Tagesordnungspunkt
TOP Ö 3: Ausblick auf den Haushaltsplan 2007 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 05.10.2006 KT/026/2006 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Unter Hinweis darauf, dass dem Kreistag vor der
Sommerpause 2006 ein Bericht über die Abwicklung des Haushalts 2006 gegeben
worden sei, teilte Landrat Schwing mit, dass der Kreistag heute mit einem Ausblick
auf den Haushalt 2007 über die Entwicklung informiert werden soll.
Kreiskämmerer Straub gab sodann die dieser
Niederschrift beiliegenden Eckzahlen des Haushaltes 2007, die allen
Kreistagsmitgliedern im Kreistagsinformationssystem (KIS) zur Verfügung
gestellt werden, bekannt.
Landrat Schwing bemerkte, dass die vorliegenden Zahlen
auf den ersten Blick erfreulich seien. Es werde jedoch im Jahr 2007 schwierige
Haushaltsberatungen geben, weil der Kreistag in den letzten 20 Jahren eine so
zurückhaltende Umlagepolitik betrieben habe, dass der Landkreis Miltenberg weit
unter dem Landesdurchschnitt liege. Andererseits seien in der Vergangenheit große Investitionen getätigt worden und
weitere große Investitionen stehen noch an. Diese können jedoch auf Dauer nicht
ausschließlich über eine höhere Verschuldung finanziert werden. Der Landkreis
Miltenberg habe sich, als es den Kommunen finanziell nicht besonders gut
gegangen sei, sehr solidarisch verhalten. Zwischenzeitlich habe sich jedoch die
Situation der Kommunen deutlich entspannt, so dass darüber diskutiert werden
müsse, wie auch künftig ein umlagefreundlicher Kurs gefahren werden könne, aber
dem Landkreis das verbleibe, was er für Investitionen benötige, die den
Kommunen und ihren Bürgerinnen und Bürgern zugute kommen. Dazu müsse man sich
längerfristige Lösungen überlegen.
Eine Entlastung von ca. 100.00,000 € für den
Kreishaushalt 2007 werde es mit Übergang der Eingliederungshilfe an den Bezirk
geben. Dies werde vermutlich zum 01.08.2007 erfolgen, weil die ambulanten
Kosten Schuljahr bedingt seien. In Unterfranken sei der Landkreis Miltenberg
davon überproportional betroffen. Allerdings sei noch nicht entschieden, wie es
mit Hartz IV weitergehe. Am 02.10.2006 habe ein gutes Gespräch der Arge
Landkreis Miltenberg mit zwei Bundestagsabgeordneten stattgefunden, bei dem die
Situation an der Basis geschildert worden sei. Der Deutsche Landkreistag habe
zwischenzeitlich vorgeschlagen, von einer prozentualen Erstattung abzugehen und
Pauschalbeträge zu gewähren. Das wäre für den Landkreis Miltenberg eine große
Entlastung, die Gesamtverschuldung könne damit jedoch nicht verringert werden.
In erster Linie gehe es aber darum, die Neuverschuldung zurückzuführen.
Kreisrat Dr. Linduschka vertrat die Meinung, dass es
nicht angehe, dass der Bezirk von den Landkreisen 10 % mehr Umlage fordere,
ohne dass das durch Abgabe an die nächst höhere Ebene gerechtfertigt wäre. 10 %
mehr Bezirksumlage vom Landkreis Miltenberg müsste detailliert begründet
werden.
Landrat Schwing erklärte dazu, dass der Bezirk seine
Umlage nur halten könne, weil er vom Freistaat Bayern jährlich zweistellige
Millionenbeträge erhalte. Im Sozialbereich habe der Bezirk das gleiche
Ausgabenproblem wie die Landkreise.
Kreisrat Stappel äußerte Bedenken dahingehend, dass
die steigende Steuerkraft gesehen und schon wieder prophezeit werde, dass man
um eine Schuldenerhöhung nicht herumkommen werde. Mit zusätzlichen 1,3 Mio. €
werde der Kreishaushalt 2007 nicht ausgeglichen werden können. Er halte es
daher für erforderlich, darüber zu sprechen, was noch möglich sei. Damit sich
der Schuldenstand nicht erhöhe, müsse eben die eine oder andere Maßnahme
zurückgestellt werden. Schließlich fange jedes Unternehmen zu rechnen an, wenn
es merke, dass die Einnahmen geringer und die Schulden größer werden.
Landrat Schwing erklärte, dass der laufende Haushalt
aus der Kreisumlage und den Zuweisungen bestritten werde. In die Verschuldung
treiben die Investitionen, die der Bevölkerung dienen und den Standort stärken.
Dem Landkreis Miltenberg werde wohl niemand vorwerfen können, dass er in der
Vergangenheit zu stark an dem Umlageschraube gedreht habe. Im Gegenteil, der
Landkreis Miltenberg habe sich gegenüber seinen Kommunen immer rücksichtsvoll
verhalten.
Kreisrat Andre wies darauf hin, dass die steigende
Verschuldung deutlich angesprochen worden sei. Seiner Meinung nach müssten alle
Bereiche betrachtet und über Bezirksumlage, Ausgaben, Sparmaßnahmen usw.
gesprochen werden. Er bat in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass der Kreistag
erst heute für den III. und IV. Bauabschnitt von
Julius-Echter-Gymnasium/Staatl. Realschule im Schulzentrum Elsenfeld
Investitionen in Höhe von 10,2 Mio. € einstimmig genehmigt habe, die finanziert
werden müssen. Er hoffe, dass der Haushaltsplan 2007 ebenfalls einstimmig
verabschiedet werde.
Kreiskämmerer Straub erklärte, dass Investitionen und
eine gleich bleibende Umlage nicht möglich seien. Er erinnerte daran, dass der
Landkreis Miltenberg 660.000,00 € vom Bezirk zurück erhalten und den Kommunen
zur Verfügung gestellt habe. Es wäre sinnvoller gewesen, dieses Geld in den
Kreishaushalt einzustellen. Dann hätte für den Vermögenshaushalt nicht ein
Darlehen in Höhe von 6 Mio. €, sondern nur von 5,34 Mio. € aufgenommen werden
müssen.
Kreisrat Dotzel teilte mit, dass der Haushaltsplan
2007 des Bezirks Unterfranken noch im Dezember 2006 verabschiedet werde. Der
Bezirk werde bei gleichem Hebesatz rd. 4 Mio. € bis 5 Mio. € mehr einnehmen.
Für 2007 sei zwar mehr Finanzausgleich angekündigt, aber beim Einzelplan 4
werde mit einer erheblichen Steigerung gerechnet. Außerdem werde es eine
Fallzahlenmehrung aufgrund der demographischen Entwicklung geben, die ebenfalls
höhere Ausgaben verursache. Dazu komme die ambulante Eingliederungshilfe. Der
Umlagehebesatz des Bezirks Unterfranken von 18,45 % liege aber immer noch unter
den Sätzen anderer bayerischer Bezirke.
Kreisrat Dr. Fahn äußerte sich positiv darüber, dass
bereits heute der Kreisumlagehebesatz 2007 bekannt gegeben werde. Er wies
darauf hin, dass Landrat Schwing zu Beginn der Sitzung ein Schreiben bezüglich
der Resolution des Landkreises Miltenberg zur Grundsicherung bekannt gegeben
habe und bemerkte, dass er in dieser Angelegenheit nach wie vor skeptisch sei.
Mit einer solchen Resolution hätte man mehr erreichen können, wenn sie nicht
nur vom kleinen Landkreis Miltenberg, sondern von mehreren Landkreisen verfasst
worden wäre und auch vom Bayerischen Landkreistag eine Initiative ausgegangen
wäre. Was die Kreisräte Stappel und Andre zur Verschuldung gesagt hätten,
unterstütze er. Nachdem die Verschuldung ein Anliegen aller Kreistagsmitglieder
sei, sollte das Thema gemeinsam angegangen werden.
Landrat Schwing stellte klar, dass heute noch keine
Kreisumlage 2007 festgelegt worden sei. Es sei nur mitgeteilt worden, dass
aufgrund der Steuerkraftzahlen und der Bezirksumlage eine bestimmte Kreisumlage
möglich sei. Über die Höhe der Kreisumlage entscheide immer noch der Kreistag.
Die Verwaltung könne nur Vorschläge unterbreiten.
Auf Befragen von Kreisrat Dr. Fahn nach der Höhe der
Ausgleichszahlung für Hartz IV teilte Kreiskämmerer Straub mit, dass dazu noch
keine Angaben möglich seien, weil noch keine Bescheide vorliegen.
Kreisrat Dr. Schüren sagte, ihn störe, dass heute,
bereits zur Unzeit, Ausführungen zum Haushalt 2007 gemacht werden, zumal die
vorliegenden Zahlen nicht dafür geeignet seien. Bezüglich des Schuldenstandes
sollte bedacht werden, dass die Investitionen aus guten Gründen beschlossen
worden seien und keine einzige Million eine Fehlinvestition sei. Zu den
Äußerungen von Kreisrat Stappel bemerkte Kreisrat Dr. Schüren, dass es gut
klinge, Kommunen mit Unternehmen zu vergleichen. Kommunen seien aber keine
Unternehmen, sondern hätten andere Aufgaben, nämlich die der Daseinsvorsorge. Er
bitte daher, die Haushaltsdebatten erst dann zu führen, wenn konkrete Zahlen
vorliegen.
Kreisrätin Almritter wies darauf hin, dass Landrat
Schwing gesagt habe, den Kommunen gehe es finanziell wieder besser. Tatsächlich
profitieren aber erst ein Drittel der Kommunen im Landkreis Miltenberg von
höheren Gewerbesteuereinnahmen. Die übrigen Kommunen seien auf Mittel vom
Freistaat Bayern angewiesen und können ihre Haushalte aufgrund der Struktur
nicht ausgleichen.
Landrat Schwing sagte dazu, es stimme, dass es noch
nicht allen Kommunen finanziell besser gehe. Dazu gehöre aber auch der
Landkreis.
Kreisrat Berninger bemerkte, dass die Botschaft bei
ihm und den anwesenden Bürgermeistern angekommen sei und er sich auf die
Haushaltsberatungen 2007 freue.
Landrat Schwing erklärte, dass es seine Intension
gewesen sei, schon heute ein Signal zu geben und nicht abzuwarten, bis die
Haushaltsunterlagen 2007 verteilt seien. Er wies in diesem Zusammenhang darauf
hin, dass es gewaltige Unterschiede zwischen Gemeinden und Landkreis gebe. Den
Landkreisen seien die Hauptaufgaben gesetzlich vorgeschrieben, den Gemeinden
nicht. Dies gelte insbesondere für den sozialen Bereich. Außerdem sei die
Entscheidungsfreiheit eines Gemeinderates größer als die des Kreistages, außer
bei den Investitionen. Der Landkreis investiere aber für alle Bürgerinnen und
Bürger.
Kreisrat Kern gab zu bedenken, dass der
Tagesordnungspunkt mit „Ausblick auf den Haushalt 2007“ beschrieben sei. D.h.
es gehe heute nicht um Beratung, sondern um Information. Der Vortrag des
Kreiskämmerers sei konkret und sachlich gewesen. Zur Bezirksumlage, die der
Landkreis Miltenberg zu entrichten habe, sei er (Kreisrat Kern) der Meinung,
dass diese zwar sehr hoch sei, aber der gesamte Bezirk und die Fakten gesehen
werden müssen. Die heute beschlossene Investition in Höhe von 10,2 Mio. € für
die Baumaßnahme im Schulzentrum Elsenfeld sei notwendig und eine Investition
für die Jugend.
Kreiskämmerer Straub bemerkte abschließend, dass es
nicht seine Absicht sei, Horrorszenarien zu prophezeien. Die Verwaltung habe
nur die Bürgermeister darauf aufmerksam machen wollen, dass es große Probleme
bereiten werde, den Verwaltungshaushalt auszugleichen und im Vermögenshaushalt
die Verschuldung zu verringern.