Tagesordnungspunkt
TOP Ö 3: Optimierung der Tourismus- und Marketingstrukturen im Landkreis Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 18.12.2006 KT/027/2006 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing begrüßte zu diesem Tagesordnungspunkt
Herrn Obier (Projekt M GmbH, Lüneburg) und wies darauf hin, dass der I.
Abschnitt bezüglich der Optimierung der Tourismus- und Marketingstrukturen im
Landkreis Miltenberg erreicht sei und der Kreistag heute die entsprechenden
Beschlüsse fassen müsse. Der Kreisausschuss habe diesen Punkt am 14.12.2006
vorberaten und einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss gefasst.
Herr Obier stellte sodann anhand einer Powerpoint-Präsentation
das von der PROJEKT M GmbH erarbeitete Konzept, welches auch im
Kreistagsinformationssystem (KIS) eingestellt sei, vor.
Landrat Schwing führte aus, dass von Anfang an auf die
Leistungsanbieter gesetzt worden sei mit der Folge, dass diese auch an den
Entscheidungen hätten beteiligt werden müssen. Erfreulich sei, dass bereits
fast 100 Leistungsanbieter einer TAG beigetreten seien. Landrat Schwing dankte
Herrn Obier für seine bisherige gute Arbeit sowie Bürgermeister Berninger
(Vorsitzender des Bayerischen Gemeindetages) und Verwaltungsamtsrat Rüth und
allen übrigen Beteiligten für ihren Einsatz.
Landrat Schwing wies sodann darauf hin, dass es sich
beim Tourismus- und Marketingkonzept um eines der größten Projekte handele, die
bisher angegangen worden seien. Allein an der Anzahl der Sitzungen sei der
zeitliche Aufwand erkennbar. Anlässlich der heute Vormittag stattgefundenen
Sitzung des Tourismusausschusses der IHK Aschaffenburg habe der Präsident den
Landkreis Miltenberg zum zweiten Mal wegen seines Tourismuskonzeptes positiv erwähnt.
Es werde gehofft, dass die Initiative des Landkreises Miltenberg auf die
Nachbarlandkreise übergehe. Der Landkreis Miltenberg sei der größte
Produktionsstandort im Rhein-Main-Gebiet. Keine andere Stadt oder ein anderer
Landkreis habe nur annähernd so viele produzierende Arbeitsplätze (derzeit 53
%, früher sogar 65 %). Leider werde es trotz Clusterbildung und Erweiterung der
ZENTEC GmbH nicht gelingen, alle Arbeitsplätze zu erhalten, so dass eine zweite
Säule erforderlich sei. Der Tourismus sei der weitere Punkt, mit dem der
Landkreis Miltenberg wuchern könne und mit dem noch Arbeitsplätze geschaffen
werden können. Ärgerlich sei, dass einige Stadt- bzw. Gemeinderäte das
Tourismuskonzept als ein Projekt des Landrates oder Landkreises Miltenberg
verstehen und nicht wissen, dass es sich um ein gemeinsames Projekt handele,
das mit den 32 dem Landkreis Miltenberg angehörenden Kommunen verwirklicht
werden soll und von dem jede Stadt oder Gemeinde profitieren werde. Er (Landrat
Schwing) habe bereits allen Bürgermeistern die neueste Untersuchung des
Tourismusverbands Franken zukommen lassen. Bei dieser Untersuchung habe sich
herausgestellt, dass der Anteil der Gastronomie nur 1 % über dem Anteil des
Einzelhandels liege.
Landrat Schwing appellierte an alle
Kreistagsmitglieder, ihre Verbindungen zu nutzen und auf die Kollegen, die ihre
Beteiligung am Tourismuskonzept noch nicht erklärt hätten, um Mitarbeit zu
bitten, denn nur gemeinsam könne das Konzept realisiert und Arbeitsplätze für
die Zukunft geschaffen werden.
Kreisrätin Marsilia sagte, das Konzept gefalle ihr,
aber es tue ihr leid, dass denen, die das Konzept erarbeitet hätten, zum
Spessart nur „Räuberland“ eingefallen sei. Sie finde diese Bezeichnung negativ
und verunglimpfend.
Landrat Schwing sagte dazu, dass die TAG selbst diese
Bezeichnung gewählt habe, was vom Kreistag akzeptiert werden sollte.
Herr Obier erklärte, dass der Spessart für Wandern,
Natur und Räuber stehe. Daher die Frage: Wie könne man Touristen Aufmerksamkeit
erwecken? Nach deren Informationen könne mit den herkömmlichen Begriffen keine
Aufmerksamkeit erreicht werden, aber mit „Räuberland“. In der TAG
„Spessarträuberland“ seien bereits 97 Leistungsanbieter und acht Bürgermeister
vertreten, die diese Bezeichnung aufgrund einer Kundenbefragung gewählt hätten.
Aus Toleranz sollte auch der Kreistag diese Bezeichnung akzeptieren. In der
heute Vormittag stattgefundenen Sitzung des Tourismusausschusses der IHK
Aschaffenburg habe es keine einzige kritische Stimme gegeben, sondern nur
Zustimmung und Begeisterung. Alle Fachleute seien der Meinung gewesen, dass man
auf dem richtigen Weg sei.
Kreisrat Dr. Linduschka vertrat die Meinung, dass es
schwierig sei, den Namen „Räuberland“ in Verbindung mit „Herz im Spessart“ zu
akzeptieren. „Herz im Spessart“ halte er marketingmäßig für brauchbar.
Ebenfalls nichts anzufangen sei mit dem Begriff „Churfranken“. Frage: Warum sei
„Churfranken“ als zentraler Begriff für eine zentrale Region gewählt worden,
der außer für „Churfrankenwein“ keine Bedeutung habe.
Landrat Schwing bat daraufhin zu bedenken, dass nicht
der Name, sondern die Strukturen entscheidend seien.
Herr Obier erinnerte daran, dass die letzte Diskussion
im Kreistag anders verlaufen sei. Er wies darauf hin, dass der TAG
„Spessarträuberland – Herz im Spessart e.V.“ bereits 97 Leistungsanbieter
angehören, die jährlich 30.000,00 € an Mitgliedsbeiträgen zahlen. In keiner
anderen Region Deutschlands sei die Zusammenarbeit von Leistungsanbietern,
Kommunen und Winzern innerhalb eines Jahres geschafft worden, so dass es schon
zwei arbeitsfähige TAGs gebe. Im Übrigen habe gerade der kritisierte Begriff
zur Einigung geführt, zumal dieser eine Tradition aufgreife. Der Begriff
„Churfranken“, erklärte Herr Obier weiter, sei die Idee einer
Arbeitsgemeinschaft von sieben Winzern gewesen. „Churfranken“ soll nicht der
Name der Region sein. Vielmehr sollen damit regionale Produkte wie z.B. Wein
vermarktet werden.
Kreisrat Berninger (Vorsitzender des Bayerischen
Gemeindetages) meinte, alle könnten stolz sein, dass man schon so weit gekommen
sei. Dank dafür gebühre Landrat Schwing, der Landkreisverwaltung, den Winzern,
den 97 Leistungsanbietern und den Städten und Gemeinden, die bereits die
Wichtigkeit des Tourismus erkannt und entsprechende Beschlüsse gefasst hätten.
Ein erneuter Appell gehe an die Gemeinden, die noch anderer Meinung seien. Sie
sollten möglichst schnell den Beitritt zu der für sie zuständigen TAG
beschließen. So könnte sich z.B. Mömlingen künftig „Tor zu Churfranken“ nennen.
Ebenfalls unverständlich seien die Entscheidungen der Gemeinden Laudenbach und
Faulbach. Diejenigen Gemeinden, die nicht mitarbeiten wollen, schädigen sich
letztendlich selbst. Schließlich gehe es darum, eine Chance zu ergreifen und
Zukunft zu gestalten und nicht in der Vergangenheit stehen zu bleiben.
Kreisrat Stappel wies darauf hin, dass die Prozentzahl
der Gewerbebetriebe im Landkreis Miltenberg trotz wirtschaftlichem Aufschwung
immer kleiner werde. Wenn der Tourismus eine neue Chance biete, dürfe man sich
nicht am Namen stören. Seiner Meinung nach sei der Begriff „Räuberland“ eine
klare Aussage zum Spessart und der Begriff „Churfranken“ werte den gesamten
Landkreis Miltenberg auf. Die Mitglieder der Fraktion Neue Mitte unterstützen
das Konzept voll und ganz und werden alle Unternehmer zur Mitarbeit anregen.
Kreisrat Lieb (1. Bürgermeister der Gemeinde
Mömlingen) stellte klar, dass Mömlingen nicht gegen die Mitarbeit in der TAG
„Mainland“ sei. Man wolle jedoch abwarten, bis geklärt sei, ob eine TAG
„Odenwald“ mit Michelstadt und Erbach zustande komme, weil Mömlingen mehr
dorthin tendiere.
Landrat Schwing gab zu bedenken, dass gerade die
Mömlinger Leistungsanbieter gesagt hätten, sie tendieren zum Maintal. Es wäre
schade, wenn Mömlingen, das im Shoppingbereich viel zu bieten habe, sich nicht beteiligen
würde.
Kreisrätin Almritter bemerkte, dass die Gemeinderäte,
die bereits zugestimmt hätten, nicht wegen der Bezeichnung „Churfranken“,
sondern trotz dieser Bezeichnung ihre Mitarbeit erklärt hätten. Nachdem viele
Leute mit dieser Bezeichnung nichts anzufangen wüssten, sollte Kritik zugelassen
sein. Schließlich gehe es um mehr als um Vermarktung von Wein. Was Faulbach
betreffe, könne sie mitteilen, dass den Gemeinderat negative Erfahrungen von
einer Beitrittserklärung abgehalten hätten. Faulbach habe sich zwischenzeitlich
nach Wertheim orientiert, weil der Tourismus dort schon gut laufe. Im Übrigen
sollte auch der Landkreis Miltenberg nicht nur in eine Richtung denken.
Landrat Schwing berichtete, dass mit der Gemeinde
Faulbach bereits Gespräche geführt und selbstverständlich in alle Richtungen gedacht
werde. Es wäre wichtig, dass sich Faulbach trotz seiner Verbindung zu Wertheim
auch an einer hiesigen TAG beteilige.
Auf Empfehlung des Kreisausschusses vom 14.12.2006
fasste der Kreistag sodann bei einer Gegenstimme folgenden
B
e s c h l u s s :
a) TAG-Bildung
im Landkreis Miltenberg
Folgender
TAG-Bildung im Landkreis Miltenberg wird zugestimmt:
-
TAG „Mainland
Miltenberg – Churfranken e.V.“
-
TAG
„Spessarträuberland – Herz im Spessart e.V.“
-
TAG „Fränkischer
Odenwald“.
b) Aufgaben
des Landkreises und der Verwaltung
Der
Landkreis nimmt zukünftig die Rolle des Funktionalpartners wahr. Dies bedeutet:
-
Beschränkung der
touristischen Marketingmaßnahmen (informierende und aktivierende
Kommunikation),
-
Vertretung der
Interessen der TAGs auf Destinations- und Landesebene,
-
Generierung von
Fördergeldern,
-
Unterstützung der
TAGs in der Durchführung von Sofortmaßnahmen und Bildung von
Organisationsstrukturen bis Ende 2008 (personell und finanziell).
c) Beteiligungen
und Mitgliedschaften
Die Verwaltung wird beauftragt, die finanzielle
Beteiligungen (Mitgliedschaften) des Landkreises Miltenberg in den einzelnen
TAGs zu verhandeln und zur Beschlussfassung zu bringen.
d) Weitere
Begleitung durch die PROJECT M GmbH
Die Verwaltung wird ermächtigt, die PROJECT M GmbH mit
Umsetzungsbegleitung und –management der TAG-Bildung für 2007 im Landkreis
Miltenberg zu beauftragen. Eine finanzielle Beteiligung der TAGs und des
Landkreises Aschaffenburg (für die TAG Herz im Spessart) ist dazu erforderlich.