Tagesordnungspunkt
TOP Ö 7: Antrag von Bündnis 90/Die Grünen vom 12.11.2006: Selbstverpflichtung des Landkreises Miltenberg zum Einsatz erneuerbarer Energien - Gründung eines Vereins EMIL 38 (Energiewende im Landkreis Miltenberg e.V.): Zwischenbericht
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 14.05.2007 NU/029/2007 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing gab folgenden Antrag von Bündnis
90/Die Grünen vom 12.11.2006 bekannt: „Der Kreistag möge beschließen: Der
Landkreis Miltenberg wird aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um eine
Selbstversorgung seiner Bevölkerung und ihrer Unternehmen durch erneuerbare
Energien zu gewährleisten. Dies soll erreicht werden durch eine
Selbstverpflichtung des Landkreises und seiner Kommunen. Zur praktischen
Umsetzung der Energiewende soll Landrat Schwing eine Initiative ergreifen, um
den Verein EMIL 38 (Energiewende im Landkreis Miltenberg e.V.) zu gründen. Der
Verein soll u.a. leisten:
- Umfassende Öffentlichkeitsarbeit und breite
Bewusstseinsbildung im Landkreis z.B. durch Organisation von Infoforen,
Ausstellungen und Schulprojekten,
- Beratung von PrivatverbraucherInnen,
Kommunen und Gewerbe zu Energie-Einsparmaßnahmen, erneuerbare Energien und
finanziellen Förderungen,
- Unterstützung von technischen Entwicklungen,
Förderung von Existenzgründungen zu allen Themen des Energieeinsparens, des
Einsatzes erneuerbarer Energien und der Förderung und Entwicklung innovativer
Technologien mit dem Ziel des Klimaschutzes,
- Vermittlung von ökonomisch sinnvollen
Partnerschaften zwischen Kommunen und Partnern von EMIL 38,
- Ausarbeitung von Bürgerbeteiligungsmodellen
für erneuerbare Energien,
- Energieeinsparkonzepte für öffentliche
Gebäude.
- Optimierung der Beleuchtung,
- Einführung eines Energiepasses.“
Regierungsamtmann Röcklein bemerkte zum vorliegenden
Antrag, dass dieser sehr weitgehend sei und nach seiner Formulierung die
vollständige Energieautarkie des Landkreises Miltenberg auf der Basis
erneuerbarer Energien erfasse. Dies sei ein weitgehendes und nicht zu
verwirklichendes Ziel.
Zuständig für die örtliche Energieversorgung seien in
Bayern nach Art. 83 Abs. 1 der Bayerischen Verfassung die Gemeinden im eigenen
Wirkungskreis. Der Landkreis könne daher nur im Auftrag der ihm angehörenden Gemeinden
oder in kommunaler Zusammenarbeit tätig werden. Klar sei, dass Maßnahmen wie
sie der Antrag fordere von den Gemeinden des Landkreises Miltenberg allein
nicht zu erbringen seien. Auch Teilmaßnahmen lassen sich nur gemeinsam und mit
zentraler Organisation in Angriff nehmen.
Die Verwaltung habe daher in ersten Gesprächen die
Themen Energieerzeugung und Energiesparen aufgegriffen und mit den kommunalen
Energieunternehmen und dem größten und einzigen Kraftwerk im Landkreis Miltenberg
ein erstes informelles Gespräch geführt. Als Vorabergebnis könne bereits heute
festgehalten werden: Eine Energieautarkie für den Landkreis Miltenberg auf allen
Bereichen und Ebenen lasse sich nach heutigem Stand der Technik mit
erneuerbaren Energien auch bis zum Jahr 2038 nicht erreichen.
Maßnahmen seien möglich und seitens der
Energieversorger auch erwünscht und zwar auf den Gebieten:
- Erneuerbare Energien,
- Energieeinsparung und insbesondere
- Wärmedämmung.
Aufgrund Beschlussfassung durch den Ausschuss für
Natur- und Umweltschutz habe der Landkreis Miltenberg die
Energieberatungsmaßnahmen im Rahmen des Einsparungsprogrammes Ende 2004
eingestellt. Natürlich werde vor dem Hintergrund der weltweiten
Klimadiskussionen und dem steigenden Interesse an erneuerbaren Energien die
Notwendigkeit von Maßnahmen zur sinnvollen Verwendung und zur Einsparung von
Energie voll und ganz eingesehen, aber eine Energieautarkie generell und erst
recht auf der Basis erneuerbarer Energien werde für utopisch und
wirklichkeitsfremd gehalten.
Mit Zustimmung des Ausschusses für Natur- und
Umweltschutz beabsichtige die Verwaltung daher, folgende Maßnahmen zu
ergreifen:
1. Es werden kompetente und neutrale Partner gesucht,
die die Energieberatung im Landkreis Miltenberg übernehmen und organisieren.
Die Verwaltung wolle dabei nicht unmittelbar eingreifen, sondern allenfalls als
Unterstützer und Förderer mitwirken, z.B. durch eine Zusammenarbeit mit der
Energieagentur Oberfranken, einem kommunal getragenen Verein. Selbstverständlich
seien Organisationen ebenfalls willkommen.
2. Die Kommunen des Landkreises Miltenberg und
die Energieversorger, egal ob kommunal oder gewerblich, werden zur Mitarbeit
aufgefordert. Ob und inwieweit von deren Seite auch finanzielle Unterstützung
zu erhalten sei, müsse geprüft werden.
3. Die von
Bündnis 90/Die Grünen geforderte Gründung eines Vereins EMIL 38 soll bis zur
Klärung der Angelegenheit zurückgestellt werden.
Kreisrätin Münzel bemerkte, dass zum Klimawandel wohl
nichts gesagt werden müsse, weil jede/r die Gefahren kenne. Ziel des
vorliegenden Antrages von Bündnis 90/Die Grünen sei die Energiewende im
Landkreis Miltenberg. Nicht nur Klimaforscher schlagen Alarm, auch der
ehemalige Chefvolkswirt der Weltbank sehe katastrophale Folgen des Klimawandels
für die Weltwirtschaft, dargelegt in einer Studie, die die englische Regierung
in Auftrag gegeben habe und die Ende Oktober 2006 veröffentlicht worden sei.
Der Bericht stelle fest: Nichts zu tun, sei teurer als zu handeln. Im Sinne von
„Global denken – lokal handeln“ sei auch der Landkreis Miltenberg aufgefordert,
eine Energiewende herbeizuführen. Der Landkreis Miltenberg und seine Kommunen
sollen sich daher vertraglich verpflichten, bis zum Jahr 2008 so viel Energie
zu produzieren, wie verbraucht werde. Es gehe dabei um die schrittweise
Reduzierung des Energieverbrauches, die Steigerung der Effizienz, den Einsatz
erneuerbarer Energien und die nachhaltige Nutzung aller heimischen Ressourcen.
Der Landkreis Miltenberg sei der waldreichste Landkreis im Regierungsbezirk im
waldreichsten Bundesland und habe so sehr gute Voraussetzungen. Auf diese Weise
würden die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten, die Lebensqualität verbessert
und die regionale Wirtschaftskraft gestärkt. Ein Energiepass beschreibe den tatsächlichen
Bedarf sowie den Sanierungsbedarf mit Einsparmöglichkeiten.
Das Ziel, energieautarker Landkreis soll mit der
gleichen Energie verfolgt werden, wie der Tourismus, d.h. Landrat Schwing
sollte dieses Ziel zur Chefsache erklären und Verwaltungsamtsrat Rüth als
Chefkoordinator tätig sein. Sie (Kreisrätin Münzel) sei damit einverstanden,
dass die Verwaltung zunächst „Bausteine“ sammle und über eine Vereinsgründung
zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werde.
Kreisrat Dr. Fahn äußerte, dass die Einstellung der
Energieberatung durch die Landkreisverwaltung vor zwei Jahren ein Fehler
gewesen sei. Dem vorliegende Antrag von Bündnis 90/Die Grünen sollte daher
entsprochen werden.
Durch den Ausschuss für Natur- und Umweltschutz wurde sodann
einstimmig folgendes
b
e s c h l o s s e n :
Ziel ist eine neutrale Beratung der
Bürger und des Gewerbes auf dem Gebiet des Einsatzes erneuerbarer Energien und der
Energieeinsparung mit dem Schwerpunkt Wärmedämmung. Hierzu wird die Landkreisverwaltung
beauftragt, in einem ersten Schritt kompetente Partner und Stellen zu
ermitteln, die auch als Träger der Maßnahmen und die dafür anfallenden Kosten
in Betracht kommen.
Die Städte und Gemeinden und die
kommunalen und gewerblichen Energieversorger im Landkreis Miltenberg werden
aufgefordert, sich an den Maßnahmen zu beteiligen.
Die von Bündnis 90/Die Grünen
geforderte Gründung eines Vereins EMIL 38 durch den Landkreis Miltenberg wird zurückgestellt.