsenfeld, sitzen Betroffene mit am Tisch. Es gehe nicht darum, Personen von
irgendwelchen Organisationen zusammen zu bringen, sondern darum, mit
Betroffenen über konkrete Maßnahmen zu sprechen. Bei Migranten und Migrantinnen
handele es sich nicht um einen einheitlichen Begriff, es liegen Welten
dazwischen. Es gehe darum, in jedem Ortsteil über die jeweiligen Probleme zu
beraten, also Basisarbeit vor Ort zu leisten. Er könne den Sinn des Antrags
nicht erkennen.
Landrat
Schwing schloss sich Kreisrat Dr. Linduschka an. Man habe im Landkreis über
Jahrzehnte hinweg die größten Anstrengungen unternommen, in Zirkeln Personen
zusammenzurufen. Jetzt habe man anders an das Thema herangehen wollen und sich
entschieden, mit einer internen Gruppe nicht nur den Kontakt zum
Integrationsforum der Regierung zu halten, sondern auch den Kontakt zu allen
vor Ort. Es mache einen Unterschied, ob man in der Stadt oder in einem
Landkreis mit 32 Kommunen ein solches Konzept umsetze. Er betonte, dass er viel
von Integration halte und man in den letzten Jahren auf diesem Gebiet im
Landkreis Miltenberg stark aufgeholt habe.
Kreisrat
Dr. Kaiser fügte an, dass die Arbeit vor Ort und die Vernetzung auf Kreisebene
keinen Widerspruch darstelle. Der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen sei
tendenziell richtig und gut, doch sei es sinnvoll, die Aktivität auf Ebene der
Kommunen miteinander zu vernetzen und zu bündeln. Am Beispiel des Landkreises
Rhein-Hunsrück führte er aus, dass ein solches Netzwerk geschaffen worden sei.
Integration durch Qualifizierung sei dort das zentrale Thema. Er schlage vor,
dass man sich mit den Kollegen des Rhein-Hunsrück-Kreises kurzschließe.
Landrat
Schwing sagte dazu, dass man bereits ebenfalls zielgerichtet vorgehe wie im
Rhein-Hunsrück-Kreis.
Kreisrätin
Münzel meinte, sie bestreite nicht, dass es bereits viele Aktivitäten im
Landkreis Miltenberg gebe. Sie wisse, dass es nicht DEN Migranten und DIE
Migrantin gebe, die Bandbreite groß und
die Problematik bei jeder Gruppe anders sei. Integration sei eine Aufgabe mit
sehr vielen Rückschlägen. Sie bedanke sich bei Kreisrat Dr. Kaiser, der ein Themenfeld
aus einem anderen Landkreis genannt habe. Es wäre interessant zu sehen, ob es
über den gesamten Landkreis hinweg eine Themenstellung gebe, die zusammen mit
den Kommunen landkreisweit angepackt werden könne, wozu man den von ihr
genannten, vielfältigen Personenkreis brauche. Sie betonte abschließend, dass
sie sich täglich mit dem Thema Integration beschäftige und Integration nicht vom Schreibtisch aus
betreibe.
Oberregierungsrat
Rosel fügte an, dass die Regierung von sich aus
bereits viel unternehme und Doppelarbeiten keinen Sinn machen. Man habe
keine abstrakten Foren einberufen, sondern konkret auf Probleme eingehen
wollen. In speziellen Fällen sollen z. B. Kommunen angesprochen oder auch
Personen von Sozialverbänden eingeladen werden. Es sei bewusst kein großes Gremium gewählt worden.
Landrat Schwing schlug sodann abschließend vor, einmal
im Jahr dem Ausschuss über die Arbeit des Integrationsforums zu berichten.
Der Kreisausschuss nahm von dieser Vorgehensweise
einstimmig zustimmend Kenntnis.