Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Einstellung der Energieberatung ab 2005
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 01.12.2004 NU/017/2004 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing wies darauf hin, dass der Landkreis
Miltenberg seit September 1996 i.d.R. an 11 Terminen/Jahr einen externen
Energieberater finanziere, der interessierte Bürger und Bürgerinnen nach
Voranmeldung über Energiesparmaßnahmen (z.B. Erneuerung/Über-holung der
Heizungsanlage, Wärmedämmung in Häusern bzw. Wohnungen, Solartherme, etc.)
informiere. Außerdem seien in den vergangenen Jahren eine Fachbibliothek zu den
Themen “Energieeinsparung” und “Regenerative Energien” aufgebaut und zahlreiche
Anfragen zu den vorgenannten Themenbereichen incl. möglicher staatlicher
Fördermittel beantwortet bzw. Beratungen durchgeführt worden.
Die Kosten der Energieberatung und des Sachaufwands
für die Beschaffung von Broschüren, Infoblättern oder Fachbüchern hätten ca.
5.500,00 €/Jahr betragen. Hinzu komme der Zeitaufwand von Abfallberatern und
Verwaltung in Höhe von ca. 480 Std./Jahr.
Die Energieberatung mit ihren dazugehörigen Leistungen
stelle, wie das gesamte Aufgabenspektrum der Agenda 21-Arbeit, eine freiwillige
Leistung des Landkreises Miltenberg dar. Im Rahmen des Projektes “Intelligentes
Sparen” seien u.a. sämtliche freiwillige Leistungen des Landkreises Miltenberg
überprüft worden. Dabei sei vorgeschlagen worden, die Energieberatung
einzustellen, da diese keine Aufgabe des Landkreises sei. Fortgeführt werde die
im Rahmen des Agenda 21-Prozesses initiierte Verbrauchsdatenerfassung, welche
künftig vom Kreisbauamt durchgeführt werde.
Nachdem die Durchführung der Energieberatung im Rahmen
der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel vom Ausschuss für Natur- und
Umweltschutz beschlossen worden sei, werde die Anregung des Strategieforums auf
Einstellung der Energieberatung dem Ausschuss zur Entscheidung vorgelegt.
Kreisrat Dr. Fahn sprach sich gegen die Einstellung
der Energieberatung aus. Seiner Meinung sei “Intelligentes Sparen” hier nicht
angebracht. Die Energieberatung sei eine positive Sache, die den Landkreis
Miltenberg nicht zu sehr belaste. Die vom Ausschuss für Natur- und Umweltschutz
einstimmig beschlossenen Agenda 21-Leitlinien würden mit Einstellung der
Energieberatung weiter abgebaut. Frage: Wie soll es mit dem Projekt “Agenda 21”
weitergehen?
Landrat Schwing sagte, es stimme, dass die
Energieberatung eine gute Sache sei. Es könne aber nicht alles durchgeführt
werden, was gut sei. Es handele sich hier um eine freiwillige Leistung, für die
der Landkreis Miltenberg nicht zuständig sei. In Unterfranken gebe es keinen
weiteren Landkreis, der Energieberatung durchführe. Außerdem dürfe nicht immer
nur vom Sparen geredet, sondern es müsse auch gespart werden. Und wenn
argumentiert werde, der Kreishaushalt sei gar nicht so schlecht, müsse darauf
hingewiesen werden, dass es noch keinen Haushalt 2005 gebe. Dieser werde u.U.
katastrophal ausfallen. Von der Erhöhung der Steuerkraft werde vermutlich
nichts übrig bleiben, denn die Bezirks- und die Krankenhausumlage werden
steigen, so dass ein Minus von ca. 350.000,00 € entstehen werde.
Kreisrat Kern bestätigte, dass die Energieberatung
eine freiwillige Leistung sei. Nachdem der Landkreis Miltenberg in vielen
Bereiche Vorbild sei, sollte die Vorbildfunktion Energieberatung beibehalten
werden, zumal sie keine hohen Kosten verursache und seitens des Ministeriums
immer wieder auf Förderung des Umweltbewusstseins gedrängt werde. Er (Kreisrat
Kern) werde gegen die Einstellung der Energieberatung stimmen.
Landrat Schwing meinte, es wäre sinnvoll, die
Energieberatung den Gemeinden zu übertragen. Dann müssten sie keine erhöhte
Kreisumlage zahlen.
Kreisrätin Münzel vertrat die Auffassung, dass wegen
knapper Haushaltsmittel nicht alle freiwilligen Leistungen gestrichen werden
können. Bezüglich der Einstellung der Energieberatung müsse die Sinnhaftigkeit
hinterfragt werden. In den Fremdenverkehr sollte ihrer Meinung kein Euro investiert
werde. Dies sollten vielmehr die Betroffenen tun. Wenn der Landkreis Miltenberg
künftig an der Energieberatung spare, werde sich dies langfristig teuer
auswirken. Merkwürdig sei auch, dass die Einstellung der Energieberatung in
Zusammenhang mit dem “Intelligenten Sparen” gebracht werde.
Kreisrat Bieber bezeichnete die bisherigen
Redebeiträge als Energieverschwendung. Er sei dafür, dass die Energieberatung
eingestellt werde, weil diese keine Aufgabe des Landkreises Miltenberg sei.
Schließlich gebe es Firmen, die Energieberatung durchführen.
Kreisrat Reinhard teilte ergänzend mit, dass
Energieberatung von Energieversorgern angeboten werden, die sogar dafür werben.
Seiner Meinung nach sollte dem Vorschlag der Verwaltung auf Einstellung der
Energieberatung zugestimmt werden.
Kreisrätin Almritter bezeichnete es als schlimm, dass
die Agenda 21 im Landkreis Miltenberg überhaupt nicht existiere, während es für
Prestigeobjekte Geld gebe. Die Energieberatung sollte ihrer Meinung nach beim
Landkreis Miltenberg weitergeführt werden, weil dies für kommende Generationen
wichtig sei.
Landrat Schwing bemerkte, dass die Aussage von
Kreisrätin Almritter eine Beleidigung der Arbeit der Bauausschussmitglieder
sei. Tatsache sei, dass der Bauausschuss in den letzten Jahren viele
energiesparende Maßnahmen beraten und durchgeführt habe. Auch die Bauabteilung
achte streng auf Energieeinsparung in kreiseigenen Gebäuden.
Kreisrat Dr. Fahn bat zu bedenken, dass die
Energieberatung ein Baustein der Agenda 21 sei. Die Freien Wähler hätten zum
Haushalt 2004 viele Anträge bezüglich freiwilliger Leistungen gestellt, von
denen die meisten abgelehnt worden seien. Wenn heute eine freiwillige Leistung
zum Betrag von jährlich 5.500,00 € gestrichen werden soll, bitte er, alle
freiwilligen Leistungen des Landkreises Miltenberg auf den Prüfstand zu
stellen.
Landrat Schwing erinnerte daran, dass im Rahmen der
Haushaltsberatung 2004 bereits alle freiwilligen Leistungen überprüft und
entweder gekürzt oder gestrichen worden seien. Mit dem heute zu fassenden
Beschluss soll nur die individuelle Einzelberatung eingestellt werden.
Kreisrat Fischer vertrat ebenfalls die Auffassung,
dass die Energieberatung eingestellt werden sollte, zumal es für Privatpersonen
viele Informationsmöglichkeiten gebe. Der Landkreis Miltenberg müsse
Prioritäten setzen, weil er sich viele Projekte vorgenommen habe.
Kreisrat Dotzel teilte mit, dass es bezüglich
Energieberatung Broschüren von Bund und Land gebe, die in jedem Rathaus
ausliegen. Außerdem können aus dem Internet zu allen möglichen Themen
Informationen eingeholt werden.
Durch den Ausschuss für Natur- und Umweltschutz wurde
sodann bei vier Gegenstimmen folgender
B e s c h l u s s
gefasst:
Die vom Landkreis Miltenberg seit September 1996 angebotene kostenlose Energieberatung wird ab 2005 eingestellt.