Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Liquidation der Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg i.L.: Bilanzen und Abschlussbericht
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 14.06.2007 KT/029/2007 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing führte folgendes aus:
Das Thema ist aufgeheizt und überhöht. Ich möchte
versuchen, die Emotionen herauszunehmen.
Was ist eigentlich seit dem Verkaufsbeschluss
(übrigens mit großer Mehrheit gefasst) passiert?
- Übergang
der gesamten Geschäftstätigkeit auf die Rhön-Kliniken AG (neue GmbH).
- Seit 01.01.2005 gibt es kein operatives
Geschäft mehr, sondern nur Abwicklung und Überleitung der GmbH i.L.
- Es ist keine Krankenhausverwaltung mehr
vorhanden, Geschäftsführer Büchler ist zwischenzeitlich in Pension, aber zum
Liquidator bestellt worden.
- Die Abwicklung erfolgte ausschließlich auf
der Grundlage des Kaufvertrages und der jeweiligen Gremienbeschlüsse. Diese
sind jedem bekannt, außerdem ist jedem die Einsicht in die Verträge möglich
gewesen. Dies wurde auch wahrgenommen (Kreisrat Frey).
- Der Verwaltungsrat hat 2006 die geprüfte
Bilanz und den Geschäftsbericht 2005 vom Prüfer vorgelegt bekommen und auch
festgestellt. Dabei wurde vereinbart, dass abweichend von der bisherigen Praxis
der Geschäftsführer erst nach Abschluss der Liquidation 2006/2007 vor dem
Kreistag die Bilanz und den Bericht vorstellt. Dies ist von keinem
Verwaltungsratsmitglied beanstandet worden. Die Bilanz und die GuV-Rechnung
2005 hätten auch keine neuen oder weiteren Erkenntnisse für die
Kreistagsmitglieder gebracht. Sie sind lediglich eine Momentaufnahme ohne
jeglichen Hinweis auf die Abschlusszahlen.
- Ich gebe gerne zu, dass wir offensichtlich
das Informationsbedürfnis einiger Kreistagsmitglieder unterschätzt haben. Aber
der Landrat ist an die Geschäftsordnung des Kreistages gebunden, wonach es kein
Informationsrecht einzelner Kreistagsmitglieder, sondern nur des gesamten
Kreistages gibt.
- Auf Anträge wegen fehlender
Beteiligungsberichte habe ich sofort (Dezember 2006) informiert (Kreisrat Frey
sowie Kreisausschuss und Kreistag). Ich habe dabei den Fahrplan bekannt gegeben
und bis zum heutigen Tag ist er vollumfänglich eingehalten.
- Die Dienstaufsichtsbeschwerden und Klagen
waren absolut überflüssig. Ich habe zu keinem Zeitpunkt Informationen generell
verweigert, lediglich beim Zeitpunkt der Information hat es verschiedene
Meinungen gegeben. Warum sollte ich auch irgendetwas verweigern, das auf jeden
Fall veröffentlicht werden muss?
- Heute erfolgt die Vorlage aller Unterlagen
durch den Geschäftsführer i.R. Büchler, wie bereits angekündigt mit einem deutlich
besseren Ergebnis als alle bei Vertragsabschluss erwartet haben (Aussagen im
April 2007: Schwarze Null bis knappe 1 Mio. €).
- Ich gebe gerne zu, dass es bei solch
komplexen Projekten nicht ohne die eine oder andere Unzulänglichkeit geht. Dies
betrifft auch die Vorlage der Bilanz beim Registergericht, die leider
unterblieben ist. Dies war ein formales Versäumnis, allerdings ohne jegliche
negativen Folgen für irgendjemand.
- Dass das alles jemand kritisiert, genauso
wie die Nichterstellung des Beteiligungsberichtes ist sicherlich in Ordnung.
Aber wenn dies benutzt wird (bewusst oder unbewusst), um damit dem Landrat
etwas Unredliches zu unterstellen, dann weise ich dies mit aller
Entschiedenheit zurück.
- Ich übernehme für alle meine
Mitarbeiter bei Fehlern die politische Verantwortung und stelle mich auch immer
vor sie. Aber eines möchte ich schon deutlich machen:
- Die Nichtvorlage der Beteiligungsberichte
durch den Kämmerer wurde von mir weder angeordnet noch wurde ich darüber
informiert. Ich habe es auch nicht gemerkt. Das war eine Fehlinterpretation des
Kämmerers, aber: es hat auch jahrelang kein Kreistagsmitglied gestört (auch
Kreisrat Frey nicht). Ein kurzer Hinweis hätte genügt, um den Fehler
abzustellen.
- Ich
habe mich bis zum heutigen Tag nie um die Vorlage der Bilanz beim
Registergericht kümmern müssen. Dafür gibt es einen Geschäftsführer bzw. einen
Buchhalter oder entsprechende Mitarbeiter. Nach meiner Information ist dies
bisher auch immer erfolgt.
Ich
möchte Sie alle bitten, auch die anwesenden Vertreter der Presse (den letzten
Artikel habe ich dreimal durchgelesen, um zu ahnen, was mir da unterstellt
werden sollte), bei den Fakten und nicht nur bei Vermutungen oder
Unterstellungen zu bleiben.
Herr
Büchler, Geschäftsführer i.R. trug folgendes vor:
1. Ablauf der
Liquidation der Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg
Abschluss
des Kaufvertrages 15.04.2005
Eintritt
der Rechtswirksamkeit 31.12.2005
Eröffnung
der Liquidation 01.01.2006
letzte
Veröffentlichung Februar
2006
Abschluss
der Liquidation 30.04.2007
2. Liquidationseröffnungsbilanz
zum 01.01.2006,
identisch mit Abschlussbilanz zum 31.12.2005
Keine
Anlagegüter mehr, nur Betrag von der Rhön-Kliniken AG.
Kaufpreis
darf nach Vertrag nicht veröffentlicht werden.
Übernahmebetrag
wesentlich höher.
Angebot
von RKA von 2003 nur fortgeschrieben (Baukosten, Fördermittel, Ergebnis 2004)
Gründe
für höheren Betrag:
Defizit 2004 prognostiziert mit 1,5 Mio. € (Strukturzuschuss),
tatsächlich nur 0,6 Mio. €.
Verkauf
des Personalwohnheimes Krankenhausstraße 48 für 330.000,00 €.
Restliche
Baukosten geringer.
3. Abrechnung
der Baumaßnahmen
Sanierung
des Krankenhauses Erlenbach: IV. Bauabschnitt Küche
Gesamtkosten
nach HU-Bau 25,00.000,00
€
Förderung
insgesamt 19,572.957,00
€
Anteil des Landkreises Miltenberg, örtliche Beteiligung 3.336.000,00
€
Eigenanteil der Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg 5,427.027,00 €
Tatsächliche Baukosten 21,270.000,00
€
Einsparung (14,92 %) 3,730.000,00
€
Einsparung für den Landkreis Miltenberg entsprechend 634.100,00
€
Bei der letzten Rate entfiel bereits die örtliche Beteiligung.
4. Jahresabschluss 2005: Defizit 5,6 Mio. €
Nur rechnerische Bilanzposten, keine Zahlung.
Differenz zwischen den Buchwerten der letzten Bilanz
und dem Kaufpreis,
den die Rhön-Kliniken AG gezahlt hat (neue Bilanz).
Der Buchwert entsprach nicht dem Marktwert, die Zahlen
hat jede/r gekannt.
Die neue GmbH musste in ihrer Eröffnungsbilanz neu bewerten,
sie konnte nicht die Buchwerte der Alt-GmbH übernehmen.
5. Jahresabschluss 2006: - 186.728,00 €
Abrechnung Fördermittel (VN), 2005 restliche Fördermittel voll
gebucht 380.000,00 €
Rückzahlung Förderung für Dialyse 41.000,00
€
6. Liquidationsabschluss
zum 30.04.2007: 163.065,00 € Bilanzgewinn
Auflösung der bisherigen Rückstellungen wegen noch streitiger
Baukosten.
Schuldenübernahme durch den Landkreis Miltenberg.
7. Restbetrag: 2,1 Mio. €, der an den Landkreis
Miltenberg überwiesen wird.
Kreisrat Dr. Kaiser erinnerte daran,
dass sich der Kreistag am 14.04.2005 mit großer Mehrheit einer kommunalen
Gestaltungsaufgabe entledigt habe und seit diesem Zeitpunkt nicht mehr für die
Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung zuständig sei. Was habe dieser Beschluss
gebracht? Betroffen seien die Patienten und die Beschäftigten der
Krankenhäuser. So sei in einem Pressebericht vom 29.05.2007 zu lesen gewesen,
dass sogar die CSU-Seniorenunion wegen Klagen über die Situation in den
Krankenhäusern bei der Krankenhausleitung vorstellig werden wolle. Der
Schlusssatz dieses Presseberichtes laute: „Dazu dürfen auch Politiker nicht
schweigen.“ Darüber hinaus habe sich auch der Arbeitskreis ambulanter
Einrichtungen mit der Thematik beschäftigt. Er (Kreisrat Dr. Kaiser) glaube,
dass die massive Kritik blamabel für den neuen Krankenhausträger sei und es
gewaltiger Anstrengungen der Rhön-Kliniken AG bedürfe, um den guten Ruf der
Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg wieder herzustellen. Es werde gehofft,
dass der Krankenhausbeirat, der lt. Aussage des Landrats nur Mitspracherecht
habe, ebenfalls auf die Situation hinweise.
Kreisrat Dr. Kaiser fragte weiter, wie
die Bilanz für die Beschäftigten der Krankenhäuser aussehe. Von den
Befürwortern des Verkaufs der Krankenhäuser sei in der seinerzeitigen
Diskussion geäußert worden, dass eine kommunale Verbundlösung wie von der
SPD-Fraktion vorgeschlagen Arbeitsplätze im Krankenhaus Miltenberg kosten
würde. In der seinerzeitigen Sitzungsvorlage sei folgendes ausgeführt gewesen:
„Das besondere Augenmerk gilt auch den Beschäftigten. Der mit der Rhön-Kliniken
AG ausgehandelte Personalüberleitungsvertrag macht die dem gesamten Prozess
innewohnenden Bemühungen deutlich, die Rechte der Arbeitnehmer zu sichern und
eine notwendige Flexibilisierung im Hinblick auf eine langfristige Sicherung
des Gesamtunternehmens sicherzustellen.“ Kreisrätin Ebert habe gesagt: „Unsere
Krankenhäuser bleiben erhalten. Die Arbeitsplätze werden gesichert. Es werde in
die Zukunft investiert.“ Von Kreisrat Stappel sei geäußert worden: „Nach
Überprüfung des Übernahme- und Wirtschaftsplanes sowie der Zusage bezüglich des
Erhalts der Arbeitsplätze war klar, dass sich die Fraktion Neue Mitte für den
Verkauf der Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg entscheiden wird.“ Kreisrat
Andre habe bezüglich der Arbeitsplätze eine vorsichtigere Formulierung gewählt.
Im
Geschäftsbericht 2004 seien 548 Vollbeschäftigte und im Geschäftsbericht 2005
nur noch 503 Vollbeschäftigte ausgewiesen. Zum 30.06.2006 habe sich die Anzahl
der Beschäftigten auf 482 im Ist und auf 366 im Soll verringert. Der Rückgang
von 548 auf 366 Beschäftigte betrage 37 %. Noch höher sei der Rückgang beim
Pflegepersonal (42 %) und beim Wirtschaftsdienst (41 %). Frage: Was erwarte man
bei diesem Personalrückgang noch an Leistungen? Tatsache sei, dass der
Personalabbau von Anfang an betrieben worden sei, nicht erst aufgrund der
rückläufigen Belegung. Die Krankenhäuser der Nachbarlandkreis profitieren
davon.
Eine
weitere Frage sei, was für den Kreishaushalt und den Steuerzahler bleibe. Er
(Kreisrat Dr. Kaiser) sei verwundert darüber, dass Landrat Schwing über das
deutlich gute Ergebnis von 2,1 Mio. € erfreut sei, wenn man bedenke, dass in
der Bilanz zum 30.12.2004 ein wirtschaftliches Eigenkapital von 40 Mio. €
ausgewiesen sei. Davon seien heute nur noch 5 % übrig. Nach Meinung von
Kreisrat Dr. Kaiser sei das Verschleuderung öffentlichen Eigentums. Als der
Verkauf der Krankenhäuser angestanden habe, habe er beim Bayerischen
Finanzministerium nachgefragt, was der Landkreis Miltenberg für seien
Krankenhäuser an Fördermitteln erhalten habe. Im Antwortschreiben seien die
Fördermittel der letzten fünf Jahre aufgelistet. Danach habe der Landkreis
Miltenberg insgesamt 21,57 Mio. € an Fördermitteln erhalten und jetzt betrage
der Erlös nur noch 2,1 Mio. €. Es sei daraufhin verständlich, dass Landrat
Schwing den Geschäftsbericht der Krankenhaus-GmbH so lange unter Verschluss
gehalten habe, obwohl die Zahlen schon lange vorliegen. Zur
Dienstaufsichtsbeschwerde von Kreisrat Frey habe Landrat Schwing der Regierung
von Unterfranken mitgeteilt, dass man die Zahlen nicht früher habe nennen
könne. In den Geschäftsberichten 2005 und 2006 der Rhön-Kliniken AG seien sog.
Anpassungsbeträge enthalten. Diese seien für die Krankenhäuser des Landkreises
Miltenberg viel höher als für andere Krankenhäuser.
Kreisrat Dr. Kaiser stellte sodann fest,
dass der Verkauf der Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg aus heutiger Sicht
ein kommunalpolitisches Desaster für den Landrat, die Fraktionen CSU, Freie
Wähler und Neue Mitte sowie die Patienten, die Beschäftigten und den
Kreishaushalt sei. Als merkwürdig bezeichnete es Kreisrat Dr. Kaiser außerdem,
dass der Unternehmensberater PriceWaterhousCooper Corporate Finance Beratung
GmbH Frankfurt (PWC) für die Rhön-Kliniken AG und den Landkreis Miltenberg
tätig gewesen sei. Die SPD-Fraktion überlegt daher, ob sie den Verkaufsvorgang
der Krankenhäuser des Landkreises Miltenberg vom Bayerischen Kommunalen
Prüfungsverband überprüften lassen soll, weil man nicht einsehe, dass 95 % des
Eigenkapitals des Landkreises Miltenberg verloren gegangen sei. Es wäre gut,
wenn die Mehrheitsfraktion dieser Überprüfung zustimmen würde.
Für die CSU-Fraktion verwies Kreisrat
Rüth darauf, dass alle Diskussionen und beschlossenen Maßnahmen im Bereich des
Krankenhauswesens unter dem Einfluss veränderter bundesgesetzlicher
Rahmenbedingungen gestanden hätten. Er wolle noch einmal in Erinnerung rufen,
dass hierfür maßgeblich die Rot-Grüne Bundesregierung verantwortlich gewesen
sei. Die Auswirkungen dieser Veränderungen im Gesundheitswesen seien vielfältig
und einschneidend. Dabei sei es für die CSU immer wichtig gewesen, mit dem
Verkauf der Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg an die Rhön-Klinikum AG eine
medizinische Versorgung auf möglichst hohem Niveau mit möglichst vielen
Mitarbeitern an zwei Krankenhausstandorten zu gewährleisten. Er räumte ein,
dass die Politik in der Vergangenheit vielleicht auch Fehler gemacht habe.
Fehler allerdings deshalb, dass man nicht den Mut gehabt habe, unpopuläre
Maßnahmen konsequent zu Ende zu führen. Man habe es versäumt, bereits zu einem
früheren Zeitpunkt, z.B. beim Schließen der Dialysestation des Krankenhauses
Erlenbach Personal zu kündigen. Stattdessen sei dieses Personal anderweitig
beschäftigt worden. Auch machte er deutlich, dass der angestrebte Klinikverbund
mit Aschaffenburg sich negativ auf den Landkreis Miltenberg ausgewirkt hätte.
Mit diesem Klinikverbund wäre der Krankenhausstandort Miltenberg nicht mehr zu
halten gewesen. Auch bei einer Weiterführung der beiden Krankenhäuser als GmbH
wären Personalentlassungen die zwangsläufige Folge gewesen. Dies werde allein
daraus deutlich, dass die genehmigte Zahl der Planbetten für die neue
Teleportalklinik in Miltenberg von 140 auf 86 Betten vermindert worden sei.
Kreisrat Rüth lobte ausdrücklich den
Weitblick und den Mut von Landrat Roland Schwing, mit dem Verkauf der
Krankenhäuser an die Rhön-Klinikum AG eine zukunftsorientierte Lösung gefunden
zu haben. Mit geschickten Verkaufsverhandlungen sei es gelungen, die Qualität
der medizinischen Versorgung weiter zu verbessern. Mit insgesamt 40 Mio. €
Investitionssumme leiste die Rhön-Klinikum AG einen Beitrag, der vom Landkreis
Miltenberg allein nicht zu leisten gewesen wäre. Es werde in diesem
Zusammenhang beispielsweise an die Einrichtung einer
Intermediatete-Care-Station neben der Teleportalklinik mit 16
Monitorarbeitsplätzen erinnert. Des Weiteren seien zahlreiche organisatorische und
medizinische Verbesserungen durchgeführt worden.
Kreisrat Rüth räumte auch ein, dass jede
Entlassung bedauerlich sei, auf der anderen Seite dürfe aber nicht vergessen
werden, dass örtliche Dienstleistungsunternehmen neue Aufträge durch die Rhön-Klinikum
AG erhalten hätten, wodurch zusätzliche Arbeitsplätze gesichert werden.
Insgesamt kam er zu dem Ergebnis, dass der Verkauf der Krankenhaus-GmbH Landkreis
Miltenberg an die Rhön-Klinikum AG für den Landkreis Miltenberg und seine
Bürgerinnen und Bürger ein Gewinn sei.
Kreisrat
Frey wies darauf hin, dass Landrat Schwing gesagt habe, man solle bei Fakten
bleiben. Fakt sei für ihn, dass noch kein geprüfter Abschlussbericht der
Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg vorliege. Es seien lediglich einige
Saldierungen vorgenommen worden, die nicht nachvollziehbar seien. Es stimme,
dass der Buchwert nicht dem Verkehrswert entspreche, aber wenn man einen
Verkauf realisiere, der unter dem Buchwert liege, entstehe ein Verlust. Dieser
Verlust sollte ehrlich ausgewiesen werden. Ursprünglich sei ein Buchwert von 45
Mio. € vorhanden gewesen, ab 01.01.2005 habe er nur noch 37 Mio. € betragen.
Frage: Wo ist die Differenz geblieben? Wenn man unterstelle, dass der Buchwert
zum 01.01.2005 37 Mio. € betragen habe und
zwei Krankenhäuser zum Betrag von 8 Mio. € verkauft worden seien, würden 29
Mio. € Verlust verbleiben. In den übersandten Unterlagen sei aber nur von 3,4
Mio. € Verlust die Rede. Kreisrat Frey bat dazu um Aufklärung. Es stimme, dass
der Markt nicht mehr hergegeben habe, aber das sollte auch ehrlich gesagt
werden. Trotz vieler Nachfragen habe er (Kreisrat Frey) bisher noch keine
offene Antwort erhalten. Es wäre wünschenswert, dass die vorgelegten Zahlen so
aufbereitet werden, dass sie von den Kreistagsmitgliedern mit geringem
Zeitaufwand durchgearbeitet werden können. Dass die entsprechenden Zahlen noch
nicht vorliegen sollen, sei nicht nachvollziehbar. Der geprüfte Jahresabschluss
liege schon lange vor. Er hätte schon allen Kreistagsmitgliedern vorgelegt
werden könne, um Transparenz zu schaffen. Das vorliegende Papier sei für ihn
(Kreisrat Frey) ein weiterer Hinweis darauf, dass es nicht darum gehe, dem
Kreistag einen transparenten Ablauf aufzuzeigen. Er sehe den Verkauf der
Krankenhäuser des Landkreises Miltenberg genauso wie Kreisrat Dr. Kaiser,
nämlich als Verschleuderung öffentlichen Eigentums an und unterstütze den
Vorschlag auf Überprüfung durch den Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband.
Verwaltungsoberamtsrat
Straub berichtete sodann wie folgt über die Vermögensentwicklung seit Verkauf der
Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg:
Anlagevermögen
der Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg
am 31.12.2004 45,000.000,00
€
./.
Übernahme der Belastungen für staatliche Förderleistungen durch
die Rhön-Kliniken AG
(Grundschuldeintragung für den Freistaat Bayern) 25,400.000,00 €
./ Tilgung der Darlehen 7,900.000,00
€
Lastenfrei 11,700.000,00
€
Investitionen der
Rhön-Kliniken AG lt. Vertrag 23,500.000,00
€
Tatsächliche Investitionen
bis 2010 40,000.00,00
€
Aufwand der Rhön-Kliniken
AG zur Sicherung der Krankenhausversorgung
im Landkreis Miltenberg:
Übernahme der Belastungen
für staatliche Förderleistungen
(Grundschuldeintragung für
den Freistaat Bayern) 25,400.00,00
€
Tilgung der Schulden der
Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg 7.900.000,00
€
Investitionen der
Rhön-Kliniken AG lt. Vertrag 23,500.000,00
€
zusätzliche Investitionen
bis 2010 16,500.000,00
€
Gesamtaufwand 73,300.000,00
€
Anlagevermögen der
Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg
am 31.12.2005 45.000.000,00
€
Somit investiert die
Rhön-Kliniken AG 73,3 Mio. €, um die Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg im
Wert von 45 Mio. € zu übernehmen. Dadurch ergibt sich eine Vermögenssteigerung
von 28,3 Mio. €. Diese Investitionen dienen der Verbesserung der medizinischen
Versorgung und kommen damit unmittelbar den Bürgerinnen und Bürgern zugute. Vom
Landkreis Miltenberg wären diese Mittel nicht zu finanzieren gewesen.
Landrat Schwing bemerkte,
dass die Mitglieder der SPD-Fraktion und der Ausschussgemeinschaft Bündnis
90/Die Grünen-ödp nicht bedenken, dass man, um ein Geschäft zu machen,
investieren müsse. Die Rhön-Kliniken AG investiere kräftig, mehr als der
Landkreis Miltenberg je hätte investieren können. Jedes Kreistagsmitglied, das
dem Verkauf der Krankenhäuser zugestimmt habe, könne stolz darauf sein, dass im
Landkreis Miltenberg zwei Krankenhäuser erhalten bleiben und dass 40 Mio. €
investiert werden. Wäre der Verkauf nicht zustande kommen und hätte das
Krankenhaus Miltenberg geschlossen werden müssen, würde Heulen und
Zähneknirschen herrschen. Erfreulich sei, dass in Kürze das Richtfest für die
Teleportalklinik in Miltenberg und schon bald die Eröffnung dieser Klinik
gefeiert werden könne.
Landrat Schwing erinnerte
weiter daran, dass bisher bei schwierigen Entscheidungen immer diejenigen
dagegen gestimmt hätten, die auch heute nicht zustimmen wollen. Als 1994 die
Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg gegründet worden sei, hätten die
Mitglieder von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP die Entscheidung ebenfalls
nicht mitgetragen. Über den ersten Bericht des Geschäftsführers sei dann aber
Lob geäußert worden. Er (Landrat Schwing) prophezeie, dass die
Anfangsschwierigkeiten schon bald behoben und die Krankenhäuser im Landkreis
Miltenberg den Krankenhäuern der Nachbarlandkreise weit voraus sein werden.
Verschiedene Presseartikel berichten bereits von den Schwierigkeiten, die es in
den Nachbarlandkreisen wegen der Krankenhäuser gebe.
Kreisrat Dr. Linduschka
wies darauf hin, dass er gegen den Verkauf der Krankenhäuser an die
Rhön-Kliniken AG gestimmt habe. Die Zahlen, die heute vorgetragen worden seien,
bestätigen, dass seine Gegenstimme nicht unberechtigt gewesen sei. Landrat
Schwing habe den Verkauf der Krankenhäuser zum Betrag von 2,1 Mio. € als Erfolg
bezeichnet. Im Zusammenhang mit dem Verkauf der Krankenhäuser sei das Defizit
mit 1,6 Mio. € angegeben worden, heute verbleiben 2,1 Mio. € Gewinn. Das
erwecke den Verdacht, es sei entweder schlampig gearbeitet oder eine Zahl als
Mittel eingesetzt worden. Verwaltungsoberamtsrat Straub habe die Investitionen
der Rhön-Kliniken AG bekannt gegeben und von Grundversorgung gesprochen, was
wunderbar geklungen habe. Tatsache sei aber, dass viele Investitionen mit
Grundversorgung nichts zu tun haben und nur durchgeführt werden, um Gewinne zu
erzielen. Wichtig für die Grundversorgung der Bevölkerung wären vielmehr gute
Pflege und Nachsorge. Im Hinblick auf die von Kreisrat Dr. Kaiser genannten
Zahlen zum Personalabbau in den Krankenhäusern sollte das Engagement der
CSU-Seniorenunion unterstützt werden. Auch der Beirat sollte, soweit
Möglichkeiten dazu bestehen, Einfluss nehmen, damit die Pflegeverhältnisse in
den Krankenhäusern nicht noch schlechter werden.
Landrat Schwing bemerkte zu
den Äußerungen von Kreisrat Dr. Linduschka, dass die Pflege in den
Krankenhäusern aufgrund bundespolitischer Vorgaben erfolge und weder die
Rhön-Kliniken AG noch der Landkreis Miltenberg etwas an diesen Vorgaben ändern
können. Er bat zu bedenken, dass es im Landkreis Miltenberg zwei Krankenhäuer
gebe: Das Krankenhaus Miltenberg mit Grundversorgung und das Krankenhaus
Erlenbach mit Grund- und Regelversorgung. Die Rhön-Kliniken AG wolle mit der
Teleportalklinik den demographischen Wandel berücksichtigen. Es sei erfreulich,
dass im Landkreis Miltenberg eine der ersten Teleportalkliniken eröffnet werde.
Was den Kaufvertrag betreffe, müsse darauf hingewiesen werden, dass der Inhalt
dieses Vertrages jedem Kreistagsmitglied bekannt gewesen sei. Es sei von Anfang
an gesagt worden, dass der Kaufpreis sekundär sei, aber die Investitionen
entscheidend seien. Der Landkreis Miltenberg habe mit dem Verkauf eine
Lebensversicherung für seine Krankenhäuser erhalten. Leider habe nicht allen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Lebensstellung gesichert werden können.
Aber auch das sei vorher jedem Kreistagsmitglied klar gewesen.
Geschäftsführer i.R.
Büchler verwahrte sich entschieden gegen den Vorwurf einer Defizitmanipulation.
Er erinnerte daran, dass er Anfang 2000 ein Krankenhausdefizit von 1,5 Mio. DM
vorgelegen habe. In einer Kreistagssitzung im Jahr 2001 habe er dann erklärt,
dass ein noch höheres Defizit zu erwarten sei, wenn nicht reagiert werde. Die
Situation in den Krankenhäusern sei seinerzeit so gewesen, dass nicht mehr so
viel Personal erforderlich gewesen sei. Das habe damit zusammen gehangen, dass
1. in der
Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu allen anderen europäischen Ländern
die meisten Krankenhauseinweisungen erfolgt seien und
2. ein neues Abrechnungssystem eingeführt worden sei.
Das habe dazu geführt, dass
in fast jedem Krankenhaus Deutschlands eine Station leer gestanden habe. Der
Kreistag habe daraufhin beschlossen, dass betriebsbedingte Kündigungen möglich
seien. Die Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg habe dann einigermaßen
sozialverträgliche Kündigungen ausgesprochen. Der Verwaltungsrat der
Krankenhaus-GmbH, der vierteljährlich getagt habe, sei in jeder Sitzung über
die Entwicklung der Krankenhäuser informiert worden. Als die Entscheidung über
den Verkauf der Krankenhäuser gefallen sei, habe jedes Kreistagsmitglied
gewusst, dass das Defizit 2005 1,6 Mio.
€ betragen werde.
Kreisrat
Scherf bemerkte, dass der Eindruck erweckt werde, dass die Privatisierung der
Krankenhäuser der einzige Weg gewesen sei. Die Mitglieder von Bündnis 90/Die
Grünen-ödp seien von Anfang gegen die Privatisierung gewesen. Unter der
Überschrift „Krankenhausversorgung im ländlichen Raum“ der heute an die
Kreistagsmitglieder verteilten Mitteilungen des Bayerischen Landkreistages sei
zu lesen, dass von den 71 Landkreisen in Bayern 64 Landkreise Krankenhäuser in
unterschiedlichen Rechtsformen an 135 Standorten unterhalten. Nur sieben
Landkreise haben ihren Sicherheitsauftrag auf private Klinikbetreiber
übertragen.“ Weiter sei zu lesen: „Die bayerischen Landkreise bekannten sich
weiterhin zu ihrer gesetzlichen Verpflichtung, die für ihre Bürger in ihrem
Wirkungskreis erforderlichen Krankenhäuser zu errichten und zu unterhalten.
Wenn der Sicherstellungsauftrag für die Kommunen weiterhin Bestand haben soll,
müssen aber auch die dazu notwendigen Rahmenbedingungen durch den Bund und die
Länder geschaffen werden. Trotz der überaus schwierigen aktuellen Situation
erachten die bayerischen Landkreise die Krankenhausversorgung als eine
strategische Aufgabe mit großem Zukunftspotenzial. Der Betrieb von
Krankenhäusern insbesondere der Grundversorgung stellt eine öffentliche Aufgabe
der Daseinsvorsorge dar, die sich nicht allein nach ökonomischen Grundsätzen
erfüllen lässt. Der Krankenhaussektor ist ein Teil des Gesundheitsmarktes von
allgemeinem wirtschaftlichem Interesse. Landkreiskrankenhäuser schaffen und
sichern Arbeitsplätze im eigenen Wirkungsbereich.“
Die
Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen seien mit der seinerzeit getroffenen
Entscheidung über den Verkauf der Krankenhäuser und dem heute erstatteten
Bericht nicht zufrieden. Der Verkauf sei die falsche Entscheidung gewesen. Der
Landkreis Miltenberg habe damit Kapital und politischen Einfluss verloren. Und
die Rhön-Kliniken AG wolle in erster Linie Gewinne erzielen. Verantwortlich für
die falsche Entscheidung seien die Fraktionen CSU, Neue Mitte und Freie Wähler,
sie hätten die Strukturreform „verschlafen“. Die Mitglieder von Bündnis 90/Die
Grünen-ödp dagegen seien immer dafür eingetreten, dass die Krankenhäuser im
Landkreis Miltenberg fit gemacht werden.
Weiter
wies Kreisrat Scherf darauf hin, dass Landrat Schwing nicht auf die Frage von
Kreisrat Frey, warum heute nicht der geprüfte Geschäftsbericht vorliege,
eingegangen sei. Es bleibe festzuhalten, dass die Fraktionen CSU, Neue Mitte und
Freie Wähler die Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg „verscherbelt“ und
Arbeitsplätze vernichtet haben.
Geschäftsführer
i.R. Büchler erklärte dazu, dass selbstverständlich ein geprüfter
Geschäftsbericht vorliege und das Ergebnis dem Verwaltungsrat vorgestellt
worden sei. Bisher sei es jedoch nicht üblich gewesen, dass der Prüfbericht dem
Kreistag vorgelegt werde, auch nicht dem Registergericht. Im Kreistag sei immer
nur der Jahresbericht erstattet worden.
Auf
Befragen von Kreisrat Scherf nach der Summe der Rückzahlungen gab
Geschäftsführer i.R. Büchler bekannt, dass die Rückzahlungen für Baumaßnahmen
380.000,00 € und für die Dialyse 41.000,00 € betragen hätten und bereits
erledigt seien.
Kreisrätin
Almritter bemerkte, dass argumentiert werde, der Krankenhausstandort Miltenberg
bleibe erhalten. Richtig sei jedoch, dass es in Miltenberg künftig kein
„normales“ Krankenhaus, sondern ein Teleportal- und Diagnostikzentrum geben
werde und die Rhön-Kliniken AG nur aus Eigennutz investiere. Dazu komme, dass der
Landkreis Miltenberg bei der Verbundlösung auf der Strecke geblieben sei. Im
Vorfeld der Entscheidung über den Verkauf der Krankenhäuser habe sie
(Kreisrätin Almritter) sich Verwaltungsrat der Krankenhaus-GmbH mehrmals für
eine Strukturreform ausgesprochen. Dieser Vorschlag sei abgelehnt worden. Es
sei nicht nachvollziehbar, dass der Kreistag vor 26 Monaten dem Verkauf seiner
Krankenhäuser mehrheitlich zugestimmt habe. Auch die Krankenhaus-GmbH Landkreis
Miltenberg hätte von einem Verbund mit anderen Kliniken profitieren können. Es
hätte genügt, wenn anstelle einer Profitzahl eine schwarze Null gestanden
hätte. Leider sei der politische Wille dazu nicht vorhanden gewesen. Nachdem
der Verkauf der Krankenhäuser nicht mehr rückgängig gemacht werden könne, fordere
sie alle Politikerinnen und Politiker auf, weiterhin darauf zu achten, dass die
Grundversorgung der Bürgerinnen und Bürger erhalten bleibe.
Kreisrat
Andre gab zu bedenken, dass der Kreistag, wären die Krankenhäuser nicht
verkauft worden, auf längere Sicht eine höhere Kreisumlage hätte beschließen
müssen. Zur Aussage von Kreisrat Dr. Kaiser bezüglich der Arbeitsplätze in den
Krankenhäusern müsse man frage, wie diese hätten erhalten werden können. Der
CSU-Fraktion könne nicht vorgeworfen werden, sie habe Krankenhaus-Arbeitsplätze
leichtfertig aufgegeben. Die Sicherung von Arbeitsplätzen sei vielmehr nach wie
vor erklärtes Ziel der CSU-Fraktion.
Was
die Qualität des Essens in den Krankenhäusern anbelange, werde zugegeben, dass
es Probleme gegeben habe, die jedoch zwischenzeitlich behoben seien. Massive
Gespräche der Essensdienste mit Vertretern der Rhön-Kliniken AG seien sehr
erfolgreich gewesen. Dazu, dass gesagt worden sei, für das Krankenhaus
Miltenberg sei viel Geld ausgegeben worden und jetzt sei das Haus eine
Sozialruine, sollte bedacht werden, dass die Rhön-Kliniken AG jetzt in
Miltenberg viel mehr investieren als der Landkreis jemals hätte investieren
können. Damit sei bewiesen, dass der Landkreis Miltenberg seinem
Versorgungsauftrag nachgekommen sei.
Zur
Aussage, der Verkauf der Krankenhäuser des Landkreises Miltenberg sei ein
kommunalpolitisches Desaster, verwies Kreisrat Andre auf einen Pressebericht in
der Rhein-Neckar-Zeitung vom 23.11.2006 bezüglich des Krankenhauses Buchen.
Dort wandern Patienten ab und man überlege die Gründung einer GmbH sowie die
Auflösung der Wäscherei. Der Berichterstatter frage, ob die Gründung einer GmbH
ausreichen werde.
Nach
Meinung von Kreisrat Andre habe der Kreistag Miltenberg bezüglich des Verkaufs
der Krankenhäuser eine schwierige Entscheidung zu treffen gehabt. Man habe
kommunalpolitische Entscheidungsmöglichkeit abgegeben, aber trage weiter
Verantwortung für das Gesundheitswesen im Landkreis Miltenberg. Er sei
überzeugt, dass in zwei/drei Jahren ein positives Fazit gezogen werden könne.
Unter
Hinweis darauf, dass Kreisrat Scherf einen Artikel über die
Krankenhausversorgung im ländlichen Raum Bayerns zitiert habe, bemerkte
Kreisrat Dr. Kaiser, dass die Mehrheit der Landkreise seine Krankenhäuser nicht
privatisiert habe. Verwaltungsoberamtsrat Straub habe den Betrag von 25,4 Mio.
€ Grundschuld als Investition der Rhön-Kliniken AG dargestellt. Richtig sei,
dass die Grundschuld zur Sicherung der Förderung des Freistaates Bayern
eingetragen sei. Weiter stimme es nicht, dass der Kreistag wie von Landrat
Schwing behauptet, im Vorfeld über den Verkauf der Krankenhäuser informiert
worden sei. Der Kaufvertrag habe erst nach der Entscheidung über den Verkauf
eingesehen werden können.
Landrat
Schwing stellte fest, dass für Kreisrat Dr. Kaiser nur der Kaufpreis wichtig
sei. Der Kaufpreis sei für den Kreistag jedoch nicht ausschlaggebend gewesen,
sondern die Investitionen, mit denen die beiden Krankenhausstandorte Erlenbach
und Miltenberg gesichert werden.
Kreisrat
Trützler bemerkte, dass die Historie zeige, dass bisher alle
verantwortungsvollen Kreistagsbeschlüsse gegen die Stimmen der SPD-Fraktion und
von Bündnis 90/Die Grünen gefasst worden seien. Er sei stolz, dass er bisher
alle diese Beschlüsse mitgetragen habe und prophezeie, dass anlässlich der
Einweihung der Teleportalklinik in Miltenberg so wie bei der Einweihung der
Mainbrücke Sulzbach a.Main – Niedernberg die Gegner argumentieren werden, sie
hätten zum Erfolg beigetragen.
Kreisrat
Frey teilte mit, dass er den Kaufvertrag erst am Tag des Verkaufs der
Krankenhäuser im Landratsamt Miltenberg habe einsehen können. Das Recht dazu
habe er sich bei der Regierung von Unterfranken erstritten. Kein
Kreistagsmitglied habe die Möglichkeit gehabt, den Kaufvertrag im Original zu
sehen. Es sei schon verwunderlich, dass so getan werde, als würde alles Null
auf Null aufgehen.
Landrat
Schwing sagte dazu, dass die gewünschten Zahlen vorgelegt worden seien. Die
Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg habe keine Verluste gemacht. Die
Fördermittel seien deswegen weitergewährt worden, weil das Krankenhaus
Erlenbach auch weiterhin als Krankenhaus betrieben werde. Die Fördermittel
kommen den Bürgerinnen und Bürgern zugute. Zur Behauptung von Kreisrat Frey, er
sei nicht ordnungsgemäß informiert worden, sei zu sagen, dass die gesamte
Informationspolitik mit den Fraktionsvorsitzenden abgestimmt gewesen sei, weil
die Rhön-Kliniken AG gebeten hatte, die Angelegenheit vertraulich zu behandeln.
Deshalb sei es auch unverständlich, dass bezüglich des Verkaufs der
Krankenhäuser des Landkreises Miltenberg eine Beschwerde bei der Europäischen
Kommission eingereicht worden sei.
Kreisrat
Dr. Kaiser teilte mit, dass er sich eine Woche nach dem Verkauf der
Krankenhäuser mit der Bitte um rechtliche Überprüfung an die Europäische
Kommission gewandt, jedoch erst nach zwei Jahren die Antwort erhalten habe,
dass die Europäische Kommission dafür nicht zuständig sei.
Kreisrat
Dr. Fahn bestätigte, dass die Information mit den Fraktionsvorsitzenden
abgestimmt gewesen sei. Als ärgerlich bezeichnete er die Diskussion um das
Essen. Als der Artikel der CSU-Seniorenunion in der Presse erschienen sei, sei
die Angelegenheit längst erledigt
gewesen. Dazu habe man in der Presse jedoch nichts mehr lesen können.
Sollte es wieder Probleme geben, müssten diese vom Beirat angesprochen werden.
Weiter
vertrat Kreisrat Dr. Fahn die Meinung, dass sich Landrat Schwing ungeschickt
verhalten habe, indem er die Bilanz nicht früher veröffentlicht habe. Dann wäre
die ganze Diskussion gar nicht erst aufgekommen. Kreisrat Frey habe recht
gehandelt, dass er diese Information eingefordert habe.
Die
Freien Wähler halten den seinerzeitigen Kompromiss mit der Bürgerinitiative für
einen Fehler. Aufgrund des Defizits 2006 hätte die Kreisumlage erhöht werden
müsse, wogegen auch die SPD-Fraktion gestimmt hätte. Die Freien Wähler hätten
dem Verkauf der Krankenhäuser letztendlich wegen der Investitionen zugestimmt.
Eine Teleportalklinik hätte der Landkreis Miltenberg niemals schultern können.
Dass aufgrund des Verkaufs der Krankenhäuser Arbeitsplätze abgebaut werden
müssen, sei zu erwarten gewesen, wäre aber auch erforderlich gewesen, wenn die
Krankenhäuser nicht verkauft worden wären. Die Freien Wähler hätten auch gern
die Verbundlösung gehabt, leider seien Stadt und Landkreis Aschaffenburg noch
nicht so weit gewesen.
Landrat
Schwing erinnerte daran, dass er auch dem Kompromiss bezüglich des
Krankenhauses Miltenberg zugestimmt, aber gleichzeitig gesagt habe, dass sich
der Kreistag weitere Maßnahmen werde überlegen müssen.
Landrat
Schwing stellte sodann fest, dass noch sechs Wortmeldungen vorliegen und bat um
Entscheidung, ob die Redeliste nach Anhörung der Redebeiträge geschlossen
werden soll.
Der
Kreistag erklärte sich daraufhin einstimmig damit einverstanden, dass die
vorliegenden sechs Wortmeldungen zugelassen und die Redeliste anschließend
geschlossen werde.
Kreisrat
Bieber sagte, er habe im Verlauf der Debatte den Eindruck gewonnen, dass es
nicht um die Sicherstellung der Krankenhausversorgung, sondern um Nachreden im
Hinblick auf den 02.03.2008, den Tag der nächsten Kommunalwahlen gehe. Des
Weiteren erfahre der Kreistag heute, dass ein honoriger Kollege bei der
Europäischen Kommission als „Heckenschütze“ aufgetreten sei. Das sei unverständlich.
Fair seien auch nicht seine Aussagen zu den Personalzahlen.
Die
von Geschäftsführer i.R. Büchler heute bekannt gegebenen Zahlen sprechen für
sich. Kreisrat Dr. Fahn und Kreisrat Frey sollten diese Zahlen akzeptieren und
die positive Entwicklung bedenken. Entscheidend sei doch, dass der
Krankenhausstandort Miltenberg gesichert sei. Dies sei für ihn (Kreisrat
Bieber) auch der Grund dafür gewesen, dass er sich für die Bürgerinitiative
engagiert habe. Die Sicherung des Krankenhauses Miltenberg einschließlich guter
Qualität sei auch heute noch sein erklärtes Ziel. Außerdem habe ihn die
Versicherung der Rhön-Kliniken AG, in Miltenberg eine Teleportalklinik zu
errichten überzeugt. Zu der negativ beurteilten Verweildauer in der
Teleportalklinik könne er die Aussage eines Chefarztes weitergeben, wonach die
gesamte Grundversorgung und Verweildauer eines Patienten in einer solchen
Klinik u.U. 14 Tage betragen könne. Die Teleportalklinik sei ein großer Vorteil
für die Bürgerinnen und Bürgerinnen von Miltenberg und den südlichen Teil des
Landkreises. Es sei zwar bedauerlich, dass das bisherige Miltenberger
Krankenhaus vor Probleme stelle, aber von Sozialruine könne keinesfalls
gesprochen werden. Recht habe Kreisrat Dr. Kaiser auch nicht mit seiner
Aussage, der Verkauf der Krankenhäuser des Landkreises Miltenberg sei ein
Desaster.
Kreisrat
Dr. Vorberg bat zu überlegen, welche Ziele der Kreistag habe und wie sich die
Debatte auf die Bevölkerung auswirke. Ziel könne es nicht sein, die Krankenhäuser
kaputt zu reden. Politiker hätten vielmehr für einen hohen Qualitätsstand der
Grundversorgung für Patienten zu sorgen. Die Qualität des Krankenhauses
Erlenbach sei in den letzten Jahren wesentlich erhöht worden. Die Frage, was
das den Landkreis Miltenberg gekostet habe, interessiere die Bevölkerung wenig.
Die Zahlen, die Kreisrat Dr. Kaiser in den Raum gestellt habe, stimmen nicht.
Der Verkauf der Krankenhäuser können nicht rückgängig gemacht werden. Vielmehr
sollten alle Kreistagsmitglieder über den bereits erfolgten Verkauf froh sein.
Für die angesprochenen Probleme wegen des Essens in den Krankenhäusern sei der
Kreistag zwar nicht zuständig, aber es sei verständlich, dass das Essen für die
Patienten wichtig sei.
Kreisrat
Dr. Vorberg sprach sich weiter dafür aus, die Qualität von Ärzten und Personal
in den Krankenhäusern zu erhalten. Es könne nur dort gut gearbeitet werden, wo
das Arbeitsklima gut sei. Wenn in der Presse zu lesen sein werde, dass aufgrund
des Verkaufs der Krankenhäuser ein hoher Qualitätsstand erreicht worden sei und
die Mitarbeiter zufrieden seien, habe der Kreistag richtig entschieden. Von der
Rhön-Kliniken AG sei ein hoher Qualitätsstand bekannt. Es wäre daher der
richtige Weg, wenn sich alle Kreistagsmitglieder positiv über die Krankenhäuer
äußern würden. Ziel sei es doch, dass vermehrt Patienten aus den
Nachbarlandkreisen in die Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg kommen.
Kreisrätin
Marsilia lobte Landrat Schwing, dass er einen Fehler eingestanden habe.
Erfreulich sei für sie, dass 2,1 Mio. € in die Kreiskasse kommen.
Geschäftsführer i.R. Büchler habe allerdings in der vormittäglichen
Fraktionssitzung der Freien Wähler mitgeteilt, dass sich der Betrag von 2,1
Mio. € um folgende Beträge reduzieren werde: 600.000,00 € Pensionsrückstellungen,
166.000,00 € Schulden bei Lieferanten und 20.000,00 € Prozesskosten. Am Ende
werden dann nur noch ca. 1,3 Mio. € übrig bleiben. Nicht bekannt sei bislang,
wie hoch die an PWC zu zahlenden Beraterkosten seien. An Kreisrat Dr. Kaiser
gewandt sagte Kreisrätin Marsilia, dass bereits zum Zeitpunkt des Verkaufs der
Krankenhäuser an eine Aktiengesellschaft klar gewesen sei, dass Arbeitsplätze
wegfallen werden.
Landrat
Schwing erklärte, dass über den Bilanzgewinn in nichtöffentlicher Sitzung entschieden
werde. Beraterkosten müsse der Landkreis Miltenberg nicht zahlen. Die
Rhön-Kliniken AG habe sich bereit erklärt, diese Kosten zu übernehmen.
Kreisrat
Scherf vertrat die Meinung, dass die Vorlage einer Beschwerde bei der
Europäischen Kommission demokratisches Recht sei, das akzeptiert werden sollte.
Was den Personalabbau anbelange sollte bedacht werden, dass die anstehenden
Investitionen von der Rhön-Kliniken AG erarbeitet werden müsse und das geschehe
eben durch Personalabbau.
Kreisrat
Stappel erklärte, dass ihn an der Diskussion die Vorwürfe und falschen Aussagen
gegenüber dem Landrat stören. Es könne doch nicht jetzt im Nachhinein gesagt
werden, die Entscheidung über den Verkauf der Krankenhäuser sei falsch gewesen.
Ärgerlich sei auch, dass immer wieder betont werde, die Neue Mitte stimme mit
der CSU. Richtig sei, dass die Mitglieder der Neuen Mitte wie die
CSU-Mitglieder denken, aber für sich allein entscheiden.
Kreisrat
Stappel wies weiter darauf hin, dass wegen des steigenden Defizits ein anderer
Weg für die Zukunft der Krankenhäuser habe gefunden werden müssen. Er dankte
den Freien Wählern dafür, dass sie in sachlicher Diskussion klargestellt
hätten, dass der Schwerpunkt nicht der Verkauf, sondern die Sorge um die
Bürgerinnen und Bürger gewesen sei. Und wenn Kreisrat Dr. Kaiser Kritik am
Personalabbau übe, sollte er ehrlicherweise auch sagen, dass in der
Teleportalklinik wieder Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden. Die Neue
Mitte stehe hinter der getroffenen Entscheidung und bitte, im Kreistag künftig
zu mehr Ehrlichkeit zu kommen.
Kreisrat
Dotzel bemerkte, dass der Kreistag heute eine politische Diskussion führe,
obwohl er nur den Liquidationsbericht zur Kenntnis zu nehmen hätte. Tatsache
sei doch, dass die von der Rhön-Kliniken AG geführten Krankenhäuser unter
schwierigen Bedingungen gute Ergebnisse erzielen. Mit der Rhön-Kliniken AG habe
der Landkreis Miltenberg einen Partner, der wohnortnah eine gute medizinische
Versorgung der Bevölkerung garantiere. Es werde in Kürze zwei tolle Krankenhäuser
mit einem breiten Leistungskatalog geben. Frage: Wer hätte denn die
Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg kaufen sollen? Diese Häuser seien nichts
mehr wert gewesen und hätten Defizite verursacht. Wären sie wie bisher weiter
geführt worden, wäre eine Erhöhung der Kreisumlage erforderlich gewesen. Der
Landkreis Miltenberg benötige aber Geld, um in das Bildungswesen investieren zu
können.
Landrat
Schwing bat alle Kreistagsmitglieder, Demokraten zu sein, d.h.
Mehrheitsbeschlüsse zu respektieren und alles daran zu setzen, dass die
Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg nicht in Verruf geraten. Evtl. Problemen
könnten jederzeit an den Beirat weitergegeben werden.
Landrat
Schwing teilte weiter mit, dass Kreisrat Dr. Kaiser gebeten habe, eine
persönliche Erklärung abgeben zu dürfen und bat um Entscheidung darüber.
Der
Kreistag genehmigte dies mit Stimmenmehrheit.
Kreisrat
Dr. Kaiser sprach die Vermutung aus, dass mit Kreisrat Bieber offensichtlich
das Temperament durchgegangen sei. Er weise den Vorwurf entscheiden zurück und
erwarte eine Entschuldigung. Er habe sich am 22.04.2005, acht Tage nach der vom
Kreistag getroffenen Entscheidung über den Verkauf der Krankenhäuser Erlenbach und
Miltenberg mit der Bitte um rechtliche Prüfung und Klarstellung an die
Europäische Kommission gewandt. Erst am 30.04.2007 habe er die Antwort
erhalten, dass die Europäische Kommission dafür nicht zuständig sei. Die beiden
Schreiben liegen den Medien vor. Nach Meinung von Kreisrat Dr. Kaiser handle es
sich hier um einen normalen demokratischen Vorgang.