Tagesordnungspunkt
TOP Ö 8: Jahresabschluss per 31.12.2007 der Sparkasse Miltenberg-Obernburg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 28.07.2008 KT/044/2008 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse
Miltenberg-Obernburg, Direktor Feußner, erläuterte den allen
Kreistagsmitgliedern vorab übermittelten und im Kreistagsinformationssystem
KIS eingestellten Jahresabschluss der Sparkasse
Miltenberg-Obernburg per 31.12.2007. Das gezeigte Interesse zeige die
Wichtigkeit der Sparkasse für den Landkreis. Er appelliere für kritische und
konstruktive Begleitung in der Zukunft.
Landrat Schwing bedankte sich für den Vortrag und
bemerkte, dass die Zahlen bis auf die des Kreditgeschäftes sehr positiv seien. Es
gebe Probleme mit den Kosten, was Vorstand und Mitarbeiter energisch angegangen
seien. Um die Sparkasse fit für den Wettbewerb zu halten, sei man dabei, eine
neue Strategie mit weitreichenden Konsequenzen umzusetzen, was die einzige
Alternative sei. Bei allen Kritikpunkten müsse man hervorheben, dass die
Sparkasse mit 320.000,-- € ein wichtiger Sponsor sei. Der Dank gelte allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Sparkasse.
Kreisrätin Münzel
brachte zum Ausdruck, dass sie der Sparkasse wohlwollend gegenüber
stehe. Zur Äußerung von Direktor Feußner, die Sorge, die Krisen auf dem
Finanzmarkt könnten Auswirkungen auf den Landkreis haben, sei unbegründet,
führte sie aus, dass die Landesbank mittlerweile ca. 5 Mrd. € Verluste gemacht
und man eine 0,5-prozentige Beteiligung an der Landesbank habe. Es könne nicht
sein, dass man an einem Unternehmen beteiligt sei, welches Verluste mache und
dies keine mittelbaren oder unmittelbaren Auswirkungen auf den Landkreis habe.
Sie bitte um Darstellung. Direktor Feußner habe weiterhin gesagt, die Sparkasse
Miltenberg habe keine Mittel in ABS-Wertpapiere angelegt. Die BayernLB habe
jedoch ABS-Wertpapiere im Wert von 33 Mrd. € und rund 24 Mrd. € seien von
Abwertung bedroht. Zur Absicherung der Wertpapiere sei eine Zweckgesellschaft
gegründet worden. Da die Sparkassen für 2,4 Mrd. € haften würden, würde sie interessieren,
ob dies Auswirkungen auf die Sparkasse
Miltenberg habe.
Direktor Feußner wies darauf hin, dass er nicht der
Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Landesbank, sondern der
Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Miltenberg-Obernburg sei, insofern könne er
nur für sein Unternehmen sprechen. Er berichte im Sinne des Bayerischen
Sparkassengesetzes, in dem geregelt sei, wo man berichtspflichtig sei. Auf
Details die Abschirmmaßnahmen betreffend, könne er in öffentlicher Sitzung
nicht näher eingehen. Er habe gesagt, dass man keine Sorgen haben müsste, dass
die Finanzkrise insoweit auf die Sparkasse einwirke, dass es existenzielle
Bedrohungen gebe. Natürlich habe dies einen mittelbaren Einfluss auf die
Sparkasse, denn die Beteiligung an der Bayerischen Landesbank habe dann
Auswirkungen, wenn sie nicht mehr genügend Geld verdiene und es somit weniger
Ausschüttung gebe. Käme der Risikoschirm, hätte dies ebenfalls Auswirkungen. Er
stellte klar, dass die Bayerische Landesbank keine Verluste in Höhe von 5 Mrd.
€ gemacht habe, sondern sie habe für Wertberichtigungen, die sie eventuell
vornehmen müsste, in eine
Zweckgesellschaft parkiert. Die bayerische Sparkassenorganisation habe den
drohenden Wertberichtigungsbedarf zum Großteil abgeschirmt.
Kreisrat Scholz bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Sparkasse für die geleistete Arbeit und führte aus, dass
im vergangenen Jahr die Mitarbeiterzahl um 4 % gesunken sei und variable
Vergütungsmodelle akzeptiert werden mussten. Direktor Feußner habe in der
Presse verlauten lassen, dass die Bayerische Landesbank Verluste aus eigener
Kraft ausgleichen könne. Seines Erachtens habe es sich um eine Beschwichtigung
gehandelt, welche so nicht möglich sei. Ihn interessiere, ob es zum
Ertragsausfall bei Anlagen in Genussscheinen gekommen sei. Am Lagebericht störe ihn der
Nachtragsbericht, dass sich keine Tatsachen besonderer Bedeutung nach Abschluss
des Geschäftsjahres ergeben hätten. Im Hinblick auf die Beteiligung an der
Landesbank Berlin und der um 30 % gefallen Aktien, wolle er wissen, ob eine
Abschreibung drohe.
Direktor Feußner führte aus, dass im Augenblick eine
schwierige Situation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorliege,
verursacht durch die Märkte. Zum Thema variable Vergütungsmodelle sagte er,
dass diese zu einer modernen Vergütungsstruktur gehören und die Mitarbeiter der Sparkasse nach Tarif
bezahlt werden. Zur Presseerklärung könne er sagen, dass auf Basis der damals
bekannten Zahlen und nach Aussage der Bayerischen Landesbank Aussagen getroffen
worden seien. Er wolle ausdrücklich hinzufügen, dass man mit der
Informationspolitik der Bayerischen Landesbank mindestens genauso unglücklich
gewesen sei und man deshalb in allen Pressemitteilungen der Sparkasse „nach
Angabe gemäß“ oder „nach Aussage der Landesbank“ eingefügt habe. Weiterhin führte er aus, dass die 2,4 Mrd. €
nicht aufgenommen worden seien und man auch keinen Refinanzierungsbedarf habe,
sondern diese in der Zweckgesellschaft parkiert seien. Seine Aussage sei gewesen,
dass es keine Auswirkungen geben werde, die in der Form belasten, dass man sich
Sorgen machen müsste. Auch die Sparkasse habe Genussscheine gezeichnet; hier
gebe es keine Ausfälle. Man habe sich
bei der Berliner Sparkasse nicht nur beteiligt, um großes Investment zu betreiben,
sondern auch aus solidarischen Gründen, um die Berliner Sparkasse in „der
Familie zu halten“, auch weil der Hauptstadtmarkt interessant sei und man mit
der Berliner Sparkasse ein Stück weit Alternativen habe in Richtung Bayerische
Landesbank, um hier Verhandlungspositionen aufzubauen, was strategische und
geschäftspolitische Bedeutung habe.
Kreisrat Weber bedankte sich für den Bericht und
führte aus, dass dennoch festgehalten werden müsse, dass das Ergebnis das
schlechteste seit Jahren sei. Ihn interessiere, welche Gedanken man sich
gemacht habe in Bezug auf das Schließen von Geschäftsstellen und die damit
verbundene Beschäftigtensituation. Weiterhin bitte er um Informationen über die
eventuelle Fusion mit der Sparkasse Aschaffenburg.
Direktor Feußner sagte, dass man an den Zahlen arbeite.
Was die Erhaltung der Geschäftsstellen betreffe, habe man mit Hilfe externer
Unternehmensberatung das Projekt „Geschäftsstellenoptimierung“ ins Leben
gerufen, welches am 01. August starte. Alle 53 Geschäftsstellen werden unter
die Lupe genommen und Anfang 2009 werde vor dem Verwaltungsrat diskutiert. Der
Spagat sei schwierig im Hinblick auf die betriebswirtschaftlichen, harten Zahlen und die Kundennähe. Wenn sich alle 53
Geschäftsstellen rechnen, bleiben alle bestehen. Man habe eine hohe
Zweigstellendichte mit 34 Geschäftsstellen/100.000 Einwohner und niedrige
Konkurrenzgeschäftsstellen. Bei Geschäftsstellenzusammenschlüssen seien nicht
unbedingt Mitarbeiter betroffen, sondern man habe auch die Möglichkeit, an
einer Geschäftsstelle Mitarbeiter zusammenfassen. Zur Fusion könne er sagen,
dass sich der Landkreis überlegen müsse, welchen Nutzen er von einer
starken Sparkasse habe und ob das, was
in Zukunft geboten werden könne, ausreiche. Die Entscheidung müsse der Kreistag
fällen.
Landrat Schwing ergänzte, dass er das Thema Fusion zwar nicht thematisieren wolle,
aber Aschaffenburg sei in diesem Falle
der natürliche Partner. Die Frage in der Zukunft sei, ob man alleine überleben
könne. Das Kunststück sei, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Momentan gebe
es diesbezüglich keine Überlegungen.
Direktor Feußner bedankte sich bei Kreisrat Weber für dessen
Hinweis. Man wäre über eine klare
Orientierung dankbar, denn dann könnte man sich als Management ausrichten. Egal
was komme, man müsse so stark wie möglich sein.
Kreisrat Dr. Kaiser sagte, der Aussage, dass die Sorge um die Sparkasse unbegründet sei, könne er,
was die Führungsqualitäten des Vorstandes oder die internen Abläufe anbelange,
zustimmen. Die Sparkasse unterliege erheblichen externen Einflüssen. Kreisrätin
Münzel und Kreisrat Scholz hätten bereits Zahlen genannt. Direktor Feußner habe
bisher vermieden, die Höhe des Abschirmbetrages zu nennen. Nach eigenen Berechnungen
seien dies 24 Mio. € Eventualverbindlichkeiten und er gehe davon aus, dass
Auswirkungen zu spüren sein werden. An Landrat Schwing gerichtet fügte er an,
dass man als Miteigentümer der Landesbank die Vorlage eines Geschäftsmodells
anmahnen sollte. Weiterhin stimme er Direktor Feußner zu, wenn dieser sage, man
brauche im Landkreis eine starke Sparkasse. Er und Kollege Rüth seien am
Freitag zuvor bei der Betriebsversammlung der Fa. DIOLEN Industrial Fibers
GmbH, am Standort ICO in Obernburg, gewesen. Der Konkursverwalter habe sie
gebeten, seinen Dank dafür auszurichten, dass die Sparkasse zumindest
signalisiert habe, sich am Massekredit in Höhe von 2 Mio. € zu beteiligen. Dies
sei ein typisches Beispiel dafür, wie wichtig es sei, ein
öffentlich-rechtliches Bankensystem zu haben. Sorge bereite ihm, dass die Raiffeisenbank
Obernburg mit der Raiffeisenbank Großostheim fusionieren wolle und somit
Obernburg zur Zweigstelle herab degradiert werden. Darüber solle man sich noch
einmal Gedanken machen.
Landrat Schwing antwortete, dass ihn als Landrat alles,
was aus dem Landkreis abfließe, bedrücke. Zur Fa. DIOLEN könne man keine
Informationen geben. Über das Geschäftsmodell habe man bereits nicht nur intern diskutiert, sondern auch öffentlich,
wie z. B. auf dem Landkreistag. Er betonte, dass alle einer Meinung seien und ab
Herbst 2008 etwas geschehen werde.
Direktor Feußner ergänzte zur Aussage von Kreisrat Dr.
Kaiser, dass es sich nicht um Eventualverbindlichkeiten handele und diese nicht
in der Bilanz erscheinen. Hinsichtlich des Geschäftsmodells und der Aussage von
Landrat Schwing, dass alle einer Meinung seien, sei er nicht ganz so
optimistisch; Sparkasse und Kommunen seien gleicher Meinung, der weitere
Miteigentümer habe sich noch nicht angeschlossen.
Kreisrat Dr. Linduschka bedankte sich bei Direktor
Feußner für die einstündigen Ausführungen in der Fraktionssitzung am Vormittag.
Er wolle wissen, ob die Übernahmequote der Auszubildenden bei 100 % liege.
Kreisrat Scherf führte aus, Direktor Feußner habe
gesagt, dass mit der Geschäftsstellenleitung die Verantwortung zurück in die
Geschäftsstellen gegeben werden müsse. Er wolle wissen, ob diese Strategie auf
Dauer Bestand haben werde. Die Abschaffung von Provisionen sei für den Kunden
von Vorteil. Er bitte um Erläuterung der Tantiemenzahlung. Weiterhin sei ein
konsequentes Personalmanagement angestrebt. Auch hierzu bitte er um nähere
Information. Ein Personalabbau sei nicht im Sinne des Landkreises.
Kreisrat Oettinger wies darauf hin, dass sich auch
kommunale GmbHs bei der Sparkasse bedienen und somit auch zum wirtschaftlichen
Erfolg der Heimatbank beitragen können. Direktor Feußner habe von Druck
gesprochen, der auf der Bank laste. Aus aktuellem Anlass frage er sich, was die
Österreichische Oberbank kleinen Mittelständlern aus dem Landkreis Miltenberg
bieten könne, was eine Sparkasse nicht könne.
Kreisrat Rüth nahm Bezug auf die Äußerungen von
Kreisrat Dr. Kaiser und Kreisrätin Münzel und sagte, dass Zahlen in den Raum
gestellt worden seien, welche nicht zutreffen. Es gebe eine Abschirmung von 4,8
Mrd. € und bisher habe das Thema Landesbank weder den Steuerzahler, noch den
Sparer 1 Euro gekostet. Es gehe darum, das Vertrauen in die Finanzmärkte zu
halten und um die Absicherung der Bank.
Direktor Feußner sagte, dass der Grundsatz die
Auszubildenden betreffend bestehen bleiben würde. Allerdings habe man im
Vorjahr nicht alle Auszubildenden, sondern nur die Besten übernommen. Alle
anderen hätten auf 2 Jahre befristete Arbeitsverträge. Die Hälfte werde nach
Ablauf der Zeit eine Festanstellung erhalten. Dieses Jahr habe man alle
unbefristet übernommen. Da man den
Nachwuchs nicht nur aus den Auszubildenden bilden könne, müsse man teilweise
auf Direkttrainees und Diplomkaufleute zugreifen. Hinsichtlich der Strategie
könne er sagen, dass diese dann geändert werden müsse, wenn sie nicht
funktioniere. Die Direktprovision wolle man abschaffen, da man weg vom Produkt
und der Gefahr einer evt. Falschberatung wolle.
Bei Erreichen bestimmter Jahreszielvorgaben erhalte der Mitarbeiter eine
Tantieme. Zum Thema „konsequentes Personalmanagement“ könne er sagen, dass man
überdurchschnittliche Personalkosten habe, dies aber nicht bedeute, dass massiv
Personal abgebaut werde. Das von Kreisrat Oettinger angesprochene Thema
„Oberbank“ sei für die Sparkasse ein schwieriges Thema. Dort werde momentan
eine andere Risikopolitik betrieben mit der Absicht, den Marktführer Sparkasse anzugreifen.
Der Kreistag nahm sodann von diesen Ausführungen
einstimmig zustimmend Kenntnis.