Tagesordnungspunkt

TOP Ö 3: Bericht über den Stand des Energiecontrollings des Kreisbauamtes für die kreiseigenen Liegenschaften

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Sitzung:08.10.2008   BA/052/2008 
DokumenttypBezeichnungAktionen

Herr Dittrich, Mitarbeiter des Kreisbauamtes, gab folgenden Sachstandsbericht:

 

Nachdem 2003 ein Contracting-Vertrag mit der Fa. GA-tec aus Heidelberg wegen beträchtlicher Kosten und relativ ungenauer Angaben über das erreichbare Einsparpotential, sowie den zu vergütenden Leistungsumfang nicht abgeschlossen wurde, wurde beschlossen, den Bereich Energiecontrolling im Kreisbauamt  aufzubauen.

 

Das Energiecontrolling ist der erste Schritt hin zu einem Energiemanagement. Es beinhaltet die zeitnahe Erfassung der Energie- und Medienverbräuche, die Auswertung durch Vergleiche mit früheren Werten des gleichen Gebäudes oder mit spezifischen Werten anderer Gebäude und die Übermittlung dieser Information an Gebäudenutzer und -betreiber. Allein durch diese organisatorische Maßnahme können ca. 5% der Energiekosten eingespart werden, wie langjährige Erfahrungen in verschiedenen deutschen Städten zeigen.
Üblicherweise wird das Controlling auf der Basis von EVU-Rechnungen und Zählerablesungen (z.B. durch Hausmeister) durchgeführt. Wesentlich zeitnäher und effizienter ist die Einführung einer automatischen Verbrauchserfassung.  Im Zusammenhang mit der Installation einer Gebäudeleittechnik (GLT) für die Sparkassenarena in Elsenfeld wurden bereits 2005 die Voraussetzungen für die Übermittlung und Auswertung der Verbrauchsdaten aller Landkreisliegenschaften geschaffen.

 

In 12 kreiseigenen Liegenschaften wurden bislang über 45 Zähler auf eine automatische Verbrauchserfassung aufgeschaltet.  Lediglich einige Wasseruhren wurden noch nicht ausgetauscht, da die Eichzeit noch nicht abgelaufen ist und der Austausch somit unverhältnismäßig teuer gewesen wäre. Die Telekommunikationseinrichtungen (Modem, Datenlogger, Telefonanschlüsse) wurden installiert, um die erfassten Daten an den Rechner der Heizzentrale in Elsenfeld zu übertragen und mittels einer Auswertungs-Software (IBS-XL) auszuwerten.

 

Die Auswertung der Daten machte jedoch aufgrund des Standortes des Rechners in Elsenfeld und aufgrund der Tatsache, dass die gesamte Gebäudeleittechnik für dieses Gebäude auch über diesen Rechner läuft Probleme. Fehler bei der Datenübermittlung oder nach Stromausfällen wurden zu spät erkannt, wodurch immer wieder Lücken in der Datenerfassung entstanden. Des Weiteren war es für die übrigen Hausmeister nicht möglich, auf ihre eigenen Liegenschaftsdaten zurückzugreifen. Auch das Kreisbauamt konnte bisher aus Gründen der mangelnden EDV-Ausstattung keine direkte Datenerfassung erhalten. Geplant war hier die Daten direkt in das Netz einzuspeisen.  Anfang 2007 wurde entschieden, die erforderlichen Einrichtungen hierfür zu schaffen. Die Hausmeisterzentralen der einzelnen Liegenschaften wurden mit PCs (aus Altbestand LRA) ausgestattet, eine Light-Version einer Auswertungssoftware wurde installiert, um die Daten vor Ort aufzubereiten. Diese Daten laufen seit Ende 2007 beim Kreisbauamt zusammen und können ausgewertet werden, sobald Vergleichswerte aus laufender und abgelaufener Periode vorliegen. Schulungen für die Hausmeister haben bereits stattgefunden. Die Rechner für die Schulen sind installiert und die Datenübertragung programmiert. Ziel ist es, durch die Gegenüberstellung der verschiedenen Verbräuche (Monat/Jahr) festzustellen, wo erhöhte Energieverbräuche auftreten oder durch Fehler Energie verloren geht. Die Hausmeister können bei täglicher Verbrauchsanzeige gegenüber einer Normalkurve rasch steuernd eingreifen; daneben lassen sich auch zukünftig die Einsparungen monetär bewerten, die sich aus Umbau- bzw. Modernisierungsmaßnahmen ergeben. Die Kosten für diese Maßnahmen wurden aus den Haushaltsansätzen für Bauunterhalt der einzelnen Liegenschaften bestritten.

 

Der nächste Schritt ist die sog. Betriebsoptimierung. Die überwachten Gebäude werden regelmäßig durch technisch geschultes Personal begangen. Dabei werden die Nutzungsbedingungen überprüft, die Regelungen optimal eingestellt und das Bedienpersonal unterwiesen. Hier können, wie ebenfalls langjährige Erfahrungen anderer Kommunen zeigen, weitere 10% der Energiekosten eingespart werden. Das Controlling und die Betriebsoptimierung sind kontinuierliche Aufgaben. Wenn die Überwachung nicht fortgeführt wird, stellt sich binnen weniger Monate der alte Verbrauch wieder ein.

 

Energieverbrauchsausweise

 

                   

     

Am 16.12.2002 wurde die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden erlassen. In Artikel 5 Absatz 3 dieser Richtlinie werden die Mitgliedstaaten angehalten sicherzustellen, dass bei Gebäuden mit einer Gesamtnutzfläche von über 1.000 m², die von Behörden und von Einrichtungen genutzt werden, die für eine große Anzahl von Menschen öffentliche Dienstleistungen erbringen und die deshalb von diesen Menschen häufig aufgesucht werden, dass ein höchstens zehn Jahre alter Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz an einer für die Öffentlichkeit gut sichtbaren Stelle angebracht wird. Die Umsetzung dieser Richtlinie in Deutschland schreibt diesen Ausweis als Aushang ab 01.07.2009 vor. Mit hohem Aufwand werden zurzeit für alle Liegenschaften des Landkreises bedarfsbezogene Ausweise über die Gesamtenergieeffizienz erstellt. Hierfür werden außer den Energieverbräuchen auch eine umfassende systematische Bestandserfassung mit Daten über Bauteile sowie der haustechnischen Ausstattung notwendig. Die notwendigen Haushaltsmittel wurden bereits liegenschaftsbezogen im Bauunterhalt 2008 eingestellt.

 

Energiekonzepte

 

Im Rahmen der Datenerhebung für die Energieausweise werden von den Energieberatern auch weiterführende Betrachtungen und Energieeffizienz steigernde Maßnahmen untersucht, mit deren Hilfe Energiekonzepte für die einzelnen Liegenschaften erstellt werden. Mit diesen Energiekonzepten ist es dann zukünftig möglich, Investitionen im Bereich ‚Energie’ wirtschaftlich sinnvoll aufeinander abgestimmt im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel umzusetzen.

 

Mit der Erstellung von ersten Teilenergiekonzepten wurde bereits 2007 im Elektrobereich begonnen. Mittels örtlicher Begehungen wurden ausgewählte Gebäude, wie z.B. die Berufsschule Obernburg oder die Dreifachsporthalle in Miltenberg, untersucht. Ein Konzept zur elektrotechnischen Modernisierung wurde erstellt und erforderliche Maßnahmen nach Sicherheits- und Einsparaspekten geplant und durchgeführt (2007/08).  Die Maßnahmen bei der Berufsschule Obernburg (einschl. Werkstatt), sowie in der Dreifachsporthalle in Miltenberg wurden in den Sommerferien 2008 durchgeführt.  Erste Messungen in der Dreifachsporthalle Miltenberg haben ergeben, dass trotz der noch nicht abgeschlossenen Programmierung der Beleuchtungsanlage, bereits ca. 48 % des bisherigen Stromverbrauches eingespart werden. Rechnet man noch die längere Lebensdauer der Leuchtmittel hinzu, so kann von einer Einsparung von jährlich ca. 8.000.- € ausgegangen werden. Dies bedeutet, dass sich die Gesamtinvestition von ca. 70.000.- € bereits nach 8,75 Jahren amortisiert hat.  Nimmt man nur die Kosten für die Beleuchtung und die Beleuchtungssteuerung (ohne Erneuerung der Elektroverteilung), verkürzt und damit verbessert sich die Amortisationszeit sogar auf lediglich 7,5 Jahre. Der Ausstoß an CO2 wird um ca. 19.000 kg/Jahr vermindert; dies entspricht einer Fahrleistung eines Mittelklasse-Pkws von ca. 200.000 km.

 

Auf die Frage von Kreisrat Schüßler, wie genau die Fernablesung der Verbrauchsgebühren aussehe, antwortete Herr Dittrich, dass die Zählerwerte wie Kilowatt/Stunde oder Kubikmeter der Wasserzähler, Stromzähler oder Gaszähler abgelesen werden. Diese Daten werden bei den Liegenschaften viertelstündlich registriert und einmal am Tag und in der Nacht vom Rechner des Kreisbauamtes abgerufen, woraus sich der Tagesverbrauch erkennen ließe. Aus dem letzten Wert im Monat könne man dann den Endstand errechnen.

 

Auf die weitere Frage von Kreisrat Schüßler, von wem man die Energieausweise  beziehen könne und wie hoch die Kosten seien, antwortete Kreisbaumeisterin Schulz, dass man sich Energieverbrauchs- oder Energiebedarfsausweise erstellen lassen könne. Im Jahr 2007 habe man im Bauausschuss beschlossen, dass für die Liegenschaften des Landkreises die aussagekräftigen Energiebedarfsausweise erstellt werden sollen, welche gerade bei Nichtwohngebäuden eine sehr anspruchsvolle Bestandsaufnahme beinhalten. Der Ausweis, der eine Gültigkeitsdauer von 10 Jahre habe, sei ab Mitte 2009 auszuhängen. Der Verbrauchsausweis für Wohngebäude koste 40,- €, für Nichtwohngebäude zahle man je nach Größe und Gebäudezonen Summen im 4-stelligen Bereich.

 

Kreisrat Lieb wies abschließend darauf hin, dass EON Bayern jährlich einen Umweltpreis ausschreibe, an dem man sich mit dem vorgestellten Konzept bewerben könne.

 

Der Bauausschuss nahm sodann einstimmig zustimmend von den  Ausführungen der Verwaltung Kenntnis.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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