Tagesordnungspunkt
TOP Ö 5: Bericht der Gleichstellungsbeauftragten
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 20.12.2004 KT/016/2004 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Frau Seidel, Gleichstellungsbeauftragte, gab folgenden
Bericht:
Aufgabenbereiche
- Information
und Beratung
- Öffentlichkeits-
und Bildungsarbeit
- Vernetzung
und Kooperation
- Veranstaltungsreihen
- konzeptionelle
Arbeit und Projekte
- Gremienarbeit:
Jugendhilfe- und Präventionsausschuss, Klausurforum
Beratung
- 8 % Männer,
- 92
% Frauen,
- in
75 % aller Fälle waren auch Kinder betroffen.
- Herkunftsländer:
70 % Deutschland, 10 % Türkei, 5 % Polen, 15 % 7 weitere Länder.
Beratungsthemen
- 29
% Trennung, Scheidung
- 20
% Gewalt
- 19
% Situation am Arbeitsplatz
- 14
% psych. Probleme/Sucht
- 11
% Sozialamt
- 3 % Erziehung
- 2 % Schwangerschaft
- 2 % Aufenthaltsrecht
Exkurs zum Thema “Gewalt”
Fälle häuslicher Gewalt
- bei
der Polizeiinspektion Miltenberg: 2004: 65, 2003: 115,
Kontaktverbot
wurde in 16 Fällen ausgesprochen, in 5 Fällen wurde dagegen verstoßen
- bei
der Polizeiinspektion Obernburg a.Main: 90 bis 95 (geschätzt).
- Im Vergleich zum Vorjahr wurden weniger
Kontaktverbote ausgesprochen und es gingen mehr Frauen ins Frauenhaus.
- Die Zusammenarbeit mit der Justiz funktioniert
gut.
Öffentlichkeitsarbeit
- Ausstellung “brustBilder” im Krankenhaus
Erlenbach a.Main:
Das Thema “Brustkrebs” aus der Tabuzone
herausholen. Die Versehrtheit des Körpers belastet die Psyche.
- Begleitende Fachvorträge zu den Themen
“Weibliche Identität”, “Diagnostik und Therapie”, “Prävention”, “Stillen”
Bildungsarbeit
Vorträge:
- Gender Mainstreaming in der Jugendarbeit im
Jugendhaus St. Kilian
- “Zurück in den Beruf – Hilfen für den
beruflichen Wiedereinstieg” an der VHS und im biz
- “Mini- und Midi-Jobs – die gesetzlichen
Regelungen” an der VHS und im biz
Vernetzung und Kooperation
- Agentur für Arbeit
- Beratungsstellen und Frauenhäuser
- Zusammenarbeit mit Sozial-, Jugend- und
Ausländeramt und Personalrat
- Arbeitskreise “Frauen und Gesundheit”,
“Mädchenarbeit”, “Gegen Gewalt gegen Frauen” bei Sefra
- Polizeiinspektionen Miltenberg und Obernburg
a.Main: Sachbearbeiter für häusliche Gewalt
- Gleichstellungsstellen der Nachbar-Kommunen,
Regierung und Bezirk
- Landesarbeitsgemeinschaft der bayerischen
Gleichstellungsbeauftragten
Veranstaltungsreihen
Mädchenwoche
vom 04. bis 16.04.2004 in den bayerischen Osterferien:
- Konflikt-Kompetenztraining
- Hochseilgarten “Forest Jump”
- Jazz- und HipHop-Dance
- Vulkanofenbau
- Steinmetz-Werkstatt
- Abschlussveranstaltung im Jugendhaus St.
Kilian
- veranstaltet von JUMP, Erzieherischem
Kinder- und Jugendschutz, Main-Job-Net, Bildungsreferat im Jugendhaus St.
Kilian, Bewegungszentrum Miltenberg
Girls´
Day am 22.04.2004:
- Zum dritten Mal im Landkreis Miltenberg
- Ziel: Mädchen für technische und
handwerkliche Berufe interessieren durch Besichtigungen und Mitmachaktionen in
Betrieben und Unternehmen z.B. bei IndustrieCenter Obernburg, OSWALD
Elektromotoren Miltenberg, WIKA Klingenberg a.Main, Alter Obstkeller Mönchberg,
Reis Robitics Obernburg a.Main oder einen Tag lang den Arbeitsplatz der Eltern
kennen lernen.
Konzeptionelle Arbeit und Projekte
- Seminar für Eltern alkoholgefährdeter Kids,
angeregt vom Präventionsausschuss in Zusammenarbeit mit der Suchtprävention,
dem Erzieherischen Kinder- und Jugendschutz und dem Jugendhaus St. Kilian,
mangels Interesse leider ausgefallen.
- Projekt “Starke Kinder”:
- Soziale
Kompetenz und Prävention sexuellen Missbrauchs für Kinder der 3. und 4.
Jahrgangsstufe.
- Am
häufigsten betroffen sind Mädchen und Jungen im Grundschulalter.
- Zusammenarbeit
mit dem Erzieherischen Kinder- und Jugendschutz und der Dipl.Sozialpädagogin
Sandra Bauer.
- Teilnahme
von neun Grundschulen mit ca. 500 Schülerinnen und Schülern von Dezember 2004
bis Dezember 2005.
- Lernziele:
Selbstwertgefühl und –bewusstsein, Selbstbehauptung und Kommunikation,
Selbstverteidigung.
Ausblick 2005
- Vorträge zu verschiedenen Themen
- Ausstellung zum Thema “Gewalt
gegen Frauen” in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat und Amnesty International
im Foyer des Landratsamtes Miltenberg.
- Girls´ Day am 28.04.2005
- Mädchen-Aktionswoche in den
Pfingstferien unter verstärkter Einbeziehung von kommunalen Einrichtungen und
Vereinen.
- Veranstaltung zum Thema
“Integration von Migrantinnen”.
Landrat Schwing dankte Frau Seidel
für den Bericht, welcher Einblick in ihre vielfältige Arbeit gebe, die ohne
Netzwerke nicht zu leisten wäre.
Kreisrätin Münzel sagte, Frau
Seidel leiste ihre Arbeit so, wie sie sich das vorstelle. Besonders gut finde
sie die Mädchenarbeit und die Kooperation mit Schulen. Frau Seidel habe u.a.
gesagt, es sei erschütternd, dass Frauen, die längere Zeit nicht berufstätig
gewesen seien, kaum Chancen hätten in das Berufsleben zurückzukehren. Nach
Meinung von Kreisrätin Münzel müssten daher Rahmenbedingungen (z.B.
Kinderkrippen, Ganztagsschulen usw.) geschaffen werden, die Frauen nicht dazu
zwingen, ihren Beruf nach der Kindererziehung aufgeben zu müssen. Diesbezüglich
gebe es noch ein großes Aufgabengebiet, zumal viele Frauen beruflich hoch
qualifiziert seien. Wichtig sei es auch, Frauen so zu beraten, dass sie während
der Kindererziehung nicht ihren Beruf aufgeben, sondern wenigstens in Teilzeit
weiterarbeiten, um im Beruf bleiben zu können.
Unter Hinweis darauf, dass das
Bayer. Gleichstellungsgesetz mit dem Jahr 2006 enden soll, meinte Kreisrätin
Münzel, dass die Gleichstellung in Anbetracht der vielfältigen Aufgaben bis zu
diesem Zeitpunkt nicht erledigt sein werde, sondern fortgeführt werden müsse.
Vielleicht könne MdL Rüth etwas dazu sagen.
Kreisrätin Weitz erstattete Frau
Seidel namens der SPD-Fraktion den Dank für den Bericht und die geleistete
Arbeit ab. Sie stimme mit Kreisrätin Münzel überein, dass bezüglich
Gleichstellung zwar schon viel erreicht worden sei, es aber noch viel zu tun
gebe. Unter Hinweis darauf, dass es viele türkische Mädchen gebe, die häusliche
Gewalt erfahren, fragte Kreisrätin Weitz, ob diese Mädchen auch zur Beratung
kommen und ob daraufhin schon Erfolge erzielt worden seien.
Kreisrätin Fichtl sagte, sie habe
die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten in den vergangenen Jahren kennen und
schätzen gelernt. Nachdem der Bedarf bekannt sei, glaube sie, dass Frau Seidel
auch über das Jahr 2006 hinaus als Gleichstellungsbeauftragte weiterarbeiten
könne. Die Gleichstellungsbeauftragte sei schließlich nicht nur im Landratsamt,
sondern auch in Organisationen und Verbänden tätig. Dem Bericht habe man
entnehmen können, dass sich im Jahr 2004 nur 8 % Männer, jedoch 92 % Frauen an
die Gleichstellungsbeauftragte gewandt hätten. Das bedeute, dass Frauen sich
nicht scheuen, ihre Probleme vorzubringen. Kreisrätin Fichtl sprach sodann Frau
Seidel namens der CSU Fraktion Dank und Anerkennung für ihre Arbeit aus und
wünschte ihr für das Jahr 2005, dass sie alles leisten könne, was sie sich
vorgenommen habe.
Kreisrat Dr. Linduschka sprach
Dankesworte namens der Mitglieder von FDP/UWG. Was Kreisrätin Weitz
angesprochen habe, zeige, dass die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten auch
zukünftig dringend notwendig sei, wenn man sich um Integration der türkischen
Mitbürger und Mitbürgerinnen bemühe. Aufgrund seiner Erfahrungen im schulischen
Bereich sprach sich Kreisrat Dr. Linduschka für intensiven Sprachunterricht und
verstärkte Angebote für türkische Mädchen aus. Hier seien dringend Hilfen und
eine Stellenaufstockung notwendig.
Kreisrat Rüth stellte die Frage,
ob es vorstellbar sei, dass die angesprochenen Probleme mit Aufnahme der Türkei
in die Europäische Union wegfallen.
Landrat Schwing bemerkte zur
Aussage von Kreisrätin Münzel, dass er keine Bedenken habe, dass das Bayer.
Gleichstellungsgesetz im Jahr 2006 auslaufen werde. Er halte es für absolut
sicher, dass es darüber in den politischen Gremien rechtzeitig Diskussionen
geben werde.
Frau Seidel bestätigte, dass das
Bayer. Gleichstellungsgesetz bis zum Jahr 2006 befristet sei. Vom Bayer.
Landtag sei aber schon mit mehreren Eingaben die Verlängerung gefordert worden.
Inwieweit diese Erfolg hätten, sei derzeit noch nicht bekannt.
Bezüglich der Fragen von
Kreisrätin Weitz und Kreisrat Dr. Linduschka müsse mitgeteilt werden, dass sich
türkische Frauen meist zu spät an die Gleichstellungsbeauftragte wenden, so
dass sie kaum helfen könne.
Die Frage von Kreisrat Rüth
beantwortete Frau Seidel dahingehend, dass die Probleme türkischer Frauen auch
nach Beitritt der Türkei zur Europäischen Union bestehen bleiben werden. Es
könne nur daran gearbeitet werden, dass sich diesbezüglich langfristig etwas
ändere. Hilfsangebote für türkische Frauen gebe es bereits von Sefra und dem
Frauenhaus.
Landrat Schwing gab zu bedenken, das von den auf den
Landkreis Miltenberg entfallenden Kosten des Frauenhauses Aschaffenburg 55 %
auf ausländische Frauen entfallen. Und das bei einem Bevölkerungsanteil von 10
%.
Kreisrat Scherf zeigte sich
erfreut darüber, dass Kreisrat Rüth den EU-Beitritt der Türkei mit der
Gleichstellungsarbeit in Verbindung bringe. Dies werde sich auf die hier
lebenden türkischen Migrantinnen auswirken. Vermutlich werde sich wie im Fall
Griechenland ein starker Rückstrom entwickeln, weil dann dort bessere
Entwicklungsmöglichkeiten bestehen.
Kreisrat Dr. Kaiser vertrat die
Meinung, dass mit dem EU-Beitritt der Türkei die bestehenden Probleme in den
nächsten 10 bis 15 Jahren nicht gelöst sein werden. Er glaube auch nicht, dass
die Probleme geringer werden, wenn jetzt die Tür zur Türkei zugeschlagen werde.
Zum Hinweis von Kreisrat Dotzel,
dass die Gleichstellungsbeauftragte die primäre Aufgabe habe, innerhalb des
Landratsamtes auf Gleichstellung zu achten, teilte Frau Seidel mit, dass sie
selbstverständlich auch Mitarbeiterinnen des Landratsamtes berate, soweit dies
gewünscht werde. Im Jahr 2004 sei es nur ein geringer Prozentsatz gewesen. Was
Frauen in Führungspositionen betreffe, liege das Landratsamt Miltenberg
eindeutig über dem Durchschnitt. Darüber hinaus gebe es ein gutes
Fortbildungsangebot.