Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Antrag der Fraktion Freie Wähler vom 19.08.2007: Sachstandsbericht 10 Jahre Bayerischer Innovationsring
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 04.10.2007 KA/037/2007 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Dem Kreisausschuss wurde folgender Antrag der Fraktion
Freie Wähler vom 19.08.2007 zur Kenntnis gegeben: „Die Freien Wähler
beantragen, dass die Verwaltung einen entsprechenden Sachstandsbericht über die
10-jährige Arbeit des Bayerischen Innovationsrings gibt. Dabei soll
schwerpunktmäßig dargelegt werden, welche Auswirkungen ganz konkret im
Landkreis Miltenberg zu verzeichnen sind; dabei ist auf Erfolge aber auch auf
bisher noch ungelöste Probleme bzw. Fragestellungen einzugehen. Auch
interessieren wir uns neue Ansätze in der Projektarbeit ab 2008.“
Verwaltungsamtsrat Rüth gab sodann folgenden Bericht:
1. Ausgangssituation/Historie
Es ist schwierig, die
vollständige Arbeit des Bayerischen Innovationsringes in den vergangenen 10
Jahren umfassend darzustellen. Zum besseren Verständnis muss aber zunächst
einmal ein Blick auf die Ausgangssituation und den Grund für die Bildung des
Innovationsrings gelegt werden. Anschließend werden dann auch kurz einige
Schwerpunktergebnisse dargestellt.
Die Gründe für den
Zusammenschluss im Bereich Verwaltungsmodernisierung waren damals vielfältig:
Veränderte Kundenerwartungen, verstärkter Standortwettbewerb der Kommunen, verändertes
Selbstverständnis (von der Behörde zum Dienstleistungsunternehmen), veränderte
Erwartungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Veränderungen der
öffentlichen Finanzausstattung. Aber auch Vorgaben zur kommunalen Verschuldung
und Veränderungen der Aufgabenstruktur waren der Grund für den gemeinsamen
Erfahrungsaustausch und für das Erarbeiten praktischer Handlungsempfehlungen.
Von Beginn an wurde
Verwaltungsmodernisierung nicht als ein abgeschlossenes Projekt, sondern als
ein langfristiger und immer fortwährender Prozess verstanden. Wesentlicher
Erfolgsfaktor war die konsequente Einbindung der Beschäftigten getreu dem
Grundsatz „Betroffene zu Beteiligten machen“. Auch wurde auf einen
ganzheitlichen Reformansatz geachtet, d.h. auf die gleichmäßige
Berücksichtigung der personellen, organisatorischen und finanziellen Belange.
Auch die Einbindung der Politik war von Beginn an ein wichtiges Element.
An der Gründung waren
15 bayerische Landkreise aus den sieben Regierungsbezirken Bayerns beteiligt,
die Projektleitung wurde Landrat Roland Schwing übertragen.
2. Konkrete
Ergebnisse
Der Bayerische Innovationsring
hat in seiner 10-jährigen Arbeit in entscheidender Weise dazu beigetragen, dass
die Verwaltungsmodernisierung in Bayern einen deutlichen Schub erhalten hat.
Mit unglaublicher Dynamik wurde eine Modernisierungswelle in Gang gesetzt, die
sich Schritt für Schritt immer weiter ausbreitete. Insbesondere in den
kommunalen Verwaltungen entwickelte sich eine Offenheit und auch Bereitschaft,
das Thema Verwaltungsmodernisierung aktiv anzugehen. Eine Vorreiterrolle hatten
dabei immer die bayerischen Landkreise. Auch die Bayerische Staatsverwaltung
erkannte die Notwendigkeit des Veränderungsprozesses.
Gearbeitet wurde in den
Bereichen Personalentwicklung, Betriebswirtschaft und Organisationsentwicklung.
Gerade in den Anfangsjahren war das Landratsamt Miltenberg der Ideengeber im
Bereich Personalentwicklung, im Gegenzug konnte der Landkreis Miltenberg im
Bereich Betriebswirtschaft von den Erfahrungen der Landkreise Passau und Bad
Tölz profitieren, die hier bereits Reformschritte eingeleitet hatten.
Hervorzuheben sind die
Projekte im Bereich Personalentwicklung wie Moderatorenausbildung,
Mitarbeiterbefragung und Mitarbeitergespräch.
Es gelang, einheitliche Leitfäden zu erarbeiten, die heute in den Verwaltungen
standardisiert eingeführt sind. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der
Führungskräfteentwicklung. Auch hier wurden zahlreiche Empfehlungen
verabschiedet, die sowohl in der Ausbildung der Kommunal-, als der
Staatsbeamten angewandt werden.
Im Zuge der Einführung
betriebswirtschaftlicher Elemente wurde begonnen, die definierten Elemente wie
Produktbildung, Kosten- und Leistungsrechnung, Zielvereinbarung, Budgetierung
und dezentrale Ressourcenverantwortung sowie Controlling einzuführen und
umzusetzen. Es liegt ein Produktkatalog vor, in dem sämtliche Leistungen des
Landratsamtes Miltenberg aufgeführt sind.
Ein wichtiges Projekt
war auch die Organisationsuntersuchung des sozialpädagogischen Dienstes im
Jahre 1998. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden auch in die
Kooperationsvereinbarungen mit den freien Trägern der Wohlfahrtspflege
eingespeist. Verstärkt wurde dabei auf den Abschluss von konkreten
Zielvereinbarungen geachtet.
Bereich übergreifend
wurde in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung Nürnberg eine
Kundenbefragung durchgeführt. Das erfreuliche Ergebnis war, dass „die Behörden
besser als ihr Ruf sind“ und die Landratsämter insgesamt gute Zeugnisse
ausgestellt bekamen. Das Landratsamt Miltenberg konnte bei dieser Befragung in
vielen Themenbereichen einen Spitzenplatz einnehmen. Es gab aber auch
vielfältigen Handlungsbedarf. Verändert wurden z.B. die Öffnungszeiten, der
Bürgerservice und die Parkplatzsituation am Landratsamt.
3. Zweite
Phase
Erfreulicherweise war
festzustellen, dass immer mehr Landkreise die Kooperation mit dem Bayerischen
Innovationsring suchten. Dies war Anlass, darüber nachzudenken, wie der
Innovationsring den veränderten Bedingungen angepasst werden kann. Im Februar
2005 wurde der Innovationsring auf 21 Landkreise erweitert. Themenschwerpunkte
und aktuelle Arbeitsgrundlage sind dabei der Ausbau des interkommunalen
Leistungsvergleiches, die Modernisierung des Rechnungswesens, die
Weiterentwicklung von eGovernment und die Überarbeitung des
Muster-Geschäftsverteilungsplanes.
Die augenfälligsten
Fortschritte wurden im Bereich der Projektgruppe kommunale Doppik erzielt.
Sechs Landkreise haben inzwischen ihre Buchführung von der kameralen auf die
doppelte Buchführung umgestellt. Der Landkreis Miltenberg steht vor diesem
wichtigen Thema und dieser Weichenstellung. In entscheidender Weise konnte der
Bayerische Innovationsring beim Bayerischen Staatsministerium des Innern auf
die Änderung der dazu notwendigen rechtlichen Vorschriften wie Landkreisordnung
und kommunale Haushaltsverordnung einwirken. Auch ist geplant, am 26.11.2007
für interessierte Mitglieder des Kreistages zu diesem Thema eine
Einführungsveranstaltung anzubieten.
Fazit
Die Anstrengungen und Bemühungen haben sich gelohnt.
Die Arbeit des Innovationsringes hat die Verwaltungsmodernisierung in Bayern
positiv beeinflusst und ihr wichtige Impulse gegeben. Konkret hat auch das Landratsamt
Miltenberg vielfach davon profitiert und möchte auf diese Arbeit nicht mehr
verzichten. Denn moderne und leistungsfähige Verwaltungen sind heute ein
unverzichtbarer Standortfaktor im globalen Wettbewerb. Wünschenswert ist dabei
natürlich auch eine starke Einbindung und vor allen Dingen auch Unterstützung
seitens der Politik. Dies ist – bei einer kritischen Bewertung der vergangenen
10 Jahre – auf Kreisebene nur befriedigend gelungen.
Kreisrat Dr. Fahn dankte für den Bericht. Unter
Hinweis auf einen von Landrat Schwing verfassten und in der Bayerischen
Staatszeitung verfassten Artikel fragte er, welche neuen Ansätze es im Jahr
2008 geben werde.
Landrat Schwing teilte daraufhin mit, dass das Plenum
am 12.11.2007 eine ganztätige Veranstaltung durchführen werde, bei der
verschiedene Beschlüsse gefasst werden. Er bat zu berücksichtigen, dass auch
auf die Kommunalwahl 2008 Rücksicht genommen werden müsse, weil verschiedene
Kollegen ausscheiden werden. Sobald neue Ansätze bekannt seien, werde der
Kreisausschuss entsprechend informiert.
Kreisrat Dr. Schüren erklärte, dass die SPD-Fraktion
die Verwaltungsmodernisierung trotz anfänglicher Bedenken immer unterstützt
habe. Die von Verwaltungsamtsrat Rüth vergebene Note „befriedigend“ könnte
daher in die Note „gut“ umgewandelt werden.
Verwaltungsamtsrat Rüth bezeichnete die Note
„befriedigend“ als gute Note. Es habe zwar häufig gute Ideen und Ansätze für
das eine oder andere Projekt gegeben, aber diese seien nicht immer nachhaltig
gewesen. Die Hauptpunkte seien von der Verwaltung gekommen. Es wäre gut, wenn
von den Politikern künftig verstärkt Impulse kämen.
Landrat Schwing bestätigte, dass die Verwaltungsmodernisierung
von der Politik unterstützt werde. Es handele sich dabei jedoch um eine
Angelegenheit, die laufend neue Impulse benötige. Wenn man sich gefällig
zurücklehne, befinde man sich schnell auf dem Abstieg.
Kreisrat Andre bezeichnete die Arbeit des Bayerischen
Innovationsrings als hervorragend. Schwierig gestalte sich jedoch die
Anpassung.
Kreisrat Dr. Schüren sagte dazu, Kreisrat Andre habe
einen sensiblen Punkt angesprochen. Er befürchte, dass im Rahmen der Kosten-
und Leistungsrechnung immer mehr Kompetenz des Kreistages auf die Verwaltung
rutsche. Der Grundsatz, „die Politik entscheidet und die Verwaltung führt aus“,
soll bestehen bleiben, sei aber zunehmend schwieriger einzuhalten. Es müsse
daher genau darauf geachtet werden, dass dem Kreistag wichtige Entscheidungen
nicht aus der Hand genommen und der Verwaltung übertragen werden. Die
SPD-Fraktion werde dies tun.
Landrat Schwing bemerkte, dass der Kreistag in der
Zukunft schwierige Entscheidungen zu treffen haben werde. Aus diesem Grund sei
nach der Kosten- und Leistungsrechnung auch die Doppik erforderlich. Wer
allerdings hoffe, dass die Doppik Haushaltsprobleme löse, werde enttäuscht
werden.