Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Jahresrechnung 2002 des Landkreises Miltenberg: a) Örtliche Prüfung b) Feststellung
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 15.12.2003 KT/010/2003 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses,
Kreisrat Hein, führte aus, dass der Rechnungsprüfungsausschuss die
Jahresrechnung 2002 des Landkreises Miltenberg in acht Sitzungen geprüft habe.
Die Ergebnisse der Prüfung seien im vorliegenden Jahresbericht zusammengefasst.
Der Rechnungsprüfungsausschuss habe diesem Bericht am 02.12.2003 zugestimmt.
Der Bericht erhalte im formellen Teil die Ergebnisse zur Jahresrechnung 2002
und Analysen zur derzeitigen Finanzsituation des Landkreises Miltenberg.
Im Zusammenhang mit der finanziellen Lage des
Landkreises Miltenberg werde auf folgende wichtige Feststellungen hingewiesen:
Die Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt habe im Jahr 2002 rd.
3,657.000,00 € betragen. Gegenüber dem Vorjahr bedeute dies eine Minderung um
ca. 1,5 Mio €. Die Zuführung 2002 habe damit nur noch 2,1 % des Gesamtvolumens
des Verwaltungshaushalts erreicht. Hier zeichne sich eine dramatische negative
Entwicklung der freien Investitionen ab. Im laufenden Jahr 2003 werde selbst
dieses Ergebnis nicht erreicht werden können. Nach Berechnungen auf der
Grundlage der Haushaltsansätze werde die Investitionsrate 1,156.000,00 €
betragen und damit ca. 1,47 % der Gesamteinnahmen des Verwaltungshaushalts erreichen.
In den vergangenen Jahren hätten die Investitionsraten zwischen 7,17 % im Jahr
1996 und 3,9 % im Jahr 2001 betragen.
Unter Berücksichtigung der anstehenden
Investitionsmaßnahmen seien in den kommenden Jahren finanzielle Entpässe und
eine äußerst angespannte Haushaltslage zu erwarten. Nach Auffassung des
Rechnungsprüfungsausschusses sei der Landkreis Miltenberg ab sofort gehalten,
- Einsparungen
in allen Bereichen des Kreishaushalts zu erreichen,
- kostenträchtige
Investitionsmaßnahmen zu strecken,
- Netto-Neuverschuldungen wegen der höheren
Zins- und Tilgungsbelastungen möglichst zu vermeiden und
- alle
Einnahmemöglichkeiten auszuschöpfen.
Zum aktuellen Schuldenstand habe der
Rechnungsprüfungsausschuss folgende Anmerkungen: Zum Jahresende 2002 habe der
Schuldenstand des Landkreises Miltenberg 40,858.444,95 € und die Pro
Kopf-Verschuldung 311,01 €/Einwohner betragen. Der Landesdurchschnitt 2001 habe
sich auf 209,00 €/Einwohner belaufen. Der Schuldenstand des Landkreises
Miltenberg sei Ende 2002 somit um rd. 50 % höher als der Landesdurchschnitt
gewesen. Nach der Finanzplanung werde sich der Schuldenstand in den kommenden
Jahren (bis 2006) unter Berücksichtigung der gleichzeitigen Tilgungen und der
bestehenden Haushaltseinnahmereste (aus 2002) um ca. 14 Mio € erhöhen. Der
Rechnungsprüfungsaus-schuss sei der Auffassung, dass diese
Netto-Neuverschuldung wegen der damit zusammenhängenden Folgekosten und den
höheren Zins- und Tilgungsleistungen sehr kritisch gesehen werden müsse.
Der materielle Teil des Berichts
enthalte umfangreiche Feststellungen, die in Teilbereichen Rückerstattungen an
den Landkreis Miltenberg zur Folge haben. Geprüft worden seien die Umbau- und
Erweitungsmaßnahmen an der Staatl. Realschule Miltenberg und der V.
Bauabschnitt (Gesundheitsamt) des Landratsamtes Miltenberg. Allgemein sei
festzustellen, dass die Baumaßnahmen teilweise abweichend von den im
Bauausschuss getätigten Vergaben durchgeführt und abgerechnet worden seien.
Mengenmehrungen, Nachträge und zusätzliche Regieleistungen seien sehr oft an
der Tagesordnung. Der Rechnungsprüfungsausschuss sei mit diesem Problembereich
seit über 10 Jahren befasst. Durch Abweichungen von den beauftragten
Leistungsverzeichnissen ergeben sich immer wieder Mehrkosten. Hinzu komme, dass
sehr viele Nachträge nicht vom
Bauausschuss (auch nicht nachträglich) beauftragt worden seien.
Aktuell sei z.B. in einem besonders
gravierenden Fall festgestellt worden, dass von den im Leistungsverzeichnis
enthaltenen 271 Positionen lediglich 124 (ca. 46 %) zur Ausführung gekommen
seien. Obwohl damit der überwiegende Teil des Leistungsverzeichnisses (54 %)
entfallen gewesen sei, seien Mehrkosten von rd. 36.000,00 € gegenüber der
Vergabesumme entstanden. Ein Teil der
gezahlten Kosten seien somit nicht sog. Wettbewerbspreise gewesen. In diesen
Fällen bestehe leider immer der Verdacht, dass zuviel gezahlt worden sei. In
vielen Fällen seien aufgrund der Feststellungen im Nachhinein Rückzahlungen
erfolgt. Dies könne anhand der Prüfungsberichte der vergangenen 10 Jahre bewiesen
werden. Der Rechnungsprüfungsausschuss fordere daher von den Beteiligten mehr
Sorgfalt bei der Grundlagenermittlung vor Vergabe von Leistungen und während
der Ausführung von Bauleistungen einen sensibleren Umgang mit den zur Verfügung
stehenden Ausgabemitteln.
Die Baukosten der Sickerwasserleitung
und Sickerwasserreinigungsanlage an der Kreismülldeponie Guggenberg seien
vollständig geprüft worden. Für die Sickerwasserreinigungsanlage sei noch ein
Erstattungsfall für die Kassenversicherung zu bearbeiten.
Weiter sei festgestellt worden, dass die
Mehrwertsteuer für verschiedene Broschüren und Druckerzeugnisse von Firmen
nicht mehr dem verminderten Steuersatz berechnet worden seien. Der
Rechnungsprüfungsausschuss habe hier Berechnungsänderungen und Erstattungen
veranlasst.
Im Bereich Kommunale Jugendarbeit seien
die Abrechnungen für verschiedene Veranstaltungen, Materialbeschaffungen sowie
die Zahlungen für Zeltplätze geprüft und ebenfalls Rückzahlungen festgestellt
worden.
Mit der Prüfung der Rechnungsunterlagen
der “Stiftung Altenhilfe im Landkreis Miltenberg” habe die Regierung von
Unterfranken das Landratsamt Miltenberg beauftragt. Dieser Auftrag sei von der
Revision des Landratsamtes erledigt worden. Nach deren Feststellung werden die
Erträge aus dem Stiftungsvermögen satzungsgemäß verwendet.
Die Überwachung der
Rückstandsverzeichnisse für Kostenanforderungen des Landratsamtes Miltenberg
sei Aufgabe der Revision. Um künftig hohe Rückstände zu vermeiden, werde das
Kostenanforderungsverfahren geändert werden müssen. Hierzu werde ein Vorschlag
erarbeitet.
Die stichprobenweise Überprüfung von
Kostenaufwand, Organisation, Bestand und Kundenstatistik der Medienzentrale
habe folgendes ergeben: Im Zeitraum 01.01. bis 31.12.2002 seien 2.077
Verleihvorgänge registriert. Besonders gefragt gewesen seien
VHS-Videokassetten. Aus der Kundenstatistik für 2002 sei ersichtlich, dass
insbesondere die Volksschulen Erlenbach a.Main, Großheubach, Amorbach und
Miltenberg das Angebot der Medienzentrale annehmen. Die übrigen Volksschulen
beanspruchen die Medienzentrale weitaus geringer. Mit Ausnahme des
Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg nehmen die weiterführenden Schulen das
Angebot der Medienzentrale nur unzureichend in Anspruch. Weitere Kunden der
Medienzentrale seien im Jahr 2002 einige Freiw. Feuerwehren, Kindergärten und
Privatpersonen gewesen.
Eine bessere Annahme des Medienangebotes
könnte nach Auffassung des Rechnungsprüfungsausschusses erreicht werden, wenn
- in
die Werbung das Staatl. Schulamt eingebunden,
- Lehrkräfte
an den Vorführgeräten ausgebildet,
- Abholdienste
mit den Schulen und evtl. Städten, Märkten und Gemeinden organisiert,
- zur
Aus- und Rückgabe der Medien der Bürgerservice eingeschaltet,
- bestellte
Medien in der Dienststelle Obernburg a.Main ausgeliefert,
- Verbände
und Vereine mit Jugendarbeit angesprochen würden und
- die
Medienzentrale ihr Angebot Ortsvereinen vorstellen könnte.
Zusammenfassend habe der
Rechnungsprüfungsausschuss festgestellt, dass die finanziellen Verhältnisse des
Landkreises Miltenberg geordnet seien und die Jahresrechnung 2002 gemäß Art. 88
Abs. 3 Landkreisordnung festgestellt werden könne. Die Jahresergebnisse seien
mit den Kassenbeständen verprobt und hätten Übereinstimmung ergeben.
Die Jahresrechnung 2002 enthalte wie die
Jahresrechnungen der Vorjahre Haushaltseinnahme- und –ausgabereste im
Vermögenshaushalt. Dies seien Gelder für bestimmte Maßnahmen, die im laufenden
Jahr nicht oder nicht vollständig durchgeführt und deren Abwicklung sich ins
nächste Jahr verschiebe. Mit dem Zustimmungsbeschluss zur Jahresrechnung 2002
erkenne der Kreistag auch die Bildung dieser Haushaltsreste an.
Der Leiter der Revision, Verwaltungsoberamtsrat Wöber,
gab bekannt, dass die Jahresrechnung 2002 des Landkreises Miltenberg vom Rechnungsprüfungsausschuss
geprüft worden sei. Die Prüfungsergebnisse und Abschlusssummen seien im Bericht
des Kreisrechnungsprüfungsamtes vom 02.12.2003 enthalten. Den Bericht könne
jedes Kreistagsmitglied im Kreisrechnungsprüfungsamt einsehen.
Der Rechnungsprüfungsausschuss habe am 02.12.2003 dem Kreisausschuss und dem Kreistag die Feststellung der Rechnungsergebnisse empfohlen.
Kreisrat Dr. Fahn sagte, die hervorragende Arbeit der
Mitarbeiter der Revision spare dem Landkreis Miltenberg jährlich erhebliche Beträge.
Bezüglich der Inanspruchnahme der Medienzentrale schlug er vor, die Schulen
entsprechend einzubeziehen.
Auf Befragen von Kreisrat Dr. Fahn, inwieweit der
Bereich Tourismus geprüft worden sei, teilte Verwaltungsoberamtsrat Wöber mit,
dass dieser Bereich nächstes Jahr in das Prüfprogramm aufgenommen werden könne.
Kreisrat Kern dankte dem Vorsitzenden des
Rechnungsprüfungsausschusses für die Berichterstattung und den
Ausschussmitgliedern sowie den Mitarbeitern der Revision für die gute und
vertrauensvolle Zusammenarbeit. Im Bericht sei erwähnt worden, dass die
Investitionsrate in den letzten 10 Jahren gesunken sei. Dies sei bedauerlich.
In Anbetracht von Punkt 9 der
Tagesordnung für die heutige Sitzung “Erweiterung, Umbau und Generalsanierung
von Julius-Echtehr-Gymnasium/Staatl. Realschule Elsenfeld” werde aber gehofft,
dass es in den kommenden Jahren wieder aufwärts gehe. Zukunftsaufgabe sei
jedoch Sparen und sorgfältiger Einsatz der vorhandenen Mittel.
Die Frage von Kreisrat Kern nach der Höhe der Einsparungen
für den Landkreis Miltenberg wurde von Verwaltungsoberamtsrat Wöber wie folgt
beantwortet: Dieses Jahr habe der Rechnungsprüfungsausschuss überwiegend
Baumaßnahmen geprüft. Die Einsparungen aus der Summe aller Prüfberichte dürften
sich auf 40.000,00 € bis 50.000,00 € belaufen. Aus dem Vorjahr werden noch
zurückfließende Gelder in Höhe von 100.000,00 € bis 110.000,00 € erwartet.
Durch den Kreistag wurde sodann auf Empfehlung des
Kreisausschusses vom 11.12.2003 einstimmig folgendes
b e s c h l o s s e n :
Die geprüfte Jahresrechnung 2002 des Landkreises
Miltenberg wird mit folgenden Soll-Er-gebnissen festgestellt:
Verwaltungshaushalt: Einnahmen und
Ausgaben 78,396.827,33
€
Vermögenshaushalt: Einnahmen und
Ausgaben 13,165.859,05
€