Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Beratung und Beschlussfassung über die Zukunft der Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg (Grundsatzbeschluss)
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 14.04.2005 KT/017/2005 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Unter Hinweis auf die Geschäftsordnung für den
Kreistag beantragte Kreisrat Frey, die Beratung und Beschlussfassung über die
Zukunft der Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg von der Tagesordnung für die
heutige Sitzung abzusetzen, weil andere Optionen als der Verkauf der
Krankenhäuser noch nicht ausreichend geprüft worden seien.
Auf Befragen von Landrat Schwing, wer gegen diesen
Antrag sprechen wolle, meldete sich Kreisrat Andre. Er erklärte, dass bereits
seit Juli 2004 über diese Angelegenheit diskutiert werde und wegen einer
Verbundlösung Gespräche und Briefwechsel mit den Aschaffenburger Kollegen
geführt worden seien, die zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hätten. Der
Punkt “Zukunft der Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg” sollte daher heute
nicht entfallen, sondern bestehen bleiben.
In der daraufhin erfolgten Abstimmung lehnte der
Kreistag den Antrag von Kreisrat Frey mit Stimmenmehrheit ab.
Landrat Schwing führte sodann folgendes aus:
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, der nun anstehende
Tagesordnungspunkt beinhaltet ein sensibles und brisantes Thema, das mit sehr
viel Behutsamkeit und Sensibilität, aber auch mit einer objektiven und
realistischen Wahrnehmung der Rahmenbedingungen zu bearbeiten ist. Es ist
zweifelsohne eines der Themen, die jeden Bürger und jede Bürgerin im Landkreis
Miltenberg mittelbar, bzw. unmittelbar betreffen. Deshalb ist bei allen
Entscheidungen immer wieder zu hinterfragen: “Welche Auswirkungen hat dies auf
die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Miltenberg?”
Diese Frage war und ist seit meiner Tätigkeit als Landrat und der damit einhergehenden Verantwortung für die Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg die zentrale Leitlinie. Auch die jeweiligen politischen Gremien waren immer vom Ziel geleitet, eine wohnortnahe und leistungsfähige Krankenhausversorgung zu sichern und zu erhalten. Dabei heißt wohnortnah insbesondere die Sicherung der Standorte Erlenbach und Miltenberg.
Das gleiche Augenmerk galt und gilt aber auch den Beschäftigten
der Krankenhaus-GmbH. Diese zählt zu den größten Arbeitgebern im Landkreis
Miltenberg und bietet vielen Bürgerinnen und Bürger wohnortnahe Arbeitsplätze.
Die Zielerreichung dieser Leitlinien ist allerdings immer wieder abhängig von den Rahmenbedingungen und diese sind ständig “im Fluss” und ganz besonders im Gesundheitswesen. Deshalb muss auch die Unternehmenspolitik ständig verändert und den aktuellen Erfordernissen angepasst werden.
Wieso besteht Handlungsbedarf?
Als einer der ersten
Landkreise Bayerns hat bereits 1994 der Landkreis Miltenberg den Eigenbetrieb
der Krankenhäuser in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. Dies war und ist eine
Erfolgsstory. Zu einem Zeitpunkt, als die GmbH noch “schwarze Zahlen schrieb”
haben wir vor über drei Jahren ein Gutachten über die Krankenhausstrukturen in
Auftrag gegeben. Wir wollten von neutraler Seite wissen, welche Zukunftschancen
die Krankenhaus-GmbH hat. Wie Sie wissen, wurden aus diesem Gutachten
zahlreiche Strukturveränderungen vorgeschlagen, die aber aufgrund eines
Kompromisses nur teilweise umgesetzt werden konnten. Bereits damals wies ich
darauf hin, dass dadurch der Druck, schneller und konsequenter zu weiteren
Entscheidungen zu kommen, ansteigen wird.
Warum
sind weitere Änderungen nach der Strukturreform notwendig?
Die
Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser setzen in aller erster Linie der Bund
und die Krankenkassen. Auch das Land Bayern ist über die
Investitionskostenzuschüsse beteiligt. Die wirtschaftliche Situation und die
hohe Arbeitslosigkeit sind ebenfalls entscheidend für die Zahlungsprobleme im
Gesundheitswesen, ebenso wie bei den Rentenkassen. Wenn Millionen von
Beitragszahlern wegbrechen, dann ist dies eine natürliche Folge.
Beeinträchtigt werden die Krankenhäuser aber insbesondere durch die kommenden Mindestfallzahlen, die Fallpauschalen (DRGs = Abrechnung nach Diagnose bezogenen Fallpauschalen). Den dadurch bedingten Rückgang der Verweildauer, die damit verbundene Leistungsverschiebung durch Umsetzung des Kataloges ambulanter und stationsersetzender Leistungen sowie durch die gesetzlich geschaffenen Möglichkeiten zur integrierten Versorgung und zu medizinischen Versorgungszentren entsteht Veränderungsdruck. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen kommt es zu einer Verminderung von Krankenhausbetten bis hin zur Schließung von Krankenhäusern. Hier ist die Vorgabe des Bundes eindeutig: Ein Drittel der Krankenhäuser werden in den nächsten Jahren verschwinden.
Dem Landkreis Miltenberg stehen im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Krankenhäuser in Erlenbach und Miltenberg drei Handlungsoptionen zur Verfügung:
·
Beibehaltung der
Selbstständigkeit
·
Regionaler
Verbund mit Aschaffenburg
·
Verkauf an einen
privaten Klinikbetreiber.
1. Beibehaltung
der Selbstständigkeit
Aufgrund der angespannten Haushaltslage
ist der Landkreis Miltenberg kaum in der Lage, zukünftige Investitionen an
beiden Standorten zu finanzieren. Auch macht die Einwirkung der Politik eine
optimale Betriebsführung unmöglich. Ich verweise hierzu auf die Diskussion im
Rahmen der Strukturreform. Selbst bei ausgeglichenen Betriebsergebnissen auf
Dauer, was mehr als fraglich ist, können wir die hohen zweistelligen Millionenbeträge
für die nötigen Investitionen in den beiden Häusern Erlenbach und Miltenberg
nicht erwirtschaften. Auch ist die künftige Förderung durch den Freistaat
Bayern mehr als fraglich. Auf Dauer würde es auch nicht gut gehen, dass die in
der Regel in Erlenbach erwirtschafteten Überschüsse nicht in Rücklagen für
Investitionen gesteckt werden, sondern für die Deckung der größeren Defizite
des Miltenberger Hauses benötigt werden.
2. Regionaler
Verbund Bayerischer Untermain
Mit der Prüfung der Möglichkeit eines Regionalverbunds
mit dem Klinikum Aschaffenburg und dem Kreiskrankenhaus in Alzenau-Wasserlos
wurde die Unternehmensberatung Ernst & Young, Eschborn, beauftragt.
Ernst & Young hat dazu ein Gutachten über die Kooperationsmöglichkeiten und
-bedingungen in der Region Bayerischer Untermain erstellt. Im Hinblick
auf die Einrichtung eines kommunalen Verbunds wurden zwei Szenarien dargestellt
und beurteilt.
In beiden Szenarien wird der Standort
Aschaffenburg als Zentrum des Verbunds vorgeschlagen. Dem Krankenhaus Erlenbach
wird die Aufgabe eines Regelversorgers mit den Abteilungen Innere Medizin,
Chirurgie und Gynäkologie zugesprochen. Zusätzlich wird ein Ausbau der
geriatrischen Rehabilitation empfohlen.
Die Unterschiede zwischen den beiden
Szenarien betreffen hauptsächlich die Standorte Alzenau-Wasserlos und
Miltenberg. Für das Krankenhaus Alzenau-Wasserlos wird im ersten Szenario die
Aufgabe eines Grundversorgers mit den Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie
vorgeschlagen, während diesem Krankenhaus im zweiten Szenario die Rolle als
Belegklinik mit den Abteilungen Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie
zukommt. Eine Verringerung der Kapazitäten wird in beiden Szenarien empfohlen.
Die stärksten Strukturveränderungen würden allerdings den Standort Miltenberg
betreffen. Im ersten Szenario wird eine Verringerung der Kapazitäten und
die Aufgabe der Gynäkologie empfohlen. Demnach würde das Krankenhaus Miltenberg
als eine Belegklinik mit den Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie
verbleiben.
Im zweiten Szenario wird die Umwandlung
des Klinikums Aschaffenburg in ein medizinisches Versorgungszentrum
vorgeschlagen. Die Operationen werden ambulant durchgeführt. Das Büro Ernst
& Young hat deutlich gemacht, dass ein solcher Krankenhausverbund,
unabhängig von dem umgesetzten Szenario, nur erfolgreich sein kann, wenn es
sich hierbei um ein Unternehmen unter einheitlicher Führung handelt. In
zahlreichen Abstimmungsgesprächen bzw. Schriftverkehr wurde deutlich, dass die
Kollegen in Aschaffenburg viel Verständnis für unsere Situation aufbringen,
aber keine eindeutige Aussage trafen bzw. treffen konnten, dass die vom
Gutachter Ernst & Young vorgelegten Bedingungen auch tatsächlich erfüllt
werden.
Die Krankenhaus-GmbH hat zusätzlich die
Unternehmensberater PriceWaterhousCoopers Corporate Finance Beratung GmbH,
Frankfurt mit der Bewertung dieses Gutachtens von Ernst & Young beauftragt.
Das Büro kommt zu der Einschätzung, dass die Investitionsverantwortung
weiterhin beim Trägerhaushalt und damit beim Landkreis Miltenberg verbleibt.
Neue Investitionsmittel können daher nur durch Einsparungen als Folge von
Strukturverbesserungen erwirtschaftet werden. Was dies bedeutet liegt auf der
Hand. Der Abbau von Arbeitsplätzen in Erlenbach und insbesondere in Miltenberg
wäre die logische Folge.
Dieser Verbund würde dazu führen, dass
Miltenberg kein vollwertiges Krankenhaus mehr hätte, sondern lediglich ein
medizinisches Versorgungszentrum, gewissermaßen ein besseres Ärztehaus. Das
wollen wir nicht und das entspricht auch nicht unseren Leitzielen bzw.
Grundsatzbedingungen.
3. Verkauf
an einen privaten Klinikbetreiber
Die dritte Option der Zukunftssicherung
der Krankenhäuser ist der Verkauf an einen privaten Klinikbetreiber. Denn die
Krankenhäuser in Erlenbach und Miltenberg sind ein strategisch attraktives
Akquisitionsziel für private Betreiber. Mit der wirtschaftlichen und
rechtlichen Prüfung einer möglichen Veräußerung der Krankenhäuser hat die
Krankenhaus-GmbH die PriceWaterhouseCoopers GmbH und die Schindhelm
Rechtsanwaltsgesellschaft Hannover beauftragt. Die beauftragten
Beratungsunternehmen haben zusammen mit der Geschäftsführung und der Verwaltung
der Krankenhaus-GmbH umfangreiche Sachverhaltsklärungen vorgenommen.
Im Zuge einer bereits im Sommer 2000
durchgeführten Anfrage bei privaten Klinikbetreibern wurde einem Interessenten
Einblick in die wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse gewährt und
insbesondere auch die Möglichkeit gegeben, die in einem sog. Datenraum
zusammengestellten Unterlagen der Krankenhaus GmbH in Augenschein zu nehmen und
Fragen dazu zu stellen. Nach der Mandatierung von PriceWaterhouseCoopers hatte
dieser Interessent, die Rhön-Klinikum AG, als einziger ein Angebot abgegeben,
welches die Fortführung der beiden Krankenhäuser zum Gegenstand hatte. Im
weiteren Verlauf des Verfahrens signalisierten im Herbst 2004 auch weitere
Klinikbetreiber ein erstes Interesse an dem Erwerb der Krankenhäuser. Auch
ihnen wurde die Möglichkeit einer Analyse des Krankenhausunternehmens eröffnet.
Zwei ernsthafte Interessenten, neben der Rhön-Klinikum
AG auch noch die Deutsche Klinik GmbH, blieben letztendlich übrig. Doch nur von
der Rhön-Klinikum AG ist schließlich ein verbindliches und vollständiges
Angebot fristgerecht abgegeben worden. Die Verhandlungen mit der Deutschen
Klinik GmbH konnten wegen stark unterschiedlicher Vorstellungen über die
Rahmenbedingungen des Erwerbs nicht abgeschlossen werden.
Die Verhandlungen mit der Rhön-Klinikum
AG machten deutlich, dass eine klare strategische Gesamtausrichtung,
Schwerpunktsetzung und unter Berücksichtigung der DRGs und der demographischen
Bevölkerungsentwicklung plausible mittelfristige Überlegungen und Konzeptionen
vorhanden sind. Die Rhön-Klinikum AG will das Krankenhaus Miltenberg mittelfristig
zu einer Tele-Portal-Klinik umwandeln. Mit dem Tele-Portal-Konzept werden die
Möglichkeiten der Telematik genutzt, um medizinische Kompetenz aus der
Spitzenmedizin bereits auf der Ebene der Grundversorgung zur Verfügung zu
stellen.
Auch im Krankenhaus Erlenbach wird der heutige
Versorgungsauftrag fortgeführt. Auch dort wird die diagnostisch technische
Ausstattung wie in Miltenberg auf dem Niveau gut geführter
Schwerpunktkrankenhäuser vorgehalten. Details zum medizinischen Konzept werden
anschließend von Herrn Meder bekannt gegeben. Für die Bürgerinnen und Bürger
des Landkreises Miltenberg ist aber entscheidend:
- Die Rhön-Klinikum AG sichert beide Standorte
auf der Grundlage des Krankenhausbedarfsplanes des Freistaates Bayern.
- Die Rhön-Klinikum AG investiert zweistellige
Millionenbeträge in beide Häuser (plant u.a. einen Neubau in Miltenberg). Dies
ist die beste Lebensversicherung für die beiden Standorte und bedeutet den
Erhalt einer wohnortnahen und leistungsfähigen Krankenhausversorgung im Landkreis
Miltenberg.
- Die Rhön-Klinikum AG kauft alle Teile, die zur
Fortführung der beiden Häuser in eine neue GmbH nötig sind (Asset Deal).
- Im Kaufvertrag ist durch entsprechende
vertragliche Verpflichtungen der zukünftigen Krankenhausgesellschaft und Sanktionsmechanismen
den berechtigten Interessen des Landkreises Miltenberg zur Sicherung der
Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebes beider Häuser und der Erfüllung des
Versorgungsauftrages Rechnung getragen.
- Wesentlicher Bestandteil des Kaufvertrages
sind eine Rückübertragung bzw. der Heimfallanspruch, der sicherstellt, dass der
Landkreis Miltenberg seinen gesetzlich bestehenden Versorgungsauftrag mit Hilfe
der Krankenhäuser auch bei einem Scheitern der Erwerbergesellschaft der
Rhön-Klinikum AG weiterhin erfüllen kann. Die Sicherstellung des Rückfalls der
gesamten Krankenhausbetriebe war ein Punkt des Vertragswerkes, das jetzt für
die Situation der Insolvenz, ebenso wie für eine Nichterfüllung des
Versorgungsauftrages durch die Erwerbergesellschaft die Art der Abwicklung und
die finanzielle Regelung für diesen Falle enthält.
Das besondere Augenmerk gilt auch den Beschäftigten.
Der mit dem Rhön-Klinikum AG ausgehandelte Personalüberleitungsvertrag macht
die dem gesamten Prozess innewohnenden Bemühungen deutlich, die Rechte der
Arbeitnehmer zu sichern und eine notwendige Flexibilisierung im Hinblick auf
eine langfristige Sicherung des Gesamtunternehmens sicherzustellen. Dem
Gesamtbetriebsrat der Krankenhaus-GmbH wurde ausreichend Möglichkeit gegeben, sich
in die nähere Ausgestaltung des Überleitungsvertrages einzubringen.
Auch wird der Landkreis Miltenberg weiterhin die
Möglichkeit haben, an den Entscheidungsprozessen der Erwerbergesellschaft
beteiligt zu sein. Diese hat sich vertraglich verpflichtet, einen Beirat zu
bilden.
Natürlich bezahlt die Rhön-Klinikum AG einen
angemessenen Verkaufspreis. Durch das im Rahmen der Privatisierung angewandte
sog. strukturierte Bieterverfahren ist im umfassenden Sinne sichergestellt
worden, dass die Krankenhäuser zu einem akzeptablen Preis und akzeptablen
Bedingungen veräußert werden.
Nach Abwägung all dieser Fakten hat der Verwaltungsrat
der Krankenhaus-GmbH in seiner Sitzung am 11.04.2005 mit großer Mehrheit
beschlossen, sich unter den zur Auswahl stehenden Optionen für den Verkauf an
die Rhön-Klinikum AG zu entscheiden.
Zukunftssicherung kontra Bürgerbeteiligung?
Natürlich hat dieses Thema in den vergangenen Wochen und Monaten die Öffentlichkeit stark interessiert und viel Anklang in den Medien gefunden. Kritisiert wurde dabei eine angeblich unzureichende Informationspolitik und fehlende Bürgerbeteiligung. Ich muss diesen Vorwurf unmissverständlich zurückweisen. Es hat hier keine unabgesprochenen Alleingänge des Landrats gegeben, sondern alle Schritte und zentralen Weichenstellungen wurden in Absprache mit den Fraktionen durchgeführt.
In besonderer Weise musste aber auch beachtet werden, dass gerade bei Vertragsangelegenheiten absolute Vertraulichkeit notwendig ist. Dieser Grundsatz, den jeder für sich privat in Anspruch nimmt – und dies zurecht – muss auch in diesem Falle Anwendung finden. Daher möchte ich noch einmal eindringlich an alle appellieren, sich bei Äußerungen an diesem Maßstab zu orientieren und dies zu berücksichtigen. Was würden Sie erwarten, wenn Sie Vertragspartner des Landkreises Miltenberg wären?
Aber
ich möchte doch noch einmal einiges in Erinnerung rufen:
Bereits
am 08.02. und 19.03.2004 hat es eine Vorinformation und Vorabstimmung mit den
Fraktionsvorsitzenden über die Situation der Krankenhaus-GmbH gegeben. Dabei
ist auch die Option eines möglichen Verkaufs angesprochen worden.
Im
Frühjahr 2004 hat dann der Verwaltungsrat der Krankenhaus-GmbH die
Grundsatzentscheidung gefällt, dass aufgrund der drohenden Defizite über neue
Strukturen nachgedacht werden soll. Es gab keine Denkverbote und es musste in
alle Richtungen überlegt werden. Auch ein Verkauf war ein Thema, deshalb wurde
auch, ein Krankenhausmakler eingeschaltet. Entgegen aller Expertenratschläge
habe ich darüber die Öffentlichkeit informiert. Es wurden informiert: der
Verwaltungsrat, der Kreistag, die Belegschaft aus Betriebsversammlungen und die
Öffentlichkeit über eine entsprechende Pressekonferenz. Der Vorwurf der
Geheimniskrämerei ist seit diesem Zeitpunkt unsinnig und falsch.
Daraufhin
sind die sog. Due-Dilligence-Prüfungen der möglichen Interessenten erfolgt.
Praktisch alle Interessenten außer der Rhön-Klinikum AG haben an einem Standort
festgehalten. D.h. sie hätten das Krankenhaus Miltenberg geschlossen bzw. kein
überzeugendes Gesamtkonzept vorgelegt.
Im
Sommer 2004 hat die Rhön-Klinikum AG ein Angebot angekündigt, das auch später
erfolgte. Der Kreistag hat in seiner Sitzung am 27.07.2004 einen Antrag
der Freien Wähler behandelt und einstimmig beschlossen. Darin wurde das
Gutachten über den bereits angesprochenen Verbund mit Aschaffenburg angeregt.
Sofort am nächsten Tag habe ich Kontakt mit den Kollegen in Aschaffenburg aufgenommen und auch schriftlich einen entsprechenden Wunsch an sie herangetragen. Schon damals haben wir die Aschaffenburger Kollegen auf unsere zeitlichen Probleme hingewiesen. Es wurde vereinbart, auch mit dem Gutachter Ernst & Young, dass noch vor Weihnachten 2004 entsprechende Ergebnisse vorliegen müssen.
Parallel
dazu habe ich in einem Gespräch mit Herrn Meder von der Rhön-Klinikum AG versucht, ihn zum
Stillhalten bis zu diesem Zeitpunkt zu bewegen. Es gab von mir die Zusage, dass
der Landkreis Miltenberg im 1. Quartal 2005 eine endgültige Entscheidung
treffen wird. Die Ergebnisse des Gutachtens haben dann im Februar 2005
vorgelegen. Eine geplante Veröffentlichung dieses Gutachtens ist am Widerstand
der Aschaffenburger Kollegen gescheitert. Dies ist aus meiner Sicht verständlich,
denn welcher Landrat möchte seinen Kreisräten zumuten, dass im Nachbarlandkreis
bereits Wochen vor einer Behandlung die Ergebnisse des Gutachtens
veröffentlicht werden. Der Fahrplan, wie und in welchem Umfang informiert
werden sollte, ist darauf hin am 24.01.2005 mit allen Fraktionsvorsitzenden und
der Vorsitzenden der Ausschussgemeinschaft Bündnis
90/Die Grünen-ödp einstimmig abgestimmt worden.
Am 11.02.2005 wurden die vorliegenden Gutachten von Ernst & Young sowie von PriceWaterhouseCoopers im Verwaltungsrat, an dem auch die Fraktionsvorsitzenden teilnahmen, vorgestellt und in Papierform allen Beteiligten ausgehändigt. Seit dieser Zeit, das sind nun über zwei Monate, verfügen alle über diese Gutachten und konnten in ihren Fraktionen mit diesen Gutachten arbeiten und sie veröffentlichen. Der einzige Vorbehalt war, dass Veröffentlichung erst nach Vorliegen einer entsprechenden Pressemitteilung durch die Landkreise Miltenberg, Aschaffenburg und die Stadt Aschaffenburg erfolgen soll. Was auch einige Tage später geschah.
Bei dieser Sitzung wurde auch vereinbart, dass die Freien Wähler
die Mitglieder von FDP/UWG und Bündnis 90/Die Grünen die ödp informieren. Dies
ist auf Nachfrage auch erfolgt, obwohl zu meiner Überraschung die betreffenden
Kollegen dies in der Presse anders dargestellt haben. Beide, also ödp als auch
FDP haben die Gutachten jeweils in Kopie erhalten. Die geäußerte Kritik
entbehrt damit jeglicher Grundlage.
Die Verhandlungen mit der Rhön-Klinikum AG konnten dann Anfang
2005 intensiviert fortgeführt werden. Zwischenzeitlich wurde der Betriebsrat
beteiligt. Es hat dann auch im März 2005 ein Gespräch des Betriebsrates mit mir
und daraufhin auch mit allen Vertretern der Kreistagsfraktionen und
Gruppierungen stattgefunden, in dem mich die Betriebsräte dringend baten, zügig
zu entscheiden und keinesfalls einen zwischenzeitlich gestellten Antrag der SPD
auf Vertagung des Themas zu verfolgen. Die Mitglieder des Betriebsrates haben
mir gegenüber eine deutliche Präferenz zum Verkauf an die Rhön-Klinikum AG
erkennen lassen. Die letzte Verhandlungsrunde fand darauf hin am 22.03.2005 in
Bad Neustadt statt.
Zwischenzeitlich hat es sowohl schriftlich, als auch mündlich umfangreiche Korrespondenz mit den Aschaffenburger Kollegen, insbesondere mit dem Vorsitzenden des Zweckverbandes, Landrat Dr. Reuter gegeben. Inhalt war die vom Verwaltungsrat der Krankenhaus-GmbH und den Fraktionsvorsitzenden gewünschte Klarstellung über zwei Punkte, nämlich
- eine Erklärung über die Betriebsform, ein
Unternehmen unter einem Dach mit einem hauptverantwortlichen Geschäftsführer
aus dem sich die Politik heraushält und
- eine Erklärung über die verbindliche
Umsetzung der von den Gutachtern vorgeschlagene zweistufige Strukturreform.
In diversen Schreiben und Gesprächen haben die Aschaffenburger zum
Ausdruck gebracht, dass sie sich mit diesen Eckpunkten sehr schwer tun. Das ist
aus ihrer Sicht durchaus verständlich und nachvollziehbar, da sie eine andere
Situation und keinen Zeitdruck haben.
Damit waren die gewünschten Vorbedingungen für die Verhandlungen
mit Aschaffenburg nicht erfüllt. Es drohte die Gefahr, dass bei einer
Fortsetzung der Hängepartie mit Aschaffenburg der Landkreis Miltenberg am
Schluss mit leeren Händen da steht, bzw. wir zu einer Entscheidung gedrängt
werden, die wir aus eigener Kraft innerhalb des Verbunds mit Aschaffenburg, bei
dem wir immer Juniorpartner sein werden, nicht treffen können.
Ich hoffe, dass Sie ein Gespür und ein Gefühl dafür bekommen, wie
schwierig es gerade in den letzten Monaten war, stets die richtige Strategie
bzw. Vorgehensweise zu wählen. Es war in gewissem Sinne wie bei einem “Ritt auf
der Rasierklinge”. Jeder falsche Zungenschlag hätte zu Irritationen und evtl.
zum Scheitern einer möglichen Lösung führen können. So mussten die privaten
Anbieter genauso bei der Stange gehalten werden, wie die Aschaffenburger
Kollegen. Dabei waren auch die Interessen der Belegschaft und das
Informationsbedürfnis der Verwaltungsräte und Kreisräte mit zu berücksichtigen.
Denn diese müssen letztendlich die Entscheidung treffen. Dies kann ihnen
niemand abnehmen, denn dafür sind sie gewählt. Schließlich haben die Bürger
und Bürgerinnen ein Interesse,
wie es mit ihren Krankenhäusern weitergeht.
Ich glaube, das Wichtigste für unsere Bürgerinnen und Bürger ist, dass es überhaupt weitergeht, und dass es auch zukünftig Krankenhäuser an beiden Standorten gibt, die zukunftsfähig, gut ausgestattet und ein hohes Niveau an pflegerischen und medizinischen Leistungen erbringen können. Dies wird den einen oder anderen Mitbürger sicher auch über eine möglicherweise aus seiner Sicht zu späten oder unzureichenden Information hinwegtrösten. Wer das nicht kann, den bitte ich um Nachsicht. Denn allen Recht getan ist ein Ding, das niemand kann.
Ich darf abschließend aber auch betonen, dass es mir nicht in
erster Linie darum ging, eine gute Presse zu erhalten, sondern gute Ergebnisse
zu erzielen. Denn gute Ergebnisse dienen unseren Krankenhäusern, ihrer
Belegschaft und vor allen Dingen unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Deshalb
bitte ich Sie, folgendem Beschluss zuzustimmen, der wie folgt lautet: “Der
Kreistag stimmt dem Verkauf und der Übereignung der Krankenhäuser Erlenbach und
Miltenberg mit Aktiva und Passiva mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar
2005 an die Erwerbergesellschaft des Bewerbers Rhön-Klinikum AG zu und
bevollmächtigt den Landrat zur Abgabe der hierzu in der
Gesellschafterversammlung der Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg sowie vor
dem beurkundenden Notar erforderlichen Erklärungen.”
Herr Meder, Stellv. Vorstandsvorsitzender der Rhön-Klinikum AG,
erläuterte mittels der dieser Niederschrift beiliegenden
Powerpoint-Präsentation das für die Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg
geplante Konzept. Im Anschluss an diese
Präsentation beantwortete Herr Meder die ihm gestellten Fragen.
Kreisrat Andre, Vorsitzender der CSU-Fraktion, trug
folgendes vor:
Sehr geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und
Kollegen, der Kreistag Miltenberg hat heute eine seiner wichtigsten
Entscheidungen zu treffen und zwar in mehrfacher Hinsicht:
- Bedeutung
des gesetzlichen Versorgungsauftrages.
- Größenordnung
der Objekte.
- Es wird mit der politischen Entscheidung der Weg in andere Entscheidungsstrukturen freigegeben.
Gut ist die Tatsache, dass sich die
überwältigende Mehrheit des Kreistages über folgende Ziele einigen konnte:
1. Die Krankenhausversorgung der Bevölkerung muss
möglichst gut und ortsnah gesichert werden.
2. Beide Krankenhaus-Standorte müssen gesichert
werden, auch wenn es mit dem Krankenhaus Miltenberg Probleme wirtschaftlicher
und anderer Art gibt und eine Lösung schwierig ist.
3.
Die Fürsorgepflicht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den beiden
Krankenhäusern erfordert den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze.
4. Die Finanznot der Kommunen verlangt eine
dauerhafte Lösung.
Um dies zu erreichen, gibt es drei Optionen, mit denen
sich die CSU-Fraktion intensiv beschäftigt hat. Allerdings haben wir aus der
Presse von den Grünen erfahren, dass “die Kreistagsmehrheit versucht, den
drohenden Verkauf der Krankenhäuser möglichst geräuschlos an der Öffentlichkeit
vorbei” zu vollziehen. Ein Veranstaltungsthema war: “Verliert der Landkreis
leichtfertig seine kommunalen Krankenhäuser”. Diese Unterstellungen, verbunden
mit einer Unzahl von Veröffentlichungen, sind fast alle nur auf das
Entscheidungsverfahren, nicht auf die Sache eingegangen. Die SPD-Fraktion blies
ins gleiche Horn: “Es entsteht der Eindruck, dass der Verkauf eine längst abgeklärte
Sache ist.” und “Seit Monaten werden detaillierte Verkaufsverhandlungen mit
privaten Krankenhausbetreibern geführt.”
Die CSU-Fraktion hat sich im Gegensatz zu den
Behauptungen intensiv mit allen Alternativen auseinander gesetzt. Tatsache ist
aber, dass sich die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen und der SPD-Fraktion
zu einem sehr frühen Zeitpunkt auf eine Verbundlösung festgelegt haben. Die
Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen haben bereits am 02.08.2004, wenige Tage
nach dem Kreistagsbeschluss vom 26.07.2004, wonach ein Gutachten eingeholt
werden sollte, in der Presse Stellung bezogen und argumentiert: “Die
Krankenhaus-Verbundlösung zwischen Miltenberg, Erlenbach, Aschaffenburg und
Alzenau mit drastischen Reformen der beiden Kreiskrankenhäuser hat die
Unterstützung des neu gewählten Kreisvorstands gefunden.” Weiter wurde
behauptet, mittels einer Verbundlösung könnten beide Krankenhäuser erhalten
werden “ohne finanziell eine Belastung darzustellen.”
Die Festlegung der SPD geht aus einem offenen Brief
der Erlenbacher SPD-Bürgermeisterkandidatin vom 24.02.2005 hervor. Frau Tulke
sorgt sich darin um die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger der
Stadt Erlenbach a.Main. Vermutlich hatte Frau Tulke dafür professionelle
Beratung von Kreisrat Dr. Kaiser. Es wurde versucht, ist aber nicht gelungen,
das Thema “Krankenhaus” in ihrem Sinne zum Wahlkampfthema zu machen.
Zu dem Zeitpunkt, als sich die Mitglieder der
SPD-Fraktion und die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen schon öffentlich
festgelegt hatten, plagten die Mitglieder der CSU-Fraktion andere Sorgen: Was
geschieht, wenn
- die
Antwort aus Aschaffenburg so ausfällt, wie sie ausgefallen ist,
- die
Rhön-Klinikum AG absagt oder ein Angebot unterbreitet, das nicht akzeptabel
ist,
- der Landkreis Miltenberg die Krankenhäuser
wie bisher weiterführen und die Defizite und Investitionen aus seinem Haushalt
finanzieren muss?
Bei den anstehenden Haushaltsberatungen
in den Kommunen würde es dann nicht um nur 0,7 %, sondern um wesentlich mehr
Punkte Kreisumlageerhöhung gehen. Manche/r tut jetzt so, als ob das zu
erwartende Krankenhausdefizit 2004 in Höhe von ca. 629.000,00 € leicht
übernommen werden könnte und lehnen den Kreishaushalt wegen viel geringerer
Summen ab. Bei Ablehnung des Verkaufs besteht jedoch aufgrund der drohenden
Defizite die Gefahr, dass die Mittel für Modernisierungsmaßnahmen nicht
erwirtschaftet werden können und der gesetzliche Versorgungsauftrag mangels
Qualität gefährdet ist. Dieses Risiko möchte die CSU-Fraktion nicht eingehen.
Ein Wort zur Verbundlösung, mit der sich
die CSU-Fraktion auch sehr intensiv beschäftigt hat: Ich gestehe offen, dass
mir diese Lösung mit Blick auf die Region 1 und die bisherigen guten Ergebnisse
der Zusammenarbeit (Fachhochschule, ZENTEC GmbH, Regionalmarketing) sehr
sympathisch war. Leider gab es auf die zwei Fragen, die wir an Aschaffenburg
gestellt hatten, keine zufriedenstellende Antwort,
- weder über die
Betriebsform, ein Unternehmen unter einem Dach mit einem hauptverantwortlichen
Geschäftsführer aus dem sich die Politik heraushält,
- noch über die
verbindliche Umsetzung der von den Gutachtern vorgeschlagene zweistufige
Strukturreform.
Es ist gutes Recht der
Aschaffenburger Kollegen, sich so zu verhalten. Nur unter diesen
Voraussetzungen wäre es leichtfertig von uns gewesen, wegen der vagen Hoffnung
auf eine spätere Einigung alles zurückzustellen. In dieser Phase wäre es
möglich gewesen, dass die politischen Parteien und Gruppierungen einen Prozess
in Gang gesetzt hätten, der eine Meinungsänderung im Zweckverband Klinikum und
im Kreistag Aschaffenburg hätte bewegen können. Wir haben jedoch bald bemerkt,
dass die Aschaffenburger zwar Verständnis für unsere Lage haben, aber dort eine
andere Situation besteht. Da sich die SPD-Fraktion auf eine Verbundlösung festgelegt
hat, hätte ich erwartet, dass sie ihre freundschaftlichen und parteilichen
Beziehungen spielen lassen würde und zwar Hand in Hand an einer Front Herr Dr.
Kaiser – Herr Oberbürgermeister Herzog, Herr Dr. Schüren – Herr Dr. Henke, Frau
Almritter – Frau Pranghofer. Aber nichts ist passiert, nicht einmal
ansatzweise. Die von Kreisrat Dr. Kaiser geäußerte Unterstellung “leider hat
der Landrat nichts unternommen” ist vor diesem Hintergrund geradezu grotesk.
Angesichts der Antworten aus Aschaffenburg können wir uns nicht auf langwierige
Verhandlungen einlassen, zumal zu befürchten wäre, dass die Rhön-Klinikum AG
sich andernorts orientiert und wir dann als Juniorpartner in den Verbund
wechseln und evtl. die immensen Kosten mittragen müssten, die entstehen, wenn -
wie Herr Dr. v. Friesen gesagt hat - das “Schlachtschiff Klinikum
Aschaffenburg” auf Kurs gebracht werden muss. Unsere beiden Krankenhäuser,
insbesondere aber das Krankenhaus Miltenberg, kämen dabei sehr schlecht weg.
Das schlimmste wäre aber unserer Meinung nach, wenn die Aschaffenburger, was
nicht ganz auszuschließen ist, ihr Klinikum eines Tages an einen privaten
Betreiber veräußern würden. Dann wären unsere beiden Häuser keinen Pfifferling
mehr wert.
Deshalb hält es die
CSU-Fraktion im Interesse der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Miltenberg
für die richtige Entscheidung, jetzt das Angebot der Rhön-Klinikum AG
anzunehmen. Wir sind überzeugt, dass wir mit diesem Unternehmen einen Partner
gefunden haben, der das Vertrauen unserer Bevölkerung hat bzw. und mit dem sich
unsere vier Ziele erreichen lassen:
1. Sicherung und
Verbesserung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Notfallversorgung
und Fachabteilungen bleiben erhalten.
2. Der Verkauf ist ein Segen
für das Krankenhaus Miltenberg. Dies ist die einzige Lösung, das Haus zu
erhalten und weiterzuführen.
3. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der beiden Krankenhäuser erhalten Sicherheit. Sie werden finanziell
nicht schlechter gestellt und werden zu Bedingungen übernommen, die sowohl der
Betriebsrat, als auch die Gewerkschaft ver.di gut heißen.
4. Die versprochenen
Investitionen in Höhe von 23 Mio € und die angekündigten Planungen sowie die
Erfahrungen der Rhön-Klinikum AG stellen sicher, dass über den Kreishaushalt
künftig keine Defizite ausgeglichen und keine Investitionen getätigt werden
müssen.
Der Dank der CSU-Fraktion
gilt Landrat Schwing und Geschäftsführer Büchler für die Aushandlung der
Verträge und die zeitnahen und ausführlichen Informationen. Wir sind überzeugt,
dass die Bevölkerung diese gradlinige Haltung erkennen wird, nicht zuletzt bei
der Wahl im Jahr 2008.
Kreisrat
Dr. Schüren, Vorsitzender der SPD-Fraktion, trug folgendes vor:
Sehr
geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Herren der Rhön-Klinikum AG, teure
Gutachter, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir treffen heute eine Entscheidung
von einer Tragweite, die trotz aller Gutachten und
Prognosen ungewiss ist, aber von historischer Bedeutung sein wird. Es ist dies
die zweite Entscheidung über unsere Krankenhäuser nach der halbherzigen
Strukturreform, bei der die Politik - und wir schließen uns da nicht aus -
eingeknickt ist vor lokalpolitischen
Überlegungen und Machtspielchen. Wären 2002 die harten Vorgaben des
KMP-Gutachtens umgesetzt worden, hätten wir heute in Miltenberg ein
funktionierendes Medizinisches Versorgungszentrum und ein modernes,
wirtschaftlich gesundes Krankenhaus in Erlenbach, das schwarze Zahlen schreiben
würde und sie ja bis heute auch schreibt, wenn diese nicht innerhalb der
Krankenhaus-GmbH von Miltenberg
aufgefressen würden.
Und
wenn ich das gleich zu Beginn sagen darf: Dieses altertümliche Kirchturmdenken
scheint weiterhin fröhliche Urständ zu
feiern, wenn ich zur Kenntnis nehme, dass ein Standort für einen Krankenhausneubau unbedingt in der Gemarkung Miltenberg liegen
soll, keines falls etwa in Bürgstadt oder gar Großheubach.
Unsere
Krankenhaus-GmbH ist unter den sich verändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen
mittel- bis langfristig wirtschaftlich
nicht überlebensfähig. Dies liegt nicht an hausgemachten Fehlern oder an wem auch immer , sondern ist der Gesundheitspolitik im Krankenhausbereich geschuldet, die wir in
den Grundzügen trotz schmerzlicher Einschnitte ja für richtig halten.
Die
notwendige Strukturreform bietet drei
Optionen:
-
die Fortführung der GmbH
-
eine Kommunale Verbundlösung mit Aschaffenburg und Alzenau-Wasserlos
-
den Verkauf an einen privaten Betreiber.
Ernsthaft
in Betracht kamen nach Lage der Dinge
nur Verbund oder Verkauf. Beide Wege mit
der Kautel, dass das Krankenhaus Miltenberg erhalten werden sollte. Soweit
herrschte Einigkeit. Aber wie wurden diese beiden Wege beschritten?
Auf
dem Weg der Verbundlösung ist man lustlos herumgetrippelt, weil man ihn für
gefährlich hielt und weil der politische Wille nicht erkennbar war, diese
Schwierigkeiten anzupacken und auf der
Ebene der Region Untermain zu lösen. Der Weg des Verkaufs wurde kraftvoll
beschritten mit professionellem Sachverstand und Energie und
auch erheblichen Kosten.
Seit der Kreistagssitzung 24.07.2004 stand fest, dass eine regionale Verbundlösung ernsthaft geprüft werden sollte. Das Gutachten von Ernst & Young kam zu dem Ergebnis, ja ein regionaler Verbund ist machbar! Aber was geschah? Monatelang nichts!
Herr
Landrat, ich frage mich, weshalb Sie,
dem der Ruf eines Machers vorauseilt, und der großen Wert auf regionale
Lösungen legt, die über den Schattenwurf von Kirchtürmen hinausreichen, in
dieser Frage so zögerlich agiert haben. Was hilft ein regionaler Apfelmarkt
oder ein überregionaler Ausflug mit befreundeten Landräten zur Einweihung
von Radwegen, wenn man in den
essentiellen Dingen vor einer mutigen Lösung zurückschreckt? Ich sage Ihnen,
und da können Sie argumentieren wie Sie wollen, es ändert nichts daran: Es hat
von Anfang an der politische Wille zur Verbundlösung gefehlt, man wollte sie
nicht, obwohl sie, wie das Ernst & Young Gutachten aufgezeigt hat,
darstellbar war. Es wurde dazu sehr viel
Geld aufgewendet, heute kann man sagen,
in den Sand gesetzt, um auch diese ungeliebte und nicht gewollte Lösung
abzuprüfen.
Wenn ein regionaler Verbund ernsthaft gewollt worden wäre, hätte man sich spätestens nach der Sitzung vom 24.07.2004 mit den beiden anderen Gebietskörperschaften in dieser Frage verständigen müssen, statt Monate später mehr oder weniger unverbindliche Schriftwechsel zu führen. Das ist nicht geschehen und als es endlich geschah, war es zu spät.
Als dann von Ihnen, Herr Schwing, konkrete Fragen gestellt und Zusagen von Aschaffenburg gegeben werden sollten, war der Zeitrahmen so abgeschnürt, dass keine sinnvollen Handlungsmöglichkeiten für Oberbürgermeister Herzog und Landrat Dr. Reuter mehr bestanden oder noch bestehen. Das gesamte Verfahren stand von Anfang an unter einem erheblichen Zeitdruck, der ausschließlich hausgemacht war und der, wenn auch mit Verständnis - eine Krähe hackt der anderen ja ungern ein Auge aus - von der Regierung von Unterfranken bestätigt wird.
Der ostinate Hinweis, der potentielle Käufer könne jederzeit abspringen, Eile sei geboten, zieht überhaupt nicht, es sei denn, man habe eine völlig marode GmbH zum Verkauf gestellt, von deren Attraktivität und Wert man selbst nicht überzeugt ist und die möglichst schnell verhökert werden sollte. Wir denken aber, dass gerade Erlenbach mit Blick auf den Rhein-Main-Raum hochinteressant ist für den Erwerber. Das Hauptproblem sehen wir darin, dass wir bei einer Entscheidung von so großer Tragweite, ja von historischer Bedeutung, niemals eine echte Alternative, also zwei ausgearbeitete Entscheidungsvorlagen hatten. Der Hinweis auf das Zuwarten der beiden anderen Gebietskörperschaften und deren Terminpläne (Vorlage der Gutachten) zieht auch nicht. Wenn ich etwas wirklich will, dann setzte ich es auch durch. Das haben Sie Herr Landrat oft genug bewiesen und beweisen es heute mit dem Verkauf ja auch wieder.
Lassen Sie es mich noch einmal sagen: Die regionale Verbundlösung wurde von Anfang an wie ein räudiger Bastard behandelt, während der Verkauf an einen privaten Betreiber als Lieblingskind gehätschelt wurde. Dies ist für uns Grund genug, einem Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt nicht zuzustimmen.
Und
ich gebe weiter zu bedenken: Wir verkaufen quasi eine gesetzliche Aufgabe: Den
medizinischen Versorgungsauftrag. Den werden wir allerdings nie ganz los, denn
bei einer Insolvenz der neu zu schaffenden GmbH oder gar des gesamten Konzern,
fällt dieser gesetzliche Versorgungsauftrag wieder an den Landkreis zurück, und
zwar nicht in den Schoß, sondern im worst case
schmerzhaft auf unsere Füße!
Sehr geehrter Herr Landrat, wenn wir heute gegen einen Verkauf an die Rhön-Klinikum AG stimmen werden, und ich kann Ihnen sagen, das ist eine Entscheidung , die wir uns wahrlich nicht leicht gemacht haben, dann ist dies kein Votum gegen einen seriösen bundesweit agierenden privaten Krankenhausbetreiber. Unser “Nein” gilt nicht der Rhön-Klinikum AG, auch wenn wir damit den Verkauf ablehnen, unser “Nein” gilt vielmehr einem Verfahren, das inakzeptabel und mangelhaft war, weil es eine gutachterlich festgestellte und hochinteressante Option nicht bis zur Entscheidungsreife vorangetrieben hat.
Entscheiden
heißt, die Wahl haben. Wir haben heute keine Wahlmöglichkeit .Deswegen lehnen
wir den Verkauf der Kreiskrankenhäuser ab.
Kreisrat
Dr. Fahn, Vorsitzender der Fraktion Freien Wähler, trug folgendes vor:
Die Freien Wähler haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten noch nie so intensiv mit einem Thema beschäftigt wie mit der Zukunft unserer Krankenhäuser. Der gesamte Kreisvorstand, alle Ortsverbände und die Bevölkerung wurden einbezogen. Es ist ein sehr komplexes Thema gewesen, bei dem es sehr viele Fragen und oft nur unzureichende Antworten gab. Hier noch einmal ein kurzer Überblick:
Frage 1: Können die Defizite der Krankenhäuser immer nur durch eine Privatisierung aufgefangen werden?
Bis zum Jahre 2002 schrieb die Krankenhaus-GmbH nur schwarze Zahlen, ab 2003 wurden es dann rote Zahlen (2002: - 477.000,00 €, 2003: - 1,5 Mio €, 2004: - 0,63 Mio €). Privatisierung bedeutet, dass zukünftig der Landkreis diese Defizite nicht mehr auffangen muss und finanziell entlastet wird.
Die
Krankenhäuser gehören zur kommunalen Daseinsvorsorge. Selbst bei Privatisierung
verbleibt der Versorgungsauftrag beim Landkreis. Ursache der schlechten
finanziellen Situation der Krankenhäuser ist auch im Freistaat Bayern zu sehen.
Der Bayer. Städtetag setzt sich dafür ein, die wirtschaftliche und medizinische
Eigenverantwortung der Krankenhäuser so zu stärken, dass eine notwendige
Umstrukturierung nicht durch das neue Planungs- und Förderrecht behindert wird.
Der Bayer. Städtetag sieht im Verkauf von Krankenhäusern keine Lösung dieses
Problems. Bürgermeister Kern, Weilbach, formuliert dies richtigerweise so: “Das Defizit des Landkreises Miltenberg
2003 ist auch abschreibungsbedingt zu sehen und die Hälfte des
voraussichtlichen Verlustes ist darauf zurückzuführen, dass der Freistaat
Bayern seine Zuschüsse nicht rechtzeitig zahlt, so dass für den Landkreis
Miltenberg vermeidbare Zinszahlungen anfielen.” Dazu einige Zahlen: Die Zinsen für Betriebsmittelkredite betrugen 2003
ca. 174.000,00 €. Davon entfielen rund 130.000,00 € auf die Vorfinanzierung von
Fördermitteln, die nicht mehr wie früher baubegleitend ausgezahlt wurden. Ende
2003 musste die Krankenhaus-GmbH ca. 2,5 Mio € vorfinanzieren.
Der Freistaat Bayern muss also seine Krankenhausfinanzierung kommunalfreundlicher gestalten; außerdem dürfen die Kommunen nicht durch förderrechtliche Restriktionen behindert werden. Der Bayer. Städtetag drückt dies treffend aus: “Andernfalls müssen die betroffenen Kommunen weiterhin mit unwirtschaftlichen Strukturen leben und sehen sich letztlich zum Verkauf an private Kliniken gezwungen.” Ergebnis: Wenn der Freistaat durch ein neues Bayer. Krankenhausgesetz die wirtschaftliche und medizinische Eigenverantwortung der kommunalen Krankenhäuser rechtzeitig gestärkt hätte, wäre auch das Defizit im Landkreis Miltenberg trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen viel geringer ausgefallen. Fazit: Privatisierung ist ein Weg, aber nicht der einzige Weg zur Lösung der finanziellen Probleme der Krankenhäuser. Leider ist der Freistaat Bayern bisher den Kommunen in dieser Frage noch zu wenig entgegen gekommen und es ist noch kein Licht am Horizont zu sehen. Auf der anderen Seite waren für uns bei der Entscheidungsfindung zwei Punkte wichtig:
- Befragungsergebnis (“Studie”) im Auftrag der
Gewerkschaft ver.di (2002): Als wesentliche Vorteile einer Privatisierung von
Krankenhäusern werden hier insbesondere die Verbesserung der
Managementstrukturen und auch die Beschleunigung der Entscheidungsprozesse
genannt; des Weiteren werden lt. Studie die notwendigen Investitionen getätigt
und die Arbeitsplätze gesichert.
- Subventionen und ein Defizitausgleich durch
die Kommunen verzerren lt. Art. 87 Abs.1 EG-Vertrag den Wettbewerb zwischen
privaten und öffentlichen Krankenhäusern, was einen nicht zu rechtfertigender
Bestandsschutz darstellt. Es gilt als sicher, dass in Kürze eine entsprechende
EU-Richtlinie dazu erlassen wird (analog wie bei Basel II). Darauf müssen wir
uns im Landkreis Miltenberg einstellen.
Frage 2: Kann das
Krankenhaus Miltenberg durch eine Privatisierung “gerettet” werden?
Das
Krankenhaus Miltenberg ist von den gesetzlichen Veränderungen stärker betroffen
als das Krankenhaus Erlenbach. Wie war die Situation bisher?
- Durch die neue Verordnung über
stationsersetzende Maßnahmen werden heute bzw. in Zukunft Operationen, die
bisher stationär durchgeführt wurden, nur noch ambulant durchgeführt. Dies
betrifft insbesondere das Krankenhaus Miltenberg, weil in den dortigen
Belegabteilungen Urologie, HNO und Gynäkologie, wie bei Belegärzten üblich,
vorwiegend kleinere Fälle behandelt wurden. Diese Entwicklung wird sich
fortsetzen und sich in Miltenberg negativ auswirken.
- Miltenberg hat nur einen geringen Einzugsbereich
von maximal 40.000 Einwohnern, wodurch viele in einem Krankenhaus
erforderliche Einrichtungen bei weitem
nicht ausgelastet werden können.
- Außerdem ist die bauliche Situation des
Miltenberger Krankenhauses sehr problematisch. Die dortigen Stationen haben
eine Größenordnung von 18 bis 24 Betten. Hierfür ist im Pflegebereich die
gleiche Mindestbesetzung erforderlich wie z.B. im Krankenhaus Erlenbach, wo die
Stationen zwischen 32 und 35 Betten haben. Folglich ist die Pflege im
Krankenhaus Miltenberg derzeit genau 31 % pro Fall teurer als in Erlenbach.
Bis
zum letzten Montag hatte ich große Zweifel, ob Miltenberg durch die Übernahme
durch die Rhön-Klinikum AG überhaupt zu retten ist, denn private Kliniken sind
ja primär gewinnorientiert und wollen Krankenhäuser ohne Zukunftsperspektiven
abstoßen. Das Konzept, das aber am Montag in der Sitzung des Verwaltungsrates
vorgestellt wurde, hat mich aber überzeugt.
Fazit: Ein Neubau des Krankenhauses Miltenberg und die geplanten Investitionen in Höhe von 13 Mio € werden sich für den Raum Miltenberg sehr positiv auswirken und die genannten Probleme lösen und damit den Standort Miltenberg sichern. Auch scheint es absehbar, dass der Standort Miltenberg sowohl bei der Weiterführung als selbständige GmbH, als auch bei einer Verbundlösung am stärksten gefährdet wäre, weil das “Flaggschiff Klinikum” zu dominant ist.
Frage 3: Gibt es in der Kreistagssitzung gleichwertige Alternativen, die zur Entscheidung anstehen?
In den Gutachten werden zwar drei Alternativen geprüft und bewertet, aber entscheidungsreif ist nur die Alternative “Verkauf an die Rhön-Klinikum AG”. Weder die Alternative “Weiterführung als GmbH” noch die Variante “Verbundlösung” wurden hinreichend geprüft. Die Verbundlösung wurde aufgrund eines Antrages von Freien Wählern und FDP/UWG in der Kreistagssitzung am 24.07.2005 zwar in das Gutachten aufgenommen; nach der Veröffentlichung der Gutachten ist noch nicht viel passiert. Zum ersten Mal wurde das Gutachten im Krankenhausbeirat Aschaffenburg am 04.03.2005 und im Aschaffenburger Kreistag Ende März 2005 im nichtöffentlichen Teil vorgestellt. Am 21.02.2005 hat die SPD-Stadtratsfraktionen Aschaffenburg einen entsprechenden Antrag eingereicht, wonach die Verbundlösung zwischen den drei Gebietskörperschaften geprüft werden soll. “Wenn regionale Zusammenarbeit immer wieder betont wird, dann ist gerade die künftige Gesundheitsversorgung für unsere Bürgerinnen und Bürger sicher ein ganz wichtiges abzustimmendes Projekt . . . . . Wir bitten Sie deshalb, in einem Gespräch den Aktionsplan bzw. Zeitplan mit den beiden Landräten der Landkreise abzustimmen und den Stadtrat darüber zu informieren.” Dies ist bisher noch nicht geschehen. Im “Main-Echo” vom 29.10.2004 betonte Landrat Schwing: “Als Anhänger der Regionallösung werde er sich für die Verbundlösung einsetzen, aber nur, wenn sie für den Landkreis Miltenberg und seine Bürger nicht schlechter ist als der Verkauf”. Eine richtige Aussage, die nur unterstrichen werden kann. Bisher sind zwischen den Landräten aber nur Briefe gewechselt worden, nicht mehr und nicht weniger. Mit anderen Worten: Ein ganz konkretes Konzept für eine Verbundlösung liegt bisher noch nicht vor und damit ist diese Variante nicht entscheidungsreif.
Auf
der anderen Seite kann dies nicht nur dem Landrat des Landkreises Miltenberg
angelastet werden. Bei verschiedenen Gesprächen mit Aschaffenburger Kreisräten
wurde immer wieder betont, dass in Bezug auf die Diskussion bzw. des Erkennen
des Problems um die Zukunft der Krankenhäuser Stadt und Landkreis Aschaffenburg
einfach “noch nicht so weit sind”. Wir sind da argumentativ ein bis zwei Jahre
weiter. Möglicherweise hat auch die Verbundlösung Probleme, einfach deshalb,
weil der Landkreis Miltenberg hier nur der Juniorpartner sein könnte, was für den
Standort Miltenberg möglicherweise das Aus bedeuten würde. Auch die Variante
“Weiterführung in der Rechtsform als GmbH” wurde nicht ernsthaft geprüft.
Denkbar wäre nämlich diese Möglichkeit schon. Zum Beispiel mit einem neuen
professionellen Management.
Fazit: Gleichwertige Alternativen stehen nicht zur Abstimmung und dies ist für die Freien Wähler ein berechtigter Kritikpunkt, der es uns nicht leicht macht, dem vorliegenden Vertragsentwurf bereits heute zuzustimmen.
Frage 4: Muss sofort (also heute am 14.04.2005) gehandelt werden?
In Gesprächen mit Betroffenen hört man immer wieder, dass die Unsicherheit beim Personal und auch bei Teilen der Bevölkerung (insbesondere im südlichen Landkreisteil) recht groß ist. Dies mag stimmen; aber hier geht es um die “einschneidenste politische Weichenstellung”, die der Kreistag jemals vorgenommen hat. Gerade auch deshalb müssen alle Alternativen gewissenhaft geprüft werden.
Es wird immer gesagt, die Rhön-Klinikum AG könnte nicht länger warten und es bestehe die Gefahr “dass der Landkreis schließlich mit leeren Händen dasteht”. Nach meiner Auffassung trifft dies aber nicht zu. Seit dem Sommer 2004 hat die Rhön-Klinikum AG acht Übernahmen angemeldet. In den letzten zwei Monaten hat das Bundeskartellamt zwei Fusionen untersagt, nämlich die Übernahme der Krankenhäuser Bad Neustadt und Mellrichstadt und erst Ende März Eisenhüttenstadt. Die Gefahr einer Marktbeherrschung sei zu groß und außerdem sei die Übernahme im Landkreis Rhön-Grabfeld nicht eindeutig eine Sanierungsfusion. Diese Entwicklung beweist eindeutig, dass derzeit für den Landkreis Miltenberg kein absolut dringender Handlungsbedarf besteht. Denn die Rhön-Klinikum AG sind gerade durch die Absagen des Bundeskartellamts mehr denn je interessiert, potentielle Käufer zu gewinnen. Der Landkreis Miltenberg hätte daher noch ausreichend Zeit gehabt, bis zur Sommerpause oder bis zum Herbst 2005 die beiden anderen Alternativen gründlich zu prüfen, damit für die Entscheidung drei gleichwertige Varianten zur Verfügung stehen
Fazit: Ein sofortiges Handeln verbaut uns die Möglichkeit,
alle anderen Möglichkeiten gleichwertig zu prüfen. Dennoch müssen wir auch zur
Kenntnis nehmen, dass der Zug in Richtung der Privatisierung fast schon
uneinholbar fährt, so wie dies der Stellv. Betriebsratsvorsitzende Dr. Bock bei
einer Veranstaltung der Freien Wähler gesagt hat.
Frage 5: War die Informationspolitik des Landkreises und die Darstellung in den Medien gut oder schlecht?
Es
ist richtig, dass das Thema Privatisierung zum ersten Mal in einer Sitzung der
Fraktionsvorsitzenden am 17.02.2004 besprochen und die Verwaltung beauftragt
wurde, sich in dieser Richtung umzusehen. Positiv war, dass der Landrat auch in
der Folgezeit die Fraktionsvorsitzenden öfters von der weiteren Entwicklung der
Sachlage zeitnah informiert hat. Positiv war auch, dass die Gutachten am
11.02.2005 präsentiert und schriftlich verteilt wurden, so dass sie in der
Fraktion und im Vorstand besprochen werden konnten. Das erste Gutachten im
Jahre 2002 haben z.B. nur die Verwaltungsräte und nicht die Fraktionen
erhalten. Dies war also ein großer Fortschritt gegenüber 2002.
Dass
es auf die Privatisierung hinausläuft, war spätestens nach dem Zeitungsartikel
der CSU- Fraktion vom 19.02.2005 klar, als sich zum Schluss der gesundheitspolitische
Sprecher und Stellv. Fraktionsvorsitzende Zöller zu Wort meldete und sich klar
für die Privatisierung “als den besten
Weg” aussprach. Da war die Entscheidung eigentlich schon gefallen.
Am
22.03.2005 gab uns Landrat Schwing in einer Sitzung der Fraktionsvorsitzenden
einige Eckpunkte des geplanten Übernahmevertrages bekannt. Aber diese Punkte
konnten unsere Skepsis gegenüber der Privatisierung noch nicht ausräumen. Da
waren noch viel zu viele Punkte offen. Warum haben Sie z.B. den Fraktionsvorsitzenden
am 22.03.2005 nicht gesagt, dass die Rhön-Klinikum AG das Krankenhaus Miltenberg
völlig neu bauen wollen?
Die
Freien Wähler haben aus den Erfahrungen des Jahres 2002 beschlossen, die
Bevölkerung in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Wir haben z.B. in einer
Informationsveranstaltung am 13.07.2004 in Miltenberg die Idee für die
Verbundlösung entwickelt. Zumindest sollte sie geprüft werden. Wir haben am
04.04.2005 in einer weiteren Veranstaltung in Erlenbach vor rund 50
interessierten Zuhörern und Kreistagspolitikern aus Aschaffenburg erfahren
müssen, dass die Verbundlösung in Aschaffenburg nicht ansatzweise geprüft wurde
und dass es zur Privatisierung noch viele Fragen gibt. Wenn niemand von der
GmbH anwesend ist, der hierzu Stellung nimmt, bleiben die Fragen offen und man
braucht sich nicht wundern, dass die Presseberichte entsprechend kritisch
ausfallen. An uns hat es nicht gelegen.
- Ich habe Herrn Büchler mehrfach zu
Veranstaltungen eingeladen. Hier hätte er Gelegenheit gehabt, aus erster Hand
die von Bürgern und Kommunalpolitikern vorgetragenen Kritikpunkte zu
widerlegen. Aber er nutzte diese Chance nicht, weil er angeblich nicht zu
politischen Parteien geht. Erst am 11.04.2005, als das Übernahmekonzept
vorgetragen wurde, konnte man sich mit dem Gedanken eines Verkaufs anfreunden.
Aber diese Infos kamen in nichtöffentlicher Sitzung. Man hätte viele negative
Pressemeldungen vermeiden können, wenn man diese Aspekte in einer öffentlichen
Versammlung vorgestellt hätte. Warum kann ein Stellv. Vorsitzender, der die
Punkte hervorragend vertritt, dies nur hinter verschlossenen Türen tun. Hier
wurde vom Landkreis die große Chance verspielt, Vertrauen bei der Bevölkerung
für die “wichtigste Entscheidung des Kreistages in den letzten 30 Jahren” im Vorfeld
aufzubauen. Der Ortsverband Bürgstadt spricht von großer Beunruhigung in der
Bevölkerung aufgrund der schlechten Informationspolitik, die der mögliche
Verkauf mit sich bringt. Und der
Ortsverband Großwallstadt spricht sogar von Kritik auch seitens sehr vieler
CSU-Mitglieder.
- Das Übernahmeangebot basiert aus den Zahlen
der GmbH aus dem Jahr 2004. Diese Zahlen sind aber wichtig für die
Entscheidungsfindung. Leider wurden diese Zahlen den Kreistagsmitgliedern bis
Mittwoch nicht zur Verfügung gestellt. Herr Büchler teilte mir vor zwei Wochen
lediglich mit, dass der Verlust der GmbH im Jahre 2004 500.000,00 € betrug. In der Sitzung des
Verwaltungsrates korrigierte er diese Zahl wieder und nannte als Verlust die Zahl
629.000,00 €. Dies hat schon verwirrt, wenn gleich es dafür auch eine Erklärung
gibt.
Fazit: Es gibt noch
einige Möglichkeiten für die Zukunft, diese Informationspolitik zu verbessern.
Unsere Diskussionen mit der Basis haben ganz klar gezeigt, dass nicht
vorhandene Informationen zu Unsicherheit und berechtigter Kritik führen.
Frage 6: Wie stimmen die Freien Wähler heute ab?
Trotz
dieser nach unserer Auffassung völlig berechtigten Kritikpunkte und der
fehlenden Prüfung der Verbundlösung sind wir pragmatisch vorgegangen und haben uns bei der Entscheidung von folgenden
übergeordneten Punkten leiten lassen:
- Was bringt der Verkauf der Krankenhäuser für
die Bevölkerung des Landkreises Miltenberg?
- Überwiegen die Vor- oder Nachteile?
- Was sagen die direkt Betroffenen dazu?
- Was bedeutet der Verkauf der Krankenhäuser
finanziell für die Kommunen und den Landkreis?
Wie
sieht das Gesamtergebnis der Prüfung durch die Fraktion Freie Wähler aus?
- Die bundespolitischen Rahmenbedingungen
(Stichworte: Fallpauschalen, die Kosten steigen, die Erlöse sind “gedeckelt”)
zwingen zum Handeln.
- Der Verkauf der Krankenhäuser bringt nach
unserer Auffassung eine qualitative Verbesserung der medizinischen Versorgung
der Bevölkerung des Landkreises Miltenberg.
- Der Standort Miltenberg wird mittel- und
langfristig gesichert und nicht “amputiert”.
- Auch die Krankenpflegeschule bleibt
erhalten.
- Der Betriebsrat wurde frühzeitig in das
Konzept eingebunden und konnte verschiedene Vorstellungen einbringen; der
Betriebsrat hat dem Verkauf zugestimmt. (Ohne dieses positive Votum des
Betriebsrats würden wir nie zustimmen.)
- Auch die ärztlichen Direktoren haben in der
Sitzung des Verwaltungsrates das geplante Vorgehen begrüßt.
- Der Landkreis Miltenberg muss künftig nicht mehr für Defizite aufkommen und es wird gehofft, dass sich nach den umfangreichen Investitionen durch die privaten Betreiber, durch die stärkere unternehmerische Betriebsführung und die erzielten Synergieeffekte die Ertraglage verbessert und die Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg wettbewerbsfähig bleiben.
- Durch die geplanten Investitionen von 23 Mio
€ werden die Standorte Erlenbach und Miltenberg qualitativ verbessert,
insbesondere der Neubau in Miltenberg ist hier zu erwähnen. Das Konzept der
Rhön-Klinikum AG ist überzeugend.
- Natürlich wissen wir, dass wir die
Grundstücke und die Gebäude und damit “unsere Krankenhäuser” abgeben. Dies
schmerzt schon etwas und es wird einige Zeit dauern, bis die Bevölkerung das
akzeptiert. Daher beantragen die Freien Wähler, dass in den nächsten Wochen
zumindest in Erlenbach und Miltenberg zwei öffentliche Veranstaltungen
durchgeführt werden, auf denen das neue Konzept der medizinischen Versorgung
der Bevölkerung vorgestellt wird. Weiter wird die Landkreisverwaltung
aufgefordert, in einem Rundschreiben an alle Bürgerinnen und Bürger des
Landkreises Miltenberg die Entscheidung des Kreistages zu erläutern. Denn durch
die heutige Entscheidung sind auf keinen Fall sämtliche Bedenken der
Bevölkerung ausgeräumt.
Ein kleiner Exkurs zum Schluss: Trotz aller Verbesserungen im Krankenhaussektor sollten wir beachten, dass die Gesundheit das höchste Gut ist, das wir uns alle wünschen. Denn es gibt 1000 Krankheiten, aber nur eine Gesundheit. Gesundheit ist die Summe aller Krankheiten, die man nicht hat. Auf der anderen Seite gilt auch das Zitat: “Gesundheit ist eine gute Idee: Die Abweichungen sind die Realität. Hier müssen wir im Landkreis Miltenberg für die Zukunft im Hinblick auf diese Abweichungen gut gerüstet sein”.
Nach gewissenhafter Prüfung aller Pro- und Contra-Argumente ist ein Ja zum geplanten Verkauf der Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg zu verantworten. Daher werden die Freien Wähler mit großer Mehrheit zustimmen.
Kreisrat Stappel, Vorsitzender der Fraktion Neue Mitte
trug folgendes vor:
Sehr geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen des Kreistages, auch wir Mitglieder der Neuen Mitte haben uns schon lange im Vorfeld über die derzeitige Entwicklung sowie die wirtschaftlichen Verhältnisse unserer beiden Krankenhäuser in Erlenbach und Miltenberg informiert und dabei festgestellt, dass wir diesem negativen Trend auf Dauer nicht Stand halten können und die Finanzkraft unseres ohnehin schon stark verschuldeten Landkreises zu schwach ist, um die jährlich entstehenden und immer größer werdenden Defizite auszugleichen.
Auch bei etwaigen Einsparungen durch einen anderen
Führungsstil war es rechnerisch gesehen für uns eine fast unlösbare Aufgabe,
diese unsere beiden Krankenhäuser aus eigener Kraft erfolgreich weiter zu
führen, abgesehen davon, dass auch neue Investitionen anfallen würden und der
Landkreis dafür keine finanziellen Mittel frei hat.
Dass hier so bald wie möglich etwas geschehen muss,
war uns schon von diesem Zeitpunkt an klar. Doch wie wir das angehen, welche
Lösung wir anstreben oder besser gesagt, welchen Weg wir im Sinne der
Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Miltenberg am erfolgreichsten
beschreiten sollen, haben wir durch viele Informationen und Gespräche erfahren
sowie durch unternehmerisch geführte Diskussionen erarbeitet und auch danach
gehandelt. Selbstverständlich haben wir uns auch die Meinung und die
Stimmungslage der Kreisbürgerinnen und –bürger angehört.
Fakt war für uns und ist es bis zur jetzigen Stunde
geblieben: Wir wollen und müssen für unsere Landkreisbevölkerung die beiden
Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg mit allen zur Verfügung stehenden
Mitteln erhalten. Hier begann in unserer Fraktion die sehr wichtige Feinarbeit,
der wir uns nicht verschlossen haben. Im Gegenteil, wir besuchten schon im letzten
Jahr ein anders geführtes Krankenhaus, sprachen mit Ärzten, dem Pflegepersonal,
dem Personalratsvorsitzenden und dem Geschäftsführer und begutachteten den
Führungsstil und die Wirtschaftlichkeit dieses Hauses. Wir haben uns Zahlen,
Fakten, Leistungsbögen und verschiedene Neuerungen zeigen und vorlegen lassen,
damit wir auch Vergleiche anstellen konnten und unsere Entscheidungsfindung
erleichtert wurde. In der Zwischenzeit haben wir uns stets weiter informiert,
sind am Ball geblieben und haben unsere Krankenhäuser sowie das Klinikum
Aschaffenburg und das Krankenhaus Alzenau-Wasserlos nicht aus den Augen
gelassen.
Nun stehen wir vor einer großen und
verantwortungsvollen Entscheidung, einer Entscheidung für das nächste
Jahrhundert oder wenn man so will, auch eine Generations-Entscheidung für
unseren Landkreis und hier ist es für mich 5 Minuten vor 12.00 Uhr. Es wurde ja
im Vorfeld über die Medien so viel und vor allen Dingen auch sehr
unterschiedlich berichtet, dass zuletzt fast niemand mehr durchblicken konnte,
was richtig, falsch oder wahr ist.
Wir Mitglieder der Neuen Mitte haben unsere Weichen
klar und eindeutig gestellt, nachdem wir alles geprüft hatten. Unsere
Grundsätze lauten: Wir wollen unsere beiden Krankenhäuser grundsätzlich und
funktionsfähig erhalten. Wir brauchen für unsere Bürgerinnen und Bürger eine
optimale medizinische Versorgung und Betreuung vor Ort. Dies muss auch in
Zukunft gewährleistet sein. Aus eigener Kraft können wir unsere Häuser auf keinen
Fall erfolgreich weiterführen, da die Finanzkraft des Landkreises Miltenberg zu
schwach ist. Die Planung mit dem Regionalverbund Untermain kommt für uns
überhaupt nicht in Frage. Der Grund dafür: Aschaffenburg schreibt schon lange
rote Zahlen und steht viel schlechter da als wir im Landkreis Miltenberg.
Sollen wir in ein Boot einsteigen, das schon jetzt ein Leck hat und nicht
sicher ist? Wollen wir, obwohl wir selbst finanziell nicht die gesündesten
sind, mit zwei finanziell Kranken weiterarbeiten?
Hier ist uns das Risiko im Hinblick auf unsere
Verantwortung viel zu groß. Denn wenn wir im Verbund sind und dieser in die
Schieflage kommt, sind wir die ersten, die den Kürzeren ziehen und müssen
Fehlentwicklungen und –planungen mittragen und vor allen Dingen mit bezahlen.
Dieser Plan steht für uns nur auf einem Bein und Einstieg kommt für die
Mitglieder der Neuen Mitte nicht in Frage. Also verbleibt zuletzt nur der
private Betreiber Rhön-Klinikum AG. Auf Grund der bisherigen Informationen und
Beratungen sind die Vorstellungen und Erwartungen der Neuen Mitte weitgehend
erfüllt. Nach Vorstellung und Überprüfung des Übernahme- und Wirtschaftsplanes
sowie der Zusage bezüglich des Erhalts der Arbeitsplätze war klar, dass wir uns
für den Verkauf der Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg an die Rhön-Klinikum
AG entscheiden werden. Wir sind sicher, dass wir damit die beste Entscheidung
zum Wohle und im Interesse der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises
Miltenberg treffen werden.
Zum Schluss danken die Mitglieder der Neuen Mitte
Landrat Schwing sowie allen Beteiligten für die gute Verhandlungsführung und
die guten Informationen.
Kreisrat Scherf (Bündnis 90/Die Grünen) trug folgendes
vor:
Sehr geehrter Herr Landrat, sehr geehrte Vertreter der
Rhön-Klinikum AG, von PricewarerhouseCoopers und der Schindhelm
Rechtsanwaltskanzlei, verehrte Kreisrätinnen und Kreisräte, die gesicherte
Zukunft der Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg liegt den Menschen im
Landkreis Miltenberg sehr am Herzen. In dieser Verantwortung stehen wir als
handelnde Politiker. Gestern haben wir Kreisrätinnen und Kreisräte endlich
einen ersten, späten und nicht allzu intensiven Einblick in das Vertragswerk
einer möglichen Veräußerung der wesentlichen Teile der Krankenhaus-GmbH an eine
neu zu schaffende Rhön-Klinik Miltenberg gesehen. Die wesentlichen Inhalte der
Privatisierung sind verlockend. Froh sind wir auch angesichts vieler
Nachbesserungen im Kaufangebot über das gute Verhandlungsgeschick von PWC, die
der Rhön-Klinikum AG plötzlich ein deutlich besseres Angebot als Herr Büchler
entlocken konnten.
Zu einer eindeutigen Beurteilung fehlt am heutigen Tag
jedoch die Alternative: Uns liegt kein mögliches Konzept über den Verbund bzw.
die Weiterführung vor. Gerade wenn die Rhön-Klinikum AG ein offensichtlich so
gutes Angebot machen, zeigt dies die Lebensfähigkeit der Krankenhaus-GmbH und
die Attraktivität der Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg, wobei nach
Ergebnis aller Verhandlungen vor allem das Krankenhaus Erlenbach für einen
privaten Anbieter hochattraktiv ist.
Gescheitert sind Geschäftsführer Büchler und die
Konstruktion als GmbH. Das Ziel, modernes Management-Denken in unsere
Krankenhäuser zu bringen, ist gescheitert, denn starre Strukturen konnten weder
die GmbH mit Herrn Büchler, noch die verkrustete und zu Reformen unwillige
Kreistagsfraktion aus CSU und Neuer Mitte aufbrechen. Die Umstrukturierung in
die GmbH hat nicht den von der Kreistagsmehrheit versprochenen Erfolg gebracht.
Im Dezember 2002 begleitete der Kreistagsbeschluss zur
(zurückhaltenden) Strukturreform die Aussagen des Landrats und der
CSU-Fraktion; diese Strukturreformen seien nur der Anfang, wenn man unsere
Krankenhäuser fit machen wolle für die Zukunft. Laut war das Pfeifen – groß war
die Furcht im dunklen Wald einer nötigen Strukturreform der Krankenhaus-GmbH
beim Trio Büchler/Schwing/Andre – und man verzichtete fortan auf jeden Versuch,
die Strukturen der Krankenhaus-GmbH zukunftsorientiert zu verändern. Ohne
Aufsehen wurde nur noch der Verkauf angepeilt. Flankiert wurde dies von
Täuschungsmanövern – Gutachten über einen möglichen Verbund als Feigenblatt für
den geplanten Verkauf oder ein in den Raum gestelltes Defizit von 2,1 Mio € für
das Jahr 2004. Was Herr Büchler für den positiven Fall prognostizierte, also in
Wirklichkeit noch schlimmer werde, ist nun hinfällig – es sieht weit besser
aus. Das Ergebnis dieser Aktionen: Geschäftsführung und Landrat haben durch ihr
absolut einseitiges Anpeilen des Verkaufs Vertrauen verloren – Vertrauen in der
Bevölkerung, Vertrauen im Kreistag.
Vielleicht mag die Privatisierung ein gutes Ende
nehmen – wir wünschen, da die Mehrheitsverhältnisse klar sind, dem neuen
Krankenhausbetreiber alles Gute im Sinne der Menschen vor Ort. Jedoch wurde nie
ernsthaft auch nur in Erwägung gezogen, welche Reformen unsere GmbH bräuchte,
um selbständig fit zu werden für die Zukunft, noch ernsthaft der Verbund
ausgelotet. Dass unter diesem Zeitdruck und mit der offensichtlichen
Lustlosigkeit eines Briefwechsels unter Parteifreunden die Verbundgespräche nicht
zum Ergebnis geführt haben, überrascht nicht!
Grundsätzlich wird der Eindruck erweckt, Politik
schade, wenn es um wirtschaftliches Handeln gehe, während unser verehrter
Bundespräsident für mehr ehrenamtliches politisches Engagement wirbt. Unsere
Krankenhaus-GmbH hat denn auch nicht grundsätzlich der politische Einfluss
geschadet. Geschadet hat die Gestaltungsfähigkeit und der Reformwille der
politischen Mehrheit und der Geschäftsführung. Um nicht zuzulassen, dass
Politik grundsätzlich schlecht geredet wird, müssen wir diese Verantwortung
klar benennen. Politik muss gestalten, das haben Landrat und die ihn stützende
Kreistagsmehrheit versäumt.
Grüne Politik ist: Gesundheit ist und bleibt wegen
ihrer Bedeutung Aufgabe der öffentlichen Hand. Bedenklich ist das Diktat
alleine des wirtschaftlichen Denkens und der Gewinnausschüttung an Aktionäre.
Einige Vertragsinhalte lassen viel Spielraum zu, wie die Zusage der
Weiterführung der Berufsfachschule nach wirtschaftlichen Aspekten. Bündnis
90/Die Grünen lehnt einen Verkauf ab, da die Möglichkeit der Eigenständigkeit
oder eines regionalen Verbunds nicht nachhaltig geprüft wurde bzw. dies
politisch nicht gewollt war.
Kreisrat Dr. Linduschka (FDP/UWG) wies darauf hin,
dass er auch namens Kreisrätin Manderfeld-Albreit und Kreisrätin Marsilia
spreche. Es könne davon ausgegangen werden, dass jede Kreisrätin und jeder
Kreisrat nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden werde. Er (Kreisrat Dr.
Linduschka) und die Kreisrätinnen Manderfeld-Albreit und Marsilia hätten keine
Zweifel am Konzept der Rhön-Klinikum AG. Die Informationen hierüber, die innerhalb der letzten 24 Stunden gegeben
worden seien, hätten überzeugt. Zweifel bestehen allerdings dahingehend, dass
der Auftrag des Kreistages vom 26.07.2004, auch die Alternative “Verbundlösung
mit dem Klinikum Aschaffenburg und dem Kreiskrankenhaus Alzenau-Wasserlos” zu
prüfen nicht ernsthaft ausgeführt worden sei. Das Vertrauen in Landrat Schwing,
was Innovation betreffe, sei bei ihm (Kreisrat Dr. Linduschka) unverändert
groß. Im Hinblick auf die Verbundlösung sei er jedoch misstrauisch. So sei z.B.
bezüglich des Krankenhausdefizits 2004 der Betrag von 2,1 Mio € genannt worden,
was den Entscheidungsdruck größer gemacht habe. Dass es gelungen sei, das
Defizit innerhalb weniger Monate auf ein Viertel zu reduzieren, spreche das für
die glänzende Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern
und bedeute, dass der Spielraum für Alternativen nicht ausgelotet worden sei.
Dafür hätte man allerdings Zeit gebracht. Die beiden Mitglieder der FDP/UWG und
Kreisrätin Marsilia werden einem Verkauf der Krankenhäuser im Landkreis
Miltenberg nicht zustimmen.
Kreisrat
Frey (ödp) trug folgendes vor:
Sehr
geehrter Herr Landrat, verehrte Anwesende, aus meiner Sicht vollzieht sich hier
ein seltsamer Vorgang, vergleichbar der Situation, in der Sie sich befänden,
sollten Sie sich in einem
Ausstellungsraum für das schönste Bild entscheiden, wobei nur eines gut
ausgeleuchtet ist und die anderen in einem schummerigen Dunkel hängen. Seit
Wochen habe ich versucht, Informationen zu den verschiedenen in Rede stehenden
Optionen zu erlangen. Wesentliche Unterlagen sind mir bis zum Schluss nicht zur
Verfügung gestellt worden. Weder in die vollständigen Gutachten, noch in den
vorläufigen Geschäftsbericht der Krankenhaus-GmbH für 2004 durfte ich Einblick
nehmen. Nun soll ich für den Verkauf einer Unternehmung stimmen, deren
wirtschaftliche Situation mir nur aus diffusen Quellen bekannt ist. Ich weiß
nicht; Herr Landrat, was Sie dazu bewogen hat, eine “Informationspolitik” im
Vorfeld dieser Entscheidung zu betreiben, die in meinen Augen eher die
Qualitäten einer Verschleierungsstrategie aufweist. Bei vielen Bürgern und auch
bei etlichen Mitgliedern dieses Kreistages stößt Ihr Verhalten auf
Unverständnis. Mich jedenfalls bringt es zum Nachdenken über die Frage, wieso
Sie lieber den mit Ihrem Verhalten verbundenen Vertrauensverlust in Kauf nehmen
als eine offene Information zu ermöglichen.
Herr
Dr. v. Friesen und Herr Garwisch haben uns gestern ein interessantes Modell für
eine mögliche Lösung nahegebracht und plausibel vertreten. Auf meine Frage,
warum ein privater Investor unter gleichen Rahmenbedingungen Gewinne erwirtschaften
kann, wo unsere GmbH Verluste macht, hat er mehrere mögliche Ursachen
aufgezählt: Synergieeffekte innerhalb eines großen Konzerns werden wir nicht
erzielen können, der Rest hat viel mit Politik und Management zu tun. Ich
glaube, egal ob es sich um die Maßnahmen eines “Privaten” zur Reduzierung der
Personalkosten handelt, um die Verhandlungen mit den Kassen oder die
Ausgestaltung von Kooperationsverträgen, bei entsprechendem unternehmerischem
Geschick und mit entsprechender Beratung wäre da in der Vergangenheit für uns
viel mehr zu erreichen gewesen. Ein Blick über unsere Landkreisgrenzen zeigt,
dass es möglich ist. Und es war Ihre politische Entscheidung, Herr Landrat,
lieber jetzt unsere GmbH zu verkaufen, ohne es je mit einer flexibleren
Geschäftsführung versucht zu haben, wie das ein “Privater” sehr wahrscheinlich
getan hätte. Insofern gebe ich Herrn Dr. von Friesen Recht, da haben es die
“Privaten” leichter.
Die
Rhön-Klinikum AG will Gewinne erzielen.
Das ist nachvollziehbar und in Ordnung, aber klar ist auch, dass diese
Wertschöpfung dem Landkreis Miltenberg verloren geht, genauso wie das gesamte
Anlagevermögen der GmbH. Da diese gemeinnützig wirtschaftet, also keine
Aktionäre befriedigen muss, hätte sie zunächst einmal einen Wettbewerbsvorteil,
den die Geschäftsführung nicht nutzen konnte. Nun kann man sich natürlich ganz
pragmatisch auf den Standpunkt verkriechen, egal wo die Ursachen liegen, wir
stecken in der Klemme, verkaufen wir doch unsere Krankenhäuser an einen seriösen Partner, der uns ein gutes
Konzept anbietet und wir haben ein paar Sorgen weniger. Richtig! Und bei dieser
Gelegenheit verhökern wir gleichzeitig mit der GmbH auch ein Stück
Gestaltungsspielraum der Politik, ein Stück der Zivilgesellschaft und ein Stück
Demokratie. Diese Werte werden jedenfalls mit dem Verkauf dem “freien Markt”
untergeordnet, und daran kann auch das schönste Konzept der Rhön-Klinikum AG
nichts ändern. Wer den Verkauf betreibt, sollte wenigstens so ehrlich sein,
sich dies einzugestehen.
Im
Prinzip wünsche ich mir eine wirtschaftliche Lösung wenn irgend möglich unter
kommunaler Regie; nur als ultima ratio kommt für mich auch ein Verkauf in
Frage. Eine auch nur einigermaßen ausgewogene Entscheidung kann ich aber
aufgrund der unzureichenden Informationslage nicht treffen. Zudem ist es Ihnen,
Herr Landrat, nicht gelungen, mich von der Ernsthaftigkeit Ihrer Bemühungen zu
überzeugen, auch die anderen Optionen für unsere GmbH ehrlich zu prüfen.
Insofern werde ich einem Verkauf zum jetzigen Zeitpunkt meine Zustimmung verweigern.
Kreisrätin
Almritter teilte mit, dass sich für sie am Abend nach dem glorreichen Beschluss
des Verwaltungsrates der Krankenhaus-GmbH für den Verkauf der Krankenhäuser im
Landkreis Miltenberg an die Rhön-Klinikum AG die Gelegenheit ergeben habe, im
Fernsehen eine Reportage über die Privatisierung von Wasser in Deutschland und
über deren Gefahren zu verfolgen. Viele werden fragen, was das miteinander zu
tun habe. Viel, sehr viel. Wasser wie auch Gesundheit seien elementare Güter
und seien, da sie nicht von jedem einzelnen verwaltet und gesichert werden
können, in unserem politischen System denen übertragen, die die Bevölkerung
vertreten und denen ein Mandat dafür übertragen worden sei.
Natürlich
sei dies nicht immer einfach und manchmal auch mühselig, gerade wenn es gelte,
verschiedene Ansichten auf einen Nenner zu bringen. Auch sei klar, dass im
Bereich der Krankenhaus-GmbH Umstrukturierungen erforderlich werden, alleine
schon auf Grund der gesetzlichen Vorgaben. Dies gebe uns aber nicht das Recht
zu sagen, es sei effizienter und leichter zu “handeln”, wenn wir diese Rechte
und Pflichten einem privaten Betreiber übergeben. Sowohl Wasser als auch
Gesundheitsfürsorge können und dürfen nicht allein nach dem share holder value
beurteilt werden, das wäre fatal.
Zum
einen sei es nicht unproblematisch, in unserem System der Demokratie zu einem
Konsens zu kommen. Auch sei diese Art der politischen Ordnung äußerst anfällig
gegenüber Meinungsäußerungen und Einflussnahmen von außerhalb. Aber genau das
zeichne diese Art der politischen Gestaltung aus und es sei wohl tausendmal
besser als eine der anderen bekannten politischen Strukturen, in der zwar nur
wenige bestimmen, wo es lang gehe und die anderen sich dafür aber auch nicht
auseinandersetzen müssen – wobei man sich in Bayern schon fragen könne, ob sich
hier nicht bereits ein Übergang ins andere System vollziehe.
Sie
(Kreisrätin Almritter) könne auch die Beschäftigten der Krankenhaus-GmbH
verstehen, die mittlerweile der Hin- und Herzerrerei überdrüssig seien und sich
endlich nach klaren Zukunftsperspektiven sehnen. Die Unsicherheit über den
Arbeitsplatz könne mürbe machen.
Und
hier kommen wir zu des Pudels Kern: Es sei von jenen, die schon lange den
Verkauf der Krankernhäuser an einen privaten Betreiber für die beste Lösung
halten, auf Zeit gespielt worden – mit
dem Bewusstsein, dass sowohl Personal als auch Bevölkerung irgendwann einen
Punkt erreichen werden, an dem ihnen alles recht sein werde, Hauptsache diese ewigen
Diskussionen hören endlich auf und man wisse, wo es lang gehen werde – egal
wie.
Hinzu
komme die Tatsache, dass der Auftrag des Kreistages vom 26.07.2004, die
Möglichkeit einer Verbundlösung mit Aschaffenburg und Alzenau zu überprüfen, in
keinster Weise erfüllt worden sei. Die Zeit, insbesondere das zweite Halbjahr
2004 sei ohne ein Anzeichen von Aktivität in diese Richtung verstrichen. Das
Argument, dass man das Gutachten von Ernst und Young habe abwarten wollen oder
müssen, grenze schon an Lächerlichkeit, denn jeder wisse, dass gewisse Sachen
bereits in dieser Zeit besprochen und abgeklopft hätten werden können – wäre
der politische Wille vorhanden gewesen. Bereits am 14.01.2005 sei den Chefs der
drei Gebietskörperschaften das Ergebnis des Gutachtens über die Verbundlösung
mit dem Resultat, dass eine solche Lösung durchaus möglich wäre und sich auch
rechnen würde, bekannt gegeben worden. Dies sei ja auch durchaus logisch, denn
keine/r scheine sich wirklich die Frage zu stellen, dass, wenn sich ein
privater Betreiber gute Chancen in unserer Region auf dem sich neu
strukturierenden Gesundheitsmarkt ausrechne - und das tue er, sonst würde er
nicht die beiden Häuser kaufen - warum um Gottes Willen soll dies einer gut
strukturierten Organisation der Gebietskörperschaften in der Region 1 unter einem
professionellen Management nicht auch gelingen. Aber das sei nicht der
politische Wille derer gewesen, die es hätten in die Wege leiten können und so
habe sich keiner ein Bein ausgerissen, um wenigsten die wenige verbliebene Zeit
bis zur Entscheidung über die Zukunft der Krankenhaus-GmbH effektiv zu nutzen.
Da sei zwar mal ein Brief mit zwei wichtigen Fragen geschrieben worden und am
08.04.2005 habe es auch noch ein Gipfeltreffen gegeben – aber das sei es dann
auch gewesen. Die einen hätten sich der Idee aus der Hybris heraus verweigert,
dass man ja groß genug sei, all die Unbillen der Neuordnung auf dem
Gesundheitsmarkt auszustehen, die anderen tief beseelt von dem Wunsch, sich
durch einen Verkauf aller Probleme, hauptsächlich der Einflussnahme der Politik
entledigen zu können.
Zum
Erhalt des Krankenhauses Miltenberg: Hier werde immer so argumentiert, als
hätte die Verbundlösung im Gutachten vorgesehen, das Haus platt zu machen – das
stimme nicht. Dass es in einem Verbund anders strukturiert werden müsste sei
jedem klar gewesen und zwischen einem Medizinischen Versorgungszentrum und
einer Tele-Portalklinik sei der Unterschied so groß nicht. Außerdem könne man
dem Landkreis schon heute zu den beiden Kernspinntomographen gratulieren und
daran erinnern, dass diese Geräte sehr kostenintensiv seien und gerade ein
privater Betreiber mit Sicherheit ein Auge darauf haben werde, dass sie sich
auch rentieren.
Noch
eine kurze Anmerkung zu den Investitionen, die bei einer Verbundlösung auf die
Gebietskörperschaften zugekommen wären: Bei anderen Projekten sei bei weitem
nicht soviel lamentiert worden. Es werde in diesem Zusammenhang an den
freiwilligen Zuschuss zum Brückenbau in Sulzbach a.Main - Niedernberg und an
die Luxussanierung der Untermainhalle Elsenfeld erinnert, beides bei Gott keine
unerhebliche Summen.
Da
die Option Verbundlösung der Krankenhäuser in der Region 1, die übrigens in dem
erwähnten Gutachten durchaus positiv beurteilt werde, nicht zur Wahl stehe,
könne hier auch keine Wahl vorgenommen werden. Aus den genannten Gründen sei es
ihr (Kreisrätin Almritter) am 11.04.2005 nicht möglich gewesen, einem Verkauf
der Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg an die Rhön-Klinikum AG zuzustimmen.
Auch heute werde sie nicht dafür stimmen.
Kreisrat Bieber berichtete, dass er bedingt durch die
Krankheit seines Vaters in den letzten zwei Jahren Erfahrungen mit vier
Krankenhäusern sammeln konnte, die er für die heute zu treffende Entscheidung
verwerten könne. Sehr gute Erfahrungen habe er mit dem Krankenhaus Miltenberg,
dem Rhön-Klinikum Bad Neustadt und der Geriatrie des Kreiskrankenhauses
Alzenau-Wasserlos gemacht. Die Erfahrungen mit dem Klinikum Aschaffenburg seien
leider so, dass eine Zusammenarbeit mit diesem Haus für ihn nie in Frage käme.
Das Klinikum Aschaffenburg müsste von Grund auf reformiert werden.
Kreisrat Bieber sagte weiter, er glaube, dass die
Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg mit dem Management der Rhön-Klinikum AG
in guten Händen sein werden. Für die Bevölkerung im Raum Miltenberg und im
Südspessart sei der Erhalt des Miltenberger Krankenhauses und eine gute
ärztliche Versorgung von großer Bedeutung. Er bat um verstärkte Information der
Bevölkerung, warum die Weiterführung der Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg
mit einer eigenen GmbH künftig nicht mehr möglich sei.
Kreisrat Trützler sprach die Überzeugung aus, dass die
Bürgerinnen und Bürger des gesamten Untermain Gewinner vom Verkauf der
Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg an die Rhön-Klinikum AG sein werden.
Durch die Beibehaltung von zwei Krankenhausträgern (Krankenhaus-Zweckverband
Aschaffenburg und Rhön-Klinikum AG) bleibe die Konkurrenzsituation erhalten,
weil sich beide Träger um Patienten bemühen müssen.
Kreisrätin Eberth sagte, auf die Begründung der
Ablehnung der SPD habe sie Vorfeld Wetten abschließen wollen. Sei es doch allzu
klar gewesen, mit welchen Argumenten sie ihre Entscheidung hinausschieben
wollen. Sie wissen zwar im Gegensatz zu den Grünen und der ödp, dass unsere
Krankenhäuser in der bisherigen Form nicht mehr weitergeführt werden können,
meinen aber, den Charme eines Ehebundes mit Aschaffenburg entdeckt zu haben.
Und nun werfen sie dem Landrat vor, diese Ehe nicht energisch genug angegangen
zu haben.
Zu einem Ehebund gehöre allerdings nicht nur die
Braut, sondern auch ein heiratswilliger Bräutigam. Doch der Aschaffenburger
Bräutigam zeige sich überhaupt nicht interessiert. Die SPD sage, das kann nicht
sein, daran sei nur die spröde Braut schuld. Vielleicht kenne man in
Aschaffenburg nur noch nicht die Vorzüge dieser Braut. Vielleicht helfe eine
ausführliche Expertise von Ernst & Young.
Dadurch wisse nur der Bräutigam, dass er mit dieser Ehe Äcker
hinzugewinne. Er wisse auch, dass er mit dem Hof und seinen Beschäftigten in
Erlenbach und Miltenberg nicht viel anfangen könne. Das Problem werde sich mit
der Zeit lösen, denkt er. Und er denke nicht im Traume daran, seine
Geriatrische Abteilung in unseren Landkreis zu verlegen. Die Braut wisse auch,
was er denke und wisse auch, dass sie in dieser Ehe nichts mehr zu sagen haben
und ihren Hof los sein werde, jedoch kräftig mitzahlen müsse. Außerdem fordere
das Gutachten ausdrücklich, dass dieser Verbund nicht politischer Einflussnahme
ausgesetzt sein dürfe, sondern ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten
handeln müsse. Angesichts unserer heutigen Sitzung wohl kaum realistisch.
Obwohl also der Bräutigam deutlich signalisiert habe,
lieber ledig bleiben zu wollen, wolle die SPD die Sache weiter betreiben. Davon
werde aber die Braut nicht attraktiver und übrigens auch nicht der Bräutigam.
Die Bewerber stehen also nicht gerade Schlange. Nun habe sich dennoch die
Rhön-Klinikum AG als Bewerber eingestellt. Interessanterweise habe man aus den
Redebeiträgen der SPD keine negativen Aussagen zur Rhön-Klinikum AG gehört.
Aber das habe bereits die Presse mit ihrer spezifischen Form der Informations-
und Meinungsdarbietung übernommen. Da sei von bedenklichem Rating und
Kartellanmahnung ausführlich die Rede. Mit feiner Ironie werde von der
“strahlenden Rüstung der Ritter des Rhön-Klinikums” gesprochen. Als erfahrener
Leser und Fernsehzuschauer wisse man natürlich, dass sich darunter nichts Gutes
verbergen könne. Hier sei der Journalist kundiger als die ihm nahestehende
Gewerkschaft ver.di. In deren Gutachten finden sich zur Rhön-Klinikum AG
nämlich nur zwei negative Aussagen bei sieben positiven, nämlich die
“Leistungsverdichtung” und eine “tendenzielle Abwertung der Pflege”. Allerdings
sei das Gutachten aus dem Internet entfernt worden. Sollte es zu positiv ausgefallen
sein?
Fazit: Unsere Krankenhäuser bleiben erhalten. Die
Arbeitsplätze werden gesichert. Es werde in die Zukunft investiert.
Kreisrat Reinhard wies darauf hin, dass im
Gesundheitswesen Reformen erforderlich seien. Aufgrund vollkommen neuer Rahmenbedingungen
habe sich die Krankenhauslandschaft in den letzten Jahren verändert und werde
sich noch weiter verändern. Angeblich sollen 25 % der Krankenhäuser geschlossen
werden. Davon werde auch das Klinikum Aschaffenburg betroffen sein. Die
Weiterführung des Krankenhauses Miltenberg in der bisherigen Form sei unter
diesen Bedingungen leider nicht mehr möglich. Unter wirtschaftlichen
Gesichtpunkten müsste dieses Haus bereits jetzt geschlossen werden. Ziel der
CSU-Fraktion sei es, auch im südlichen Teil des Landkreises Miltenberg eine
hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten und
zwar auf Dauer. Die Rhön-Klinikum AG biete das. Deshalb sei der Verkauf der
Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg die richtige Lösung.
Kreisrat Stolz bemerkte, dass die Diskussion so weit
fortgeschritten sei, dass immer wieder das gleiche nur aus anderem Mund zu
hören sei. Zum Vortrag von Kreisrat Scherf sei zu sagen, dass ein
Kreistagsmitglied zu Entscheidungen berufen sei. Alle Aschaffenburger Politiker
würden sich hoch schätzen, wenn sie den Wissensstand der Mitglieder des
Kreistages Miltenberg hätten. Aus Aschaffenburg sei bisher nur Verzögerungs-
und Mauertaktik bekannt. Den Ausführungen von Kreisrat Dr. Linduschka sei
anzumerken, dass, gerade weil die Verantwortung so groß sei, der Kreistag
Miltenberg möglichst schnell und zügig eine Entscheidung treffen müsse.
Entscheidend sei, dass die Mitsprache der Politik in
einem Wirtschaftsunternehmen nur verhindere und nichts auf den Weg bringe. Wenn
man es als Kreistagsmitglied ernst meine und den Wissensstand von heute habe,
könne man sich nur für den Verkauf der Krankenhäuser im Landkreis Miltenberg an
einen kompetenten Partner entscheiden und zwar sofort. Denn nur so könne man
der Bevölkerung und dem Personal garantieren, dass sich das Gesundheitswesen im
Landkreis Miltenberg weiter spezialisiere und die beiden Krankenhäuser bestehen
bleiben.
Kreisrätin Marsilia sagte, sie sehr kritisch gegenüber
den Äußerungen von Kreisrat Stappel. Er habe betont, dass der Verkauf der
Krankenhäuser keine Nachteile für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen
werde. Dass er diese Ansicht als Mann der Neuen Mitte vertrete, sei
verständlich. Nicht nachvollziehbar sei für sie allerdings, dass der
Betriebsrat der Privatisierung der Krankenhäuser positiv gegenüber stehe.
Kreisrat Fischer erklärte, für den Verkauf der
Krankenhäuser spreche, dass
- das
Krankenhaus im südlichen Teil des Landkreises Miltenberg erhalten bleibe,
- der Landkreis Miltenberg künftig keine
Krankenhaus-Defizite mehr übernehmen und daraufhin keine Kreisumlagenerhöhung
erfolgen müsse und
- die
Arbeitsplätze in den beiden Krankenhäusern gesichert werden.
Der Kreistag fasste sodann mit Stimmenmehrheit (37 Ja-
und 19 Nein-Stimmen) folgenden
B e s c h l u s s :
Der Kreistag stimmt dem Verkauf und der Übereignung
der Krankenhäuser Erlenbach und Miltenberg mit Aktiva und Passiva mit
wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar 2005 an die Erwerbergesellschaft des
Bewerbers Rhön-Klinikum AG zu und bevollmächtigt den Landrat zur Abgabe der
hierzu in der Gesellschafterversammlung der Krankenhaus-GmbH Landkreis
Miltenberg sowie vor dem beurkundenden Notar erforderlichen Erklärungen.