Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Haushaltsplan 2004 für das Kreisjugendamt Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 17.11.2003 JHA/009/2003 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing bemerkte, daß zumindest die im
Jugendhilfeausschuß vertretenen Kreistagsmitglieder verwundert sein werden, daß
die Vorberatung des Jugendamtsetats bereits heute stattfinde. Anläßlich der
Berichterstattung über die Haushaltsabwicklung 2003 in der Kreistagssitzung am
20.10.2003 habe er nämlich mitgeteilt, daß die Verwaltung die Haushaltsplanung
2004 vorerst eingestellt habe, weil noch zu wenige Zahlen und Fakten bekannt
seien. Einzige bekannte Zahl sei derzeit die Steuerkraft. Diese sei
katastrophal. Der Rückgang der Steuerkraft in Unterfranken betrage 9,8 %, im
Landkreis Miltenberg 9,5 %. Auch der Bezirk habe einen ähnlich hohen Rückgang
zu verzeichnen.
Im Einzelplan 4 bestehe im Jahr 2004 für Sozial- und
Jugendhilfe jeweils ein hoher Zuschußbedarf. Dies gelte insbesondere für den
Sozialhilfeetat aufgrund dramatischer Steigerung der Fallzahlen um 22,3 % seit
September 2003. Im Sozial- und Jugendhilfebereich werden insgesamt über 1 Mio €
zusätzliche Kosten entstehen. Die Haushaltsansätze 2003 werden in den beiden
Bereichen deutlich überschritten werden, was den Haushalt 2004 maßgeblich
beeinflussen werde. Mit erhöhten Kosten müsse auch im Personalbereich gerechnet
werden. Außerdem sei das Krankenhausdefizit abzudecken.
Das schlimmste sei jedoch, daß die
Schlüsselzuweisungen bis zum heutigen Tag noch nicht behandelt seien. Aufgrund
des Sparziels des Freistaates Bayern müsse der Landkreis Miltenberg
diesbezüglich mit schmerzhaften Einschnitten rechnen. Alle vier Spitzenverbände
hätten ein gemeinsames Schreiben an den Finanzminister auf den Weg gebracht.
Seitens des Freistaates Bayern sei dazu gesagt worden, es solle das Ergebnis
der Vermittlungsrunden im Bundesrat abgewartet werden. Ministerpräsident Dr.
Stoiber habe beim Bayer. Landkreistag geäußert, wenn im Bundesrat keine
Einigung erzielt werde, werde der Freistaat Bayern für seine Kommunen ein
Sofortprogramm auflegen. Es müsse damit gerechnet werden, daß erst Mitte Januar
2004 die Zahlen vorliegen, mit denen ein seriöser Kreishaushalt aufgestellt
werden könne.
Am 24.11.2003 werde der Sozialhilfeausschuß den
Haushaltsplanentwurf des Sozialamtes Miltenberg vorberaten, so wies dies heute
im Jugendhilfeausschuß erfolge. Bis zur Verabschiedung des Gesamthaushaltes bleibe
noch genügend Zeit, um für evtl. Korrekturen u.U. eine weitere Jugendhilfe-
oder Sozialhilfesitzung einzuberufen.
Bezüglich der allgemeinen Entwicklungen könne gesagt
werden, daß die Aussichten trübe seien. Der Ansatz des Jugendhilfeetats 2003
werde um ca. 366.000,00 € überschritten werden. Schon jetzt bedeuten 500.000,00
€ ¾ % mehr Kreisumlage. Von 2001 auf 2002 habe die Steigerung ca. 500.000,00 €
betragen, von 2002 auf 2003 ca. 656.000,00 €. Das seien 35 % mehr Zuschußbedarf
in zwei Jahren. Für 2004 soll sich der Ansatz nochmals um ca. 500.000,00 €
erhöhen, so daß sich der Zuschußbedarf für drei Jahre um rd. 50 % erhöhen
werde. Diese Entwicklung ”dramatisch” zu bezeichnen, sei nicht übertrieben.
Leider laufe diese Entwicklung ungebremst weiter. Sie könne aber nicht an die
Umlagezahler weitergegeben werden. Schon letztes Jahr hätten Finanzexperten
gesagt, daß, sollte die Wirtschaft nicht anspringen, diese Situation bis 2007
bestehen bleiben werde.
Landrat Schwing betonte, daß er dies nicht sage, um die
Mitglieder des Jugendhilfeausschusses zu erschrecken. Der Jugendhilfeetat sei
ein wichtiger Etat, es gebe aber noch weitere Etats, die auch zu ihrem Recht kommen wollen. Der Bayer. Landkreistag
habe bereits einen Katalog mit Forderungen erarbeitet und gesagt, daß zwar kein
sozialer “Kahlschlag” durchgeführt, aber überzogene Standards zurückgefahren
werden müssen. In diesem Zusammenhang sei auch gesagt worden, daß die
Beteiligung der Eltern erforderlich sei und darauf gedrängt werden müsse, daß
auch auf Bundesebene das Konnexitätsprinzip festgeschrieben werde. Im Gegensatz
zu Städten, Märkten und Gemeinden habe ein Landkreis kaum Möglichkeiten,
Einrichtungen zu schließen. Beim Landratsamt Miltenberg laufe zwar ein Projekt
“Intelligentes Sparen”, aber die Problematik des Einzelplanes 4 könne damit
auch nicht gelöst werden.
Jugendamtsleiter Winkler bemerkte, daß es wichtig sei,
die Problematik immer wieder bewußt zu machen. Der heute vorliegende
Haushaltsentwurf 2004 für das Kreisjugendamt Miltenberg sei in Absprache mit
dem Kreiskämmerer aufgestellt worden.
Kreisrätin Almritter bat um eine Aufstellung, aus der
ersichtlich sei, in welchen Heimen Jugendliche aus dem Landkreis Miltenberg
untergebracht seien, nach welchen Konzepten diese Heime arbeiten und welche
Kosten entstehen.
Aufgrund des Hinweises von Jugendamtsleiter Winkler,
daß es sehr zeitaufwendig wäre, die Konzepte der einzelnen Heime aufzulisten,
schlug Landrat Schwing vor, daß die Verwaltung eine Aufstellung über die mit
Jugendlichen aus dem Landkreis Miltenberg belegten Heime sowie die anfallenden
Kosten fertige und diesbezügliche Fragen beantworte.
Landrat Schwing dankte abschließend den Mitarbeitern
und Mitarbeiterinnen des Kreisjugendamtes für ihre Arbeit, die oftmals unter
schwierigsten Bedingungen geleistet werden müsse.
Nach ausführlichen Erläuterungen von Jugendamtsleiter
Winkler zum vorliegenden Haushaltsplanentwurf 2004 faßte der
Jugendhilfeausschuß nach kurzer Beratung einstimmig folgenden
B e s c h l u ß :
Der Haushaltsplan 2004 für das Kreisjugendamt
Miltenberg wird mit
Gesamtausgaben von 5,318.060,00 €
Gesamteinnahmen von 1,011.400,00 €
und einem Zuschußbedarf von 4,306.660,00 €
angenommen und dem Kreistag zur
Verabschiedung empfohlen.