Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2004
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 01.04.2004 KT/011/2004 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing wies darauf hin, dass vereinbart
worden sei, dass heute der Landrat sowie die Vorsitzenden der Fraktionen und
der Ausschussgemeinschaft ihre Reden zum Haushalt 2004 halten und die Redezeit
der weiteren Redner und Rednerinnen auf jeweils maximal fünf Minuten begrenzt
werde. Anschließend soll die Abstimmung über den Haushaltsplan 2004 erfolgen
und über den Antrag der SPD-Fraktion vom 20.03.2004 “Resolution an den Bezirk
Unterfranken bezüglich der Verabschiedung eines Nachtragshaushalts” entschieden
werden.
Der Kreistag erklärte sich damit einverstanden.
Zum Haushalt 2004 führte Landrat Schwing sodann
folgendes aus:
Aufgabenmehrungen
trotz Einsparungen nicht zu finanzieren
Die
Beratung jedes Haushaltes in meiner jetzt 18-jährigen Amtszeit hatte ihre
besonderen Herausforderungen. Doch die Verabschiedung des Etats für das Jahr 2004
ist die bisher gewaltigste Aufgabe, die von Verwaltung und Kreistag zu
bewältigen ist. Denn es gilt, in einer wirtschaftlich sehr schlechten Phase
permanente Mehrbelastungen durch Bund und Land auf der kommunalen Ebene
abzufangen. Dies ohne eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung zu
erreichen ist die "Quadratur des Kreises". Die Zeiten des
finanziellen Wohlstandes sind jetzt vorbei. Bisher konnten wir in den
Haushalten Zuwächse verzeichnen. Es war möglich, immer größere Stücke aus dem
Kuchen zu verteilen. Wir konnten uns dies leisten bei einer Kreisumlage mit
einem Rekordtief von 42 %, 5. Platz in Bayern. Dies führte auch zu einer
langjährigen massiven Entlastung der Umlagezahler. Dies bitte ich auch einmal
wohlwollend zu berücksichtigen.
Ich
habe jedoch schon lange den "warnenden Zeigefinger" erhoben und vor
zu gewaltigen Ausgaben gewarnt, die von den Kommunen nicht mehr zu schultern
sind. Doch die Warnungen wurden - so mein Eindruck - nicht ernst genommen und
sind auf taube Ohren gestoßen. Nun sind wir endgültig an einem Scheideweg
angelangt. Es geht schlicht und einfach um die Frage, wie wir auch im Hinblick
auf die nachfolgenden Generationen eine solide und verlässliche
Haushaltspolitik gestalten. Dazu müssen wir zunächst die Ist-Situation bewerten.
Massiver Rückgang
der Umlagekraft
Der
gegenwärtige wirtschafts- und finanzpolitische Kurs der Bundesregierung schadet
nicht nur Wachstum und Beschäftigung. Auch die Kommunen zahlen die Zeche für
diese Politik und bringt diese an den Rand der Handlungsunfähigkeit. Durch
grobe Fehler bei der Ausgestaltung der Steuerreform hat die Regierung Schröder
die finanzielle Basis der Kommunen geschwächt, vor allem durch den weitgehenden
Wegfall der Gewerbesteuer. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Steuer-
und Umlagekraft. Für den Landkreis Miltenberg bedeutet dies einen Rückgang um
9,5 % (im Vergleich dazu Bayern 4,3 %, Unterfranken 9,8 %).
Dazu
kommt aber auch noch ein deutlich niedrigerer Zahlbetrag pro Einwohner. Ein
Vergleich mit dem Landkreis Aschaffenburg lässt dies deutlich werden. Bei einem
Hebesatz von 40 % fließen dort pro Einwohner 309,13 €, im Landkreis Miltenberg
bei einem Hebesatz von 42 % 241,52 € (66. Platz in Bayern). D.h. wir müssen mit
deutlich weniger auskommen als die meisten Landkreise.
Massive
Ausgabenmehrungen zu verkraften
Genau entgegengesetzt zu den rückläufigen Einnahmen steigen die Ausgaben überproportional an. Wir haben durch gesetzliche und tarifliche Verpflichtungen erhebliche Mehrbelastungen zu verkraften. Den größten Teil nimmt der Einzelplan 4 Sozial- und Jugendhilfe ein. Bereits im Haushaltsjahr 2003 waren dort Mehrausgaben von 900.000,00 € zu schultern. U.a. stiegen die Fallzahlen bis Januar 2004 um 34 %. Auch die Gastschulbeiträge fielen um 200.000,00 €, ebenso die Schülerbeförderung um 200.000,00 € höher aus. Dies führte zu einem Abschluss des Jahres 2003 mit einem Fehlbetrag von 1,4 Mio €. Gott sei Dank konnte dies durch die allgemeine Rücklage abgedeckt werden, so dass keine zusätzliche Belastung der Umlagezahler erforderlich war.
Entwicklung
im Haushalt 04 berücksichtigt
Die dramatischen Erkenntnisse haben die Landkreisverwaltung frühzeitig veranlasst, darauf zu reagieren. Mit dem Projekt "Intelligentes Sparen" haben die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen seit Mai 2003 gezeigt, dass sie verantwortungsvoll mit den Ressourcen des Landkreises umgehen. Insgesamt 255 Vorschläge wurden eingereicht, viele davon sind schon umgesetzt. Bereits jetzt sind Einsparungen von 75.000,00 € erzielt worden. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zeigen hierbei ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Durch die Streichung von 12 Arbeitsstunden pro Mitarbeiter für die Teilnahme an Gemeinschaftsveranstaltungen (Betriebsausflug, Weihnachtsfeier) und einen halben Tag Dienstbefreiung am Geburtstag leistet jeder einen persönlichen Beitrag zur Entlastung des Haushalts 2004.
Die
Führungskräfte wurden allesamt verpflichtet, ihre Haushaltsansätze kritischst
zu durchforsten. Dennoch sind gerade im Sozialbereich weitere Ausgabenmehrungen
zu beklagen. So liegt der Haushaltsansatz im Jugendamt um 12,8 % über dem
Ansatz im Jahr 2003. Begründet ist dies mit Steigerungen bei den Kosten für die
Kindergartenbeiträge sowie der heilpädagogischen Tagespflege. In der
Sozialhilfe sind die Fallzahlen weiterhin steigend. Bereits im Januar 2004 war
die 10 %-ige Erhöhung des Haushaltsansatzes ausgeschöpft. Auch haben wir zur
Entlastung des Personaletats seit September 2003 faktisch einen
Einstellungsstopp verfügt.
Nach
den ersten Planungen war zur Finanzierung des ungedeckten Finanzbedarfes eine
Umlagensteigerung von 4,2 % erforderlich. Mit den zwischenzeitlich
durchgeführten Sparmaßnahmen konnte
diese auf 3,5 % verringert werden. Über die aktuelle Entwicklung wurden die
Fraktionsvorsitzenden sowie der Bayer. Gemeindetag, Kreisverband Miltenberg,
jeweils informiert.
Mit
großer Verwunderung habe ich daher die Aktivitäten der Freien Wähler
beobachtet, die sich mit einer landesweiten Kampagne in den Gemeinden gegen die
Haushaltspolitik der Landkreise wenden. Für mich war und ist es absolut
unverständlich, wie teilweise in den Gemeinden diskutiert und beraten wurde,
ohne sich ausführlich über die tatsächlichen Fakten zu informieren. Und ich
frage den Kreisvorsitzenden der Freien Wähler, wie viele Resolutionen von
Gemeinden im Landkreis des Bundes- und Landesvorsitzenden der Freien Wähler
verabschiedet wurden? Die Antwort ist klar und eindeutig: Nämlich gar keine. Dies, obwohl dort schon seit vielen Jahren
eine deutlich höhere Umlage erhoben wird.
Mehr
ist weniger
Ich stelle ausdrücklich fest, dass die vorgesehene Erhöhung um 3,5 % Kreisumlage für mich nicht verhandelbar ist. Denn dieser Haushalt ist leider noch mit vielen Unwägbarkeiten versehen. Ich verweise nur auf die nicht planbare Entwicklung im Sozialbereich, der Krankenhausfinanzierung und der Schülerbeförderung.
Auch wenn sich die Kommunen mit diesem Argument verständlicherweise etwas schwer tun ist es Tatsache, dass trotz erhöhter Kreisumlage faktisch 631.000,00 € weniger in den Kreishaushalt fließen. Es ist also tatsächlich so, dass "Mehr weniger ist". Und es darf auch nicht verkannt werden, dass bei ungünstiger Entwicklung eine weitere Erhöhung droht. Durch die Sparbeschlüsse, die vom Kreisausschuss gefasst wurden, wird der Druck etwas vermindert. Aber die Kürzungen bei den freiwilligen Leistungen, dem Straßen- und Bauunterhalt, den Lehr- und Lernmitteln tun weh. Auch die Kürzungen für die Schulen im Amorbach sind erhebliche Einschnitte.
Diese Sparmaßnahmen werden sich natürlich auswirken und in einigen Jahren mit einem noch größeren Aufwand zurückkommen. Dies betrifft besonders die Kreiseinrichtungen und die Straßen. Aber auch den Dienstleistungscharakter des Landratsamtes Miltenberg können wir nur mit vermindertem Standard aufrecht erhalten. D.h. dass künftig auch längere Wartezeiten nicht zu vermeiden sein werden.
Was bringt
die Zukunft?
Ich habe mir intensiv Gedanken darüber gemacht, welche Gründe für die Finanzmisere vorliegen. Für mich ist klar, dass wir über die derzeitigen Probleme nicht reden würden, gäbe es genügend Arbeitsplätze und eine florierende Wirtschaft. Aber das fehlt uns gegenwärtig. Leider haben die Kommunen besonders beim Bund, aber immer mehr auch beim Land keine Lobby mehr. Denn weder auf der Seite der Einnahmeverbesserung, noch im Bereich der Ausgabenentlastung sind die Versprechen der Bundesregierung oder die Zusagen für ein Sofortprogramm der Union eingehalten worden. Die Kompromisse im Bundesrat haben die Probleme der Kommunen nicht gelöst, sondern nur dramatisch verschärft. Die Gemeindefinanzreform ist für die Kommunen gescheitert.
Die angeblichen Einsparungen durch die Hartz-Gesetze (Stichwort Zusammenlegen von Arbeitslosen- und Sozialhilfe) stehen in den Sternen. Seriöse Berechnungen liegen bis zum heutigen Tag noch nicht vor. Bundeswirtschaftsminister Clement hat die Vorlage eines Gesetzentwurfes bis Ende März 2004 versprochen. Auch dies wurde nicht eingehalten. Ein Kollege des Präsidiums des Deutschen Landkreistages letzte Woche: “Toll Collect war eine Petitesse gegenüber der Situation am 01.01.2005, wenn der Bund das alleine machen muss.” Der Grund für die Verzögerung liegt offensichtlich darin, dass auch die Bundesministerien nochmals neu rechnen müssen, da wohl die ersten optimistischen Berechnungen nicht zutreffend waren.
Ein weiterer unkalkulierbarer Kostenpunkt sind die Auswirkungen der Pflegeversicherung. Die finanziellen Auswirkungen der Reform auf die Sozialhilfe lassen sich noch nicht sicher berechnen. Tatsache ist allerdings, dass die Absenkung der stationären Leistungspauschalen in den Pflegestufen I und II zu Minderausgaben bei der Pflegeversicherung von rd. 2 Mrd € führen wird. Dieser Betrag muss von den Sozialhilfeträgern aufgefangen werden, sofern die Betroffenen nicht selbst leistungsfähig sind.
Wesentliche
Kostenmehrung durch Unterhaltskosten
Auch die bereits beschlossenen Unterkunftskosten für Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose müssen die Landkreise tragen. Dies gilt unabhängig von der Frage, wer endgültig die Zuständigkeit für den Vollzug von Hartz IV (Optionsmöglichkeit) erhält. Ab 01.01.2005 müssen die Kommunen hier ihre Zahlungen leisten. Das sind für den Landkreis Miltenberg schätzungsweise 7 Mio € bis 11 Mio €. Dafür fällt die Gewährung von Wohngeld weg, wodurch die Länder entlastet werden. Die Entlastung für die Kommunen ist bisher nicht erkennbar.
Auch ist das Vorgehen rechtlich bedenklich. Die Bestimmung der Landkreise zu Aufgabenträgern hinsichtlich Unterkunft und Heizung ist nicht nur wegen des unmittelbaren Durchgriff des Bundes auf die Kommunen verfassungsrechtlich unzulässig, sondern führt auch zu wesentlich höheren Belastungen als ursprünglich veranschlagt. Der Bund ist nach geltendem Verfassungsrecht nicht befugt gewesen, die Kreise und kreisfreien Städte unmittelbar zu Aufgabenträgern der Leistungen für Unterkunft und Heizung zu bestimmen.
Dazu kommt, dass für eine große Zahl der bisherigen Arbeitslosenhilfebezieher, die aufgrund der Höhe der Arbeitslosenhilfe die Anspruchsvoraussetzungen für den Bezug ergänzender Sozialhilfe nicht erfüllt haben, künftig wegen der Absenkung des Leistungsniveaus auf die “Grundsicherung für Arbeitsuchende” ein Anspruch gegen die Kreise und kreisfreien Städte auf Leistungen für Unterkunft und Heizung entsteht.
Ein besonderer Ausgabenblock, der kritisch zu hinterfragen ist, sind die Eingliederungshilfen für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche. Seit Jahren wird hier vom Bayer. Landkreistag gefordert, der ungebremsten Kostenentwicklung endlich Einhalt zu gebieten. Wohin hier die Reise geht, zeigen folgende Zahlen:
Landkreis Miltenberg:
1995: 44.000,00 €
1998: 226.000,00 €
2003: 480.000,00 €.
Das ist eine Steigerung in 8 Jahren um 1.100 %. Diese Steigerungsraten lassen jeden Kommunalpolitiker schwindelig werden. Hier ist dringend Abhilfe zu schaffen. Insbesondere müssen die Eltern, sofern sie leistungsfähig sind, zur Kostenbeteiligung verpflichtet werden können. Denn es kann nicht sein, dass auch vermögende Eltern diese Leistung auf Kosten der Allgemeinheit in Anspruch nehmen.
Belastungen
durch Spargesetze des Freistaates Bayern
Bei der Suche nach Verantwortlichen der Finanzmisere muss auch der Freistaat Bayern seine gegenwärtige Position kritisch hinterfragen lassen. Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen, dass ein ausgeglichener Haushalt angestrebt wird. Doch dieses Ziel darf nicht dadurch erreicht werden, dass die Schwächeren noch schwächer werden. Die Spargesetze treffen die Landkreise "voll ins Mark". Die Kürzungen beim Öffentlichen Personennahverkehr (40 % der Ausgleichsmittel = ca. 550.000,00 € für den Landkreis Miltenberg), der Krankenhausfinanzierung (Erstattungsquote 32 %), beim Straßenunterhalt (das Landratsamtkontingent wurde vollständig gestrichen) und der Zuschüsse im allgemeinen sind auf der kommunalen Ebene nur schwer verdaubar. An dieser finanziellen “Kröte" haben die Kreise schwer zu schlucken. Aber auch der Landkreis Miltenberg hat Fehler gemacht. Hätten wir im Jahr 2003 die Kreisumlage um 2 % erhöht, wäre im Jahr 2004 nur eine moderate Erhöhung notwendig geworden. Dies war jedoch politisch nicht durchsetzbar. Deswegen bitte kein Wehklagen über die Umlageerhöhung von denjenigen, die schon im letzten Jahr die 0,7 %-ige Erhöhung abgelehnt haben.
Wie soll es
weitergehen?
Wir dürfen uns nichts vormachen. Die gegenwärtige Abwärtsentwicklung wird noch längere Zeit anhalten. Eine für mich eindrucksvolle Zahl als Spiegelbild dieser Entwicklung zeigt sich im Landkreis München. Berechnungen haben ergeben, dass bei einem Anstieg des Bruttosozialproduktes in den vergangenen Jahren um 7 % die Sozialleistungen um 35 % gestiegen sind. Das ist der fünffache Wert. Wenn dieser Faktor repräsentativ für alle Landkreise ist, kann sich jeder ausrechnen, wohin unsere Reise gehen wird. Wenn es nicht dringend zu einer Kurskorrektur kommt, droht die weitere "finanzielle Verelendung" der Kommunen.
Damit bei der Öffentlichkeit kein falscher Eindruck entsteht. Mein Weg ist es nicht, mit Klagen die Zukunft zu gestalten. Jeder der mich kennt, weiß, dass die Zukunft aktiv mitgestaltet werden muss. Aber zu meiner Verantwortung gehört es auch, auf Missstände besonders hinzuweisen. Doch dies reicht nicht. Wir müssen bei unseren ganzen Überlegungen und Gedanken viel stärker, wenn nicht ausschließlich, unsere Bürger und Bürgerinnen im Blickwinkel haben. Wie erlebt der Bürger/die Bürgerin die ganzen Entwicklungen. Diese/r hat zu Recht keinerlei Verständnis für endlose Streitigkeiten und Verschieben von Zuständigkeiten und Finanzierungsverantwortlichkeiten. Denn letztlich bezahlen muss ja zum großen Teil er/sie die ganze “Zeche”.
Deshalb brauchen wir dringend ein neues Verständnis der verschiedenen staatlichen Ebenen über ihre Aufgaben und Zuständigkeiten. Es muss zu einem "Durchforsten des vorhandenen Bürokratiedschungels" kommen und es müssen auf einfache Art und Weise Verantwortlichkeiten und Leistungen definiert werden. Dazu gehört es auch, die Kommunen mit verlässlichen Einnahmequellen zu versehen, damit diese dann ihre Aufgaben im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips zuverlässig erledigen können. Der finanzielle Gewinn durch den Wegfall der endlosen Diskussionen über dieses Thema wäre ein riesiger Schritt zum Bürokratieabbau und würde auch die Staatsverdrossenheit weiter vermindern.
Landkreise
wollen nicht länger Bittsteller des Bundes sein
2004 werden bundesweit voraussichtlich die Hälfte der 323 deutschen Landkreise einen unausgeglichenen Haushalt aufweisen. Damit steigt das Finanzierungsdefizit in diesem Jahr auf mehr als 1,9 Mrd €. Dies ist ein katastrophaler Befund. Die Kreise erhoffen sich von der Föderalismusreformkommission eine strukturelle Verbesserung kommunaler Selbstverwaltung in Deutschland und fordern dazu auf, diese wertvolle Chance für eine echte kommunale Finanzreform nicht ergebnislos verstreichen zu lassen. Es kommt insbesondere darauf an, die kommunalrelevanten Kernforderungen endlich einer verfassungsrechtlichen Neuregelung zuzuführen:
- Weitestgehende Begrenzung der Durchgriffsbefugnis des Bundes auf die Kommunen bei gesetzgeberischen Aufgabenübertragungen,
- Verankerung des Konnexitätsprinzips (“Wer bestellt, bezahlt”) zwischen Bund und Kommunen für Fälle des erlaubten unmittelbaren Durchgriffs des Bundes auf die kommunale Ebene sowie
- Verankerung eines Anhörungsrechts der kommunalen Spitzenverbände bei der Bundesgesetzgebung
Absolute
Priorität muss aber der Herstellung der finanziellen Leistungsfähigkeit der
Kommunen eingeräumt werden, bevor wir weitere neue Aufgaben oder Leistungen übernehmen
können.
So sehe ich auch den Landkreis Miltenberg im Gegensatz zu einzelnen Kämmerern und Stadt-und Gemeinderäten nicht als einen Teil des Problems, sondern als einen Teil der Lösung. Wir werden auch künftig in unseren Anstrengungen nicht nach lassen, die Verwaltung fit zu machen. Wir beginnen noch im Frühjahr 2004 mit einer intensiven Prozessoptimierung im Bereich der Bauverwaltung. Auch werden dann, soweit möglich, freiwerdende Stellen eingespart. Die Erfahrungen aus diesen Untersuchungen werden wir auf das ganze Haus übertragen. Natürlich wird es auch nicht zu vermeiden sein, Standards zu senken. Allerdings muss auch klar sein, dass nur mit Einsparungen allein die finanzielle Not nicht zu lösen ist, selbst wenn Steuerquellen wieder sprudeln. Es muss vielmehr auf der Aufgabenseite zu Standardabsenkungen kommen. Auch müssen, soweit möglich, Leistungspflichtige ihren Beitrag bei der Gewährung von Sozialleistungen erbringen, damit insgesamt eine gerechtere Verteilung erreicht wird.
Forderung
nach Notprogramm
Ich mache mir keine Illusionen, dass diese Schritte ausreichend sein werden. Wir brauchen eine kurzfristige Hilfe für die Kommunen. Aufforderung an Bundeskanzler Schröder: Es muss jetzt Schluss sein mit leeren Versprechungen und Reden. Handeln ist jetzt angesagt. Die Themenfelder sind weit und groß: Kommunalfinanzen, Unterkunftskosten, Optionsmodell Hartz IV, Grundsicherung, usw. Ich fordere auch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Stoiber auf, das im vergangenen Jahr beim Bayer. Landkreistag in Bad Füssing versprochene Sofortprogramm für Kommunen zu realisieren. Bund und Länder müssen kurzfristig reagieren, um ein "Ausbluten" der Kommunen zu verhindern. Wir brauchen eine Übergangsphase von zwei bis drei Jahren, in welcher durch entsprechende Gesetze die Konsolidierung der Kommunalfinanzen eingeleitet werden kann.
Dass der Freistaat Bayern uns noch nicht vergessen hat, ist an der von ihm geplanten Realisierung der Umgehung Miltenberg im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Modells zu sehen. Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Umgehung Miltenberg über dieses Finanzierungsmodell realisiert werden kann. Die Umgehung wird wesentliche Impulse für unseren Raum bringen und dadurch auch zu einer Belebung der wirtschaftlichen Situation führen. Ich habe daher kein Verständnis, dass sich die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen gegen dieses Vorhaben wenden. Dieses Verhalten schadet unserem Wirtschaftsstandort ganz beträchtlich. Statt neue Impulse und Wege konstruktiv mitzugehen, wird eine ideologische Verhinderungsstrategie an den Tag gelegt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Bayerische Staatsregierung aufgrund dieser Verhaltensweisen künftig nochmals den Landkreis Miltenberg berücksichtigen wird, wenn es um eine Sonderfinanzierung geht. Denn hier wird von einigen Gruppierungen grundsätzlich alles schlecht geredet.
Aber dieses Verhalten ist leider nicht verwunderlich, zeigt sich doch die fehlende Logik auch beim Abstimmungsverhalten zu diesem Haushalt. SPD, Freie Wähler und Bündnis 90/Die Grünen haben im Kreisausschuss dem Haushalt nicht zugestimmt. Dies ist umso unverständlicher, als in den Vorberatungen allen Einzelhaushalten jeweils einstimmig die Zustimmung gegeben wurde. Als eine Brüskierung der Kreisgremien und des Landrats empfinde ich es dabei, dass die Gründe für die ablehnende Haltung nicht während der Sitzung, sondern erst am nächsten Tag in der Presse mitgeteilt wurden. Dies ist kein guter politischer Stil, so kann man nicht miteinander umgehen.
Beim Kreishaushalt 2004 ist parteipolitisches Taktieren nicht gefragt, sondern die konstruktive Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg. Das vermisse ich leider. Und ich frage mich ernsthaft, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, die aufwendigen Vorberatungen mit Landrat und Fraktionsvorsitzenden oder auch durch den Kämmerer mit den Fraktionen durchzuführen. Ich bin daher der CSU und der Neuen Mitte dankbar, die auch in schwierigen Zeiten verantwortungsvoll und zukunftsorientiert den Haushalt mittragen, denn zu diesem Haushalt gibt es keine sachliche Alternative.
Mein Dank gilt auch Kämmerer Straub für die Erstellung und Erläuterung des umfangreichen Zahlenwerks. Ich bitte Sie daher, dem vorliegenden Haushaltsplan für das Jahr 2004 mit einem Volumen von
80,700.000,00 € im Verwaltungshaushalt und
14,275.000,00 € im Vermögenshaushalt
die Zustimmung zu erteilen, denn der Haushalt ist für dieses Gremium die Basis der Arbeit in den nächsten Monaten.
Der Vorsitzende der CSU-Fraktion, Kreisrat Andre,
sagte folgendes:
Man kann es nicht glauben, es ist wirklich erst zwei
Jahre her, als im Bericht des “Bote vom Untermain” über den Haushaltsberatungen
der Titel stand: “Wo Milch und Honig fließen”. Schon bei den
Haushaltsberatungen 2003 war von Milch und Honig überhaupt nicht mehr die Rede,
sondern eher von Heulen und Zähneknirschen und manche/r ahnte schon, dass das
Jahr 2004 für die Finanzen ein noch schlimmeres Jahr werden würde. Wer vor über
zwei Jahren über die Finanzsituation der Gemeinden klagte, konnte da und dort
hören, dass dies ein Jammern auf hohem Niveau sei. Heute bestreitet keine/r
mehr die Finanzmisere der Kommunen. Aber tut auch jemand ernsthaft etwas
dagegen, außer den Interessenverbänden der Gemeinden und der Landkreise?
Aufgrund der Ergebnisse der gesetzgebenden Körperschaften des letzten und diesen
Jahres wage ich dies zu bezweifeln.
Aber noch eine Sache ist festzustellen: Viele, die die
Finanzmisere der Kommunen beklagen, denken dabei nur an die Gemeinden und
vergessen, dass ein wichtiger Anteil der Arbeit, der den Kommunen zukommt, vom
Landkreis geleistet werden muss. Es wird oft gerade von Kritikern des
Kreishaushalts so getan, als ob es nur den Gemeinden schlecht ginge und der
Landkreis besser dastünde und keiner Kreisumlagenerhöhung bedürfe. Dabei ist
folgendes zu bemerken: Letztes Jahr wurde allen der desolate Zustand der
Gemeindefinanzen offenkundig. Für diesen war nur zum Teil der Einbruch der
Konjunktur verantwortlich, er kam vor allem vom Niedergang der Gewerbesteuer
und der Steuergesetzgebung der letzten Jahre. Mittlerweile wurde durch die
Rücknahme der Erhöhung der Gewerbesteuerumlage eine der Ursachen für die
Finanznot beseitigt. Allerdings gelang es nicht, die Finanzen der Gemeinden auf
eine gesunde Basis zu stellen. Darunter leidet natürlich auch der
Kreishaushalt. Wenn aber in den letzten Monaten oft beklagt wurde, dass immer
wieder Aufgaben vom Land und Bund auf die Kommunen abgewälzt werden, so trifft
dies in unserem Bereich hauptsächlich den Landkreis und nicht die Gemeinden.
Betrachtet man die großen Posten auf der Ausgabenseite des Kreishaushalts, kann
man feststellen, dass die wesentlichen Mehrausgaben bei der Sozial- und
Jugendhilfe mit 1,5 Mio, bei der Schülerbeförderung mit 360.000,00 € und bei
den Personalausgaben mit 466.000,00 € liegen. Diese Beträge machen 3,5 % der
Kreisumlage aus. Der Landkreis hat keine Möglichkeit, diese Ausgaben zu
beeinflussen, da sie entweder tariflich oder gesetzlich von Bund und Land
normiert sind.
Was sind dies für Aufgaben? Es handelt sich dabei nicht
um heilige Kühe, Steckenpferde des Landrats oder fette Pfründe der Verwaltung,
sondern um konkrete Ausgaben für konkrete Menschen, z.B. solche, die in
Sulzbach a.Main wohnen und Sozialhilfe erhalten oder Ausgaben für Jugendliche
in Amorbach, Übungsleiter in Mömlingen oder Kosten für Schüler und
Schülerinnen, die aus Dorfprozelten oder Stadtprozelten die Gymnasien oder
Staatl. Realschulen in Miltenberg oder Amorbach besuchen und dorthin
transportiert werden müssen. Der Landkreis hat weder Einfluss auf die Höhe der
zu zahlenden Beträge, noch auf die Anzahl derer, die diese Beträge empfangen.
Hier haben sogar die Gemeinden höheren Einfluss, indem sie durch Ausweisung von
Baugebieten, Schaffung von Arbeitsplätzen oder Förderung von Wohnraum ihre
Bevölkerungsentwicklung steuern können.
Mittlerweile – und das ist ein neuer und weiterer
Beweis für die krisenhafte Entwicklung – hat der Anstieg der Kosten bei der
Sozial- und Jugendhilfe, den Schulen und Übungsleitern eine Höhe erreicht, die
in vielen Gemeinden das übersteigt, was dem Landkreis von der abgeführten
Kreisumlage bleibt. Wenn man berücksichtigt, dass 52 % Kreisumlage an den
Bezirk und 3 % Kreisumlage als Krankenhausumlage an den Freistaat Bayern gehen,
verbleiben dem Landkreis gerade noch 45 % Kreisumlage. Dies führt
beispielsweise dazu, dass die hohe Kreisumlage der Stadt Obernburg a.Main im
Jahr 2003 um gut 10 % von dem übertroffen wird, was an die Bürger und
Bürgerinnen der Stadt zurückfließt. Noch deutlicher wird das Missverhältnis
beispielsweise in Mömlingen, wo 478.000,00 € Kreisumlage Leistungen in Höhe von
861.000,00 € gegenüberstehen, d.h. mehr als 70 %. Ähnlich sind die Verhältnisse
in Wörth a.Main; in Mönchberg und Altenbuch geht es sogar um 90 %. Viele Städte
und Gemeinden sind also aufgrund der katastrophalen Finanzlage und der
dramatisch gestiegenen Ausgaben im Bereich Sozial- und Jugendhilfe zu sog.
Nettoempfängern geworden. Da der Landkreis über keine eigenen Einnahmen
verfügt, musste gehandelt werden, damit es nicht zu einem Kollaps der
Kreisfinanzen kommt.
Es wird deutlich, dass diese Entwicklung nicht durch
den Sparkurs von Ministerpräsident Dr. Stoiber eingeleitet wurde. Kritik zu
üben, ist das gute Recht eines jeden. Die gleichen Argumente sind aber nicht
geeignet, die Ablehnung des Kreishaushalts hinreichend zu erklären. Ich habe
den Eindruck, dass wir hier einen weiteren Aufguss der Argumentation des
finanzpolitischen Sprechers der SPD im Bayer. Landtag serviert bekommen. Ich
werde bei den Beratungen über die kommunalen Haushalt bereits zum dritten Mal
mit dieser Argumentation konfrontiert. Das zweite Mal hörte ich diese Argumente
im Stadtrat Erlenbach a.Main. Dort hat der Kollege von der SPD anlässlich der
Haushaltsberatung über eine halbe Stunde beinahe lustvoll mit der Regierung Stoiber
abgerechnet. Innerlich habe ich mich bereits auf einen herzhaften
Schlagabtausch eingerichtet, zu dem es aber nicht kam, weil mich der
Schlusssatz des SPD-Kollegen überraschte. Er sagte nämlich: “In schweren Zeiten
darf man sich nicht aus der kommunalpolitischen Verantwortung herausstehlen”
und kündigte die Zustimmung der SPD zum Haushalt der Stadt Erlenbach a.Main an.
Da war ich verblüfft und dachte: Das wäre eine Einstellung und Haltung, die so
manche Kreistagskollegen einnehmen könnten.
Die Freien Wähler begründen ihr Nein zum Kreishaushalt
mit der Ablehnung ihrer Anträge. Ich will im einzelnen nicht mehr auf diese
Anträge eingehen. Sie sind im Kreisausschuss ausführlich diskutiert worden. Ich
möchte nur noch einmal das Thema Personalkosten ansprechen. Ich halte es nicht
für gut, die Anzahl der Angestellten im Jahr 1989 mit der von 2004 zu
vergleichen und festzustellen, dass sie von 123 auf 186 gestiegen sei ohne die
Aufgaben zu berücksichtigen, mit denen diese Angestellten derzeit betraut sind.
Im übrigen, werter Kollege Dr. Fahn, wenn ich die Zeit, der Sie dem Kreistag
angehören, Revue passieren lasse, stelle ich fest, dass wir eine viel größere
Steigerung zu beklagen hätten, wären wir Ihren Vorschlägen gefolgt. Ich spreche
nicht nur von den 10 Abfallberatern, die statt vier eingestellt werden sollten,
sondern nenne weitere Stichworte: Gleichstellungsbeauftragte,
Schuldnerberatung, Jugendamt, Drogenberatung. Für alle diese Bereiche haben Sie
mehr Personal und damit mehr Stellen gefordert. Wäre der Kreistag allen
Forderungen nachgekommen, müsste nicht über zusätzliche 440.000,00 €, sondern
eine viel höhere Summe gesprochen werden. Es ist durchaus legitim, im
Zusammenhang mit dem Haushalt auf die Personalkosten hinzuweisen. Es geht aber
nicht, jahrelang für Stellenmehrungen einzutreten und bei Ablehnung der
CSU-Fraktion bzw. dem Landrat vorzuwerfen, sie hätten nicht für Umweltschutz,
Gleichstellung der Frauen, Drogenberatung und andere wichtige Themen übrig und
jetzt zu behaupten, beim Landkreis Miltenberg
gebe es zuviele Stellen, die man ohne weiteres abbauen könnte. Auch der
vorgeschlagene Ausstieg aus dem BAT ist eine fragwürdige Sache. Außerdem würde
das im Moment nichts bringen, da eine Veränderung nur für neu Eingestellte
gelten würde. Im übrigen meine ich, sollten wir unsere politischen
Auseinandersetzungen nicht auf dem Rücken der Bediensteten des Landkreises
austragen. Es ist für diese nicht sehr motivierend, wenn sie ordentlich
arbeiten, von ihrem Arbeitgeber zu hören bekommen, dass sie zu wenig tun und zu
teuer sind. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich allen Bediensteten des
Landkreises Miltenberg und seiner Einrichtungen für ihre solide und
zuverlässige Arbeit danken. Besonders danken möchte ich jenen, die sich bei der
Aktion “Intelligentes Sparen” eingebracht haben, so dass fast 80.000,00 €
eingespart werden könnten, übrigens auch Planstellen, was nicht einfach war.
Dank gilt dem gesamten Personal auch dafür, dass durch Verzicht auf
Arbeitszeitvergünstigungen eine Einsparung von 12 Stunden pro Bedienstete/r
erreicht wurde.
Die CSU-Fraktion ist dagegen, dass beim Personal
radikal gestrichen wird. Der Landkreis muss auch weiterhin seiner
Verpflichtung, Ausbildungsplätze bereitzustellen, nachkommen. Auch im Bereich
Qualifizierung darf nicht gestrichen werden. Der Landkreis Miltenberg braucht
auch künftig qualifiziert Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, gerade in
schlechten Zeiten. Das läuft dem Sparziel nicht zuwider. Im übrigen stimmt es
nicht, dass im Haushalt 2004 keine Sparmöglichkeiten entdeckt wurden. Sie
wurden nur schon so frühzeitig beschlossen bzw. vorgeschlagen, dass sie bereits
in den Haushalt aufgenommen werden konnten. Ich darf daran erinnern, dass wir
einvernehmlich alle freiwilligen Leistungen sowie die Lehr- und Unterrichtsmittel
um 20 % gekürzt haben. Im Jahr 2003 wurde die Kürzung mit Hilfe einer
Haushaltssperre realisiert, im Jahr 2004 ist sie offiziell in den Haushalt
aufgenommen. Ich erinnere weiter an die Kürzung der Zuführung zum
Vermögenshaushalt um 461.000,00 €. Darüber hinaus hat der Bauausschuss weitere
Kürzungen (übrigens einstimmig) beschlossen. Erwähnenswert sind hier vor allem
die Kürzung des Bauunterhalts um 24 % und die Kürzung der Investitionen im
Vermögenshaushalt auf 5,8 Mio € statt 9,6 Mi € (= rd. 40 %). Man sieht,
Landkreisverwaltung, aber auch Ausschüsse haben aufgrund der Erfahrungen mit
dem Haushalt 2003 gehandelt und rechtzeitig die Weichen für den Haushalt 2004
gestellt und damit erreicht, dass die Zahlen so sind wie sie sind und nicht
viel schlechter.
Dass es dennoch zu einer so dramatischen Erhöhung der
Kreisumlage gekommen ist, war nicht vorauszusehen. Diese Erfahrung ist ein
Grund dafür, dass es die CSU-Fraktion ablehnt, durch Manipulationen wie die
Zuführung der Rücklagen auf die gesetzliche Mindesthöhe oder gar auf Null den
Haushalt zu verändern. Durch solche Maßnahmen würden wir uns keinen Gefallen
tun, sondern nur den Haushalt 2005 schon jetzt erheblich belasten. Dabei wissen
wir alle, dass die wirtschaftliche Situation im Jahr 2003 so war, dass für 2005
keine großen Wunder zu erwarten sind. Wenn ich bedenken, dass die Gewerbe- und
Einkommensteuereinnahmen der Stadt Erlenbach a.Main von 5,3 Mio € im Jahr 2002
auf 3,6 Mo € im Jahr 2003 zurückgegangen sind, lässt das für den Kreishaushalt
und die Kreisumlage 2005 nichts Gutes erwarten. Hinzu kommt, dass wir uns im
Jahr 2005 um den Ausgleich des Krankenhausdefizits bemühen müssen. Wir täten
gut daran, schon jetzt alle Anstrengungen zu unternehmen, den Haushalt 2005 zu
entlasten. Außerdem sollte die Aktion “Intelligentes Sparen” fortgeführt und
von den Ausschüssen konzentriert nach Einsparungsmöglichkeiten gesucht werden.
Vor allem aber sollten wir uns bemühen, jede/r für sich, aber alle mit dem
gleichen Ziel, die übergeordneten Ebenen (Bezirk, Freistaat Bayern und Bund) zu
veranlassen, endlich etwas Entscheidendes zur Verbesserung der Finanzsituation
der Kommunen zu tun, sowohl durch Erhöhung der Einnahmen, als auch durch
Verringerung der Ausgaben. Ansonsten sehe ich für den Haushalt 2005 schwarz.
Zum Abschluss möchte ich dem Landrat und der
Landkreisverwaltung, besonders Kämmerer Straub, für ihre Arbeit danken. Leider
ist es uns in der Endphase der Beratung
trotz intensiver gemeinsamer Suche nicht gelungen, im Kreishaushalt 2004
weitere Einsparmöglichkeiten zu finden. Da dies so ist und da wir die Arbeit
der Verwaltung, aber auch der politischen Gremien des Landkreises Miltenberg
anerkennen, stimmt die CSU-Fraktion dem Haushalt 2004 zu.
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Kreisrat Dr.
Schüren, trug folgendes vor:
Die SPD-Fraktion hat den vorliegenden Haushaltsentwurf
intensiv studiert, diskutiert und sich auch eine Meinung zu ihm gebildet. An
dieser Stelle danken wir zunächst ganz herzlich Kämmerer Straub für die
sachkundige, offene und faire Hilfe und Informationen, die er unserer Fraktion
auch in diesem Jahr geliefert hat. Die Karten lagen für uns offen auf dem
Tisch, weil es im Unterschied zu früheren Jahren auch keine Polster mehr gab,
die man den gierigen Blicken der Fraktion hätte entziehen können. Erstaunt hat
uns in diesem Zusammenhang, dass der Kollege Andre sich gedrängt fühlte,
Kämmerer Straub öffentlich attestieren zu müssen, der Haushaltsentwurf sei
“fachlich einwandfrei”. Ich weiß nicht, was er damit bezweckt hat, aber diese
Bemerkung klingt so, als wenn man Herrn Andre dafür loben würde, dass er einen
zweigliedrigen deutschen Satz fehlerfrei nachsprechen kann. Ein so zweischneidiges Lob hat Kämmerer
Straub wirklich nicht verdient! Dass unsere Fraktion erhebliche Probleme mit
dem vorgelegten Haushalt hat, liegt nicht am Kämmerer und auch nicht in erster
Linie an verfehlten Prioritäten des Haushaltsentwurfs selbst, sondern an
Fehlentscheidungen übergeordneter Gremien, die der Politik vor Ort das Leben
schwer machen, indem sie die Finanzhähne abdrehen. Aber dazu später.
Die steigenden Sozialausgaben
Ein immer größeres Problem des Haushalts sind die
steigenden Ausgaben im Einzelplan 4 – Sozial- und Jugendhilfe. Niemand weiß,
wie sich diese entwickeln werden, vor allem im Bereich Jugendhilfe. Ich
erinnere daran, dass die Grundsicherung und die damit verbundene finanzielle
Mehrbelastung des Landkreises seinerzeit als Instrument, allerdings als
untaugliches, ins Feld geführt wurde, um der rot-grünen Bundesregierung an den
Karren zu fahren. Wir können gern über einzelne Aspekte der Finanzierung der
Grundsicherung reden und ich bin der Letzte, der jede Maßnahme der Regierung in
Berlin unkritisch abnickt, aber dass diese Regierung eine Grundsicherung, wie
es dem Sozialstaatsgebot unseres Grundgesetzes entspricht, eingeführt hat, ist
und bleibt ein Verdienst dieser Regierung, das sich Sozialdemokraten nicht von
denen kaputt rechnen lassen, die 16 Jahre Zeit gehabt hätten, eine solche
Regelung auf den Weg zu bringen, damit Menschen nicht ohne eigenes Verschulden
in die Sozialhilfe abrutschen müssen. Auch die SPD weiß, dass die
Möglichkeiten, im Einzelplan 4 Einsparungen vorzunehmen, durch ebendiese
gesetzlichen Vorgaben äußerst begrenzt sind. Aber gerade im Bereich Internats-
und Heimunterbringung sind erhebliche Potentiale vorhanden, wenn man bedenkt,
dass die monatlichen Kosten für eine einzige Heimunterbringung 4.000,00 € und
mehr betragen. Heimunterbringungen sollten in diesem Hause Chefsache werden.
Und wenn ich das sage, ist damit nicht der leiseste Vorwurf an die zuständigen
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Jugendamtes verbunden und erst recht nicht
an seinen Leiter. Chefsache heißt: Erste Priorität und Augenmerk des
Behördenleiters, also des Landrats, auf eine wesentliche Haushaltsstelle, um es
einmal kameralistisch zu formulieren.
Die Personalkosten
Es hat zu Recht für Unmut gesorgt, dass der Eindruck
entstanden ist, die Politik wolle einen radikalen Rückschnitt des
Personalbestandes des Landratsamtes Miltenberg. Die SPD will das nicht, zumal wir
auch nicht auf den Gedanken gekommen wären, in geltendes Tarifrecht rückwirkend
oder prospektiv einzugreifen. Aber was ich zum Einzelplan 4 gesagt habe, gilt
auch für die Personalkosten, die im Haushalt mit 13,4 Mio € zu Buche schlagen.
Im Rahmen des Projektes “Intelligentes Sparen”, bei dem es uns mehr auf
Effektivität als auf Intelligenz ankommt, muss auch der Stellenplan genau
beobachtet werden. Stellenmehrungen sollte es, solange die Haushaltslage so
angespannt ist, auch bei neuen Aufgaben nicht geben. Statt dessen müsse
flexible Lösungen gefunden werden, wechselnde Anforderungen mit flexiblen
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu bewältigen. Dabei ist mir nicht bange,
denn die Beschäftigten haben schon bisher ein hohes Maß an Kompetenz,
Flexibilität und Einsatzbereitschaft gezeigt. Dafür sei ihnen von dieser Stelle
aus einmal ein herzliches Dankeschön gesagt!
Der Bezirk
Ich komme zu dem politischen Gremium, das mir das
liebste ist, zum Bezirk. Was sich der Bezirk Unterfranken bei der
Verabschiedung seines Haushalts geleistet hat, ist wirklich ein “Bubenstück”.
Daran ändern auch die Tatsache nichts, dass leider auch Sozialdemokraten
beteiligt waren. Der Kollege Böhme allerdings nicht, weil er sich bei
Verabschiedung des Bezirkshaushalts im Krankenstand befand. Statt in
finanziellen Notzeiten Solidarität mit seinen Umlagezahlern, den Landkreisen,
zu üben, feiert sich der Bezirk als Wohltäter der Landkreise, weil er seine
Umlage nicht erhöht hat. Hätte er mit der überhasteten Verabschiedung des
Haushalts gewartet, bis klar gewesen wäre, dass zusätzlich 15 Mio €
FAG-Landesmittel für die Bezirke fließen, wäre eine Senkung der Bezirksumlage
und damit eine Entlastung der Landkreise leicht möglich gewesen. Mit Blick auf
die angehäufte Summe von ca. 20 Mio € in den beiden letzten Jahren wäre
zusätzlich eine deutliche Senkung der Umlage möglich gewesen, ohne dass der
Bezirk seine finanziellen Polster hätte bis auf die Rippen abschmelzen müssen.
Wir haben deswegen einen Antrag gestellt, der den Bezirk auffordert, einen
Nachtragshaushalt vorzulegen. Wenn hier nicht ein Umschwenken erfolgt und
wenigstens so etwas wie Verantwortungsgefühl auch gegenüber den Kommunen regt,
muss sich der Bezirk nicht wundern, dass immer mehr Stimmen laut werden, die
nach seiner Abschaffung rufen. Ich möchte an dieser Stelle den Kollegen Lieb in
der noch kleinen, aber stetig wachsenden Schar derer willkommen heißen, die in
Bayern eine Abschaffung der Bezirke fordern, wenn nötig durch Volksentscheid.
Noch sind wir ein Fähnlein der 7! Aufrechten, aber ich habe bereits aus Kreisen
einflussreicher CSU-Politiker hinter vorgehaltener Hand munkeln gehört, dass,
um es in der Sprache des Boxens zu sagen, die Bezirke schon angezählt sind.
Die freiwilligen Gastschulbeiträge
Das Diktat der leeren Kassen trifft auch unsere
Schulen. Die SPD trägt schweren Herzens mit, dass die Ansätze der Schuletats um
jeweils 20 % gekürzt werden. Kürzungen im Bereich Bildungswesen sind angesichts
der Rohstoff- und Wirtschaftslage unseres Landes ohnehin problematisch. Wir
stimmen deshalb auch der Regelung zu, dass Privilegien aus alten finanzstarken
Zeiten, ich denke an die freiwillig gezahlten Gastschulbeiträge für Amorbacher
Schüler und Schülerinnen des Karl-Ernst-Gymnasiums, künftig nicht mehr gezahlt,
sondern durch einen Pauschalbetrag von jährlich 110,00 € je Schüler bzw.
Schülerin ersetzt werden, wie er bereits für die Maria-Ward-Schule
Aschaffenburg gilt und künftig auch für die Berufsfachschule für Hauswirtschaft
Wörth a.Main gezahlt werden soll. Überhaupt kein Verständnis haben wir dagegen
dafür, dass die Realschule Amorbach eine Sonderregelung erfahren soll, die weit
über den Pauschalbetrag von 110,00 € hinausgeht und damit den Kreishaushalt
ohne zwingenden Grund mit ca. 60.000,00 € zusätzlich belastet. Was sollen da
eigentlich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Landkreisverwaltung denken,
die in einer Kraftanstrengung im Rahmen des Projektes “Intelligentes Sparen”
75.000,00 € aufgebracht haben, während man ohne Not und zwingende Begründung
der kirchlichen Realschule Amorbach 60.000,00 € freiwillig zahlt? Allein dies
ist für uns Grund genug, den Haushalt 2004 abzulehnen. Das ins Feld geführte
Argument, wenn man der Schule finanziell nicht entgegenkäme, könnte die Diözese
Würzburg die Schule schließen und alle Schüler würden in die Realschulen des
Landkreises Miltenberg drängen, ist absurd und verkennt die Interessen der
Kirche an ihren Schulen. Auch hier muss gelten: Gleiches Recht für alle!
Die Krankenhäuser
Wir alle wissen, dass unsere Krankenhaus-GmbH
defizitär ist und dies nicht, weil die Geschäftsführung versagt hätte, sondern
weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen eine dramatische Strukturveränderung
der Krankenhauslandschaft bundesweit zur Folge haben. Wir stehen erst am Beginn
dieses Transformationsprozesses und dieser wird vor dem Landkreis Miltenberg
mit seinen beiden Krankenhäusern nicht Halt machen. Die finanziellen Belastungen
der Krankenhaus-GmbH für den Landkreis hängen wie ein Damoklesschwert über uns
und sind im Zahlenwerk, das die Verwaltung vorgelegt hat, noch gar nicht
erfasst. Der Landkreis Miltenberg wird – und dies muss mit aller Offenheit und
in aller Öffentlichkeit gesagt werden – weder mittel- und erst recht nicht
langfristig solche Defizite abdecken können. Dazu ist er aber verpflichtet. Was
tun? Wir werden den Spagat zwischen optimaler medizinischer Versorgung der
Landkreisbevölkerung und finanziellen Möglichkeiten des Landkreises wagen
müssen. Und wir werden uns dabei alle von liebgewonnenen Vorstellungen und
Besitzständen trennen müssen, wenn wir unsere Krankenhäuser zukunftssicher
machen wollen. Dabei werden uns heftig und emotional geführte Scharmützel
zwischen südlichem und nördlichem Landkreisteil nicht weiterhelfen. Angesichts
der Entwicklungen im Krankenhauswesen erscheinen die Rivalitäten zwischen
Standort Miltenberg und Standort Erlenbach a.Main wie realitätsfremde
Nachhutgefechte von Scheinproblemen. Ob es angesichts dieses Befundes
zielführend ist, einen Förderverein allein für das Krankenhaus Miltenberg ins
Leben zu rufen statt für die Krankenhaus-GmbH mit ihren beiden Häusern
insgesamt, scheint mir äußerst zweifelhaft. Ich bin wirklich kein Kind von
Traurigkeit, aber beim Gedanken an die Zukunft unserer beiden Krankenhäuser
befällt mich bisweilen schon beträchtliches Unwohlsein.
Die Untermainhalle Elsenfeld
In den vergangenen Jahren hat sich die SPD kritisch
zur Erweiterung und Generalsanierung der Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld
geäußert. Dies ist Schnee von gestern. Aber gestatten Sie mir einige Worte zur
Untermainhalle: Heute wären wir froh, wenn ein Teil der verbauten 8,6 Mio €
nicht ausgegeben worden wäre und die geplante Kreditaufnahme 2004 wie auch der
Gesamtschuldenstand dadurch hätte verringert werden können. Wenn aber in den
letzten Monaten gerade von denen, die sich für den fernsehgerechten Umbau der
Halle ins Zeug geworfen haben, zu hören ist, nun müsse man aber beim Neubau sowie
der Sanierung von Julius-Echter-Gymnasium/Staatl. Realschule im Schulzentrum
Elsenfeld noch einmal genau nachrechnen und kürzer treten, dann hat die SPD
dafür kein Verständnis. Hier handelt es sich um eine Pflichtaufgabe, die so
kostengünstig wie möglich zu erfüllen ist. Noch gilt der Satz: Pflicht vor Kür!
Die SPD jedenfalls wird am Gesamtkonzept, so wie es beschlossen wurde und auch
gefördert wird, also Neubau und Generalsanierung, festhalten.
Die Mehrkosten durch R 6 und G 8
Wir alle erinnern uns, dass die gegen den Widerstand
der SPD eingeführte R 6 mit der Maßgabe umgesetzt wurde, dass dadurch auf den
Landkreis keine weiteren Kosten zukommen werden. Was aber war das Ende vom
Lied? Allein die durch die R 6 verursachten Schülerbeförderungskosten belasten
den Landkreis Miltenberg mit etwa 370.000,00 € zusätzlich. Wo bleibt da bis
heute der Protest der CSU? Was soll da das feierlich verankerte
Konnexitätsprinzip, wenn die Kommunen nicht entlastet, sondern zusätzlich
belastet werden? Noch unverfrorener geht der Freistaat Bayern in Punkto G 8
vor. Hier kann ein Geschichtslehrer seinen Schülern endlich einmal an einem
aktuellen Beispiel klarmachen, wie Duodezfürsten im 18. Jahrhundert regiert
haben: Der Monarch hatte eine unruhige Nacht und seine eilfertigen Adlati
müssen nun unter Verleugnung ihres Sachverstandes seine nächtlichen Blähungen
eines zu eins umsetzen. Alles nach dem Motto: Roma locuta, causa finita. Frei übersetzt: Was Stoiber
will wird gemacht. Basta! Bislang wurden die erheblichen Mehrkosten des G 8 für
die Kommunen einfach geleugnet. Ich zitiere aus der Kabinettsvorlage der
Staatsregierung: “Investitionen für Mittagsverpflegung wegen
Nachmittagsunterricht werden durch die Einführung des G 8 nicht
vorgeschrieben.” (...) Weiter wird behauptet, dass sich “nur ein
geringfügiger Anstieg des Nachmittagsunterrichts ergibt, der nicht zu höheren
Kosten für die Schülerbeförderung führen wird. (...) Die Schülerbeförderung
wird lediglich anders über den Tag verteilt . . . “. Welcher
Kommunalpolitiker kann denn so etwas ernsthaft glauben? Inzwischen hat die
Staatsregierung das wohl auch erkannt und den kommunalen Spitzenverbänden
zugesichert, dass sämtliche anfallenden Mehrkosten der G 8 streng nach dem
Konnexitätsprinzip ersetzt werden. Ich glaube das allerdings erst, wenn das
Geld in der Kämmerei verbucht ist. Ich denke, man sollte auch die Frage prüfen,
ob die für Investitionen in die Ganztagsschule bereitgestellten Bundesmittel
für die Mittagsbetreuung des G 8 zweckentfremdet werden dürfen.
Die verfehlte Sparpolitik der Staatsregierung
Sie wundern sich vielleicht, weshalb ich bisher das
Wort “Kreisumlage” nicht in den Mund genommen habe. Ich denke, dass ein
Possenspiel wie im letzten Jahr, geführt um 0,7 % Kreisumlagensenkung, heute
vollkommen obsolet ist und der Dramatik, allein angesichts der bereits
erwähnten Defizite unserer Krankenhäuser nicht gerecht wird. Wir sind der
Meinung, dass der Bezirk, aber noch mehr der unverantwortliche, brachiale
Sparkurs der Staatsregierung für die Finanznot des Landkreises wesentlich
verantwortlich ist. Das erklärte Ziel Stoibers, 2006 einen ausgeglichenen
Haushalt vorzulegen, ist (das bestätigen alle Fachleute) geradezu abenteuerlich
und ein Schlag ins Gesicht der Kommunen, die dieses finanzpolitische Harakiri
über sich ergehen lassen müssen nach dem Motto: Den Letzten beißen die Hunde!
Innenminister Beckstein hat am 16.03.2004 erklärt: “Wir werden den Kommunen
auch in Zukunft ein fairer Partner sein (...) Deshalb schöpfen wir alle
Möglichkeiten aus, ihre Handlungsspielräume zu erweitern und die finanziellen
Belastungen zu reduzieren.” Zur gleichen Zeit aber wurden die Mittel für den
kommunalen Finanzausgleich um 5,4 % (= 304 Mio €) gekürzt, während der
Gesamthaushalt im Vergleich zum Stammhaushalt nur um 2,6 % zurückgefahren
wurde. Hier werden nicht die Finanzen der Kommunen gestärkt, sondern es wird
sogar noch ein Sonderopfer von ihnen gefordert. Wir bräuchten keine Erhöhung
der Kreisumlage, wenn Bezirk und Freistaat Bayern solidarisch wären mit den
Kommunen. Aber denen hält man die notwendige finanzielle Ausstattung zur
Erfüllung ihrer Aufgaben vor. Die ehrgeizigen und verfehlten Pläne Stoibers
werden in Verbindung mit der Hartleibigkeit der CSU in der Gewerbesteuerfrage
(auch hier im Landkreis!) das Siechtum der kommunalen Selbstverwaltung
beschleunigen und damit ein Fundament unseres Gemeinwesens nachhaltig
beschädigen: Den Föderalismus. Föderalismus funktioniert nämlich nur, wenn
klare Aufgabenteilung Hand in Hand geht mit einer gesicherten und soliden
Finanzierung eben dieser Aufgaben. Die SPD-Fraktion wird sich an diesem üblen
Spiel mit den Kommunen nicht beteiligen. Wir lassen uns nicht zum Büttel des
Stoiberschen Kaputtsparkurses machen. Hier ist in erster Linie die CSU
gefordert, in München Remedur zu schaffen und wieder zu einem finanzpolitischen
Kurs zurückzukehren, der die Kommunen nicht stranguliert, sondern sie fit macht
für die schwierigen Aufgaben der kommenden Jahre.
Die SPD-Fraktion sieht angesichts der aufgezeigten
Lage keine Möglichkeit, dem vorgelegten Haushaltsentwurf zuzustimmen.
Der Vorsitzende der Fraktion Freie Wähler, Kreisrat
Dr. Fahn, äußerte folgendes:
Der
Haushalt 2004 ist noch kein Sparhaushalt. Den großen Parteien fehlt es an der
Kraft zu mutigen Einschnitten.
1. Die finanzielle Lage der Kommunen ist desolat
Unser Landesvorsitzender Landrat Grein beleuchtete auf der Landesdelegiertenversammlung der Freien Wähler am 20.3.2004 ausführlich die kommunalen Finanzen. “Noch nie war die Finanzlage der Kommunen so problematisch wie heute. Die großen Parteien haben die Verhandlungen zur Reform der Gemeindefinanzen an die Wand gefahren. Vor allem die Union hat sich mit ihrem Beharren nach einer Abschaffung der Gewerbesteuer eindeutig auf die Seite der großen Konzerne und damit gegen die kommunale Familie gestellt. Innerhalb eines Jahres hat sich das Gesamtdefizit der kommunalen Haushalte in Deutschland von 4,7 Mrd € im Jahre 2002 auf 9,7 Mrd € im Jahre 2003 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig lag das Investitionsvolumen der Städte und Gemeinden um 35 % unter dem Stand von 1992. Die Sozialausgaben dagegen haben im gleichen Zeitraum um 45 % zugenommen. In Bayern haben die Streichorgien der CSU feste Strukturen zerstört. Vieles, was bisher Bayern in die Spitze der Bundesländer gebracht hat, wird über den Haufen geworfen”. Landrat Grein schlug vor, im Bayer. Landtag einen Untersuchungsausschuss ins Leben zu rufen, der klären sollte, was die Bayer. Staatsregierung vor und nach der Landtagswahl veröffentlichte. Leider werden die Belastungen, die den Kommunen von oben aufgebürdet werden, immer größer.
2. Drei Beispiele für die zunehmenden Belastungen
von oben nach unten:
Grundsicherung: Wir haben dies bereits im letzten Jahr massiv kritisiert, weil wir nicht einsehen, dass die Kommunen aufgrund eines Bundesgesetzes einen Teil der finanziellen Lasten tragen sollen. In 2003 betrug das Defizit 420.000,00 €, in 2004 wird es 490.000,00 € betragen. Mit anderen Worten : 910.000,00 € muss der Landkreis Miltenberg zusätzlich für eine Umsetzung eines Bundesgesetzes zahlen. Hier kritisieren wir massiv die derzeitige rotgrüne Bundesregierung. Eigentlich hätten wir schon deswegen den Haushalt 2004 ablehnen können, weil allein dadurch die Kreisumlage um mehr als 1 % erhöht werden muss. Wir kritisieren auch die Mitglieder von Bündnis 90/ Die Grünen im Landkreis Miltenberg, die gegen den Landrat völlig unberechtigte Vorwürfe erhoben haben. Sie haben nämlich behauptet, der Landkreis Miltenberg arbeite hier mit falschen Zahlen. Die Freien Wähler unterstützen hier ganz eindeutig den Leiter des Sozialamtes, der die Auffassung vertritt, dass in 2004 möglicherweise Nachzahlungen auf den Landkreis Miltenberg zukommen, wenn nach den tatsächlichen Belastungen und nicht wie bisher nach der Einwohnerzahl vorgegangen wird. Der Landkreis Kitzingen geht übrigens genauso vor. “Es ist richtig und nachvollziehbar, wenn Sozialamtsleiter Vill nach dem Prinzip der kaufmännischen Vorsicht agiert und die 136.000,00 € bereits als Einnahme für 2004 eingestellt hat. Auch die von Bündnis 90/Die Grünen monierten 125.000,00 € können nicht ohne weiteres vom Bezirk zurückgefordert werden. Aufgrund geänderter Zuständigkeiten (inzwischen gilt § 4 Grundsicherungsgesetz, der den Art. 7 Bundessozialhilfegesetz abgelöst hat) sind die Landkreise zwischenzeitlich auch für Ausländer und Spätaussiedler zuständig. Fazit: Der Vorwurf von Bündnis 90/Die Grünen an den Landrat, er verschleiere und trickse bei der Ausführung des Grundsicherungsgesetzes, ist absurd bzw. völlig falsch.
R 6 und G 8: Kultusministerin Hohlmeier und die Bayer. Staatsregierung haben immer wieder behauptet, durch Einführung der R 6 kämen auf die Kommunen keine zusätzlichen Kosten zu. Das Gegenteil ist der Fall, wie das Beispiel Schulzentrum Elsenfeld zeigt. Da die Staatl. Realschule Elsenfeld massive Schülerzuwächse hat (2001: 771 Schüler, 2003: 1.046 Schüler) muss im Schulzentrum Elsenfeld umgebaut werden. Der bisher genannte Kostenbetrag von 35 Mio € entspricht einer Erhöhung der Kreisumlage um 3 % und soll vornehmlich durch Kredite finanziert werden. Auch die Gastschulbeiträge steigen dramatisch an und zwar von 832.000,00 € (2003) auf nunmehr 1,2 Mio €, alles wegen der R 6. Der Landkreis Miltenberg und die Kommunen müssen “bluten”. Was uns stört, dass man diese zusätzlichen Belastungen so einfach hinnimmt. Ähnliches “blüht” uns bei der Einführung des achtjährigen Gymnasiums, obwohl das Konnexitätsprinzip bereits in der Bayer. Verfassung verankert ist. Trotzdem wollte das Kultusministerium die Kosten für den Neubedarf an Räumen (z.B. für die Mittagsverpflegung) den Kommunen aufbürden. Man spricht von Kosten in Höhe von 10 % bis 20 % der zusätzlichen Kosten. Am 30.03.2004 versicherte die Bayer. Staatsregierung, dass man jetzt für alle Mehrkosten aufkommen werde. Wenn dies so kommt, was wir begrüßen, ist das allein auf den großen Druck der kommunalen Spitzenverbände erreicht worden. Noch beim Bildungshearing in Aschaffenburg am 16.02.2004 wurde vom Vertreter des Kultusministerium gesagt, dass man die Kommunen zur Finanzierung heranziehen werde.
Bezirkshaushalt: Landrätin Bischof brachte es auf einer Versammlung am 06.03.2004 auf den Punkt, als sie das Verhalten der Mehrheitsfraktion im Bezirkstag schlechtweg als unsolidarisch bezeichnete. Der Bezirk, so Landrätin Bischof, bildet fette Rücklagen und baut massiv seine Schulden von rd. 15 Mio € ab. Der Bezirk als dritte kommunale Ebene bildet Rücklagen, achtet nicht auf das Prinzip der Sparsamkeit und das alles auf Kosten der Landkreise und Kommunen, die in 2004 über 12 Mio € an den Bezirk abführen müssen. Für Landrätin Bischof ergeben sich dadurch verheerende Auswirkungen für die Kommunen. Im Bezirkstag hat Landrätin Bischof 15 Einsparvorschläge unterbreitet. Alle Vorschläge wurden von der Mehrheitsfraktion abgelehnt. Schließlich wurde der Bezirkshaushalt von der CSU, der SPD und Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Freien Wähler abgesegnet. Dabei hat Landrätin Bischof nur die Wahrheit gesagt, nachzulesen in der “Main-Post” vom 16.12.2003. Eigentlich hat sie Recht, sinnierte damals Bezirkskämmerer Steppacher. Allerdings sagte er das erst in trauter Runde bei einem Essen nach der Sitzung, als Landrätin Bischof schon wieder weg war. Bezirks-Pressesprecher Simon brachte Steppacher daraufhin rasch mit dem Hinweis zum Schweigen, dass noch Pressevertreter anwesend seien. Die Freien Wähler begrüßen, dass SPD und Bündnis 90/Die Grüne dies inzwischen auch so sehen. Dass der Fraktionsvorsitzende der CSU im Bezirkstag, Kreisrat Dotzel, dennoch weiterhin ohne ein Zeichen der Selbstkritik die Finanzpolitik des Bezirks verteidigt (siehe “Main-Echo” vom 25.03.2004) ist nicht mehr nachvollziehbar. Es bleibt nur zu hoffen, dass die CSU und die Neue Mitte im Kreistag Miltenberg jetzt endlich erkennen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Während die finanzielle Probleme immer mehr zunehmen, lebt der Bezirk in einem “finanzpolitischen Schlaraffenland”. Wir fordern Landrat Schwing eindringlich auf, diese Finanzpolitik zulasten der Kommunen anzuprangern und auch in seiner Funktion als Stellv. Vorsitzender des Bayer. Landkreistages entsprechende Weichenstellungen einzuleiten.
3. Wir müssen uns auch mit dem Kreishaushalt
beschäftigen
Trotz aller Ungereimtheiten und Fehlentscheidungen in Berlin, München und Würzburg ist es unbedingt notwendig, sich auch ganz konkret mit den Finanzen des Landkreises Miltenberg und seiner Kommunen zu beschäftigen. Im Rahmen der Haushaltsberatungen ist uns aufgefallen, dass die CSU den Argumenten des Landrats und der Verwaltung folgte ohne Widerstand folgte und die Neue Mitte blind die CSU unterstützt und noch ergänzt, dass man dies aus Gründen der Unterstützung des Mittelstandes tut. Neue Vorschläge der beiden Parteien zum Kreishaushalt gab es nicht. Man beschränkte sich lediglich auf die Aussage, dass die Vorschläge der Freien Wähler unseriös seien. Diese Äußerung kam, ohne dass man den Wortlaut unserer Anträge kannte. Die SPD und Bündnis 90/Die Grünen beschäftigten sich fast überhaupt nicht mit dem Kreishaushalt. Die SPD lehnt den Haushalt aus politischen Gründen ab. Natürlich sind die Entscheidungen in Berlin, München und Würzburg bitter für die Landkreis und Gemeinden, aber dies reicht nach unserer Auffassung noch nicht aus, den Haushalt 2004 abzulehnen und wird der Verantwortung für unseren Landkreis in keiner Weise gerecht. Wo sind die Einsparvorschläge der CSU, der Neuen Mitte, der SPD und der Grünen? Fehlanzeige! Die Freien Wähler haben sich in vier Sitzungen ausführlich mit dem Kreishalt beschäftigt und auch Alternativen entwickelt. Leider haben diese keine Mehrheiten gefunden, aber wir sind der Auffassung, dass die Zeit für unsere Vorschläge sprechen wird. Wir danken Kämmerer Straub, der uns den Haushalt präzise erläuterte und viele Einzelfragen beantwortet hat.
4. Landkreis und Gemeinden sitzen in einem Boot -
dies gilt auch für die Rücklagen
Die Freien Wähler haben zusammen mit der FDP/UWG neun Anträge eingebracht, die einzig und allein das Ziel haben, die Finanzen des Landkreises Miltenberg und seiner Kommunen zu sanieren bzw. zu schonen. Der erste Antrag beschäftigte sich mit der Reduzierung der allgemeinen Rücklage. Ausgangspunkt war eine Datenerhebung in 18 Gemeinden des Landkreises. Hier war das Ergebnis, dass weder Amorbach noch Altenbuch, Bürgstadt, Collenberg, Dorfprozelten, Faulbach, Kirchzell, Leidersbach, Neunkirchen, Stadtprozelten und Weilbach nicht einmal die gesetzliche Mindestrücklage besitzen. Wo liegt also das Problem, wenn der Landkreis im Interesse einer kommunalen Solidarität zumindest seine Rücklage auf die Mindestrücklage zurückfährt? Der Landkreis Kitzingen hat bereits seit einigen Jahren nur die gesetzliche Mindestrücklage. Wir haben diesen Sachverhalt ausführlich prüfen lassen und sind der Überzeugung, dass unser Antrag sachlich richtig und finanzwirtschaftlich vertretbar ist. Selbst im kommunalpolitischen Standardkommentar Schreml/Bauer/Westner ist klar nachzulesen, dass selbst die Mindestrücklage zumindest vorübergehend anderweitig verwendet werden kann. Immerhin hätten wir uns 1% Kreisumlagenerhöhung sparen können. Im Verlaufe der Haushaltsberatung sagte Kämmerer Straub, dass diese Rücklage nicht angetastet werden dürfe, weil hier angeblich Rücklagen aus Überschüssen der Abfallwirtschaft enthalten sind. Falls diese Argumentation richtig ist, hätte diese als Sonderrücklage im Sinne von § 29 Abs 4. KommHV ausgewiesen und nicht für die Entnahme für 2003 zur Vermeidung eines Fehlbetrages (vgl. 20 Abs. 4, Satz 2 und 3 KommHV) eingesetzt werden dürfen. Wir werden diesen Sachverhalt von verschiedenen Gremien rechtlich überprüfen lassen.
5. Der Haushalt 2004 ist noch kein echter
Sparhaushalt
In diesem Haushalt wurden verschiedene Bereiche um 20 % gekürzt, wie z.B. einige freiwillige Leistungen und Bau- und Straßenunterhalt. Auch die landkreiseigenen Schulen müssen für Lehr- und Lernmittel weiterhin mit 80 % des Ansatzes von 2002 auskommen. Nicht gekürzt wurden die Personalkosten, obwohl gerade hier die meisten Möglichkeiten bestehen. Wir haben beantragt, dass ein Konzept vorgelegt wird, wonach die Personalkosten um 10 % gesenkt und dann “gedeckelt” werden. Selbst ein weiterer Antrag, die Personalkosten auf dem Stand von 2004 zu belassen, wurde von CSU, SPD, Neuer Mitte und Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt. Unser Antrag wurde nicht einmal ansatzweise geprüft, sondern es wurde in den Medien verbreitet, dass die Freien Wähler einen Ausstieg aus dem BAT fordern, obwohl jeder wusste, dass wir lediglich einen Prüfantrag gestellt haben. Diese Reaktion ersparte CSU und SPD eben Arbeit, sich mit diesem Antrag ernsthaft zu beschäftigen und lenkte bewusst vom Kern dieses Antrages ab. Wir erhielten keine Antwort auf die Fragen, wieviel Personal durch den Anstieg der Arbeitszeit von 40 Stunden auf 42 Stunden eingespart werden und was eine Zusammenlegung bzw. Straffung von verschiedenen Abteilungen an personellen Einsparungen bringen kann. Weiter erhielten wir keine Antwort auf unsere Fragen, ob eine neue Arbeitsplatzanalyse dazu beitragen könnte, die Personalkosten zu senken und was im Hinblick auf eine Senkung der Personalkosten das Projekt “Intelligentes Sparen” bringen wird. Aber diese Fragen bleiben hochaktuell und werden uns spätestens beim nächsten Haushalt wieder begegnen. Bereits heute ist in allen bayerischen Tageszeitungen davon zu lesen. Dass der Landrat sich zunächst schützend vor seine Angestellten stellt und diese verteidigt, ist nachvollziehbar. Es zeigt sich an diesem Beispiel auch das Dilemma des öffentlichen Dienstes. Weil man keinen Mut zu notwendigen, aber natürlich unbequemen Entscheidungen hat, wird sich die Finanzkrise auch im Landkreis Miltenberg in Zukunft noch deutlich verschärfen. In der freien Wirtschaft wäre so etwas nicht passiert. Wo bleiben hier die warnenden Worte der Neuen Mitte?
Dass man keinen Mut zum wirklichen Sparen hat, zeigt das Beispiel Kulturhaushalt. Das Defizit des Kulturetats betrug in 2001 (ohne Personalkosten) 32.585,00 €, in 2002 25.227,00 € und in 2003 sogar nur 13.500,00 €. D.h. mit anderen Worten: Im Durchschnitt der letzten drei Jahre wurde ein Defizit von 23.771,00 € verursacht. Daher kam der Vorschlag der Freien Wähler, das Defizit des Kulturetats auf 30.000,00 € zu beschränken, was bedeutet, dass die Arbeit des Kulturamtes so wie in den letzten drei Jahren laufen kann. Aber man wollte uns bewusst nicht verstehen und beschloss, dass das Kulturamt im nächsten Jahr bis 40.000,00 € Defizit verursachen kann.
Landrat und Verwaltung vermarkten das Projekt “Intelligentes Sparen” als das Sparprojekt des Landkreises schlechthin. Bisher sind aber erst ca. 80.000,00 € (= 1 %o des Verwaltungshaushalts) dabei herausgekommen. Also nicht der Rede wert, um echtes Sparpotential aufzuzeigen. Es ist nicht mehr als das Zeigen von gutem Willen. Da hätte die Umsetzung des Antrages von ödp-Kreisrat Frey sicher mehr gebracht.
6. Ausblick
in die Zukunft – Wir sind zur Mitarbeit bereit, aber Denkverbote darf es nicht
geben
Nach dem Willen von CSU und Neuer Mitte soll die Kreisumlage um 3,5 % erhöht werden. Wir befürchten, dass bereits im nächsten Jahr eine weitere Erhöhung der Kreisumlage angestrebt bzw. als unvermeidbar dargestellt wird. Bald können wir auch nicht mehr das Argument bringen, dass unsere Kreisumlage bayernweit gesehen, noch im hinteren Feld liegt. Bereits jetzt ist das Defizit der Krankenhäuser auf mehr als 2 Mio € angestiegen, wofür der Landkreis Miltenberg aufkommen muss. Die Freien Wähler erwarten von Landrat Schwing jetzt endlich ein nachhaltiges Konzept, um die Schuldenlast der Krankenhäusern abzubauen. Dazu werden sicherlich unangenehme Entscheidungen zu treffen sein. Ich darf Landrat Schwing aber versichern, dass die Freien Wähler diese mittragen werden.
Die Baumaßnahme im Schulzentrum Elsenfeld muss ebenfalls finanziert werden aber dies darf nicht immer nur auf Kosten der Kommunen gehen. Wo bleibt eigentlich die Realisierung des Konnexitätsprinzips? Alle Leistungen müssen weit mehr als bisher auf den Prüfstand. Die Bereiche Tourismus und Kultur müssen privatisiert werden. Und weiter muss geprüft werden, ob eine Privatisierung der Abfallwirtschaft den Geldbeutel der Kreisbürger entlasten kann. Wir empfehlen allen Bürgermeistern und Kreistagsmitgliedern, das Thesenpapier der Initiative Bayer. Untermain vom September 2003 durchzulesen, das die Schwachpunkte der bisherigen Vertriebsstrukturen im Tourismus deutlich herausstellt. Wörtlich steht hier: “Es ist eine schlanke und schlagkräftige Vermarktungsstruktur aufzubauen.” Auf Initiative der Freien Wähler wurde im Kreisausschuss ein entsprechender Antrag einstimmig verabschiedet. Auch müssen die Kosten für Heimunterbringungen deutlich gesenkt werden. Die Freien Wähler begrüßen die mündliche Zusage von Landrat Schwing, sich in Zukunft noch stärker mit der Problematik der Heimunterbringung zu beschäftigen und jeden Fall zu prüfen. Wir werden dazu in Kürze einen Sachstandsbericht anfordern. Denkverbote darf es im Landkreis Miltenberg nicht geben, selbst dann nicht, wenn die Freien Wähler den Bayer. Ministerpräsidenten zitieren, der jüngst den mangelnden Sparwillen der Kommunen anprangerte. Irgendwann wird auch die Verschuldung des Landkreise in ungewohnte Höhen gehen, obwohl der Rechnungsprüfungsausschuss bereits im Oktober 2003 ausdrücklich vor einer weiteren Verschuldung gewarnt hat. Quo vadis Landkreis Miltenberg?
Die Freien Wähler bieten dem Landrat und der Mehrheitsfraktion ihre Mitarbeit an. Sie sind bereit, gemeinsam neue, auch unbequeme Sparvorschläge mitzutragen und diese vor der Bevölkerung zu vertreten. Wir wurden aber bisher noch nie richtig ernst genommen und in den Diskussionsprozess einbezogen. Daher ist es unbedingt notwendig, dass uns die Verwaltung mehr als bisher mit Informationen versorgt. Es bedurfte z.B. erst eines Antrages der Freien Wähler zum Jugendamt, um dann genaue Informationen zu erhalten. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt werden, sind die Freien Wähler auch bereit, noch mehr Verantwortung zu tragen und dem Haushalt zuzustimmen. 2004 ist dies aus den genannten Gründen nicht der Fall.
Wir hoffen, dass in Zukunft auch die anderen Fraktionen mitwirken und es sich nicht so einfach wie heuer machen, indem sie den Haushalt nur aus politischen Gründen ablehnen. Dazu gehören auch die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen, die am 16.03.2004 im “Main-Echo” von einem aufgeregten Aktionismus der Freien Wähler schrieben. Wörtlich war hier zu lesen: “Dieses Getöse ist lächerlich, da diese Fraktion stets zwei Meinungen vertritt und den Haushalt des Landkreise sowieso noch nie geschlossen abgelehnt hat.” Wir sind für Kritik jederzeit aufgeschlossen, aber in diesem Fall ist zu sagen, dass die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen hier bewusst die Unwahrheit geschrieben haben. Die Freien Wähler haben seit 1990 beim Haushalt immer geschlossen abgestimmt und diesen bisher erst zweimal angelehnt, zuletzt im Jahre 2003. Dies war auch in der Presse zu lesen. Was soll diese unredliche Pressemitteilung? Soll hier von eigenen Problemen abgelenkt werden?
Die Freien Wähler gehen gestärkt aus der Haushaltsberatung 2004 heraus, da sie konkrete Einsparvorschläge unterbreitet und für viele Bereiche Denkanstöße geliefert und Entwicklungen eingeleitet haben. Sie werden in den kommenden Wochen zusammen mit ihren kommunalen Mandatsträgern weitere Sparvorschläge diskutieren und weitere Vorschläge bringen. Die Freien Wähler hoffen auf konstruktive Mitarbeit zum Wohl des Landkreises Miltenberg, den sie auch in Zukunft nachhaltig stärken wollen.
Namens der Fraktion Neue Mitte führte Kreisrat Stappel
folgendes aus:
Auch die Kollegen der Neuen Mitte haben gemeinsam sehr
sorgfältig, gewissenhaft und intensiv, aber auch kritisch den Haushaltsplan
2004 beraten und besprochen. Wir waren der Meinung, dass dieser Haushalt sehr
ausgewogen, gut verständlich und übersichtlich erstellt wurde, was für gute
Maßarbeit von Kreiskämmerer Straub spricht. Doch was die Übersicht und
Meisterleistung des Haushalts 2004 betrifft, sind wir bei genauer Überprüfung
auf Zahlen und Fakten gestoßen, welche uns für die Zukunft unseres Landkreises
große Sorgen bereiten. Wenn man die rückläufigen Einnahmen des Kreishaushalts
den sich laufend erhöhenden Ausgaben gegenüberstellt, braucht man nicht lange
zu rechnen, um zu wissen, wohin der Weg in dieser wirtschaftlichen Zeit in den
nächsten Jahren führt. Bei einer sorgfältigen Kostenanalyse kamen wir zur einstimmigen
Feststellung, dass eine erschreckend hohe Kostensteigerung in vielen Bereichen,
vor allem aber bei der Sozial- und Jugendhilfe, den Gastschulbeiträgen, der
Schülerbeförderung sowie den Unterbringungen mehr als alarmierend ist und auf
längere Zeit nicht zu verkraften sein wird. Hier ist die Wirtschaftskraft des
Kreishaushalts momentan zu schwach. Eine erneute Darlehensaufnahme, wie schon
geplant oder überhaupt die Anforderung von Fremdkapital jeglicher Art sind aus
unserer Sicht beim jetzigen Schuldenstand von über 46 Mio € keine brauchbare
und erfolgversprechende Lösung für eine bessere Zukunft. Im Gegenteil: Wenn ich
davon ausgehe, welche Rückzahlungen, Vorfinanzierungen und noch höhere
Zinsbelastungen im Jahr 2005 auf den Landkreis Miltenberg zukommen werden, wäre
es auch im Interesse unserer Kommunen und ihrer sehr schwierigen finanziellen
Lage unverantwortlich, die erforderliche Erhöhung der Kreisumlage abzulehnen
und nicht mitzutragen. Denn wenn es soweit kommen sollte (was ich nicht hoffe)
könnte man sich schon jetzt an den fünf Fingern errechnen, welche Belastungen
im Jahr 2005 auf die Kommunen zukommen.
Was bleibt zu tun? Wir müssen nach wie vor versuchen,
in allen Bereichen Kosten zu sparen, auch wenn mancher Härtefall dabei sein
sollte. Neue Investitionen in der Zukunft müssen je nach Dringlichkeit mit viel
Augenmaß, kaufmännischem Sachverstand sowie Verantwortungsbewusstsein geplant,
behandelt und bearbeitet werden. Das überaus schwache Steueraufkommen im
letzten Jahr (im Kreishaushalt 2003 waren es schon 9,5 % weniger) zeigt, dass
unsere Spielräume für Investitionen immer mehr eingeengt werden. Das heißt für
mich, in einer wirtschaftlich schwierigen und sehr kritischen Zeit mit über 4,5
Mio Arbeitslosen sowie einer schwachen Auftragslage in verschiedenen Bereichen
der Industrie, vor allem beim Mittelstand und beim Handwerk, müssen wir
zukünftig mehr Abstriche machen als uns allen lieb und recht ist.
Und wenn ich schon beim Sparen bin, möchte ich auch
bekunden, dass die Mitglieder der Neuen Mitte sämtliche Sparmaßnahmen und
–beschlüsse aus dem Projekt “Intelligentes Sparen” voll und ganz mittragen. Das
soll aber nicht heißen, dass wir damit schon voll und ganz zufrieden sind. Es
soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass der Neubau mit Generalsanierung von
Julius-Echter-Gymnasium/Staatl. Realschule im Schulzentrum Elsenfeld mit 36 Mio
€ Gesamtkosten eine schwere finanzielle Herausforderung bedeutet. Auch hier
sind Einsparungen möglich und erforderlich. Was nicht bedeuten soll, dass wir
gegen diese Baumaßnahme sind.
Was mich bei allen Gesprächen und Diskussionen um den
Kreishaushalt sowie die Erhöhung der Kreisumlage etwas traurig stimmt und auch
ärgert und stört, sind die teilweise sehr öffentlichen Äußerungen und
unmöglichen Forderungen von gewissen politischen Gruppierungen. Es geht hier um
Sparmaßnahmen, die vom Haushalt her überhaupt nicht machbar sind. Ich möchte
niemandem zu nahe treten, persönlich ansprechen oder beleidigen, aber einige
Kreistagsmitglieder erwecken mit gewissen Schlagzeilen in der Presse bei den
Bürgern und Bürgerinnen der Eindruck, als hätten sie das Allheilmittel sowie
die Vorschläge und Ideen, um bei der Kreisumlagenerhöhung eine Nullrunde
verabschieden zu können. Oft kommen sie mit Forderungen, an dessen Umsetzung
sie selbst nicht glauben. Das ist für mich eine optische Täuschung unserer
Bürger und Bürgerinnen. Den Nachteil hat dann immer jene politische
Gruppierung, die mit der erforderlichen Erhöhung der Kreisumlage fair und
ehrlich umgeht und die Bürger und Bürgerinnen ehrlich informiert. Denn wer
ehrlich ist und den Sparstift an der richtigen Stelle ansetzt, weiß genau, dass
der Haushalt 2004 fast überhaupt keinen Spielraum hat. Oder haben Sie nicht
genau wie wir eindeutig erkannt, dass die Kosten und Ausgaben enorm sind?
Wir alle sitzen als gewählte Vertreter und
Vertreterinnen des Kreistages in einem Boot und tragen Verantwortung. Also
müssen wir bei unserer heutigen Entscheidung wissen, ob wir die Schuldenlast
durch eine negative Entscheidung erhöhen oder durch eine positive Entscheidung
in Grenzen halten wollen. Was wir tun, müssen wir gegenüber den Bürgern und
Bürgerinnen verantworten. Wir von der Neuen Mitte sind die Vertreter des
Mittelstandes, also der Mittelstands-Union. An die Adresse von Kreisrat Dr.
Fahn möchte ich untermauern, dass wir für den Mittelstand und das Handwerk
stehen und keine Gehaltsempfänger sind. Wir wissen zumindest, wie das Geld
verdient wird und wie man es anlegt und ausgibt. Wir arbeiten stets mit
Augenmaß und Verantwortung, wissen aber im Gegensatz zu Kreisrat Dr. Fahn,
dessen Gehalt am Monatsanfang sicher ist, nie, ob wir am Monatsende etwas übrig
haben. So haben wir auch den Kreishaushalt nach unternehmerischen
Gesichtspunkten verantwortungsbewusst beraten und werden darüber auch verantwortungsbewusst
entscheiden. Wir sind nicht (wie viele meinen) das Fähnchen im CSU-Wind. Nein,
und das möchte ich heute einmal
klarstellen: Wir sind Manns und Verantwortungsträger genug, unsere eigene
Meinung zu bilden und nach eigenem
Wissen und Gewissen zu entscheiden. Abschließend gebe ich noch kurz zu
bedenken, dass wir als Kreistag nur ein ganz kleines Glied in der großen
Politik sind. Wenn von Berlin aus die Weichen und Signale für unseren Landkreis
und unsere Kommunen nicht besser und erfolgreicher gestellt werden, gehen wir
schwierigsten Zeiten entgegen.
Danke sagen wir Kreiskämmerer Straub für die perfekte
Erstellung des Haushaltsplanes 2004 und die Unterstützung bei der Beratung
sowie allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Verwaltung. Ein ganz besonderer
Dank gilt Landrat Schwing und seinen beiden Stellvertretern, Kreisrat Eck und
Kreisrätin Fichtl.
Kreisrat Scherf sagte namens Bündnis 90/Die Grünen
folgendes:
Es gilt heute, den Haushaltsplan 2004 zu
verabschieden. Hierzu sind von Seiten Bündnis 90/Die Grünen eine Reihe von
Anmerkungen notwendig, um unsere Entscheidung plausibel machen zu können.
Zuerst möchte ich jedoch Kämmerer Straub und seinen Kollegen und Kolleginnen
für die Unterlagen sowie die Erläuterungen danken, die uns wie immer sehr
weitergeholfen haben. Auch danken wir allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
des Landratsamtes für ihre Arbeit und ihr Engagement.
Die im vergangenen Jahr von Stagnation geprägte
wirtschaftliche Lage hat den Landkreis Miltenberg wie auch seine Städte und
Gemeinden finanziell sehr gefordert. Für den Landkreis Miltenberg bedeutet dies
dramatisch angestiegene Kosten in der Sozialhilfe. Weniger Sozialhilfefälle
hatten wir uns dank des Grundsicherungsgesetzes erhofft, dennoch wären
Einsparungen möglich gewesen, wenn der Bezirk Unterfranken seine Einsparungen
bei der Sozialhilfe an uns weitergereicht hätte. Dazu später mehr.
Noch ohne Auswirkungen auf unseren Haushalt sind die
hoffnungsvollen Blicke in das Jahr 2004, die in den vergangenen Tagen den IWF
zu veranlassen schienen, die Prognose des Wirtschaftswachstums für Deutschland
von 1,5 % auf 1,7 % zu erhöhen und für 2005 eine klare 2 vor dem Komma zu
sehen. Wenig trösten mag es in der jetzigen Situation auch, dass nach
Berechnungen der unabhängigen Wirtschaftsweisen 2003 das Tal der Tränen bei den
Steuern erreicht sein soll, es heuer zu einer spürbaren Entlastung kommt und
2005 bei den Steuereinnahmen für Länder und Gemeinden das Niveau des Jahres
2000 wieder erreicht sein soll. Wir können also darauf hoffen, bereits jetzt im
finstersten Tal zu wandern. Dies
bedeutet aber kein “weiter so”, sondern einen verstärkt gewissenhaften und
sinnvollen Umgang mit den Geldern der Steuerzahler und Steuerzahlerinnen. Doch
wenn der Bürger erwartet, weniger Steuern zahlen zu müssen, dann müssen wir uns
auch überlegen, wo ein “weniger an Staat” möglich ist.
Im Bereich Jugendhilfe gibt es keine Alternativen:
Hohen Einsatz und viele vorgeschaltete Maßnahmen hat es gebraucht, um die den
Jugendhilfeetat besonders belastenden Heimaufenthalte zahlenmäßig zurückführen
zu können. Dies wäre auch gelungen, wenn es nicht den Missbrauch des § 35 a SGB
gäbe, weshalb die Landkreise in vielen Fällen auch bei gut situierten Eltern
wegen Schulleistungsproblemen zur Bezahlung des Internats gezwungen sind. Z.Z.
zeichnet sich hier jedoch eine Verbesserung ab: Was die Kommunen über die CSU
im Bundesrat nicht erreichen, schafft “BamS” mit einer Schlagzeile. Jedoch
zeigt der Jugendhilfeetat – dies sollten wir allem Sparwillen zum Trotz im Auge
behalten, dass sinnvolles Investieren höhere Folgekosten vermeiden kann. Würden
wir z.B. mit dem Rasenmäher pauschal sparen, würden wir uns der Früchte unserer
Bemühungen im Jugendhilfeetat selbst berauben. Dies sollten sich gerade die
Freien Wähler in ihr Stammbuch schreiben lassen. Wenig sinnvoll und von
geringer Kompetenz zeugend sind Versuche, den Eindruck zu erwecken, das
Jugendamt verschleudere Gelder und es bedürfe einer Absegnung jeder
Einzelmaßnahme durch den Landrat. Gerade der Vergleich mit dem Landkreis
Aschaffenburg ist inhaltlich überflüssig, denn dies hat uns Jugendamtsleiter
Winkler bereits ausführlich in einer Jugendhilfeausschusssitzung im Beisein der
Vertreterin der Freien Wähler erläutert. Wir orientieren uns nicht an
Konzepten, die nur noch den klammen Geldbeutel im Blick haben und nicht das
Wohl des Kindes. Eine solche Politik wird sich langfristig auch finanziell
rächen. Im Landkreis Miltenberg kommt nur das Kind bzw. der Jugendliche in ein
Heim, bei dem diese Maßnahme a) sinnvoll und b) nicht durch andere Maßnahmen
ersetzbar ist. Den Weg, Pflegefamilien auszunutzen und zu überfordern wie dies
anderswo geschehen mag, werden die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen in
diesem Kreistag nicht unterstützen. Dank intelligenter Investitionen in frühe
Maßnahmen ist es dem Jugendamt gelungen, die eigentlichen Heimunterbringungen
zahlenmäßig zu reduzieren. Deshalb helfen uns populistische Sparanträge nicht
weiter, sondern schaden der guten Arbeit des Jugendamtes, das von sich aus
stets die Kosten in vertretbarem Maße im Auge hat.
Neben Sozial- und Jugendhilfe als Pflichtaufgaben
droht am Horizont das Defizit der Krankenhaus-GmbH. Es sei hier nur kurz die
für uns Kreistagsmitglieder und Bürger und Bürgerinnen nötige Transparenz der
Vorgänge innerhalb der GmbH angemahnt. Ohne Transparenz fehlt der Rückhalt in
der Bevölkerung sowohl für das Krankenhaus, als auch für notwendige
Reformschritte. Leider bekommt die Ausschussgemeinschaft Bündnis 90/Die
Grünen-ödp seit einiger Zeit keine Informationen mehr, denn im Jahr 2004 wurde
bisher kein Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen-ödp zu Besprechungen zu diesem
Thema eingeladen. Ist das die Reaktion darauf, dass wir uns kritisch zum Umgang
mit der Bürgerinitiative zum Miltenberger Krankenhaus gestellt haben und einen
fairen Umgang auch beim Umfang öffentlicher Mitteilungen gefordert haben? Dies
schafft weder uns von Bündnis 90/Die Grünen Vertrauen, noch bei den Bürgern und
Bürgerinnen. Um Transparenz haben wir uns im Sinne des Erhalts des
Krankenhauses immer bemüht und werden dies weiter tun. Deshalb haben wir auch
einen gemeinsamen Antrag zum Stand der Umsetzung der Reformen und notwendiger
weiterer Schritte gestellt.
Außerdem belastet den Landkreis Miltenberg die
negative Entwicklung der Umlagekraft. Wir dürfen uns nicht
zufrieden zurücklehnen und darauf verweisen, dass es überall in Bayern abwärts
geht. Zudem wurde diese Woche bekannt, dass der Landkreis Dillingen eine
Umlagekraftsteigerung von über 14 % zu verzeichnen hat. Wir müssen uns fragen,
warum die Steuerkraft des Landkreises Miltenberg überproportional zurückgeht.
Im bayerischen Schnitt ist es ein Minus von 4,3 %, für den Landkreis Miltenberg
ein Minus von 9,5 %. Damit liegen wir trotz der Nähe zum Rhein-Main-Gebiet und eines
eigentlich erhofften Wirtschaftswunders durch die neue Brücke Sulzbach a.Main –
Niedernberg bayernweit nur auf Rang 57.
Dazu haben wir eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, was
langfristig die Sozialhilfeausgaben nach oben treibt und befürchten lässt, dass
die Konjunkturerholung 2004/2005 am Landkreis Miltenberg vorüberzuziehen droht.
Die Anzahl der Sozialhilfeempfänger sollten wir nicht einer Regierung in die
Schuhe schieben, stattdessen sollten wir etwas für die Förderung der Wirtschaft
in diesem Landkreis tun. Warum toben sich auf diesem Feld nicht die lt.
Eigenlob ach so wirtschaftskompetenten Fraktionen von CSU und Neuer Mitte aus,
wo bleiben ihre Ideen für eine Förderung der Wirtschaftskraft unseres
Landkreises? Während wir von Bündnis 90/Die Grünen immer wieder auf
Zukunftstechnologien wie Solarenergie oder die Bedeutung weicher
Standortsfaktoren wie eine umfassende Kinderbetreuung hinweisen, lässt sich bei
der Mehrheit dieses Kreistages ein gewisser Brückenfetischismus nicht
verleugnen. Doch hat der Landkreis Miltenberg schon heute die höchste
Brückendichte am Main und dennoch darbt die Wirtschaft. So wird auch eine
erneute Brücke nicht den Aufschwung bringen und über die Ratlosigkeit der
Kreistagsmehrheit in Wirtschaftsfragen hinwegtäuschen.
Die niedrige Umlagekraft des Landkreises Miltenberg
belastet den Kreishaushalt immens und nimmt uns den Handlungsspielraum. Umso
erschütternder war es zu lesen, dass Ministerpräsident Stoiber sich eines
Gesprächs mit den kommunalen Spitzenverbänden verweigert hat. Wir tragen hier
vor Ort die Lasten der Sparpolitik der Landesregierung. Würden wir in gleichem
Maß die Übungsleiterzuschüsse kürzen wie Ministerpräsident Stoiber, könnte der
Sport und besonders die Jugendarbeit in den Vereinen nicht auf einem so guten
Niveau bestehen bleiben. Nicht nur dieses Beispiel zeigt, dass auf Kosten der
Landkreise und Gemeinden im Jahr 2006 ein ausgeglichener Landeshaushalt
gefeiert, die Kosten aber nur anders verteilt werden sollen.
Im aktuellen Haushalt 2004 tragen wir die Mehrkosten
für die Realschüler infolge der Einführung der R 6 durch die Landesregierung.
Wir von Bündnis 90/Die Grünen haben frühzeitig auf dieses Problem hingewiesen,
wurden jedoch nicht gehört oder man wollte uns nicht hören. Und dann werden wir
auf Landesebene noch damit getröstet, dass das Land Bayern die Erstattungsquote
für die Schülerbeförderungskosten nicht unter 60 % abrutschen lassen will –
eigentlich eine Landesaufgabe, die vor einiger Zeit noch bis zu 80 % erfüllt
wurde. Von den Baukosten für Realschulen ganz zu schweigen, die eigentlich gar
nicht auftreten sollten. Und das Bedrohliche für uns ist die Gymnasialreform
mit der notwendig werdenden Mittagsbetreuung und baulichen Maßnahmen durch eben
diese und eine neue Unterrichtsstruktur, die lt. Staatsregierung erneut von den
Landkreisen getragen werden muss. Nur als Randnotiz: Für 90 % der Baukosten
sollen Fördermittel des Bundes herangezogen werden, was gleichzeitig eine auf
Null-Kürzung für mögliche Ganztagsschulen im Volksschulbereich bedeutet. Für
uns problematisch: 10 % soll der Landkreis tragen. Wovon, das konnten uns auch
Landrat und Kämmerer nicht beantworten. doch der ahnungslose Tipp von
Ministerpräsident Stoiber lautet: Die Erhöhung auf 42 Stunden und ein Ausstieg aus
dem Flächentarifvertrag machen genug Einsparungen möglich. Inhaltlich muss ich
darauf nicht eingehen, denn den Unsinn hat selbst der Landrat schon geoutet,
traurig jedoch, dass gerade die Freien Wähler diesen inkompetenten Vorschlag
nachbeten. In dieser Woche hat sich das Problem vorerst gelöst, aber vor allem
dank des massiven Drucks nicht-schwarzer bayerischer Oberbürgermeister. Ein
grüner Antrag zu dieser Thematik wurde im Kreisausschuss abgelehnt. Hätten alle
in Bayern sich so weggeduckt wie die Mehrheit dieses Kreistages, hätten wieder
Landkreise und Kommunen die Zeche der Landespolitik zahlen müssen.
Gegen diese rücksichtslose Sparpolitik bräuchten wir
starke CSU-Abgeordnete in der Landtagsfraktion, die das Verschieben von Lasten
nicht mitmachen und sich nicht nur an der Lichtgestalt Stoiber zu orientieren
versuchen. Doch an diesen Lasten drohen die Landkreise zu zerbrechen, so wie
auch der Landkreis Miltenberg zerrieben wird durch die Sparpolitik der
Landesregierung. Die Verabschiedung des Landeshaushalts im Bayer. Landtag im
März 2004 hat gezeigt: Manch ein CSU-Löwe, der im Vorfeld und in seinem
Wahlkreis noch laut gegen viele Unsinnspläne für Polizei, Forst und Bildung
gebrüllt hat, hatte im Landtag sein Gebiss im Wasserglas auf dem Nachttisch
vergessen.
Wir dürfen hier nicht zulassen und mit Stillschweigen
legitimieren, dass Ministerpräsident Stoiber im Jahr 2006 seinen ausgeglichenen
Haushalt auf den Trümmern der Landkreise der Öffentlichkeit präsentiert. Und
hier wünschen wir uns eine laut zu vernehmende Stimme von Kreistagsmehrheit und
Landrat! Wir von Bündnis 90/Die Grünen haben übrigens unsere Hausaufgaben
gemacht. Die grüne kommunalpolitische Vereinigung Bayerns hat gerade in Bezug
auf Hartz IV mit Arbeitslosen- und Sozialhilfe und deren Zusammenlegung ein
Positionspapier an die grüne Bundestagsfraktion geschickt. Von dort (namentlich
Christine Scheel) steht auch die Zusage: Es muss die versprochene Entlastung
von 2,5 Mrd € für die Kommunen geben. Deshalb haben die Grünen im Bundestag
auch ein erneutes Treffen von kommunalem Spitzenverband und Wirtschafts- sowie
Finanzministerium erreicht. Denn wenn diese ständig verschiedene Ergebnisse präsentieren,
sollen sie gefälligst gemeinsam rechnen und das Konzept überarbeiten. So wird
Politik gemacht, auch mit innerparteilicher Kritik. Ein abstoßendes Beispiel
bietet die CSU, die vor allem wegduckt. Alle jammern und klagen, doch gehören
Bürgermeister, Landräte, Bezirksräte und Staatsregierung alle derselben Partei
an. Auch Kreisrat Rüth hat wie alle anderen, die vorher über den Stoiberschen
Sparwahnsinn gemault haben, brav die Hand für diesen Landeshaushalt gehoben,
den wir hier ausbaden müssen. Oder hält er etwa die Lastenverteilung bei den
Schulreformen und den Schülerbeförderungskosten für gerecht?
Ich Zeiten des politische motivieren Sparens stehen
wir von Bündnis 90/Die Grünen zu den noch möglichen Investitionen des
Landkreises Miltenberg im Bereich Schulen. Während die Landesregierung mit
ihrer Sparpolitik Landkreise und Kommunen der Investitionskraft berauben, sagen
wir Ja zu den richtigen Investitionen im Bereich des Schulbaus im Landkreis
Miltenberg. Politisch werden wir die Verwaltung dabei unterstützen, wenn sie
bei den einzelnen Maßnahmen mit spitzer Feder rechnet.
Doch nicht nur das Land, auch der Bezirk Unterfranken
belastet uns über Gebühr. Bereits angesprochen: Es wurden Einsparungen bei der
Sozialhilfe dank des Grundsicherungsgesetzes vom Bezirk nicht an die Landkreise
weitergegeben. Unsolidarisch war die übereilte Verabschiedung des
Bezirkshaushalts noch vor Bekanntgabe der Landeshilfe. In Anbetracht
erwirtschafteter Überschüsse von 15,5 Mio € im Jahr 2002 und ca. 20 Mio € im
Jahr 2001 werden die unterfränkischen Landkreise viel zu hoch belastet. Man
beachte in diesem Zusammenhang auch die Rücklage des Bezirks von über 12 Mio €.
Bevor nicht der Bezirk Unterfranken seine mehrfach über der gesetzlichen
Vorgabe liegende Rücklage abschmelzt, tragen wir von Bündnis 90/Die Grünen
keine gesetzeswidrige Komplettauflösung der Rücklagen mit. Unseriöse Vorschläge
wie von den Freien Wählern bringen uns genauso wenig weiter wie das
Versteckspiel der CSU. Auf unsere Kosten lassen wir den Bezirk nicht seine
Spielchen treiben!
Ich glaube, diese Beispiele zeigen, auf welche
ungeheuerliche Weise sich der Bezirk
Unterfanken an den Landkreisen vergreift. Über dieses unsolidarische
Verhalten könnte man sich noch wie in Bezug auf das Land echauffieren mit einem
“die da oben” oder “die da weit weg in Würzburg”, doch sitzt der Strippenzieher
dieses landkreis- und gemeindeunfreundlichen Bezirkshaushalts in der
CSU-Fraktion. Wir von Bündnis 90/Die Grünen haben mit unserem Antrag zum
Bezirkshaushalt heuer eine Steilvorlage geliefert, den Protest gegenüber dem
Bezirk Unterfranken zu formulieren. Doch es wurde ein Geschäftsordnungstrick
vorgezogen, anstatt die Interessen des Landkreises Miltenberg zu vertreten. Und
noch etwas haben wir vorgemacht. Man kann auch öffentlich deutlich parteiintern
Kritik üben. Auf Veranlassung der Miltenberger Grünen hat die grüne
Bezirksversammlung eine Resolution verfasst, dass derartige Haushalte künftig
nicht mehr von grünen Mandatsträgern und –trägerinnen abgesegnet werden und dass
ein Nachtragshaushalt dringend notwendig ist. Haben Sie doch bitte auch den
Mut, nicht nur vordergründige Parteiinteressen, sondern die Interessen des
Landkreises Miltenberg zu vertreten und deshalb deutlich vernehmbar am Bezirk
und den Verantwortlichen Kritik zu üben, egal in welcher Partei Sie sitzen!
Es lässt sich erahnen, wieviel Kreisumlagenerhöhung
abwendbar wäre, wenn sich Land und Bezirk korrekt verhalten würden. Unsere
Gemeinden dafür bluten zu lassen, halten wir von Bündnis 90/Die Grünen nicht
für korrekt. Vielmehr hätten wir uns einen Aufschrei des Kreistages und des
Landrats erhofft. Es kann von den Mitgliedern von Bündnis 90/Die Grünen nicht
verlangt werden, mit einem Ja zum Kreishaushalt durch die Hintertür die Abzocke
von Land und Bezirk zu legitimieren. Die Erhöhung der Kreisumlage um 3,5 % geht
zulasten der Kommunen, weshalb das Wehklagen – gerade in Anbetracht des
Tiefpunkts bei den Steuereinnahmen 2003 auf der einen Seite verständlich ist.
Es wurde und wird jedoch zurecht darauf hingewiesen, wofür der Landkreis
Miltenberg dieses Geld benötigt. Die weitläufige Wiese vor dem Landratsamt
Miltenberg dient nicht dazu, den Lärm zu vermindern, den das hinausgeworfene
Geld verursacht. Die Fülle der Ausgaben des Landkreises Miltenberg kommen gerade
den Gemeinden und ihren Bürgern und Bürgerinnen zugute. Die Sozialhilfe wird an
Bürger und Bürgerinnen ausgezahlt, die Übungsleiterzuschüsse unterstützen die
Trainings- und Jugendarbeit in unseren Gemeinden und auch die Jugendhilfe
wendet sich mit ihren Maßnahmen direkt an hilfsbedürftige Kinder und Familien.
Zulässig ist stets der Blick auf die Personalkosten.
Doch sollte nicht der Eindruck verstärkt werden, in der Verwaltung werde nur
die Zeit totgeschlagen. Eine deutliche Steigerung der Anträge auf Sozialhilfe
oder die Mehrbelastungen durch die Grundsicherung wurden von der
Landkreisverwaltung ohne Neueinstellungen gut bewältigt. Auch eine
Konjunkturkrise am Bau mit der Möglichkeit, Stellen einzusparen, ist ein sehr
übereilter Rückschluss, der erst überprüft werden muss, bevor er an die
Öffentlichkeit gegeben wird, wie von den Freien Wählern geschehen. In Relation
zur Gesamthöhe des Verwaltungshaushalts liegen die Personalkosten des
Landkreises Miltenberg mit 16,6 % im unteren Bereich vergleichbarer Landkreise.
Für politisch eher schwachbrüstig halten wir von Bündnis 90/Die Grünen das
Vorgehen, der Verwaltung Vorgaben zu machen wie: Wir wollen 10 % weniger
Personalkosten, macht Vorschläge wie das geht! Abgesehen davon, dass das nur
mit Entlassungen zu bewältigen wäre mit verheerenden Folgen für die Arbeit im
Landratsamt gilt zudem: Von der Politik muss ich auch verlangen können,
Richtungen vorzugeben und nicht ängstlich in der Deckung zu verharren. Eine
klare Aufgabenanalyse und –kritik dürfen die Bürger und Bürgerinnen von uns
noch verlangen dürfen!
Unser Vorschlag lautet deshalb: Mittelfristig sparen
wir im Bereich Tourismus/Wirtschafts-förderung. Die Stelle Wirtschaftsförderung
ist schon unbesetzt und auch den Tourismus halten wir nicht für eine originäre
Aufgabe des Landkreises. Bei aller Wertschätzung für die Bemühungen der
Kommunen Bürgstadt und Miltenberg halten wir von Bündnis 90/Die Grünen es unter
dem Leitbild der Selbstverwaltung der Unternehmen vor allem für eine Aufgabe
derselben. Bestärkt werden wir in dieser Auffassung durch die Probleme, die es
in Bürgstadt und Miltenberg gibt. Sind einige Hotels und Gaststätten nicht
einmal in der Lage, freie und besetzte Zimmer zu melden bzw. ein adäquates
Frühstück zu servieren, dann ist es nicht Aufgabe der öffentlichen Hand,
Nachhilfeunterricht zu erteilen. Deshalb fordern wir von Bündnis 90/Die Grünen
im Bereich Wirtschaftsförderung/Tourismus anstelle von Einsparungen die
komplette Streichung und eine Besinnung auf die wirklichen Aufgaben des Landkreises.
Sparen ja, aber Sparvorschläge sollten durchdacht sein
und nicht dem puren Populismus entspringen. Überproportional hohe
Jugendhilfekosten verursachen auch Gemeinden mit Bürgermeistern der Freien
Wähler, nämlich neben Mönchberg besonders Mömlingen. Vielleicht ist auch die
Überlegung angebracht, die eigene kommunale Jugendarbeit zu analysieren und
ggf. zu optimieren, als solch kurzatmige Sparvorschläge, die sich auf dem
Niveau des Stoiberschen Sparwahnsinns bewegen, zu präsentieren.
Sparmöglichkeiten von ca. 40.000,00 € bieten die
zahlreichen Mitgliedschaften des Landkreises, die in den nächsten Monaten
unbedingt durchforstet und auf das notwendige Maß beschränkt werden sollten.
Hier werden wir von Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag formulieren, damit der
Kreistag die Weichen für 2005 stellen kann.
Trotz unseres Sparvorschlags im Bereich
Wirtschaftsförderung/Tourismus und des Einsparpotentials bei den
Mitgliedschaften halten wir in Anbetracht notwendiger Investitionen und mangels
weitreichender Sparmöglichkeiten die Kreisumlagenerhöhung für unausweichlich.
Auch wenn der Haushalt 2004 von Kämmerer Straub solide und gut erstellt ist:
Keiner wird im Ernst von Bündnis 90/Die Grünen erwarten, mit einem Ja zu diesem
Haushalt das Kaputtsparen von Ministerpräsident Stoiber zulasten der Kommunen
und das unsoziale und kommunenunfreundliche Verhalten von Land und Bezirk zu
legitimieren. Die Mehrheitsfraktion dieses Hauses ist aufgrund ihrer
Parteizugehörigkeit verantwortlich für die Politik des Landes und des Bezirks und diese Verantwortung soll sie auch allein
tragen. Wir sagen Nein.
Landrat Schwing bemerkte zur Anregung von Kreisrat Dr.
Schüren, der Landrat solle Heimunterbringungen zur “Chefsache” machen, dass er
dafür nicht der Fachmann sei. Jugendamtsleiter Winkler erledige diese Aufgabe
hervorragend. Er (Landrat Schwing) habe bereits im Kreisausschuss am 23.03.2004
darauf hingewiesen, dass bisher in jeder Jugendhilfeausschusssitzung ein
Bericht über Heimunterbringungen gegeben worden sei und diese Regelung auch
künftig beibehalten werde. Im übrigen seien alle großen Haushaltsposten für den
Landrat “Chefsache”.
Bezüglich der Personalkosten sagte Landrat Schwing,
dass dieser Bereich selbstverständlich Daueraufgabe sei. Personalkosten müssten
immer kritisch unter die Lupe genommen werden. Dem Kreisausschuss sei bereits
mitgeteilt worden, dass schon seit September 2003 ein Einstellungsstopp
bestehe, weil man gemerkt habe, dass die Fluktuation gleich Null sei. Die
Steigerung im Personalkostenbereich betrage in 2004 ohne Schaffung einer
einzigen neuen Stelle 466.000,00 €. Wenn auf Null gegangen würde, müssten 11
Mitarbeiter/innen entlassen werden und wenn dem Antrag der Freien Wähler
stattgegeben worden wäre, müssten weitere 40 Entlassungen folgen.
Anerkennenswert sei in diesem Zusammenhang, dass die Steigerung von 34 % der
Fallzahlen bei der Grundsicherung bisher mit dem vorhandenen Personal
aufgefangen worden sei. Forderungen, wie sie seitens der Freien Wähler geäußert
worden seien, verärgern nur die Mitarbeiter/innen und vermitteln den Eindruck,
dass bei der Landkreisverwaltung nichts gearbeitet werde.
Was die Forderung nach einer neuen Arbeitsplatzanalyse
betreffe, müsse darauf hingewiesen werden, dass dafür Kosten von ca. 300.000,00
€ bis 400.000,00 € anfallen würden. Die Landkreisverwaltung habe sich bereits
dazu entschlossen, das vor ca. 10 Jahren erstellte Gutachten fortzuschreiben.
Landrat Schwing gab weiter bekannt, dass an der
Privatisierung des Bereiches Tourismus schon seit einigen Jahren gearbeitet
werde. Hier sei der Landkreis Miltenberg jedoch auf Stadt und Landkreis
Aschaffenburg, Landkreis Main-Spessart und die angrenzenden hessischen und
baden-württembergischen Landkreise angewiesen. Man sei bereits auf einem guten
Weg und hoffe, dass bis Jahresende 2004 ein Konzept umgesetzt werden könne.
Derzeit tragen die Kommunen 90 % dieser Kosten, künftig sollen es nur 50 %
sein.
Unter Hinweis auf die angekündigte Ablehnung des
Haushalts 2004 durch die Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen aufgrund der
Erhöhung der Kreisumlage erinnerte Landrat Schwing daran, dass der Haushalt vor
einigen Jahren von den Mitgliedern dieser Gruppierung wegen einer zu niedrigen
Kreisumlage abgelehnt worden sei.
Landrat Schwing betonte sodann, dass alle
Kreistagsmitglieder in der Pflicht stehen, einen genehmigungsfähigen Haushalt
zu verabschieden, denn der Haushalt sei die Basis für die Arbeit des
Kreistages. Bei der Landkreisverwaltung sei derzeit ein Prüfer des Bayer.
Kommunalen Prüfungsverbandes tätig, der klar festgestellt habe, dass die
Kreisumlage des Landkreises Miltenberg viel zu niedrig sei. Tatsache sei, dass
der Landkreis Miltenberg seine Kommunen in den letzten Jahren über Gebühr entlastet
habe. Sogar der Rechnungsprüfungsausschuss habe in seinem letzten Bericht
darauf hingewiesen, dass die Einnahmenseite deutlich erhöht, d.h. die
Kreisumlage erhöht werden müsse.
Zu dem von Kreisrat Scherf angesprochenen Punkt
“Infrastruktur” erklärte Landrat Schwing, dass der Landkreis Miltenberg jetzt
den Ausbau der Infrastruktur vorantreiben müsse, um für den Aufschwung
gewappnet zu sein. Das Problem dabei sei die rot-grüne Bundesregierung. Der
Landrat habe bereits in seiner Haushaltsrede alle Kosten beleuchtet und
kritische Worte an Bund und Land gerichtet. Wer den vorliegenden Haushaltsplan
2004 aufmerksam gelesen habe, wisse wo die großen Probleme liegen.
Als Vertreter der FDP/UWG äußerte Kreisrat Dr.
Linduschka folgendes:
“Städte und Gemeinden befinden sich in einer
existenzgefährdenden Situation” heißt es bei der Stadt Erlenbach a.Main, die
Gemeinde Neunkirchen und die Gemeinde Laudenbach “protestieren gegen jegliche
Erhöhung der Kreisumlage bei der derzeitigen angespannten Situation der Gemeinden”,
die Gemeinde Collenberg formuliert fast wortgleich mit der Begründung “Die
Lösung der Finanzprobleme des Landkreises muss primär innerhalb des
Kreishaushalts erfolgen und darf keinesfalls auf dem Rücken der
Landkreisgemeinden geschehen”. Zugegeben, das sind nur einige Stimmen, aber man
sollte sie doch ernst nehmen, zumal ein Blick auf die Finanzlage der
Landkreisgemeinden zeigt, dass die meisten von ihnen die gesetzlich geforderte
Mindestrücklage nicht mehr ausweisen können. Was schließen wir als FDP/UWG
daraus? Zweierlei: Einerseits müssen im Haushalt des Landkreises alle
Sparmöglichkeiten ausgeschöpft werden, um die errechnete Erhöhung der
Kreisumlage um 3,5 % möglichst abzuwenden, andererseits müssen wir alle
energisch gegen die unerträglich gewordene Verschiebung der Lasten von oben
nach unten vorgehen.
Schon bei der Planung meiner Rede war mir klar, dass
die Mehrheitsfraktion alle Belastungen, die von der rot-grünen Bundesregierung
in Berlin ausgegangen sind und ausgehen, penibel auflisten wird – und das ist
auch gut so. Ob dagegen mit der ebenso notwendigen Entschiedenheit von der CSU
und ihrem Ableger, der sich “Neue Mitte” nennt, gegen neue Zumutungen von Land
und Bezirk vorgegangen wird oder ob es da bei einem Lippenbekenntnis bleibt,
ist mir auch nach dem bisherigen Verlauf der Haushaltsberatungen noch nicht
klar. Ich darf dazu den Aschaffenburger Bürgermeister Elsässer (CSU) zitieren,
der die Einführung des G 8 in Bayern als den “ersten bedeutenden Fall für die
Anwendung des Konnexitätsprinzips” darstellt. Auf Deutsch heißt das: Die
flächendeckende Einführung der sechsstufigen Realschule war genau so wie die
handstreichartige Einführung des achtjährigen Gymnasiums ein Beschluss von
oben, das letztere ein eher einsamer Beschluss eines Mannes, der den Kommunen,
aber auch den Landkreisen eine Menge neuer Aus- und Aufgaben beschert. Wenn das
Konnexitätsprinzip überhaupt einen Sinn haben soll, dann muss es hier greifen.
Ich erinnere nur an die notwendig gewordenen neuen Schulgebäude wegen der zahlenmäßig
aufgeblähten R 6, denen leere Hauptschulgebäude in den Gemeinden
gegenüberstehen. Ich erinnere weiter an die explosionsartig gestiegenen und
weiter steigenden Schülerbeförderungskosten durch diese Art der
Zentralisierung, auf die das Land Bayern stilvoll mit der Kürzung des
Förderprozentsatzes geantwortet hat. Dass parallel dazu der Bezirk Unterfranken
in den letzten Jahren seine Verschuldung entscheidend zurückgeführt hat, ist
schön für ihn, nutzt den Landkreisen und Gemeinden allerdings gar nichts. Dass
der Bezirk Rücklagen in zweistelliger Millionenhöhe gebildet hat, ist schön für
ihn, bildet aber eine echte Provokation für Landkreise und Gemeinden, denen vom
Bezirk das Geld aus der Tasche gezogen wird, in der schon lange nichts mehr
drin ist. Sicher ist es für den Bezirk angenehm, mit vollen Taschen Segen
spendend und Gaben bringend als Wohltäter z.B. im Bereich Kultur durch die
Lande zu ziehen, für diejenigen aber, die letztlich die Zeche zahlen müssen,
ist dieses Verhalten eine Unverschämtheit, letztlich vielleicht sogar ein
Grund, ernsthaft darüber nachzudenken, ob Einrichtungen wie der Bezirkstag in
einer funktionierenden Demokratie überhaupt noch nötig sind.
Entscheidende Solidarität ist das eine, in dem wir uns
alle einig sein sollen – und wir als FDP/UWG bieten da unsere Unterstützung mit Nachdruck an. Solidarisches
Verhalten nach unten, unseren Gemeinden gegenüber, ist das andere, wenn man
glaubwürdig Solidarität von oben fordert. Und auch da haben wir als Liberale in
harmonischer Zusammenarbeit mit den Freien Wählern im Vorfeld dieser
Haushaltsberatungen unsere Hausaufgaben gemacht und sind auch vor unbequemen,
konkreten Vorschlägen nicht zurückgeschreckt. Bis zum Beweis des Gegenteil
behaupte ich, dass wir tatsächlich die einzige Fraktion bzw. Gruppierung waren,
die das überhaupt detailliert und verantwortungsvoll gemacht hat. Dass am Ende
fast alle unsere Vorschläge abgelehnt wurden, dass vor allem nicht einmal die
von uns geforderte Senkung der Rücklage auf die Mindesthöhe akzeptiert wurde,
die allein immerhin eine Reduzierung der Umlagenerhöhung um einen ganzen
Prozentpunkt gebracht hätte, dass dazu auch nach unserem Eindruck die
Forderungen nach oben, dass das Pochen auf eine konsequente Anwendung des
Konnexitätsprinzips von einem Großteil der Mehrheitsfraktion zu einem bloßen
Lippenbekenntnis geworden ist, all das ist der Grund dafür, dass wir nicht in
der Lage sind, diesem Kreishaushalt zuzustimmen. . . . . .
Unter Hinweis auf die Vereinbarung, dass Redner/innen,
die nicht Vorsitzende einer Fraktion sind, nur fünf Minuten Redezeit erhalten,
stellte Landrat Schwing fest, dass Kreisrat Dr. Linduschka sein Zeitlimit
bereits ausgeschöpft hat.
Von Kreisrat Frey (ödp) wurde folgendes vorgetragen:
Die Landkreisverwaltung hat den Haushalt für 2004
vorgelegt. Wie aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage zu erwarten war, sind
auch im Landkreis Miltenberg die Steuereinnahmen rückläufig, was natürlich zu
einem finanziellen Engpass führt. Einen erheblichen Anteil der entstandenen
Defizite sollen nun die Gemeinden aufgrund einer erneuten Erhöhung der
Kreisumlage um 3,5 % tragen. Meiner Ansicht nach ist dies nicht in Ordnung,
denn die Kassenlage der Gemeinden ist nicht besser als die des Landkreises. Die
Kommunen werden gezwungen, ihre Finanznot auf ihre Bürger abzuladen, was
letztlich dazu führen wird, dass das Leben im Landkreis Miltenberg an Qualität
verliert. Dies möchte ich als Kreisrat nicht hinnehmen. Ich meine vielmehr, die
Lücken müssen dort geschlossen werden, so wie entstehen.
Ein Landkreis tut sich vergleichsweise leicht, seine
Einnahmen zu erhöhen. Er ist vom Konzept her umlagefinanziert und in der
glücklichen Lage, über die Höhe der Umlage selbst befinden zu können. Die
Gemeinden dagegen sind steuerfinanziert. Wenn sie gezwungen werden, von ihren
Bürgern und Bürgerinnen und den ansässigen Unternehmen höhere Abgaben und
Steuern einzufordern, ist das ein sicherer Weg, die weitere Ansiedlung von
Neubürgern und Gewerbebetrieben nachhaltig zu erschweren. Wenn wir der
Abwanderung junger Menschen aus den ländlichen Gemeinden aus Spessart und
Odenwald entgegenwirken und so langfristig Steuerzahler und Gewerbetreibende
binden wollen, müssen wir die ländlichen Gemeinden entlasten.
Häufig habe ich in den vergangenen Wochen vernommen,
sparen könne man nur bei den freiwilligen Leistungen und die seien schon so
abgespeckt, dass kein nennenswertes Sparpotential mehr vorhanden sei. Das
glaube ich, zumal wir ja auch zukünftig noch über etwas befinden wollen wofür
wir ein paar frei verfügbare Euros brauchen. Andernfalls träfe man sich hier
nur noch zur Beschlussfassung über verwaltungsmäßige Vorgänge. Dazu bräuchte
man dann aber keinen teuren Kreistag einberufen.
Der große Rest der Haushaltsmittel sind
Pflichtaufgaben und Personalkosten. Da können wir nicht dran, heißt es immer.
Für heute mag das gelten, aber auf Dauer will ich mich mit so einer Antwort
nicht zufrieden geben. Gesetze, Verwaltungsvorschriften und sonstige Vorgaben
haben sich mittlerweile zu einem Korsett verdichtet, das uns politisch weitgehend
lahm legt und uns unseres Handlungsspielraumes beraubt. In der Vergangenheit
konnte dieser Sachverhalt durch jährlich steigende Einnahmen zu leicht
übergangen werden. Mittlerweile kommen wir um grundsätzliche Änderungen nicht
mehr herum. Die uns einengenden Sachzwänge sind keine unüberwindbaren
Naturgesetze. Sie stammen von Menschen und müssen von uns zurückgefahren
werden, wenn sie uns zu stark belasten. Vorschläge dazu hat es in der Vergangenheit in großer Anzahl gegeben, die
Umsetzung jedoch war absolut ungenügend. Offensichtlich war der Spardruck durch
die Finanznot noch nicht groß genug, um wirklich entgegenzusteuern. Oder es war
in der Vergangenheit einfacher, an der Einnahmeseite unseres Finanzkonstrukts
zu basteln und so den bestehenden Verpflichtungen nachzukommen. Das hatte den
großen Vorteil, dass man im Moment niemandem wehtun musste. Ich denke, diese
Verfahrensweise stammt aus dem vergangenen Jahrhundert, ihre Zeit sollte
abgelaufen sein.
Was können wird tun? Wir können alle auf den Engelberg
wallen und jede/r eine Kerze opfern in der Hoffnung darauf, dass dies die
Konjunktur beflügelt und wir so verschiedener Sorgen entledigt werden. Wir
könnten aber auch im Haushaltsplan nachsehen, wo die wirklich großen “Brocken”
liegen und jetzt Weichen dafür stellen, dass diese in Zukunft nennenswert
kleiner werden. Man muss sich allerdings im Klaren darüber sein, dass das, was
jetzt kommt, weh tut. Beginnen wir also auf Seite 3 der Erläuterungen zum
Haushaltsplan 2004:
Bezirksumlage:
Der Bezirk Unterfranken verfügt über erhebliche Rücklagen, deren Zinsen nicht
den Landkreisen zugute kommen. Der Landrat wird aufgefordert, bei der
Bezirksverwaltung mit größtem Nachdruck darauf hinzuweisen, dass diese Mittel
den Landkreisen direkt zugute kommen und dass der Bezirk seinen Haushalt
zurückführt. Ziel sollte eine Reduzierung der Bezirksumlage in den kommenden
drei Jahren um 10 % bis 20 % sein.
Einzelplan 4:
Der Zuschussbetrag darf das heutige Niveau nicht übersteigen.
Schülerbeförderung: Die Schulbusse müssen besser ausgelastet werden, ggf. sind Kleinbusse
einzusetzen.
Personalkosten:
Ein Einstellungsstopp für 10 Jahre muss erlassen und der Personalbestand in den
kommenden 15 Jahren um 20 % bis 25 %
abgebaut werden. Darüber hinaus soll der Landkreis Miltenberg aus dem BAT
aussteigen und eine leistungsbezogene Vergütung der Mitarbeiter einführen. Der
Staat hat nicht primär die Aufgabe, Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen oder
Jugendliche auszubilden, sondern er soll günstige Rahmenbedingungen für
Wirtschaft und Gewerbe schaffen. Daneben gilt, dass Arbeitsplätze, die mit der
Umlageerhöhung erhalten, in den Gemeinden abgebaut werden. Die überall
bestehende Überbürokratisierung und –regulierung soll sich durch den Abbau von
Verwaltungsstellen im öffentlichen Bereich bessern. Sie ist lästig, teuer und
für die Wirtschaft ausgesprochen kontraproduktiv.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Vorschläge heftig sind und bei vielen auf wenig Gegenliebe stoßen werden. Andererseits habe ich keine Lust, im Jahr 2005 erneut über eine Erhöhung der Kreisumlage zu streiten, was aber sicher der Fall sein wird, wenn nicht endlich Gegenmaßnahmen in die Wege geleitet werden, die eine nachhaltige und substantielle Besserung der öffentlichen Kassen zur Folge haben. Das Konzept “Intelligentes Sparen” wird uns nicht retten, wenn es nicht Wirkungen in einer ganz anderen Größenordnung hervorruft.
Ich möchte den Haushalt 2004 aber dennoch nicht
einfach vorbehaltlos ablehnen, sondern beantrage, der Kreistag möge beschließen,
dass
- die
Kreisumlagenerhöhung nur für ein Jahr gilt,
- das laufende Jahr mit den Mitteln aus der
Umlageerhöhung dazu genutzt wird, Maßnahmen wie vorgeschlagen mit einem
vergleichbaren Einsparpotential verbindlich auf den Weg zu bringen.
Kreisrätin Becker-Scharrer stellte richtig, dass die
Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen nicht allen Einzelhaushalten zugestimmt
und einen Null-Haushalt abgelehnt hätten. Was den Bereich Tourismus betreffe,
sei man der Meinung, dass dieser “Riese” trotz 90 % Zuschuss und einer
Fachkraft schlafe. Dazu, dass Landrat Schwing bisher alle Reden kommentiert
habe, sagte sie, es wäre gut, wenn Landrat Schwing die Meinungen der einzelnen
Kreistagsmitglieder im Raum stehen lassen würde.
Landrat Schwing sagte dazu, dass er es für seine
Pflicht halte, Dinge richtigzustellen.
Kreisrat Dr. Kaiser wies darauf hin, dass Landrat
Schwing und Kreisrat Andre Punkte, die Bund und Land betreffen, aus ihrer Sicht
einseitig beurteilt hätten. So habe Landrat Schwing die Kosten im Bereich
Kinder- und Jugendhilfe kritisiert, aber nicht bedacht, dass die gesetzliche
Grundlage dafür aus der Ära Kohl stamme. Eine Änderung bezüglich des
Missbrauchs sei aber bereits in Bearbeitung. Wenn Landrat Schwing
Bundeswirtschaftsminister Clement bezüglich der Zusammenlegung von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe kritisiere, dürfte nicht vergessen werden, dass
der Bundesrat abgeblockt habe, obwohl im Vermittlungsausschuss Vorschläge der
Union vorgelegen hätten. Ein weitere Punkt sei die Klage über den Verfall der
Gewerbesteuer. Diese Klage sei berechtigt. Nachdem die Union hier abgeblockt
habe, seien 4,2 Mrd € “den Bach hinuntergegangen”. Es wäre interessant zu
erfahren, ob man die Gewerbesteuer künftig wolle oder deren Abschaffung
wünsche.
Die Landespolitik sei nach Meinung von Kreisrat Dr.
Kaiser nur moderat kritisiert worden. Leider sei der Bayer. Landkreistag einer
der zurückhaltendsten aller Spitzenverbände. Den Mitteilungen des Bayer.
Landkreistages könne entnommen werden, dass im Staatshaushalt 2005 nochmals
1,13 Mrd € gestrichen werden sollen. Die Folge werde eine schwierige und
problematische Entwicklung sein. Dass die Bayer. Staatsregierung im Jahr 2006
einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen wolle, habe seinen Grund darin, dass
2006 Wahljahr sei.
Bezüglich der Personalkosten sprach sich Kreisrat Dr.
Kaiser dafür aus, dass diese auf den Prüfstand kommen. Unter Hinweis auf die
Tätigkeit von Landrat Schwing im Innovationsring bat Kreisrat Dr. Kaiser darum,
in einer der nächsten Sitzungen bekanntzugeben, was bis jetzt erreicht worden
sei.
Kreisrat Dotzel stellte fest, dass die
Haushaltsberatungen 2004 auf Kreisebene besonders schwierig seien. Der Spagat
zwischen den Erwartungen der Kommunen und der Erfüllung der Aufgaben des
Landkreises sei kaum zu schaffen. Die finanzielle Situation werde sich in den
Jahren 2005 und 2006 noch dramatischer gestalten als im Jahr 2004. Solidarität
unter den kommunalen Ebenen sei deshalb oberstes Gebot. Die vier Spitzenverbände
der Kommunen sollten sich gegenseitig stützen und helfen und nicht
“zerfleischen”. Darüber würden sich nur die Parlamentarier in Bund und Land
freuen.
Bei gleichem Hebesatz von 21,95 % habe der Bezirk
Unterfranken im Jahr 2004 16 Mio €
weniger in der Kasse. Nur aufgrund der Erhöhung des Finanzausgleichs durch den
Freistaat Bayern von 300 Mio € auf 440 Mio € habe diese Lücke geschlossen
werden können, denn der Bezirk Unterfranken erhalte im Jahr 2004 35,1 Mio € statt 23 Mio € im Jahr 2003. Der
Verteilungsschlüssel müsse gerecht sein, weshalb bei der Festlegung der
Kriterien im Jahr 2004 eine Verbesserung zugunsten des Bezirks Unterfranken
erwartet werde. Vor allem müssen Sparanreize eingebracht werden, damit die
sparsamen Bezirke belohnt werden.
Der Bezirk Unterfranken habe den Haushalt 2004 wie in
den vergangenen Jahren in der zweiten Dezember-Hälfte des Vorjahres, also im
Dezember 2003, verabschiedet. Er habe im Jahr 2004 den genügsamsten Haushalt
und mit Abstand die geringste Bezirksumlage Bayerns. Alle übrigen Bezirke
erheben zwischen 23 % und 27 % Umlage. Die rechtsaufsichtliche Würdigung durch
das Bayer. Innenministerium habe eine solide Haushaltsführung bestätigt.
Entgegen unwahren Behauptungen habe der Bezirk Unterfranken keine
"Fettpolster”, sondern nur eine Mindestrücklage von 3,2 Mio, die gesichert
bleiben müsse. Ihm (Kreisrat Dotzel) dränge sich der Verdacht auf, dass sich
die bisherigen Redner zum Kreishaushalt nicht ernsthaft und sachlich mit den
Zahlen des Bezirkshaushalts auseinandergesetzt und diesen nur polemisch
schlechtgeredet haben.
Wo liegen denn die Probleme beim Kreishaushalt 2004?
Durch die geringe Bezirksumlage und erhöhte Schlüsselzuweisungen sowie die
geringe Krankenhausumlage fehlen im Kreishaushalt 2004 gegenüber 2003 nur 300.000,00
€ an Einnahmen. Die Umlagekraft des Landkreises Miltenberg liege zwischen den
Zahlen von 1999 und 2000. Die Zeiten der großen Zuwächse bei der Steuerkraft
dürften endgültig vorbei sein. Dem Landkreis Miltenberg fehlen nur rd. 0,4 %
Kreisumlage, um auf die Einnahmen von 2003 zu kommen. Den Landkreis Miltenberg
belasten die Ausgabenfelder. Es gebe ein soziales Flechtwerk mit gesetzlich
festgelegten Aufgaben. Da die Sozial- und Jugendhilfeausgaben (Einzelplan 4)
überproportional angestiegen seien, werden zum Ausgleich zusätzlich ca. 2,2 %
Kreisumlage benötigt. Die übrigen 0,9 % Kreisumlage werden für höhere
Schülerbeförderungskosten und tarifliche Steigerungen bei den Personalkosten
benötigt. Fazit: Es seien dringend gesetzliche Veränderungen erforderlich, in
erster Linie seitens des Bundes. Die vier kommunalen Spitzenverbände hätten
deshalb Handlungsfelder erarbeitet, mit denen sich die Parlamentarier in Bund
und Land umgehend auseinandersetzen müssen. Ansonsten werden die Kommunen
weiter belastet und Städte und Gemeinden können die Umlagelast nicht mehr
tragen. Wer den Kreishaushalt 2004 aus fadenscheinigen Gründen ablehne, handle
verantwortungslos. Da es zum Kreishaushalt 2004 keine vernünftige Alternativen
gebe, müsse ihm zugestimmt werden, damit der Landkreis Miltenberg die ihm
übertragenen Aufgaben erfüllen könne.
Aus der Sicht eines Bürgermeisters stimmte Kreisrat
Spinnler Landrat Schwing in seiner Zukunftsprognose zu und bemerkte, er
befürchte ebenfalls, dass durch die politischen Entscheidungen auf
verschiedenen Ebenen die Schwächeren in Zukunft leider immer schwächer werden.
Kämmerer Straub habe erklärt, dass die 32 Landkreisgemeinden zusammen aufgrund
der gesunkenen Steuerkraft und trotz Erhöhung der Kreisumlage um 3,5 % im Jahr
2004 ca. 631.000,00 € weniger an Kreisumlage zu entrichten hätten als im Jahr
2003. Bezüglich des Marktes Sulzbach a.Main sehe das jedoch schon ganz anders
aus. Im Jahr 2004 steige hier die Belastung durch die Kreisumlage um 470.000,00
€. Gleichzeitig erhalte der Markt Sulzbach a.Main 432.000,00 € weniger
Schlüsselzuweisungen als 2003. Außerdem werde der Anteil an der Einkommensteuer
um 70.000,00 € zurückgehen. Allein diese drei Positionen bedeuten ein Minus von
972.000,00 € im Vergleich zu 2003. Wenn es gut gehe, werde Sulzbach a.Main im
Jahr 2004 noch eine Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt in Höhe
von ca. 50.000,00 € haben. Das seien die Folgen der politischen Entscheidungen
auf allen Ebenen für die Schwächsten der Schwachen.
Wo seien die Schuldigen für diese Finanzmisere? Er
(Kreisrat Spinnler) wolle nicht mit dem Finger auf Brüssel und Straßburg
deuten, obwohl das, was dort passiere und z.Z. durch die Presse gehe, auf einen
riesigen Selbstbedienungsladen hinweise. Seines Erachtens sitzen die Schuldigen
in Berlin, München und Würzburg.
Im Bund deshalb, weil der Bund nicht fähig sei, eine
vernünftige Kommunalfinanzreform auf den Weg zu bringen. Der vor Weihnachten
2003 im Vermittlungsausschuss zustande gekommene Kompromiss (Senkung der
Gewerbesteuerumlage) habe den Gemeinden nichts gebracht. Wenn die Konzerne
aufgrund der dilettantische Steuergesetzgebung der Bundesregierung keine
Körperschaftssteuer mehr zahlen müssen, zahlen sie auch keine Gewerbesteuer und
dann nütze eine Senkung der Gewerbesteuerumlage auch den Gemeinden nichts.
Die Schuldigen sitzen aber auch in München, denn die
Sparpolitik des Freistaates Bayern belaste auch die Kommunen. Es sei nur an
drei Dinge erinnert:
- Kürzung Kfz-Steuer: 390
Mio € in 2004
- Kürzung Abwasserförderung: 144
Mio € in 2004
- Kürzung Krankenhausfinanzierung: 40 Mio € in 2004.
Dazu kommen die R 6- und G
8-Beschlüsse, die trotz aller Dementis von den Landkreisen und Gemeinden
erhebliche Opfer fordern.
Letztlich sitzen die Schuldigen
auch beim Bezirk Unterfranken in Würzburg. Diesbezüglich gebe es nichts zu
wiederholen, die Argumente seien von den verschiedenen Rednern bereits
vorgetragen worden. Durch die unverantwortliche Politik des Schuldenabbaus und
der Rücklagenanhäufung zulasten der Landkreise und damit der Gemeinden habe der
Bezirk Unterfranken den Kommunen einen “Bärendienst” erwiesen. Dazu kommen noch
die Mittel für die Kulturstiftung, die den Umlagezahlern als Rückfluss
vorenthalten werden.
Nach Meinung von Kreisrat
Spinnler gebe es keine Solidarität von oben nach unten, sondern nur eine
Verteilungspolitik nach dem Motto “den Letzten beißen die Hunde”. Dabei sei
Geld genug vorhanden gewesen. Nur ein letztes Beispiel: Die Bundesregierung
gebe im Jahr 2004 ca. 90 Mio € für Öffentlichkeitsarbeit aus. Das Geld könnte
man getrost einsparen, denn etwas, was nichts tauge, könne auch mit noch soviel
Beraterhonoraren und der besten Werbung nicht an den Mann oder die Frau
gebracht werden.
Kreisrat Ripperger wies darauf hin, dass der Kreistag
auch eine Verpflichtung gegenüber den sozial Schwachen habe. CSU und SPD führen
das “S” für “sozial” in ihrem Parteinamen. Ein Viertel des Haushaltsplanes 2004
betreffe den Sozialbereich, zähle man den Bezirk dazu, seien es sogar 60 % bis
70 %. In diesem Bereich seien Fallzahlen, Ausbildungsförderung und
Kindergartenbeiträge enorm gestiegen. Hinter den Fallzahlen stehen die
schwächsten Bürger und Bürgerinnen des Landkreises Miltenberg. Ein Großteil
davon sei von Arbeitslosigkeit betroffen. Dies sollte bei der Verabschiedung
des vorliegenden Haushalts berücksichtigt werden. Die CSU-Fraktion werde dem
Haushaltsplan 2004 auch im Hinblick auf ihre soziale Verantwortung zustimmen.
Es wäre schön, wenn auch die SPD-Fraktion dieses Verantwortungsbewusstsein
zeigen würde.
Kreisrat Trützler erinnerte daran, dass so eine der
Sache nicht dienliche Abstimmungskoalition zur Gründung der Neuen Mitte geführt
habe. Mit der Aussage, Landrat Schwing eine regierungsfähige Mehrheit
verschaffen zu wollen, sei man damals in den Wahlkampf gezogen. Die Wähler und
Wählerinnen hätten die Neue Mitte mit vier Mandaten ausgestattet. Heute werden
die Mitglieder der Fraktion Neue Mitte ihr Versprechen einlösen.
Kreisrat Rüth teilte mit, dass der Freistaat Bayern in
2004 1,6 Mrd € Steuerausfälle habe. Das Stattgeben von SPD-Anträgen hätte zu
1,2 Mrd € Mehrausgaben geführt. Dass die Einführung der R 6 den Landkreisen
Mehrkosten verursacht habe, stimme. Der Freistaat Bayern übernehme für die R 6
jedoch 6 Mio €. Bedacht werden sollte in diesem Zusammenhang auch, dass die
Ursache für die Mehrkosten nicht allein die Einführung der R 6, sondern auch
die hohen Schülerzahlen seien. Bezüglich des G 8 sei von Anfang an klar
gewesen, dass es kommen und Mehrkosten verursachen werde. Es gebe bereits eine Einigung
zwischen der Bayer. Staatsregierung und den Kommunalen Spitzenverbänden, wonach
der Freistaat Bayern für das G 8 90 Mio
€ gewähren werde. Was die Zahlung von Gastschulbeiträgen durch den Landkreis
Miltenberg betreffe, sollte bedacht werden, dass, wenn keine Gastschulbeiträge
gezahlt würden, neue Schulen gebaut werden müssten.
Kreisrat Bieber sagte, er könne sich nicht erinnern,
dass die Ablehnung eines Haushaltsplanes mit einer solchen Vehemenz und aus
parteipolitischen Gründen wie heute geschehe sei. Bemerkenswert sei in den
letzten Wochen das Verhalten der SPD-Fraktionsmitglieder und besonders dessen
Vorsitzenden, Kreisrat Dr. Schüren gewesen. Dieser habe an den Vorberatungen
teilgenommen, Verantwortungsbewusstsein gezeigt und Verständnis für die Kreisumlagenerhöhung
geäußert. Danach sei er an seinen Parteikollegen Dr. Kaiser geraten, der ihm
das Rückgrat genommen und zusammengefaltet in die Haushaltsberatungen geschickt
habe. Kreisrat Dr. Schüren habe Gehorsam bewiesen. In der Kreisausschusssitzung
am 23.03.2004 sei niemandem bekannt gewesen, warum die SPD-Mitglieder die
Zustimmung zum Haushalt verweigert haben. Dies habe man erst am nächsten Tag
aus der Presse erfahren.
Kreisrat Bieber erinnerte sodann daran, dass Kreisrat
Dr. Schüren den Vorsitzenden des Bayer. Gemeindetages anlässlich der
Verabschiedung des Haushaltsplanes 2003 den Vorsitzenden des Bayer.
Gemeindetages, Kreisverband Miltenberg, als “scharfzähnigen Löwen” bezeichnet
habe, der mit der Front der Bürgermeister in Erlenbach a.Main mit Biss
gestartet und in Röllbach als Bettvorleger gelandet sei. Im Hinblick auf sein
Verhalten könne man heute sagen, Kreisrat Dr. Schüren hänge jetzt als
“Waschlappen” an der Leine von Kreisrat Dr. Kaiser.
Kreisrat Berninger (Vorsitzender des Bayer. Gemeindetages,
Kreisverband Miltenberg) dankte allen Fraktionen dafür, dass sie bei den
Entscheidungen im letzten Jahr auch die Finanzlage der kreisangehörigen
Kommunen im Auge behalten hätten. Dies gelte nicht nur für die im Kreistag
vertretenen Bürgermeister, sondern für alle Kreistagsmitglieder, vermutlich als
Folge des enormen Drucks, den die sog. “Bürgermeistermafia” im Sinne ihrer
Städte und Gemeinden auf vielen Ebenen ausgeübt habe. Dass im Jahr 2004 trotz
aller Anstrengungen eine drastische Erhöhung der Kreisumlage nicht zu
verhindern sein werde, sei nicht die Schuld dieses Gremiums. Genauso wenig
werde es Schuld des Kreistages sein, wenn sich für 2005 offensichtlich schon
heute eine weitere Erhöhung ankündige.
Zum Kreishaushalt 2004 gebe es im wesentlichen drei
Meinungen:
- Die
Meinung der CSU-Fraktion sei fachlich und sachlich vernünftig.
- Die Freien Wähler sagen Ja, geben jedoch zu
bedenken, dass die Kommunen zu stark belastet werden und hätten Vorschläge
unterbreitet, um diese Belastungen abzumildern.
- Die SPD-Fraktion sage ebenfalls Ja, glaube
aber, wegen der Finanzausstattung der Kommunen ein Zeichen setzen zu müssen.
Bezüglich der Meinung der Freien Wähler
sei folgendes zu sagen: Die Haushaltslage 2004 sei bereits 2003 zu erwarten
gewesen. Es sei anerkennenswert, dass Sparvorschläge unterbreitet worden seien,
leider seien sie zu spät gekommen. Einige Vorschläge seien nicht umsetzbar bzw.
schon längst umgesetzt, z.B. bezüglich der Personalkosten. Einige Vorschläge
seien überlegenswert, hätten jedoch keine Auswirkungen auf den Haushalt 2004.
Es bleibe der Vorschlag, die Rücklage zu senken. Dies wäre legitim, weil viele
Gemeinden auch keine Rücklagen mehr hätten. Das Problem sei, dass die
Zukunftsaussichten keine Besserung versprechen. Ein Absenken der Rücklage würde
den Kreistag im nächsten Jahr wieder einholen und die Probleme nicht dauerhaft
lösen.
Die SPD-Fraktion fordere eigenes
konsequentes Handeln. Dazu wäre eine Ablehnung der Haushalte der Gemeinden
notwendig. Frage: Welcher SPD oder auch FW-Bürgermeister-kollege habe seinen
eigenen Haushalt abgelehnt, um ein Zeichen zu setzen?
Im übrigen: Die verantwortlichen
Politiker sitzen hier. Nicht die Regierungen verabschieden Gesetze, sondern die
Parlamente. Daher müssen unsere Abgeordneten Rüth und Dr. Kaiser (nicht
Ministerpräsident Stoiber) und Zöller und Wright (nicht Bundeskanzler Schröder)
in die Pflicht genommen werden. Die Bezirke, die mit den Städten und Gemeinden
sowie den Landkreisen eine kommunale Einheit bilden, sollten jedoch außen vorgelassen
werden.
Kreisrat Dr. Schüren äußerte sich verwundert über die
Kritik, dass die SPD-Fraktion den Haushalt 2004 nicht wegen der 3,5 %-igen
Umlageerhöhung, sondern aus parteipolitischen Gründen ablehne. Dies sei nach
Meinung der SPD-Fraktion in diesem Jahr notwendig.
Der Kreistag fasste sodann auf Empfehlung des Kreisausschusses vom 23.03.2004 mit Stimmenmehrheit folgende
B e s c h l ü s s e :
1. Das von der Landkreisverwaltung vorgelegte Investitionsprogramm wird genehmigt (Art. 64 Abs. 2 LKrO).
2. Der
Finanzplan, der von der Verwaltung der Entwicklung angepasst bzw.
fortgeschrieben ist, wird angenommen (Art. 64 LKrO).
3. Der
Stellenplan für die Verwaltung wird genehmigt (Art. 58 Abs. 3 LKrO).
4. Die
Landkreisverwaltung (Landrat und Kämmerer) wird ermächtigt, die in § 2 Abs. 1
der Haushaltssatzung aufgeführten Kredite in Höhe von 5,550.000,00 € im
Haushaltsjahr 2004 bei der Bank mit dem günstigsten Zinssatz aufzunehmen.
5. Die
Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2004 wird gemäß Art. 55 ff LKrO
erlassen.
Landrat Schwing dankte abschließend den Kollegen und
Kolleginnen, die dem Haushalt 2004 in einer so schwierigen Zeit zugestimmt
haben.